•  
  •  

*******************************************************************

Meine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte. Passiert vor zwei Jahren.    Hier

*******************************************************************

EIN PAAR PRE-CHRISTMAS-MAGNUMS

So kurz vor Weihnachten treffen wir uns immer im Old Swiss Hous zum Turbot und Wiener Schnitzel. Und traditionellerweise hat jeder eine Magnum im Gepäck...

Als erstes kam der Pomerol ins Glas: Der 1989 L'Eglise-Clinet hat sich vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan entwickelt. André meinte, was eigentlich der Grund sei, dass ich diesem Wein nicht 20-Punkte geben würde. Ich sagte nur 1998 Pétrus. Also (19/20).

Der 1990 Latour zeigte aus der Magnum, dass es für die Normalflaschen wirklich jetzt irgendwie höchste Zeit ist. Das Bouquet ist verrückt, fast etwas verbrannt und so mehr an einen genialen Châteauneuf im Stil von Rayas oder Cuvée Céléstine erinnernd. Die Aromen, Anis, Kräuter, Rosinen, Teer in verschwenderischem Masse. Und so wie man vom Bouquet berauscht wird, enttäuscht dann der Gaumen halt leider ein Bisschen. Weil die Nase zu 60 % das verspricht, was der Gaumen zu 40 % hält. Aber gejammert auf ganz hohem Niveau. Normalflaschen liegen bei mir tiefer. Diese Magnum (19/20). 

Leider müffelte die 1966 Latour und erinnerte an eine ältere Wolldecke oder an einen 
Jutesack der schon ein paar Jahre im Keller lag. Der Gaumen dann halbüss und moosig, so wie es die Nase schon drohend annonciert wurde. Keine Bewertung.

Genial und der Wein des Abends: 1989 La Mission Haut-Brion. Wärmste Pessacnoten, füllig mit verschwenderischen Aromen. Eine Orgie die jeden ehrlichen Weinfreund umhaut. (20/20).

Ach ja - da stand ja auch noch eine Magnum 1994 Mouton-Rothschild. Die hatte der Wirt, Philippe Buholzer grosszügig hingestellt mit dem Hinweis, dass wir uns ja ab und zu mit einem Glas von unseren Weinen bei ihm revanchieren könnten. Machten wir gerne. (19/20) für die sich langsam öffnende Magnum aus dem kalten Old-Swiss-House-Keller.

Und da kam noch eine weiterere, letzte Wein Magnum aufs Trapez. Ich dekantiere ihn gleich zu Beginn des Abend. Der 1975 La Mission Haut-Brion duftet, ja riecht förmlich nach Pferdestall, nach Perubalsam, nach Jodtinktur, nach frisch gestochenem Torf und getrockneten Baumnussschalen. Im Gaumen sind die Tannine noch präsent und wollen einfach - auch nach 35 Jahren - noch nicht so richtig vorwärts machen. Ein Schwarzenegger-Wein mit Muskeln, Kanten und Ecken. Der Terminator unter den grossen Graves-Weinen. Nicht für jedermann - aber für uns schon: (20/20).

*******************************************************************

UNCHE VALPE MILA PAL MOU GRANYQU

Zugegeben – der 2009 Riesling Unendlich F.X. Pichler ist im Prinzip nicht gerade der ideale Aperowein. Aber gemessen an dem, was nachher noch aufgefahren wurde, scheint die Idee von Thomas durchaus Anklang gefunden zu haben. Es wäre ein Riesling mit einer gigantischen Zukunft gewesen, wenn wir ihn nicht an unserem obligaten Vorweihnachtstreffen schon geköpft hätten. Glücklicherweise war er nicht zu kalt und so explodierte der weisse Pfirsich im Innern des Extraktes gleich zu Beginn. (20/20).

Dann wechselten wir die Farbe und als Erstes wählte ich den 1997 Cheval Blanc vom Gabentisch. Ich war positiv überrascht, denn im Hinterkopf hatte ich den heute noch wenig zu gefallenden Haut-Brion 97 vor ein paar Wochen im Hinterkopf. Der Cheval ist recht jung, floral, würzig mit viel Samt. Die frühere Bitterkeit scheint jetzt sich langsam zu integrieren. (18/20).

Irgendjemand hatte da einen 1995 Pétrus im Handgepäck. Ich entschied mich, ihn ohne zu Dekantieren direkt ins Glas zu schenken. Zuerst zeigte sich der Wein leicht gummig und reduktiv mit Noten die an Hühnerfleisch und Glutamat erinnerten. Dann legte die Frucht zu und immer mehr frisch gepickte rote Beeren kamen im feinen Gewürzreigen zum Vorschein. Nach einer halben Stunde offenbarte er sein unkopierbares, verrücktes, unvergleichbares Pétrus-Parfüm. Insgesamt vom Grundgeschmack her etwa 40 % Pomerol und 60 % Richebourg zeigend. Also ein sehr burgundischer Petrus. Just am Anfang einer mindestens 20jährigen Genussphase. (19/20).

Als nächstes war Narkose angesagt; 1995 Valandraud. Immer noch sehr dunkel, immer noch geballt, mit viel Mocca bestückt und Frühstückspflaumen, herrliche Würze aufweisend. Ist und bleibt der beste Valandraud bis heute. Und – er zeigt auf, dass er nicht nur Bluff ist sondern jetzt auch wirkliche Grösse entwickelt. (19/20).  

Beim 1995 La Mission-Haut-Brion entschloss ich mich diesen eine Stunde zu Dekantieren. Das war aber eindeutig zu wenig, denn die Nase begann sehr reduktiv. So kompakt, fast böckserig, dass ich mich entschied mein Glas (die Hand abdichtend darüber haltend) und dann auch die Karaffe kurz zu schütteln. Die Rosskur half und so zeigte auch der Wein sein rossiges Aroma, viel Baumnussschalen, frisches Tabakblatt und eine schöne, aber nicht dramatische Tiefe. Der 95er-Mission war mir immer etwas zu leicht für den Jahrgang. Aber dafür zeigt er sich jetzt bald offenherzig und erinnert mich – von der Konstellation her – an den 66er. Hoffentlich folgt er diesem Beispiel in etwa 5 Jahren. (18/20).

Die mangelnde Tiefe vom Vorgänger wurde dann aber sofort vom mächtigen, aber auch gleichzeitig wunderschönen 1995 Latour kompensiert. Da ist viel Fleisch drin. Man könnte ihn mit einem dicken Angus-Porterhouse-Steak vergleichen. Königlich! So richtig mit soften Ecken (das ist ein Hinweis auf den Spender drin für Insider). Nachdem ich seine positive Entwicklung in letzter Zeit akribisch verfolge, lande ich hier jetzt mit gutem Gefühl bei der Maximalnote: (20/20). Die paar Flaschen, die ich in meinem Keller davon habe stehen mit etwas mehr als 200 Franken im Inventar. Kaufen hätte man sollen, werden sich jetzt nicht wenige Leser sagen.  

Aus Macht der Gewohnheit wollte ich eigentlich den 1989 Palmer nur geniessen und nichts mehr dazu schreiben. Denn schliesslich trank ich diese geniale Margaux-Grazie in diesem Jahr praktisch jeden Monat einmal. Doch es war die beste Flasche! Vielleicht lag es aber  auch am Gabriel-Glas? Es ist kein Witz! Viele Weine der letzten Jahre erlebe ich jetzt oft als bestes Erlebnis. Wer schon aus meinem Glas trinkt, wird dies zum grössten Teil bestätigen. Wer es noch nicht hat, der sollte zumindest ein paar Tests machen. Es gibt nichts Schlimmeres, wenn man zwischen der Flaschenfüllung und der eigenen Nase und dem Gaumen irgend etwas verpasst. Zumindest flippte ich aus ob diesem ruhigen Wein im immer lauter werdenden Restaurant, das sich – wie wir – zunehmend füllte.
Was mag wohl das Geheimnis an diesem grossen Palmer sein? Ich kann es mir nur so erklären, dass auf diesem Terroir die besten Merlots der Médocs wachsen. Die sind wohl so gut, dass diese mit den besten Pomerols mithalten können. Und bei einem Anteil von mehr als einem Drittel im Grand Vin ist das die sichere Bank des besten Burgunders des Médocs! (20/20).

Glücklicherweise war da auch noch eine Flasche 2002 Mouton Rothschild dabei. Denn einen Tag zuvor bekam ich nur eine Bonsai-Portion und deshalb goss ich mir ein gut angefülltes Glas davon ein. Und schrieb nur die Wertung aufs Papier: 20/20.

Zu guter Rotweinletzt: 1982 Penfolds Grange. Der ist seit 10 Jahren unverändert. Immer hochreif – immer wunderschön. Kein Über-Grange, sondern würzig, zimtig, pflaumig, feinsüss und sehr bekömmlich. (19/20).

Als dann der 1999 Château d’Yquem als Schlusselixier ins Glas kam, war ich fast in Tranche. So viele schöne Weine innert 5 Stunden. Daran kann und will ich mich nie gewöhnen. Ich mag halt lieber die feinen Sauternes. Und der 99er-Yquem ist halt eher ein erfrischender Barsac als eine konzentrierte Likördroge. Mirabellen, Safran und viel frische Aprikosen. Von meinem Tischnachbar vernahm ich das Aroma: «gut abgekühlter Honig». ALSO (da ist ein Hinweis auf den Argumentierer drin) ich weiss zwar nicht genau was er damit meinte, aber das Argument scheint, auf diesen Wein bezogen, absolut brauchbar.
Eigentlich wollten wir die offensichtlich mundende Creme Catalana dazu zu Zweit teilen, aber der vife, agile, pensionierte Hergiswiler (mit Appenzeller Wurzeln) rechts von mir, hatte das flache Förmli bereits eifrig leer geschabt, als ich den Dessertlöffel in die Hand nehmen wollte...

Wenn ich jetzt schreibe, dass wir an diesem laaaaaaaaaaaangern Nachmittag gejasst haben, dann könnte man vermuten, dass da lediglich vier Geniesser am Viel-Flaschen-Tisch sassen. Das stimmt ja eigentlich im Prinzip schon. Aber der Wirt Otto Zenger vom Rütli in Zug verzichtete grosszügig aufs Zapfengeld und setzte sich dafür mit einem fünften Glas gesellig an unseren Tisch. Und auch die Serviertochter Bea meldete sich ab und zu mit den Argumenten; den hatte ich noch nie, oder diese Flasche nimmt mich besonders wunder, oder davon hätte sie auch eine Flasche im Keller und möchte wissen wie der jetzt so ist und ob dieser jetzt besser sei als der vorher, ob man jenen schon trinken könne und ob…        

Ach ja zum Titel: Nein, das ist nicht lateinisch. Mir fiel einfach nichts Gescheites ein und da habe ich jeweils die Anfangsbuchstaben von den Weinen genommen. 

Und wer es ganz genau wissen will. Ich liess mich vom Taxi heimfahren und zu Hause zeigte der «Barometer»: 0.53    

*******************************************************************

ETWAS FÜR UNVERBESSERLICHE SCHNÄPPCHENJÄGER

„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld. Das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“  von John Ruskin

*******************************************************************

FINGER WEG VOM VEGA SICILIA 1990

Drei Mal war dieser Wein in letzter Zeit unsauber. Zwei Mal ganz deutlich mit Korkengeruch und jetzt wieder mit einem faulen Schleicher ausgestattet.
Ich meinte da auch schon ein sauberes Exemplar im Glas gehabt zu haben, aber die Fehler-Quote ist leider dramatisch genusshemmend. Also Finger weg!

Dabei begann es doch recht schön, weil zu den Rehhacktätschli ein üppiger, reifer mit viel Mocca durchsetzter 2001 La Mouline Guigal im Gabriel-Glas um die Genussgunst buhlte (18/20). Vom Nebentisch kam ein Glas 2002 Mouton-Rothschild. Immer eine Sünde wert, wenn auch noch bei weitem noch nicht voll da. (20/20). Den von Parker hoch bewerteten Napa 2002 Arietta H Block Hudson Vineyards liessen wir stehen. Feine Essignoten und leidlich sweet&sour. Zu lange im Fass, zu viel gewollt. (Keine Bewertung). Doch es gab aus dem gleichen Valley Trost; 1994 Shafer Stag Leap Hillside Select. Fett, schmeichelhaft mit viel Black Currant. (18/20). Derweil vom Nebentisch ein Glas 1999 Haut-Brion rüber gefedert wurde. Floral in der Nase, extrem finesssenreich im Gaumen. Nichts für Bolidensucher. Solche Weine trinkt man besten ganz alleine vor dem Kaminfeuer. (19/20). Wir revanchierten uns mit einer Charge 1990 Grand-Puy-Lacoste. Wow! Irgendwie schon fast Châteauneuf-haft mit der heissen, mit Schwarztee, Rosinen und Teer durchsetzten Nase. Süchtig machend auch im Gaumen, das ist zwar wenig Bordeauxgeschmack da. Aber wer davon trinkt dem ist das wirklich egal. Dieser Anti-Pauillac ist absolut betörend. (19/20). So burgundisch erlebt man selten dieses Weingut selten. Der 1985 Latour ist süss und extrem rotbeerig, die Tannine sind geschliffen und so zeigt sich der Wein elegant und saftig zgleich. Auch hier mangelt es gewaltig an Typizität, welche aber durch einen grosszügigen Spassfaktor kompensiert wird. (18/20). Zum Abrunden stand dann der 2003 Salzberg von Gernot Heinrich auf dem Tisch. Langsam wird auch dieser Wein zu Klassiker. Kultstatus hat er schon lange. (18/20). Der Höhepunkt war eine gut 20jährige Originial Havanna von Davidoff. Heute werden diese Stängel ja nur noch in der dominikanischen Republik produziert. Nein - der Anlass war nicht offiziell. Deshalb stand er auch nicht auf dem Netz, sondern nur in meiner Agenda! Stichwort: Jassen!  

*******************************************************************


KARAFFE REINIGEN - DA WERDEN SIE GEHOLFEN

Ich sah auch schon welche, die es mit einer WC-Bürste versuchten. Andere mit Kukident oder Coca Cola. Meine Frau Karin verwendet immer die Magic-Balls. Und siehe da der Karaffenboden strahlt wieder wie der Rest des Dekantierers.

*******************************************************************

PAUILLAC - EIN THEMENABEND FÜR LUCIEN

Spasseshalber schlug ich ihm die Appellation Moulis vor. Das wäre gar nicht so schlecht gewesen ein paar reife Chasse-Spleen's gegen Poujeaux' antreten zu lassen. Aber es war mir klar, dass dieser Lockvogel als Revanche für seine grosszügigen Einladungen in Ste. Maxime nicht ausreichen würde und so machte mir Lucien einen etwas teureren Gegenvorschlag: Pauillac!

Als Apero servierte ich blind den 1971 Mouton Rothschild: Fein, elegant mit einer verhaltenen, aber doch vorhandenen Moutonsüsse. Ein wunderschönes, mildes Altweinerlebnis das einen Drittel von dem kostet, was für den Mouton 2009 zu Buche steht. Dieser wenig zitierte Mouton hat sich echt gemacht in den letzten Jahren (17/20).

Erstaunlich jung, weich und feminin; 1973 Latour. Da war auch ich überrascht, obwohl ich wusste, dass dieser genau aufzeigt was Latour in kleinen Jahren kann; recht grosse Weine machen. (17/20). Dem 1966 Mouton-Baronne fehlte dann nach diesem Mini-Latour ganz einfach die Aromen. Mittelgewichtig aber laaaaaaaaaaaangweilig. (16/20). 

Zu Tisch gegangen, gab es einen Break, weil ich zum Kohlrabicarpaggio (mit Tomaten, Mostbröckli, Kresse und gerösteten Pinienkernen) den Lieblingsweisswein von Lucien servieren wollte. Niemals käme man da auf einen 19jährigen Wachauer. Der 1991 Grüner Veltliner Honivogl ist heute noch frisch, jung und extrem lang. (19/20)
 
In die Hosen ging der 1948 Lynch-Bages. Eucalyptus und Zapfengeruch vermischten sich in diesem pechschwarzen Saft. Er roch somit wie der 1985 Heitz Martha's - wenn undekantiert. Schade!

Somit stellte ich die beiden, schön längst dekantierten 1988 Pontet Cantet (laktisch, schokoladig, recht füllig; 18/20) und 1970 Lynch-Bages (Torfnoten, Leder, Perubalsam 18/20) auf den Tisch zum mit Speck und Pflaumen gefüllten Schweinebraten.

Als das Essen abgeräumt war holte ich den Star des Abends nach oben. Just geöffnet, nicht dekantiert. 1982 Mouton-Rothschild. Eine gigantische, schwarzbeerig überbordende Flasche. Das Ganze ging hemmungslos und schnell über die Bühne. 20/20.

