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WAS SO WEINIGES IM JAHR 2019 PASSIERTE ...

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RIESENGROSSER SASSICAIA

Jetzt kommt der Gabriel auch noch, werden einige denken. Es ist schon längstens klar, dass dieser 2016er einer der besten und auch gesuchtesten Sassicaias ever ist. Die Vorschusslorbeeren und hohen Wertungen wurden ja schon monatelang öffentlich proklamiert.

Da ich nicht mehr so voll am Markt bin und Verkostungen nicht mehr wirklich so mein Steckenpferd sind, dauerte es bei mir halt etwas länger, bis ich diesen Mega-Toskaner im Glas hatte. Mit 1985 und 2006 gehört er zum Besten, was diese leider nicht immer überzeugende Incisa-Fattoria in die Flaschen gefüllt hatte.  


Dabei überrascht dieser 2016 nicht mit Power alleine, sondern mit allem Drum und Dran. Eleganz und Kraft in Einem. Und was mir noch besser gefällt; er ist nicht unnahbar, sondern trinkt sich momentan unverschämt und hemmungslos. 20/20.

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MR. BEEFCLUB IST NICHT MEHR

Er war die Seele vom legendären Mövenpick Beef-Club an der Beethovenstrasse 32. Geza Popovic kannte all seine Gäste. Ihre Vorblieben und auch deren Macken. In gestikreicher Butlermanier umgarnte er alle Gäste mit Wohlfühlgarantie. Er hatte überall ein gutes Wort übrig und behielt auch in chaotisch-hektischen Zeiten immer die Übersicht.

Mit der Académie du Vin veranstaltete ich viele Events im Beef-Club (leider seit 2001 geschlossen) oder auch im angrenzenden Timber-Room oder im Rosenzimmer. Und da war er immer zur Stelle und um keinen Dienst verlegen.


Er verkörperte nicht nur Mövenpick. Er war Mövenpick. Von altem Schrot und Korn. Im August dieses Jahres traf ich ihn zufällig in Seefeld im Tirol. Das war seine zweite Heimat. An seiner Seite, seine Frau Ilse, welche ihn in den letzten Monaten betreute und begleitete. Jetzt geht Geza in seine Heimat, nach Ungarn zurück.   

Ahhoz, hogy újra és minden jót

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1959 BURGUND & BORDEAUX
 
Im Herbst 1959 wurden die Trauben von einem der grössten und auch schönsten Jahrgänge der letzten 100 Jahre gelesen.

Es waren keine unnahbaren Brocken wie bei den «Millesimes» 1928, 1929, 1945 oder 1961. Sondern voluminöse Weine mit dramatischer Gerbstoffreife und maximaler Komplexität.

Die zwar schier überreichen Tannine waren von weinigem Fett umgeben. Seine spätere Entwicklung in der Flasche war von keinen schwankenden Evolutionen beeinträchtigt.

So ist denn dieser Jahrgang – im Prinzip – eine «runde Sache». Die allerbesten sind nach 60 Jahren immer recht gut in Form.

Der grosse PDF-Bericht und alle Verkostungsnotizen: www.bxtotal.com

ZITTERPARTIE

Ein Château Pétrus in einer Weinprobe anzubieten ist ein willkommener Lockvogel.
Andererseits ist ein solches Unterfangen für den Veranstalter nicht ganz stressfrei.

Die Flasche befand sich seit mehr als 10 Jahren in meinem Besitz. Also hatte ich keine Authentizitätsängste. Was aber passiert, wenn der Wein korkt? Nicht auszudenken.

Er war absolut wunderbar und rettete über viele, nicht so erwartungserfüllende Flaschen hinweg …


1959 Château Pétrus, Pomerol: Füllniveau; into neck. Intaktes Weinrot, nur wenig Reifereflexe, zart ziegelroter Rand aussen. Geniales Bouquet! Süss, süss und nochmals süss. Immer noch viel Cassis anzeigend, kandierte Früchte, Ingwer und Orangeat. Dann wechselt er auf Pralinen und Caramel, geröstete Mandeln. Man kann sich nicht sattriechen. Alleine schon das Bouquet ist eine wahre Sensation. Im Gaumen geht es nahtlos so weiter, völlige Harmonie und maximale Komplexität, gebündeltes, extrem langes Finale. Die besten Merlot-Pralinen der Welt. Made in Pomerol. Auf 39 Metern Meereshöhe! 20/20 Trinken, träumen, taumeln.  

Trinken mit Châteaubesitzer!

Silvio Denz war an der Sempacherhof-Probe mit dabei. Er hat sein Château Lafaurie-Peyraguey zu einem, bereits heute erfolgreichen, Fünfsternehotel umgebaut. 

1959 Château Lafaurie-Peyraguey, Sauternes: Dunkles Orange-Gold mit Kupferreflexen. Intensives Bouquet, deutliche Caramelnote, geröstete Mandeln und weisse Pralinen, Orangenblüten und Malz. Im zweiten Ansatz; Nougat de Montelimar. Im Gaumen gereift, viel Konturen von Orangen bis Aprikosen in jeglicher Form. Also reicht die Aromatik von dunkler Marillenkonfitüre bis zu Cointreau Likör, hocharomatisch im erhabenen, langen Finale. 19/20 trinken   

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BORDEAUX 2009, AUS VIER APPELLATIONEN
 
Bestandesaufnahme! Zehn Jahre nach der Ernte. Mit acht grossartigen und somit auch besonders bekannten Crus vom linken Ufer. Will heissen, dies sind alles Weingüter, welche entweder links von der Garonne oder links von der Gironde begehrte Weine herstellen. Zwei Weine aus Pessac-Léognan, zwei aus Saint Julien, zwei aus Saint Estèphe und ein Duo aus Pauillac.
Wie die Korken auf dem Titelbild bereits verraten; es geht um den bereits beim Primeur als Jahrhundertjahrgang hochgejubelten 2009.

Die Preise lagen bei den Erstausgaben so exorbitant hoch wie noch nie in der Geschichte des Bordeauxhandels. So hinterfragten sich ganz viele Weingeniesser und Sammler, ob sich ein Einkauf überhaupt noch lohnte.
Nach zehn Jahren Investitionsbilanz sieht die Preisperformance nicht gerade berauschend aus. Denn – man kann immer noch sehr viele der bestklassierten Premier-Crus zu ähnlichen, oder zumindest nicht wesentlich teureren Tarifen nachkaufen.
Es ist eh immer müssig, wenn man ellenlang über Preise diskutiert, anstatt zu geniessen. Und zudem hat ja an diesem Abend Geld eh keine grosse Rolle gespielt.

Denn – wir waren eingeladen. Respektive sieben Weinfreunde waren eingeladen. Und einer (Jörg Studach) musste blechen. Wein und Essen. So ist das bei unserem «Club».

Und diese statutenlose Vereinigung heisst «Weinfreunde Pilatus». Einer zahlt immer und die anderen sind eingeladen. Das nächste Mal ist es dann wieder ein anderer. Und so wechselt das «Gratiseinladen» in einem weit voraus datumsdefinierten Turnus.
Es ist kein Treffen, bei dem jeder der anderen zu Übertrumpfen versucht. Sondern jeder macht «seinen Abend» wie es ihm gerade behagt. Mit Weinen aus seinem Keller und dabei wählt er dann meist als Austragungsort eines seiner Lieblingsrestaurants aus.
Auch fand ein solcher Event auch schon in einer urigen Waldhütte statt. Oder auch in einem eichentischigen Keller.
Wichtig ist dabei; die Weinfreuden zu teilen, um ein paar schöne und besonders weinige Stunden miteinander zu erleben.
Es ist eine Formel, welche man gerne nachahmen darf. Anstatt Zahlproben.

Der ganze Bericht über acht spannende Crus vom 2009: www.bxtotal.com

2009 Château Montrose, Saint Estèphe: Die Farbe wirkt fast wie eine Fassprobe; Schwarz-Violett. Obwohl das Nasenbild merklich verschlossen ist, gelangt gleich von Anfang an eine wunderschöne Cabernetprägung ins Bouquet, tiefgründig und so mit Lakritze und Rauchkomponenten versehen, Edelhölzer, schwarze Beeren. Barock und mir einer – für den Jahrgang 2009 – riesengrossen Portion Klassik. Perfekter Gaumenauftritt, erhabenes, schier endlos anmutendes Finale. Mehr Montrose wie Saint Estèphe. Mehr Saint Estèphe wie 2009. Unter den 2009ern einer der grössten Weine. Und unter den grössten und besten Crus einer der (noch) günstigsten. Denn, man findet noch reichlich viele Flaschen unter 300 Franken. 20/20 warten






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HÄNDE WEG VOM GLAS

Saumode! Unandständig! Unästhetisch! Kein Respekt vor Wein! Bei einer Weinprobe in Amerika waren wieder einmal solche Barbaren unterwegs. Wundert mich auch nicht. Das gleiche sieht man auch sehr oft in amerikanischen Spielfilmen.

Ein wunderbarer Wein ist im Glas und der «Geniesser» hält das Glas in der Mitte des Kelches. Eigentlich sollte ein Wein ja leuchten. Aber stattdessen betrachtet man ihn durch ein trübes, mit Fingerabdrücken verfettetes Glas. Despektierlicher geht nicht.

Mich grauselts es ab so einer Situation. Aber vielleicht sehen es die «Mittenimglaskelchhalter» anders.



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WEINACHTEN IN LOS ANGELES
 
Weihnachten schreibt man mit einem «h». Also kann beim obigen Titel etwas nicht ganz stimmen. Des Rätsels Lösung; es war gar noch nicht Dezember, sondern erst Mitte November. Und wir haben an diesem Abend besonders «acht» auf den «Wein» gegeben. Jetzt muss man nur noch die beiden Begriffe umdrehen und schon ist der Titel «Weinachten» richtig definiert.
 
Doch genug der Wortklauberei. Dahinter versteckt sich ein unglaubliches Wein Tasting, welches ich in die ganz grossen Erlebnisse meines vinösen Lebens einreihen darf.

Bereits letztes Jahr durften wir zwei angereisten Schweizer (André Kunz und ich) in Los Angeles zu einem ähnlichen Event als Gäste antraben. Damals stand der Bordeaux 1928 im Mittelpunkt. Für diesmal stand – es schien es fast logisch – der Jahrgang 1929 auf dem Trapez. Und nicht nur dieser, sondern auch weitere legendäre «great years» mit der Endziffer «9». So 1899, 1959 und 1989!
Wir treffen rechtzeitig im fünfsternigen Hotel Four Seasons ein und fragen an der Rezeption nach dem Restaurant von Wolfgang Puck. Er leitet in L.A. mehrere noble Restaurants und ist der angesagte Starkoch. Er hat in Kalifornien, wie sein Landsmann Arnold Schwarzenegger, Karriere gemacht hat. Halt eine andere.

Wir werden am stimmigen, typisch Amerika kitschigen überglänzenden Weihnachtsbaum vorbeigelockt. Und zum Eingang von Pucks Restaurant CUT begleitet. In einem kleinen, separaten Speisesaal werden die beiden helvetischen Weingeniesser schon erwartet.  

Ein paar Eindrücke nachfolgend. Der ganze Bericht

TACHE?

Dabei könnte es sich effektiv um die Lage «La Tâche» in Vosne Romanée handeln. Vermutungsweise hatte der Händler Chevillot damals einen Traubenvertrag mit der Domaine de la Romanée-Conti. Im Netz findet man noch ein paar spärliche Chevillot-Tâche-Angebote aus diesen Jahren.

Alle 1929er-Burgunder zeigten sich immer noch intakt. Mit mehr oder weniger Vermittlung von Genuss. Der Richebourg von Charles Noellat kam bei den Gästen am besten an. Ich fand den 1929 Tache-Romanée von Chevillot am spannendsten. Dieser duftete nach Zedern, Cigarbox, zeigte getrocknete Erdbeeren und Hagebuttengelée. Im Gaumen mit stielig- würziger und noch recht fester Statur und schönem Nachhall. 18/20 austrinken

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KEIN CHATEAU BEYCHEVELLE

Er wurde zwar als Château Beychevelle im Programm angepriesen. Wer aber die Umstände kennt weiss, dass es sich um das viertklassierte Gewächs St. Pierre handeln muss. Es gibt zwar schon ein Château Beychevelle und dieses wäre auch besser bekannt. Aber es gibt in der Appellation auch eine Ortschaft, welche Beychevelle heisst. Und genau in dieser Gemeinde steht St. Pierre.

Ich fand ihn reichlich hinüber, aber beim Publikum bekam er dann doch recht viele Voten bei der Abstimmung.
Auch die Lestapis-Abfüllung vom 1899er Mouton-Rothschild war leider (weil unsauber) nicht bewertbar. Dies, obwohl noch eine gewisse Süsse von unten durchsickerte. 

1899 Château Lafite-Rothschild: Die fast Angst einflössend helle Farbe, entspricht genau dem damaligen Begriff «Claret». So liegt der farbliche Bereich eher bei einem ältlichen Rosé wie bei einem anspruchsvollen Rotwein. Doch dieser Eindruck sollte keineswegs in die Bewertung mit einbezogen werden, denn was nachher folgte war einzigartig. Bereits im Jahr 2007 hatte ich diesen heute 120jährigen Lafite im Glas mit denselben Farbvotationen und ähnlicher Konstellation. Beginnen wir mit dem Versuch dieses unglaublich delikate Bouquet zu beschreiben. Es handelt sich um ein berauschendes Weinparfüm schlechthin. Es duftet nach feinwürzigem Madeira, Ruby-Port, nach Rosinen, Honig und Holunderblüten. Im zweiten Ansatz legen die Gewürze zu. Dies in Form von getrocknetem Thymian, Lorbeer, Origano, Minze und Eisenkrautnuancen., ergänzt durch Curcuma und Dattelnuancen. Und immer noch ist Frucht da. Die Süsse darin wird von rotem Pflaumenkompott aufgefüllt, man findet Walderdbeeren und kalten Früchtetee (Hagebutten). Der würzige Teil wird von Sandelholz und hellem Tabak bestritten. Irgendwie erinnert das Nasenbild an einen Blend eines riesengrossen, uralten Riojas und dem Lafite-eigenen ebenso genialen 1953er. Der Gaumen ist verschwenderisch und leicht zugleich, seidige Tannine begleiten diesen über die Zunge tanzenden Lafite bis hin zum endlosen Nachhall. War ein leiser Wein in einem zu lauten Raum. 20/20 trinken

NOTIZEN VON HAND – AUS RESPEKT

Eine Probe in einen PDF-Artikel zu verfassen ist einfach, wenn man auf Computernotizen zurückgreifen kann. Der Respekt vor diesen ehrwürdigen Weinen verlangt es aber, die Notizen mit dem Kugelschreiber zu kritzeln.









1929 CHATEAU HAUT-BRION

Magnum. Die Haut-Brion-Jahrgänge 1926, 1929 und 1934 haben alle ein und dieselbe Farbe. Sie sind, ausser minim braunen Konturen, am Rand innen Brandschwarz. Das Bouquet ist erst trocken-süss wird dann immer malziger und zeigt eingedickten Birnensaft und Guinness-Bier-Reflektionen, Pumpernickelbrot und Dörrpflaumen in jeglicher Form. Der Gaumen ist intensiv und dramatisch und liefert wiederum eine dramatische Aromenorgie ab. Das Finale ist gebündelt und hallt minutenlang nach. Eine vollkonzentrierte Cabernet-Essenz. Dramatischer Pessac-Likör. 20/20 trinken




SAUTERNES 1929

Der Sauternes 1929 gehört – zusammen mit dem ebenfalls legendären Jahrgang 1921 – zum Besten, was je an süssen Weinen südlich der Stadt Bordeaux in Flaschen gefüllt wurde.

Nach all den unglaublich vielen, tollen Rotweinen legte Gastgeber Robert Langer noch «was Süsses» nach und liess einen Barsac (Climens) und zwei Sauternes (La Tour-Blanche und Yquem) der illustren Gästeschar servieren.
 
Alle Flaschen mit perfektem Füllniveau. Der Yquem machte das Rennen. Jüprg Richter bewertet ihn auf www.sauternes.ch mit 20.5 Punkten!




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ROSINENGESCHMACK IM WEIN?

Beim 1959er-Lafite habe ich mir erlaubt den Begriff «Smyrna-Rosinen» zu integrieren.

In der Kochlehre waren Rosinen unter anderem auch ein Schulthema. So in der Richtung von Sultaninen (weisse Trauben) bis Korinthen (besonders dunkle Rotweintrauben). Und genau dazwischen liegen die Rosinen. Hier gibt es zwei Hauptsorten. Die etwas grösseren Malaga-Rosinen stammen, wie es der Name schon sagt aus der Region Malaga und werden in den Gegenden Axarquia und Manilva angebaut. Die Traubensorten sind Muskatellervariationen.

Der Begriff Smyrna-Rosinen (Bild) ist heute etwas veraltet. Hergestellt werden diese aus der Sultana-Traube welche aussen eine dünne Schale aufweist und innen kernenlos ist.
Die Region Smyrna lag früher in Griechenland und gehört heute zur Türkei.


Fünf Kilogramm Trauben ergeben in der Regel ungefähr ein Kilogramm Rosinen.

Wie gelangen Rosinenaromen in den Wein?

Dieses Phänomen trifft vor allem auf die heissen Jahrgänge zu. Kurz vor der Ernte werden in der Regel die Blätter oberhalb und seitlich der Trauben entfernt. So hat die Sonne direkten Zugang auf die Traubenhaut. Es kann zu einem leichten Sonnenbrand auf der Haut kommen. Einzelne Traubenbeeren fangen an zu schrumpeln und die verlieren an Saft und fangen an zu «Rosinieren». Heute werden solche Trauben beim Selektionsprozess von Hand auf dem Förderband oder durch das Trioptik-Gerät entfernt. Was früher toleriert wurde oder viel zu aufwändig erschien.

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CLARET ODER CLAIRET

Wussten Sie dies? Bordeaux gehörte von 1152 bis 1453 zu England. Und so kam es, dass die Engländer eine Vorliebe zu diesem Wein entwickelten.

Der strengen Gerbstoffe bewusst, liessen die Winzer damals die Trauben nur kurz an der Schale. So entstanden früher nicht besonders dunkle, eher leichte Weine welche die Franzosen als Clairet und die Engländer als Claret bezeichneten.

Obwohl die Bordeauxweine heute wesentlich dunkler daher kommen ist im englischen Sprachgebrauch dieser Ausdruck durchaus weiterhin üblich.



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BORDEAUX 1989 IN CONCERT
 
Geniales Essen. Gigantische Weine. Tolle Musik. Dies war unbestritten einer der allerschönsten Weinabende meines Lebens!
Im Zentrum; Bordeaux-Weine vom Jahrgang 1989. Die meisten just auf dem Genusspeak.  Normale Flaschen, Magnum, Doppelmagnum, Jéroboam und mehreren Imperials. Viel Arbeit für den Veranstalter und sein Team. Aber letztendlich ein Genuss-Spass ohne Ende.

Bordeaux 1989! Dies war mein erster Jahrgang Als Chefeinkäufer für Mövenpick. An der Gironde und an der Dordogne herrschte Goldgräberstimmung. Nach mehreren Jahren kaufmännischer Lethargie war die Nachfrage nach diesem «heissen Jahrgang» enorm. Es hagelte hohe Punktewertungen und der Primeur brummte wie verrückt. Mövenpick generierte einen Rekordumsatz von mehr als 15 Millionen Franken. Also war dies ein toller Einstieg in meine damals noch junge, immer intensiver werdenden Weinkarriere.
Und auch der Gabriel selbst war ein guter Kunde dieser begehrten Flaschen. Viele entkorkte ich im Laufe der drei folgenden Lebensdekaden.  
   
Im Jahr 2009 zelebrierte ich im bündnerischen Flims schon einmal in ziemlich grossem Umfang Bordeaux 1989. Gleich nach diesem Wochenende kaufte ich nochmals grössere Mengen nach und so war ich denn zehn Jahre später wieder bereit für eine noch grössere Zelebration.

Auch das Publikum machte mit und so fanden sich an diesem Novembersamstag fast hundert Personen im Restaurant Olivo und dem angrenzenden Spiegelsalon im Casino Luzern ein. In festlichem, aber doch lockeren Rahmen. Ein besonders weiniger Abend, welcher den Gästen und auch mir wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird. Unsere familiäre Helfertruppe war am Nachmittag beschäftigt die Gläser auf den Tischen bereit zu stellen. Flaschen zu entkorken und zu dekantieren. Respektive vom Depot zu trennen. Die grossen «Gugen» dekantierten wir in neutrale 75-Flaschen, damit das Einschenken erleichtert wurde. Ab 18.30 Uhr trafen die Gäste ein und wurden mit einer Flute Champagner Pol Roger und kleinen Happen begrüsst. Um 19.00 Uhr schenkten wir die erste der vier 1989er Fünferserie der folgenden Weine ein …

1989 Château Clos Fourtet, Saint-Emilion (Magnum)
1989 Château L'Arrosée, Saint Emilion (Imperial)
1989 Vieux Château Certan, Pomerol (Jéroboam)
1989 Château L'Eglise Clinet, Pomerol (Doppelmagnum)
1989 Château Pétrus, Pomerol (Doppelmagnum)
1989 Château Phélan-Ségur, Saint-Estèphe (Bouteilles)
1989 Château Palmer, Margaux (Bouteilles)
1989 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (Bouteilles)
1989 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan (Bouteilles)
1989 Château Montrose, Saint-Estèphe (Bouteilles)
1989 Château Grand-Puy-Lacoste, Pauillac (Magnum)
1989 Château Pichon-Baron-Longueville, Pauillac (Bouteilles)
1989 Château Lafite-Rothschild, Pauillac (Imperial)
1989 Château Mouton-Rothschild, Pauillac (Doppelmagnum)
1989 Château Latour, Pauillac, (Imperial)
1989 Château Langoa-Barton, Saint-Julien (Bouteilles)
1989 Château Talbot, Saint-Julien (Imperial)
1989 Château Lagrange, Saint-Julien (Bouteilles)
1989 Château Gruaud-Larose, Saint-Julien (Doppelmagnum)
1989 Château Léoville Poyferré, Saint-Julien (Bouteilles)
1989 Château La Tour-Blanche, Sauternes (Imperial)

Der grosse Bericht: www.bxtotal.com  ein paar Eindrücke auf den unteren Seiten.


DOPPELMAGNUM PÉTRUS

Diese Dreiliterflasche war wohl der Lockvogel schlechthin. Gemäss winesearcher.com gibt es aktuell weltweit nur gerade noch eine Doppelmagnum in Angebot. Diese kostet zwar netto immerhin noch minim weniger als 32‘000 Franken.

Mit Transport, Importkosten und Mehrwertsteuer müsste man dafür etwa 34‘500 Franken veranschlagen. Machen wir doch gleich eine hypothetische Berechnung für diesen Anlass, auf die Teilnehmer herunter gerechnet.

Nehmen wir mal an, ich hätte diese «Grossguge» speziell für diesen Anlass gekauft. Die 300 cl. haben wir auf 65 Personen verteilt. Macht pro Person etwa – nach Abzug des Dekantierdepots – rund 0.4 cl. Also eine «schöne Portion Cognac» um das Ganze vergleichsweise etwas bildlicher darzustellen.

Macht pro Person einen Kostenfaktor 530 Franken. Respektive rund 30 % des Preises der ganzen Weinprobe, inkl. Menu und der helvetischen Mehrwertsteuer von 7.7 %!

DIE JUNGEN SIND VIEL TEURER

Verkehrte Weinwelt. Seit 2011 macht Latour keinen Primeur mehr. Und das Kalkül geht auf. Die neusten, auf dem Markt befindlichen grossen Jahrgänge werden mit jedem Jahrgang teurer. Somit ist der (noch) günstige Latour 1989 eine gigantische Kaufempfehlung …
   
1989 Château Latour:  CHF   540
1990 Château Latour:  CHF   710
1995 Château Latour:  CHF   575
1996 Château Latour:  CHF   750
2000 Château Latour:  CHF   890
2003 Château Latour:  CHF   880
2005 Château Latour:  CHF   875
2009 Château Latour:  CHF 1040
2010 Château Latour:  CHF 1400

1989 Château Latour, Pauillac: Imperial. Mitteldunkles Weinrot, für den Jahrgang – also als 30jähriger Wein – entsprechende Reifetöne zeigend. Das Bouquet vermittelt einen, sich immer noch in der Evolution befindlichen Cabernet. Die Merlots scheinen etwas Hitze abgekommen zu haben, deshalb findet man malzig-rosinige Noten. Einerseits geht er in die Tiefe, andererseits zeigt er fraglos viel von seinen Grundaromen. Die Nase legt zu und vermittelt eine minim reduktive, mineralische Terpentinnote. Er braucht etwas Luft. Im Gaumen ist dieser Latour fleischig mit immer noch intensiven, aber runden Tanninen. Einerseits massiv und doch gefällig. In den letzten Jahren hat er stetig zugelegt. Im Markt eine erschwingliche Genusstrophäe. Hier wohl mit einem nicht unerheblichen Imperialbonus ausgestattet. 20/20 trinken

Unser Meisterdekantierer Baschi Schwander ist nicht gerade der grösste Sauternesfan.

Wie dieses Bild den Tatbestand deutlich beweist.

1989 Château La Tour-Blanche, Sauternes: Imperial. Leuchtend goldene Farbe, so die richtigen Reflexe für einen 30jährige Sauternes zeigend. Intensiver, an einen Tokajer erinnernden Nasenbeginn. Das Bouquet duftet nach Pertinax, viel Rosinen und vermischt sich mit pfeffriger Botrytis. Im Gaumen enorm füllig und mit einer sehr gut balancierenden, fein kernigen Säure ausgestattet. Das Finale vermittelt Quitten und Dörraprikosen. Eine Miss Molly des Sauternes. Aus der Imperial von unsterblicher Genusslänge. 18/20 trinken

EINSCHENK-CREW: WE ARE FAMILY

Dank Servier-Crash-Kurs von Karin haben alle Gabriel-Members und deren Anhänge das Portionieren bei der grossen 1989er-Probe in Luzern beim Einschenken fest im Griff!

Von links nach rechts: Till, Karin, Sohn Stefan Palmer, Manuela & Tochter Melanie Margaux.



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LÉOVILLE LAS-CASES 2006

Zum zweiten Mal lanciere ich eine Kaufempfehlung für ein und denselben Wein. Wenn auch mit einem differenzierten Zeitfenster.

Bei der Fassprobe im Jahr 2007 flippte ich aus und attestierte diesem schwarzen Saint-Julien-Blockbuster 20 Punkte. Ein paar Monate später kaufte ich mir einen gewissen Bestand und bezahlte «en Primeur» 235 Franken. Als der Wein zwei Jahre später auf den Markt kam, wurde er plötzlich billiger als in der Subskription angeboten.

Also generierte ich ein paar «Stützkäufe». Jedes Mal, wenn ich ihn degustierte, sah man deutlich das Jahrhundertpotential. Andererseits schob ich die proklamierte Genussreife immer weiter nach hinten.

Gestern hatte ich ihn wieder mal im Glas. Und siehe da, so langsam wird das was! Aus dem tiefen, schwarzen Untergrund kündigt er eine mögliche erste Reife in etwa fünf Jahren an. Allenfalls könnte man ihn auch aus «Ungeduldsgründen» einen halben Tag lang im tiefen Keller kühl und dunkel dekantieren um ihm drei Viertel des möglichen, späteren Genusses zu entlocken.
Ich war so begeistert, dass ich sofort weitere «Stützkäufe» tätigte. Immer noch rund 30 Prozent unter dem damaligen Subskriptionspreis.

Der Primeur gerät bei mir im Kopf immer mehr ins Wanken. Deshalb bin ich schon vor Jahren aus diesem «Club» ausgestiegen. Finanziell wie professionell.

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Kleines Line-Up als Vorprobe für den grossen Bordeaux-Abend in Luzern. Der Genussbericht wie immer auf www.bxtotal.com

RIESLING IS THE REAL THING

Auch die Moselweine wurden durch das heisse Jahr 1989 deutlich geprägt. So waren denn viele Weine in der Jugend pappig und zeigten dabei oft einen gewissen Säuremangel. Mit dem Alter verschlanken sich aber diese Weine und so mutierten die besten dann in deren Reife doch in Richtung «elegant».  

Wir genossen drei Riesling-Kategorien (Kabinett, Spätlese & Auslese). Die Wiltinger braune Kupp vom Weingut Le Calais (Egon Müller) war am Besten ...


RECHERCHEN SCHWIERIG

Weine dieser Art gibt es heute nicht mehr. Es finden sich nur ganz wenige und ganz alte Flaschen im Markt. Es handelt sich dabei um einen Süsswein aus Andalusien aus der Provinz Malaga. In der Regel waren diese Weine nicht aufgespritet wie der eigentliche Malaga, sondern durch Zugabe von konzentriertem Traubenmost aufgesüsst. Vermutliche Traubensorte: Moscatel. Wir servierten dazu mit Pfefferkäse und Schabziger gefüllte Basler Läckerli. Gewagt – aber sensationell.  

1826 Pariente: Dunkles Gold mit Bernsteinschimmer, die Farbe ist aber nicht besonders intensiv. Das Bouquet duftet nach altem Wermuth, nach spanischem Brandy, nach dunklen Rosinen und gedämpfter Dörrbirne. Im zweiten Ansatz einen Blend zwischen Curcuma, Curry und Safran zeigend. Der Gaumen ist sehr kräftig, zeigt eine gut stützende Säure und gleitet pfeffrig über die Zunge, deutliche Malznoten und kandierter Wildhonig im langen Finale. Im Glas duftet es weit herum, wenn man diesen Wein auf den Tisch stellt. 19/20 trinken





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BORDEAUX 2004: REIF & WUNDERSCHÖN
 
Je jünger die zu verkostenden Weine sind, desto mehr artet eine Degustation in Arbeit aus. Je älter die Flaschen sind, desto mehr steigt das Risiko zu reife oder vergammelte Weine anzutreffen. Wäre der Bordeaux’ 2004 ein Entrecôte, so wäre er jetzt genau «à point». Will heissen; er ist jetzt genau auf dem ersten Genuss-Punkt.  

Bevor ich die zwanzig flüssig erlebten Bordeaux Crus Revue passieren lasse muss ich da noch «Etwas» loswerden. Weil; das Ganze beschäftigt mich doch ziemlich. Dies, weil ich nicht verstehen kann, dass man den grossartigen 2004er Bordeaux allgemein irgendwie in die Schatulle «ferner liefen» einordnet. Deshalb meine Frage: Wo waren denn die «anderen Bordeaux-Geniesser» an diesem wunderschönen Mittwoch-Mittag, der anfangs November in meinem Wohnort in Eschenbach, Kanton Luzern stattfand?

