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ERLEBNISSE IM JAHR 2015

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BARCA-VELHA; WINE OF THE YEAR

Wenn man das Gefühl hat alles schon einmal getrunken zu haben und dann doch noch einen neuen Weltklassewein entdeckt... Den Barca Velha kannte ich schon von früher. Und er war immer grossartig. Aber halt früher - von der Vinfiikation her - ziemlich traditionell. Jetzt bin ich ihm wieder begegnet. Thomas Weissmann hatte ihn zu einem halbunvernünftigen Gelage mitgebracht. Ich genoss ihn, ohne gross zu proklamieren. Ich wollte nicht gegen die tischdominierende Bordeaux-Lobby ankämpfen. Doch Eines kann ich Euch sagen, der 2000er Barca-Velha (19/20) hat mich zutiefst beeindruckt. Im Netz findet man ihn um die 300 Franken. Und - er ist praktisch nur in Portugal erhältlich.Klar hatte ich auch dieses Jahr wieder die allerbesten und teuersten Tropfen auf der Zunge. Aber wer ist schon jeden Tag Kaviar. Das war die genialste 2015er-Wein-Abwechslung

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ELKE DRESCHER’S LANGER WEINTAG

Es gab da gleich mehrere Veranstaltungen an diesem 18. Dezember 2015. In Wien hätte man zu einem Theaterstück von Otto Schenk gehen können. Anke Geissler lud zum Kabarett Brunch nach Leipzig ein. In Berlin fand im Dunkelrestaurant Nocti Vagus ein erotisches Diner statt. Und die Raritätenweinhändlerin Elke Drescher lud zu zwei besonders weinigen Events ein in die Ahr-Region ein.

Ich wählte Plan D! Also flog ich am Morgen nach Köln-Bonn. Dann wählte ich dummerweise den Zug. Mit ein paar Mal umsteigen. Was mir aber die Möglichkeit bescherte im Bahnhof in Köln ein von mir heiss geliebtes und dann kalt gegessenes Mettbrötchen zu ergattern.

In Bad Neuenahr-Heppingen wartete die überschaubar eher kleine Gruppe, in einem gefühlt noch etwas kleineren Raum auf die letzten Teilnehmer. Da gehörte ich jetzt – dank deutscher Bundesbahn – auch dazu.
Der sonor-zuverlässige Edelsommelier Oliver Speh hatte alles schon dekantiert und es ging somit auch gleich los…

Wie der sensationelle 1947 La Mission schmeckte und die Magnum 1961 Margaux und der 1959 Gruaud Larose. Und warum Elke Drescher (Bild) gerade den 1968er Vega Sicilia in den Händen hält..   www.bxtotal.com

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EIN MEMORABLER BORDEAUX-LUNCH

Wo haben Sie denn Ihren Computer, fragte mich mein unmittelbarer Tischnachbar. Machen Sie keine Notizen? Bekommen wir danach keinen Bericht?

Ich kam auf den letzten Zacken an. Man hatte sogar auf mich warten müssen. Also wollte ich mich noch elektronisch aufbäumen und zog es vor, meine Eindrücke auf den Menuzettel zu kritzeln. Und ausserdem hätte selbst mein  Mini-Labtop gar keinen Platz gehabt.

Der Tisch war aus «Tischgrössengründen» mit Gedeck und Gläsern überfüllt. Auch gut so, denn das lässt hoffen. Nach dem Motto: «Lieber viel Platz im Glas als zum Sitzen.»

Und wir wurden in Steinheuer’s Alter Post in Bad Neuenahr-Heppingen nicht enttäuscht. Weder im Glas, noch auf dem Teller. …

Im Bild oben dekantiert Oliver Speh grad den 1990er Château Angélus. Der gehörte zur Abschlusstrilogie – zusammen mit dem Pichon Baron und dem Pape-Clément des genau gleichen Jahrganges.                                                    1950 Cheval Blanc und mehr

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FRANZÖSISCHE SCHÖPPLI FÜR DEN FRANZÖSISCHEN LUCIEN


Der Titel ist gross – die Flaschen hingegen sind ziemlich klein. Aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an…

Mein Freund Lucien besitzt – nebst dem helvetischen, roten Büchlein – auch den Pass der Grande Nation. Und er lebt, wenn er nicht grad fliegenderweise Meilen sammelt, in seinem wunderschönen Haus in Ste. Maxime. Mit seiner Gattin Rita.

Und manchmal kommen dort die Gabriel’s auf Besuch und dürfen einfach so im Keller nach Lust und Laune auswählen.

Und damit das Gefälligkeitskonto kein Defizit aufweist, laden wir die Beiden jeweils im Dezember zu uns nach Eschenbach ein. So kurz vor Weihnachten. In der Regel so um vier Uhr Nachmittags. Denn bevor degustiert wird, kommen die Jasskarten auf den Tisch.