Zum Käse verschwand dann Lucien im Keller und holte sich einen weiteren Latour und einen weiteren Lynch. Ganz dem Thema entsprechend! Noch nie erlebte ich den 1966 Lynch Bages so dicht, würzig und fleischig. Da lag ich nahe der Maximalwertung bei dieser Flasche. Der 1979 Latour zeigte sich nach diesem barocken Lynch burgundisch und wies auf rote Pflaumen, Kreuzkümmel und Chambertinnuancen hin. Beim zweiten Hingucken merkten wir es dann. Lucien hatte zwar einen veritablen Latour aber gleichzeitig auch einen Pomerol mit einer einzigen Flasche aus dem Keller gefischt. Nämlich den 1979 Latour à Pomerol. (18/20).      

*******************************************************************

CHÂTEAU MONTROSE VON 2006 BIS 1906

Jede Weinprobe hat so seine Eigenheiten. Ich hätte nie gedacht, dass man mit dem meist bärbeissigen, schwer tanninbeladenen Château Montrose so viel Spass an einem Abend erleben kann.


Nebst ganz grossen Weinerlebnissen musste ich auch ein bisschen Schmunzeln. Zwei Herren absolvierten diesen Vertikalparcours den ganzen Abend lang mit grossem, schwarzem Hut. Diese lasen wohl damals meinen Artikel über Marcel Guigal: «On déguste mieux avec la casquette». Da behauptete Marcel doch bei meinem Besuch in Ampuis, dass man viel besser degustieren kann, wenn man im Keller eine Mütze trägt. Es sei nämlich dort unten kalt und das Gehirn könne nur richtig arbeiten, wenn es warm habe. Im Saal war es aber ziemlich warm. Also muss das ganze wohl einen anderen Grund gehabt haben, denn die beiden Herren erschienen am anderen Morgen auch zum Frühstück wieder mit dem schwarzen Hut.

Aber auch ich weiss erst seit ein paar Tagen warum ich so gut degustieren kann. Caroline Wagner erzählte mir nämlich an der Margaux-Lafleur-Probe (siehe unten), dass sie während der Schwangerschaft sehr sensibel auf Aromen reagierte und das Gefühl hatte, viel besser degustieren zu können. Also ist da meine bauchige Scheinschwangerschaft ein permanenter Joker, wenn es darum geht, Weine besonders gut beschreiben zu können...

Die Notizen von 20 Jahrgängen Montrose mit einem spannenden Duell 1989 & 1990. Hier

*******************************************************************





1900 Château Margaux

Die Legende lebt...

JOSÉPHINE MARGAUX & CLARA PAULINE LAFLEUR

Die Idee finde ich gut. Muss ich auch. Denn schliesslich heissen meine beiden Kinder Melanie Margaux und Stefan Palmer Gabriel. Bei diesen beiden besonders hübschen Mädchen handelt es sich um zwei ganz junge Kölnerinnen die in den Jahren 2009 (Clara Pauline Lafleur) und 2008 (Joséphine Margaux) das Licht der Weinwelt erblickten. Stolze Eltern; der weinangefressene Apotheker René und dessen das Hobby tolerierende und auch partizipierende Gattin Caroline Wagner.

Es war den auch nicht primär eine Raritätendegustation die da im Dezember in Köln stattfand, sondern eine Art Namenstest um zu prüfen, ob die zu den Girlies dazugehörenden Châteaunamen auch richtig gewählt wurden. Test bestanden. Bericht 

*******************************************************************




ALTE BURGUNDER IN DER BRAUI HOCHDORF

Der 1985 Romanée St. Vivant der Domaine de la Romanée Conti korkte.

Dafür sorgte ein 1949 Nuits St. Georges mit 20/20-Punkten für Ersatz.

Was sonst noch reute oder freute: Hier
 


*******************************************************************

KEINE ANGST VOR XXL-GROSSFLASCHEN

Die Wein-Brummer heissen u.a. Balthasar, Salmanazar, Nebuchadnézar oder Melchior. Diese sind übergross, unhandlich, megaschwer und machen dafür mächtig Eindruck. In jedem Keller sind diese Viel-Liter-Giganten der ultimative Augenfang. Aber irgend einmal kommt dann der richtige Moment des Zelebrierens. Logischerweise bei eher grösseren Gesellschaften. Doch wie behandelt man dieses unförmige Ding, bis der Gast endlich den ersten Schluck bekommt? 

Die Flasche bereitet man idealerweise vor ehe die Gäste eintreffen. Dies deshalb, weil das hier vorgeschlagene Prozedere nicht besonders würdig ist für eine weltmeisterliche Zeremonie!

Folgende Arbeitsgänge und Hilfsmittel braucht es für einen reibungslosen Ablauf:

1. Einen soliden Tisch zum die Flasche draufstellen.
2. Ein feuchtes Küchentuch um den Siegellack abzudecken.
3. Man umfasst unten das Tuch um die entstehende Schweinerei zu redimensionieren.
4. Dann schlägt man mit einem mittelgrossen Schraubenziehergriff mit Gefühl auf den Siegellack bis dieser oben abbricht und den Korken gänzlich frei gibt.
5. Mit dem feuchten Tuch putzt man den Korken von Siegellackbröseln frei.  
6. Mit dem Korkenzieher versucht man zuerst den Korken einen Millimeter nach innen zu drücken. So ist der ganze Korken einmal ganz bewegt worden und es wird verhindert, dass dieser beim Rausziehen unten abbricht. Ein Ratschlag der auch für normale Flaschen gilt…7. Lässt sich der Korken nicht oder nur ganz mühsam bewegen, benutzt man zusätzlich einen zweiten Korkenzieher um die Hebelwirkung besser zu verteilen.
8. Ein paare leere, grosse PET-Mineralflaschen werden mit einem Plastiktrichter auf den Tisch gestellt.  
9. Nun füllt man direkt aus der Grossflasche mittels Kippen auf dem Tisch oder kräftigem Flaschenfesthalten (da braucht es eine zweite Person…) vorgängig ein paar PET-Flaschen ab. Falls am Event nicht die ganze Grossflasche getrunken wird, kann man diese zu einem späteren Zeitpunkt ein paar Tage oder Wochen später trinken.
10. Nun füllt man in die bereit gestellten Karaffen, ebenfalls mittels Plastiktrichter, die ersten Serviceportionen. Noch idealer sind ein paar durchsichtige, grosse  Wasserkrüge, die das Einschenken – oder den Self-Service – während der Veranstaltung wesentlich vereinfachen.

Wer Grossflaschen zelebriert, sollte auf zu viele andere Weine verzichten. Ein Weisswein zum Apero reicht völlig. Es empfiehlt sich das Menu besonders Rotwein-lastig zu gestalten. Beispielsweise: kalte Terrine, dann Fleisch und schliesslich Käse. Den Käse kann dann als kleines Buffet direkt neben die Grossflasche zum Selberholen hinstellen. So kann jeder Gast dieses Ultra-Mega-Format gebührlich aus der Nähe betrachten. Sollte die bereit gestellte Menge nicht ausreichen, so verschwindet man mit den leeren Karaffen in die Küche und füllt man diese mit den PET-Flaschen diskret wieder auf und wandert damit zurück in den Saal. Also keine Angst vor grossen Flaschen! Gewusst wie…

*******************************************************************

Mein ehemaliger Mövenpick Direktionskollege
Felix Meier, der heute Chef bei der Brauerei Müller in Baden ist, hilft beim Entkorken. Patrick Bopp dekantiert den Latour 1986 und Ruedi Waser geniesst einen Apero bevor er sich an die Pfannen macht...

DECADANCE-DAY IN ENNETBÜRGEN

Es gibt Gruppenkonstellationen von Freunden bei denen es völlig ausreicht, wenn man sich nur einmal im Jahr trifft. Vielleicht ist es in diesem Fall auch besser so, denn der Gabentisch deutete auf dekadente Grosszügigkeit hin.

Jeder musste nämlich zwei schöne Flaschen Wein mitnehmen, um in Jörg Kaufmann's Wohnung zu gelangen. Berücksichtigt man aber die Faktoren dass eine Flasche korkte und eine weitere eventuell nicht ganz ausgetrunken wurde und dieser nicht im Web stehende Event viele Stunden dauerte, so scheint eine bestmögliche Genussfairness gegenüber den entkorkten Weinen doch irgendwie gegeben zu sein... 

Der Titel ist deshalb mit dem Wort Dekadenz in abgeschwächter Form englisiert und mit dem Begriff Dance ergänzt worden. Feines Essen (Ruedi: danke für die einwöchige Knoblauchfahne!), tolle Weine, gute Gespräche und die lallende Wirkung der pulversierten Tannine, mit wirkungsvoll-begleitendem Alkohol versehene Rebensaft verliehen den Teilnehmern ein nahezu tänzerisches Gefühl. Ich auf alle Fälle bin vom Bürgenberg über den Neuschnee förmlich Richtig Heimatdorf (ich bin in Ennetbürgen NW aufgewachsen…) geschwebt. 

Es ist fast unfair, ein paar Höhepunkte heraus zu heben, denn ausser dem leider korkigen Mouton 1994 zeigten sich alle Weine in Hochform. Trotzdem ein paar Stichworte…

Der 2005 Savigny les Beaune Cuvée Forneret zeigte sich wie ein grosser Barolo und musste seinen Barriquensüssmantel zuerst etwas ablegen, bevor ein moderner, aber jetzt schon geschmeidiger Burgunder zum Vorschein kam. (18/20). Gross, aber doch leichter als sein Vorgänger, der 2007 Sassicaia. (19/20). Dann wie ein Altweinerlebnis der 1990 Mouton mit viel süsstrockenem Terroir und herrlich vielen getrockneten Kräutern. (19/20). Eine Wahnsinnsnase zeigte der lakritzen-tabakige 1996 Pape Clément. 60 % Nase, 40 % Gaumen und dabei seidenfein. (19/20). Kräftig, kompakt, trüffelig mit erster Reife den für den Jahrgang überdurchschnittlich grosse 1999 Latour. (19/20). Noch jung mit kantiger Struktur und viel Baumnuss-Nussschalen und schwarzem Brazil-Tabak: 1997 Gran Riserva Eric Klausener aus Purasca. Eigentlich eher ein rustikaler Pessac-Cabernet von Geschmack her als ein Tessiner-Merlot. (19/20). Genial und mit schwindeligem Marktwert der 1994 Le Pin der nach Caramel und rotem Cassis duftete. (19/20). Viel barocker, tiefgründiger Power enthielt der 1995 Montrose. Kann in einer perfekteren Form der Nachfolger vom legendären 90er werden. Also suchen und kaufen. Mit etwa 120 Franken eine unglaubliche Affäre! (19/20). Beruhigend und ein Drittel Napa-Geschmack mit restlicher Bordeauxaffinität auffahrend, der erstmals gereifte 1999 Dominus. Eine dreistündige Dekantierempfehlung. (18/20). Barock, tiefgründig und von Patrick Bopp (ein Sommelier für alle Fälle…) glücklicherweise mehrere Stunden dekantiert; der noch jugendliche und somit mit vielen Lebens-Dekaden ausgestattete 1986 Latour. (19/20). Cremig zart mit reichlich schokoladiger Süsse und verschwenderisch viel Black-Currant ausgestattet; 1994 Cask 23 Stags Leap (19/20). Hier war ich nahe der 20er-Marke! Noch mit viel rotbeeriger Frische und einer leicht dominierenden, glücklicherweise mit viel Beerengeschmack gepaarter Textur geprägt: 1988 Château Margaux. Richebourg lässt grüssen! (18/20). Und dann folgte ein weiterer, letzter Höhepunkt: 1989 Palmer. Fein, elegant, burgundisch mit cremig-seidigem Körper, einer berauschenden Süsse. Ein Dancing-Margaux der zu den allerbesten des Jahrhunderts gehört. (20/20).  

Der beste Wein des Tages war der Apero: 2004 Bienvenue-Batard-Montrâchet Domaine Leflaive. Diese nur 3.68 kleine Appellation produziert für mich die spannendsten Grand Crus im weissen Burgund. Während ein Montrâchet manchmal einfach nur schön, schön und nochmals schön ist und ein Batard sich zwar reich aber zuweilen fast überfett zeigt, finden sich beim Bienvenue alle gesuchten intelligenten Puligny-Elemente. Dabei werden die Grundaromen meist mit einer kamilligen und deutlichen mineralischen Fruchtfrische ergänzt. Der Wein legte an der Luft kontinuierlich zu und es war ein Heidenspass dann am leeren Glas zu schnuppern als der reife, perfekte Chardonnay sich irgendwie fast parfümierend karamelisierte. 20/20. Danke Patrick.       

*******************************************************************



Ein Unikat und somit eine ultimative Geschenkidee:

Die Pomerolkomode!

Louis Christ macht auch aus Originalweinkisten Gitarren und vieles mehr.  

*******************************************************************

BORDEAUXWEINE: PREMIERS SAMMELN UND DEN REST GENIESSEN 

Lohnt es sich in Bordeauxweine zu investieren? Wenn ja – welche Weine soll man kaufen? Pétrus? Lafite? Yquem? Wenn ja; wo kaufen – wie verkaufen? 

Die publizierten Zahlen sind verlockend: Gewisse Bordeauxweine zeigen manchmal eine Performance bei der selbst Blue-Chip-Aktien die blaue Farbe verlieren und schlichtweg verblassen. Doch wer genauer hinsieht und analysiert, weiss, dass der einstige Britische Premier Winston Churchill recht hatte. Er glaubte nämlich nur jenen Statistiken die er selbst fälschte…

Bordeauxwein durchlaufen mehrere Handelsstufen bis zum möglichen Investor. Als erstes lanciert ein Château im Frühjahr die Ernte des voran gegangenen Jahres. Dies nachdem die interessierte Fachwelt anfangs April den noch im Fass liegenden Jungwein verkosten durfte. Nehmen wir mal an, Château Latour preist seinen neuen Jahrgang den Bordeauxhändlern (Négociants genannt) zu 400 Euro an. Etwa rund 50 verschiedene «Négociants» erhalten grössere und kleinere Erstzuteilungen. In der Regel umfasst die allererste Tranche etwa einen Drittel der gesamten Ernte. So generiert sich sofort eine heftige Nachfrage nach weiteren Mengen. Diese werden dann in weiteren, bereits höheren Tranchen wieder den gleichen oder zusätzlichen Händlern angeboten, respektive zugeteilt. Beispiel 2. Tranche = 500 Euro, weitere 30 % der Ernte und 3. Tranche = 600 Euro mit weiteren 30 % der Ernte. Die Angebote die jetzt von diesen ausschliesslich in Bordeaux ansässigen Händlern in die weite Welt gehen sind somit bereits recht heterogen. In der Regel erhalten langjährige Stammkunden a.) die grösseren Mengen und b.) einen leicht besseren Preis. Dieser ist jetzt – in Folge Marge des Négociants – bereits  15 % bis 20 % höher als der Preis Ex-Château. Die eingekauften Mengen offerieren die Weinhändler in aller Welt als Subskriptionsangebote an ihre privaten Kunden. In der Zwischenzeit sind die Preise durch die Marge der lokalen Händler, der Transport- und Importkosten, sowie der Mehrwertsteuer um weitere 25 bis 30 % angestiegen. Und auch hier erhalten Stammkunden für die gesuchtesten Weine den Zuschlag.

Will heissen, wer als grosser Investor auftritt, muss nehmen was übrig bleibt und meist zu höheren Preisen kaufen. Oft bei sehr vielen Anbietern, kleine Mengen zuweilen auch aus verschiedenen Ländern. Ein aufwändiges und zeitraubendes Investment. Da er nicht Händler und somit Direktanbieter ist, muss er dann warten, bis die Ware ausgeliefert wird. Dies dauert gut zwei Jahre nach dem Subskriptionskauf. Zu diesem Zeitpunkt bieten aber alle jene Mengen an, die sich nicht «en primeur» verkauften. Also drücken die Mehrfachangebote auf den ersten Marktpreis bei physischer Verfügbarkeit der Weine. Somit ist die Devise; warten auf bessere Zeiten. Da die Preise heute bei der Lancierung ziemlich ausgereizt sind, dauert das manchmal mehrere Jahre. Will man dann verkaufen, muss der Preis extrem stark gestiegen sein, denn jenen Brokern oder Auktionen die man die gehortete Investitionsweinen verkaufen will, wollen auch wieder Marge und Gewinn generieren...  

In den letzten zwei Jahren war Château Lafite-Rothschild der spektakulärste «Wine-Blue-Chip». Jeder der damals kaufte, verdient sich heute damit eine goldene Nase. Will aber nicht heissen, dass jene die jetzt kaufen, wieder das grosse Geld damit machen. Bei globaler Analyse der Investitionsmöglichkeiten rund um grosse Bordeauxweine gilt die Faustregel: Viel Geld in die Hand nehmen – lange warten und dann nichts oder wenig verdienen. Aber immerhin – man ist in zu jeder Zeit «liquid»…    

*******************************************************************

Bünder Pinot & 
Berner Platte

bei Werner Tobler in der Braui in Hochdorf.