Die Probe auf neun PDF-Seiten:  www.bxtotal.com

DAS ALLERBESTE ZUERST
An der grossen Bordeauxprobe 2004 trafen sich die zum Teil weit angereisten Gäste bei Gabriel’s im Glaslager.

Zu zweierlei Speck, 18monatigem Sbrinz-Käse und rustikalem, knusprigem Brot erhellte ein ganz besonders funkelnder Weisswein den trüben, kalten Novembertag.
Der 2011 Sauvignon Blanc Zieregg von Tement ist schon lange eine Austria-Legende. Vielleicht liegt dies daran, dass ihm ein gewisser Gabriel als bisher ersten Sauvignon Blanc weltweit 20 von 20 Punkten attestierte?

Wie dem auch sei. Dieser Sauvignon Blanc machte in seiner Entwicklung nicht wenige Kapriolen mit. Eine ungute Zeit lang war er komprimiert, verschlossen und die reiche Mineralik zeigte sich fast schweflig.

Just jetzt scheint er in einer exorbitanten Genussreife zu sein und erfüllt nicht nur alle möglichen Erwartungen, sondern übertrifft diese locker. Ein augenreibendes Steiermark-Weissweinwunder der Mega-Sonderklasse.

VOR 130 JAHREN BRÜDER

Am 22. Juni 1889 wurde Château Montrose für 1.5 Millionen Francs an die Brüder Jean-Justin und Jean-Jules Hostein verkauft. Den beiden Brüdern gehörte zu diesem Zeitpunkt auch Château Cos d’Estournel.

BILANZ = MINUS 400 FRANKEN

Der Veranstalter trägt das Korkenrisiko. Beim du Retout musste ich ebenfalls eine Flasche ersetzen. Inventarwert: CHF 8.95. Das war zu verschmerzen.

Deutlich mehr schmerzte es mich, als eine Flasche Haut-Brion 2004 fürchterlich korkte.  

WEITERE 50 JAHRE GARANTIE

Es sind immer die gleichen Weingüter, welche ein extrem langes Leben und gleichzeitig eine über Dekaden anhaltende Genussgarantie dokumentieren.  
Montrose ist der eine – Latour der andere!

2004 Château Latour, Pauillac: Tiefdunkles Weinrot. Er kann seine ersten farblichen Reifenuancen am Rand aber dann doch nicht verbergen. Das erste Nasenbild zeigt einen wilden Cabernet. So in Richtung Baumusschalen, Eucalyptus, Minze, Rosmarin. Erst im zweiten Ansatz zeigt er seine dunkelbeerig anmutende Fruchtnoten. Irgendwie hat man da auch das Gefühl, dass man im Verborgenen einen ganz feinen Schimmer von flüchtiger Säure wahrnimmt. Dies kann aber auch von seiner pfeffrigen Nasenaromatik her stammen. Im Gaumen verführt er durch eine parfümierte Frucht, Damassine Pflaumen und Cassis. Er wirkt hier bedeutend frischer als in der Nase und zeigt sich nicht unnahbar. Aber auch noch bei weitem nicht in der effektiven Genussphase. Dies merkt man spätestens, wenn die Gerbstoffe im Nachklang nochmals so richtig zupacken. Auf jeden Fall wird er seinem Namen als besonders langlebiger Wein wieder mal völlig gerecht. Diesen Latour kann man, auch in 20 Jahren, noch mehrere Stunden zuvor dekantieren. 19/20 beginnen    

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BIG IN JAPAN

Mittlerweile wird das Gabriel-Glas in 34 Ländern vertrieben. So auch in Japan. Im Mai dieses Jahres besuchte ich meinen Importeur Toshi in Tokjo.

An der Weinprobe Bordeaux 2004 war er (oben, hinten links) und seine Freunde auch dabei.




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SENSATIONELLE WEINKARTE

EXTREM GÜNSTIGE PREISE


Nichts wie hin. In dieser Weinkarte vom Hotel Kreuz in Sempach habe ich extrem günstige Preise vorgefunden.

Ein paar Beispiele, immer entkorkt und auf Wunsch dekantiert:










1976 La Tâche, Romanée-Conti CHF 285
1978 Romanée-Conti CHF 1400
1982 Château Mouton-Rothschild CHF 225
1986 Château Lafite-Rothschild CHF 185
1983 Château Latour CHF 150
1982 Château Pichon-Lalande, Magnum CHF 240
1985 Château Lynch-Bages CHF 90
1985 Château Léoville-Las-Cases CHF 110
1982 Château Gruaud-Larose CHF 90
1983 Château Margaux, Magnum CHF 310
1961 Château Palmer CHF 735
1982 Château Cos d’Estournel CHF 90
1985 Château Haut-Brion CHF 148
1978 Château La Mission-Haut-Brion CHF 139
1982 Château Pétrus CHF 560
1983 Château Le Pin, Magnum CHF 800
1985 Château Le Pin CHF 272
1983 Château Lafleur CHF 133
1947 Château Cheval-Blanc CHF 1480
1982 Château Cheval-Blanc CHF 176
1985 Sassicaia CHF 190
1982 Penfolds Grange Hermitage CHF 176

In diesem Restaurant, das es leider nicht mehr gibt, war ich sehr oft. Denn – ich war der Wirt. Das Kreuz mit einer der attraktivsten Weinkarten der Schweiz schloss im Jahr 1990, weil ich zu Mövenpick als Einkaufschef wechselte. Eine Weinkarte habe ich aufgehoben. Sie kam mir beim Kelleraufräumen wieder in die Hände. Schön wars mit den ganz grossen Weinen. Damals!  

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GENUSSVERLÄNGERUNG

Seit längerer Zeit bin ich in dieser Sparte mit einer Selbststudie unterwegs. Es geht darum, mit der gleichen Menge den Genuss zu verlängern und gleichzeitig zu intensivieren. Intensivieren geht ganz einfach. Man setzt sich in eine ruhige Ecke, konzentriert sich auf das was man grad isst oder trinkt. Also versucht man die neue Weltkrankheit bestmöglich zu negieren. Neue Weltkrankheit? Das Aufmerksamkeitsdefizit!
Verlängern? Das geht auch ganz einfach. Man isst in einem verlangsamten Tempo. Wenn man einen Bissen in den Mund gesteckt hat, dann legt man Gabel und Messer einen Moment weg. Konzentriert sich auf den Gaumen und intensiviert und verlängert so den Genuss.  

Heute Morgen habe ich einen Jogurt gegessen. Aroma: Heidelbeeren. Das erinnert mich immer unterschwellig an einen laktischen Pauillac ohne Alkohol. Das Verlängern mache ich ja schon oben erwähnt. Also lege ich den Löffel zwischendurch immer wieder weg. Und dann habe ich noch einen weiteren «Verlängerungsjoker». Ich esse nicht mit einem normalen Kaffeelöffel, sondern mit einem noch kleineren Mokkalöffel. Gleiche Menge = doppelt so langer Genuss …

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ANSTOSSEN NERVT

Und wie ich es hasse! Das Essen wird serviert. Es ist schon lange nicht mehr unhöflich, wenn man dann zu Essen beginnt, wenn ein paar Leute serviert sind. Die Sechspersonenregel habe ich schon lange ausgeschaltet. Ich will warm essen! Darum unterscheidet der Koch ja auch zwischen kalten und warmen Gerichten.

Doch die «Anstosser» warten hartnäckig. Lassen das gute Gericht erkalten. Denn – die Schweizer können / dürfen / wollen erst essen, wenn «angestossen» ist. Das Glas wird feierlich in die Hand genommen. Man sucht Blickkontakt. Wenn das nicht gelingt, dann wird mal geräuspert. Ja und dann passierts. Zwangsweise. Weil Brauch, der niemals geschichtlich erwähnt wurde.

Wenn schon, dann bin ich, dass «es» vor dem Essen passiert. Dass man nur einmal pro Abend anstösst. Dass der Zeremonienmeister dann ein weiteres «Anstossverbot» ausspricht. Ich persönlich finde das Ganze eine höchst «anstössige Sache». Demnächst werde ich eine Petition lancieren.

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UNGERADER LATOUR IM TIROL
 
39 ungerade Château-Latour-Jahrgänge von 1921 bis 2009 entkorkten wir an einem Oktoberwochenende in Seefeld. In zwei Blindproben (1975 und 1989) verglich sich dieser mächtige Pauillac-Premier mit anderen Konkurrenten. Aber – wieso wurden nur ungerade Jahrgänge serviert?


Ganz einfach; die geraden Jahrgänge entkorkten wir genau vor zwei Jahren in der welschen Schweiz. Und zwar die Jahrgänge zwischen 1918 bis 2004.

Doch jetzt sind wir im Tirol! Genauer in der ziemlich touristischen Gemeinde Seefeld. Dort scheint das Fünfsternhotel Klosterbräu der absolute Platzhirsch zu sein. Während im Erdgeschoss das hauseigene Bier gebraut wurde, servierten wir an zwei Abenden eine ansehnliche Parade von ziemlich raren und entsprechend teuren Jahrgängen von diesem Premier Grand Cru welcher  – im Prinzip – in der Langzeitbetrachtung ebenfalls als der Platzhirsch unter den besten Pauillac angesehen werden kann. Rein rechnerisch gilt er als langlebigster Bordeaux und so kann es durchaus schon mal passieren, dass eine Jahrzehnte alte Flasche leider immer noch erstaunliche viele «Tanninborsten» zeigt.  

Wie ich auf das alpine Nobelhotel kam? Ein Freund schickte mir einen Gruss von dort und bemerkte, dass das ganze Hotel mit Gabriel-Gläsern ausgestattet sei. Das war schon mal ein triftiger Grund. So fragte ich den obersten Bräuhaus-Gastgeber Aloys Seyrling an, ob ich für die trinkfreudige Semester-Truppe ein spezielles Angebot in der Nebensaison aushandeln könne. Die positive Antwort kam postwendend. Die Latour-Thematik befand sich längst schon im Köcher, respektive in meinem Keller. So informierte ich meine engeren Weinfreunde und schon nach wenigen Tagen konnte ich ans Hotel die komplette Gästeliste übermitteln.

Nachfolgend ein paar Eindrücke: Den 14-Seiten-PDF-Bericht gibts auf www.bxtotal.com

ZANINI IST BESSER DRAUF

Freund und Tessiner-Winzer Luigi Zanini feierte heuer seinen 80igsten Geburtstag. Im direkten Vergleich mit dieser Flasche 1939 Latour ist der unglaublich vitale Rentner wesentlich besser drauf …

1939 Château Latour: Mattes Rostrot mit aufhellendem, transparentem Rand und einer gewissen Mitte anzeigend. In der Nase; nasse Blumentopferde, Torf, unsaubere Noten und eher unappetitlich im Ansatz. Trotzdem habe ich eine Ration in den Mund genommen. Im Gaumen schmeckt er nach alten Socken und nasser Campingwolldecke im Frühling. Sehr schwieriger Jahrgang und auch ein Latour kann dies halt nicht verbergen. Keine Bewertung.

DUO ALFRED UND KARIN

Der Restaurantchef Alfred und mein Schatz Karin verbindet eine Gemeinsamkeit. Die Körpergrösse kann es nicht sein, wie das Foto oben beweist. Also ist es der Jahrgang 1963. Gerüchteweise hört man sagen, dass die Menschen in diesem Jahr wesentlich besser ausgefallen sind, wie die Weine …

1963 Château Latour: Mattes, mitteldunkles Rost-Braun. Eigenwillige Nase, Kandiszucker, minime Essigspuren, rotbeeriger Untergrund, wirkt kühl vom unausgereiften Traubengut her. Im zweiten Ansatz; Torfnuancen, nasser Waldboden. Im Gaumen schlank, kapselig und sonst aber recht aromatisch. Wir hatten diesen Wein auch schon mal aus einer Jéroboam – ebenfalls in Österreich. Da war er leider auch nicht besser. 14/20 vorbei  

LEGENDEN-PAUILLAC-SUPERSTAR

Schon als Fassprobe hat dieser gigantische Latour restlos begeistert. Es stand für mich ausser Frage, dass es sich hier um einen künftigen Jahrhundertwein handeln wird. Da ist alles dran und auch alles drin!
Als ich diesem Wein im Jahr 2013 wieder in fertiger Flaschenform begegnete bemerkte ich:  «Noch ganz selten hatte ich bei einem so jungen Latour, so viele innerliche Emotionen».

An dieser Probe im Hotel Klosterbräu in Seefeld bin ich innerlich ausgeflippt.

2009 Château Latour: 91.3 % Cabernet Sauvignon, 8.7 % Merlot. Kein Cabernet Franc, kein Petit Verdot in der Assemblage! 38,3 % der Produktion ergab Grand Vin. Extrem dicht, schwarz in der Mitte mit violetten und roten Reflexen gegen aussen. Imposantes, süsses Bouquet; Kirschen, Cassis und Brombeeren. Will heissen; er fängt mit einer grossen Ration an Beerenfrüchten an. Beim zweiten Ansatz; Lakritze, dunkle Edelhölzer und Nuancen von Vanilleschote. Er gibt sich ziemlich üppig in der Nase, obwohl er noch verschlossen wirkt. Herrlich parfümiert mit deutlichen Ansätzen von vielschichtigem Kräuterspiel; Minze, Melisse, Thymian, Rosmarin und Eucalyptus. Perfekter Gaumen, von der ersten Sekunde an! Die massigen Tannine sind hoch reif. Der Körper zeigt eine dramatische Leibesfülle. Dank diesem Umstand kann er schon ganz viel von seiner späteren Grösse zeigen. So glaube ich denn auch nicht, dass er sich nochmal extrem verschliessen wird, wie dies in der Regel der Fall ist. Trotzdem dies der letzte Rotwein von der ganzen Probe war, flippte ich innerlich aus. Von der Kraft, Balance, Tanninen und der perfekten Vinifikation her dürfte dies wohl der beste Latour der neuen Zeit werden. Für mich ist er, mit dem legendären 1961er auf der gleichen Stufe. Irgendwie hat er mich im Hinterkopf auch an einen grossen Harlan Estate erinnert, was in diesem Fall für beide Seiten ein Kompliment ist. 20/20 beginnen


ZWEI NICHT GANZ GLEICHE FLASCHEN

Auch das kann es geben und ist bei den Sauternes keine Seltenheit. Jetzt grad wieder passiert bei einer Probe im Tirol. Wobei der Unterschied wirklich gering war. Aber er war da ...

1999 Château d’Yquem:  Die zwei Flaschen waren leicht unterschiedlich. Eine zeigte ich reifer und wirkte etwas easy. Die andere war frischer, harmonisch und wunderschön balanciert. Akazienhonig, Mirabellen gepaart mit einer parfümierten, verführerischen Süsse. Kein Schwergewicht, sondern ein Yquem mit Eleganz. Günstig, also kaufen! 19/20 trinken 

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GUT WEIN-DING WILL WEILE HABEN

Oft stehe ich ratlos neben einem jungen Rauzan-Ségla. In den früheren Eschenauer-Epochen waren die Proben viel offensiver. Dabei muss man zugeben, dass damals nur selten wirklich grosse Weine produziert wurden. Seit der Übernahme durch die Wertheimer-Gruppe sind diese Margaux’ oft sehr fein, aber auch brav. Und – sie entwickeln sich langsam …

Genau so wie der 1994er. Der Jahrgang ist eh schon genügend introvertiert und so haben wohl nicht wenige die Hoffnung bei diesem und auch anderen Weinen dieses Slow-Motion-Bordeaux aufgegeben.

Leider ist es halt auch in der Regel so, dass die heissen und atypischen Jahrgänge das Publikum viel mehr berauschen als solch beruhigende Klassiker.

1994 Château Rauzan-Ségla, Margaux: Immer noch von dunkler Farbe und wenig Reifetöne zeigend, so in Richtung tiefes Rot mit blauen Reflexen. Die Nase dunkelbeerig, pflaumig, tintig mit viel Lakritze und schwarzen Pfefferkörnern. Er geht in die Tiefe, ohne hünenhafte Konturen zu vermitteln. Wir sind hier halt in Margaux und nicht in Pauillac oder Saint-Estèphe! Im Gaumen mit eher schlankem Ansatz und viel Cabernet-Aromatik. Er ist jung geblieben ohne dass der noch störende Gerbstoffe aufweist. Ein Margaux mit Grazie und Eleganz. Blindproben kann er keine gewinnen. Meine Sympathie aber schon!

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STEPHAN ATTMANN LANCIERT EINE WELTNEUHEIT


2018 OZYETRA Riesling von Winning: Für einen just gefüllten Riesling wirkt die intensive Farbe schon recht gelb und zeigt senffarbene Reflexe. Das kann oder muss wohl am Ausbau in der Eichen liegen! Der erste Nasenkontakt gibt sich füllig, duftig, legt weit aus und verrät durch seine zarte Vanillenote seine Ausbauart. Er wirkt im Ansatz konzentriert, kompakt und irgendwie in der Empfindung trocken-süss. Die Fruchtnoten sind von gelber Art und erinnern an Mirabellen, Nektarinen und Pfirsich. Im zweiten Ansatz wird er vielschichtiger, zeigt Orangenblüten, Engelwurz und minime Kokosnoten. Im Gaumen beginnt er mit burgundischer Textur. Eine Affinität zu einem Puligny im Leflaive-Stil könnte man ihm durchaus andichten. Der Körper ist mundfüllend, gebündelt, wohl balanciert und mit komplexer Länge ausgestattet. Als Riesling schwerlich sortierbar. Das Potential reicht wohl für ein paar Dekaden. Man könnte ihn schon fast als «abnormal» taxieren und ihn gleichzeitig in eine exorbitante Sonderklasse einreihen. Wer diesen Ozyetra im Keller hat, der besitzt eine Rarität, welche mit nichts zu vergleichen ist. Wäre Riesling produzieren eine Kampfsportart, so hätten wir es hier mit einer Mannschafft der Champions-League zu tun. Ohne Gegenspieler. 19/20 2022 – 2040

Die ganze Story

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Lieber Pétrus 2004

Seit der Fassprobe vom April 2005 bist Du nun das vierte Mal in meinem Glas. Qualitativ lässt Du Dich mit 18 Punkten problemlos taxieren. Das scheint zwar zu wenig für einen so teuren Pétrus, denn unter 1'500 Franken bis Du im Markt nicht mehr zu haben. Der Jahrgang 2004 war zwar recht gross, aber halt doch noch etwas grösser am linken Ufer. Also in Pessac, Pauillac, Margaux etc. So zusagen auf der «Cabernetseite»!

Seit der Flaschenfüllung sind mittlerweile rund 15 Jahre vergangen. Also müsste da irgendwie so langsam «etwas passieren». So nach 10 Jahren geht es nämlich bei einem grossen Merlot im Bordelais in der Regel so richtig los. Aber irgendwie scheint es, dass Du diese lange Zeit (noch) nicht für Deine Reife nutzen konntest. Ist dies ein Zeichen, dass dann irgendwann doch noch mehr in Dir steckt, als man jetzt wahrnimmt?

Du bist heute – gelinde gesagt – immer noch zäh. Sämtliche Frucht scheint irgendwie immer noch in den Beerenhäuten verborgen zu liegen. Die Säure ist immer noch präsent und bei weitem noch nicht ins Extrakt eingebunden. Und durch Deine vielen Tannine lieferst Du eine Adstringenz ab, dass selbst ein bockiger Montrose fast neidisch werden könnte. Irgendwie dann aber doch «hart, aber herzlich».  

Weil ich keine einzige Flasche im Keller haben bleiben mir momentan nur zwei Hoffnungen. Erstens, dass Du Deine weitere Zeit für eine positive Entwicklung nutzen kannst. Und zweitens; dass ich Dir dann noch einmal begegne …

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1961 Romanée-Conti, Domaine de la Romanée-Conti: Ganz zu Beginn zeigten sich in der für einen Pinot Noir recht dunklen Farbe gar noch rubine Reflexe am Rand, dann mutierte die Farbe in Rot und zeigte darauf ziegelfarbene und bräunliche Reflexe. Obwohl wir den Wein – aus Altersgründen – nicht dekantierten, legte das Bouquet sofort los. Und zwar unglaublich fruchtig im ersten Moment; Sauerkirschen, Piemontkirschen und Waldhimbeeren. Die Süsse kann man schon fast als dramatisch bezeichnen. Dann Caramel, Sandelholz, Nusspralinen und auf feine Moccatöne wechselnd. Im zweiten Ansatz; getrocknete Datteln, Dörrpflaumen und Kräuter. Ich wählte die Langsam-Variante und trank erst nach mehrmaligem Riechen. Der Gaumen aussen imposant, im Innern zeigte sich im ersten Moment eine leicht stielige, mit feinen Kohlensäurebläschen angereicherte Nuance, begleitet von einer ausgeglichenen Rest-Adstringenz. Wie in der Nase wechselte dieser schier unsterblich anmutende Wein von vielen Beerenfürchten auf Gewürze bis hin zu Trüffelnuancen und dominikanischem Tabak. Meine körperliche Gefühlsebene lag beim Maximum alle möglichen Emotionen. Und deshalb ist es auch nicht nötig, dieses Erlebnis in einen Punktemantel zu zwängen! 

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BXTOTAL WIRD REIFER!

Mehr als 100'000 Verkostungsnotizen und Bewertungen kann man auf unserem Internetportal bxtotal.com ersurfen.
Eigentlich sind es gar zwei Portale in einem. Man wird bei René Gabriel (Bordeaux) und André Kunz (Bordeaux und die ganze Weinwelt) separat fündig.

Da kann man nach einem bestimmten Weingut, einem Weinnamen oder auch spezifisch einem Jahrgang surfen. Sofort spuckt die Suchmaschine Dutzende bis Hunderte Informationen und Wertungen aus.

Was nicht mehr dazu kommen wird, sind Fassprobenotizen der neuen Primeur-Jahrgänge. Einerseits ist der Aufwand dafür immens. Andererseits ist das Interesse seitens Kunden dramatisch gesunken.

Irgendwie haben wir da den Abonnenten in vergangener Zeit gar einen Bärendienst erwiesen. Wer Primeur kauft, macht leider schon lange nicht mehr garantiert das beste Geschäft. Gerade diese Woche habe ich ein paar Flaschen Château Lafite 2015 mehr als 20 % unter dem Subskriptionspreis erworben …   

Durch den Eintritt von asiatischen Kunden, welche prinzipiell nie in Primeur-Weine investieren, ist der «zweite Handel», also der Kauf bei Verfügbarkeit, mittlerweile viel wichtiger geworden.

Somit fokussieren wir uns auf fertig gefüllte Flaschen, die dann auch präzisere Notizen ermöglichen. Entkorkt und beschrieben werden massgeblich Weine, welche es in der Regel noch im Markt oder auf Auktionen zu kaufen gibt. Aber auch die Rentner und Gruftis unter den Weinen finden bei bxtotal weiterhin honorige Anerkennung.

Das Jahresabo kostet so viel wie eine sehr gute Flasche Wein, nämlich 93 Euro / 98 Franken. Und das ist schon zehn Jahre lang so.
Auf wiederlesen zu Hause oder unterwegs – auf www.bxtotal.com   

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DAS GEGENTEIL VON PINOT-NOIR

2017 Pinot Noir Reserve, Weingut Pöckl, Mönchhof: Verkaufspreis 29 Euro. Ausgebaut in 80 % neuem Holz. 20 % Stielanteil beim Vergären. Auffallend dunkle Farbe, satte Mitte. Das Bouquet ist sehr intensiv, ja schier wuchtig. Nichts da, von nobler Pinot-Zurückhaltung. Die Fruchtaromen liegen praktisch nur im schwarzen Bereich; Cassis, Holunder und schwarze Kirschen. Ergänzt mit Mocca, schwarzem Pfeffer, Pumpernickelbrot und – aus dem Untergrund – finden sich mineralische Züge und Konturen von Rauch. Kräftiger Gaumenbeginn. Er zeigt Extrakt in Hülle und Fülle, die Adstringenz ist fordernd, steht aber in Relationen zur generellen Konzentration. Er erinnert in seiner Aromatik, falls man denn überhaupt Relationen zu einem Burgunder suchen müsste, an Aromen-Tendenzen welche man in der Region Nuits-St-Georges findet. Die Konstellation deutet auf ein recht langes Leben hin. In einer Blindverkostung mit grossen Pinot Noir würden Kritiker seine Atypizität monieren. Wer generell keinen Pinot mag, wird aber genau aus diesem Grund an diesem Wein ganz grossen Gefallen finden.  
Mein normales Bewertungssystem hat nicht ausgereicht, um diesen Wein allgemein verständlich zu justieren. Und trotzdem bin ich innerlich ausgeflippt. Denn diesen Pinot Noir gibt es in dieser Art nur einmal auf der Welt. Und kaufen kann man ihn bei Pöckl. Aber wohl nicht lange. Denn der Winzer kommentierte den Wein mit dem Satz: «Von diesem Wein haben wir – trotzdem es jeweils rund 3'000 Flaschen gibt – immer viel zu wenig». 19/20 2022 – 2033
       
www.poeckl.at
Weingut Pöckl, Zwergäcker 1, 7123 Mönchof
info@poeckl.at         Telefon +43 2173 80 258

Die ganze Pöckl-Geschichte findet man auf www.bxtotal.com
 
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IM 7. TOBLER-MOUTON-HIMMEL

 
Ein gutes Dutzend Flaschen von Château Mouton-Rothschild, ein toller Tischwein, ein geniales Tobler-Menu und 12 weinige Freunde. Dies war die Genussformel von diesem pauiallacigen August-Mittwoch.

Bei der frapolligen Uschi und tobligen Werni im Bacchus in Hildisrieden.
Man soll die Feste feiern wie diese fallen. Diese sommerliche Mittwoch-Einladung von Michael Wüest und Bärti Stocker könnte man fast schon als Mouton-Party bezeichnen.   

Dabei fing es nicht besonders gut an … Als Gag wurde zum Quiche-Lorraine-Apero der «weisse Mouton» serviert. Der heisst Aile’Argent (Silberflügel) und kostet rund 100 helvetische Taler pro Bouteille. Meine tiefen Erwartungshaltungen wurden beim ersten Schluck noch untertroffen. Die Frucht fand ich leider auch nach längerem Suchen nicht. Im Gaumen verhalf die zu eichige Ration zu einer pappigen, müden Masse. Schade ums Geld!

MOUTON 2000 FÜR 200 FRANKEN?

200 Franken! Dies war der Einstandspreis für Mövenpick nach Bezahlung des Négociants, dem Import, den Zollkosten und der Mehrwert-steuer. Ich kaufte als Einkäufer damals 2'850  Flaschen.

Die Verkaufspreise für Private Kunden in der Schweiz lagen bei ungefähr 260 bis 280 Franken. Je nach Händler und Tranche. Er wurde nämlich – wie alle anderen Premiers – zu verschiedenen Allokationen zu stetig höheren Preisen lanciert.

Es ist der erste und wohl auch einzige Mouton (nach 1944) welcher ohne Etikette, sondern mit Prägedruck auf den Markt kam. Die Baronesse Philippine de Rothschild wechselte auf eine grössere und somit auch wesentlich schwerere Flasche.

Am Anfang dümpelten die Preise recht lange vor sich hin. Vor drei Jahren kam Bewegung ins Preisgefüge und seither erlebt der Mouton 2000 eine Performance wie kein anderer Premier-Grand-Cru. Preise um 2000 Franken sind aktuell marktüblich. Tendenz steigend!
 
2000 Château Mouton-Rothschild: André Kunz kommentierte diese Serie. Als er diesen Mouton beschrieb zeigte er Emotionen wie noch selten erlebt. Heisst; der Wein muss nicht nur gut, sondern gar sensationell sein. Ist er auch meiner Meinung nach. Wenn man ihn nach der Farbe beurteilen müsste, so liegt er mit seinem mitteldunklen Granat noch in einem wenig spektakulären Bereich. Doch bereits bei der allerersten Nasensekunde wird alles anders. Er zeigt Cabernet-Wärme und Pauillac-Wucht gleichzeitig, man findet Röstnoten, Black-Currant, Rosmarin, schwarzer Pfeffer, Darjeeling Tee und Lakritze. Dabei geht er derart in die Tiefe, sodass man Teernuancen wahrnimmt und erste Trüffel. Geniale Mouton-Beauty. 20/20 beginnen  


Der ganze Bericht: www.bxtotal.com

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SENSATIONS-KRACHER

Im burgenländischen Illmitz wird heuer gross gefeiert! 60 Jahre Kracher! Dieses goldene Jubiläum versüsst Gerhard Kracher mit einer ganz besonderen Edition: 2017 Welschriesling Trockenbeerenauslese,  
«60 Years Anniversary».


JUBILÄUMSWEIN: NORMALFLASCHE
Normalerweise werden die süssen Kracher-Weine in halbe Flaschen zu 0.375 lt. gefüllt. «Das war nicht immer so», berichtet Gerhard Kracher. «Halbe Flaschen praktisch nur auf Bestellung. In gewissen Fällen brachte mein Grossvater Alois sogar die Weine vom Weinlaubenhof in Bocksbeutelflaschen auf den Markt. Somit haben wir mit unserer Jubiläumsedition in der Normalflasche der früheren Tradition Rechnung getragen.»
Auch die Vinifikation von der «Anniversary-Edition» ist – so Gerhard Kracher – wie in früheren Zeiten: Der Beginn mit einer langen Maischestandzeit, danach lag diese sagenhafte Welschriesling-Trockenbeerenauslese ein Jahr auf der Hefe.Obwohl der Wein schon als TBA-Jüngling viel von seiner Grösse zeigt, ist er als «extremer Langstreckensüsswein» einzustufen.    