Und entweder Karin oder René kochen was Feines für den Abend. Heuer war Karin dran. Mit dem Burgunder-Geschnetzeltem. Ein Leibgericht von René…
Und das ganze Jahr über zerbreche ich mir den Kopf, was ich da so an diesem Abend jeweils in die Gabriel-Gold-Gläser einschenken könnte.

Ich liebe gewisse Vorgaben. Wenn sich ein Thema ergibt, dann sind nämlich die Rahmenbedingungen klar. Und der längerfristige Memory-Effekt ist garantiert.

Da sich diese Einladung schon zum x-ten Mal wiederholt, brauchte ich etwas länger, um auf eine zündende Idee zu kommen.

So irgendeine Region? Oder den ganzen aber das gleiche Château? Also eine Vertikale? Oder ein bestimmter Jahrgang mit verschiedenen Provenienzen?

Da wir manchmal auch schon mehr Leute am Tisch waren, ergab es sich, dass wir in der Regel aus Normalflaschen tranken.

Jetzt waren wir nur vier Personen. Plötzlich ging mir ein Gedankensblitz durch den Kopf: Viele, kleine, reife, halbe Flaschen…

Der Lafite 1986 war der grösste Wein aber noch zu jung. Vier Weine erreichten 19-Punkte: 1934 Haut-Brion und drei Pomerols vom Jahrgang 1994: Lafleur, Le Pin und Pétrus.                                                                                                   Die ganze Schöppligeschichte

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CHEVAL BLANC IN LUZERN

Wer sich auch nur ein klitzekleines Bisschen mit dem Bordeauxwein auskennt, der weiss was mit «Cheval Blanc» gemeint ist. Das ist ganz klar der wohl berühmteste St. Emilion. Ein veritabler Premier Grand Cru A.

Will man im Netz mehr erfahren und klickt auf Bilder, dann erscheint das Weingut oben links an allererster Stelle. Bevor es aber zu Hunderten von Bildern von weissen Pferden geht, kommt die Gastronomie zum Zug…

So heisst denn ein neues Resort auf den Malediven (Insel Randheli) auch genau so.


In Lembach (Elsass) gibt es die Auberge du Cheval Blanc. In der Schweiz gibt es drei Hotels mit dem Namen Cheval Blanc; in Bulle, Baldersheim und Zofingen.  

Die typisch schweizerische Gastro-Variante zum weissen Pferd, wäre das «weisse Rössli». Auch solche Beizen gibt es ganz viele.
Das bekannteste davon ist aber in Österreich zu finden. Nämlich das weisse Rössl am Wolfgangsee.  

Sucht man spezifisch nach «Cheval Blanc» und «Luzern», so erfährt man, dass der Luzerner Peter Knogl im noblen Restaurant Cheval Blanc in Basel Küchenchef ist.

Die allerbeste, mögliche Cheval-Blanc-Luzern-Verbindung haben 20 Weinfreunde kurz vor den Festtagen 2015 im Restaurant Old Swiss House in Luzern erlebt. Denn auf dem Gabentisch standen fast zwei Dutzend Jahrgänge vom legendären Château Cheval Blanc. Von 1934 bis 2002. Auch die 1947er-Legende war mit dabei!  

Ergänzt wurde dieser einmalige Weinabend mit perligem 2003 Champagne Dom Perignon und der dunkelgoldenen Sauternes-Ikone 1967 Château d’Yquem für das grosse Finale.

Im Bild oben: Pierre-Olivier Clouet (techn. Direktor von Cheval Blanc) und René Gabriel  im Old Swiss House Luzern.

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BLINDTEST IN ZUG 


Da war ich sehr gut drauf!
Und fand fast alles raus!




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VORBEREITUNG IST ALLES

Auf einen «Wettkampf» muss man sich gebührend vorbereiten. Dies, damit man psychisch und physisch auf dem Dampfer ist. So machte ich es auch für das legendäre Munich-Tasting in München.

Da ich am Vormittag noch in Rottach-Egern am Tegernsee weilte, begab ich mich in das herzogliche Braustüberl und genehmigte mir ein Bier, eine Bretzen und sechs Nürnberger Bratwürstchen mit Kraut. Ein klassisches Münchner-Doping also, um ganz sicher über die Runden zu kommen!

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THE LEGENDARY MUNICH-TASTING

Die fünf Sterne vom Hotel Königshof in München sind richtungweisend für diesen unglaublichen Weinabend. Denn – die Endziffer 5 zog sich wie ein roter Faden durch das ganze Mega-Tasting.