Gute Stimmung, 70 Gäste, 6 Winzer,
30 Kilo Schweinefleisch
in 33 verschiedenen Töpfen,180 Gabriel-Gläser, Ländlermusik.

Jetzt schon wieder buchen für 2012 

*******************************************************************

Sauternes von
1899 bis 1830.

Unvergessliche Altweinprobe mit Goldflaschen
aus dem Keller
von Jürg Richter

Meine Eindrücke hier
Impressionen hier 

*******************************************************************

Wie funktioniert eine richtige Blindverkostung? Sehen Sie selbst. Hier

*******************************************************************

Wie der 1810 Bel-Air Marquis d'Aligre und andere Margaux' schmeckten: Hier

*******************************************************************



Stolzer Familienbesitz!

Eine der noch wenigen, verbleibenden, bereits legendären 1981er Trockenbeerenauslesen aus dem privaten Kellerbestand.

Mitgebracht an die Margaux-Probe im Waldhaus Risch
von Gerhard Kracher

1981 Welschriesling Trockenbeerenauslese Kracher: An einem Diner nach einer grossen Raritätenprobe mit 30 Margaux Weinen zwischen 1990 bis 1810 degustiert. Gerhard Kracher nahm ein paar kleine Fläschchen aus seinem schwindenden Kellerbestand mit. Unter anderem diese, bereits legendäre TBA die zum Besten gehört, was sein Grossvater Alois Kracher produzierte und damit den Grundstein für die heutige Berühmtheit dieses Burgenland Süssweingutes legte. Ich degustierte den schwersüssen Wein zuerst aus einen normalen, recht kleinen bauchigen Glas. Er roch übersüss und es duftete nach Quittengelée, Quittengelée und nochmals nach Quittengelée. Dann wechselte ich ins Gabriel-Glas und das Bouquet explodierte! Jetzt enorm vielschichtig, die Quitte versinkt in den Untergrund und es duftet nach getrockneten Orangenschalen und gedörrten Aprikosen und mit verschwenderisch viel Rosinen ausgestattet. Im Gaumen reich und cremig mit einer nonchalenten Opulenz extrem konzentriert und trotz der reichlichen 200 Gramm Restzucker perfekt balanciert durch seine zwar feine, aber überall verteilte Säure. 29 Jahre alt und noch weitere 100 Jahre lang jung. 20/20 trinken 

*******************************************************************

1981 CHATEAU LATOUR MIT 5,25 LITER DIFFERENZ

In einer Normalflasche befinden sich etwa 7.5 Deziliter. Eine Impérialeflasche besitzt inhaltlich 6 Liter. Also umgerchnet sind das 8 Normalflaschen. Das ergibt eine mengemässige Differenz von rechnerischen 5.25 Liter. Doch die Differenz war viel grösser...

An der Latour-Sauternes-Probe stellte ich als zusäztlichen Tischwein grosszügig eine Impériale Château Latour 1981 hin. Das war zwar ein kleiner, wenn auch positiver Betrug, denn in der Ankündigung für den Anlass schrieb ich Jéroboam hin. Beim Studieren der Teilnehmerliste fielen mir da ein paar Namen auf, die sich wohl nicht mit umgerechnet  2.222 Deziliter Tischwein zufrieden geben würden und so nahm ich Ersatzpatronen in Form einer Normalflaschen-Originalholzkiste mit. Zum Glück! Denn schon während der Hautspreise mussten wir neuen Nachschub dekantieren. 

Die Impérialflasche zeigte sich gewaltig, so richtig aromatisch mit Fleisch und Tiefe. Viel besser als meine Eindrücke bisher in der Access-Kartei vermerkt waren. Ja als wir alle
gemeinsam den ersten Schluck nahmen, ging ein Raunen durch den Saal und einige applaudierten sogar. Das war richtig grosser, tiefgründiger, schön gereifter, klassischer Pauillac. Die nachfolgenden, normalen Flaschen waren dann irgendwie auch schön und nett, aber meine Punkte-Differenz war gewaltig. 19/20 für die Impériale, 17/20 für die Normalflaschen.    

*******************************************************************

WEINWANDERN: Nachfolgend die Eindrücke eines externen Mitbesteigers. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich fiel auf die Schnauze, respektive auf den A.... weil es so gefroren war. Zu meiner Verteidigung möchte ich noch hinzufügen, dass es beim hingehen war und nicht beim Nachhausegehen. Info 

*******************************************************************

Neue Studien beweisen: Wer auf die Schnelle viele Pfunde purzeln lassen will, spielt mit seiner Gesundheit – und vielleicht sogar mit seinem Leben. Info

*******************************************************************

CHÂTEAU LAFITE-ROTHSCHILD = BESTER BORDEAUX

Zurzeit wird das Premier-Weingut mehr belächelt als gerühmt. Grund sind die gesponnnenen Auktionspreise, besonders im asiatischen Raum.


Doch: Lafite war nicht nur 1855 der «Primus inter pares». Wenn ich die besten Jahrgänge von 1989 bis 2009 aller wichtigen Bordeaux-Weingüter mit meinern Wertungen in eine Excel-Liste stopfe, dann kommt ein klarer Sieger heraus: 
Lafite-Rothschild. Wer es sonst noch in die 200 besten schafft... Hier als PDF

*******************************************************************

WAS HABEN DIESE WEINE GEMEINSAM?

Sie sind ein Sudoku-Fan? Lösen Sie gerne Kreuzworträtsel? Oder Sie machen generell gerne bei Wettbewerben mit? Hier kommt eine recht knifflige Frage: Was haben die folgenden Weine gemeinsam? 

1967 Cheval Blanc, St. Emilion, Magnum. 1982 Certan de May, Pomerol, Magnum. 1955 Châteauneuf Clos des Papes, Paul Avril. 1971 Pétrus, Pomerol. 2000 Champagne Dom Perignon, Magnum. 1966 Pichon-Lalande, Pauillac, Magnum. 1949 Canon, St. Emilion, Magnum. 1970 Latour, Pauillac. 1970 Giscours, Margaux. 1947 Pétrus, Pomerol. 1965 Vega Sicilia. 2009 Sauvignon Blanc Wither Hills. 2008 Grüner Veltliner Rotes Tor, Hirtzberger. 2009 Vina Sol, Torres. 2007 Riesling Loibner Oberhauser, F.X. Pichler. 1999 Pago de los Capellanes. 1989 Riesling Auslese Juffer Sonnenuhr Fritz Haag. 1990 Hermitage La Sizeranne, Chapoutier. 1991 Château de Beaucastel, Magnum. 2009 Riesling Kellerberg F.X. Pichler. 1997 Haut-Brion, Pessac-Léognan. 1996 Cos d’Estournel, St. Estèphe. 1985 Latour, Pauillac. 1990 Angélus, St. Emilion. 1995 Angélus, St. Emilion. 1998 Cheval-Blanc, St. Emilion. 1998 Léoville Las-Cases, St. Julien. 1990 CMontrose, St. Estèphe. 1990 Mouton-Rothschild, Pauillac. 2008 Cygne de Fonreaud. 1990 Poujeaux, Moulis. 2001 d’Angludet, Margaux. 2002 d’Agassac, Haut-Médoc. 2001 Gruaud-Larose, St. Julien, 1995 Grand-Puy-Lacoste, Pauillac. 1994 Montrose, St. Estèphe. 1998 La Grave Trigant de Boisset, Pomerol, 2000 Grand.Mayne, St. Emilion. 2002 Clos Dubreuil, St. Emilion, 1997 La Tour-Blanche, Sauternes. 2000 Camarcanda. 2000 Château Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande, Pauillac. 2000 G Gesellmann. 2000 Catena Zapata, Nicolas Catena. 2000 Forever K+K Kirnbauer. 2000 Monte Bello, Kalifornien. 2000 L’Evangile, Pomerol. 2000 Pavie Decesse, St. Emilion. 2000 Quinault L’Enclos, St. Emilion. 2000 La Clusière, St. Emilion. 2000 Péby Faugères, St. Emilion. 2000 Pavie, St. Emilion. 2000 Solaia, Toskana. 2000 Léoville-Barton, St. Julien. 2000 Almaviva, Chile. 2000 Pontet-Canet, Pauillac. 2000 Blaufränkisch Juwel, Paul Kerschbaum. 2000 Cupido Weingut Silvia Heinrich. 2000 La Landonne Côte Rotie, Guigal. 2000 Rève de Jeunesse 21, René Pöckl, Burgenland. 2000 Tignanello, Toskana. 2000 Lynch Bages, Pauillac. 2000 M1 Gerhard Markowitsch, Göttlesbrunn. 2000 Grange Penfolds. 1961 de Pressac, St. Emilion, Jéroboam. 1971 Dauzac, Margaux, Impériale. 1976 Mouton-Rothschild, Pauillac. Jéroboam. 1979 Palmer, Margaux. Doppelmagnum. 1982 Batailley, Pauillac, Doppelmagnum. 1990 Mazeyres, Pomerol, Impériale. 1993 Château Margaux, Doppelmagnum, 1996 Valandraud, St. Emilion, Impériale. 2004 Gruaud-Larose, St. Julien, Impériale. 2000 La Tour de By, Médoc, Melchior (18 Liter-Flasche). 1988 Suduiraut. Sauternes.

Haben Sie es herausgefunden? Ja! War ja nicht besonders schwierig: Dies sind alles Weine, die mir innerhalb einer einzigen Woche von Sonntag bis Samstag begegnet sind.

Am Sonntag am Trüffelessen bei Freund Paolo Cattaneo in Lugano im Tessin. Dann am Montag beim Kartenspielen zu Hause. Mit guten Freunden im Restaurant Brandenberg in Zug am Dienstag. An einem Wine&Dine im Restaurant Theatro in Köln am Mittwoch. Mit meiner Frau Karin am Donnerstag bei einem der raren Nachtessen an denen wir zu zweit waren. Am Freitag an der grossen 2000er Probe im Hotel Forsthof in Sierning (in der Nähe von Linz) bei Reinhold Baumschlager. Am Samstagabend entkorkte Patrick Bopp dann die vielen erwähnten Grossflaschen an der traditionellen Impérial-Metzgete im Restaurant Rütli in Zug.   

Alle Weine habe ich in probiert, degustiert, analysiert, notiert und bewertet. Für WeinWisser, für Falstaff, für meine Webseite, für meine Access-Kartei. Und natürlich habe ich diese auch genossen. Natürlich läuft nicht jede Weinwoche in dieser Intensität vom Stapel. Aber immer öfters…  

Nächste Woche sind wir beispielsweise am Montagmittag in Hitzkirch eingeladen und am Abend auch wieder, diesmal in Willisau. Am Dienstag bin ich engagiert für eine Wine&Dine im Restaurant Fédéral in Zofingen. Am Mittwoch wandern wir mit Flaschen im Gepäck zur Alpwirtschaft Unterlauelen im Eigenthal. Am Donnerstag entkorkt Patrick Bopp für mich im Zunfthaus zur Waag in Zürich wieder etwa ein Dutzend ganz grosse Flaschen von der Doppelmagnum bis zur Melchior für etwa 60 Personen. Am Freitag findet eine Raritätenprobe im Hotel Waldheim in Risch statt. Thema: 10 x Château Latour von 1990 bis 1961 und 10 verschiedene Sauternes mit Jahrgängen zwischen 1899 bis 1830. Am Samstag hocken wir dann bei mehreren Hirschgängen im Gasthaus Sempacherhof mit 20 Rotweinen von der Heitz Winery. Darunter 12 Jahrgänge vom legendären Martha’s Vineyard. Inklusive dem historischen 1974er! Am Sonntag steht noch nichts in der Agenda. Bis jetzt…   

*******************************************************************

24 ROTWEINE VOM JAHRGANG 2000 AUS ALLER WELT 

Die Antworten zu den eingangs erwähnten Fragen hier. Bereits zu spät? Austrinken? Noch etwas warten? Noch lange warten? Haben rote Weine aus Österreich die damals noch als Beginn der neuen Rotweinqualität galten eine Chance gegen den Rest der Welt? Info  

*******************************************************************

CHF 300'977 FRANKEN FÜR EINE IMPERIALE CHEVAL-BLANC 1947

Eigentlich rechnete Michel Ganne, der Christie's Weinexperte mit lediglich 100'000 bis 185'000 Euro für diese extremst rare Grossflasche. Doch an der Auktion in Genf lag der Zuschlag dann bei sagenhaften 224'000 Euro...

Leider habe ich davon nur noch eine stinknormale Flasche und eine Vandermeulen-Füllung im Keller. Aber immerhin stand er schon mehrere Male in meinem Glas vor mir...

1947 Château Cheval Blanc: Erstkontakt 1988: Volle Punschnase mit extremer, fast umwerfender Frucht. Im Gaumen erst Portwein-Eindrücke, Malaga-Rosinen und Korinthen, dann Kaffeearomen im vollen, konzentrierten Körperbau. Grosser Mundreichtum und ein endlos nachhaltiger Abgang. Interessant war der Vergleich ein Jahr später mit anderen 47ern (20/20): Weniger süss; dicht. Unzerstörbares Potential. Das war wirklich eine Jahrhundertflasche, doch immer noch eine winzige Spur hinter dem 47er Mouton. 1990 eine Vandermeulen-Abfüllung: Der Zapfen der Flasche fiel in das Innere, als ich ihn öffnen wollte. Shit happens! Wenn ich Motorrad fahre, trinke ich in der Regel nie Alkohol. Deshalb einigte ich mich an einem heissen Sommertag im Jahr 1991 mit Paolo Cattaneo als Kompromiss auf eine halbe Flasche (20/20): Absolut perfekt! Dann trank ich innert kurzer Zeit wieder drei Vandermeulen-Abfüllungen: Die Erlebnisse schwanken zwischen 18/20 und 20/20 Punkten. 1992: Die beste Vandermeulen-Abfüllung, die ich bis jetzt trinken durfte! Sie stammte aus dem Keller von Marino Aliprandi. Blind zum Degustieren bekommen und im ersten Moment aufgrund seiner Portwein-Süsse mit dem 61er Haut-Brion verwechselt. Dann aber wegen der Rauchnote doch noch als 47er Cheval erkannt: Feine Kräuter-, Minzennuancen in der Nase. Extrem wuchtig mit präsenter Tanninanzeige. Diese Flasche hätte wohl problemlos bis zum nächsten Jahrtausend durchgehalten. 1993 eine Magnum mit Hardy Rodenstock (20/20): Nach 5 Minuten offen; gebrannter Zucker, Malz, Rauch, erdig und süss, totales Konzentrat, Rum-Aromen, braune Bananen, gedörrte Feigen. Im Gaumen warm, füllig, geschmeidig und mundfüllend. Jetzt auf dem Höhepunkt. Unbezahlbares Erlebnis! Das Erstaunliche an ihm ist seine Jugendlichkeit. Die Gerbstoffe wirken frisch wie bei einem just gefüllten Wein. Alle Komponenten bilden Moleküle und verdichten sich zu einer Adstringenz, welche die Aromen derartig perfekt verteilen, dass der Nachgeschmack und das Rückaroma minutenlang ausklingen. Im gleichen Jahr eine Cruse-Abfüllung: Ein grosser Wein mit einem riesigen Potential, aber leider von einer unsauberen Note eines alten Fasses oder schlechter Kellerbehandlung dominiert? Keine Wertung! 1996 nochmals eine Cruse-Füllung (20/20): Man kann gar nicht so abgestumpft sein, um einen derartig grossen Wein, ohne mit der Wimper zu zucken einzuatmen. Marino Aliprandi liess sich nicht davon abbringen, diese Flasche aus seinem Privatkeller zu entkorken. Dabei passte der Wein gar nicht so richtig zum Essen. Für die dazu servierte Rindszunge hatte ich nämlich eine Flasche 79er Latour für die Sauce verwendet...! 1997 trank ich den Wein dreimal mit einer Wertung von immer 20/20 Punkten. Darunter eine absolut perfekte Nicolas-Flasche im Hotel Hess, Engelberg aus dem Keller von Walter Eigensatz: Geschrieben hatte ich darüber nichts, aber soviel wie nur möglich davon getrunken. Zum dritten Mal in diesem Jahr: Gottlob habe ich so viele Freunde, die dieses Jahr 50 werden. Eine fette, opulente Flasche, die sich in der Nase recht schnell öffnete. Im Gaumen zeigten sich aber noch recht strenge Tannine, im Finale starke Rösttöne und gewaltig viel Dörrfrüchte. 1998 eine kaum bezahlbare, rare Magnumflasche im Quellenhof, Bad Ragaz: Tiefes Granat; jugendliche Reflexe. Würziges Irish Moosbouquet, fermentierter Tee, Kräuter, Minze, getrocknete Bananen; extrem konzentriert. Im Gaumen süss, innen schmeichelnd, elegant, aussen noch adstringierend, viel Cabernet Franc-Aromatik, eine an einen Grange erinnernde Shiraz-Süsse, gebündeltes, powervolles Finale, Vintage Port-Nuancen. Wirkt noch sehr jung aus der Magnumflasche. Ein kompletter, perfekter Wein. Natürlich gibt es auch andere Jahrhundertweine. Dass dieser 47er Cheval Blanc nun aber schon seit Jahrzehnten fraglos in jeder Konstellation das Punktemaximum erreicht, macht ihn fast zur unantastbaren Legende. Eine etwas müde Vandermeulenflasche in der Nähe von Bonn. Vielleicht hatte ich aber auch die Erwartung zu hoch geschraubt als der Wein verkündet wurde. Man(n) ist sich leider beim Cheval 47 an das beste Niveau gewöhnt und so kann ein klitzekleiner Abzug schon zu einer gewissen Enttäuschung führen. Die besten Flaschen werden aber noch lange die Maximalwertung erreichen. 07: Vandermeulen: Dunkler als die Châteaufüllung die daneben stand. Deutliche Balsamiconote, wirkt sehr reif, zeigt darunter aber noch eine schöne süsse, eingedickter Birnensaft. Im Gaumen wesentlich mehr hergebend als in der Nase, die Strktur gebinden, die Säure noch leicht pfeffrig, wieder an einen tollen, alten Aceto Balsamico erinnernd, viel Korinthen, Rauch, grosser Vintageport, ein unglaubliche Konzentration zeigend, noch ungestüm und enorm kräftig. Trotzdem es sich um eine nicht ganz optimale Flasche handelte, war das Gaumenerlebnis enorm beeindruckend. (18/20, vorbei). 08 Châteaufüllung: Mitteldunkel, eine gewisse Transparenz in der Mitte zeigend, jedoch satt am Rand. Delikates Bouquet, Vanilleschote, Butter, rote und schwarze Cassisnoten, Dörrfrüchte , Wildleder, Moschustouch, Kardamom, Kreuzkümmel ein Hauch Kandisnoten und dunkles Caramel, nicht so erschlagend wie auch schon andere Flaschen sich zeigten, aber dafür mit entsprechend viel Finessen. Im Gaumen perfekt, seidge Textur, eine geniale Süsse die sich mit den warmen, schwarzen Aromen verbindet, lange, bewegend, unvergesslich. (20/20). 09: Eine Vandermeulenfüllung. Alter Malmseymadeira, etwas Aceto, dann Malaga und Feigensirup. Im Gaumen viel Guinesstöne und eingedickter Birnensaft. (19/20). 20/20 