2017 Welschriesling Trockenbeerenauslese «60 Years Anniversary»: Produktion 889 Flaschen und 192 Magnum. Ausgebaut in einem grossen, neuen Holzfass. Die Herkunft der Trauben stammt aus einer Parzelle, welche Alois Senior im Jahr 1959 ausgepflanzt hatte.
Leuchtendes, brillantes Goldgelb. Fein gegliederter, ziselierter Nasenbeginn. Man spürt den generellen Aromendruck. Das Bouquet selbst steht aber momentan noch in den Startlöchern. Im ersten Ansatz zeigen sich frische Komponenten von Orangenblüten, Goldmelisse, Eisenkraut, Karambole und frischen Mirabellen. Mit dem Luftzutritt sind die Mirabellen als Kompott zu definieren und die ansprechende Süsse mutiert zu Ansätzen von Quittengelee. Ergänzt durch zartes Vanillin, helles Malz und frisch geschleudertem Honig. Bereitet man sich nasal möglicherweise auf einen eher beruhigenden Wein im Gaumen vor, wird man sofort vom Gegenteil überzeugt. Er ist cremig und samtig unterwegs. Dies mit einer schier dramatischen Opulenz, welche diesen Nektar schier ölig über die Zunge fliessen lässt. Anstatt ansatzweise schwerfällig zu werden, zeigt er Nerv und eine gut stützende, aber bereits integrierte Säure. Durch den massiven Ausbau spürt man minime Gerbstoffe, welche ihm eine angenehme und doch momentan etwas verlangende Adstringenz vermitteln. Das gebündelte, druckvolle Finale ist mit einem unglaublichen Aprikosenfinale ausgestattet. Als frische Frucht, als Likör und als getrocknete Aprikosen. Power und Eleganz kombinieren diese «Jubiläums-Legende», welche eine Genussgarantie von gut 60 Jahren garantiert. Eine einmalige Rarität mit versprechendem Investment-Potential. 20/20 beginnen

Der Verkauf erfolgt seitens Kracher mittels Zuteilung! 6 normale Flaschen und 3 Magnum kann man am 9. November in Zürich an der Auktion der WB Weinbörse ersteigern ...

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BLAUFRÄNKISCH FÜR FORTGESCHRITTENE

Man ortet die Herkunft vom Blaufränkisch der Untersteiermark zu. Damit ist aber nicht die Austria-Steiermark gemeint, sondern das heutige, nord-östliche Slowenien. Dort wurde diese Rebsorte erstmals 1750 geschichtlich erwähnt. Also kehrten wir bei unserem Besuch des MAROF-Weingutes, welches in der Region Goričko liegt, praktisch an dessen Ursprung zurück …

Wir verkosten die wichtigsten Weine und stellen schnell fest, dass der Weinmacher Uroš Valci keine Kompromisse macht. Er packt die ganze Kraft der Trauben in seine Weine. So wirken diese serös, schon fast streng und verlangen in jedem Fall nach Speisen-begleitung. Das ist bei den Weissweinen wie auch bei den Rotweinen so.

Meine Grundthese ist, dass man unter den Spitzenweinen im Norden vom Neusiedlersee die dichtesten, fruchtigsten Blaufränkisch antrifft. Je südlicher, desto mehr schwindet das Fleisch und die Knochen begleiten die Grund-charakteristik wie bei einem T-Bone-Steak. Also war ich moralisch auf einen markigen, verlangenden Marof-Blaufränkisch eingestellt. Und meine Erwartung wurden auf fast masochistische Weise teilweise übertroffen …   

2015 Mačkovci «Grand Vin» Modra Frankina: Fassprobe, kurz vor der Abfüllung. Sattes Granat-Purpur, am Rand deutlich aufhellend. Im allerersten Moment erinnert das Bouquet an einen grossen Barolo von Bruno Giacosa. Trockener, erdiger Beginn, mit einer Tiefe anzeigenden Terroirnote, Eisen, Tabak, Trüffel, Leder, Korinthen, getrocknete Kräuter (Thymian, Rosmarin). Wirkt durch seine deutliche Mineralik fast salzig im Ansatz. Im Gaumen zeigt er die schiere Urkraft eines rohen Blaufränkisch. Er wirkt robust, mächtig und hünenhaft. Die Adstringenz intensiv und verlangend. Sehnen und Muskeln dominieren fast den reichen Körper. Das Potential ist immens. Der Genuss scheint Jahrzehnte weit entfernt. Also mindestens 10 Jahre warten und dann mehrere Stunden lang dekantieren. Ein offensichtlich konkurrenzloser «Blaufränkisch-Terminator». 19/20 2030 – 2050          https://marof.eu/de/

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LESEN AUS DEM KAFFEESATZ

SPAR lanciert ab heute neue Kaffeekapseln auf dem Markt. Diese sind zu 100 % kompostierbar, weil plastikfrei. Bravo! Endlich! Jetzt muss sich Marktleader Nestlé aber sputen. Fragt man sich spätestens ab jetzt vielleicht, weshalb man überhaupt noch kapseligen Kaffee trinken sollte.



Es gibt ganz viele, sehr gute Kaffeemaschinen auf dem Markt. Mit oder ohne Kapselsystem. Vergleichbar sind mittlerweile beide Systeme fast gleich teuer – ja nach Marke und Typus. Bei «de Longhi» ist die genau gleiche Maschine mit Kapselsystem teurer wie der normale Bohnenkaffeeautomat. Bei letzterer Variante wird der Kaffee bei jeder Portion frisch gemahlen. Bei den Kapseln liegt derselbe Prozess meist ein paar Wochen / Monate zurück.

Ein Kilogramm sehr guter Bohnenkaffee kostet im Markt maximal 15 Franken. Für einen sehr guten Kaffee braucht es 10 Gramm Bohnen. Macht 15 Rappen pro Portion. Ein kapseliger Kaffee kostet zwischen 30 bis 50 Rappen. Also zwei bis drei Mal mehr.
Gemäss welt.de macht Kaffee nicht nur wach, sondern auch schlau. Bei den Kapseltrinkern glaube ich aber kaum, dass diese These stimmt.  

Seit Jahren bin ich ein Kapselhasser, weil mir der Sinn dieser Nestléförderung nicht klar ist. Auch schon wollte ich in Kolumnen über meine Meinung schreiben. Aber leider waren die Inseratevolumen stärker als meine journalistische Überzeugungskraft …    

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TCA BESIEGT

Auch beim Wein gibt es manchmal eine ähnliche Geschichte wie beim hässlichen Entlein. Vor mehr gut 20 Jahren öffnete ich ein paar Mal den 1990 Cabernet Sauvignon Bella Okas von Heitz. Damals miefte er in einer Mischung zwischen Karbonileum, Korkfehler, Mercaptan und nasser Campingdecke. Nach drei Flaschen gab ich es auf. Aber einen Heitz verkauft man nicht. Man wartet. Und selbst wenn er einen leichten Bock vermittelt, dann geht man auf «Maximaltoleranz». So ist das bei mir jedenfalls.

Für eine kommende 1990er-Probe suchte ich nach einem Tischwein in einer «gewissen Menge». Im Inventar entdeckte ich den längst vergessenen Bella Oaks. Zur maximalen Vorsicht dekantierte ich ihn schon am Morgen. Da staunte ich Cabernet-Klötze! Der Wein duftete nach Rosmarin, Pflaumen, Teer und Trüffeln. Den ganzen Tag ging ich immer wieder erfreut in den Keller und roch am bereit gestellten Glas und gönnte mir einen kleinen Verkostungsschluck. Wie heisst es doch so schön: «Die Zeit heilt viele Wunden».

Aber jetzt habe ich ein anderes Problem. Auf mich warten ein X-large T-Bonesteak. Und die «Bella-Oaks-Karaffe» ist fast leer. Da muss ich wohl zuerst nochmals in den Keller, bevor ich den Grill anwerfe …  

P.S. Info zum Begriff TCA: https://de.wikipedia.org/wiki/Korkton

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MAILANFRAGE ...

Hallo Herr Gabriel,

ist Ihnen der 09' VCC in letzter Zeit mal ins Glas gekommen?

Mir ist er schon sehr reif und nicht besonders entwicklungs fähig vorgekommen. Auch kann ich die dramatisch hohen Bewertungen nicht ganz nachvollziehen. Auch die typische Kraft und Saftigkeit der 09' ist überhaupt nicht spürbar.

Würde mich sehr über eine Einschätzung ihrerseits freuen.



MAILANTWORT ...

Der VCC (Vieux Château Certan) ist eine Sache für sich. Nebst recht viel Cabernet Franc ist da auch Cabernet Sauvignon drin. Beim 2009er sind es immerhin 8 %. Jetzt muss mal grundsätzlich mal zwei Dinge wissen:

Erstens: Der Merlot ist der dicke, runde Teil in der Assemblage eines Pomerols. Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon liefern weniger Alkohol und sind schlanker. Das heisst, diese Cabernets «verdünnen» den Wein in der Jugend gegenüber anderen Merlot-Konkurrenten.

Zweitens: Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon brauchen länger um deren Grösse zu zeigen. Ein gutes Beispiel liefert hier der Cheval Blanc, welcher an der Grenze zu Pomerol liegt. Meiner Ansicht nach ist ein Cheval von einem guten Jahr erst nach 25 Jahren+ in der ersten Reife. Beispiel Cheval 1998.

Der VCC ist ein eher leiser, introvertierter Wein. Durch den Jahrgang 2009 hat er zwar aussen eine beeindruckende Volumenhülle, innen scheint er aber eher schlank. Ganz alte, grosse Wein dieses Weingutes zeigen aber auf, dass er sein Ziel – halt eher langfristig – noch immer erreicht hat.

Falls Sie wieder mal eine Flasche öffnen, dann lassen Sie einen guten Rest in der Flasche. Stellen Sie diese in den Keller und «verfolgen» den Wein über mehrere Tage. So zeigt er eine nachvollziehbare Prognose über seine künftige Karriere …

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RIESIGER SOMMERSPASS FÜR ACHT FRANKEN!!!

Dieser kleine Artikel steht stellvertretend für ganz viele andere Weissweine aus der ganzen Welt. Meiner Ansicht nach ist nämlich das Preis-Genuss-Verhältnis bei Weissweinen im untersten Preissegment besser als bei Rotweinen.

In den Sommerferien besuche ich regelmässig ein paar Winzer rund um den Vully. Das ist der kleine Berg, welcher am Westhang vom Murtensee liegt. Bei der Domaine Chervet hielten wir praktisch im Affekt an. Es war megaheiss und der Gaumen lechzte nach Erfrischung. Die Winzerfrau Franziska Chervet begrüsste uns und fragte, was wir gerne verkosten würden. Die Vision eines grossen Durstes mit Verbindung eines kleinen Verkostungsschluckes trieb mich zu der Unverschämtheit mit der Bitte eines grösseren Schluckes vom billigsten Wein.

Die sofortige Rettung nahte in Form vom 2018 Chasselas Selection. Trotz heftigen Verlangens mässigte ich sofort meine Affekt-Begierde als ich an dem Wein roch. Pfeffrig, aromatisch, intensiv in seiner Frucht. Anders als sonst. Viel besser als erwartet. Die Winzerin erkannte meinen Gesichtsausdruck und informierte: «Mein Mann Jean-Daniel hat auf den biologischen Säureabbau verzichtet, sonst wäre der Wein wohl zu plump geworden». Während ich ihr zunickte stellte ich das bereits leere Glas noch einmal fordernd hin. Da wurde unheimlich viel Spass in diese Flasche reingepackt.

Ein paar Tage später tranken wir in einem sehr guten Restaurant am gleichen See einen miserablen Chasselas. Das ärgerte mich dermassen, dass ich am Tag darauf nochmals zur Domaine Chervet in Praz fuhr und ein paar Flaschen für mich kaufte. Eine davon schenkte ich auf dem Weg nach Hause der hier nicht genannten Wirtin. Mit dem Kommentar: «Warum schenkt ihr Euren Gästen einen derart miserablen Chasselas aus, wenn ein paar Dörfer weiter ein derart sensationeller Wein so günstig zu haben ist!».
Nun gut, vielleicht wird sich daran wenig ändern. Wer aber bei sich zu Hause den Restsommer ab und zu mit einem tollen, mit viel Trinkfluss ausgestatteten Vully bereichern will, der kann diesen spassigen Weisswein direkt bei Franziska ordern und von mir einen ganz schönen Gruss ausrichten.

Im halben Liter kostet dieser 2018 Chasselas Selection (15er Karton) gerade mal 8 Franken. In der 70cl-Flasche, 11.50 CHF. http://www.domainechervet.ch/shop.asp?l=2&d=1

P.S. Mein Vorrat ist mittlerweile schnell verdunstet. Am Mittwoch sind die Türen der Domaine wieder offen …        

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MIT CORNALIN-BLEND ZUR ELITE

Wir sind im Wallis. In der ziemlich kleinen Weinbaugemeinde Flanthey. Dort gibt es seit 2011 den Clos de Tsamphéro. Und der macht von sich reden. Auf hohem Niveau! Auf Anfrage hin, wollte man mir Muster-flaschen zusenden. Natürlich wie immer verbunden mit der Bitte «um einen kleinen Kommentar». Die freundliche Anfrage lehnte ich ab. Zwar ist es besser geworden mit den unaufgeforderten Musterflaschen, aber ein paar Dutzend sind es auch heute noch.

Mein Mandat bei WeinWisser ist vor ein paar Jahren freiwillig verblasst. Und auch für die Einkäufe von Mövenpick ist mein Einfluss – ebenso freiwillig – aufgegeben worden. Frei von Zwängen kann ich heute über das berichten was ich will und brauche so weder Regale zu füllen, noch aus weissen Seiten eine Bleiwüste zu fabrizieren. Meine Publikationen beschränken sich auf meine kostenlose Webseite weingabriel.ch auf die Zahlseite bxtotal.com und auf soziale Medien. Wenn ich über Weine berichte, dann sind es solche mit Hand und Fuss. Am liebten schreibe ich über junge Winzer, welche eine Plattform verdienen. Oder über neue, solide, hochstehende Projekte, welche Potential ausstrahlen.      

«Das wichtigste an einem guten Journalisten ist die Neugier», pflegte der Mövenpick Gründer Ueli Prager jeweils zu sagen.
Zwar war ich nie ein Berufsjournalist, aber die Neugier hat mich stets vorangetrieben. Also prüfte ich die Nachfrage nach Musterzusendungen insofern, dass ich erst Recherchen über das noch junge, mir unbekannte Weingut anstellte.
Was mich immer nervt sind Weingüter, welche in der Summe brave Weine herstellen und dann meinen, mit einer «Super-Cuvée» die Weinwelt erobern zu können. Dabei nimmt man das Herzstück aus der Produktion, um die Gunst der Kunden und Fachwelt zu buhlen. Das Resultat ist meist ernüchternd. Die Super-Cuvée kommt als Bluff daher und die eh schon braven, anderen Weine, werden noch braver.  

Die Vorgaben der Recherche rund um den Clos de Tsampéhro waren ganz anders. Also schrieb der mailenden Dame und schlug vor, das Weingut am Donnerstag, 18. Juli um 11 Uhr zu besuchen. Vom Ferienort am Murtensee ins Wallis sind es nämlich grade mal zwei Stunden Autofahrt. Postwendend kam die positive Antwort. Also hatte ich im Vorfeld schon ein versprechendes Wein-Date mit der mir noch unbekannten Dame. Am Tag X verliessen wir die Autobahn in Sitten und fuhren via St. Leonard durch kurvige Strassen hoch ins Weinbaudorf Flanthey. Den Bericht dazu findet man auf www.bxtotal.com

Hier ein Tipp, von einem der wenigen Weine, die es auf dem Weingut noch gibt ...

DER 2016ER IST NOCH ZU HABEN

Alle früheren Jahrgänge sind ausverkauft. Von diesem tollen Wein kann/könnte man noch ein paar Sechserkartons zu 474 Franken kaufen.
 
2016 Clos de Tsampéhro Rouge, Edition VI: Assemblage: 33% Cornalin, 38% Merlot, 15% Cabernet Franc, 14% Cabernet Sauvignon. Dichtes, Purpur mit violettem Schimmer. Im Ansatz ist dies das tiefgründigste Bouquet von allen bisherigen Jahrgängen, feine Rauchnoten, Lakritze, Szechuanpfeffer, Brombeeren und Cassis. Im Gaumen füllig, die Tannine haben eine ganz andere Klasse wie beim 2015er. Jetzt sind diese so fein, dass sie sich fast seidig im geschmeidigen Körper integrieren. Der Fluss ist lang, harmonisch und endet dunkelbeerig. Kein Kraftprotz. Hier stimmt die Balance. Perfekt vinifiziert. Helvetisch-mondiale Spitzenklasse. 19/20 2021 – 2036

Rosige Zukunft: Der kommende 2017er soll sich zwischen den Jahrgängen 2015 und 2016 einmitten. Der 2018er wird intern als der bisher beste rote Tsampéhro gehandelt! Weitere Infos: https://clostsampehro.com    

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DIE ROSÉ-DISKUSSION IST ERÖFFNET

Zum Abschied von Berthold Salomon vom Austria-Weinmarketing durfte ich vor vielen Jahren einen Vortrag halten. In Stockerau und Rust. Vor mehr wie 2'000 Winzern. Eine meiner Hauptaussagen damals: «Alle Winzer, welche noch nach einem neuen Namen für ihren neuen Wein suchen, haben eine Riesenchance. Weil – die schlechtesten Namen sind schon vergeben!».

Jetzt ist nochmals ein schlechter Name dazu gekommen: «Der Elefant im Porzellanladen!» Grad spontan kam mir da das erfolgreiche Buch von Martin Suter in den Sinn. «Der rosarote Elefant».

Und diese Eselsbrücke ist berechtigt, denn es geht nachfolgend um einen Roséwein. Diese 15 Euro-Flasche führt grad momentan die Spitze einer Roséverkostung an. Verkostet vom Falstaff-Team. Die werfen mit ganz vielen, ganz hohen Punktezahlen für diese Billigweine nur so um sich. Als ob kultivierte Weingeniesser sich bei den Roséweinen überhaupt für Punktezahlen interessieren würden.

Irgendwie scheinen bei diesem fragwürdigen Test die Relationen etwas auseinander geraten zu sein. 93 Punkte für einen 15-Euro-Rosé??? Das ist schon fast eine Beleidigung für die besten Weiss- und Rotweinwinzer von Österreich. Ein Seitenhieb für alle Hanglagen. Eine Diskriminierung für alte Reben. Für Geld kostende Selektionen oder Barrique-Investitionen. Weiss Gott was noch …

Aus Neugier surfe ich bei Falstaff noch etwas weiter. Der Champagne Krug Rosé wird dort mit 94/100 Punkten taxiert. Also kriegt man bei Falstaff zum zwanzigfachen Preis immerhin einen Punkt mehr …     

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ROTES HEMD, ROTE HOSE, ROTER WEIN

Es braucht manchmal nicht viel zum guten Leben. Schön ist, wenn man gute Freunde hat. Noch schöner ist es, wenn diese einen gut bestückten Weinkeller haben. Noch viel schöner ist es, wenn diese Freunde bereit sind die Kellereduktion mit guten Freunden zu bewältigen.

So geschehen in Spanien mit unserem grosszügigen Castillo-Gastgeber René. Für einen tollen Abend in einem Gabriel-Glas bestückten Restaurant wurden zwei Doppelmagnum Château Palmer geopfert. Der 2005er war klassisch, schon fast beruhigend und perfekt vinifiziert. Nicht weit, von der ersten Reife entfernt. Der 2009er polterte gleich los und kommunizierte fast einseitig. Die Genussreife ist, aufgrund der gigantischen Aromenoffensive, schwer zu definieren. Jetzt und immer? In der Summe ist er so gigantisch, dass man das Gefühl hat, dass die Palmer-Crew hier versuchte eine Imperial in eine Doppelmagnum zu füllen. Beide Weine sind bei mir auf 20-Punkteniveau. Obwohl ich dem 2005er den Vorzug gebe. Ich liebe eben Bordeaux’ mehr wie 2009 …    

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ZWEI AUSTRALISCHE IKONEN

Welchen der beiden australischen Weine auf dem Bild mögen Sie lieber? Den Penfolds Grace oder den Hill of Grange? Pardon – jetzt sind mir doch in der Hitze dieses Montagmittages die Namen komplett durcheinander geraten. Bärti hatte den Hill of Grace im Gepäck. Urs den Grange. Beide vom Jahrgang 1997. Nicht die beiden Freunde, sondern die Weine! Der Grace ist sehr erotisch, geizt nicht mit Röstnoten und ist – als 100 %iger Shiraz – erstaunlich rotbeerig. Wirkt nicht wahnsinnig konzentriert, aber das macht er mit einem gewissen Etwas locker wieder weg. Für mich war es irgendwie (obwohl von anderer Rebsorte) eine Art Down-Under-Le-Pin-Erlebnis. Der Grange ist genial, dokumentiert seine Weltklasse und zeigt – als Blend – ein ausuferndes, auf Shiraz getrimmtes Bouquet. Der Gaumen sprengt dann fast alle Opulenz- und Aromendimensionen.

Das war einmalig, diese beiden preislich ähnlich gelagerten Icon-Konkurrenten neben sich zu haben. Eine rangierende Reihenfolge habe ich nicht gemacht. Aber – ich habe den Grace vor dem Grange getrunken …

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WUNDERSCHÖNER COS

 Der 1996er ist einer meiner absoluten Cos-Lieblinge. Er duftet so wunderbar nach Zedernholz, sodass mancher Saint Julien (Cos ist ja ein Saint Estèphe) neidisch werden könnte. Im Gaumen ist er elegant, wie schon seit Beginn, fein würzig mit intensivem Aroma, bei eher mittlerem Körper. Er ist in seiner perfekten Reife. Aber beeilen muss man sich da überhaupt nicht. Weil grad Sommer ist und ich trotzdem Lust auf Rotwein habe, trinke ich ihn halt kellerkühl. 19/20


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GESTATTEN? HIRTZBERGER!
 
Hirtzberger? Das ist doch dieser berühmte Winzer aus der Wachau! Aus Spitz. Und die heissen alle Franz. Seit Generationen. Doch es gibt noch einen anderen, ebenfalls sehr weinigen Hirtzberger. Aus der gleichen Familie. Er heisst Mathias. Mit einem «t». Und der wollte Bankkaufmann werden. Das hat er auch gelernt. Doch erstens kommt es ganz anders. Und zweitens als man denkt …
 
Hier folgt die Geschichte eines Jungwinzers, der sich innerhalb von nur fünf Jahren in der «Wachauer-Champions-League» etabliert hat.
Ich habe ihn seit seinem ersten Jahrgang (2014) verfolgt. Und jeden Jahrgang jeweils als Jungwein verkostet. Beim Jahrgang 2017 war mir klar: «Das wird was». Als ich diese wunderbaren 2018er probierte, nahm ich mir vor, dem sympathischen Mathias Hirtzberger einen verdienten Sonderartikel zu widmen.      

«Bei jedem Wein gilt für Mathias Hirtzberger die gleiche Devise: Durch Beobachten im Weingarten, nachhaltige Bodenpflege und akribische Handarbeit die Charakteristika der Sorte zu betonen und dabei doch die subtilen Stimmen herauszuarbeiten, die jeden einzelnen Weingarten unverwechselbar machen». Diesen Satzbandwurm kann man in der Fachzeitschrift Falstaff nachlesen. Um die Güte der Weine der Weinhofmeisterei zu unterstreichen, gewann der Wösendorfer Jungwinzer mit seinem 2017er Grüner Veltliner Treu bei Falstaff den begehrten Federspiel Cup.
Die Zeitschrift Vinaria berichtet von den bereits beachtlichen Erfolgen und zeichnet die Weinhofmeisterei als Top-Betrieb mit drei Kronen aus. Mehrere Weine aus den Paradelagen Kollmitz (Riesling) und Kollmütz (Grüner Veltliner) wurden in diversen Artikeln mit der Höchstnote von fünf Sternen bewertet.

Der ehemalige Chefredaktor von Gault-Millau und einflussreiche Genussjournalist Klaus Egle spricht in seinem Artikel vom «Mann der feinen Töne». Er artikuliert, dass Mathias Hirtzberger «seinen eigenen Weinstil kreiert und entwickelt hat».

Und was meint Gabriel zur Weinhofmeisterei?

«Wunder dauern nicht immer länger!» Erfolg lässt sich nämlich planen und berechnen. Sicherlich hat Mathias Hirtzberger in vielerlei Hinsicht vom elterlichen Betrieb profitiert. Von der finanziellen Substanz, aber sicherlich auch von den Generationen übergreifenden Erfahrungswerten. Wösendorf ist aber nicht Spitz! Und so hat es Mathias Hirtzberger von Anfang an geschafft, bei sehr guten Jahrgangs-vorgaben ins Volle zu greifen. Dies zeigt sich besonders deutlich beim Jahrgang 2017. Spitzenwinzer zeichnen sich aber auch dadurch aus, dass diese ausserdem bei schwierigeren Jahrgangsvorgaben hervorragende Weine keltern. Dies ist hier der Fall. Was bei der Weinhofmeisterei somit klar erkenntlich ist, sind die bestmöglichen Jahrgangsreflektionen. Hirtzberger packt den «Dialekt» der Lagen ohne Erkennungsverlust direkt in seine Flaschen. Dabei kitzelt er mit einer relativ unspektakulären Vinifikation das Maximum der realisierbaren Aromen aus dem Innern seiner Trauben. Das Hauptmerkmal seiner Weine ist der phänomenale, nasale Duft. Ich nenne es «Wachauer-Sonder-Wein-Bouquet». Da hat man zuweilen das Gefühl, dass es Mathias Hirtzberger gelingt, ein schier unvergleichliches, unkopierbares Weinparfüm vom wurzelnden Rebstock über den Keller bis in die Flasche zu transportieren.    
   

GENIALE GENUSSAFFÄRE

Dieser absolut geniale GrüVe ist momentan noch auf dem Weingut wie auch im Markt erhältlich. Das ist eine einmalige und letzte Chance, sich einer der besten Weine dieses jungen Weingutes in den Keller respektive in den Kühlschrank zu legen.  

2017 Grüner Veltliner Smaragd Ried Kollmütz, Weinhofmeisterei Mathias Hirtzberger: Frisches, helles Gelb. Glockenklare Ausstrahlung, Sternfrucht, Netzmelonen, Weinbergpfirsich, vermischt mit einer kräutrigen Frische, feinschichtig und weit gefächert. Der Duft ist defensiv und doch intensiv in einem zugleich. Im Gaumen balanciert, geschmeidig, samtig und sehr lang. Das Finale zeigt eine hohe Fruchtreife. Grosses Smaragd-Schmusekino. Hier zeigt Mathias Hirtzberger, dass er mit diesem genialen Wein bei der Elite mitmischt. Ein Wein für zwei Jahrzehnte Musse-Genuss. Die gute Nachricht: Diesen Wein gibt es (noch) ab Weingut zu kaufen! 19/20 trinken  

Telefon: Telefon: +43 2715 22955
Email: buero@weinhofmeisterei.at
Webseite: www.weinhofmeisterei.com

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SO GEHT GROSSER RIESLING!

Innerhalb der wenigen Produktionsjahre ist dieser geniale Riesling ein Meilenstein in der vielversprechenden Karriere von Mathias Hirtzberger. Schwieriges Jahr – grosser Wein!

2016: Riesling Smaragd Ried Kollmitz, Weinhofmeisterei Mathias Hirtzberger: Mittleres Gelb mit lindengründen Reflexen. Offenes, sehr traubiges Bouquet, feinsüss und gleichzeitig würzig, feiner Akazienschimmer, leicht grünlicher Marillen- und Limonentouch. Im Gaumen gefällt der Wein durch eine schier quirlig anmutende Rasse und dem druckvollen Finale. Riesling muss tanzen. Dieser tanzt! Leider eine sehr kleine Ernte. 19/20 trinken

Auf dem Weingut ist dieser Wein ausverkauft. Bei Mövenpick (D & CH) gibts ihn noch ...

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EINEM GESCHENKTEN GAUL …

Der Jahrgang 1970 war im Burgund nicht besonders gross. Im Gegenteil; er war eher klein, oder halt schwierig. Aber – ein Romanée-Conti bleibt halt ein Romanée-Conti. Und so kostet diese Rarität, von der immerhin 9'626 Flaschen produziert wurden, heute im Markt so um 10'000 Franken.

Und gestern trafen wir uns mit Freunden. Ein wohl gut 10 Jahre nicht mehr gesehener Weinfreund zauberte diese Flasche aus seiner Ledertragtasche und stellte diese auf den Tisch. «Willst Du die an der nächsten Weinbörse-Auktion verkaufen», fragte ich ihn erwartungsvoll.

«Sicher nicht, die trinken wir jetzt und Du kannst diese gleich entkorken», meinte der schon etwas ältere Kartenspielneuling.

Also zog ich den leicht bröseligen Korken aus der Flasche und wir schenken uns eine nicht unbescheidene Portion ins Glas ein.
Nun gut. Trotz des Preises erwartete ich nicht zu viel. Und so schien die leicht erdige Süsse schon fast tröstlich beim ersten Nasenkontakt. Aber – das Bouquet legte in der Folge noch etwas nach und mit genügend Fantasie konnte man da schon noch – nebst bescheidener Würze – etwas Frucht ins Nasenbild hineininterpretieren. Im Gaumen säuerlich, aber nicht unangenehm. Die Säure schien den Wein am Leben zu erhalten, die Textur wies Lücken auf. Das Finale fiel zusammen wie ein aufgestapeltes Kartenspiel. Bewerten will ich diesen betagten Burgunder nicht. Und ihn somit auch nicht strafen.  
Meinem alten Freund schrieb ich heute eine Mail und empfahl ihm, die restlichen Flaschen auf der nächsten Weinbörse (www.weinboerse.ch) zu verticken. Garantiert verlassen diese DRC-Bouteillen die Schweiz Richtung Asien. Dort versteht man die besonders reifen Romanée-Conti viel besser …

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HAPPY BIRTHDAY F.X.

Letzten Dienstag haben wir anlässlich unseres Wachau Besuches dem Altmeister und persönlichen Freund Franz Xaver Pichler zu seinem 78igsten Geburtstag gratuliert. Und ihm eine Flasche Meursault von seinem Geburtsjahrgang 1941 geschenkt.

Er hat ihn am anderen Tag entkorkt und seine Frau Rudolphine bedankte sich bei uns mit dem Wort «sensationell» …






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AUDIENZ BEI DER WEINKÖNIGIN

Besuch in Krustetten (A). Dort ist das Weingut von Leopold Müller.

Seine hübsche Tochter Diana ist grad amtierende Weinkönigin.

Sie empfing uns mit ihrem Lieblingswein und dem Gabriel-Glas ...







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1822 MALNAGIO

Für einen Kellertisch werde ich heute Abend diesen antiken Fund servieren. Wie die Flasche in meinen Keller kam und wann, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber so um die 20 Jahre muss diese schon mindestens bei mir im Gestell lümmeln. Will heissen, rund 180 Jahre lagerte die Flasche «auswärts».