Nimmt man alle vinösen Endziffern von Null bis Zehn und beginnt mit den 40er Jahren, so scheinen sich die 5er  als Seriensieger zu etablieren was die Jahrgangsqualität betrifft. Denn; 1945, 1955, 1975, 1985, 1995 und 2005 waren alles ganz grosse Weinjahre. Einzig das Jahr 1965 muss man ganz schnell vergessen.

Mit dem allerjüngsten, noch in den Fässern schlummernden 2015er, scheint sich ebenfalls wieder eine Sensation anzubahnen.

Also liefert die Endziffer 5, über acht Dekaden betrachtet, in der Summe die besten Weine. Zumindest was Rotweine betrifft, besonders in Bordeaux und Kalifornien. Und – um genau diese beiden Gebiete ging es in der Hauptsache an diesem Tasting.

Nicht zum ersten Mal standen sich diese beiden ungewollten Kontrahenten gegenüber. Immer wieder werden da in sportlichen Weinwettkämpfen die Önoklingen gewetzt.

Seit dem legendären Paris-Tasting! Da organisierte der Engländer Steven Spurrier eine Blindprobe, bei welchem die kalifornischen Weine den Bordeaux’ gehörig eins auf den Deckel gaben. Die Franzosen monierten darauf, dass der Bordeaux seine Qualitäten erst nach ein paar Jahren Flaschenreife zeigen könnten. Dies, weil «Terroir»! Zwei Jahrzehnte später wurde die Probe mit den gleichen Weinen wiederholt. Wieder gewannen die Kalifornier. Terroir hin oder her!

An diesem legendären Munich-Tasting ging es auch wieder um eine Gegenüberstellung von Bordeaux und Kaliforniern.
Mit Pétrus, Latour, Haut-Brion, Screaming Eagle, HJarlan, Heitz, Phelp. Groth etc.

Der ganze Abend auf 10 PDF-Seiten www.bxtotal.com

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UNITED COLOURS OF SAUTERNES

Leider korkte der 1975er d'Yquem am Langer-Tasting in München  ein klitzekleines Bisschen. Und der 1985 war zwar besser als ich dachte, aber nicht viel besser als ich vermutet hatte. Nicht auf dem Programm stand der 1945er. Das war nochmals so ein richtig schönes Weinzucker’l zum Finale.
1945 Château d’Yquem: Dunkles, sattes Gold-Braun. Die Nase ist würzig und zeigt viel Feigentöne, Gerstentouch und Kakaonoten. Im Gaumen dramatisch konzentriert, immer noch mit einem polarisierenden Süsse- Säurespiel aufwartend. Ein wahnsinniger Nektar, der die Dramaturgie des sehr oft allerbesten Sauternes (d’Yquem!) hemmungslos ausnützt. Das pfeffrige Finale ist mit einer geballten Ladung Rosinen, Dörraprikosen und fettem Malmsey-Madeiratouch bespickt. Obwohl schon etwas müde war, schlug dieses Genusserlebnis ein wie eine Bombe! 20/20 trinken

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GROSSE, ROTE BORDEAUX’ UND ZWEI ALTE SAUTERNES


Will man einen ganz schönen Genussabend unter Weinfreaks verbringen, dann muss man reife Bordeauxweine öffnen. Will man sich dabei auch manchmal ganz gewaltig ärgern, dann korkt in der Regel die eine oder andere Flasche. Will man sich aber trotzdem wie ein Weinkind kurz vor Weihnachten freuen, dann ignoriert man das ganz einfach. Und erfreut sich dann an der Genusssubstanz welche übrig bleibt. Und das war an diesem «tanninreifen» Diner in der Dichterstube in den Egerner Höfen in Rottach Egern absolut der Fall!

Nehmen wir mal die Fieslinge vorweg und stecken die danach schnell wieder weg: 1982 Léoville Las-Cases (brutaler Kork). Beim 1986 Pichon-Comtesse-de-Lalande bin ich mir ganz und gar nicht sicher. Klar war; er hatte da so was Korkiges. Aber er wies auch jenen TCA-Ton auf, der in diesen Jahren in verschiedenen Kellern grassierte. Oder dann war es einfach eine ganz gewaltige Bretanomyces-Ladung? 

1982 CHÂTEAU MARGAUX MAGNUM

Da braucht es Nerven wie Drahtseile. Oder eine ganz grosse Ration Baldriantropfen!
In derselben 1982er Serie korkte schon der Las-Cases. Dann konnte man sich mit dem sensationellen Lynch-Bages und dem klassischen Palmer 1982 wieder aufmuntern. Und dann dies; die Magnum Château Margaux korkte. 3000 Euro fürs Robinet…

Wie die roten Bordeaux von 1947 La Conseillante bis 1990 Latour schmeckten... www.bxtotal.com
Die beiden, grossen Sauternes (siehe unten)

ERLÖSENDES SAUTERNES-LÄCHELN

Wenigen Teilnehmern ist jeweils bewusst, was es heisst, ein solches Tasting zu organisieren.
Schon am frühen Nachmittag war Thorsten Grubmüller (www.grubis-weine.de) im tiefen Keller und entkapselte, entkorkte und dekantierte. Dann spülte er die Flaschen aus und goss den Wein wieder vorsichtig in die Original-Bouteille zurück.