*******************************************************************

Zutaten: Wein, Korkenzieher, Glas, Computer, Spucknapf, Weinverkoster

Ja wenn es den so einfach wäre. Fast zwei Jahre hat Weinfreund Yves Beck an den drei Seen (Lac de Neuchatel, Bielersee und Murtensee)  Winzer besucht und degustiert, degustiert und nochmals degustiert.
Aus diesem Fundus ist ein kleines, feines Weinbuch entstanden, das Lust auf auf diese zum grossen Teil noch untentdeckten Weine macht.

Trinkt René Gabriel auch solche Weine? Ganz sicher. Den Sauvignon Blanc von Hubacher mag ich eben so gern wie den Chasselas Selection von Schott oder die delikaten Pinots von Lukas Hasler.

Und ich freue mich schon jetzt auf das Treberwurstessen im Weingut Teuscher.

Nicht schmunzeln - Buch bestellen zu günstigen 38 Franken. yves.beck@burgweg-wein.ch

Ein lohnenswertes Investmen für neuen Weinspass. Infos


*******************************************************************

ROLLAN DE BY 2003

Jedes Jahr verkoste ich mehr als 200 Crus Bourgeois während der Primeurphase. Aus diesem Fundus selektioniere ich mir dann einen besonders guten für die Mövenpick-Subskription.


Den kaufen wir dann im grossen Stil (mehr als 30'000 Flaschen) ein, verhandeln  Spezialkonditonen und offerieren dann offerieren diesen Wein als Gabriel's Hauptempfehlung in allen möglichen Formaten. Im heissen Jahr 2003 suchte ich mir einen Bordeaux aus dem kühlen Norden - den 2003 Rollan de By.

An einem Freundschaftstreff im Rollerhof Basel nahm Lucien Schmidlin eine Doppelmagnum mit. Es ist wie ein innerer Vorbeimarsch, wenn man sich dann nochmals diese Primeurhetze durch den Kopf gehen lässt und dann - viele Jahre später - erwartungsvoll vor dem selektionierten Wein sitzt. Der Wein ist fast schwarz. Die Nase duftet zu Beginn wie ein ganz grosser Toskaner (Jahrgangshitze!), dann nach schwarzen Kirschen, Teer und zeigt dabei dezent speckige Rauchnoten. Im Gaumen massiv, mit viel Charakter, noch immer mit gesunder Adstringenz, kraftvoll, fleischig, genau passend zum Hirschrücken, der ebenfalls einen gewisssen Biss zeigte. Schafft heute die damals versprochenen 18-Punkte immer noch locker. Wer sagt denn, dass grosse Bordeaux teuer sein müssen? Ich sicher nicht!   

*******************************************************************



Eine grosse, legendäre Weinprobe in Bremen mit mehr als 70 verschiedenen Weinen vom ebenso legendären Jahrgang 1982.


Anschnallen und scrollen

*******************************************************************

1869 CHÂTEAU LAFITE-ROTHSCHILD ZU 233'972 USD

Die Hong-Kong Chinesen machen es möglich: Nun hat der 1869er Lafite die Chance als teuerster je verauktionierter Wein im Guiness-Buch der Rekorde zu stehen...

Haben Sie noch ein paar ältere Flasche Lafite' s im Keller. Oder auch ein paar jüngere? Dann einfach diese Weine einfach Sotheby's anbieten, dann einen First-Class-Flug nach Hong-Kong buchen und dort dann gemütlich zuschauen, wie sich asiatische Millionäre sinnlos überbieten.

An meiner Lafite-Raritätenprobe im Herbst 2011 (ausgebucht!) werde ich u.a. auch die Jahrgänge 1878 und 1887 öffnen. Soll ich jetzt den Teilnehmern mitteilen, dass diese Probe aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen nicht für CHF 3800 pro Person stattfinden kann? Respektive überhaupt ersatzlos gestrichen werden musste. Und dann die paar Dutzend Lafite-Flaschen dort
einliefern? Zugegeben wäre das finanziell ein momentan recht attraktives Unterfangen. Aber dann könnte ich selbst nicht mittrinken. Und das ist mir viel mehr wert.

Mehr über den grenzenlosen Lafite-Preis-Höhenflug hier. Fortsetzung folgt... 

*******************************************************************

GIBT ES EINEN WEIN MIT EINEM 17-KILOMETER LANGEN ABGANG?

Schmecken eigentlich Wein auf einem Château besser? Zugegeben - die Frage stört mich selber auch. Man trinkt doch einen Wein im Château und nicht im auf Château. Stellen Sie sich den gewichtigen Gabriel zu oberst auf der schmalen Dachrinne von Pichon-Comtesse-de-Lalande vor - mit einem Glas balancierend in der Hand...

Deutsche Sparche - schwere Sprache. Also sprechen wir davon, dass ich zwei Jahrgänge von Pichon-Lalande - zusammen mit dem Direktor Thoma Do Chi Nam und einer Reisegruppe der Académie du Vin aus zwei verschiedenen Gläsern im Saal über dem Barriquenkeller von der Organgerie kürzlich geniessen durfte. 

Der Beweis dass Weine «auf dem Château» nicht generell besser schmecken lieferte gleich der 2001er. Erstmals im Bouquet ein wenig geöffnet, nett, aber sowohl nicht den Erwartungen vom 01er entsprechend und auch nicht vom Weingut selbst. Lümmelt so um 17/20 herum.

Also muss der danach folgende PICOLA wirklich gross gewesen sein! Ein Blick in meine früheren Eindrücke bestätigte diesen Umstand. Hier folgt eine Kaufempfehlung eines Super-Seconds mit der Deklaration der Entwicklungsstadien bis zum heutigen Datum. Wer gewillt ist, etwas mehr wie hundert Franken oder etwa hundert Euro auf den Ladentisch zu legen, findet hier einen fast konkurrenzlos grossen Grand Cru: 

2004 Château Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: 53 % Cabernet Sauvignon, 36 % Merlot, 7 % Petit Verdot, 4 % Cabernet Franc. Sehr tiefes Granat mit violetten Reflexen. Tiefwürziges Bouquet, schwarze Beeren, Tabak, Zedern, Cassis, Darjeelingteenote und ein Hauch Minze, wirkt dicht, kompakt und tief mit einer gewissen Cabernet-Trockenheit. Im Gaumen viel Stoff, bleibt total schwarzbeerig und fährt mit der gleichen Konzentration wie in der Nase fort, sehr nobel in der Tanninausrichtung, lang und mit Holunder und Black Currantnoten endend, ganz im Finale merkt man etwas die kühle Aromatik gewisser Cabernets und der Presswein sorgt für schwarze Pfefferkörner im Finale. Eine Art 1994er was als grosses Kompliment gilt. 06: Ich degustierte den Wein bei der Primeurdegustation 2005 eine Woche vor der Abfüllung. Ein genialer, grosser Pichon-Lalande, voller, aromatischer Cabernetsüsse. Anschliessend setzten wir uns ins Auto und fuhren von Pauillac Richtung Bordeaux. Der Nachgeschmack blieb fast bis kurz vor der Gemeinde Margaux ganze 10 Minuten, respektive 17 Fahrkilometer lang wohlig mit einer traumhaften Cassis-Schokosüsse im Gaumen haften. 10: Es gibt definitiv einen Nachfolger vom genailen 1994er. Hier ist er und er ist unter den aktuellen Jahrgängen unter den Besten der Billigste. Also - kaufen! Sehr fest im Körper, mineralische Note, tendiert zum Pauillac-Klassiker was bei einem Pichon-Lalande selten der Fall ist.  19/20  2015 - 2028 

*******************************************************************

BORDEAUX 1970: ZWISCHEN FREUDE UND RESPEKT

Nach zwei absolut miesen Jahrgängen atmeten die Bordelaiser Winzer auf, als sich im Herbst 1970 endlich wieder ein grosser Jahrgang ankündigte. Zunächst war mal klar dass die Menge gewaltig sein würde.

Bertrand Nicolas von Château La Conseillante erinnert sich: «Wir hatten keinen Platz mehr für die letzten Erntechargen. So leerten wir das erste Cuvier und gossen den noch nicht ganz durch gegorenen Traubenmost der ersten Erntetage direkt in die bereit gestellten, leeren Barriques».

Und der Jahrgang galt auch qualitativ als gut. Damals bedeuteten halt viel Gerbstoff und viel Säure die Grundlage für ein grosses Milléssime. Der Rest würde dann die Zeit erledigen.

Doch die Geduld der Weinfreunde wurde arg strapaziert. Und selbst Stundenlanges Dekantieren konnte es auch nach 10, 20 Jahren nicht richten. Die Hälfte der Weine war knapp geniessbar und nur mit massiven Fleischbrocken auf dem Teller zu bewältigen.

Viele der vielversprechenden Châteaunamen brachten nichts als Ärger: Wer beispielsweise einmal einen Lafite oder Margaux im Glas hatte, brauchte eine extreme Selbstdisziplin um die Weine über längere Zeit im Gaumen zu halten. Spucken war in jedem Fall geiler als Schlucken.

Eine Auswahl der noch guten und teilweise sogar grossen 70er-Bordeaux genossen wir im Sempacherhof. 

1970 Domaine de Chevalier: 16/20 austrinken
1970 Haut-Brion: 16/20 vorbei
1970 Pichon-Baron: 18/20 austrinken
1970 Calon-Ségur: 17/20 austrinken
1970 Palmer: 18/20 austrinken
1970 Mouton-Rothschild: 18/20 austrinken
1970 La Lagune: 19/20 austrinken
1970 Montrose: 15/20 austrinken
1970 Latour: 19/20 trinken
1970 Ducru-Beaucaillou: 19/20 trinken
1970 Belair: 16/20 vorbei
1970 Canon: Korken
1970 Ausone: 18/20 austrinken
1970 Lafaurie-Peyraguey: 16/20 trinken
1970 Rieussec: 17/20 trinken
1970 d’Yquem: 18/20 trinken

*******************************************************************





Mehr als 200 Weinfreunde
im grossen Haydn-Saal
vom Schloss Esterhazy in Eisenstadt

Das war eine Show! Am Morgen eine Live-Radiosendung im OE1 bei der Sendung «Mahlzeit Burgenland». Dann Business Lunch im Restaurant Henrici in Eisenstadt. Anschliessend zwei Journalisten-Interviews. Um 17.00 Uhr ein Tasting mit Peter Moser vom Falstaff und René Gabriel unter dem Motto «Burgenland trifft Europa» mit 220 Personen im barockigen Haydn-Saal und am Abend dann das grosse Sechs-Gang-Dinner - ebenfalls im Schloss Esterhazy. An den Tischen: 130 Gäste. Im Einsatz: Mehr als 1'500 Gabriel-Gläser...

*******************************************************************

René Gabriel im OE1 (ORF) bei der Sendung Moment Kulinarik

*******************************************************************

BORDEAUX 2010: SCHON WIEDER GROSS! GANZ GROSS?

Anfangs Woche 42 war ich mit einer grossen Gruppe der Académie du Vin im Bordelais. Überall sah ich lachende Winzergesichter. Nach dem sonnigen, aber doch eher mittelwarmen Sommer folgte ein langer sonniger Herbst. Wenig Regen prägte das extrem lange Vegetationsjahr generell...

Zuerst besuchten wir Smith Haut-Lafitte. Es roch herrlich nach jungem Wein und die Weissweinfermention war bereits abgeschlossen. Der erfolgreiche Weinmacher Fabien Teitgen zeigte mir stolz im Labor die Säure- und Tanninwerte. Hätte ich ihm sagen sollen, dass ich von diesen Zahlen keine Ahnung habe?

«Der Bordeaux 2010 wird etwas für Bordeauxkenner und hoffentlich nichts für Spekulanten» meinte dann Olivier Bernard auf Domaine de Chevalier. Statt 100 Tagen hätte es von der Blüte bis zur Ernte ganze 130 bis 140 Tage gedauert. Er liess und auf den dichten Treberhut eines Merlottanks gucken bevor er uns zum Nachtessen einlud.

Etwas reservierter war Christian Moueix (Pétrus, Hosanna, Trotanoy). Er rechne mit recht präsenten Säuren die sich möglicherweise mit den kräftigen Tanninen  vermischen würden und so zwar viel Alterungspotential versprächen, aber halt doch eher in die Richtung «gedulige Klassik» tendieren. 

Euphorisch tönte es dann aber wieder bei Gérard Perse auf Château Pavie: Die besten Grundweine seien praktisch schwarz! So etwas hätte er noch nie erlebt. Und die Qualität, so meine Frage? Nicht hinter dem 2009er. Wow! Wenn er da recht hat, dann Gnade Gott. Denn er gab mir nochmals eine Fassprobe vom 09er. Das ist etwas für Bombenleger...
       
Auf Mouton war der Sommelier noch etwas reserviert, als er uns ebenfalls eine Fassprobe vom Mouton 2009 (20/20) gewährte. Leider wieder wenig Menge - mais trés, trés bon. Immerhin - damit kann man was anfangen.

Die letzten Paltikerntebehälter wusch man auf Cos d'Estournel. Hier wird man wohl mit allen Mitteln wieder eine Bordeaux-lastigere Variante an den Primeurs im März präsentieren nach der sehr shizophrenen Beurteilung letztes Jahr.

Dann assen wir mit etwa 20 Bourgeois-Winzern im Norden des Médoc's auf Rolland-de-By. Die Hände noch schwarz, schwielig, aber auch hier noch lachende Gesichter. Viele hatten nach ein paar Chargen Cabernet Sauvignon's im Weingarten hängen. Aber das sei kein Problem, weil durch die letzten trockenen Tage wenig Fäulnis zu riskieren und jeder Tag ein kleiner Gewinn wäre.

Alexandra emfping uns am Nachmittag auf Léoville-Barton. Es ginge fast nahtlos mit sehr hoher Qualität weiter. Also wieder mit einem ganz grossen Wein. Glücklicherweise hätte jeder Jahrgang seine Eigenart, aber Anthonny sei sehr zufrieden. Der 80jährige Médoc-Rentner mit irischen Wurzeln sei jetzt grad in London und dann für 15 Tage in Amerika. Jeden Abend mit irgend einer Präsentation beschäftigt. Unglaublich, wenn Bordeauxwein so viel Aktitivät im Alter bringt, dann muss ich tendenziell eher mehr trinken in Zukunft.
    