Um sicher zu sein, dass dieser Wein noch trinkbar ist, habe ich ihn heute Morgen neugierig und mit zittrigen Händen geöffnet. Die arg verstaubte Flasche ist mundgeblasen, wackelt auf dem Tisch und scheint etwa einen Liter Inhalt zu haben. Die Farbe in der Karaffe ist Honigfarben. Ein kleiner Schluck im Glas zeigt wirkt heller und zeigt orange Noten, wirkt aussen blass und innen Rostrot. Trotz vorsichtigem Dekantieren war er sanft trübe. Die Nase duftet nach hellem spanischem Brandy, nach halbsüssem Sherry, nach Mandelmehl, hellen Rosinen und Pulverkaffee. So irgendwie im Bereich zwischen halbsüss und trocken. Das Nasenbild ist aber intakt und man hat Lust ihn zum Gaumen zu probieren. Er ist völlig intakt, weich, wirkt hier etwas süsser, respektive hellmalzig und endet wieder mit hellen Sultaninen. Irgendwie erinnert er auch an einen alten, weissen Wermuth oder Weisflog. Wann ist ein sehr alter Wein noch sehr gut? Wenn er weder a.) oxydiert, b.) übersäuert) oder c.) kapselig ist. Dieser hat von diesen negativen Dingen rein gar nichts. Er bietet ein ehrfürchtiges, noch völlig intaktes schier 200jähriges Weinerlebnis. Gemäss Recherchen könnte es sich bei diesem Malnagio (den es heute so nicht mehr gibt) um eine Art Vin Santo aus Italien handeln. Im Markt findet man keine einzige Flasche. Und bei mir jetzt auch nicht mehr …

P.S. 1: Während ich so schrieb duftete es – vom leeren Glas – ganz herrlich im ganzen Raum. Unglaublich!!!
P.S. 2: Als ich ihn im Inventar ausbuchte, sah ich, dass ich vor XX Jahren dafür 90 Franken bezahlt hatte. Würde ich wieder tun …
P.S. 3: Beim Surfen habe ich ein altes Schriftstück gefunden, welche die Begriffe «Malnagio» und «Vino» aufzeigt. Leider kann ich kein Italienisch. Aber vielleicht hilft mir da jemand …

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GROSSE MAGNUMPROBE FARNSBURG ORMALINGEN

18 Rotweine, 4 Sauternes. Von 1918 Château Margaux bis 1961 Pichon-Lalande.





KLEINES JAHR – GROSSER WEIN

Das gibt es, zumindest was ganz alte Jahrgänge betrifft, fast nur im Bordelais. Und sehr oft sind es die Premier-Grands-Crus. Was im gewissen Sinne wiederum die Terroir-Garantie erklärt. Der Wein ist immer noch sehr vital. Genau so wie Emil Steinberger, Quincy Jones und Jean-Paul Belmondo. Die stammen nämlich auch alle aus dem Jahr 1933 …

1933 Château Haut-Brion, Graves: Magnum. In der Mitte immer noch sehr dicht, die Farbe zeigt die entsprechende Reife an mit deutlich braunen Tönen. Das Nasenbild beginnt mit cerealen Noten und erinnert an ein dunkles Malzbier (Guinness). Die als Dörrbirnen wahrnehmende Süsse zeigt gewisse Affinitäten zu einem alten Sauternes (ohne Botrytis). Man findet viel Rosinen und auch mineralische Züge (Pertinax). Im Gaumen zwar nicht grad einen grossen Jahrgang dokumentierend, aber doch noch sehr viel Freude bereitend. Die Säure wirkt hier als Stabilisator. Ich hatte schon zwei Mal das Glück diesen Wein verkosten zu dürfen und er lag bei mir immer auf 17/20. Diese wunderbare Magnum verdiente sogar noch einen Punkt mehr. 18/20 austrinken   

1920 Château Guiraud, Sauternes: Magnum.

Sehr dunkles Braun mit grünlichem Schimmer. Das Bouquet ist von Beginn weg erschlagend; dunkles Caramel, Gerstenmals, gehackte Dörrfeigen, Quittengelee, Malmsey-Madeira und Pedro-Ximenez. Im zweiten Ansatz findet Likörnoten; Chartreuse, Danziger Goldwasser und Grand Marnier Centenaire. Der üppige Körper sprengt fast den Gaumen, mundfüllend, komplex, übercremig. Trotz der Rubenshaften-Fülle tanzt er schier beschwingt über die Zunge. Besser geht nicht! 20/20 trinken


1961 Château Pichon-Lalande, Pauillac: Magnum. Rostrotes, aufhellendes Weinrot. Das Bouquet dokumentiert den immer wieder von Michael Broadbent zitierten «Erd-Eisenton». Am Anfang zeigte er gewisse Glutamatspuren. Solche findet man auch in grösseren Moutons, just nach dem Entkorken.   Im zweiten Ansatz geht die Cabernetsüsse voll auf. Schwarze Fruchtresten werden abgelöst mit Dörrpflaumen, Zedern und Pfefferkörnern. Der intensive Gaumen zeigt zartes Extrakt, dabei wirkt er dicht, kompakt und doch sehr feingliedrig. Erst ist es ein feiner Wein und dann entwickelt er immer mehr Power gegen das Finale. Die schier unbeschreibliche Pauillac-Süsse bleibt buchstäblich im Gaumen und liefert einen phänomenalen Nachhall. Er dokumentiert die Grösse der besten Weine von diesem zurecht als Jahrhundertjahrgang gehandelten Millesime. In dieser perfekten Magnum hält er noch Jahrzehnte. Getrunken an der MAgnumprobe im Restaurant Farnsburg in Ormalingen. 20/20 trinken  



WER SUCHT, DER FINDET
Rein zufällig kann man die Weine der Farnsburg auch für zu Hause kaufen.
Und ebenso rein zufällig findet man da auch momentan noch ein paar Magnums vom 1961er Pichon Lalande. www.wine-rarities.com


KANN MAN WEIN STREICHELN?

Offensichtlich nicht. Zumindest gemäss Literatur. Der deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890 – 1935) bemerkte einmal ganz konsterniert: «Schade, dass man einen Wein nicht streicheln kann!».

Dieses berühmte Zitat stammt aus seinem Reisebericht mit dem Titel «Das Wirtshaus zu Spessart». In diesem Schriftstück gibt es gar einen Passus bei dem erwähnt wird, dass er und seine Freunde aus einem Gasthaus herausgeworfen wurden, nachdem diese bei einem Wein Korkengeschmack monierten.
Wenn man die Chance hat einen derartig feinen und Musse fördernden Wein wie den Ducru 1962 im Glas zu haben, so ist man sich nicht mehr so sicher, dass Mann Wein nicht doch streicheln kann …

1962 Château Ducru-Beaucaillou, Saint Julien: Jéroboam. Rostrote, eher matte Farbe. Das Bouquet beginnt würzig, Thuja, Gewürznelken, Lorbeer und feine Rauchnoten. Erinnert in gewisser Weise an einen reifen Clos de la Roche von Dujac. Im zweiten Ansatz Pfeffernoten und es steigt eine pflaumige Süsse auf. Im Gaumen fein, dicht und elegant, weist eine wunderschöne Balance auf. Er weiss auf seine eher leichte Art sehr zu gefallen. Da verlangt man sehr gerne nach einem zweiten Glas. 18/20 trinken


CREPES-SUZETTE-FINALE


An der grossen Farnsburg-Magnumprobe konnte man wählen. Käse, Sorbet oder Crepes Suzette. Letzteres war meine Variante. (Foto)










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1991 CHÂTEAU VALANDRAUD

Die Valandraud-Geschichte fängt nicht gut an. Die wunderbaren Trauben vom Jahrgang 1990 mussten Murielle und Jean-Luc Thunevin verkaufen, weil noch keine Kellereinrichtung vorhanden war. So ist denn der Jahrgang 1991 der erste Valandraud. Produktion lediglich 1'500 Flaschen. Die meteorologische Konstellation war miserabel. Frühjahresfrost dominierte die katastrophale Situation. So gibt es denn in diesem Jahr keinen Pétrus, keinen Cheval-Blanc und keinen Ausone. Aber immerhin einen Valandraud. Und der ist heute noch sehr gut zu trinken und zeigt keinerlei Alterserscheinungen (16/20). Da staunten meine Kellergäste. Und ich erst …


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MAGNUMABEND IM SEMPACHERHOF
 
Was für ein Bild! 20 Magnumflaschen auf einem Tisch. Und zwar auf dem Kellertisch von René Gabriel. Just vor dem Entkorken.
Nach langer Vorankündigung war es am Mittwoch, 19. Juni 2019 endlich so weit.

Kurz vor drei Uhr öffnete ich die alarmgesicherte Türe zum Weinkeller und begann die bereit gestellten Magnums zu entkorken und zu degustieren. Eine nach der Anderen. In aller Ruhe.

Dekantieren? Auch an diesem Anlass wurde mir wieder die Frage gestellt, in welchem Fall man dekantiert und wenn ja, wie lange.
Eigentlich ist jede Flasche individuell. Es kommt halt schon drauf an ob eine Flasche Ducru 1995 bei konstant 12 Grad gelagert wurde oder in einem Keller mit grösseren Temperaturschwankungen das Dasein fristete. Also gibt es letztendlich keine Regel. Jeder muss selbst entscheiden. Dabei stellt sich auch die Frage, ob man möglichst viele Primär-aromen im Glas haben will. Oder ob man die weichere, eher abgeklärte Genuss-Variante bevorzugt. Und somit den Wein recht lange in der Karaffe belüftet.  

Keine Regeln also. Dekantieren bleibt eine Frage des persönlichen Geschmacks.   
Bei einer Verkostung wie dieser muss man die Flaschen, respektive in diesem Falle die Magnums, zwingend auf den Event trimmen.
Der Ablauf ist der Folgende: Kapsel oben abschneiden. Man könnte natürlich auch gleich die ganze Kapsel entfernen. Das mache ich zu Hause eigentlich immer. Aber wenn man die Identität einer Flasche optisch wahren will, dann muss die Kapsel schon ersichtlich sein. Hat auch mit der optischen Wertigkeit etwas zu tun.

Wein entkorken. Dann vorsichtig in die bereit gestellte Karaffe umgiessen. Mittels einer starken Taschenlampe kontrolliert man den Fluss und stoppt das Dekantieren sofort, wenn das Depot im Begriff ist in den Hals zu rinnen.  
Das Depot fülle ich in ein hohes Cocktailglas. In der Zwischenzeit wasche ich die leere Flasche (diesmal Magnum) mit Wasser aus und giesse den dekantieren Wein aus der Karaffe wieder mittels Plastiktrichter in die Magnum. Dann dekantiere ich das Depot vom Cocktailglas vorsichtig in die Magnum. Fertig!  

Rund 30 Weinfreunde verkosteten die obigen Weine. Die Stars des Abends: Valandraud 1995 und Figeac 1998. Beide mit 20 Punkten.

90 JAHRE ALTE MAGNUM

1929 Château Rausan-Ségla: Magnum. Aufhellende Farbe, rostrot mit deutlichem Rand aussen. Das Bouquet ist intakt zeigt Kakaonoten, getrocknetes Rosenholz, Kaffee, feine süssliche Terroirnuancen. Diskret und doch wunderbar im Duft. Im Gaumen elegant, Süssholz, minime Tanninresten aufweisend, welche ihn über die Jahre solide begleitet haben, im Finale fein erdig, Sommertrüffel, Dörrtomaten aber auch noch Fruchtnuancen von getrockneten, roten Pflaumenschalen. Sehr aromatisches Finale mit Nuancen von mild gesalzener Soyasauce und Dörrbirnen.  Hier zeigt er fast mehr Aromen wie in der Nase.
Ein Altweinwunder, welches die feminine Margauxklasse beweist. Glück gehabt mit dieser wunderbaren Magnum. Nach 90 Jahren Weinwunder! 19/20 austrinken


DALIA-LAVI-MOUTON

Es klang irgendwie verzweifelt, als im Jahr 1970 die israelische Sängerin Dalia Lavi die Frage stellte: «Oh wann kommst Du?».
Die gleiche Frage stellen sich beim 1994er nicht nur Mouton-Fans, sondern auch der Gabriel selber. Alle guten Anlagen sind da. Von Beginn weg. Aber der Mouton entwickelt sich wie ein «Slow-Motion-Pauillac». Wenn ich ein Jahr älter werde, so wird dieser Mouton in einem Jahr nur ein paar Monate älter. Aber so langsam tut sich was. Ganz langsam …

1994 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Magnum. Noch sehr dunkles und auch sehr jugendliches Granat mit violettem Einschlag. Das reduktive Bouquet ist deutlich von einem Pauillac-Absender geprägt, Veilchen, Cassis, Mokka, die Fruchtkomponenten sind fast nur schwarzbeerig und er geht auch ziemlich in die Tiefe. Im zweiten Ansatz feine Ledernoten.  Im Gaumen von fester und asketischer Statur. Er spielt so richtig mit seinen Gerbstoffmuskeln und zeigt damit seine immer noch anhaltende Jugendlichkeit. Diesen Umstand merkt man auch daran, dass er irgendwie immer noch gewisse Primäraromen im Innern aufzeigt. Kein Mouton-Charmeur. Ich sehe ihn immer noch nicht ganz am Anfang seiner Genussreife. Also ein Langsamentwickler, der dann wohl umso länger durchalten wird. Ich freue mich über meinen nicht unbeträchtlichen Bestand in meinem Keller und ich freue mich auch auf 2025. Dann vermute ich, dass ich mit dreistundenlangem Dekantieren einen ganz grossen Mouton erleben darf. Die Preise steigen kontinuierlich an. 19/20 warten    

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RIESLING MACHT DEN TAG

Kartenspiel mit Freunden. Rotweine zum Mittag. Rotweine zum Nachtessen. Am Nachmittag: Riesling. Den 2004er Kabinett von Egon Müller findet man wohl eher selten auf einer Weinkarte in der Schweiz. Und wenn, schon gar nicht für 84 Franken. Gesucht hatte ich nach einem anderen Weisswein. Aber als ich diese Trouvaille sah, konnte ich nicht wiederstehen. Immer noch wunderbar frisch, feinfüllig mit einer perfekten Reifefirne. Ich habe mich da gefragt, woher die Kokosnoten stammen. Die passten wunderbar zum Rest. Mit weniger wie 10 Prozent Alkohol bekommt man da beim ersten Schluck schon Lust auf den Fünften.

Es hat keinen Sinn den Namen des Restaurants anzugeben. Als wir gingen, war der Bestand auf Null gesunken …

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BORDEAUX 2016 IST AUF KURS  

Ein paar Fassproben degustierte ich zwar schon. Dies war aber nach 30 Jahren stetem Primeurverkosten der erste Jahrgang, an dem ich nicht mehr nach Bordeaux pilgerte. Umso gespannter las ich die diversen Berichte meiner «Amtskollegen». Konklusion: Bordeaux 2016 muss ganz gross sein!   

Letzten Samstag (also so Mitte Juni) standen bei Weinfreunden in Belp 16 verschiedene 2016er auf dem Tisch. Der spontan geöffnete Montrose ist nicht auf dem Bild. Also kann man hier von einer veritablen Arrivage-Degustation sprechen, denn diese Weine wurden just ausgeliefert.
Verallgemeinerungen sind in der Regel fehl am Platz. Wer sich hier aber auf schwarz-violette Jungbordeaux einstellt ist auch fehl am Platz. Die Farben sind nicht so unnahbar dunkel, wie man es bei einem so gigantisch angepriesenen Jahrgang erwarten würde. Ist kein Makel und kann auch ein Vorteil sein, weil nicht zu stark mazeriert. Vom Nasenbild zeigen sich die 2016er erstaunlich zugänglich. Sämtliche Prüflinge bieten mehr Erstfreude wie beim Bordeaux 2015. Ich habe die Bordeaux’ 1982 noch in ganz guter Erinnerung. Ein solches Arrivage-Nasenrodeo hatte ich bisher nie mehr erlebt. Auch beim 2016er nicht.   

Im Gaumen sind die Weine kräftig, bei meist toller Konzentration und erstaunlich geschliffenen Tanninen. Irgendwie schizophren: gefällig und gross gleichzeitig. Dies ist das neue Qualitätsmanagement für Gerbstoffe, welches ganz Bordelais übergreift. So sind die Weine jungschön und doch sehr altersfähig. Daran darf/muss man sich mehr und mehr gewöhnen. Also sind diese Weine nicht zurecht gemacht, sondern einfach perfekt vinifiziert. Das Niveau lag – trotzdem wir keine Premiers im Glas hatten – sehr hoch.  

Nicht so richtig gefallen haben mir Kirwan (unharmonisch) und Poujeaux (zu leicht). Auch der Sociando-Mallet lag etwas hinter meinen Erwartungen. Verlass ist auf Phélan-Ségur, du Tertre (einer der besten Jahrgänge) und – wie schon immer in letzter Zeit; Meyney. Alle bekannten Namen liefern auf Niveau 18 bis 19 Punkten ab und liegen auf 2016er-Erfolgskurs. Der beste Wein des Abends für mich: Château Calon-Ségur. Hier wird das dokumentarische Niveau der letzten Jahre bestätigt. Mein Liebling an diesem Tasting: 2016 Château Brane-Cantenac. Eine hoch elegante Margaux-Katze auf Samtpfoten! Der kostet zwar auch schon um 80 Franken herum. Ist aber im Verhältnis zu andern Deuxièmes immer noch eine wunderschöne Genussaffäre.  

500 2016er-Degustationsnotizen von meinem Verkostungs-Partner André Kunz findet man auf www.bxtotal.com

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KEINE AHNUNG VON GRENACHE!

Wer im Netz nach diesen Wein sucht, wird schnell mal auf winesearcher.com verwiesen. Dann staunt man gleich zwei Mal. Erstens beim Preis der mit etwa 663 Franken angegeben wird. Nochmals reibt man sich die Augen, wenn man die durchschnittlichen Bewertungen für diesen teuren Wein sieht: 89 von 100 Punkten. Normalerweise stimmten da immer beide Faktoren. Also so nach der Faustregel: Je teurer der Preis – desto höher die Wertung.

Ich habe mir überlegt, warum dem so ist. Sicherlich ist ein Château Rayas vom Geschmack her nicht unbedingt mehrheitsfähig. Und von den verfügbaren Mengen auch nicht. Was mich stutzig macht ist, dass diese bescheidenen Wertungen doch eigentlich von Profis stammen. Und mit 89 von 100 Punkten wirkt dieser 1999er buchstäblich degradiert.    

Gestern hatten wir bei uns einen Kellertisch. (Siehe weingabriel.ch / Events, ganz am Schluss). Alles mit Endziffer XXX9. Weil ich wusste, dass Rainer gerne Châteauneuf mag, nahm ich diesen 1999er Château Rayas in die Liste. Für mich war es – neben ganz anderen Kalibern – der schönste Wein des Abends. Die Farbe leidlich Rot, deutlich aufhellend, mit orangem Rand. Der Duft unglaublich; helle Rosinen, Rosenholz, dominikanischer Tabak, getrocknete Hagebutten, Pfefferkörner, Datteln, Kreuzkümmel und getrockneter Zitronenthymian. Ein nasaler Tanz mit weit ausladendem Terroirparfüm. Im Gaumen fein, samtig, leicht wirkend und doch sehr nachhaltig. Eine Grande Dame der südlichen Rhône schlechthin! Ein fragloser Maximalpunktwein, also 20/20.

Was wenige wissen; dieser Rayas ist ein 100%iger Grenache. Und – es scheint so, dass viele Bewertungsprofis keine Ahnung von einem der besten Grenaches der Welt haben. All diese Verkostungs-Heinis bewerte ich mit 89 von 100 Punkten …   

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WELCHER VOGEL KANN NICHT FLIEGEN?

Meist seien es grosse Vögel. So zum Beispiel Strausse, Kasuare, Emus und Nandus. Das weiss Wikipedia. Stimmt nicht ganz. Heute ist noch ein weiterer, flugunfähiger Vogel dazu gekommen.

Und der war auch gross. So eine Art Magnumgefieder, genauer der Honivogl. Der hat sich im Keller plötzlich selbständig gemacht, während ich am Tisch am Degustieren war. Ich hörte ein glasiges Bewegungsgeräusch. Dann blickte ich spontan in die richtige Richtung und dann sah ich den weinigen Vogel tatsächlich fliegen. Aber leider nur eine Sekunde lang. Dann prallte er auf den Boden und sofort flogen viele Einzelteile dieses Magnumvogels im weiten Kreis herum.

Also war ich heute ein Pechvogel. Und fliegen kann ich auch nicht …   


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ZWEI GANZ BESONDERE BLINDPROBEN

Sie trafen sich nach langer Zeit per Zufall in der Stadt. Schulkollegen von damals. Es gab viel zu berichten und nach geraumer Zeit kamen die beiden auf den Wein zu sprechen. Und Mann stellte fest, dass beide zu Weinliebhabern mutiert waren. Spontan lud der Chefarzt gewordene Hans den Fritz (Elektriker) für nächstes Wochenende ein.

Voller Vorfreude dekantierte er einen Château Latour 2005 und schenkte diesen als ersten Rotwein «blind» ein. Er wollte den Fritz testen. Dieser nahm sich aber wenig Zeit fürs Rätseln und trank das Glas in einem Schluck aus und bemerkte: «Du hast aber guten Wein! Da muss ich mich ja richtig anstrengen, wenn ich mich revanchiere. Muss sicherlich recht teuer gewesen sein. Der hat aber was. Kräftig, muss ich schon sagen. Könnte ein Franzose sein. Aber ich kenne mich leider in diesen Weingegenden nicht so richtig aus. Wir trinken auch kräftige Weine, aber meist aus Chile!» Etwas enttäuscht zeigte Hans den wertvollen Château Latour her. Das Etikett schien aber den Fritz nicht besonders zu interessieren, sondern vielmehr eher den Rest der Karaffe …

Ein paar Wochen später sass Hans bei Fritz und auch er bekam einen Rotwein ohne Angabe eingeschenkt. Er studierte lange, aber er hatte Mühe beim Zuordnen. Der Wein schien noch recht jung und trotzdem wies er irgendwie nur wenig Tannine auf. Da erinnerte er sich, dass Fritz beim letzten Besuch so nebenbei erwähnt hatte, dass er zu Hause oft chilenischen Wein trinkt. Also versuchte er es erst einmal mit dem Land und sagte mutig: «Chile». Fritz staunte und nickte. Also schnüffelte Hans weiter und versuchte sich erst Mal mit einem möglichen Jahrgang und mutmasste: «Noch sehr jung – könnte ein 2017er sein!». Fritz antwortete darauf: «Leider weiss ich den Jahrgang nicht. Der stand nicht auf dem Tetra-Pack» …     

P.S. Die abgebildete Karaffe heisst Alpha-Decanter. Den gibt’s bei www.gabriel.glas.com (Schweiz) und www.gabriel-glas.at (Europa)
   
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2007 BLOCK B MIT 20/20

Alles ist völlig anders! Ich spreche hier von einem NZ-Pinot-Noir, welcher von der Farbe her der dunkelste Pinot-Reflektionen meines Lebens zeigt. Und von einem Pinot Noir der irgendwie wie ein La Mouline von Guigal schmeckt. Wegen den superreifen Aprikosen im verschwenderischen Nasenbild. Und von einem dramatischen Pinot Noir, welcher absolute Weltklasse definiert. Aber definitiv nicht aus dem Burgund stammt. Und so exorbitant füllig ist, dass er auch gar nicht aus Burgund stammen kann/könnte. Ein Rubens-Mund voll Giga-Pinot! Üppig – cremig – ergiebig. Das Maximum dessen, was Pinot Noir in seiner Grenze überhaupt abliefern kann. Und doch wie eine «dicke Berta» irgendwie noch locker nonchalant über die Bühne tanzen kann.


Den Wein kannte ich früher schon und ich habe ihn immer gerne über die Jahre getrunken. Aber heute hat er das Maximum abgeliefert! Den Winzer Kay Schubert kenne ich schon lange. Ich war schon ein paar Mal bei ihm in NZ zu Gast. Wir hatten diesen Wein auch schon ein paar Mal aus dem Gabriel-Glas bei im Zuhause. (Er ist der Importeur von Gabriel-Gal in New Zealand!). Heute war ich ohne Kay unterwegs – aber mit seinem Wein. Ein emotioneller Pinot Noir - ganz gross. Da schiessen seine frei gelegten Emotionen wie ein Pfeil in Dein Weinherz. Just heute passiert! Der 2007 Pinot Noir B Wairapa Schubert Wines aus Martinborough ist ein Pinot Noir wie von einem anderen Stern. Im Markt wird man diesen Wein wohl nicht mehr finden – aber noch viele jüngere Schubert Weine, welche seit Jahren völlig unterschätzt werden. Kompromisslose New-Zealand-Pinot-Liebe. Buy it – and discover! 20/20    

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DER KLEINE UNTERSCHIED

Sobald Namensvetter oder vergleichbare Güter auf der Weinbühne stehen,  werden schnell mal die Klingen gewetzt? Ein paar Beispiele: Welcher Léoville ist der Beste? Gewinnt Cos gegen Montrose? Pichon Baron oder Pichon-Lalande?

Manchmal kommt es aber ganz freiwillig zu solchen Vergleichen. Bei einem Besuch auf Haut-Brion wurden wir von Barbara Wiesler noch auf Mission zu einer Verkostung eingeladen.

Dort standen Château Haut-Brion und Château La Mission Haut-Brion – beide vom Jahrgang 2011 – auf dem Tisch.  
Nun ist es so, dass in grossen Jahren meist der Haut-Brion die Nase vorne hat. Und der Mission dafür sehr oft in schwierigen Jahren punktet. Der Jahrgang 2011 ist ein mittelgrosses Jahr. Also gibt es da keine Faustregel. Der tendenziell rotbeerige Mission (18/20) ist momentan leicht «Cabernet-krautig» (was später dann zu Kräutern wird) und er bockt ein Bisschen. Während man dem Haut-Brion (2011) seine Erhabenheit schon ziemlich gut ansieht. Er kommt daher wie fast bei einem ziemlich grossen Jahrgang. Kein Wunder – denn dieser 2011er gilt auch beim Direktor Jean-Philippe Délmas als Geheimtipp. Da die Genussreife nicht mehr allzu weit weg ist, traf ich eine folgenschwere Entscheidung. Ich trank erst denn Mission. Danach den Haut-Brion. Es gibt für jedes önologische Problem eine Lösung …


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RENDEZ-VOUS AM ROSENBERG

Erst wilde Rosen, dann erst Rebberge! Vom «Hügel mit Rosen» soll der Namen

von Château Montrose erhalten haben. Doch diese mögliche These liegt schon mehr als zwei Jahrhunderte zurück …

Unser Besuch war schon vor mehr als einem halben Jahr eingefädelt. So eine Stunde muss man für einen Weingutsbesuch im Bordelais schon einrechnen. Dies ist der Zeitraum für eine normale Visite. Für uns war es ein besonderes Erlebnis, denn wir waren zu einem anschliessenden Lunch mit tollen Weinen eingeladen.


Auf dem Bild Karin und ich mit dem nimmermüden Montrose-Direktor Hervé Berland (geb. 1950). Der grosse PDF-Bericht ist auf www.bxtotal.com aufgeschaltet. Mit Erlebnissen  wie Montrose 2011, 2009, 2005 und 1995. Sowie 1904! (siehe unten)

1904 CHÂTEAU MONTROSE

Als kleines Dankeschön für die Lunch-Einladung nahm ich diese Flasche aus meinem Keller mit. Ich transportierte die Bouteille stehend, sodass sich das Depot während der Fahrt setzen konnte. Wie ich zu diesem 1904er kam, weiss ich nicht mehr, der der Kauf ist schon mehr wie 20 Jahre her. Der Wein wurde gleich zu Beginn dekantiert und war somit gut zwei Stunden in Luftkontakt, bis er eingeschenkt wurde. Die Farbe mehr Braun wie Rot mit Kupferreflexen am Rand. Das Bouquet wunderbar süss, malzig, wildes Leder zeigend, Nusslikör, Fernet-Branca, getrocknete Feigen und dominikanische Cigarren. Im Gaumen leicht, fragil aber immer noch sehr gut im Schuss. Die Aromen im süsslichen Finale erinnerten an Irisch-Moos und Kräuterlikör. Wunderbares Altweinerlebnis. 18/20 austrinken  

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KLEINER JAHRGANG – GROSSER WEIN

Was ist der Unterschied zwischen einem Wein aus einem ganz grossen Jahrgang und einem Wein von einem bescheidenen Jahrgang? Die Antwort ist ganz einfach. Bei einem ganz grossen Jahrgang liegen die Erwartungen auf einem mörderischen Niveau. Bei einem bescheidenen Jahrgang erwartet man wenig. Und genau hier liegt das Potential des Verblüffens.  

Der Bordeauxjahrgang 1992 war schwierig. Die Weine leicht. Viele davon wurden aufgezuckert, weil der Regen aktiver war wie die Sonne. Und doch gibt es – nach 25 Jahren – immer noch Weine, welche heute überraschen und echt viel Spass bereiten, ja zum Teil ganz grossartig sein können.
Für einen memorablen Weinabend wurden wir angehalten entweder einen Lafleur aus einem grossen Jahr oder sonst einen remarkablen Bordeax-Wein mitzubringen. Ich entschied mich für eine Magnum Lafleur 2001, welche ich sechst Stunden lang dekantierte. Zum Spass dekantierte ich auch noch eine Flasche 1992 und verdeckte den Jahrgang mit einem Klebeband.

Die freakige Weinrunde war schnell einer Meinung: «Grossartig – grosser Jahrgang»! Dann ging ein  Raunen durch den keinen Saal, also ich das Geheimnis mit Lafleur 1992 lüftete. Was lernt man aus diesem Verdikt? A.) Pauschalurteile für einen Jahrgang sind sinnlos. B). Der Teufel steckt im Detail. Und C.). Im Markt suchen und mit möglichst wenig Personen teilen …     

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1929 CHÂTEAU RIEUSSEC

Trotz der vielen Yquem’s in meinem Leben gehört dieser legendäre Rieussec zu den allergrössten Süssweinerlebnissen meines Lebens. Schwarz wie die Nacht. Süss wie eine gigantische Trockenbeerenauslese. Emotionen welche den ganzen Körper mit Endorphinen torpedieren.  20/ 20






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RAUCHZEIT

Mit dem Genuss einer Zigarre ist es wie beim Genuss vom Wein. Es errechnet sich ein Faktor aus Zeit, Lust und Länge. Die Länge einer Zigarre verlangt nach einem gewissen Zeitfenster. Und der Genuss einer Zigarre ist ein in sich geschlossener Akt.