Die Veranstaltung könnte auch unter dem Motto «Verbrecher kehren immer wieder an den Ort der Tat zurück». Grubmüller war nämlich vor ganz vielen Jahren Koch in den Egerner Höfen.   


1928 Suduiraut: Rotgold mit viel braunem Schimmer. Traumhaftes Bouquet, mehr Malmsey-Madeiranuancen wie Sauternes, Curry, Lorbeer, Dörrfeigen. Ein richtig gehender Rosinencocktail. Im Gaumen reicht ein kleiner Tropfen um die Aromatik explodieren zu lassen, hier nur mehr noch Malzsirup und Likör mit feinen Kräutern durchsetzt, irgendwo ist da auch noch etwas Minziges dabei. Ein sehr reifer und zugleich auch irgendwie noch erstaunlich präsenter Suduiraut. Ein zur Andacht zwingender, schier 90jähriger Nektar. 19/20 trinken

1937 Gilette: Leuchtendes Orangegelb. Unglaubliches Bouquet, er duftet nach frisch geschälter Mandarine und Cointreaulikör, dahinter viel Dörraprikosen, verspielt und parfümiert. Im Gaumen saftig, cremig und superb balanciert, genau so wie die besten  1937er sind. Kein satt machender, schwerer Nektar, sondern schier eine tänzerische Variante. Da nimmt / nähme man gerne noch einen zweiten Schluck. 19/20

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REIFE, ÖSTERREICHISCHE WEINLEGENDEN

Das war der Titel der tollen Veranstaltung. Ausgeschrieben beim Organisator Thorsten Grubmüller (www.grubis-weine.de).

Ich fuhr länger als gedacht. Irgendwo nach Innsbruck lockte mich das Navi Richtung Achsensee. Dann ging’s durch eine wenig besiedelte, waldige Gegend Richtung Tegernsee. 

Da es bereits so Nullgrad kalt war, genoss ich die Wärme im Hotel. Erst wartete ich in der Hotelhalle vom Park Hotel Ergener Höfe und fragte dann nach dem Eventort.

Das sei in der Alm, Hauptgang raus und 50 Meter links. Da es immer noch kalt war, und nicht wirklich nur 50 Meter, fröstelte ich.

Doch der kurze Weg lohnte sich, denn die Alm ist eines der gemütlichsten Lokale, welche man sich für einen solch besonders weinigen Abend vorstellen kann..

Die beiden Jahrhundertweine an diesem Abend: 1999 Grüner Veltliner Honivogl und die 1995 TBA Nr. 12 von Kracher.   
Die ganze Geschichte

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SEMILLON-SENSATION!

Eigentlich wusste ich es. Aber wir hatten uns aus den Augen verloren. Zwei Mal besuchte ich schon das Hunter Valley in Australien und machte dort bei der Winery Tyrell’s einen Halt. Aber das ist leider schon zwei Jahrzehnte her…

Nun bin ich diesem Wein wieder zufällig begegnet. Während meiner Buchpräsentation zur Gabriel-Weinbibel wurde dieser Wein in Salzburg und Wien ausgeschenkt. Ich flippte völlig aus. Einen so perfekten, ansprechenden, trockenen Semillon hatte ich noch nie in meinem etwas verwöhnten Gaumen.


2010 Semillon VAT 1 Tyrell’s Hunter Valley: Extrem hell mit lindengrünen Reflexen. In der Nase wirkt er für einen fünfjährigen Wein extrem frisch und hat noch sehr viele Primäraromen, Agrumenschimmer, florale Züge, unglaublich viele Schichten zeigend und stetig zulegend. Im zweiten Ansatz Brennnesseln, Kerbel, Sauerampfer, grüne Quitte und Williamsbirnen. Im Gaumen mit kräftiger Säure, die ist aber schon perfekt im noch leicht nervigen Extrakt eingebettet ist. Hier entwickelt er noch mehr Aromen als in der Nase, das Finale ist kräftig und sehr lang. Es ist kein weisser Bulldozer, sondern ein grossartiger Wein, von dem man sehr gerne einen zweiten Schluck nimmt. Aus Erfahrung von den Tastings auf Tyrell’s weiss ich, dass solche Weine Jahrzehnte weiter reifen können und dabei dann Melonen- und Honigaromen entwickeln. Also nicht gleich den ganzen Karton «entsorgen», falls man sich von diesem einzigartigen Weltklasse-Semillon in den Keller legt. 20/20 trinken   

Bezugsquelle: www.weinco.at  Preis: € 49.99

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AIGLE LES MURAILLES- SPAR-SONDERAKTION

Der beliebteste Weisswein der Schweiz in Aktion. Da muss man ganz einfach profitieren. Ob man will oder nicht!