Thoma Do Chi Nam, der seit 2004 Kellermeister auf Pichon-Lalande ist, zeigt stolz in den Keller wo die Arbeiter noch um 20.00 Uhr voll am Arbeiten (Ecoulage) waren. Er würde sich jetzt schon sehr freuen seinen 2010er im Frühling zu präsentieren - alle Rebsorten seien auf Top-Niveau.
 
Einzig in Sauternes ist die Sache noch nicht gelaufen. Durch den trockenen Sommer sind die Sémillons (in dieser Region zu 85 % vertreten) zwar vollreif, aber es sei zu wenig feucht für die sehnlichst erwartete Botrytis. So hängen denn noch mehr als zwei Drittel Stand 20. Okt.) an den Reben. Auf Yquem wird noch mehr gepockert. Hier lag fast noch alles draussen...   

*******************************************************************

2007 LA PÈIRA EN DAMASIELA: VIVE LA FRANCE DU SUD

Aufgepasst. Da kommt ein neuer Name, der mit dem Zusatz Terasses de Larzac vermarktet wird, den Sie sich unbedingt merken sollten!!!

Dieser spektakuläre Südfranzose aus dem Côteau du Languedoc, der mit viel Syrah (etwa 90 %) und wenig Grenache (logischerweise etwa 10%) entsteht, beeindruckte mich von der ersten Sekunde an. Logischerweise kein Leichtgewicht, aber das brummige Ding behält seine Balance und zeigt in seinem verschwenderischen Reichtum auch delikate Finessen. Lakritze, Cassis, schwarze Kirschen, Dörraprikosen und recht viel kräutrig-minzige Frische prägen die Grundaromatik dieses neuen Südfranzosen-Must! 19/20 trinken – 2020

Getrunken im Alten Löwen in Zürich. Das junge Wirtepaar Maria und Reto Burri-Lutz verleiht dem ehemals heruntergekommenen, strassig-lärmigen Kasten unglaublich viel Schwung. Wer den vielen, in den letzten Jahren verschwundenen Beizen nachtrauert, der fühlt sich da drin pudelwohl. Auch das ist ein Must!

In Netz findet man praktisch (noch) keine Bezugsquellen vom La Pèira. Franz Wermuth soll ein paar wenige Flaschen haben... 

*******************************************************************

ENTKORKEN! ALLE GROSSEN WEINE VOM JAHRGANG 1990 SIND IN HOCHFORM

Haben Sie noch ein paar Flaschen vom weltweit gelungenen Jahrgang 1990 im Keller? Dachten Sie dabei schon ein paar Mal, dass Sie diese schon vor Jahren hätten entkorken sollen? Oder gehören Sie zu Jenen, die aufgrund des enormen Jugend-Genussspasses praktisch den gesamten Bestand schon lange ausgetrunken haben? Gibt es sogar Leser, die sich überlegen auf Auktionen noch ein paar Flaschen zu ersteigern? Oder hatten Sie noch nie das Vergnügen einen tollen 90er zu trinken? 

Etwa drei Dutzend Weinfreunde wissen bereits die Antworten auf die obigen Fragen. Sie nahmen nämlich teil an einer grossangelegten, dreitätigen 90er-Verkostung im Berner Saanenland bei der weit mehr als 100 Weine aus aller Welt von der kleinen 3/8-Flasche (Gantenbein) bis hin zu einer 15-litrigen-Nebuchadnezar (Château Les-Ormes de Pez) entkorkt wurde. Alle Flaschen zelebrierten wir in Form von begleitenden Essen. Einmal im Restaurant Sonnenhof in Saanen mit Schwergewicht auf die italienischen Weinen. Einmal bei der besten Adresse in Gstaad; in Robert Speth’s Chesery. Und zwei Mal im Steigenberger-Hotel in Saanen. Der Höhepunkt, am Samstags-Gala-Diner: Eine 90er-Blindprobe mit Lafite, Latour, Mouton, Margaux, Montrose, Haut-Brion, Cheval-Blanc und Pétrus! Alle Notizen und Bewertungen folgen demnächst im WeinWisser

Das eindrücklichste Erlebnis vorweg...

1990 Château La Mission Haut-Brion, Jéroboam: Extrem dunkle Farbe, im wenig entwickelten Granat sogar noch schwarze Reflexe zeigend. Dramatische Würznoten, viel schwarzer Tabak, Rauch, Pferdesattel, etwas Jod, Torf, Fernet-Branca und Korinthen zeigend. Im Gaumen mächtig, mit dunkel malzigem dichtem Extrakt, wieder alle Aromen im schwarzen Bereich bis hin extrem langen Nachhall. Das beste und grösste Erlebnis dieses Weines seit der Fassprobe im März 1991! 20/20 trinken                                                  Fotos zum Tasting

*******************************************************************



In der Not frisst der Teufel Fliegen!

*******************************************************************

HEUTE IST EIN GUTER TAG: EINE GLOSSE ZUR BUNDESRATSWAHL
 
Während weltweit über die zunehmende Islamisierung gesprochen wird, zeichnet sich in der Schweiz ein ganz anderes Drama ab. Die systematische Diskriminierung von Männern in der Schweizer Politik. 

«Gewählt ist, mit 159 Stimmen, Frau Simonetta Sommargua»
«Gewählt ist, mit 144 Stimmen, Johann Schneider-Amman»

Haben Sie die zwei ganz feinen Unterschiede bemerkt? Die grösste Differenz ist rein rechnerisch. Wenn Frauen in den Bundesrat gewählt werden, dann mit einem Glanzresultat!

Nur 25 Stimmen über dem absoluten Mehr schaffte es nämlich der männliche Kandidat. Die Frau glanzvoll in nur vier Wahlgängen - der Mann knapp im Fünften!

Der zweite Unterschied? Lesen Sie nochmals ganz genau die zwei Sätze mit «Gewählt ist…»

Nicht bemerkt? Ja – der Teufel steckt im Detail! Da hat doch die aktuell höchste Schweizerin Pascale Bruderer, Nationalratspräsidentin – eben Präsidentin – auch wieder eine Frau, glattweg die Simonetta Sommaruga ganz deutlich mit dem Zusatz «Frau» als Gewinnerin des Zweikampfes der ersten Ersatzwahl empor gehoben. Bei der zweiten Ersatzwahl blieb es bei der Ankündigung des neuen Bundesrates nur noch lapidar beim Namen – ohne den formellen Zusatz «Herr».

Wer bitte präsidiert den Ständerat? Frau Erika Forster! Und wie heisst der aktuelle Bundespräsident? Es ist kein Präsident, sondern auch eine Präsidentin! Frau Doris Leuthard!

Nach weniger als 40 Jahren nach Einführung des Frauenstimmrechts (7. Februar 1971) haben die Frauen in den obersten, politischen Führungsetage die Männer verdrängt und erreichen die Mehrheit. 

Es sei heimlich von der neu gegründeten Genfer Frauen-Bewegung: «femme remplace hommes» geplant, schweizweit sämtliche Amtsweibel durch Frauen zu ersetzen. Schliesslich sei der Begriff Weibel seinerzeit vom Wort «Weib» abgeleitet worden. Als erstes soll - Gerüchten zu Folge - dem aktuellen Bundesweibel per Ende Jahr gekündigt und durch die amtierende Miss Schweiz Kerstin Cook ersetzt werden.

Parallel wird dabei geprüft, ob die veralterte Weibelkleidung abgeschafft wird und Kerstin jeweils das hübsche goldene Bikini im Nationalratssaal tragen soll. Das hätte, so wird vom Frauenlager argumentiert, nichts mit Sexismus in der Politik zu tun, sondern sei ein wirksames Mittel für mehr Aufmerksamkeit seitens der Männer während den Sessionen zu sorgen. Es sei nämlich lästig, wenn die noch wenigen verbleibenden Herren unter den Parlamentariern entweder abwesend sind, oder nur gelangweilt in Tageszeitungen blättern, wenn jeweils Frauen das Mikrofon am Rednerpult ergreifen... 

Meine Herren: Es ist dringender Handlungsbedarf angesagt. Wir Männer fordern per sofort eine ausgeglichene 50:50-Quote im Bundeshaus. Deshalb schlagen wir vor, den Putzfrauen dort fristlos zu kündigen und diese sofort durch Reinigungsmänner zu ersetzen. Das sind wir der Konkordanz schuldig!  

*******************************************************************

*******************************************************************

LE BOSCQ 2009: GABRIEL 19/20 - PARKER 87/100

Bei einem Gabriel-Glas-Parcours öffneten wir mehr als ein Dutzend toller Weine. Aufgrund des grossen Publikumaufmarsches entkorkte das Team vom Mövenpick-Weinkeller eine Jéroboam 2005 Château Le Boscq.


Ich bin seit gut 10 Jahren ein grosser Fan dieses Weines und empfehle ihn allen, die eigentlich gerne Bordeaux trinken, aber das klassisch-erdige nicht besonders gerne mögen. Dank dem Grossformat war dieser sehr attraktive Saint Estèphe in einem Zwischenhoch und zeigte viel schwarze Beeren, dunkle Edelhölzer, grosszügige, aber doch passende Röstaromen die nach frisch gebackenem Schwarzbrot dufteten. Und im Gaumen wiesen die dichten Tannine einen ersten Charme auf. (18/20). Diese tolle Jéroboam gibt es immer noch bei Mövenpick und kostet nur 295 Franken. Also so viel wie ein miserabel gefülltes Glas Lafite.

Ein junger Mann sprach mich an und fragte ob denn der Le Boscq 2009 wirklich noch besser sei? Weil dem 2005er hätte ich ja 18/20 Punkte gegeben und den 2009er hätte ich gar mit 19/20 Punkten bewertet.
«Aber sicher», antwortete ich ihm, das sei doch ein genialer Kauf in der Primeurofferte, denn wo bekommt man einen so genialen Bordeaux für so wenig Geld?

Er hätte das ja auch vor gehabt, aber die schlechte Parkerwertung von 87/100 für denselben Wein hätte ihn gewaltig misstrauisch gemacht. Und so habe er halt gezögert. An der Verkostung vom Gerstl hätte er dann die Gelegenheit gehabt ein Fassmuster von diesem offensichtlich doch sehr guten 2009er Le Boscq zu testen. Es wäre wirklich ein toller Wein. Leider hätte es da aber im Schweizer Markt trotz schlechten Parkerpunkten keinen mehr gehabt...     

*******************************************************************


1934 - 1961 

Haut-Brion,
Mouton, Ducru, Ausone, Lafite,
Cheval-Blanc,  Lynch etc...


Eine französische Raritätenprobe in Spanien.

Mehr...

*******************************************************************

2000 LYNCH-BAGES: VORSICHT SUCHTGEFAHR

Im Prinzip empfehle ich von den grossen Weinen des Jahrgangs 2000 noch die Finger zu lassen. Aber - die Ausnahme bestätigt die Regel.

In den letzten 12 Monaten begegnete ich dem Lynch-Bages 2000 ein paar Mal. Es war jedes Mal ein Genuss ohne Reue. Er zeigt eine Kraft-Arroganz wie es gewisse, ganz grosse 82er in deren Jugend versprühten. So richtig brockiger Pauillac mit Fülle, Tiefe und einer punchigen, gereiften Cabernetsüsse. 

Leider bin ich da nicht der Einzige, der von diesem jetzt erstmals genussmöglichen Bordeaux-Monument weiss, denn die Preise für diesen genialen Wein sind stetig steigend. Aber die Faustregel ist eigentlich immer gleich: Ich zahle lieber für einen Wein der es definitiv bringt einen Drittel dessen, was ein noch bekannterer Name kostet den ich dann eventuell nie öffne, weil die passende Gelegenheit dazu fehlt. 19/20 Kaufen! 

*******************************************************************

PINOT NOIR WELTMEISTER

Der «Prix Champion du Monde des Producteurs de Pinot Noir» ging am 3. September anlässlich des Mondial du Pinot Noir 2010 an das Weingut Donatsch.

Zum zwölften Mal wurde der Weinwettbewerb Mondial du Pinot Noir dieses Jahr durchgeführt. Von einer internationalen Jury wurden mehr als 1100 Weine aus über 21 Ländern verkostet und bewertet.

Für die Königsdisziplin zum «Champion du Monde» wurde nicht nur ein Jahrgang unter die Lupe genommen, sondern drei Pinot Noir aus drei aufeinanderfolgenden Jahrgängen. Dies macht die Auszeichnung besonders wertvoll, da die Konstanz eines Weines über mehrere Jahre in Weinqualität und Stilistik bewertet wird. Das Ziel dieses Spezialpreises ist es, grosse Terroirs, aber auch das Können und die Kontinuität des Winzers zu bewerten.

Wir sind stolz, dass Martin Donatsch den Weltmeistertitel mit dem Pinot Noir «Passion» 2006, 2007 und 2008 erstmals nach Graubünden bringen kann.

Das war oben der offizielle Pressetext: Was dem noch hinzu zu fügen wäre?

Wenn immer es die Zeit erlaubt, dann gehe ich zu den Donatsch's in den Ochsen Malans. Holzig-gemütliches Lokal, absolut freundlicher Empfang, einer der besten Bündner Gerstensuppen, tolle kalte Platten mit einem ebenso unglaublich guten Bündnerfleisch. Und geniale Weine - aus dem GABRIEL-GLAS  

*******************************************************************

THIERRY MANONCOURT †

Der legendäre Besitzer von Château Figeac ist Ende August im Alter von 92 Jahren gestorben. Ein guter, charmanter Freund, ein anerkannter Winzer, ein Verfechter der Klassik haben ihn zu einer Saint Emilion Legende werden lassen. Sein Schalk wird uns beim nächsten Château-Besuch fehlen...

*******************************************************************

TICINO 2008: EIN SCALOPPINI-JAHR

Nach dem Porterhouse-Jahrgang 2007 werden bei den 2008er Tessiner-Merlot's die Fleischstücke etwas dünner abgeschnitten. Saftig und zart sind diese aber alleweil…

Mehr als 100 verschiedene Rotweine präsentierten 57 Winzer im Palazzo die Congressi in Lugano anfangs September. Am Abend und am folgenden Tag hunterten wir dann noch jenen Weinen nach, die nicht an diesem Grossanlass präsentiert wurden. Mehr...

*******************************************************************

WEINBROKER VERSUS WEINBÖRSE: WAS SIE WISSEN MÜSSEN

Oft werde ich gefragt was die Vor- oder Nachteile sind, wenn man seine Weine an einer Auktion versteigern lässt oder an einen Broker verkauft.

Der amerikanische Schauspieler und Regisseur Warren Beatty meinte einmal: «Frag nie deinen Friseur ob Du einen neuen Haarschnitt brauchst!»

Also müsste ich in jedem Fall, als Beteiligter von zwei Auktionshäusern, auf die Versteigerung tendieren. Aber es gibt bei beiden Möglichkeiten Vor- und Nachteile. Deshalb hier ein paar wichtige Information…

Verkauf via Broker

Ein Broker kommt, nimmt die Weine mit und bezahlt meist vor Ort. Dabei zahlt er für die gesuchten Weine einen adäquaten, sicherlich fairen Marktpreis.

Für die weniger gesuchten Weine offeriert er einen Liquidationspreis. Die schwierig zu verkaufenden Weine würde er am liebsten stehen lassen und macht das nicht selten auch.

Ein Broker arbeitet mit einer Marge von ca. 20 bis 25 % und somit ergibt sich für den Verkäufer ein zu errechnender Nettobetrag. 

Verkauf via Weinbörse  

Wir schätzen die Weine aufgrund der aktuellen Marktsituation ein mit einem garantierten Mindestpreis (jeweils links im Katalog) und einem zu erwartenden Zuschlagpreis an der öffentlichen Auktion (rechte Spalte im Katalog).

Während der Auktion sitzen private Weinliebhaber, Restaurateure, Weinhändler und – auch Broker – im Saal und bieten praktisch bis zum aktuellen Welthandel-Tagespreis.

Für die gesuchten Weine erhält man in der Regel mindestens gleich viel wie bei einem Broker. Hingegen bekommt man für weniger gesuchte Weine einen wesentlich besseren Preis. Das gilt besonders für Einzelflaschen. Eher schwierig zu verkaufende Weine finden Käufer in Mischlots. Man bekommt zwar dabei nicht viel, aber man bekommt immerhin etwas. Zudem arbeiten wir mit lediglich 10 % Kommission für den Einlieferer.

Also ist mit dieser Variante generell ein besseres Verkaufs-Ergebnis zu erwarten. Zudem hat man nie das Gefühl zu wenig bekommen zu haben...