Wenn ich unterwegs bin, dann nehme ich mir immer verschiedene, gut gelagerte Zigarren aus meinem Keller mit und lege diese in ein längliches, luftdichtes Plastikgeschirr. Wenn ich etwas länger unterwegs bin, lege ich noch eine kleine Kartoffel dazu. Die Kartoffel gibt Feuchtigkeit ab und so trocknen die Havannas nicht aus.    

Diese Woche hatte ich einmal einen ganzen Nachmittag Zeit und gönnte mir (seit Langem wieder einmal …) eine Partagas Lusitanias. Die hat eine Länge von 194 Millimeter und einen Ringmass von 49 Millimeter. Das ist ein ideales Format. Ich hasse dünne, lange Zigarren, weil sich da der aromatisierte Rauch zu fest durch die Blätter hindurch kämpfen muss.

Qualitatives Rauchen ist – zugegebenermassen – anstrengender wie Wein zu geniessen. Mann muss das Ding immer im Auge behalten. Nachbrennen ist keine Option. Für mich ist die Partagas Lusitanias eine der edelsten Double-Coronas, welche es im Markt gibt. Und ich habe auf die Uhr geschaut und lag mit meiner Rauchzeit im obersten Bereich: 87 Minuten …

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MEIN BESTER 1977ER

Bis jetzt war alles irgendwie bestenfalls nett, was ich da von diesem Jahrgang verkosten durfte, respektive mitunter musste. Die besten Weine von diesem recht schwierigen Jahrgang stammen wohl aus Kalifornien und Australien. Portweine wären auch noch eine Variante. Der Sassicaia gefiel mir vor Jahren auch nicht schlecht. Aber das ist schon lange her. Bordeaux wird schwierig. Ein paar gute Erinnerungen fallen auf Château Poujeaux und Château Ducru-Beaucaillou. Aber auch da ist bereits längst Genuss-Sense.

Während einem tollen Weinwochenende entkorkte Max Gerstl grosse Weine und Jahrgänge von Egon Müller. Da stand auch ein 1977 Scharzhofberger Riesling Beerenauslese Eiswein auf der Probenliste. Meine Erwartungen waren nicht besonders hoch. Dies ist meistens die beste Voraussetzung, um viel Freude zu generieren. Aber nur wenn der Wein auch abliefert. Und das hat er! Es war ein süsses, frisches, rosiniges Erlebnis, wie ich es mir kaum hätte vorstellen können. 19/20

Somit gibt es für alle Weinfreunde aus dem Jahr 1977 eine freudige Nachricht für die nächstmögliche Eigenjahrgangszelebration. Die Sache hat nur einen klitzekleinen Haken: Die Verfügbarkeit ist minim und der Preis pro Flasche liegt «leicht über 4000 Franken» …  

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JEAN-LOUIS CHAVE:

VIVE LA DIFFERENCE

Es lebe der kleine Unterschied! Schon auf den ersten Blick sind diese beiden Flaschen sehr unterschiedlich. Hermitage links –   Ermitage rechts. Ein Etikett wirkt klassisch, das andere gibst sich schon fast knallig mit seinem roten Kleid. Aber beide Flaschen sind Weine aus gleichem Hause, nämlich von Jean-Louis Chave. Und beide vom gleichen Jahrgang; 1998!

Glück dem Weinfreund, der nicht nur die theoretischen Unterschiede nachlesen kann, sondern die Chance hat, diese Weine nebeneinander direkt zu vergleichen. So geschehen an einem besonders eindrücklichen Weinabend mit Max Gerstl als Gastgeber. Doch bevor wir zu den Verkostungsnotizen kommen doch noch etwas Theorie. «Die Familie Chave erzeugt an der Rhône schon seit 600 Jahren Weine und gehört zweifelsohne zu den besten Produzenten der Welt». So fasst der angesehene deutsche Weinhändler Heiner Lobenberg die Standortbestimmung für dieses Weingut zusammen. So um die 25'000 Flaschen füllt Chave in einem normalen Jahr von seinem Hermitage ab. Er gilt als Traditionalist und auf der Webseite http://hermite.fr/domaine-jean-louis-chave/ wird deutlich darauf hingewiesen, dass der Chave-Hermitage ein Blend aus verschiedenen Lagen sei und man – im Gegensatz zu vielen anderen Produzenten – darauf verzichte eine Supercuvée zu lancieren. «Dies als Reflex und Respekt vor diesem magischen Hügel», meinte Jean Louis Chave in einem Interview. Ein paar Jahre zuvor war die Einstellung zu diesem heute stets uniquen Blend noch etwas anders. In den ganz grossen Jahren wie 1990, 1991, 1995, 1998, 2000 und 2003 liess sich Chave dazu hinreissen, eine Minimenge speziell zu selektionieren. Der Name: Cuvée Cathelin. Der Name stammte von ihm befreundeten Künstler Bernard Cathelin, welcher ihm die Etikette gestaltete. Die kleine Menge und der Umstand, dass dieser Wein insgesamt nur sechs Mal auf dem Markt lanciert wurde, verleiht den noch wenigen, im Markt befindlichen Flaschen Kultstatus. So muss / müsste man heute für den hier erwähnten 1998er Ermitage gleich mehrere Tausend Franken hinblättern.  Der normale Hermitage ist auch nicht ganz günstig. Aber so ab 430 Franken wäre man mit von der Partie.

Die Verkostungsnotizen dieser beiden Weine findet man auf www.bxtotal.com 

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HERMITAGE-DREIFALTIGKEIT

Das kleine Kirchlein (Chapelle) auf dem Etikett verleiht diesem Wein seit jeher immer schon eine tendenziell christliche Note.

An einer freundschaftlichen Weinprobe standen gleich drei Jahrgänge Hermitage La Chapelle gegenüber. Diese stammten noch definitiv aus der Jaboulet-Ära.

Da waren gewisse Jahrgänge manchmal gigantisch und kleine sackschwach. Die allerbesten Jahrgänge waren so brachial, dass diese an Einzigartigkeit und Charakteristik kaum zu übertreffen waren. Da ich keine Lust aufs Schreiben aber viel Drang nach Genuss hatte legte ich den Kugelschreiber beiseite. Und ich wählte lediglich die richtige Chronologie des Ablaufes. Erst trank ich den wohl gereiften 1991er (18/20). Dann den noch jugendlich wirkenden 1990er (20/20). Und dann den hünenhaften, extrem tiefschürfenden 1978er (20/20). Incroyable …

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EINE INVESTITION DER NATUR

Max Gerstl ist der festen Überzeugung, dass sich die Natur bei jedem Jahr entscheidet.

Entweder gibt es guten Wein oder gute Menschen. Zu seinem Geburtsjahrgang schreibt der englische Weinguru Michael Broadbent: «Der 1951er gibt sich die grösste Mühe, der schlechteste Weinjahrgang dieses Jahrhunderts zu sein.»

Ein paar recht gute Rioja's hatte ich da schon mal im Glas. Aber wenn man den weissen Domaine de Chevalier 1951 vor sich hat, dann kann man der generellen These von Max nur beipflichten ...


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SCHARZHOFBERGER & WILTINGER BRAUNE KUPP

Diese zwei Namen lassen jedem Rieslingfan von deutschen Weinen das Herz höher schlagen. Auf diese Namen sind seit Jahrzehnten Verlass und der bestmögliche Genuss in der Regel garantiert. Der beste helvetische Kunde vom Weingut von Egon Müller ist der Bündner Max Gerstl. Aber er sammelt nicht nur – er entkorkt auch! So geschehen an diesem letzten Mai-Wochenende in Bad Ragaz. Und der Winzer Egon Müller war Ehrengast und erzählte begleitend aus dem historischen Nähkästchen.

Dabei waren absolute Raritäten, welche im Markt heute praktisch unauffindbar sind, oder dann halt reichlich teuer. Aber bei Einladungen spricht man nicht vom Geld, sondern vom bestmöglichen Genuss. Ein Auszug aus dem ausufernden Angebot: Schwarzhofberg Kabinett 1983, 1988, 1989, 1990, 1999, 2007. Wiltinger braune Kupp Auslese Goldkapsel: 1975, 1988, 1999. Scharzhofberger Spätlese: 1971, 1975, 1976. Wiltinger braune Kupp Spätlese Versteigerung: 1989, 1994, 1997. Scharzhofberger Auslese: 1964, 1966, 1971. Scharzhofberger Auslese Goldkapsel: 1975, 1989, 2010. Scharzhofberger Beerenauslese: 1975, 1976, 1976. Schwarzhofberger Eiswein: 1995, 1998, 2002. Kurz vor Mitternacht entkorkte Gerstl noch das Gastgeschenk von Egon: 1994 Schwarzhofberger Trockenbeerenauslese. Daraufhin entglitt ich in der Nacht in dies süssesten Träume meines Lebens.  
Ein unvergesslicher Reigen von Erlebnissen auf allen bestmöglichen Stufen. Ein innerer Vorbeimarsch. Eine zweite Chance, einen derartigen Genussmarathon noch einmal zu erleben gibt es nicht. Aber die Erinnerung daran, wird unvergesslich bleiben …     

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JIABEILAN: BESTER CHINA-ROTWEIN

Die umtriebige Winzerin Zhang Jing kenne ich schon von einem früheren Besuch. Im Flieger von Peking nach Yinchuan sass sie zufällig gerade vor mir. Und sie freute sich sichtlich auf den folgenden Besuch dieser besonders weinigen Truppe aus Europa.

Das Weingut liegt 1138 Meter über Meer. Die knapp 27 Hektar kleine Domaine produziert jährlich weniger wie 100‘000 Flaschen.  
Eigentlich heisst der offizielle Name Helan Qingxue Vineyard. Aber hat sich im Laufe der Zeit Jiabeilan als eigentlicher Brand etabliert.
Gegründet wurde Jiabeilan im Jahr 2005. Es zeichnen mehrere private Besitzer. Die quirlige Zhan Jing (Bild unten) ist Mitbegründerin und die führende Weinmacherin. Ihr Handwerk lehrte sie in Frankreich. Unter anderem arbeitete sie auch eine Zeit lang auf Château Palmer. Sie katapultierte Jiabeilan nicht nur in die Elite der Weingüter von China. Sie gewann auch im Ausland schnell an Aufmerksamkeit und ergatterte viele Auszeichnungen. Als Meilenstein für Chinas Weingeschichte gewann sie mit dem 2009er Reserve die Decanter Wine Trophy.

2016 Cabernet Sauvignon Grand Reserve Jiabeilan: Kommt im Herbst 2019 auf den Markt. Produktion: 3000 Flaschen. 22 Monate im französischen Eichenfass. 100 % Cabernet. Extrem dunkles Granat. Das Bouquet beginnt fein rauchig und zeigt so seine Tiefe. Darauf folgen Black-Currant, Trüffel, Lakritze und Kräuter. Im nasalen Vergleich könnte man hier einen tollen Blend zwischen Napa und Chile ansetzen. Ein Elixier von einer konzentrierten, aber nicht schwerfälligen Cabernet-Essenz. Der Gaumen wird ebenfalls von schwarzen Beeren dominiert, gefolgt von einer tiefen Würze. Der Begriff Terroir ist hier angebracht. Der Wein gibt sich mächtig, mit intensivem, stützendem Tanningerüst. Das Finale ist hoch aromatisch mit und endet mit einer fantastischen Länge. Dramatisch und sinnlich zugleich. Kein anderer China-Cabernet vermittelte mir bisher eine so dokumentarische Zukunftsvision. Das Alterungspotential sehe ich bei mindestens 20 Jahren. Dieser grandiose 2016er Jiabeilan kann sich in der Weltklasse-Elite bei einer Blindverkostung fraglos messen.  Mein bester China-Rotwein! 19/20 2022 – 2040



CHÂTEAU CHANGYU-MOSER: MASSE & KLASSE


Es geht auch anders mit dem Wein aus China.  Mit ausländischer Hilfe. Das Château Changyu Moser XV ist ein gigantisches Bauwerk. Irgendwie wirkt dieses Weinschloss in Yinchuan von aussen wie ein Gebäude, welches im Massstab Drei zu Eins errichtet wurde. Das riesige Bauwerk soll ab jetzt die Marketing-Lokomotive des riesigen Changyu-Konzernes werden.

Seit 2013 ist Mann da auf bestem Weg. Der gebürtige Österreicher Lenz Moser ist nicht nur Co-Namensgeber für das Weingut, sondern er zeichnet auch verantwortlich für die Produktion. Er hat als erfolgreichen Gag einen weissen Cabernet Sauvignon lanciert. Damit landet er zwei Weinfliegen auf einen Schlag.

Der weisse Cabernet Sauvignon kommt so gut an, dass die Produktion laufend gesteigert werden muss. Und – der weisse Cabernet verbessert den Rotwein, weil er aus einer Vorproduktion (Saigné) hergestellt wird.

Beim normalen Cabernet Sauvignon hat Moser entschieden, diesen ohne Holzausbau in die Flaschen zu füllen. Das Resultat ist ein enorm süffiger Wein, der Frucht und Aromatik in einer solch intensiven Form aufzeigt, wie man ihn vergleichsweise in China kaum findet.

Der Cabernet Sauvignon Grand Vin geht da noch eine Stufe höher. Die neuesten Jahrgänge wirken schon recht geschliffen und neigen dazu sich mit recht hochwertigen Weinen aus der weiteren Welt zu konkurrenzieren. Potential nach oben gibt es noch. Doch es ist bei näherer Betrachtung klar, dass dies einer der ganz wenigen, recht grossen Betriebe ist, welcher nicht nur mit Quantität, sondern auch mit Qualität aufwartet. Changyu-Moser hat in den letzten Jahren eine unvergleichliche Exportkarriere hingelegt und etabliert sich so als gerne gesehener Botschafter für sehr gute chinesische Weine im Ausland. 



WIE SCHAUTS MIT DEN CHINESICHEN MASSENWEINEN AUS?

Die Superlative beim Wein aus China findet eher in der Menge, wie in der Qualität statt! Die grössten Produzenten gehören dem Staat. Er werden massentaugliche Produkte in die Flaschen gefüllt. Die sind aber aus qualitativen Gründen bedingt exportfähig.  700 verschiedene Produzenten gibt es aktuell. Tendenz steigend. Das geografisch weit gefächerte Weinland boomt und man rechtet damit, dass die Volksrepublik China in den nächsten Jahren zum grössten Weinmarkt der Welt mutieren wird.

Die ganz grossen Betriebe wie Great Wall, Dynasty, Changyu und Grand Dragon beherrschen den Markt. Wer glaubt, dass man in den Regalen der Händler und Supermärkte besonders günstigen China-Wein kaufen kann, der irrt sich. Die Verkaufspreise werden – aus   Nationalstolz und falscher Profitgier – künstlich marktfremd hochgehalten.

In ein paar Jahren wird dieses Problem eklatant sein. Denn – die Konkurrenz ist schon unterwegs. Vor allem Weine aus Chile, Australien und Spanien finden immer mehr Flaschen den Weg durch die offenen, chinesischen Importtüren.  Diese Weine sind in der Regel a.) wesentlich günstiger und b.) wesentlich besser. Dies deshalb, weil es dem überwiegenden Teil der Weine aus China an Frucht und auch Trinkspass mangelt. Die ganz grossen Betriebe haben es schlichtweg nicht im Griff, deren riesige Produktion mit einem übergreifenden Qualitätsmanagement vom Rebberg bis hin in die Flasche zu überwachen.

WEINREISE NACH CHINA

20 Weinfreunde aus der Schweiz, aus Deutschland und Österreich waren mit mir als Reiseleiter eine Woche zwischen Yinchuan und Yantai unterwegs.
Wir wurden wie Exoten behandelt. Eine so grosse, private Interessengemeinschaft für Chinesischen Wein war wohl bisher noch nie zwischen den Rebbergen und den Weingütern unterwegs.
Viele Betriebe waren von unserer Visite schlichtweg überfordert. Man ist dort noch nicht überall auf das Präsentieren des Weingutes vorbereitet.  
Bei einem Weingut standen vier verschiedene Weinglastypen für die Gruppe auf dem Tisch. Da hätte es viel Potential für das Gabriel-Glas.


WINE-CITY IN YANTAI 


Hier wird der Gigantismus sichtbar. Die Dimensionen sprengende Wine-City von Changyu ist in der Fertigstellung. Ein Champagner-Turm mit Büros und zwei recht kitschig anmutende Schlösser bilden die Rahmenbedingungen. In der Mitte sind Dutzende von Gebäuden in Fassformen aneinandergereiht. Das Herzstück bilden überdimensionierte Keller, welche mehrere Zehntausend Barriquen aufnehmen können.
Wer diese riesigen Hallen als Besucher durchwandert, bekommt die unglaublichen Massendimensionen von gewissen Markt-Leader-Weinen hautnah mit.







GROSSER TANK - KLEINER GABRIEL

Ich bin da vor einem Tank gestanden, welcher schier eine Million Liter auf einmal aufnehmen kann. So schlank habe ich schon lange nicht mehr ausgesehen!

Vom berühmtesten Changyu-Wein, dem Golden Dragon, werden rund 50 Millionen Flaschen jährlich gefüllt. Tendenz immer noch steigend. Diesen Wein haben wir mehrmals verkostet. Er wirkt artisanal und die Gerbstoffe geben sich etwas spröde. Der Geschmack zeigt grünliche Cabernet-Konturen. Aber 15 Punkte könnte man ihm attestieren.   


WENGCHEN CASTLE

 China Dreamland beim Flughafen Yantai. Ein Weinschloss mit Hotel. Daneben nochmals zwei (etwas kleinere Schlösser). Jeden Tag mindestens 1000 Besucher. Eine angegliederte Vinothek verkauft den Wein. Aber nicht den von diesem China-Schloss. Sondern von einem Schloss, welches der reiche Besitzer in Bordeaux gekauft hat. Château Lucas. Hatte ich noch nie in meinem Leben im Glas. Bei uns im Markt könnte man eine Flasche um 20 Euro kaufen. In der Hausvinothek in Yantai kostet eine Magnum um 1000 Euro. Muss wohl an den Transportkosten liegen ....


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GABRIEL-GLAS IN TOKYO

Drei Tage Events, Presse-Lunch, Wine & Dine.

Fantastisches Land.



REPRÄSENTANTIN IN JAPAN

Mieko Matsuo ist unsere Glas-Dame in Japan.



GEHT SUPER ZU REISWEIN

RESTAURANT GABRIEL TOKYO

Ob man es glaubt oder nicht. Es gibt da ein Restaurant, das nach Gabriel benannt wurde.

Natürlich wird dort nur aus dem Gabriel-Gold-Glas getrunken. Hier ein Bild mit den Wirtsleuten.


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BURGUND 1916 – 2008: FRAGIL BIS GENIAL

Alles ist möglich – nix is fix! Dies ist die These, wenn man einen Abend lang viele alte Burgunderweine öffnet.

Da habe ich schon ganz chaotische Erlebnisse hinter mir. Aber, wenn die Flasche gut ist, dann kann ein reifer Burgunder sehr gut sein. Oder genial. Vielleicht flippt man genau aus diesem Grund bei den Weinen der Côte d’Or viel mehr aus, wie bei Erlebnissen rund um einen gereiften Bordeaux. Einerseits, weil die Erwartungshaltung beim Pinot Noir tiefer liegt. Andererseits, weil man in der Regel generell viel mehr Bordeaux‘ wie Burgunder entkorkt.

Das Enttäuschungspotential liegt beim Burgunder ziemlich hoch. André Kunz meinte auf dem Nachhauseweg nach dieser Probe:
«Es gibt da keine generellen Garantien. Weder bei der Lage, noch beim Jahrgang und auch nicht beim Produzenten».       
Wir hatten an unserem Burgunderabend, bei dem insgesamt 25 Bouteillen entkorkt wurden, prozentual eine hohe Genussquote. Die lag so hoch wie selten. Doch beginnen wir von vorn. Es dreht sich um den Mittwoch, 8. Mai 2019. Also der Tag des Kriegsendes im Jahr 1945. Eigentlich hätte ich da aus historischen Gründen auch einen Burgunder aus dem Jahr 1945 einbauen können. Aber leider weist da meine Burgunderecke im grossen Weinkeller grad ein ziemlich unpassendes Loch auf.

Am Morgen entkorke ich die Weine und probierte diese, schrieb Verkostungsnotizen. Um diese dann am Abend nochmals zu vergleichen und auch Voten von den Gästen mit im Text einzubringen. Die Weine stellte ich stehend in die Kartons und liess diese am Veranstaltungsort im Auto. Das Wetter war eher kühl und so konnte ich die Ausschanktemperaturen gut einstellen. Wobei anzumerken ist, dass Weine – im Karton belassen – auch in einem warmen Saal die Temperaturen sehr gut halten. Dies als Tipp für Veranstalter …
     
Der Austragungsort war, wie schon so oft, der Sempacherhof in Sempach-Station. Der liegt direkt neben dem Bahnhof. Wenn die eigenen Zimmer ausgebucht sind, dann gibt es 100 Meter neben diesem Gasthof ein weiteres Hotel. (Birdland). Praktischer geht’s fast nicht.

Ein paar Reminiszenzen weiter unten. Der grosser Bericht




1992 Montrâchet Marquis de Laguiche, Joseph Drouhin: Goldgelbe, intensive Farbe. Intensives, üppiges und weit ausladendes Bouquet. Es duftet nach gelber, mild gesalzener Alpenbutter, Mandelmilch und getrockneter Kamille. Mundfüllender Gaumen, die absolute Opulenz eines Rubens-haften Grand Crus zeigend, besonders cremiger Fluss. Gebündeltes, extrem langes endloses Finale. Die Vollkommenheit und auch das Maximum eines grossen Chardonnays anzeigend. Ich durfte diesen Wein jetzt zum dritten Mal trinken. Er hat in seiner Entwicklung eine bemerkenswerte Performance hingelegt. 20/20 austrinken 



MITTEN IM ERSTEN WELTKRIEG

Man kann sich kaum vorstellen, unter welch schwierigen Bedingungen die Winzer während den Kriegen arbeiteten. Meist waren die Männer an der Front und die Frauen bestellten mit Familie und Verwandten das Weinwerk.
Auf der Suche nach der Jahrgangsqualität auf www.jahrhundertweine.de heisst es, dass der Jahrgang eher bescheiden war. Zu viele Tannine – zu wenig Finessen, so der Tenor. Und weiter steht da; es seien kaum noch trinkbare Weine im Markt vorhanden. Diese Behauptung stimmte nicht. Zumindest bis zu diesem Burgunderabend. Da gab es noch einen Wein aus dem Jahrgang 1916. Und der war viel mehr als noch «trinkbar»!

DER ALLERBSTE WEIN DES ABENDS

1999 Musigny, Cuvée Vieilles Vignes, Comte Georges de Vogüè: Immer noch sattes Purpur in der Mitte, mit sanften Reifetönen gegen den Rand. Das Bouquet ist füllig, dezent laktisch, zeigt erst Caramel- und Butternoten, dann Vanille und milde, eichige Töne. Immer mehr kommt – mit dem Luftzutritt – die geniale Fruchtaromatik zu Tage. Damassinepflaumen, rote Kirschen. Himbeeren, ergänzt durch wunderschöne Pinot-Noir-Grundaromen.  Man erspürt nach etwa 10 Minuten die Musigny-Terroiraromatik. Insgesamt liefert er ein sehr komplexes, ja vollkommenes Nasenbild. Im Gaumen beginnt er perfekt und er endet auch perfekt. Die Fülle ist elegant und reich gleichzeitig. Die Tannine sind in der vollen Reife und doch noch weitere Garantie abliefernd. Musse und Power in Einem. Ein sehr bewegender, emotioneller Côte-de-Nuits der Sonderklasse. Und diese Sonderklasse hat logischerweise auch sein Preis. Unter 1000 Franken ist da im Markt nichts mehr zu finden. Etwa drei Stunden dekantieren bringt ihn ans absolute Maximum. 20/20 beginnen

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DIE DONATSCH-SENSATION AN DER 100. WEINBÖRSE:

2013 PINOT NOIR RÉSERVE PRIVÉE,
ÜBER 1000 FRANKEN PRO FLASCHE

Auch in der Schweizer Weinszene sind kleine Wunder möglich. Und neuerdings auch grosse Wunder. Ganz grosse!

An der 100. Weinauktion der Weinbörse wurden 30 Flaschen vom spektakulären 2013 Pinot Noir Réserve Privée vom Weingut Donatsch öffentlich versteigert. Beim Lot 1388 bot ein Käufer bis 5300 Franken. Macht inkl. Kommission, Lotgebühr und Mehrwertsteuer sagenhafte 1075 Franken pro Flasche!  
 
 
Die Auktion fand am Samstag, 4. Mai im Grand Resort Bad Ragaz statt. Vor der Mittagspause konnten die mehr als 100 Gäste diesen in der Szene bereits im Vorfeld hoch bewerteten Wein verkosten.

Zu Beginn der Nachmittagssitzung fand die Versteigerung der Donatsch-Weine statt. Unter anderem kamen auch alle je produzierten Pinot Noir Unique vom Jahrgang 2000 bis 2015 unter den Hammer. Und zwar alles Magnumflaschen.  Der Ausrufpreis betrug 2000 Franken. Für diese Raritäten wurden musste der Käufer brutto 4'400 Franken bezahlen.

Direkt danach, gingen die fünf Sechserkisten vom 2013 Réserve Privée in die Versteigerung und da kam es zur Sensation. Dieser Wein schreibt als aktuell teuerster Rotwein der Schweiz ein neues Kapitel.

Beim diesem Pinot Noir handelt es sich um eine Selektion einer einzigen Barrique aus der «normalen Produktion» vom Prestige-Pinot «Unique». Als nächster Jahrgang kommt irgendwann dann der 2015er auf den Markt.

Insgesamt sind ganz viele Schweizer Weine in den letzten Jahren auktionsfähig geworden und erreichen nach ein paar Jahren Preise, welche über dem ehemaligen Lancierungspreis liegen. Die Auktionsbeliebtheit wird von Gantenbein angeführt. Aber auch andere bekannte Schweizer Produzenten oder deren Weine erreichen immer wieder sehr gute Resultate.

Am Abend wurde im Ochsen Malans mit der Familie Donatsch gefeiert. Auch im Rahmen des Weinbörse-Jubiläums. Mit 55 Freunden der Weinbörse und Gästen vom Ochsen. «Sehr gute Weine = sehr gute Stimmung», so das Motto. Höhepunkt; eine immer noch tolle Grossflasche vom 1999 Pinot Noir Spiger!

www.donatsch.info / www.weinboerse.ch

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SATURIO 2017 - PERFEKTE MERLOT-PRÄZISION

Andreas Nikolai nennt sich Garagenwinzer. Und seine Webseite tönt genauso www.garagenwinzer.at.
Produziert wird ein einziger Wein. Der heisst Saturio! Seit 2014. In Minimengen. Vom Erstlingsjahrgang wurden lediglich 199 Flaschen gefüllt. Mittlerweile geht die Bonsai-Produktion gegen 1000 Bouteillen. Der Wein ist ein hundertprozentiger Merlot. Und er wird in 100 % neuen Barriquen ausgebaut. Seit seinem noch jungen Beginn ist dieser Saturio ein Komet in der österreichischen Weinszene. Und der aktuelle Jahrgang 2017 ist der allerbeste in dessen noch kurzen Geschichte …


2017 Saturio Ried Bügel, Garagenwinzer Nikolai: Die Farbe ist Violett-Schwarz! Das gigantische Bouquet beginnt mit einem bombastischen Fruchtdruck; Heidelbeeren, Holunder und viel Cassis. Im zweiten Ansatz findet man auch florale Noten, tintige Nuancen, Nelkenwürze, schwarzes Pfeffermehl und helle Edelhölzer. Er wirkt von der Fruchtfrische her wie eine Fassprobe. Im Gaumen dicht, konzentriert, sublimer Fluss mit schier seidig anmutenden Tanninen, das Finale katapultiert die Aromen gewaltig in die Länge. Die Vinifikation ist absolut präzis. Ich habe noch nie in meinem Leben eine derartig verschwenderische Merlot-Primärfrucht erlebt. 19/20     

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BORDEAUX 1986: PESSAC AM SCHÖNSTEN

Die Weinbörse feierte die 100. Auktion in deren Geschichte. Mit Weinen aus dem Gründungsjahr 1986. Mit einem besonders feinen Menu. Im Hotel Rössli Bad Ragaz.
Nebst 13 verschiedenen Bordeaux’ wurden auch zwei «ausserirdische» Weine entkorkt. Ein Garrafeira aus Portugal und der Heitz Martha’s Vineyard aus Kalifornien.

Die Weine aus dem Bordelais standen aber logischerweise im Zentrum. Das machen sie jeweils ja auch im Katalog der Weinbörse.  

Und wie präsentiert sich der Bordeaux 1986 nach mehr als 30 Jahren Flaschenreife?

Der grosse Bericht: www.bxtotal.com


VIER JAHRE IM FASS

Joe Heitz hat genau das richtig gemacht, was die Bordeauxwinzer falsch machten.
Aufgrund der massiven Tannine hat man den 1986er fast vier Jahre im Fass reifen lassen, bevor man ihn in die 83'265 Flaschen füllte.

1986 Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard, Heitz: Insgesamt zwar dunkel, aber doch durchs Band von aussen bis innen eine schöne Reife zeigend. Pflaumiges Bouquet, mit einer defensiven Süsse und gleichzeitig  bemerkenswerter Tiefe. Im zweiten Ansatz Biermalz, erste Kräuternoten und cereale Röstnoten. Blind hätte man nicht so richtig gewusst, ob man ihn nach Kalifornien oder ins Bordelais verfrachten müsste. Irgendwie war es wie ein Aromenbrückenschlag zwischen diesen beiden Weingebieten. Im Gaumen mittelgewichtig, jedoch recht fleischig, zeigt immer noch weiter ausbauende Tannine, welche den Fluss etwas aufrauhen. Trotz langem Fassausbau wirkt er noch irgendwie roh. Aber da steckt er mit den 1986erMédocs im selben Boot. Mit langem Dekantieren kriegt man den Muff fast raus. 18/20 trinken

DAS DEPOT IST WIE BLUT

Die Farbe vom Haut-Brion 1986 war sogar noch dunkler wie jene vom Mouton 1986.