Statt 21 Franken nur 14.95. Also 28 % (gemäss Inserat). So hat es der Marketingleiter ausgerechnet. Sieht doch gut aus. Genau unter 15 Franken. Da ist der Kunde doch König!
Oder vielleicht doch der Verarschte?

Nehmen wir Mal den Listenpreis unter die Lupe. Das ist doch der Preis, den man auch beim Produzenten zahlen müsste.

Also surfe ich nach Badoux und ich finde unter www.badoux-vins.ch schnell den Aigle les Murailles. Und zwar für CHF 19.60.

Also woher nimmt der Spar diese deklarierten 21 Franken als Basispreis?

Bei Mövenpick kostet er aktuell CHF 17.50. Bei Coop CHF 15.05. Bei Flaschenpost CHF 17.50. Bei Manor dann CHF 21. Vielleicht hat halt Spar bei Manor geschaut, was der Basis-Preis sein könnte…

Und jetzt werde ich gleich nochmals stutzig! Denn beim Badoux geht es um den Jahrgang 2014. Beim Spar um den 2013er.

Also eine echte Rarität! Ein Reifweinerlebnis, das wirklich nur den Sparkunden zu gute kommt. Denn – alle anderen haben nur noch den jüngeren, frischern Jahrgang im Angebot. Vielleicht Spar den Wein extra extrem lang gelagert und erst jetzt lanciert. Somit ist man dann auch irgendwie konkurrenzlos.
WENIG WINZER-EXPORTLUST

Nimmt man die teureren Weissweine aus dem Waadtland, so stellt man fest, dass die Produzenten Null Bock aufs Ausland haben. Es gibt zwar dann und wann auch spezielle 75-cl-Exportabfüllungen, aber für den helvetischen Markt wird da hauptsächlich immer noch in 70cl-Flaschen gefüllt. Motto: «Weniger drin – aber nicht unbedingt billiger.»

So und jetzt geht es zur Sache. Wie schmeckt denn dieser gross angepriesene Aktionswein?

2013 Aigle les Murailles, Henry Badoux:
Recht intensives Gelb. Offenes Bouquet, etwas gelbe Frucht, blumige Züge, zugänglich, aber mit mässiger Faszination anzugehen. Im Gaumen mit erstaunlich vifer Säure, leicht nervig im Extrakt, apfeliges Finale, es bleibt ein leichter Bitterton zurück. 15/20 trinken   

P.S. 1: Der verwendete Korken ist von absolut billigster Qualität.

P.S. 2: Ich trank den Rest als Schorle. Mit San Pellegrino gestreckt. Da gefiel er mir besser.

P.S. 3: 28 % Rabatt von CHF 21 = CHF 15.12

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30 MAL BORDEAUX’ 1985


Das waren die Gabriel’schen Anfänge in Bordeaux. 1985 war mein erster Bordeauxjahrgang von dem ich schon eine ziemlich stattliche Anzahl von Fassproben im Departement 33 bei den Girondiens verkostete.


Brav notierte ich mir damals schon meine Eindrücke auf, obwohl ich – ganz ehrlich geschrieben – so meine Mühe hatte mit diesen säurelastigen, tanninigen Rohlingen. Ich dachte mir, was noch nicht ist, kann ja was werden…

EIN LATE HARVEST

Die Winzer erzählten mir damals, dass sie beim Jahrgang 1985 Glück im Unglück hatten. Nach der sehr homogenen Blüte war es im entscheidenden Moment lange zu kalt und das Wachstum verlangsamte sich. Zum eigentlichen, geplanten Lesezeitpunkt waren die Trauben noch nicht reif. Dann folgte ein «Indian Summer» und die Winzer brachten mit rund zwei bis drei Wochen Verspätung eine sehr gute und grosse Ernte ein.

Es war aber noch immer die Mode der recht hohen Erträge. Zweitweine, respektive eine grössere Deklassierung waren relativ selten.
So sind denn die 1985er eher schlank. Durch die sehr lange Vegetationszeit konnten die Tannine ausreifen, die Säure galt als passend und die Weine waren von Beginn weg wunderschön balanciert.

Eine ganz grosse Vielzahl ist logischerweise schon längst entkorkt worden. Dies – wohl bei grossem Genuss.