*******************************************************************

Genüssliches Duell, wenn man den Latour 2002 mit dem Mouton 2002 vergleicht... 

MOUTON 2002 UND LATOUR 2002

Was mich am meisten ärgert, ist die ständige Wettkampfstimmung wenn man beispielsweise den Pichon Baron und den Pichon-Lalande gleichzeitig auf dem Tisch hat. Oder man fragt mich, ob ich Lust habe an einer Probe Las Cases gegen Barton teilzunehmen. Habe ich schon, aber lieber genüsslich vergleichen wie krampfhaft nach einem Sieger suchen. Haben Sie schon je ein Rindsfilet gegen ein Kalbsfilet gegessen? Sicher nicht. Beim Essen nimmt man zuerst das feiner gewürzte und dann das kräftige. Wenn ich verschiedene Weine in einer Serie vor mir habe, dann rieche ich schnell über den Weinen und beschäftige mich zuerst mit jenem, der sich am offensten zeigt.

Wie sieht es denn aus, wenn man aktuell den Mouton und den Latour - beide vom Jahrgang 2002 vergleicht?

Rein optisch siegt zuerst der Latour. Der Korken ist länger und von deutlich besserer Qualität. Schaut man sich dann die Flaschen an, dann wäre rein theoretisch der Mouton wieder vorn. Seit dem Jahrgang 2000 füllt nämlich die Baronnie ihren Premier in eine recht gewichtige Designerflasche. Schweift der Blick aufs Etikett, so gebe ich meine Sympathie eher dem Latour. Ich mag es halt zeitlos klassisch, wenn es um Bordeaux geht. Ich finde auch, dass gewisse Mouton-Etiketten manchmal ziemlich glücklos ausgewählt wurden. Zudem fördern diese künstlerischen Labels das Sammeln bis zum Vergammeln.

Dann nimmt man mal den Latour in die Nase und es geht gleich los, was bei diesem Cru in der Jugend eher selten ist. Da sind viel Mocca, Pumpernickel und schwarze Oliven. Die Röstung ist ziemlich dunkel und deutlich. Der Jahrgang war wohl nicht ganz so kräftig um 100 % neues Holz so richtig zu vertragen.
Zart und fein beginnt der Mouton, zwar verhalten aber nach und nach etwas von seinem enormen Duftpotential freigebend, parfümiertes Vanillin und das typische Mouton-Cassis. Doch im direkten Vergleich ist momentan im Latour mehr drin und man bekommt kein schlechtes Gefühl, ihn jetzt schon mal anzugehen.

Im Gaumen ist dann der Latour der momentane Sieger, immer noch sehr schwarzbrotige Röstaromen, die Tannine sind schon mit Fett ummantelt und so wirkt der Körper schon erstaunlich geschmeidig. Kein Hammer – aber eine wunderbare Sichel.

Der Mouton ist ein reich geschnürtes Paket, die Tannine noch in Bewegung und noch lange nicht auf dem Punkt,die Textur ist aber königlich und jedes Mal, wenn ich diesem Wein begegne ist wieder etwas mehr da und die Tendenz zeigt in Richtung 1982. 

Was beide gemeinsam haben. Aus einem kleinen Jahr sind hier zwei ganz grosse Weine entstanden. Und wer sich die neuesten Premiers nicht mehr leisten kann oder will, findet hier noch Genusswerte, die es sich zu erwerben lohnt. Billiger wird’s nimmer!    

Und da waren noch ein paar andere Weine an diesem Kartenspieltag im Brandenberg: 1999 Ausone (18/20), 1998 Haut-Brion (18/20), 1995 Angélus (19/20), 1994 Palmer (18/20), 1995 Palmer (18/20). 1995 Latour (19/20), 2002 Latour (19/20), 2002 Mouton (20/20).        

*******************************************************************

«Der Wurm muss dem Fisch schmecken - nicht dem Angler»
Helmuth Hubacher

*******************************************************************

S-S-S-S-S: EIN THEMENABEND

Wenn man wild durcheinander verkostet, bleiben oft wenig Erinnerungen. Oder vielleicht nur Bruchstücke. Deshalb versuche ich bei gewissen Einladungen immer in irgendwelcher Form einen «roten Faden» zu finden.

Ein Kollege kam mit einer Flasche 2006 Salzberg von Gernot Heinrich unter den Armen eingeklemmt. Ein grossartiger Weltklassewein der mit einem Bein noch knapp in Österreich steht und mit dem anderen bei grossen Spaniern oder fetten Napa’s. Viel dunkle Schoko, ein Hauch Kokos, schwarze Oliven und alles massiv verpackt mit dicken aber gerundeten Tanninen. Noch gutes Potential mit einem wohl richtigen Genusshöhepunkt so um 2014. (19/20).

Weil ich von diesem Geschenk schon zuvor wusste, hatte ich einen Solaia 1995 geöffnet. Doch ich hätte ihn dekantieren sollen. Zu Beginn zeigten sich die Tannine recht sperrig, fast spröde und vordergründig. Wie wenn der Wein bei seiner Geburt zu streng erzogen oder zu fest extrahiert wurde. Doch das legte sich dann nach einer halben Stunde und so blieb der farblich zwar reife, aber im Gaumen noch ungestüm athletische Wein eine perfekte Balance zum ebenfalls kräftigen Burgundergeschnetzelten (18/20). Die Punkte gelten je für Wein und Speise.

Noch zwei weitere S-Überraschungen folgte: Zum ersten der 1995 Simi Reserve der immer noch sehr fruchtig und berauschend sexy-süss ist mit einem Cocktail von Röstnoten, Cassis und Brombeeren, fast wie bei einem halbleichten Mouton! (18/20).

Und zum Schluss noch der 1995 Sine Qua Non The Other Hand. Recht hell mit viel leuchtendem Rot in der noch jugendlichen Farbe. Die Nase verspielt, getrocknete Preiselbeeren, Himbeertouch, helle  Edelhölzer, Zitronenthymian. Im Gaumen trotz gefährlich hoch deklarierten Volumenprozenten recht elegant und auch hier mit einer tänzerischen Frucht. Dieser Wein wurde früher von vielen anderen Degustatoren als Bluff eingestuft und ich mit meiner schon damals hohen Wertung somit heftig kritisiert. Doch nach 15 Jahren ist diese phänomenale US-Krankl-Wein heute gesund und gross (19/20).

Die Gäste waren vor mir da. Meine Frau hatte keine Ahnung, dass ich diesen Abend mit meinen ausgeklügelten S-Varianten minutiös geplant hatte. Doch irgendwie hatte sie einen 5ten Sinn für die erste der insgesamt 5 Flaschen. Als ich eintraf, stiessen die Gäste grad mit einem 2000 Singerriedl von Hirtzberger an (19/20). Schon reichlich gelb aber dann wuchtig mit einem ausufernd druckvollen Bouquet und fetten Pfirsichsaft- und Anisnoten im powervollen Finale. Nicht gerade ein idealer Aperowein aber dafür auf demselben Niveau wie die Rotweine die danach folgten…          

*******************************************************************



Manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte...



Diese tollen Flaschen öffnete Weinfreund Werner Feldner für die Motorradfreunde an einem unvergesslichen Abend. Die letzte Serie: 2007 Echézeaux Domaine de la Romanée-Conti: Eine Fruchtbombe, erstaunlich zugänglich und momentan eine erotisch-musische Pinot-Affäre (19/20). In der Mitte; der bombige, tiefschürfende und je nach Flaschenlagerzustand manchmal halt noch ziemlich bockige 1986 Château Mouton-Rothschild (20/20). Und im rechten Glas: 2001 Masseto (20/20). Eine toskanische Merlotlegende die den bisher grössten und jetzt auch ausgereiften 87er L'Appartia noch um Längen übertrifft. Der Masseto
ist heute - in so grossen Jahren - eben so gut wie der Pétrus. Nur schmeckt er halt ein Bisschen anders und ist vielleicht etwas früher zugänglich. Zum Glück!  

*******************************************************************

EINE BESONDERE KOSTPROBE

Eine Kostprobe kann beides sein! Eine Probe bei der man etwas verkostet.
Oder eine Probe die kostet. Kürzlich waren wir an einer solchen Kostprobe der zweiten Art…


Wenn wir mit dem Motorrad unterwegs sind, so gestaltet sich das Programm wie folgt: Ich notiere mir laufend, wer mich in irgendwelcher Form irgendwann mal eingeladen hat, dann schalte ich Google-Earth auf und schaue mir, wer da am Weg liegen könnte bei einer sinnvoll eingeteilten Tagesreise. Dann melde ich mich bei derjenigen Person und meistens klappt es für einen gemütlichen Weinabend. Meistens…

Da war für die herbstliche Töfftour ein Abend bei Personen geplant die sich schon seit Jahren beklagten, dass ich nie vorbei kommen würde. So fixierten wir den Donnerstagabend und ich stellte mir einen gemütlichen Abend mit etwas auf dem Teller in ein paar Flaschen Wein vor...

Die etwas konkretere Idee kam dann vom Gastgeber der u.a. auch Weinhändler ist und auch Events durchführt, dass wir ja von einem Weingut gleich mehrere Jahrgänge degustieren könnten. Es war ein Château, das man nicht besonders kennt und so war ich begeistert von der Idee. Es sollten dann sogar 17 Jahrgänge werden…

Ein paar Wochen zuvor kam eine Offerte für unsere Teilnahme für dem «gemütlichen Weinabend». Jeder von uns sollte 800 Euro zahlen. Dabei würden nur die Weine berechnet, das Essen sei offeriert…

Mir blieb die Spucke weg und ich rechnete schnell das Gebotene nach. Wenn man all diese Weine auf dem Markt beschaffen müsste, so wäre CHF 3000 die Obergrenze. Rechnet man – wie üblich 15 zahlende Teilnehmer plus 100 Franken fürs Essen, so wäre ich bei 300 Franken pro Person…

Nein – ich hätte mir da eher etwas Gemütliches vorgestellt. Mir wäre es ja egal, aber meine Motorradfreunde seien sich gewohnt, dass wir abends einfach zusammen hocken, den Tag etwas Revue passieren lassen, etwas Wein trinken und über Gott und die Welt reden. Denn – wir sind eine bunt zusammen gewürfelte Truppe, bei den sich einige vorher gar nicht kennen…

Ja – wie viel ich denn zu zahlen bereit wäre, fragte man mich auf der anderen Seite des Mailverkehrs. Nein – es hätte keinen Sinn. Das was man mir jetzt offeriert hätte, wäre nicht das was ich mir vorgestellt hätte. Wir wären ja schon bereit für unsere längst ausgesprochene «Einladung» gerne einen Unkostenbeitrag zu entrichten. Schliesslich zahlen wir ja auch, wenn wir im Restaurant Essen und Wein bestellen. Doch dieser nun «offerierte» (offerieren kommt in diesem Fall von Offerte) Abend sei bei Weitem nicht das, was ich mir vorgestellt hätte und somit würde ich mit meinen Freunden jetzt an diesem Donnerstagabend lieber etwas anders machen…

Bald später ruft mich jetzt der CEO dieser Weinfirma an und sagt, dass ich jetzt nicht mehr absagen kann. Sie hätten bereits alle Weine für diesen Abend besorgt und die Châteaubesitzerin käme höchst persönlich und weitere Freunde und wichtige Kunden...

Da teilte ich ihm freundlich mit, dass ich (und meine Freunde…) nicht bereit seien die Flugkosten und das Hotel der Weingutsbesitzerin zu übernehmen und dass dieser Abend in keiner Weise der ersten Idee entsprechen würde und wir lieber etwas anders machen würden…
 
Nein – ich/wir müsste/müssten jetzt kommen. Ich sei angesagt und die Teilnehmer würden sich jetzt schon so sehr freuen. Und seine allerletzte Offerte für diesen einmaligen Event sei 500 Euro und das wäre ein wirklicher Freundschaftspreis…

Unter diesen Argumenten und bei so viel Wohlwollen konnte ich dann nicht mehr kneifen und sagte begeisterungslos zu. Dann teilte ich meinen Motorrad-Kollegen mit, dass wir zwar praktisch jeden Abend bei irgendwelchen Freunden eingeladen seien, aber für den absoluten önologisch-kulinarischen Höhepunkt der Motorradreise müsste halt jeder 500 Euro in Cash mitnehmen… 

Der Abend kam, wir sassen am Tisch. 6 Motorradfahrer, 3 Familienmitglieder 3 Kunden und Freunde der Familie und ein bekannter, mir befreundeter Weinjournalist. Die angekündigte Châteaubesitzerin war nicht da. Entschuldigender Kommentar; sie hätte wohl das Mail nicht gelesen. Macht total unglückszählende 13 Personen. Mir ahnte schon Böses…

Stinkende Kerzen rauchten auf dem Tisch. Dies, weil es die einzige Dame am Tisch dies unbedingt so wollte. Die recht grossen Weine goss man in zu kleine Gläser. In solche, die eher zu einem günstigen Bankett gepasst hätten, wie zu einer solch nobel-erzwungenen Weinprobe...      

Man bat mich die Weine zu kommentieren. Damit ich den oralen Schaden teilen konnte, dealte ich mit dem anwesenden Weinjournalisten jeweils die Serien alternierend zu beschreiben. Unten am Tisch sass der stetig gesichtsverziehende CEO der eifrig jeden Kommentar nochmals nachkommentierte. Als ich den müden fruchtlosen und ziemlich dumpfen 1982er beschrieb, gipfelte die Nachkommentierung darin, dass das sehr, sehr dumm von mir wäre einen solch tollen Wein mit nur 16 Punkten zu beschreiben…

Mein Töfffreund an der linken Seite hatte zwar von dem ungemütlichen Abend schon lange einen auf dem Keks aber diese teutonische Arroganz liess ihm den Kragen platzen. Er entschuldigte sich, dass es ihm nicht besonders wohl sei und murmelte dann zu mir, dass er die 500 Euro unter die Serviette gelegt hätte und verliess flüchtend das Lokal um zu Fuss nach Hause zu laufen…

Wenn nicht gerade von unten des Tisches ein Kommentar kam, dann schmetterte es weiblich-besserwissende Anti-Inputs von der oberen Tischhälfte. Sonst verlaufen solche Abende meist anregend. Dieser hier war doch eher aufregend. Ich wäre auch gerne abgehauen: Doch ich konnte nicht, war ich noch der zu seinem Job erzwungene Gratis-Kommentator…

Endlich war der Abend fertig. Wir auch! Jeder von uns drückte der einzigen Dame 500 Euro in die Hand und wir waren heilfroh diese ungemütliche, kommerzielle Tischrunde zu verlassen. Am anderen Tag hagelte es heftige Manöverkritik von meinen Freunden. Ein bisschen gegen mich und viel mehr gegen die ungemütlichen «Gastgeber». Da ich einen der anwesenden Teilnehmer kannte, rief ich ihn an und fragte, wie viel er gestern Abend für den Event bezahlt hätte. Er meinte, dass er zu den guten Kunden dieser Firma gehöre und deshalb wohl eingeladen gewesen wäre…

Also lautete die Nachkalkulation wie folgt: 6 Schweizer Motorradfahrer zahlen je 500 Euro. Macht 3000 Euro Budget. Dann öffnet man für 2300 Euro Weine. Der Rest ist Waren- und Personalaufwand. Dafür erhält man einen ebenfalls zahlenden Gratiskommentator wie René Gabriel, kann ein paar Kunden für «customer care» einladen und die Familie kann gratis mittrinken und fein essen. Wenn dies nicht eine unglaubliche Scheissformel wäre, würde ich dieses System künftig glatt kopieren...

*******************************************************************









2355 Kilometer mit dem Motorrad mit Freunden...




Tagsüber Apfelschorle und heisse Schokolade (das Bild als Beweis) abends Kompensation mit tollen Weinen bei Freunden.
Appenzell - Tirol - Dolomiten - Slowenien - Salzburg - München - Home

*******************************************************************

«Früher war die Zukunft besser!» Karl Valentin

*******************************************************************

WARUM DIE TEUREN BORDEAUXWEINE SO TEUER SIND

Ja ob ich denn nicht (A) etwas zu den unverschämten Preisen des Bordeaux 2009 zu sagen hätte, schrieben mir nicht wenig erboste Primeurkunden. Und ob ich (B) selbst überhaupt etwas gekauft hätte?