Ich degustierte ihn am Morgen. Und nochmals am Abend. Die Differenz war marginal. Also ist dieser immer noch massive Pessac-Premier ein Langsamentwickler …

EINE GANZ BESONDERE SAUCE

Die leicht oxydative, dritte Flasche vom Mouton 1986 nahm ich nach Bad Ragaz mit.  Und ich überreichte diese dem Rössli-Chef Ueli Kellenberger (Bild). Er reduzierte diesen leicht lädierten Pauillac in die Sauce ein.

Das Hauptgericht (und nicht nur dieses …) schmeckte in der Folge ganz wunderbar!

YQUEM MIT PERSPEKTIVEN

Im Prinzip galt Sauternes zu Beginn als beste Region vom Jahrgang 1986. Die Bedingungen waren ideal für die Edelfäule. Die Trauben in Barsac wurden viel früher als in Sauternes geerntet. Der Ernteschluss war dort sehr spät und endete erst Mitte November. Heute ist das Ansehen vom Jahrgang nicht mehr generell ganz so hoch wie zu Beginn.

1986 Château d’Yquem: Leuchtendes Gelbgold, noch nicht so entwickelt (der Rieussec ’86 in der gleichen Serie war wesentlich dunkler!). Nachdem ich recht viele 1986er immer wieder verkostete, ist dies der einzige Wein bei dem man von der ersten Sekunde an Botrytis findet. Wenn auch nicht so intensiv. Das Bouquet ist weit ausladend und facettenreich. Es frische Beeren da, hoch reife Früchte und auch getrocknete Früchte. So im Bereich Aprikosen, Pfirsich, Mirabellen und Orangen. Verhalten und zärtlich zugleich. Im Gaumen sublim und doch füllig, die Säure ist eingebunden, der Fluss weich, fast eine seidige Textur aufweisend. Das Finale ist gebündelt, intensiv und sehr lang. Ein ganz grosser Yquem ist es nicht. Jedoch ist hier auch noch nicht das letzte Wort gesprochen, denn die Genussreife fängt erst an. Und weil es a.) ein Sauternes und b.) ein Yquem ist, rechnete ich hier mit einer Genussgarantie bis fast ins Jahr 2100. 19/20 beginnen    

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FULL HOUSE IM OCHSEN MALANS

Die Weinbörse feierte im Rahmen der 100. Auktion den Schlussabend im Gasthof Ochsen Malans.

Mit der Familie Donatsch und ihren herrlichen Weinen. Mit Gerstensuppe, Bündner Trockenfleisch, Käsebüffet und Aprikosenkuchen.

Hier dekantiert Martin Donatsch grad eine Neunliterflasche vom immer noch ganz wunderbaren 1999 Pinot Noir Spiger. Derweil Kellnerin Moni die Karaffe hält. 

Der Ochsen war seit mehreren Monaten komplett ausgebucht!

www.donatsch.info

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AUSONE 1994: DA IST BERGMINZE DRIN

Unter allen Saint-Emilion ist Ausone der Marathonläufer. Wenn andere sich schon «Vertschüssen» fängt er meistens erst an. Der Grund dafür ist der sehr kalte Fasskeller. Da reifen die Weine halt langsamer. Und brauchen dann entsprechend länger. Die Weine des Jahrganges 1994 tun sich eh schon seit längerem schwer zu reifen. Und so ist es denn kein Wunder, dass man diesen Ausone noch stundenlang dekantieren könnte. Haben wir nicht gemacht und so bekamen wir seine Jugendlichkeit noch viel stärker mit. Aber – er hat mir so gut gefallen wie noch nie seit der Fassprobe. Ketzer oder Önologen mögen vielleicht den etwas artisanalen Unterton monieren. Diese Toleranz habe ich mir als Altweinfreak eh schon lange angewöhnt. Mir gefällt bei diesem Wein seine asketische Präzision. Und vor allem sein Bouquet. Das ist ein richtiger Kräuterwettkampf, bei dem die Bergminze allen voranschreitet. Kein spassiger Ausone, sondern ein klassischer.

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JETZT AUFGESCHALTET: BORDEAUX 2018

Der Weinfreak André Kunz war zwei Wochen im Bordelais. Er hat 800 Weine verkostet. Davon 487 akribisch beschreiben und bewertet. Seine persönliche Hitparade wird von Château Montrose angeführt. Aber auch 18 weitere Weine erhielten die maximale Punktezahl.

Acht Weine könnten mit deren Entwicklung ebenfalls 20-Punkte erreichen. 38 Fassproben wurden mit 19/20 taxiert. Und 102 Weine liegen auf 18/20.

   
2018 - eine Power-Beauty! Für André Kunz war es in der Oberliga der beste Jahrgang den er als Fassverkostungen degustiert hatte. Der Blend sieht aus wie 2016 (die gleiche Frische) und 2010 (Teife und Kraft). Den Trinkspass werden die 2018er von den Jahrgängen 1982 und 1990 erben. Wenn auch auf garantiert höherem Gesamtniveau. Alle Notizen sind jetzt in der Suchmaschine aufgeschaltet.  www.bxtotal.com (rund 100'000 Notizen und Bewertungen von René Gabriel & André Kunz).

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KALBSHAXE MIT LAFITE 1959
 
Essen in Verbindung mit Weinen wird meiner Ansicht nach meistens überbewertet. Als gelernter Koch und Weinfreak kenne ich da beide Seiten. Manchmal ist aber gerade diese hochgejubelte Symbiose das Mass aller Dinge. Und schliesslich gilt ja bekanntlich auch noch der Spruch «aller guten Dinge sind vier!».

Warum denn vier? Die Ausnahme bestätigt in unserem Falle die Regel. Das weinfröhliche, vierblättrige Kleeblatt bestand aus Riccarda, Romi, Kaspar und Bärti. Alle im Jahr genialen Weinjahrgang 1959 geboren. Und somit ergab sich für jeden von ihnen im Jahr 2019 die unwiderrufliche Gelegenheit, 60 Jahre alt zu werden.

Die einen feierten schon, die anderen haben es noch vor sich. Aber wenn sich Freunde mit deren Ehepartnern treffen, so kann / könnte man ja durchaus mal eine kleine Feier mit ganz grossen Weinen veranstalten. Zum Beispiel an einem regnerischen Sonntagmittag. So gegen Ende April beispielsweise. Und an einem Ort, bei dem auf dem Teller Speisen aufgefahren werden, welche an sich schon ein Erlebnis sind. Und in Verbindung mit ganz grossen Weinen dadurch grad nochmals erlebnisreicher werden. Beispielsweise beim Cusinier Werner Tobler im Bacchus im luzernischen Hildisrieden.

So jetzt sind die Rahmenbedingungen eigentlich schon mal gründlich deklariert. Jede Partie nimmt ein paar Flaschen vom besagten Jahrgang mit. Die Kapseln werden zum Teil mühsam entfernt. Dann versucht man mit dem Durand-Korkenzieher die auch schon etwas ins Alter gekommenen Korken aus der Flasche zu ziehen. Mann dekantiert nach Bedarf und dann ab ins Gabriel-Glas.

Manche Bouteillen werden gar nicht erst eingeschenkt. Das Risiko ist ein oft unfairer Partner. Ist aber kalkulierbar. Wenn etwas nicht passt, so freut man sich umso mehr an den besonders eindrücklichen Flaschen. Und – von denen gab es an diesem besonders weinigen Sonntag eine ganze Menge.




Vier 1959er unter sich.

- Kaspar Bättig
- Bärti Stocker
- Riccarda Müller
- Romi Bättig



Normalerweise gilt die Regel, dass Weine in einer halben Flasche schneller reifen. Es gibt aber auch eine Regel, dass dies bei ganz grossen Weinen nicht unbedingt stimmt.

1959 Château Lafite-Rothschild, Pauillac: Das Bouquet beginnt mit einem grossartig gereiften Cabernetduft. Die Pauillac-Süsse ist derartig berauschend, dass er blind mit dem Mouton verwechselt wurde. Backpflaumen, Cassisresten, dunkle Rosinen und auch minzige wie auch schwarzschokoladige Spuren aufweisend. Im Gaumen fleischig, aber auch geschmeidig, gebündelt im extrem druckvollen Finale. Einer der besten 1959er Elite-Bordeaux. In der Schweiz könnte man jetzt grad noch eine Flasche bestellen. Für 3'000 Franken – plus Mehrwertsteuer. 20/20 trinken      


Der ganze Bericht, inklusive dem sagenhaften Pétrus 1959 auf www.bxtotal.com

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RICHEBOURG IM RAUCHHAUS
 
Es war ein Ausflug in eine frühere Zeit. Nicht grad bis ins Jahr 1773 zurück. Da wurde nämlich dieser Bauernhof in einem Hypothekenprotokoll erstmals urkundlich erwähnt. Aber doch eine Reise in eine ganz besondere Zeit. Eine kleine Truppe von Weinfreunden erhielt Audienz im einzigen noch in Betrieb stehenden Rauchhaus der Schweiz. Ort: Hergiswil am Napf (LU).

Gastgeber: Mitbesitzer Franz Hodel (links), sein Bruder Hans (nicht auf dem Bild) und Kaspar Bättig (rechts). Nicht zu übersehen ist denn auch die geräuchte Speckschwarte.  



Für Vegetarier ungeeignet. Es war ein ganz besonderer Samstagmittag rund um den Rauch im Rauchhaus. Mit deftigen, durchs Band schweinigen Speisen. Alle perfekt geräuchert. Und mit Weinen welche alle ebenfalls mit einem «R» wie Rauch aufwarteten. Die beiden Rieslinge wurden zum Apero ausgeschenkt. Die Beilage passte zum Thema. Würziger Bauernspeck gesalzen und geräuchert und in Stäbchen geschnitten.

DIE R-FLASCHEN
Riesling Oberhauser, F.X. Pichler 2013
Riesling Paradiesgarten von Winning 2017
R Spätburgunder Huber, Malterdingen 2003
Rioja Reserva Roda, Spanien 2010
Rioja Monte Real Gran Reserva 1998
Richebourg Gros Frère, Burgund 1999
Rauzan Ségla, Margaux 1996
Rauzan Ségla, Margaux 1994
Ridge Monte Bello Kalifornien 1994

Der ganze Bericht von René Gabriel, auf www.bxtotal.com 

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In Erinnerung an den verstorbenen Weinpfarrer Hans Denk (Foto VINARIA)

HOCHWÜRDEN GEHT ZU BETT

Es gibt viele Geistliche, welche gleichzeitig profunde Weingeniesser sind. Entweder von den Mengen oder vom Wissen her. Bei dieser Geschichte treffen beide Elemente auf ein und denselben Pfarrer zu.

Als wir gegen Abend im damaligen Restaurant Schaffelner (nähe Linz, Stadt Haag) eintrafen, sass er noch am Mittagstisch, verdrückte die letzten Marillenknödel und trank dazu ein halbes Fläschchen Süsswein. Und es standen noch zwei leere, normale Flaschen auf seinem Tisch, die von früherer Fisch-Verzehrung und Fleischeslust zeugten. Auf den Kaffee verzichtete der gewichtige Seelsorger und wechselte im freien Flug zum Apéro, welcher für die Teilnehmer der anschliessenden Château Montrose-Vertikale stattfand.
Die Intervalle des Servicebesuches mit der Weissweinflasche schienen ihm etwas zu lang zu sein und so fragte er höflich nach einer «eigenen Flasche» mit der Bitte eines diskret aufgestellten Eiskübels in seiner Griffnähe.

Dann bat der Veranstalter zu Tisch und schenkte die ersten fünf Gläser mit verschiedenen Jahrgängen Château Montrose ein. Die Tannine dieses borstigen St. Estèphe schlugen so richtig auf die Zunge, die am Schluss der Probe wie sandgestrahlt wirkte.

Dem Pfarrer schienen die Gerbstoffe aber nichts auszumachen; er lächelte gütig, roch jeweils kurz am Glas und schüttete einen Wein nach dem anderen in seinen Schlund. Notizen schrieb er keine nieder. Er könne sich das auch so merken. Auf dem Menu-Blatt standen alle zu verkostenden Weine und auch noch ein Hinweis auf einen Tischwein. Der Pfarrer fragte höflich, wann dann dieser Tischwein aufgefahren würde, weil bei ihm jetzt schon kein Wein mehr auf dem Tisch sei …

Der Veranstalter bemerkte, dass dieser eigentlich für das Essen vorgesehen wäre, aber man könne diesen ja schon mal öffnen und allenfalls bereits jetzt ein bisschen verkosten. Gesagt, getan! Als das nette Servicefräulein sich wieder nach dem Einschenken von Hochwürden entfernen wollte, griff dieser nach der Flasche: «Lassen Sie diese doch hier – man weiss ja nie, wann Sie wiederkommen!» Weitere Serien folgten und endlich kam die versprochene Hauptspeise. Doch wo war der geplante Tischwein geblieben? Leider schon ausgetrunken. Es gab einen offensichtlichen, namentlich unausgesprochenen Haupttäter.

So musste der Veranstalter zur offiziellen Weinkarte des Restaurants greifen und seine Kalkulation für diese tolle Weinprobe war definitiv dahin.
Zum Ausklang bestellte sich der harte Kern noch die eine oder andere Flasche. Der Pfarrer gab sich immer noch durstig, ziemlich redselig, sichtlich genussvoll, aber irgendwie, was das Mitbestellen von zu bezahlenden Flaschen anbelangte, eher von seiner geizigen Seite.
Am Schluss sass nur noch ein Trio am Tisch. Der Wirt, der Pfarrer und ich. Zeit zum «ins Bett gehen», meinte der Hausherr und so standen wir auf. Was uns gelang – gelang dem Pfarrer nicht so ganz. Er schwankte sichtlich wie bei einem kleinen Schiff bei Sturm und setzte sich gleich wieder, um den hoch wogenden Gerbstoffwellen auszuweichen.  

Jetzt half nur noch ein begleitendes Pilotieren. Franz Schaffelner griff unter den rechten Arm des gewichtigen Gottessohnes und ich unter den linken Arm. Und so schleppten wir ihn durchs Restaurant und hatten unsere liebe Mühe, die nahezu 200 Kilogramm schwere Persönlichkeit die Treppe hinauf zu bugsieren.

Im Zimmer setzten wir den promilligen Koloss auf die Bettkante und fragten höflich: «Hochwürden, geht′s?». Er nickte abwinkend und wünschte uns noch lallend eine gute Nacht. Und Gottes Segen!

Am anderen Morgen sassen alle schon längst beim Frühstück. Bis auf eine Person. Die «Betthelfer» bekamen es langsam mit der Angst zu tun. Hätten wir ihn hinlegen sollen, anstatt einfach so sitzend, sich selbst zu überlassen? Ist er nach hinten gekippt und hat sich an der Bettkante womöglich den Kopf angeschlagen? Oder ist er nach vorne aus dem Bett gefallen?

Franz und ich gingen nach oben. Klopften erst leise, dann immer lauter. Kein Ton. Jetzt öffneten wir die Türe und staunten nicht schlecht: Hochwürden sass immer noch genau so da – wie wir ihn vor Stunden verabschiedet hatten …

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50 JAHRGÄNGE CHÂTEAU PALMER

«Monsieur Palmer», Thomas Duroux (Bild RvdF) gab sich die Ehre. Auf eine Einladung von René Gabriel, reiste er von Margaux nach Luzern. An einem Wochenende entkorkten wir 50 Jahrgänge von diesem besten Troisième Cru. Von 1928 bis 2011. Der schönste war 1959. Der grösste 1961. Ein paar jüngere, geniale Jahrgänge wie 2005 und 2009 werden diese Legenden derreinst ersetzen. Ein paar wengier teure und doch sehr grosse Jahrgänge sollte man sich vielleicht noch in den Keller legen.

Der grosse Gabriel-Bericht mit 20 PDF-Seiten, mit Verkogstunsnotizen, Wertungen, Anekdoten und Fotos ist auf www.bxtotal.com aufgegeschaltet. 





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2006 – EIN PINGUS-PALMER?

In Spanien gibt es einen Leader-Kultwein!
Dieser heisst Pingus und hat den Besitzer Peter Sisseck berühmt und reich gemacht. Dieser
Ultra-Premiumwein aus Ribera del Duero  vermittelt Finesse und Power in Einem. Durch seine Rebsorte Tempranillo zeigt er, trotz Ausbau in französischer Eiche, oft eine berauschende Süsse. Dieser schon fast erotisch anmutende Palmer 2006 gleicht dem Pingus in recht vielen Dingen. Bleibt aber doch ein Palmer, wenn auch mit «spanischem Akzent»!

2006 Château Palmer: Sattes Purpur, rubiner Schimmer. Irgendwie hat man das Gefühl, dass man erste, farbliche Evolutionskonturen sieht. Die Nase zeigt die «Evolutionsvermutung» ebenfalls an. Die Frucht ist am Abklingen und wird durch Terroirnuancen ersetzt. Zedernholz, helles Leder, Pfifferlinge, Bakelit und Spuren von Korinthen und leicht angedörrten Pflaumen. Obwohl man nasal von einer ersten Reife sprechen kann, wirkt das Bouquet immer noch etwas reserviert, was jedoch wiederum Jahrgangstypisch ist. Im Gaumen fleischig, der Fluss ist noch etwas aufrauhend und mit mürben Tanninen bestückt. Im Finale zeigt sich mehr Frucht wie in der Nase und der süss anmutende Finish zeigt Aromen von Black-Currant-Pastillen und Sandelholz. Die Gesamtkonstellation dieses versprechenden Weines lässt vermuten, dass er momentan ganz einfach keinen Bock hat. Also den Korkenzieher vor diesem Wein verstecken. Mutiert in seiner vollen Reife eher zu einem Médoc-Klassiker. Diese Vermutung passt dann auch zu einem Blend, welcher mit 56 % für einen Palmer sehr Cabernet-lastig ist. Ab 2025 erstmals entkorken und dann drei Stunden lang
dekantieren. 19/20 warten    

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ETIKETTE TRÜB – WEIN KLAR

Lieber so wie umgekehrt. Der Palmer 1961 ist eine der ganz grossen Legenden des Médoc’s. Und genau dieser Wein hat Château Palmer in einer Zeit bei der alle Augenmerke nur auf die Premier Grand Crus gerichtet waren, weit herum berühmt gemacht.

1961 Château Palmer: Füllniveau Mid-Shoulder. Immer noch extrem dunkel, in der Mitte schier Schwarz – aussen jedoch schon mit braunen Tönen sein Alter anzeigend. Die Nase duftet nach Waldhimbeeren. Es hat schon genau so weitherum im Keller geduftet, als ich den Wein dekantierte. Pralinen, Malz, Caramel, Sandelholz und immer wieder viele Beeren in jeglichen Form, aber immer deutlich von Himbeeren dominiert. Geröstete Mandeln, ein ganz feiner Hauch von flüchtiger, minziger Säure findet man auch. Nicht schlimm, aber halt auch zur damaligen Vinifikationsart passend. Im Gaumen ist er ein Ausbund von Süsse. Die gereifte Merlotextression erinnert an einen gigantischen Pétrus. Oder halt an einen der grössten Musigny welchen es je gab. Genau so ist Palmer 1961. Eine verdiente Legende, welche für eine ganz lange Zeit das Marketingtool dieses drittklassierten Gewächses im Médoc war. Man würde, bei ganz kritischer Betrachtung ein paar minime  Alterbeschwerden finden, aber bei so grossen Persönlichkeiten wischt man so einen kleinen Makel ganz einfach unter den Tisch. Und ist unendlich dankbar, dass man an einer solchen Legende teilhaben durfte. 20/20  

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SEIT 2009 SICHERHEITS-SCHUTZ

2009 Château Palmer: Die Farbe ist von ganz dunklem Purpur mit lila Reflexen, unglaublich satt in der Mitte. Geniales Bouquet voll reifer Beeren. Der intensive Beginn zieht los mit Maulbeeren, Walderdbeeren, Kirschenkompott und Ansätzen von Dörrpflaumen. Im Untergrund findet man Pumpernickelbrot, dunkles Malz, Vanillemark und dunkle Edelhölzer, sowie frisch gerösteten Arabica-Kaffee. Ergänzt durch feine Rauchwürznoten welche die unglaubliche Tiefe dieses Nasenbildes anzeigen. Der Gaumen ist mundfüllend, der Körper an sich erinnert an gewisse Bilder von Rubens. Die Konturen sind reich und weich gleichzeitig, im Innern findet man minime Spuren eines jungen Portweins, kurioserweise hinterlassen die Fruchteindrücke im Gaumen mehr rot- bis blaubeerige Komponente. Das dramatische Finale ist bombastisch und zeigt einen legendären Jahrhundertpalmer an. Freude schöner Weinfunken! Die erste Genussreife sehe ich ab 2025. Also muss man hier nicht ewig warten. Dann wird er für viele Jahrzehnte einen riesengrossen Genuss abliefern. Mit Gabriel-Garantie! 20/20 warten   




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«M» WIE MOUTON – ODER MARTHA’S
 
Normalerweise entsteht bei Dual-Tasting immer grad ein Wettkampf. In diesem «Doppeltasting» stand links immer ein Martha’s Vineyard und rechts immer ein Mouton.

Aber ich hatte nach der grossangelegten Blindverkostung vom Wochenende zuvor (Pauillac vs. Napa) keine Lust mehr auf Vergleiche. Und ein Martha’s Vineyard von Heitz schmeckt ja auch immer ganz an als ein Mouton-Rothschild vom Baron.

So lehnte ich mich zurück, griff nur ganz sporadisch zum Kugelschreiber und genoss mein Weinwochenende mit Freunden rund um Dresden in vollen Zügen. Der schönste Martha’s war 1975, gefolgt vom 1991 und 1987. Natürlich hatten wir da auch ein paar dumpfe Exemplare zu gute. Dies ist sich der Martha’s aus dieser Zeit aus historischen Gründen schon selbst schuldig.

Die schönsten «Moutontönner»; 1983, 1985 und mit einer unwahrscheinlich guten 1990er-Flasche aufwartend. Und irgendwann werde ich dann von einem reifen 1986er-Jahrhundertmouton berichten. Aber das dauert wohl noch mindestens eine Dekade …     

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DANKE BRUNO

Während meiner Mövenpick-Zeit hatte ich zwei Mal das Vergnügen mit Bruno Giacosa zu dinieren. Er war ein sehr guter Zuhörer. Vor allem deshalb, weil er selbst fast nichts sprach. Und – er konnte sehr gut Italienisch. Und nur das. All dies erschwerte in der Regel einen geselligen Abend. Also lag die ganze Kraft stundenlang im Schweigen. Eigentlich sprach er mehr mit seinen buschigen Augenbrauen. Wenn er diese anhob, schien er eine partielle Fröhlichkeit anstreben zu wollen. Was ihm aber selten gelang. So sind halt Charakterwinzer. Und von seiner Sorte gibt es heute fast keine mehr. Er starb im Januar 2018 und hinterliess viele Barbaresco Legenden. Den 2004er (19/20) mit dem roten Etikett hatte ich an diesem Wochenende in Dresden im Glas. Taufrisch, das Maximum an burschikosem, kräutrigem und schwarzrosinigem Terroir-Nebbiolo ausstrahlend. Und irgendwie auch introvertiert. Genau so wie Bruno es auch immer war …  

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SCHWARZ KANN ROT

Der Winzer Martin Schwarz produziert entlang der sächsischen Weinstrasse ein bemerkenswertes Weinallerlei. Ich traf diesen charismatischen Winzer in Dresden. Mit dem Motto «klein aber fein» proklamiert er den bestmöglichen Wert dieser Weine aus dieser immer noch unbekannten, respektive unterschätzten Weinregion. Und – er kann auch Pinot Noir! Der 2016 Friedstein ist leicht, und ehrlich. Er zeigt in seiner eleganten Art und Weise eine mehr als nur gefällige Grösse. Das waren die besten Sauerkirschen, welche ich vom Norden von Deutschland je im Gaumen hatte. Sinnlich – mit Lebensfreude. 18/20  http://www.schwarz-wein.de/weine/

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Ich liebe Bordeauxweine, weil …

sie mich schon mein ganzes Genussleben lang treu begleitet haben. Indirekt haben mich die Weine welche an der Gironde, der Garonne und der Dordogne heranwachsen in der überaus attraktiven Weinszene bekannt gemacht. Ihnen verdanke ich einen grossen Teil meines geschäftlichen Erfolges.

Sie sind die Quelle meiner allergrössten Genussemotionen. Der Wein von Bordeaux hat mir auch unzählige Freundschaften vermittelt. Es lässt mich beflügelnde Gedanken formen. Und – er tröstet mich manchmal in etwas schwierigeren Zeiten. Nicht durch die Menge, sondern wegen seinem fördernden Hang zur Musse. Gut gewählt, bereichert er manch privates Fest von uns. Und wenn man zu selektionieren weiss, wird man dabei ganz und gar nicht ruiniert. Den ganz vielen, tollen Crus Bourgeois sei Dank!

Mein bordeauxlastiges Kellerinventar bietet ein riesiges Potential an selektivem Genuss für weitere Dekaden. Nicht zuletzt ist/wäre da auch eine sichere Geldanlage mit den vielen Bouteillen verbunden.

Diese tollen, grossen Weine haben mein Leben massgeblich geformt. Eine sehr gute Flasche Bordeaux hat dieselbe Lebenserwartung wie ein Mensch. Und durchläuft ganz ähnliche Phasen in seiner Entwicklung. Ganz alte, grosse Weine zeigen mir auf, dass es auch in meinem letzten Lebensdrittel immer noch grossartige Genussmomente geben kann. Merci Bordeaux!

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1948 CHÂTEAU PETRUS

Auch der sonst in der Regel hartgesottene Gabriel wird bei einem solch raren Pomerol weich. Ein sehr, sehr guter Freund war so grosszügig und öffnete diese Rarität an einem schon fast stinknormalen Nachmittag mitten in der Woche.

1948 Château Pétrus: Extrem dunkle Farbe, schier schwarz in der Mitte, nur wenig aufhellend und auch wenig Reifetöne zeigend. Das Bouquet ist gigantisch und legt gleich los, kandierte Himbeeren und frische Maulbeeren, dann Pralinen, Menthol und Zitronenmelisse. Alles sehr vielschichtig und mit einer berauschenden Süsse überdeckt. Im Gaumen mit einer unglaublichen Perfektion beginnend. Im Innern ist auch da noch unglaublich viel Frucht vorhanden. Insgesamt zeigt er die bestmögliche Dramaturgie eines gereiften Merlots. Nach immerhin 70 Jahren in der Flasche! Ein bewegender Schluck der nach so vielen Jahrzehnten Château Pétrus nicht zu Unrecht eine schier unereichbare Spitzenposition im Libournais innehält. 20/20

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1986 COS D'ESTOURNEL

Irgendwie schizophren. Es sind noch viele Gerbstoffe da und der Wein oxydiert darunter. Konklusion: Sofort entkorken und etwas dazu essen. 17/20 Tendenz sinkend.








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NAPA VALLEY VS PAUILLAC

HEIMSPIEL IM NAPA-GRILL!


FRUCHT VERSUS TERROIR?


 
Wer vergleicht muss fair sein! Da macht es gar keinen Sinn «Äpfel mit Birnen zu vergleichen». In diesem Bericht geht es um eine gross angelegte Blindverkostung mit rund 100 Publikumsjuroren. Sechs Cabernets aus Napa (Kalifornien) standen im Clinch mit sechs Châteaux aus Pauillac (Bordeaux). Mit einem hüben wie drüben vergleichbaren, grossen Jahrgang (2015). Und dem gleich hohen Einkaufs-Budget auf beiden Seiten.   

Der Storytitel bringt – unabhängig vom Resultat – meine persönliche Einschätzung auf den Punkt. Das Titelfoto erzählt auch schon visuell den Ausgang dieser einmaligen Blindverkostung. Zwei lachen und geben sich siegesverwöhnt. Links im Bild; Weinfreak Baschi Schwander (www.mybestweine.ch) in der Mitte Gregor Greber (www.napawine.ch) und Inhaber vom Napa-Grill in Zürich. Rechts – etwas weniger glücklich aussehend – René Gabriel (www.bxtotal.com). Das Endresultat war ein heroischer Erfolg für die Weine aus dem Napa Valley. Und das kann man – angesichts der Resultate – fast nicht mehr Schönreden.

AND THE WINNER IS …

Lediglich drei Punkte trennen den Napa-Siegerwein Bulgheroni (Schnitt 96/100) vom Pauillac-Verlierer Clerc-Milon, welcher vom Publikum mit durchschnittlich 93 von 100 Punkten bewertet wurde. Dies beweist das hohe Qualitäts-Niveau der zwölf Kandidaten.  
Nimmt man die Noten aus früheren Verkostungen, so erklärt sich die Differenz ebenfalls. Sebastian Schwander taxierte den Bulgheroni mit 96+/100. René Gabriel benotete den Château Clerc-Milon bei der Primeurverkostung im Jahr 2016 mit eher schwachen 17/20. Also stimmt die recht polarisierende Rangliste. Zumindest rein rechnerisch …
 
1. Platz: 2015 Bulgheroni Lithology Cabernet Sauvignon. Gesamtpunkte: 9439.
2. Platz: 2015 Brand Napa Valley Brio. Gesamtpunkte: 9406.
3. Platz: 2015 Sinegal Estate Winery Estate. Gesamtpunkte: 9404.
4. Platz: 2015 Barbour St. Helena Cabernet Sauvignon. Gesamtpunkte: 9383.
5. Platz: 2015 Château Pichon-Baron-Longueville, Pauillac. Gesamtpunkte: 9367.
6. & 7. Platz: 2015 Arkenstone Wines Estate Red Wine. / Kelly Fleming Estate Cabernet Sauvignon. Beide Gesamtpunkte: 9345.
8. Platz: 2015 Château Pichon-Comtesse-de-Lalande. Gesamtpunkte: 9332.
9. Platz: 2015 Château Pontet-Canet, Pauillac. Gesamtpunkte: 9290.
10. Platz: 2015 Château Lynch-Bages, Pauillac. Gesamtpunkte: 9252.
11. Platz: 2015 Château Grand-Puy-Lacoste, Pauillac. Gesamtpunkte: 9230.
12. Platz: 2015 Château Clerc-Milon, Pauillac. Gesamtpunkte: 9155.

FRUCHT VERSUS TERROIR?