Wer sich Reifweingeniesser nennt, der schaut sich solche Tropfen auch ganz gerne (nochmals) nach 30 Jahren an. Das haben wir an diesem Abend mit grosser Freude gemacht.

1985 Palmer: Noch sehr dunkel, wenig Reifetöne. Beginnt mit einer eindrücklichen Terroir- und Trüffelexpression, schwarze Pflaumen, Braziltabak, würzig, vielschichtig, unglaublich schön von Beginn weg. Samtiger Gaumen, eine tolle, schier rauchige Merlotaromatik zeigend, reife Tannine, erhabenes langes Finale. Besonders gefällt mir die sanfte 1985er Kühle, welche ihm eine ganz besondere Länge verleiht. 19/20 trinken

Das war einer der schönsten Weine des Abends. Aber nicht der einzige 19-Pünkter. Die Siebenseitenstory

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LFP 1, LFP 2 & LFP 3 ERGIEBT
CHÂTEAU LA FLEUR-PÉTRUS


Steht man im Château La Fleur-Pétrus vor der grossen Lagenkarte, so sieht man drei Blöcke von verschiedenen Rebbergen eingezeichnet: LFP 1, LFP 2 und LFP 3.

Diese drei, über die besten Pomerollagen  verteilten Blöcke, repräsentieren die neue Definition von diesem Moeuix-Cru.
Doch bevor wir zur Zusammensetzung von LFP 1, LFP 2 und LFP 3 kommen und das Jahr 2012 aufs Trapez bringen, und die Vision von Eduard Moueix analysieren, wühlen wir in der bisher eher wenig spektakulären Geschichten-kiste von diesem heute, in schierer Diskretion aufsteigenden Pomerol.

1950 kauft der im Libournais erfolgreiche Weinhändler Jean-Pierre Moueix diesen Pomerol-Cru von der Witwe Madame Edmond Loubat, welche in dieser Appellation einige sehr angesehene Weingüter (u.a Pétrus) ihres verstorbenen Mannes weiter verwaltet.

Natürlich hätte man, um die Historik noch viel weiter zurück zu verfolgen, das Jahr 1289 erwähnen können. Denn in diesem Jahr soll Edouard Plantagenêt (König von England und Erzherzog von Aquitanien) die Terroirs von Pomerol präzisiert haben.

Im 15. Jahrhundert definierte man in der Region Pomerol elf «Nachbarschaften». Darunter auch den Sektor Lafleur.
Man vermutet, dass der heutige Name Château La Fleur-Pétrus im 18. Jahrhundert aus einer geografischen Lage zwischen den Katastern «Lafleur» und «Pétrus» entstanden sind. Das Weingut wechselte damals mehrere Male die Hand. Es ist in diesem Zeitraum erst eine Familie Arnauld erwähnt, dann Charles Montouroy und Jean-Pierre-Garet.

Und nun gelangen wir ins bereits erwähnte Jahr 1950 zurück, als Jean-Pierre Moueix sein erstes Weingut im Pomerol kaufte. Mit diesem Erwerb legte er den Grundstein zur heutigen, internen Bezeichnung «LFP 1».

Und weil wir jetzt schon einige Male mit dem Begriff «LFP» konfrontiert wurden, hier die wenig komplizierte Erklärung dieses Kürzels: LFP steht logischerweise für La Fleur-Pétrus. Dieses LFP-Emblem ist seit ein paar Jahren auf jeder Flasche oben eingraviert.

Und selbst dieses ursprüngliche Weingut hat in dessen Geschichte ein paar massive Transformationen erfahren…

Da waren beispielsweise einige kleine Parzellen, welche inmitten von Château Pétrus lagen. Diese wurden in einem komplizierten Verfahren ausgegliedert und durch andere, nahegelegene Terrains kompensiert.

Die grosse Vertikale (Verkostung auf dem Château) von 1950 bis 2012 auf elf Seiten: www.bxtotal.com

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DIE GROSSEN MONTRACHET’S DER
DOMAINE DE LA ROMANEE-CONTI!



In meinem ziemlich intensiven Weinleben hatte ich, bis zu diesem Zeitpunkt, genau fünf Mal die Chance einen Montrachet der Domaine de la Romanée-Conti vor mir im Glas zu haben.



Und – ich kann mich an jede einzelne Begegnung mit diesem gigantischen Chardonnay-Nektar bis ins Detail erinnern. Jetzt kamen nochmals 45 Eindrücke dazu.
Und das innerhalb von drei Tagen!!!