A. Mir hat es die Sprache verschlagen, als ich die Preise für die bestbewerteten Weine sah.


B. Ja! Zum Beispiel: Gazin, Gruaud-Larose, Clerc-Milon, Grandes-Murailles etc.
   

Gute alte Zeit! Als ich vor mehr als 25 Jahren selbst schon Bordeauxweine subskribierte und dann vor 20 Jahren begann im grossen Stil für Mövenpick Primeurs einzukaufen, waren die noch im Fass liegenden Bordeaux wesentlich billiger als jene, die sich schon auf dem Markt befanden. Heute ist es genau umgekehrt. Also müsste man dieses Phänomen zu erklären versuchen. Hier die mögliche Antwort…

Vor 50 Jahren waren die Châteaubesitzer arm und die Händler in Bordeaux (Négociants) reich! Damit die Châteaubesitzer Löhne und neue Fässer bezahlen konnten, kauften die gut betuchten Négociants zu einem frühen Zeitpunkt, meist im Frühjahr nach der Ernte, deren Weine. Oft waren des die besten Fässer, die dann an den Quais in Bordeaux weiter vom Händler selbst ausgebaut und schliesslich als Händlerabfüllung verkauft wurden. In ganz schlimmen Krisenzeiten sogar noch vor der Ernte. Unter «achat sur souche» verstand man, dass sich Winzer und Händler im Rebberg trafen, um den Austrieb zu begutachten und daraus möglicherweise auf einen guten Jahrgang zu schliessen. Dann definierten die Partner eine gewisse Menge mit dem Preis und besiegelte den Pakt per Handschlag.

Dies brachte u.a. den damaligen Besitzer von Château Lynch Bages, André Cazes einmal arg in Nöten. Durch den Frost und die Verrieselung der Blüte im Mai fiel die Produktionsmenge des Jahrgangs 1961 extrem klein aus und so musste er dann den Folgejahrgang 1962 mit der vereinbarten Restmenge nachliefern um seinen Verpflichtungen nach zu kommen.

In den Jahren bis 1969 kauften nur die Négociants in Subskription und lagerten dann die Weine in ihren Hallen so lange, bis sich ein Käufer dafür fand. In deren Angebot befanden sich oft mehr als ein Dutzend Jahrgänge des gleichen Châteaux…  

So ab 1970 übertrug man dieses Primeur-System auf die Weinhändler in Europa. Allen voran England, Frankreich, Belgien und die Schweiz waren die ganz grossen Abnehmer. Warum dieses System wohl Erfolg hatte? Ganz einfach; die neuen Jahrgänge waren viel billiger als die alten!

Diese Europäischen Weinhändler boten dann die bereits eingekauften und vorfinanzierten Weine den eigenen Gastro- und vor allem Privatkunden an. Mit stets leicht wachsendem Interesse…

Mit dem Jahrgang 1982 (und den hohen Parker-Bewertungen der sich mit diesen hervorragenden Millésime erstmals seinen heute süffigen Namen verdiente…) begann der Begriff «Primeur» in der Marktwirtschaft zu greifen und die Subskriptionen wurden zu einem veritablen Geschäft mit stetig wachsendem Umsatzpotential.

Doch die Verteilung erfolgte immer noch auf die «alten Abnehmer» und das Verhältnis «Nachfrage und Angebot» hielt sich einigermassen in Grenzen.

Ich erinnere mich, dass der recht teuer lancierte Jahrgang 1989 einen Riesenerfolg erzielte aber dann der im Prinzip eben so hoch bewertete 1990er schwach gezeichnet wurde. Noch Jahre danach lümmelten grosse Mengen bei den Weinhändlern herum. Die miesen Folgejahre brachten, dann aber die Liebhaber doch noch auf die Idee ein paar Kisten zu kaufen.

Ab 1995 wuchs das Interesse an den Bordeaux in neuen Ländern. Der wachsende Reichtum, das Zelebrieren von Europäischer Gastronomie und das Interesse an Luxusprodukten aus Frankreich, aber auch Italien wurde zum «Must» für viele Millionäre aus Russland und Asien.

Doch – Bordeaux war leer gekauft von den «alten Kunden». Es entstand ein neuer Markt mit vielen Zwischenhändlern. Diese sind heute als «Broker» bekannt. Sie kauften viele kleine Mengen bei Weinhändlern aus Europa und hatten auf der anderen Seite Kunden aus neuen Ländern, die bereit waren wesentlich mehr zu bezahlen als die Europäischen Privatkunden.

Und so überstieg die Nachfrage zuerst nach reifen und ein paar Jahre später auch nach jungen Weinen das Angebot.

Gleichzeitig standen die allerbesten Weingüter – vor allem die Premiers Grands Crus – immer mehr in transparenter Konkurrenz durch den immer mehr einflussnehmenden Weinjournalismus. Einerseits direkt gegenüber den anderen Premiers und auch zum restlichen Feld von Deuxièmes Crus bis hin zu den beliebtesten Crus Bourgeois und den Weinen aus Pomerol (ohne Klassement) und Saint Emillion (eigenes Klassement).

Galt es vor 40 Jahren möglichst viel Wein zu produzieren um möglichst viel verkaufen zu können, so steht heute eine mörderische Selektion im Vordergrund. Nur das Beste vom Besten kommt in den «Grand Vin». Dies führte dazu, dass damals bei mässigem Interesse (kleine Jahrgänge) und ausgewogener Nachfrage (grosse Jahrgänge) den «alten Kunden» aus Europa von den Top-Weingütern Mouton-Rothschild, Lafite-Rothschild, Latour, Margaux, Haut-Brion, Cheval-Blanc, Ausone und Pétrus insgesamt mehr als zwei Millionen Flaschen zur Verfügung standen.

Heute gibt es noch jährlich wenig mehr als eine Million Bouteillen dieser Luxusweine. Der Grund: Bei gleicher Fläche ist der Ertrag heute viel geringer und jedes dieser Weingüter (ausser Pétrus) bringt das Deklassement (junge Reben, leichte Böden, weniger konzentrierte Cuves) in Form von Zweitweinen auf den Markt.

Und (zu) viele reiche Liebhaber wie auch Exhibitionisten auf der ganzen Welt wollen diese Luxus-Cru’s! Also lautet die preistreibende Formel: «Halbe Menge bei x-fach grösserer Nachfrage».     

Dieser Effekt bringt es mit sich, dass Weinproben mit schönen reifen Weinen inklusive Essen oft günstiger sind, als wenn man dieselben Flaschen in Subskription kauft. Und Freundschaften schliessen sich an diesen gemütlichen Tischen einfacher als bei den oft abgehobenen Besitzern nobler Bordeauxweingüter…      

*******************************************************************

WELTPREMIERE: WILDHEUERKÄSE

Helvetische und Beeler-treue Käsegeniesser mögen schon mal was vom Alpkäse der Alp Dräckloch gehört haben. Auf dieser Alp ist jetzt ein neuer, spektakulärer Spezialkäse entstanden.


Es gibt nur noch wenige Wildheuer. Das wilde Heu liegt abseits der eh schon meist schwer begehbaren Alpenlandschaften und wird mühselig mit der Sense oder Sichel gemäht und dann mühsam auf dem Buckel über stolprige zur Alp runter getragen. In einem Sonderprojekt mit Kühen die ausschliesslich dieses besonders würzige Wildheu gefressen haben sind jetzt die weltweit 5 allerersten Laibe zu 7 Kilogramm entstanden von diesem Wildheuerkäse. 

Und an unserem Event «Baden im Léoville» (siehe unten) nahm Rolf ein herzhaftes Stück als Weltpremiere mit. In der Nase erinnerte er mich an einen sehr reifen, fetten Appenzellerkäse mit gewissen Rässpuren. Im Gaumen kamen Erinnerungen auf an die allerbesten Stücke vom Jura Montsoleil aus früheren Zeiten. Der Teig ist weich und doch kompakt und mit einem feinen Salzkorn. Der Geschmack eigentümlich, rustikal und wirklich etwas ganz Spezielles. Ich kann mir dazu gut ein im Holzofen gebackenes Scharzbrot vorstellen und dazu ein Glas Most. Ein Stück helvetische Käsegeschichte!    


  

*******************************************************************

BADEN IM LÉOVILLE

Jeder Teilnehmer musste zwei Flaschen Léoville mitnehmen. Zum Geniessen mit einer paar Köstlichkeiten von käsebuchschreibenden
Dominique Flammer und zum käseaffinierenden Rolf Beeler.
Das Wetter: beschissen. Die Stimmung: mit jedem Glas besser...
 

Es begann nicht gut: Der allererste Léoville, nämlich ein Las-Cases 1998 korkte. Doch es fand sich dann doch noch Trost durch einen später erscheinenden Gas mit derselben Flasche. Auch der zweite Léoville - jetzt ein Barton 1986 - riss uns nicht grad vom Hocker; viel Gemüse, abgehangenes Fleisch und ein Geschmack von Bordeaux von vorgestern (16/20). Da gibt es noch bessere Flaschen. Dann der "neue Las-Cases 1998; kompakt, reduktiv und immer mehr zulegend an der Luft und eine tiefgründige Süsse entwickelnd (19/20). Fragils mit einer erdigen Süsse une immer noch enorm süffig war der sich schnell verflüchtigende 1978 Las Cases (17/20).

Nach den beiden erotischen Las-Cases folgte ein ganz grosser Klassiker. Der 1996 Barton ist der Inbegriff einen grossen Grand Crus mit einer perfekten Saint-Julien-Stilistik. Wer noch nicht hat; kaufen. Kostet weniger als der 2009er (19/20).

Etwas schwierig für mich der 1995er Las-Cases. War noch nie mein Lieblingskind. Er sucht nach 15 Jahren Flaschenreife immer noch seine Harmonie und zeigt sich mit pfeffrig-arroganten Kernenspuren auf der Zunge (17/20). 
Dann folgte die Tagesbombe in Form vom Las-Cases 2006. Einfach nur geil, noch wenig Bordeauxgeschmack - aber viel Weltklassearoma. Bleibt bei mir auf 20/20. Wer diesen Wein in Subskription kaufte wurde nach zwei Jahren mit einem günstigern Marktpreis bestraft. Ein Umstand den ich nicht wenigen anderen Super-Seconds beim Jahrgang 2009 ebenfalls zumute.

Leider brachte nur ein Teilnehmer einen Poyferré mit. Der 1996er war kräftig mit Fleisch und Muskeln und schmeckte so, wie man zu einem klassischen Saint Julien noch in einer Magnumkaraffe einen tollen Napa dazu geschüttet hätte.
Hiin und weg war ich vom Barton 2003. In letzter Zeit hatte ich nichte wenige 03er verkostet. Alle waren ziemlich fett, heiss und leider auch recht marmeladig. Doch dierer Barton ist erstaunlich frisch, mit viel Minze und schwarzen Beeren mit rauchigen Cabernets im Untergrund.

Irgendwann dazwischen tranken wir noch den 99er-Las-Cases. An den komme ich momentan fast alle zwei Monate ran und ich bereue keinen Schluck davon. Wie viele andere dieses Jahrganges ist das eine optimal gereifte Genussfreude.

Auf dem Schiff tranken wir eine Magnum Barton 2006 ohne essen und dann am Schluss wieder denselben Wein – diesmal aus der Doppelmagnum. Ich hatte ein Steak bestellt und so konnte ich die massiven Tannine gleich mit dem Rindfleisch zerkauen. Ein grosser Wein, der aber noch 15 Jahre Geduld braucht 19/20).  

Das Wetter war regnerisch trüb und ich hatte eigentlich bei der Einladung geschrieben dass wir baden gehen und dazu Léoville trinken würden. Doch keiner wagte sich in die Nähe des kalten Vierwaldstätterseeufer. So sprang ich dann halt ins Wasser, damit der Titel einigermassen stimmte. Brrrrrrrr… 


*******************************************************************

ANDREAS DRAXLER: EIN KLEINES STÜCK BURGUND IN HASCHENDORF

Vom Rückweg vom Südburgenland in die Thermenregion blieb uns noch eine spontane Stunde Zeit für einen «Überfall» im Mittelburgenland. Sommelier- und Gabriel-Glaspromoter Bruno Simaner hatte da eine spontane Idee und versuchte den Winzer anzurufen. Doch das Handy klingelte erfolglos auf der anderen Seite. Dann versuchte er es zu Hause bei der Mutter. Diese berichtete, dass ihr Sohn im Weinberg sei. Lösung: Die Mutter musste in den Weingarten fahren um dem Sohn zu sagen, dass er mit dem Handy uns anrufen soll. 

50 Minuten später verfuhren wir uns in Horitschon. Wir kannten dort eigentlich schon (fast) jedes Dorf. Aber in Haschendorf waren wir noch nie. Ein Umweg der sich als lohnenswert herausstellen sollte…

Andreas Draxler füllt mittlerweile gerade Mal 60'000 Flaschen mit seinem weissen, mit einer auffällig roten Medaille aufgedruckten Etikett ab. Das ist zwar recht viel, aber im Vergleich zu anderen, schon weit berühmteren Horitschon-Winzern ein Klecks. 

Wir verkosteten seine unglaublich günstigen Weine und waren begeistert. Leise, ehrlich, wenig Holz, dezente Vinifikation. Was im Prinzip auf den ersten Blick langweilig tönt, entpuppt sich bei feinfühligen Degustieren als eine Art von delikatem, burgundischem Charakter. Zarte und frische Frucht, leichte, wunderschön balancierte Körper und die unbändige Lust auf ein zweites Glas charakterisieren die Weine von Andreas Draxler. Und eigentlich trinke ich ja nie was, wenn ich degustatorisch unterwegs bin. Aber plötzlich stand um 10 Uhr ein hausgemachter, dampfender Krautstrudel auf dem Tisch. Das war dann doch ein sehr guter Grund mir dazu vom sensationellen 2008 Blaufränkisch «altes weingebirge» einen schönen Schluck einzuschenken. Mit 12 Euro (ab Hof) und 18 Punkten (Gabriel) eine Offenbahrung. Weitere Infos über das Weingut Draxler

*******************************************************************

WER WILL EIN SCHLOSS IM BURGUND KAUFEN?

*******************************************************************

VEYDER-MALBERG: QUEREINSTEIGER ODER QUERULANT?

Vor wenigen Jahren zog es den ehemaligen Werber Peter Veyder-Malberg in die Wachau um etwas Neues zu unternehmen. Zwar war er schon da schon mehr als 10 Jahre in Sachen Wein unterwegs. Aber ein eigenes Weingut – das war seine neue Lebensbestimmung. 

Nun sind bereits ein paar Jahrgänge von den kleinen Produktionsmengen (15'000 bis 22'000 Flaschen) aus den 3 Hektar Rebflächen auf dem Markt und er ist ständig ausverkauft. So ausverkauft, dass er die wenigen Flaschen, die noch auf dem Weingut in Spitz verbleiben sind wie seinen Augapfel hütet.

Trotz Mitgliedschaft der Vineau Wachau verzichtet er auf die ansässigen Qualitätsbezeichnungen wie Federspiel oder Smaragd. Zum verheimlichten Ärger ein paar anderer Wachauer Winzer was aber den Kunden egal zu sein scheint. Er verwenden diese offiziellen Kategorien nicht, weil er der Meinung ist, dass der Zuckergehalt der Traube nicht der massgebliche Reifeindikator für die Lese ist.

Bei einer Tour durch die Wachau besuchten wir den völlig auf Tradition setzenden Bio-Winzer und verkosteten seine Weine. Ein paar Bouteillen waren schon gut 14 Tage offen und er liess uns diese Weine mit just geöffneten Flaschen vergleichen. Die vor zwei Wochen entkorkten Flaschen unterschieden sich nur gering und so weist dieser Umstand auf ein möglicherweise unerwartet eindrückliches Lager-, respektive Alterungspotential hin.

Durch die relativ frühen Ernten werden auf diesem Weingut eher beruhigende, klassische Weissweine produziert. Also sind diese Weine im Prinzip nicht vergleichbar mit den Drogen-Smaragden der absoluten Wachauer Spitzenwinzer. Und trotzdem bekommt man beim Geniessen dieser Weine das Gefühl, dass er doch irgendwie schon zur Elite gehört. Aber halt auch eine andere Art. Auf dem Etikett steht der Begriff «Handarbeit». Ein Credo dass Peter Veyder-Malberg im Rebberg bedingungslos durchzieht. Immer auf der Suche nach Mineralik für seine Schützlinge...   

2009 Grüner Veltliner Wösendorfer Hochrain: Komplex, Pfirsichduft, fast cremig, fleischig mit gutem Rückhalt und wunderschön eingebundener Säure. 18/20 trinken – 2018

2009 Grüner Veltliner Weitenberg: Alte Reben, über 50 Jahre. Fein duftig, langsam öffnet, Eisenkraut, reife Gelbfrucht, viel Kraft auf dem Extrakt fleischig und fein mehlig, endet trocken mit Grüntee und Kräuternoten. 19/20 trinken – 2022

2009 Riesling Bruck: Leicht exotische Fruchtnoten, frischer Melissentouch. Saftig im Gaumen, gute Säure, noch recht quirlig, nachhaltig mit viel Rasse. 17/20 trinken – 2015

2009 Riesling Buschenberg: Sehr traubiges Bouquet, heller Rosinentöne aber auch ein Hauch Passionsfrucht, tolle Konzentration zeigend, fast noch adstringierend, kräftig strukturier und so mit viel Charakter und beeindruckendem Potential. 19/20 trinken – 2022

Die Weine sind in der Schweiz erhältlich bei Gerstl

*******************************************************************

TAUSENDUNDEINENWEIN

Das ehemalige helvetische Weinkartendreamland ist auch in der Schweizer Gastronomie eher zu einem Alptraum geworden.