Mit diesem Co-Titel habe ich mir ganz persönlich die Frage gestellt, warum das Endresultat zu einem solchen Debakel für die Bordeauxweine ausarten konnte. Ja – ist es denn wirklich ein Debakel? In einem sportlichen Dual-Wettkampf gewinnt in der Regel immer der Stärkere. So war es auch an diesem Samstag. Und so war es eigentlich schon immer, wenn sich Kalifornier gegen Bordeauxweine massen.
Kalifornier haben mehr Frucht! Sie behalten diese auch viel länger. Meist bis zum Ende der eigenen Genussphase. Die allerbesten USA-Cabernets können aber durchaus ebenfalls den Begriff «Terroir» für sich beanspruchen. Dies beweisen nicht wenige Legenden. Zum Beispiel der 1978 Cabernet Sauvignon Shafer oder ein paar Martha’s Vineyard von Heitz. Hier gilt der Jahrgang 1974 als Massstab. Auch bei Bordeaux findet man viel Frucht. Etwas mehr in den Weinen mit Merlot (Saint Emilion und Pomerol). Etwas weniger in den Crus vom linken Ufer. Dort dauert die Fruchtphase meist nur kurz. Dann gehen diese Langstreckenläufer in die Reduktion und öffnen sich erst wieder zum Beginn der Genussphase. Dies dürfte ein gewisses Handicap in dieser Probe gewesen sein.

POWER VERSUS FINESSEN?
 
Zwar suchen die Bordeauxwinzer ebenfalls die Kombination von Power und Finesse. Das Qualitätsmanagement im Rebberg, welches auf die maximale Reife der Tannine ausgerichtet ist, generiert dann in der Regel ein Endresultat von rund 13.5 % Alkohol. Dieser Wert wurde dann auch auf allen degustierten Bordeaux so deklariert. Dies sieht im Napa ganz anders aus. Der «leichteste US-Cabernet Sauvignon» dieser Blindprobe (Sinegal Estate) gab einen Wert von 14.7 % auf dem Label an. Der Siegerwein (Bulgheroni) gewann mit einem Vorsprung von 2 % Alkohol gegenüber allen Bordelaiser Grand Crus! Hier protzte die Information: 15.5 Vol. % auf dem Etikett! Dies ist kein Vorwurf meinerseits, sondern ganz einfach ein Fact, welcher letztendlich sicherlich nicht unbedeutend für den Sieg war.  

Die etwas andere Rangliste von René Gabriel auf elf Seiten findet man auf www.bxtotal.com

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WAR EIN WEINIGER EIN APRILSCHERZ.

Danke für die vielen Bestellungen!





Subskription heute bis 22 Uhr:

100 MAGNUM HONISINGER VON HIRTZBERGER!!!

Noch ist das Etikett nur ein gestalterischer Entwurf. Diesen Wein wird es nur einmal geben. Und – er ist auch einmalig …

Bei unserer Jahresverkostung zum Jahrgang 2018 stellte ich ganz am Schluss die lakonische Frage, warum es eigentlich nirgends einen Blend von Riesling und Grünem Veltliner gäbe. Franz Hirtzberger junior antwortete darauf: «Irgendwie ist das eine heilige Kuh. Die Rebsorten sind aber so unterschiedlich, dass daraus wohl daraus eine Verfremdung des initialen Produktes erfolgen würde. Ganz ehrlich gesagt, habe ich so etwas auch noch nie ausprobiert!»

«Probieren geht über Studieren», sagte ich ihm. In den weiteren Diskussionen um einen möglichen Blend dieser Wachauer-Rebsorten-Titanen, kamen wir darauf, dass ein solches Unterfangen im unteren Bereich sicherlich keinen Sinn machen würde.
«Vom Stil her wirkt der Grüne Veltliner für mich wie ein weisser Burgunder. Je reicher er ist, desto mehr bläht er sich auf. Aussen fett, innen eher gestützt durch das Extrakt wie durch die Säure» legte ich in die Runde. «Der Riesling wirkt schlanker, rassiger und hat mehr Säure», entgegnete Franz Hirtzberger junior. Also müsste man, dem Grünen Veltliner mengenmässig den Vortritt lassen und dann mit Riesling ergänzen, damit die mögliche Harmonie erreicht wird.
Die Flasche Honivogl 2018 stand noch auf dem Tisch und ich bat Franz nochmals die Fassprobe vom Singerriedel zu holen. Wir einigten uns auf einen Drittel Riesling und zwei Drittel Grüner Veltliner. Mit dem Messbecher machten wir eine Spontanassemblage. Doch der Riesling wies einen zu grossen Stempel im Blend auf. Nach einer Viertelstunde lag die Assemblage bei 72 % Honivogl und 28 % Singerriedl. Wir gaben das Glas in die Tischrunde und alle waren begeistert. Ein garantierter Kultwein war geboren!

Die Aromen kumulierten sich und der Körper zeigte Reichtum und Fleisch. Es ist anzunehmen, dass dieser «HoniSinger» ein legendäres Potential von gut 50 Jahren haben wird. So spontan wie diese einmalige Story begann, so spontan beschlossen wir, dieses einmalige Experiment abzufüllen.
Der Wein ist bereits in einem kleinen Stahltank assembliert und wird am Samstag, 14. September 2019 ab 6.35 Uhr bei Vollmond in 100 Magnumflaschen abgefüllt. Aus gesetzlichen Gründen muss hier auf den Begriff «Smaragd» verzichtet werden. Also wird lediglich «Wachauer Weisswein» auf dem Etikett stehen.

Der Preis dieser kultträchtigen Magnum ist mit 200 Euro festgelegt (inkl. Porto und Versand / Auslieferung nur im EU-Raum). Pro Person gibt es maximal eine Magnum. Man kann diese ab sofort unter honisinger@hirtzberger.at bestellen. (Lieferadresse nicht vergessen). Dieser werden nach dem Prinzip «first come – first serve» zugeteilt. Mit der Bestätigung erfolgt nach dem Subskriptionssystem eine Rechnung. Diese ist innert 14 Tagen zu bezahlen, sonst wird die Allokation weiter gereicht. Die Auslieferung erfolgt Ende Oktober 2019.

WAR EIN APRILSCHERZ - DANKE FÜR DIE VIELEN BESTELLUNGEN

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1969 Viña Tondonia: Immer noch recht dunkle Farbe, im Untergrund dann aber doch eine reichlich braune Färbung zeigend. Selten habe ich ein Bouquet erlebt, das so intensiv nach geröstetem und erkaltetem Kaffee in einem duftete. Dann süssliches Malz und erdige Terroirtöne. Klar den Absender von einem gereiften, wenn auch etwas ältlichem Rioja von sich gebend. Im Gaumen ist er immer noch mit einer wunderbaren, süsslichen Tempranillonote ausgestattet, die Tannine sind abgeklärt und fein, das Finale intakt, gebündelt und hoch aromatisch. Eine schiere Rioja-Altweinlegende. 19/20    








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ANNE-CLAIRE SCHOTT: EIN NATURTALENT

Sie leicht älter wie 30 Jahre. Sie ist Winzerin. Und sie liebt die Natur. Zwar studierte sie erst Kunstgeschichte und Soziologie. Dann entschied sich Anne-Claire Schott den Winzerbetrieb der Eltern in Twann zu übernehmen. Also machte sie auch noch die Ausbildung zur diplomierten Önologin.

In erster Linie wird das erfolgreiche und etablierte Sortiment von Vater Peter weitergeführt. Doch das reicht der Tochter nicht. Sie lancierte – mit Preisen weit über der traditionellen Weinliste – ihre ganz persönliche Deklaration mit dem Namen «Aroma der Landschaft». Momentan sind es eine Edition Blanc, ein Pinot Gris welchen Sie auch als «Orange Wein» bezeichnet und ein Pinot Noir. Letzterer (2017) zeigte sich bei der Probe leicht reduktiv. Er wird aber in ein paar Jahren, oder mit längerem Dekantieren, als «zarte Versuchung des Pinots» in die Schott-Geschichte eingehen.

In Luzern stellte sie ihre «Aromen der Landschaft» bei einem Treffen der Jungwinzer vor. (www.jsnw.ch). Man spürt, dass sie sich momentan in einer Zwischenetappe befindet. Nach dem Motto: «Schon viel erreicht – aber noch viel vor!». Sie lässt zwar ihre Weine schonend mit möglichst wenig personellen Eingriffen laufen. Sie macht Maischegärungen, verzichtet möglichst auf Schwefel und füllt die Weine praktisch unfiltriert in die Flasche. Die nächsten Jahrgänge sollen sich dann noch näher der Natur annähern. (Naturweine). Damit beweist sie Mut, wirkt in gewissen Phasen – aus Normalkundensicht – möglicherweise etwas beratungsresistent. Sie hat aber mit dem normalen Sortiment den nötigen Joker. Mit ihrer oberen Linie fühlt sie sich als Winzerin frei von Konventionen und etabliert sich mit deren Spezialprodukten in einem schmalen, nicht vergleichlichbaren Segment in der helvetischen Weinszene. Der Erfolg gibt ihr recht, wie der weisse 2017er beweist.

2017 Blanc, Schott Weinbau, Twann: Verkaufspreis, CHF 45. Ein Blend aus Chasselas, Pinot Noir, Pinot Gris, Chardonnay, Sylvaner und Sauvignon Blanc. Die Trauben werden entlang der Steinmauern selektioniert. Intensives Gelb, brillant leuchtend. Mineralischer Bouquetbeginn, er zeigt eine fein salzige Würze, Karambolle, Reineclauden, blumige Spuren und Nuancen von Akazien sowie minimen Spuren von Safran. Das Nasenbild ist sehr vielschichtig, nicht zu intensiv dafür sehr nobel in seiner sehr ansprechenden Ausstrahlung. Im Gaumen saftig und gut balanciert. Beim Schlürfen explodiert seine grandiose Aromatik und zeigt im Finale eine elegante Länge. Ein Weisswein ohne geschmackliche Konkurrenz. Vinifiziert auf sehr hohem Niveau! 18/20  www.schottweine.ch

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PINOT RHEIN – DAS GEGENTEIL VOM BURGUND

Bei dieser Geschichte geht es um einen grossartigen Pinot Noir aus dem Bünderland. Doch zuerst werfen wir einen Blick auf die Konkurrenz an der Côte d’Or.

Schaut man auf eine Lagenkarte im Burgund, dann wird es erst komplex, dann kompliziert. Da ist es nicht genug damit, dass fast jeder Rebstock einen eigenen Namen hat. Meist sind unter einer noch so klitzekleinen Lage mehrere Besitzer zu finden. Beim legendären Grand Cru Clos Vougeot sind es heute beispielsweise mehr wie 60 Eigentümer. Bei einem Besuch bei Maurice Ecard probierte ich all seine Lagen durch. Irgendwie schmeckten all seine Weine gleich, oder zumindest sehr ähnlich. In Savigny füllt Ecard unter anderem folgende Premier Crus ab: Les Serpentieres, Les Haut-Jarrons, Les Peuillets, Les Cloux, Les Narbotons und Les Jarrons. Alles Miniproduktionen. Als kühne Idee schlug ich ihm vor, doch einfach seine beste Lage eigenidentisch abzufüllen und die anderen als «Premier Cru» zu vereinen und auf dem Rückenetikett die Lagen als Information anzugeben. «Mais non» war seine kurze Antwort. Irgendwie war danach der Abend für mich (und besonders für ihn) gelaufen. Da habe ich begriffen. Die Lagen – auch wenn gleichwertig – sind heilig und werden bis zum maximalen Masochismus auseinander dividiert.  

Ortswechsel in die Bündner Herrschaft. Der leider verstorbene Winzer Thomas Mattmann halt als «Luzerner Weinwinkelried» in dieser Region viele Steine ins Rollen gebracht. So hatte er auch die Idee, mehrere Dorflagen mit ein paar Winzerkollegen zu vermischen. Daraus entstand der Brand «Pinot Rhein». Das heutige Produktionstrio besteht aus folgenden Weingutsbetreiben: Familie Adank auf Fläsch, Weingut Heidelberg aus Maienfeld Weingut Treib aus Malans. Die Winzer selektionieren zusammen jeweils «das Beste vom Besten» und bauen jeweils drei Pièçen aus. Das ergibt rund 900 Flaschen pro Jahrgang.  

2015 Pinot Rhein, Schweizer Rotwein, AOC Graubünden: Produktion 900 Flaschen, Verkaufspreis 52 Franken. Sehr dunkles Granat mit bläulichen Reflexen. Das Bouquet zeigt viel Primärfrucht, vor allem schwarze Kirschen, etwas Schokonoten und eine dezente Süsse von ausgereiftem Traubengut. Die Ausrichtung ist sehr komplex und geradlinig. Die Röstnuancen stützen, wirken aber dezent im Hintergrund. Im zweiten Ansatz findet man schwarze Pfefferkörner und minime Rauchnoten welche auch gleichzeitig die beachtliche Tiefe anzeigen. Im Gaumen satt, feinstoffig, sehr aromatisch und mit einer traumhaften Balance, langes intensives Finish. Dieser Pinot hat internationale Klasse und gehört zu den Leadern in der Region. Mit einem Blend aus verschiedenen Terroirs ist er eine Sonderklasse für sich. Er verfügt über ein beachtliches Alterungspotential. 19/20       www.pinothrein.ch

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DEN MÄUSEN SEI DANK!

Schlechte Füllniveau sind schlecht. Für den Wein und für die Auktion. Schlechte Etiketten sind schlecht zum Verkaufen. Aber sehr gut zum Trinken. Also gilt hier das Motto: «des einen Freud, des anderen Leid». Dieser 1983er Figeac war so eine «Mäuseflasche». Will heissen, dass ich oft Bouteillen begegne, bei welchen die Etiketten von Mäusen an- oder gar abgeknabbert wurden. Dank dem mittleren Leimstreifen, blieb ein Teil des charakteristischen Namenszuges und sogar der Jahrgang erhalten.

Der Wein duftet trocken-süss, nach Datteln, Kardamom und Nelkenköpfen, dahinter Leder und Cigarbox. Im Gaumen moosig-süss. Er ist mit einem ältlichen, grossen Rioja zum Verwechseln ähnlich. Er hat sein Rentenalter schon seit ein paar Jahren erreicht, gibt sich aber noch rüstig. Der unterprozentige Cabernet-Anteil macht das partielle Altweinwunder aus. 17/20   

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GLEICH VIEL WASSER WIE WEIN

Das hat mir einmal ein Arzt empfohlen. Und ich versuche mich daran zu halten. Um dies besser zu kontrollieren hatte ich zur Magnum 2001 La Mission Haut-Brion gleich eine Anderthalbliterflasche Mineralwasser geöffnet. Doch leider ging die Rechnung nicht ganz auf. Der Wein war so gut und schön fast unverschämt süffig, dass am Schluss dann doch noch reichlich Wasser übrigblieb.
Im Vordergrund: Ein gut gefülltes Blech mit Schweinefüsschen und hausgemachten Frikadellen. Dazu gab es ebenfalls hausgemachten Kartoffelstock. Da war ich für einen guten Moment lang im siebten Genusshimmel.  




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2009 PINOT NOIR BANNOCKBURN FELTON ROAD

«Seid Ihr einverstanden mit einem Pinot?», fragte ich in die Tischrunde, als ich die Weinkarte vom Brandenberg studierte. Alle nickten. Also bestellte ich diesen Felton Road in der Magnum zu 189 Franken. Was ich meinen Tischgenossen nicht sagte, dass ich einen Pinot Noir aus Neu Seeland bestellt hatte. Claudia brachte den Wein in der Karaffe und servierte allen vier Mannen. Der Wein fand spontan Begeisterung und gefielt auch mir sehr, sehr gut. Nach 10 Jahre in der Flasche immer noch fruchtig, würzig und gehaltvoll. Ein ganz grosser 19-Punkte-Pinot. Zudem ist dies als Magnum und von der Reife her eine absolute und auch leistbare Rarität. Der Trinkfluss war beachtlich und wir waren einstimmig der Meinung, dass eine genau gleiche zweite Magnum geordert werden sollte. Geschickt leitete ich auf ein anderes Exemplar über. Falls es da wirklich noch weitere Magnums gibt, habe ich da schon eine ganz gute Idee. Mit anderen Weinfreunden …

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MONTE BELLO 1980

Es war kein grosses Jahr in Kalifornien! Man erkennt aber die besten Weingüter insbesondere daran, dass diese auch bei schwierigem Umfeld Sonderleistungen erbringen.

Als ich meine Gäste durch den Keller führte, sagte einer von ihnen – mit Blick auf die wenigen Flaschen von Monte Bello welche da im Regal herumlümmelten: «Das ist mein Lieblingswein».

Es gibt nicht Schöneres, als einem Weinfreund einen Gefallen zu tun. Und dabei selbst mittrinken darf. Also grapschte ich diesen «schönen Berg» und stellte ihn fürs Mittagessen bereit.

1980 Cabernet Monte Bello: Die Farbe war Orange und bräunlich ziemlich aufhellend. Solche Reflektionen hatte ich schon oft bei ganz alten Bordeaux aus mässigen Jahren gesehen. Die Nase torfig, ledrig, schwarze Pfefferkörner zeigend und mit einer ordentlichen Prise Jod versehen. Hätte ich wohl blind im Pessac vermutet. Dann legte er an Süsse zu und wurde kräutrig-malzg. Im Gaumen merkte man schon ein paar Lücken im dezent gezehrten Fluss. Als Speisenbegleiter, lebte er dann aber (nochmals) so richtig auf. Die beste Zeit hatte er hinter sich. Aber er lieferte allen Beteiligten eine sehr schöne Zeit.    

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UNPLUGGED GIBT’S JETZT NOCH MIT EINEM X

Hannes Reeh gehört zu den Aufsteigern am Neusiedlersee. Und zu den Vergrösserern in Andau. Erst wurde grad die neue Winery fertig. Jetzt baut man schon wieder. «Grösser, schneller, weiter» scheint in dieser lang verwaisten Region heute ein aktives Schlagwort zu sein.

Wir sind angemeldet und gehen durch die emsigen Hallen. Es wird überall gearbeitet und Weine für den Abtransport bereitgestellt. Das Geschäft brummt offensichtlich. Muss es auch – bei diesen immer grösser werdenden Dimensionen.

Dann werden wir zur Probe geladen. Hannes Reeh sitzt am Tisch wie ein gemütlicher Weinbär. Spricht ruhig, mit sonorer Stimme. Er hält nichts von modern-fruchtiger Vinifikation mit tiefen Gärtemperaturen und Kaltmazerationen. Er «köchelt» seine Weine auf recht hohen Temperaturen, gibt ihnen so viel Kraft und eine besondere Ausdrucksweise. Die Weine haben Power, verlangen nach Speisebegleitung und bieten den (zu) wenigen Weinfreaks von gereiften Weinen eine garantierte Genuss-Offenbarung in ein paar Jahren.

Die Palette überzeugt. Jeder Wein hält was er verspricht. Aber es sind halt keine Gaumenschmeichler, sondern fleischige bisweilen auch ziemlich fordernde Exemplare. Dann stellt er sein allerneuestes Projekt vor. Den Unplugged X. Der wird dann wohl bald zur gefragten Marketinglokomotive und zeigt das Maximum dessen auf, was die erfolgreiche Vision von Reeh bisher bietet.

2015 Unplugged X Hannes Reeh, Andau: Erster Jahrgang! Verkaufspreis 48 Euro. 35 % Cabernet Franc. 30 % Cabernet Sauvignon, 30 % Merlot, 5 % Zweigelt. Eine Best-Selektion aus verschiedenen Weingärten. 24 Monate in neuen französischen Eichenfässern ausgebaut. Extrem dunkles Violett mit Granatrand aussen. Das intensive Bouquet beginnt mit vorwiegend dunklen Aromen wie Mocca, Pumpernickelbrot, Lakritze, schwarzem Pfeffer und Tabak. Beim zweiten Ansatz sickern schwarze Beeren durch. Mehr Brombeeren wie Cassis. Alles liegt vom Nasendruck her im intensiven Bereich. Im Gaumen ist dieser massige Rote primär fleischig und zupackend, zeigt eine sehnige Muskulatur und eine versprechende Adstringenz durch die nicht ganz unbescheidenen Tannine. Die Aromen des Bouquets wiederholen sich im Gaumen. Das Finale ist mächtig und drückt sich nach weit hinten. Eine männliche, sehr robuste Cuvée, welche Jungweintrinkern wie eine Fata Morgana vorkommen muss. Den ersten richtigen Trinkgenuss sehe ich so ab 2024. Und dann kann dieser X zu einem der lagerfähigsten Rotweinen Österreichs mutieren. Für mich liefert er den Beweis, dass man in der Andau-Region durchaus mit Berechtigung von Terroir und Potential sprechen darf. 19/20 warten!   
Der mit den ungepluggten: https://hannesreeh.at/

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19 PUNKTE FÜR DEN FABIAN VON ERNST

Vor sechs Jahren stand ich schon einmal in seinem Keller. Aber nicht in dem heutigen. Damals konnte man die Produktion von Bernhard Ernst aus dem burgenländischen Deutschkreutz noch mit Fug und Recht als «Garagenweine» bezeichnen.

Die Weine waren genau so wie er zum Familiennamen hiess, nämlich «ernst». Straffe Weine, mit ausreichend Tanninen und Potential. Aber es waren auch Weine, welche Mühe hatten aus den etwas strengen Vinifikationseiern heraus zu schlüpfen. Das Potential war aber auf jeden Fall vorhanden und ich merkte mir den jungen Winzer, um ihm später wieder Mal auf die Finger zu schauen …

Gesagt – getan! Gegen Ende Februar 2019 war es wieder so weit. In der neuen, schlichten, modernen und gleichzeitig auf die Funktionalität getrimmten Winery empfing uns der sympathische Deutschkreutzer Winzer. Den «Ernsti» probierten wir nicht. Ist ja auch was für Kinder – denn dabei handelt es sich um einen Liter Traubensaft zu 4 Euro.

Bevor ich die Weine verkoste, studiere ich die Preisliste. Die Preise sind mega-attraktiv. Einen Grüner Veltliner gibt es für € 6.50. Den günstigsten Rotwein, den Zweigelt, kann man sich für € 7.50 in den Kofferraum packen lassen. Unter dem Seriennamen «Sideway’s» verkauft Ernst Merlot, Pinot Noir und Syrah. Kleine Produktionen unter tausend Flaschen, alle zu (extrem preiswerten) 22 Euro. Dichte, euphorische Weine – ein Fingerlecken für jeden Sommelier, der diese Weine entdeckt und seinen Gästen weiterempfiehlt.

Der teuerste Wein ist ein ERNST 2015 – ein Blend aus den besten Lagen Hochberg und Goldberg. Wir probierten ihn. Ein sattes Cuvée mit enorm Potential. Genau einzuordnen kann man diesen Luxuswein (Preis 100 Euro) wohl erst am Beginn seiner Reife. Etwas unten durch rutscht bei uns der ZION 2015. Nicht weil der Wein schlecht ist, aber bei den Spitzenweinen sind wir beim Verkosten so verwöhnt worden, dass dieser halt nicht ganz mithalten konnte.

Seine Bordeauxsehnsucht stillt Bernard Ernst mit seinem La Mission 2014. Eine solide Cuvée mit Merlot und Cabernet Sauvignon. Schmeckt logischerweise nicht nach seinem Vorbild La Mission Haut-Brion. Ist dafür mit 35 Euro wesentlich günstiger. Als Bordeauxkopie kommt er aber recht gut ins Glas und will sich lieber morgen als heute schon so richtig zeigen.        

Doch nun zum Epizentrum aus der Produktion von Ernst: Drei Mal Blaufränkisch. Der Hochberg 2015 (18/20) macht das Vorspiel und zeigt sich schon recht zugänglich und vermischt baldige Freude mit einem weiteren Zehnjahrespotential. Mit 14 Euro ein absolut spassiges «Soforthinfahrenundkaufmust». Der Goldberg 2015 zeigt seine goldene Qualitätsseite. Dieser lagerfähigste Blaufränkisch der Ernst-Produktion mischt in etwa 5 Jahren und dann für gute 10 Jahre bei der Topliga vom mittleren Burgenland mit. Ausser bei seinem Preis: 16 Euro. (Eine Sensation!)  

Am allerbesten hat mir der Blaufränkisch Fabian 2015 gefallen. Der hatte bei unserem Besuch so richtig seinen Tag. Dabei handelt es sich um Reben welche 1949 gepflanzt wurden. Der schwere Lehmboden lässt den Wein so richtig mollig und reich werden. Die Produktion liegt so um 4'000 Flaschen.

2015 Blaufränkisch Fabian, Weingut Ernst, Deutschkreutz: Sehr dunkles Weinrot und nebst intensivem Rot auch violette und lila Reflexe im Innern zeigend. Das Bouquet versprüht Brombeeren, Cassis und reife dunkle Pflaumen. Durch die lange Zeit am Stock findet man einen minim laktischem Schimmer, welcher das Nasenbild cremig-füllig abrundet. Nebst Frucht findet man auch frische, florale Nuancen und er zeigt, obwohl jetzt schon so enorm offensiv, auch eine bemerkenswerte Tiefe. Im Gaumen mit sehr reichem Körper unterwegs. Dieser zeigt jetzt schon wahnsinnig viel Charme. Der Fluss ist so samtig zu sein, dass man das verborgene Tanningerüst fast nicht bemerkt. Dieses bietet eine solide Lebensversicherung. Von der Entwicklung her wohl ein Model «Immerschön» mit einem Genuss-Potential für mindestens 10 Jahre. Wenn man bei den ganz grossen Blaufränkisch’ – nebst deren eigenen Typizität – auch manchmal Affinitäten zu einem grossen Burgunder oder Rhône-Wein nachsagt; dieser sensationelle Fabian hat von allen Etwas. Und von diesem «von allem Etwas» enorm viel! Die gesamte 2015er-Blaufränkischpalette von Bernard Ernst ist eine Preis-Genuss-Sensation sondergleichen. Und momentan hat dieser sagenhafte Fabian die Nase leicht vorn. 19/20 Bravo!  
Vom einstigen Newcomer zur Austria-Rotwein-Elite: https://www.weinguternst.at/

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ZUM TOD VON PATRICK BOPP

Unsere Wege kreuzten sich erstmals vor mehr als 20 Jahren. An einem Event mit Jacky Donatz. Ein junger, neugieriger Mann auf dem Weg zum Weinfreak. An seiner Seite sein Schatz Nadja. Sie waren ein Paar und blieben eins.
Erst waren es nur Begegnungen an weiteren Weinveranstaltungen. Die Mouton-Semesterraritäten-Probe 1998 in Adelboden der Beginn einer wunderbaren Freundschaft: Begegnungen im Familienkreis, Kartenspielen, Ausflüge. Mit seiner aufflammenden Weinliebe intensivierte sich auch unsere Männerfreundschaft. Die jährlichen Höhepunkte; die Semester-Raritäten-Degustationen.   

Irgendwann kam für ihn der Punkt, dass er sein weiniges Hobby zurückstecken musste, um sich seiner immer grösser werdenden Familie zu widmen. Eine Rochade, welche ihm erst nicht leichtfiel. Doch dann wurde er so richtig Vater. Ohne Wenn und Aber. Selten habe ich einen Freund erlebt, der sich so viel intensive, bewusste Zeit für Kinder und Frau nahm. Nicht einfach nur pflichtbewusst, sondern hingebungsvoll.

In allem was er machte, war er präzis und zuverlässig. Dokumentiert bis ins letzte Detail. Trotz dem Motto: «Family First», schaffte er es während seinem begrenzten Freiraum seinen Freundeskreis weiter zu pflegen. So stellte er sich auch immer sehr gerne als mein «Edelsommelier» zur Verfügung. Er war stundenlang in den verschiedenen Kellern meiner Weinproben in Bordeaux, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei hat er für eine kaum messbare Wertsumme Weine entkapselt, entkorkt und dekantiert. Auf die richtige Ausschanktemperatur geschaut. Und dann beim Einschenken geholfen. Er hat uns so unglaublich viel Veranstaltungsdruck abgenommen und ich konnte mich um die Gäste kümmern und in Ruhe verkosten. So war der Genuss dieser tollen Weine für mich, Dank Patrick, praktisch uneingeschränkt.  

In den vielen Stunden, in denen wir gemeinsam unterwegs waren, sprachen wir viel über die Zukunft. Er hatte da ganz konkrete Pläne. Kinder bis zum Erwachsensein begleiten, die Partnerschaft pflegen, beruflich aufs Maximum zu gehen. Vielleicht nochmals in Richtung Notar etwas Eigenes lancieren. Leben und Geniessen. Allenfalls mit einer etwas früheren Pensionierung.

Am Samstagmorgen, 16. Februar 2019 fanden diese Pläne ein jähes Ende. Nach zwei Wochen Skiferien mit der geliebten Familie fiel er auf der Piste einfach um. Sofort waren Hilfskräfte und Ärzte zur Stelle. Doch Patrick hat es leider nicht mehr geschafft, in diese zukunftsträchtige Welt zurück zu kehren.  

Wein ist nicht alles im Leben. Aber er hat ihn wie einen roten Faden durchs Leben begleitet. Was ihm noch viel mehr bedeutete (seine Familie), muss er nun, unfreiwillig zurücklassen. Mit nur 49 Jahren ist er gestorben. In meinem Kalender stehen mindestens noch 10 künftige Daten von Semester-Veranstaltungen, Abenden mit den Weinfreunden Pilatus, Ausflüge in die Unterlauelen, Jassen in Eschenbach. Ganz besonders hatte er sich auf den 1. Juni 2019 vorgefreut. Da wollte er mit seinen allerbesten Freunden seinen 50igsten Geburtstag feiern und seinen Lieblingsbordeaux, den Château Lafleur, zelebrieren. Schon vor einem Jahr fixierte er mit mir als ersten Gast diesen Termin, weil er mich da unbedingt dabeihaben wollte.

Lieber Patrick. Danke für die wertvollen Stunden. Für Deine notarischen Beratungen für mich und meine Familie. Für Deine stete Hilfe an meinen Verkostungen. Deine Zuverlässigkeit, Deine Offenheit, Dein Fachwissen und Deine Hilfsbereitschaft haben mich stets zu tiefst beeindruckt.   
Du bist uns, ohne Ankündigung, viel zu früh vorausgegangen. Deiner Nadja und Deinen Kindern wünschen wir viel Kraft diese Trauer zu überwinden. Die Zeit wird irgendwann helfen, den Schmerz zu vergessen. Dich aber werden wir nie vergessen! Häb’s guet – im Weinhimmel …     

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141-JÄHRIGER MOUTON-ROTHSCHILD

Als Entschuldigung für meinen Excel-Salat den ich bei den beiden Mouton-Anlässen im Old Swiss-House in Luzern angerichtet hatte, sponsorte ich der zweiten Gruppe einen 1878-Mouton aus meinem Keller. Irgendwann, vor recht vielen Jahren, hatte ich da zwei Flaschen gekauft. Keine Ahnung mehr wo und wann das war.