Diese Verkostung wird sich beimeinen ganz grossen Weinerlebnissen einreihen. Und es ist nicht einfach, so fachnüchtern über dieses weissweinige Wochenende zu berichten. Zum einen steht da der Name «Romanée-Conti» als ehrwürdige Headline auf dem Papier. Und dann findet man auch noch das magische Wort «Montrachet» als zweiten Hinweis. Die Kombination dieser beiden Begriffe bildet eine unerschwingliche Magie die man in einer solch dokumentarischen Form weltweit noch nie erleben konnte. Und dieses unglaubliche Privileg war lediglich 14 Männern vorbehalten.

Da war zum Einen Wolfgang Grünewald ein «sehr gut gereifter» Weinsammler, der heute in Appenzell wohnt.
Angereist waren auch zwei besonders honorige Spezialgäste, welche heute mit der Unterschrift auf jeder Etikette der Weine von der Domaine de la Romanée-Conti ihre Verbindung mit diesem Weingut dokumentieren: Aubert de Villaine und Henry-Frédéric Roch.

Bleiben noch elf weitere Gäste. Aus Frankreich; Olivier Bernard (Domaine de Chevalier), Jean Philippe Delmas (Haut-Brion und La Mission Haut-Brion) und Jean-Bernard Delmas (heute Berater auf Montrose). Aus Amerika: John P. Brincko, Jack Daniels, Paul Wolls und der indische Weinguru Pipin Desai. Aus der Schweiz: Jan Martel (Weinhandlung Martel, Daniel Senn (Abacus/Segreto) und…
der hier schreibende René Gabriel.

Verkostet, respektive genossen wurde während drei «weissen Burgundertagen». Am Freitagabend im Restaurant Äbtestube (Küchenchef Roland Schmid) in Bad Ragaz. Am Samstagabend im Restaurant zur Fernsicht (Küchenchef Tobias Funke) in Heiden und am Sonntagmittag im Restaurant Segreto (Küchenchef Martin Benninger) im Sankt Gallischen Wittenbach.

Die Verkostungsnotizen von 1965 bis 2013 Story

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WENN
ES FAST NIE MEHR AUFHÖRT SCHÖN ZU SEIN; WEISSE TRÜFFEL, GROSSE WEINE, TOLLES ESSEN!

Es waren an diesem dreitägigen Müller-Schwefe-Wochenende nicht wenige Basler Weinfreunde dabei. Normalerweise sind die drei schönsten Tage im Jahr für sie die Basler Fasnacht. Diesmal könnte es – für einmal – anders gewesen sein. Denn diese schier nie endenden Probenfolgen – begleitet von unglaublich genialen Mehrfachgängern – überbot alles, was ein polivalentes Geniesserherz begehren könnte.

Als roten Faden zogen sich mehr als ein Dutzend Saint Emilion vom Jahrgang 2000 durch die drei Tage. Und viele andere, wunderschön gereifte Weine.

Aus Normalflaschen. Aus Magnumflaschen. Und einmal stand gar eine Imperiale auf dem Tisch.                                   Alle Weine

Auf dem Bild links dekantiert der Staufeneck-Sommelier Markus Canestrini eine Imperial Giscours 1970. Der Gastgeber Gerhard Müller- Schwefe kontrolliert sorgfältig den Weinfluss und lässt diesen grossartigen Margaux mittels Plastiktrichter in die grossen Karaffen laufen. Sein Sohn Philippe wirkt derweil im Hintergrund als überprüfender Sekundant.

13 ALS GISCOURS-GLÜCKSZAHL

Es sassen 13 Personen am Tisch. Menschen welche an  Paraskavedekatriaphobie leiden
würden diesen Moment jetzt schon im Vorfeld als Unglücksfall ausloten.

Es ist aber ein ganz grosses Glück, wenn man eine Imperialflasche (6 Liter) durch nur 13 Personen teilen muss. Besonders bei solch einem Prachtwein!

Ohne zu wissen, was auf uns zukam, wurden zwei Weine eingeschenkt. Nach ein paar Minuten fragte der Gastgeber, welcher Wein denn besser gefalle.
Da ich beide Weine blind mit 20-Punkten bewertet hatte, streckte ich zwei Mal. Was ich und die anderen Teilnehmer nicht wusste; es war zwei Mal der gleiche Wein in den beiden Gläsern. Einmal der oberste Teil der Flasche und einmal der zweitoberste Teil.  