Logisch bei diesen neuen Tarifen für Spitzenweine. Doch ein paar wenige wirklich geniale, besuchenswerte Weinkarten gibt es immer noch. 
Nimmt man die grossartige Küchenleistung und vermischt diese mit dem quantitaiven Weinangebot (mehr als 100 Weine...) und ergänzt die Formel mit der Fairness der Kalkulation, so gibt es einen Schweizer Sieger: Arno Sgier von der Traube in Trimbach. Nichts wie hin! 

*******************************************************************

Gesehen auf einer Parkbank in Vitznau...
«Viele Menschen hätten sogar am Morgenrot noch etwas auszusetzen -
wenn sie früher aufstünden!»

*******************************************************************



Brunello di Montalcino von Salvioni bei Romolo Notaris in den Tessiner Alpenwelt...


ALPINES BRUNELLO-TASTING

Weinfreund und Profibergsteiger Romolo Notaris ist bekennender Brunello Fan. Als wir ihn in seinen nobel-rustikalen Berghaus im Tessin besuchten, öffnete er gleich sechs Flaschen, sodass wir die Jahrgänge vergleichen konnten. Alle von der Azienda Agricola Salvioni.

Ein Weingut dem ich bisher selten begegnet bin. Und – meine sonst eher mässige Begeisterung für die recht teuren Brunellis korrigierte sich ziemlich nach oben.

Bei Salvioni merkt man klar die Basis des Terroirs, aber nicht so, dass es dabei zu ausgemergelten und trockenen Tanninen kommt. Ich war erstaunt über die deutlich vorhandene Frucht im verlangenden Potential. Was auch sehr schön zur Geltung kommt sind die klar definierten Jahrgangsunterschiede und deren Charakteren. Ganz besonders mochte ich den 2001 und 2003; beide mit 19/20. Wunderschön gereift ist jetzt der milde 2000er (18/20). Beim 2005er merkt man das Potential, bei präsenter Tannin-Säureverbindung und deshalb muss man noch Geduld üben. Dieser kann bei 18/20 landen in 5 Jahren. Eher schwierig präsentierte sich der sonst (für diesen schwierigen Jahrgang…) journalistisch hoch gelobten 2004er. Lag es an der Flasche oder ist der Wein einfach momentan völlig unnahbar? Lieber keine Bewertung als sich mit unverbesserlichen Fans herumschlagen.

Und da war noch eine Karaffe. Der Besitzer soll diese spezielle Flasche dem Romolo beim letzten Weingutsbesuch mitgegeben haben – speziell für den Gabriel-Besuch.

1985 Brunello di Montalcino Salvioni: Immer noch sehr dunkel, satt in der Mitte, fast keine Reifetöne am Rand. Druckvolles, tiefschürfendes Bouquet, etwas Schokolade, viel würzig-erdiges Terroir, getrocknete Küchenkräuter und dunkles mal, irgendwie schizophren «trocken-süss». Im Gaumen mächtiger Körper, viel Fleisch, gut stützende Muskeln, rauchig mit Korinthen, Teer und Lakritze. Nicht nur sensationell erhalten, sondern auf einem gewaltigen Genusshöhepunkt. Ein beeindruckendes Brunello-Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. 19/20

*******************************************************************

20 Jahrgänge Château Gazin.

René Gabriel schreibt, Urs Ratschiller geniesst...


CHÂTEAU GAZIN ALS SOMMERWEIN

Jeder hat so seine eigenen Sommerweine. Ein Journalist fragte mich mal, was ich eigentlich im Sommer trinke? Darauf antwortete ich: «Das gleiche wie im Winter – nur drei Grad kühler!». 

Roséweine mag ich nicht. Es gibt viele Winzer auf der Welt, welche den besten Weisswein und noch mehr Winzer die versuchen den besten Rotwein der Welt herzustellen. Aber so richtig teure Roséweine (ausser bei den Champagnern…) gibt es dann doch nicht auf dieser Welt. Also müssen Kunden und Winzer wohl schon längst resigniert haben und trinken diese Lachs- oder Zwiebelschalen- oder Rebhuhnaugenfarbenen Weine mehr oder weniger als notwendiges Übel indem man sich vormacht, dass diese leichter und bekömmlicher seien, als die «normalen» Weine. Ein Blick auf die Alkoholgradationen beweist in der Regel das Gegenteil… 

Warum sollte jetzt ausgerechnet ein bekannter Pomerol gerade der ideale Sommerwein sein? 

Es gehört schon bald zur Tradition, dass Weinfreund Urs Ratschiller während unseren Sommerferien am Murtensee zu einer besonderen Weinprobe einlädt. Heuer standen 20 Jahrgänge vom Château Gazin auf dem Gabentisch.

Jenes Weingut, dessen Name wohl vom Begriff «Casa» erhalten hat, liegt im Osten der Appellation Pomerol, direkt am legendären Jakobsweg. Früher soll es mal eine Art Herberge oder gar ein Hospital gewesen sein, vom Malteser-Orden betreut. Deshalb findet man heute auf der Kapsel das Malteserkreuz und der Zweitwein trägt in Erinnerung an diese Vergangenheit den Namen «Hospitalet de Gazin».

Die spezielle Eigenheit des Terroirs; es ist nebst dem traditionellen Pomerol-Blend von 70 % Merlot und 20 % Cabernet Franc auch mit 10 % Cabernet Sauvignon bepflanzt. In grossen Jahren ist das ein schwarzbeeriger Trumpf, der für besonders viel Frische, Würze und auch zur Langlebigkeit beiträgt. In kleinen Jahren ist der im Libournais selten ganz reife Cabernet Sauvignon eher ein Handicap und bringt grasig-grüne Noten mit sich und zwingt zur Deklassierung in den Zweitwein.

Gazin ist mit dem jüngsten Jahrgang 2009 in spektakulärer Topform und hat von mir die Maximalnote 20/20 erhalten. Das einzige Mal bei immerhin total 44 verkosteten Jahrgängen. Doch zwischen dem Jahren 2004 bis 1997 befand sich Gazin in einer gewissen Qualitätslethargie. Nur gerade der 2001er (leider an unserer Probe mit Korkfehler) weiss in der Regel zu glänzen. Die anderen Jahrgänge liegen zum Teil weit hinter den Erwartungen und selbst die beiden an sich grossen «Millésimes» 2000 und 1998 sind mässige Kaufempfehlungen mit beschränkter Genussgarantie in deren Reife.

Es gab Zeiten da kostete eine Flasche Gazin extrem wenig. Wer damals für rund 30 Franken den Jahrgang 1992 subskribierte, freut sich auch heute noch an jedem Schluck über den guten Kauf. Und der Wein schmeckt auch heute noch und ist einer der allerbesten Weine dieses Fiaskojahres.

Trotz den gewissen Preissteigerungen ist Gazin heute immer noch einer der allerbesten Pomerol-Werte der selten die 100-Frankenmarke übersteigt.

Kaufen sollte man heute noch folgende Jahrgänge 2005, 1996 und 1995.

Mit etwas Glück findet man noch von den grossen, gereiften Gazin’s etwas bei Auktionen – ebenfalls bei fairen Preisen. Glück dem, wer zu etwa 150 Franken den 1990er findet. Ein würdiger Sparringpartner für den Pétrus, der 20 Mal mehr kostet. Freunde von klassischen Weinen suchen nach dem 88er. Und wer immer ein Bisschen mit dem Geschmack und der trockenen Konzentration von Château Lafleur liebäugelt mit dem Jahrgang 1989.

Die ausführlichen Verkostungsnotizen erscheinen im WeinWisser.
Für Ungeduldige hier schon mal die Noten und Genussreifen:

1962 Gazin:  17/20 austrinken
1975 Gazin:  17/20 austrinken
1982 Gazin:  17/20 trinken   
1985 Gazin:  16/20 vorbei
1986 Gazin:  18/20 trinken
1988 Gazin:  18/20 austrinken
1989 Gazin:  19/20 trinken
1990 Gazin:  19/20 trinken
1991 Gazin:  17/20 austrinken
1992 Gazin:  18/20 austrinken
1994 Gazin:  18/20 trinken – 2024
1996 Gazin:  17/20 trinken
1997 Gazin:  17/20 austrinken
1998 Gazin:  17/20 trinken – 2030
1999 Gazin:  16/20 trinken 
2000 Gazin:  17/20 trinken – 2024
2001 Gazin:  Korken, Keine Bewertung:
2002 Gazin:  16/20 trinken
2004 Gazin:  17/20 2014 – 2026
 
Meine Top-Kauf-Empfehlung:
2005 Gazin:  Dunkles, sattes Rubin-Purpur. Rahmiges Bouquet, dunkle Pralinen, Bountynoten, zarte Caramelnoten, komplex und füllig, noch jung aber schon seine Genialität zeigend. Im Gaumen wie eine erotische Merlotlawine, weich, füllig anmutig und von berauschender Waldbeerenfrucht und Süsse. Ist jung schon eine Droge. Grosser Gazin nach einer gewissen, unlogischen und auch unerklärlichen Qualitätsdurststrecke. 19/20 2016 – 2040

*******************************************************************

DER GOLDJUNGE VOM BIELERSEE

Wie man vom Lehrer zum Winzer mutiert wissen wohl wenige. Es muss wohl eine gehörige Portion Idealismus darin stecken. Denn vom sicheren Gehalt auf ein jährlich wiederkehrendes Finanzabenteuer zu wechseln, braucht viel Mut und viel Geduld für eine emotionelle, lange Durstrecke. 

Und auch wenn noch wenige Weinfreunde den Bielersee-Jungwinzer entdeckt haben, so sind es doch schon einige Weinjournalisten die die Leistungen von Lukas Hasler würdigen und auch entsprechend honorieren. Die Goldmedaille am «Mondial du Pinot Noir» ist der Beweis, dass im kleinen Winzerkeller in im Moos 15 im historischen Winzerdorf Twann kontinuierlich sehr gute Qualitäten erzeugt werden und auch schon ein kleines Bisschen Erfolgsgeschichte geschrieben wird.  

Dabei ist der Winzerbetrieb noch jung. Sehr jung. Erst grad 8 Jahre ist es her als Lukas Hasler mit seiner hübschen Frau Sabine im Jahr 2002 den Betrieb gründet. Aus 2.2 Hektaren wurden 4 Hektaren. Davon liegen 1.5 ha im Kanton Bern und 2.5 ha in Neuenburg. Lukas Hasler schreibt deshalb keine AOC-Bezeichnungen auf seine Flaschen, weil es «bireweich» sei an ein um demselben See mit praktisch identischen Weinen eine Appellation von total 220 Hektar in zwei Appellationen zu unterteilen, nur weil zufällig eine Kantonsgrenze dazwischen liegt. Deshalb findet man auf seinen Etiketten statt dem Kürzel AOC die nachvollziehbare Bezeichnung «Vin du Pays» mit der Konkretisierung «Région des trois lacs». 

Hasler produziert neun verschiedene Weine, davon findet man aber nur deren sieben auf der offiziellen Preisliste. Zwei Weine erhalten nur Stammkunden, nämlich den Pinot Gris (Produktion: 800 Fl.) und Gewürztraminer (Produktion: 240 Fl.).

Und da gäbe es noch den BENE. Der Name dieses ziemlich opulenten Pinot’s ergab sich aus der Kantonsübergreifenden Herkunft, nämlich BErn und NEuchâtel. Diesen macht er zusammen mit seinem Twanner Winzerfreund Martin Huber. Doch der BENE wird nur in grossen Jahren produziert. Letztmals auf dem Markt; der 2005er. Dieser ist seit langem restlos ausverkauft. Der nächste Jahrgang 2008 wird erst im Jahr 2011 auf den Markt gebracht.

Wir verkosteten die aktuelle Palette anlässlich unseres Sommerbesuches bei Lukas Hasler. Er liefert mit seinen Weinen einen Kompromiss zwischen Tradition und Innovation. Die Weissen sind dank dem Verzicht auf den biologischen Säureabbau keck, frisch und geradlinig und finden sicherlich Anklang bei jungem Publikum und Gastronomen Anklang. Für Geniesser die es schätzen, wenn ein Schweizer Weisswein nicht grad beim ersten Bissen unter der Speise kommentarlos verschwindet.    

Beim Pinot ist Lukas Hasler vom vielleicht etwas zu modernen Beginn auf die Zartheit des «Bielersee-Burgunders» zurück gekehrt. Will heissen; war der Anfang vielleicht etwas zu röstig und zu weich, bekommen die neuen Jahrgänge – bei versprechendem Potential – die ursprüngliche Pinotnote zurück. Der einfache Haus-Pinot 2009 strahlt ein derartiges Versprechen aus, dass sich die Überlegung künftig dies gesamte Charge als Perpetum Nobile abzufüllen auf lange Sicht lohnen könnte.

2009 Chasselas: Blasses Gelb, grünlicher Schimmer. Feine Harznoten, grüne Aprikosen. Im Gaumen recht viel Extrakt, nervige Textur, recht trocken, obwohl er in der Nase eine feine Süsse zeigt. Ist ohne biologischen Säureabbau vinifiziert und braucht so etwas länger, bis er sich öffnet. 16/20 trinken – 2013

2009 Sauvignon Blanc: Helles Gelb. Delikate, feine, noch leicht hefige Nase, zarter Golden Delicious- und Grapefruitston. Angenehm füllig, gut stützende, integrierte Säure, dezent tropical, ergänzt mit weissen Holundernoten und somit mit aromatischem Finale. 17/20 trinken – 2012

2009 Pinot Gris: Recht hell. Feine Süsse in der Nase, Mirabellengelée, Pfirsichnoten, recht füllig. Saftiger, weicher Gaumen, fein eingebundene Säure. Verdaut seinen relativ hohen Alkoholgehalt locker. Leider sehr kleine Produktion. 17/20 trinken – 2012

2009 Runino Chardonnay: Hell und leuchtend. Zartes Vanillin, gelbe Ananas, Golden-Delicious, blumige Noten. Saftiger Gaumen mit fein pfeffrigem Extrakt, endet wieder mit reifen gelben Früchten. Durch den „knappen“ Ausbau von weniger als einem halben Jahr, bleibt er in einer herrlichen, früh genüsslichen Balance. Chablis-Typ – toll gelungen. 17/20 trinken – 2016

2009 Gewürztraminer: Recht intensives Gelb. Exotisches Bouquet, Pfingstrosen, Rosenblätterkirsch, Patchouli, Pfifferlinge, verführerisch. Sehr aromatisch im Gaumen, füllig, schon fast fleischig, sehr nachhaltig, parfümiertes Finale. Kann sicherlich gut altern. Mit Maischegärung vinifiziert und somit wohl deshalb sehr konzentriert. 18/20 trinken – 2013

2009 Pinot Noir: Schön funkelnde Rubinfarbe. Reduktiver Beginn. Intensiver Rotkirschenton, blumige Noten, schön würzig. Fester Gaumen, schön stützende Gerbstoffe, braucht noch Zeit. Somit ist der Entscheid, diesen Wein erst im Herbst zu füllen richtig. Recht anspruchsvoll. 16/20 2011 – 2013

2008 Perpetum Nobile: Aufhellendes Rubin. Fülliges Bouquet, beginnt mit einem leicht fleischigen, leicht fuchsigen Ton (Glutamat), dann warme Frucht ausstrahlend, Waldbeeren, Korinthen. Im Gaumen angenehm, schöne Länge, warme Ausstrahlung. Braucht noch gut zwei Jahre Flaschenreife oder eine lange Dekantierzeit. Wir degustierten noch denselben Wein aus einer Flasche die am Tag zuvor geöffnet wurde. Hervorragend! 18/20 2011 – 2018

2005 Perpetum Nobile: Aufhellendes Granat, wenig Reifetöne. Das Bouquet beginnt leicht leimig, Schwarzbrotnoten, Lakritze, schwarzes Pflaumenmus und dezenter Baileystouch. Im Gaumen noch präsente Röstnoten die dem Extrakt einen Arabica-Kaffeetouch geben, weicher, samtener Fluss, schön gereift. Wirkt etwas «modern». 17/20 trinken – 2013
















Lukas Hasler ist ein veritabler Newcomer der es verdient, dass Liebhaber von auffallenden Schweizer Weinen an seine Türe klopfen und dass Gastronomen die sich der regionalen, helvetischen Vielfalt annehmen, einen Platz auf deren Weinkarte finden.    www.haslerwein.ch

*******************************************************************

Weitere Erlebnisse vom ersten Halbjahr 2010

*******************************************************************