Will man heute so ein Ding in Top-Zustand kaufen, so müsste man wohl an die 10'000 Franken dafür hinlegen. Aber das Unterfangen ist utopisch, denn es gibt keine einzige Flasche davon im Markt. Nach längerem Surfen fand ich eine letzte Transaktion bei Christies im Jahr 2000.  

Als feierliche Zelebration entkorkten wir diese uralte Flasche direkt vor den Gästen. Ich war so aufgeregt, dass ich zuerst vergass die kaum sichtbare Bleikapsel zu entfernen. Dann griff ich zum Durand-Korkenzieher und brachte den schwarzbraunen Korken recht gut heraus.

Als ich anschliessend anfing den Wein zu kommentieren, bemerkte ich, dass es wohl keinen einzigen Mensch aus diesem Jahrgang gibt, welcher heute noch lebt.


Am anderen Morgen recherchierte ich meine Behauptung im Netz. Es soll da tatsächlich einen Mann namens Toto gegeben haben, welcher Jahr 1870 in Indonesien geboren wurde und im Alter von 146 Jahren 2016 starb. Unser Mouton 1878 war 141 Jahre alt und er «starb» 2019 am Valentinstag …


1878 Mouton-Rothschild: Füllniveau der Flasche; sehr tiefe Schulter. Mitteltiefe Farbe, trübes Braun, oranger Rand. Die Nase beginnt moosig, zeigt in der Folge feuchtes Leder, Tabak, Malagarosinen, nasse Baumrinde, minime Acetonoten, Spuren von Soyasauce, und Paste von Rinderbouillon. Im zweiten Ansatz findet man zunehmend süssere Komponente wie eingedicktem Birnensaft, Malagarosinen und braunem Nusslikör.  Im Gaumen ist die Konsistenz noch knapp da, minime Muskeln geben dem greisigen Körper halt, das Finale zeigt einen kapseligen Schimmer. Der Nachklang ist aber insgesamt ansprechend und – vom Geschmack her – immer noch sehr angenehm. Dieses sehr fragile Erlebnis ist kein Genuss-Moment wie man es mit jüngeren Erlebnissen vergleichen kann. Einem solchen Methusalem begegnet man mit Demut und Respekt. Und mit der Gewissheit, dass man nie mehr im Leben wieder Mal einem Mouton 1878 begegnen wird. Da braucht es dann auch keine Punkte …








Konzentriertes Arbeiten. «Baron Philippe de Buholzer» beim Dekantieren vom 141 Jahre alten Château Mouton-Rothschild 1878! 











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RIESENSCHNITZEL & LATOUR

Gibt es noch attraktive Weinkarten in der Schweiz? Ja - aber leider immer weniger. Eine Weinkartenoase in der Nähe ist das Restaurant Brandenberg in Zug. Hier gibt es nicht nur tolle Weine sondern auch reife Flaschen. Für den Latour 1975 haben wir 280 Franken bezahlt. Und er war wunderbar. Wenn man Altweine liebt ...







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GIBT ES NUR AUF DER WEINBÖRSE-AUKTION

Die Versteigerung ist am 4. Mai in Bad Ragaz. Martin Donatsch ist persönlich da und man kann diesen sagenhaften Pinot Noir dort auch verkosten. Ich habe ihn schon probiert ...

2013 «Privée» Pinot Noir Malans, Weingut Donatsch: Produktion: 300 Flaschen. Nicht im Verkauf erhältlich. 30 Flaschen werden an der nächsten Weinbörse-Auktion im Mai 2019 in Bad Ragaz versteigert. Verkostungsnotiz von René Gabriel: Sehr dunkles Rubin mit violettem Schimmer. Für einen Pinot Noir ist das eine unglaublich dunkle Farbe! Das Bouquet lädt aus und ist wuchtig zugleich. Bereits von der ersten Sekunde weg zeigt er einen Reigen von ganz reifen Beeren. Diese tanzen von Himbeeren, über Erdbeeren zu Maulbeeren bis hin zu Cassis. Reife Pflaumen, Vanille, Kokos wie auch geröstete Fruchtkerne findet man im zweiten Ansatz. Jedes Mal, wenn man diesen Wein wieder zur Nase führt, sind wieder völlig neue Aromen da. Die schon schier erotisch anmutende Süsse ist atemberaubend, aber nicht marmeladig. Im Untergrund schwingen Nuancen von Edelhölzern (Zedern), frisch geröstetem Kaffee (Arabica) und faszinierende Kräuternoten (Zitronenthymian) mit. Der Gaumenbeginn ist üppig – cremig – harmonisch. Die Säure und die Tannine geben sich in diesem Zusammenspiel richtiggehend harmoniesüchtig. Die perfekte Balance ist da! Beim Schlürfen explodieren die Fruchtnoten, welche Frische und Reife gleichzeitig zeigen. Dieser «Privée» erinnert mich an meine absolut allergrössten Burgunder-Jungweinerlebnisse. Und in diese Weltklasseliga gehört er fraglos. Was Martin Donatsch aber mit diesem unglaublichen Pinot Noir gezeigt hat: wo die neue Messlatte des Pinot-Maximums in der Schweiz aufgelegt wird. Als ich den Wein verkostete hatte ich, aufgrund des bisherigen Schaffens dieser Malanser Domaine, eine unverschämt hohe Erwartungshaltung. Diese wurde nochmals bei Weitem übertroffen. Mit der Verkostung von diesem ausserirdischen Wein verbinden mich die grössten Genuss-Emotionen meines Lebens. Er ist jetzt genial und wird sich selbst in den 20 Jahren ein helvetisches Denkmal setzen. Glück dem, der diesen Wein einmal verkosten durfte. Oder gar ein paar Flaschen besitzen darf. Zum Ersten! Zum Zweiten! Zum Dritten! Auf an die Auktion im Mai! 20/20 trinken

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DER LETZTE MOUTON-ABEND?
 
«Tradition ist Bewahrung des Feuers und nicht Anbetung der Asche», sagte einst der Komponist Gustav Mahler. Also können Traditionen nur existieren, wenn das Feuer nicht erlischt…

Mit zunehmendem Alter kommt es bei mir zum Effekt, dass ich selbst grosse Weine schon x-mal verkosten, respektive geniessen durfte. Der Beginn des Jahres stand bei mir schon seit  mehr als einem Jahrzehnt als Mouton-Abend im Kalender. Meist im Januar setzten sich jeweils Weinfreunde aus ganz Europa im geschichtsträchtigen Restaurant Old Swiss House in Luzern an den Tisch. Philippe Buholzer (der Wirt) und René Gabriel (der Organisator) trafen sich jeweils schon am Nachmittag im rustikalen Rittersaal, um zusammen die Flaschen zu Entkapseln, zu Entkorken und zu Dekantieren.

Übernommen hatte ich diesen Event vom damaligen Leiter des Weinkellers Mövenpick in Basel. Marcel Voumard. Er – selbst ein unverbesserlicher Mouton-Fan, organisierte jeweils rund um den Todestag des Baron Philippe de Rothschild (20. Januar 1988) einen Event mit Weinen aus dem Hause Rothschild. Mit viel Mouton, aber auch mit Château Clerc-Milon, Château d‘Armailhac oder Opus-One.

Nachdem Marcel Voumard pensioniert wurde, übernahm ich diese Tradition. Und dies nicht ungern … Wie ganz viele, andere Sammler, hatte auch ich in meinen ersten Jahren Moutonflaschen subskribiert, gekauft oder ersteigert. Mit dem Effekt, dass diese Exemplare eigentlich mehr dem Exhibitionismus
wie dem persönlichen Genuss dienten.

Parallel fing ich an, Wein intensiv zu degustieren, an Verkostungen teil zu nehmen und auch selbst solche Events zu organisieren.
Dabei las ich aus Publikationen, dass Mouton-Rothschild vom ehemaligen Deuxième Status, mit dem Jahrgang 1973 zum Premier Grand Crus avancieren konnte.

Was ich jedoch aus dieser Epoche verkostete, machte mich selten glücklich. Und da ich Weine eigentlich zum eigenen Genuss kaufe oder um mit Freunden zu teilen, wollte ich mich von diesen nicht begeisternden Flaschen trennen.
Doch das Veräusserungsunterfangen gestaltete sich nicht einfach. Die Auktionskataloge waren berstend voll von Mouton-Flaschen und die Preise lagen am Boden.

Wenn Verkaufen nicht attraktiv genug ist, scheint das Entkorken dann doch wiederum die besser Alternative. So war ich denn recht froh, dass ich gewisse Flaschen über den Mouton-Memory-Abend «entsorgen» konnte. Da hatte ich nämlich den «Fünfer und das Weggli», wie die Schweizer manchmal zu sagen pflegen.

Denn – so bekam ich gutes Geld für meine Mouton-Flaschen und durfte dabei erst noch gratis mitschlürfen. Eine bessere Formel für diese Rothschild-Transaktion hatte ich bis noch vor ein paar Jahren nicht evaluieren können. Doch Zeiten können sich ändern! Bei Mouton, bei mir, aber auch bei den Gästen … Mouton-Rothschild mauserte sich in letzter Zeit an den Auktionen. Die Nachfrage stieg, die Preise zogen an. Daran ist nicht zuletzt der asiatische Markt mit schuld.

Mit zunehmenden Alter, wird man des Degustierens etwas müde. Ich schätze heute lieber einen Wein über längere Zeit zu geniessen, wie zwei Dutzend Provenienzen über einen Abend zu Verkosten. Gleichzeitig schien es mir, dass sich das Interesse an einem spezifischen Mouton Abend seitens Publikums reduzierte. Doch dieser Eindruck täuschte. Im Nachhinein … Da ich sehr lange im Voraus plane, hatte ich den Mouton-Abend im Januar 2019 schon längst publiziert und auch bereits ein paar Anmeldungen ins Excel eingetragen. Etwas später entschieden wir, mit Freunden im Januar 2019 eine längere Reise nach Australien und Malaysien zu unternehmen. Also musste ich den Mouton-Abend verschieben. Als ich das neue Datum festgelegt hatte, lud ich eine neue Excel-Datei mit dem Vermerk «2019 / Moutonabend / Februar» auf meinem PC herunter. Daraufhin meldeten sich in den folgenden Monaten Teilnehmer an. Doch der Event füllte sich nur schleppend.

«Komisch», dachte ich mir. Jetzt hatte ich den Preis seit Jahren gleich gelassen, das Angebotene war von der Palette her äusserst schmackhaft, der Mouton legt im Markt an Attraktivität zu und trotzdem will es mir nicht gelingen, den Abend zu füllen. Also war es an der Zeit mit dieser Tradition zu brechen. Aufhören, wenn es am Schönsten ist! Und so brachte ich bei der Eventankündigung den Zusatz: «Letzter Mouton-Abend» an.
Als ich die Bestätigungen raus mailen wollte, stellte ich mit Schrecken fest, dass sich zwei Dateien (Januar und Februar) mit dem ein und demselben Event im Computer befanden. Jetzt war der Abend masslos überbucht und musste den Schlamassel irgendwie flicken. Dies konnte ich in der Folge regeln, indem ich parallel eine Woche später nochmal einen ähnlichen, inoffiziellen Mouton-Abend im Old Swiss House organisierte.

Als der Wirt Philipp Buholzer erfuhr, dass dies dann der letzte Mouton-Abend bei ihm stattfinden sollte, reklamierte er. Denn er wollte irgendwann mal – bei einer besonderen Gelegenheit – eine Flasche Mouton Rotschild 1961 aus seinem Keller sponsoren. Dieses tolle Angebot konnte ich auf keinen Fall ausschlagen. Und so findet denn im Januar 2020 (bereits auf www.weingabriel.ch publiziert) der allerallerletzte Mouton-Abend statt. Wenn es denn so ist …


1988 MOUTON-ROTHSCHILD: KAUFEN! KAUFEN! KAUFEN!

Der berühmte, britische Weinautor Hugh Johnson deklarierte einst Weinliebhaber als intelligent. Manchmal zweifle ich aber an dieser These. Besonders in Bezug auf gereifte, grosse Bordeauxweine.

So kann man jetzt noch im Markt problemlos Kistenweise Mouton 1988 kaufen. Und zwar für weniger als 500 Franken. Das ist heute ein fast legendärer Mouton und bei optimalen Flaschen bekommt man da eine ziemlich grosse 20-Punkte-Garantie mitgeliefert!   


Aber nein – es scheint, dass ganz viele Weinfreaks lieber für ganz junge Jahrgänge deutlich mehr bezahlen wollen.

Gut für mich, denn seit Jahren kaufe ich von diesem Wein, wenn immer möglich nach. Das Foto (oben) habe ich selbst gemacht. Mit dem Portraitmodus. Einfach eine Kiste rausziehen und klicken. So einfach geht das …

1988 Château Mouton-Rothschild: Unglaublich dunkle Farbe, irgendwie hat man das Gefühl blickmässig immer noch lila Reflexe im Innern zu erhaschen. Die Nase ist extrem tiefgründig, Trüffel und Teer, dann Malz, Rindsbouillonpaste, Pumpernickelbrot. Der Gaumen ist fleischig, satt und die Tannine sind gerundet. Der gigantischste Eindruck entsteht eigentlich, wenn man den Wein im Nachklang nochmals so richtig auslotet! Das war eine dramatisch grosse Flasche. Er gibt sich jetzt reif und ist mit einem weiteren Genusspotential von mindestens 30 weiteren Jahren versehen. Es gibt davon minim unterschiedliche Flaschen. Das war ein solides Meisterexemplar! 20/20 trinken

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AUS ZARTER FRAUENHAND

Aus zarter Frauenhand! Seit 1992 ist die Familie Chevrier-Loriaud Besitzer von diesem Château, welches eher einem Bauernhof gleicht. Doch wichtig ist nicht wie das Weingut ausschaut. In die Region Blaye verirren sich eh nur wenige Weinjournalisten.
Gemäss Webseite wird der Wein zu 99 % aus Frauenhand hergestellt. Vom Blend her ist er zwar für die Region, aber nicht für Bordeaux typisch. Die Assemblage besteht nämlich aus zwei Drittel Merlot und einem Drittel Malbec!
Bel-Air la Royère ist in der Schweiz bekannt durch seinen Entdecker und emsigen Förderer Max Gerstl. Er hat mich vor ein paar Jahren einmal in die Region zu einem sonntäglichen Lunch geschleppt. Seitdem empfinde ich viel Sympathie für diesen wenig bekannten Wein und er hat mich noch bei keinem Kontakt enttäuscht.

1999 Château Bel-Air La Royère: Imperiale. Sattes, sehr dunkles Rubin-Granat, wenig Reifetöne. Kirschiges Bouquet, Sommerflieder und Rosenpfeffer. Im Hintergrund zeigt sich eine minim grützenhafte Süsse. Im Gaumen stoffig, die Beeren schwanken hier von Rot auf Blau, man findet gar noch Cassis und Maulbeeren. Insgesamt kann man ihm burgundische Allüren zugestehen. Ein bemerkenswerter Wein was Preis- und Alterung anbelangt. Wirkt noch sehr frisch für einen 20jährigen Wein. Aber da wird wohl auch der Grossflaschenbonus eine Hand im Spiel gehabt haben. 17/20 trinken     

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Zwischen Mensch und Wein ist das Glas das wichtigste Verbindungsglied. Es muss alles transportieren können, was die Flasche hergibt!

Aus diesem Grund habe ich das Gabriel-Glas geschaffen. Es gibt mir das Gefühl, alles zu erleben, was vom Genuss her möglich ist!     










                                     www.gabriel-glas.com

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MONSIEUR CHEVALIER
 
Olivier Bernard gehört zu den besonders ausgeprägten Winzerpersönlichkeiten des Bordelais! Er schreibt, vor allem im Süden von der Stadt Bordeaux, seine persönliche Erfolgsgeschichte. Seit 35 Jahren …

1983 übernimmt er das Familienweingut Domaine de Chevalier in der Gemeinde Léognan. Damals beträgt die Rebfläche 18 ha. Heute stehen 45 Hektar in der Produktion.

Genau 10 Jahre später, also 1993, engagiert er sich in der Graves-Region für die Domaine de la Solitude und bringt diese nach oben.

Im Jahr 2006 beteiligt sich Olivier Bernard – zusammen mit Stephan de Neipperg (Canon-La Gaffelière), Robert Peugeot (Autoher-steller) und Xavier Planty (Direktor Guiraud) – am Château Sauternes-Château Guiraud.

2009 wird ein weiteres Weingut aus Pessac-Léognan ins wachsende Bernard-Portfolio aufgenommen; Château Lespault-Martillac.

2011 lanciert der emsige Bordeaux-Winzer das Projekt Clos des Lunes. Mehr darüber auf der nächsten Seite.
In den letzten Jahren amtierte Olivier Bernard zudem noch als Präsident der angesehenen Union des Grands Crus. Und ist Vize-Präsident der Académie du Vins de Bordeaux.

Bernard ist ein unermüdlicher Ambassador für Bordeaux und deren wunderbaren Weine.
Wer diese weltberühmte Stadt an der Gironde via Flugzeug besucht, der kann sein neuestes Projekt bestaunen: Als besonders vinösen Willkommensgruss liess Olivier Bernard direkt beim Airport Reben anpflanzen …

Am 4. Februar 2019 setzte sich Olivier Bernard ins Flugzeug um seine beeindruckende Palette an weissen, roten und süssen Weinen vorzustellen. Der Sempacherhof im Luzernischen Sempach-Station war schon seit Monaten ausgebucht und rund 80 Gäste nahmen auf den begehrten Stühlen Platz.
Folgende Weine wurden in die Gabriel-Gläser eingeschenkt.

2014 Clos des Lunes, Lune d'Argent, Bordeaux blanc (Bouteilles)
2009 Esprit de Chevalier, Pessac-Légonan  blanc 2009 (Double-Magnum)
1999 Domaine de Chevalier, Pessac-Léognan blanc 1999 ( Impériale)
2009 Domaine de la Solitude rouge, Pessac-Léognan 2009 ( Impériale)
2009 Château Lespault-Martillac rouge, Pessac-Léognan (Bouteille)
1979 Domaine de Chevalier rouge, Pessac-Léongan ( Magnums)
1989 Domaine de Chevalier rouge, Pessac-Léognan (Bouteilles)
1999 Domaine de Chevalier rouge, Pessac-Léognan (Double-Magnum)
2009 Domaine de Chevalier rouge, Pessac-Léognan (Bouteilles)
2009 Château Guiraud, Premier Grand Cru, Sauternes (Impériale)

Der Erlebnisbericht auf fünf Seiten: www.bxtotal.com 

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HABEN SIE AUCH EINE «JUBILÄUMFLASCHE» ZU HAUSE?


Da strahlt unser Einschätzer Carlo Haueter!

In der Hand hält er eine ganz besondere Trophäe! Es ist eine Impérialflasche Château Pétrus 2000. Das ist eine unglaubliche Rarität und es ist schwierig abzuschätzen, zu welchem Hammerpreis da ein neuer Besitzer den Zuschlag erhält. So zwischen 30'000 bis 60'000 Franken ist alles möglich. Vielleicht auch mehr?

Wir haben schon ganz viele Zusagen für unglaublich tolle Weine. Unter anderem kommen mehrere Dutzend Flaschen von der Domaine de la Romanée-Conti in den Auktionskatalog …

Im Rahmen der «100. AUKTION DER WEINBÖRSE», welche am 4. Mai 2019 in Bad Ragaz stattfindet suchen wir noch ganz besondere Trouvaillen, Legenden, Originalkisten und Grossflaschen.

Das wäre jetzt der richtige Moment, um Ihre längst gehüteten Schätze zu vergolden. Unsere Auktionsliste wird nicht nur in der Schweiz gesehen. Viele Broker und Weinhändler aus dem Ausland bieten an unseren Versteigerungen regelmässig mit. So erreichen unsere Einlieferer die besten Welttagespreise für deren Weinschätze.   

Noch bis Ende haben Sie die Möglichkeit eine Inventar- / Angebotsliste Carlo Haueter wb@weinauktion.ch zu schicken.

Rund um die Jubiläums-Auktion gäbe es noch Events. Diese sind aber leider alle schon im Vorfeld ausgebucht.

Während unserer Live-Auktion können Sie eine extrem rare Weltpremiere in Sachen Schweizer Pinot verkosten und auch ersteigern. Aber nur total 30 Flaschen. Wir sehen uns in Bad Ragaz?  www.weinboerse.ch

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GENUSS IST DIE ERFÜLLUNG EINER VISION

Das steht bei mir als Eingangsslogan auf der weinigen Webseite www.weingabriel.ch. Heute las ich im Facebook von einem Glückspilz, der vom Martha’s Vineyard mehrere Flaschen besitzt. Was heisst da mehrere Flaschen? Ich sah ein Foto von einer veritablen Kartonwand. Voll bespickt mit diesem kultigen Cabernet Sauvignon aus dem Napa!   

Und dieses Bild blieb mir den ganzen Nachmittag im Kopf und erschien immer wieder wie ein weggeworfener Bumerang vor meinem geistigen Auge. Als ich in der Küche fertig gekocht hatte, musste ich eine Entscheidung für den heutigen Tischwein treffen. Aber das Hirn hatte keine Chance gegen das «geistige Auge».

Also griff ich zu einem 1987 Martha’s Vineyard von Heitz. Jetzt sitze ich vor dem Compi unten, derweil oben es herrlich vom Ofen duftet. Und auch im Glas vor mir duftet es ganz herrlich. Nach reifem, autochthonem Kalifornier. Da sind erst Malz, Leder, Kräuter und gekochtes, kaltes Pflaumenmuss, dann dunkle Schokolade, dann ein Nasenblend aus 70 % Eucalyptus und 30 % Minze. Im Gaumen spürt man im Untergrund das berühmte «Dümpeln» alter Heitz Weine. Das geht dann vielleicht weg. Oder bleibt im Hintergrund. Es gibt keinen anderen Rotwein auf der Welt, dem ich so viel verzeihe wie einem Martha’s. Besonders wenn er heute immer noch so jung ist und durch seine Reduktion durch die restlichen Gerbstoffe ein weiteres Potential von zig Jahrzehnten anzeigt. 19/20 trinken

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KULTPINOT AUF DEM TISCH

Die Titelbehauptung ist marktschreierisch.

Ein Wein wird nämlich erst zum Kult, wenn er sich im Markt über lange Zeiten etabliert hat. Und die Nachfrage wesentlich grösser ist als das Angebot. Ein Angebot zu dem sagenhaften 2013er Pinot von Donatsch gibt es zwar noch nirgends. (Produktion total: 300 Flaschen).

Wir dürfen aber in Bad Ragaz an der 100. Weinbörse 30 Flaschen davon versteigern. Wer je die Chance hatte, diesen Wein zu verkosten, der wird ihm aber spontan den Kultstatus verleihen. Einen solchen Pinot Noir hat die Schweiz noch nie gesehen! Wer an die Auktion kommt, darf diesen XXXXX vor der Mittagspause verkosten. Und nach der Mittagspause ersteigern.

Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Sie müssen gegen mich als Bieter antreten ...

Auf dem Bild von links: Martin Donatsch, René Gabriel, Heidi Donatsch, Thomas Donatsch

Infos folgen: www.weinauktion.ch

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MANDELGARTEN IM GLAS

Ein Wein aus dieser Lage vom Jahrgang 2002 ist zwar schon recht gereift. Die Geschichte von diesem Grossen Gewächs ist aber noch viel älter. Bereits im Jahr 1456 wurde dieser Weinberg im Zinsbuch des Kloster Weißenburg erwähnt. Der Mandelgarten gehört zum Besten, was die Pfälzer Weinbaugemeinde Gimmeldingen zu bieten hat.

Meine Geschichte ist logischerweise etwas jünger. Beim «Inventar srcollen» stiess ich auf einen vergessenen Posten. Den 2002er Mandelgarten von Christmann hatte ich vor vielen Jahren einmal bei einem Weingutsbesuch gekauft. 19 Flaschen befanden sich noch im Keller und ich überlegte mir, ob ich diesen Riesling nicht in eine grosse Raritätenprobe im Jahr 2020 (siehe www.weingabriel.ch / Events) integrieren wollte.

Wer grosse Weine ankündigt, der sollte sich dessen auch sicher sein. Und so machte ich heute eine «Stichkontrolle». Und dieser Check bereitete mir unglaublich viel Spass.

2002 Riesling Mandelgarten, Christmann, Gimmeldingen, Pfalz: Bereits an der Farbe würde man nie auf einen 17jährigen Weisswein schliessend. Immer noch hellgelb, leicht golden mit grünem Schimmer. Die Nase angenehm süsslich, wuchtig, ausladend mit Spuren von tropischen Früchten wie Papaya, Passionsfrucht und Jackfrut, eine Nuance milder Honig, Melissentöne und feinen Kümmelwürznoten, die herkunftsträchtige Mineralik ist parfümiert zu erahnen. Im Gaumen füllig und lebendig, reich und wunderbar gereift. Riesling muss tanzen und er tanzt. Irgendwo im Hinterkopf hat man eventuell das Gefühl noch hell caramelisierte Mandeln zu erhaschen, aber das liegt wohl auch an dem affinen Namen Mandelgarten. Da freut mich jede Flasche, die ich mit meinen Freunden teilen darf. 19/20 trinken  

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LUST AUF EINE KONKRETE BLINDPROBE?

Eigentlich hasse ich Blindverkostungen! Die daraus resultierenden Resultate schiessen oft weit am eigentlichen Ziel vorbei.

Vor einer Woche sass ich bei einer recht gemütlichen Runde mit unserem Gabriel-Glas-Importeur Boon in Singapur. Doch gemütlich war es nur so lange, bis einer der geladenen Gäste ansetzte und von einer gewaltigen Blindprobe vom letzten November berichtete. Sie hätten da zwölf verschiedene Chevalier-Montrachet’s vom Jahrgang 2014 blind gegeneinander verkostet. Geht’s noch! Einen so grossen und raren und logischerweise auch sehr teuren weissen Burgunder richtet man nicht, man geniesst ihn bewusst und mit Demut. Auch wenn es ein und derselbe Cru ist, so sind doch die Stilrichtungen verschieden. Die Favoriten – reine Geschmacksache! Dabei sei angemerkt, dass mein letztes Chevalier-Erlebnis schon viele Jahre zurück liegt …
Im April vergangenen Jahres durfte ich in Holland bei einer Magnum 2010 Romanée-Conti dabei sein. Sicherlich ein ganz grosser Wein, aber noch viel zu jung. Hätte man mir diesen exorbitant-teuren Wein blind serviert – ich hätte ihn wohl tendenziell «verpasst».

In meinen önologischen Anfängen stellten wir – unter Freunden – oft Blindproben zusammen. Meist mit konkreten Rahmenbedingungen. Ich muss zugeben, dass ich dabei viel lernte. Wichtig war es mir immer, dass ich die grossen Weine von den bescheideneren unterscheiden konnte. Auch generierte ich aus diesen Events meine persönlichen Kaufempfehlungen.  

Ganz besonders schlimm sind die «Tutti-Frutti-Blindproben». Man hat keine Ahnung was kommt und die Weine stammen aus verschiedenen Ländern, Jahrgängen und Rebsorten. Wenn man sich dann ganz intensiv konzentriert, um den Weinen möglichst gerecht zu werden, hört man von Ferne immer wieder die lästigen «Prahler-Errater». Nach dem Motto: «Die Nummer vier ist ganz sicher ein Mouton!». P.S. der Begriff «Errater» stammt aus dem Lateinischen «Erratum» und heisst sinngemäss «einen Fehler begehen». Meist werde ich da noch höflich gezwungen das Chaos zu kommentieren …
Und trotz allen Voten will ich Euch hier eine ganz besondere, konkrete, spannende Blindprobe schmackhaft machen!

Sechs Bordeaux aus Pauillac treten gegen sechs hoch bewertete Weine aus dem Napa an. Alles Cabernet oder was? Alle vom gleichen, beidseitig grossartigen Jahrgang 2015. Auf beiden Seiten wird das gleiche Budget auf die Waagschale gelegt. Die Teilnehmer sind die Juroren und bestimmen die Rangliste. Baschi Schwander und ich sind die weinbeschreibenden Kontrahenten. Der Termin ist der Samstagmittag, 30 März in Zürich. Infos dazu hier

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BORDEAUX-ABSTINENZ

Wenn ich hier an dieser Stelle schreibe, dass ich einen ganzen Monat lang keinen einzigen Bordeaux vor mir im Glas hatte, dann werden viele Leser dies sofort als Fake-News abtun. Es ist aber wahr und hat gar nicht weh getan. Auf unseren Reisen durch Australien und Asien mussten wir – mangels fairer Angebote – meistens auf Alternativen zugreifen. So konnte ich viele neue Weine kennenlernen oder bei den Australiern auf bekannte Weingüter zugreifen. Aufgrund der Hitze war es meistens intelligenter viel Wasser zu trinken oder ein lokales Bier zu ordern.

Gestern kam die Renaissance. So lange stand ich noch nie im Keller, bis ich mich endlich entschlossen hatte. Die Wahl fiel auf den Lynch-Bages 1985. Ein kühler, defensiver Pauillac. Elegant, nicht aufdringlich, immer noch sehr bekömmlich. Während 30 Tagen vermisste ich den Wein aus Bordeaux in keiner Weise. Und jetzt spürte ich bei jedem Schluck was ich einen Monat lang verpasste.

Ich stamme zwar aus der Schweiz, aber beim Bordeaux kommen bei mir schon auch gewaltig viele Heimatgefühle auf ...    



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GÜNSTIGER TREIBSTOFF

Als ich 1975 erstmals den Tank meiner Billig-Occasion füllen musste, zahlte ich in der Schweiz pro Liter Normalbenzin 98 Rappen.
In Australien haben wir im Januar 2019 unser Mietauto mit umgerechnet 85 Rappen pro Liter getankt.

Danach waren wir in Malaysien. Dort ist der Sprit noch billiger ...
Wenn wir hier Auto fahren, dann unterstützen wir ganz kräftig den Staat, damit er sich immer wieder neue Spielchen mit den Autofahrern aushecken kann.



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Tofu, Seegurke, getrocknete Austern in Singapur.

Kann sein, muss aber nicht ...

#bestellichniemehr

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