1970 Giscours: Erste Karaffe. Oberster Teil: Dunkles, fein reifendes Weinrot. Unglaublich aromatisches, vielschichtiges Bouquet, Ledernoten, Kreuzkümmel, mineralische Noten, Korinthen, Tabak, feine Jodspuren. Im Gaumen geht dieser Kräuterreigen weiter, malzige Konturen, immer noch kräftig. Hier trifft sich Potential mit Reife und man weiss gar nicht so richtig, welcher Part mehr Dominanz hat. Sagenhaft! 20/20 trinken

1970 Giscours: Zweite Karaffe. Zweitoberster Teil. Dunkles Weinrot, fein ziegelroter Rand. Geniales Bouquet, dunkles Malz, frisch gehackte Teekräuter, Brazil-Tabak und ein Hauch von einem knapp reifen Cabernet. Im Gaumen halbcremig, unglaublich würzig, eine richtig gehende Cabernetessenz mit viel Terroirakzent, langes Finale. Das ist das grosse Margaux-Kino. Aber nicht vollfein, sondern mit einer passenden Arroganz. 20/20 trinken

1970 Giscours: Nach einer Stunde direkt aus der Karaffe. Das Bouquet hat zugelegt, zeigt enorm viel trüffelige Tiefe, aber irgendwo auch noch blaubeerige Spuren, hinzu kommen Kräuter und ein ganz feiner Hauch von Rosinen und süsslichem Madeira. Im Gaumen wurde er jetzt etwas runder, ohne dabei seine Urkraft zu verlieren. Mittlerweile hatte der Küchenchef Rolf Straubinger neben mir Platz genommen und sagte schier melanchonisch: «Der überlebt uns alle». 20/20

1970 Giscours: Weil Weinfreund André Kunz an diesem Abend nicht dabei sein konnte, füllte G.M.SCH einen halben Liter in eine Mineralflasche ab und servierte diesen Rest am anderen Tag. Weil Neugier auch Durst löscht, probierte ich ihn zum vierten Mal. Er war immer noch unglaublich jung und zeigte keinerlei Spuren von Oxydation!!! Blind hätte ich ihn nochmals mit glatten 20/20 bewertet!

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DIE AKTUELL 200 BESTEN BORDEAUX

Kennen Sie das oben abgebildete Weingut? Dieses Château liegt aktuell an der Spitze vom Gabriel-Klassement. Es ist Château Haut-Brion! Ich habe es bei einem Weingutsbesuch von hinten fotografiert…

Irgendwie scheint auch bei den Bordeauxwertungen die digitale Zeit angekommen zu sein. Denn – wie Haut-Brion haben Margaux, Latour und Lafite ebenfalls einen Schnitt von. 18.8235 Punkten. Doch Haut-Brion gewinnt dann halt knapp ab der fünften Kommastelle mit 18.8235282897949!


Für die Gesamtanalyse der 200 besten Bordeaux wurden die Bewertungen sämtlicher Jahrgänge von 1996 bis 2014 mit einbezogen.
Und so gibt es logischerweise immer kleine Verschiebungen.

Die Einsteiger, die Aussteiger, die Aufsteiger. Alles auf www.bxtotal.com

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DUCRU-DINER

Zu den Höhepunkten einer gelungenen Bordeauxreise gehören immer jene Momente, bei welchen man sich in den Weingütern zu Tisch setzt und ein feines Essen sowie die dekantierten «Hausweine» geniessen darf.

Zwei Dutzend Weinfreunden war dieser Moment gegönnt. Zwar war der Hausherr Bruno Borie nicht da, aber dafür sein langjähriger Kellermeister René Lusseau. Und der hatte glücklicherweise den Schlüssel zum önologischen Tresor in seiner Tasche… 

Bevor es zu den Weinen geht, ein paar Worte zum Kellermeister. Er ist seit 1978 auf Ducru. Wenn er französisch spricht, dann hat er ein brachiales Patois auf seinen Lippen. Man muss da höllisch aufpassen, dass man alles mitbekommt. Und – es lohnt sich ihm zuzuhören, denn er verpackt besonders  Wissenswertes meist mit einer satten Prise von augenzwinkerndem Humor.
Ich kenne ihn seit 1985. Und ich freue mich immer wieder ihn zu sehen. Es sagt über mich, dass ich einer der schnellsten, aber auch präzisesten Verkoster sei. Und, dass er «seinen» Wein am liebsten in meinen Degustationsnotizen wieder liest.

Doch nun ist die Visite vorbei, die Fassproben verkostet und es geht, nach dem Champagner, zu Tisch.
An den langen, grossen Tisch im ehrwürdigen, Geschichte erzählenden alten Saal im Schloss, im ersten Stock.

Glas um Glas wird aufgetragen. Insgesamt fünf Weine. Ein Lalande-Borie 2010, ein Croix de Beaucaillou 2009 und dann drei Jahrgänge von Château Ducru-Beaucaillou: 2006, 1996 und  1986. Also alle Ducru’s in spannenden 10er-Dekaden-Jahrgangsschritten. Das macht in der Summe 130 Gläser…

Auf Ducru-Beaucaillou degustiert man, bei professionellen Verkostungen, ausschliesslich aus dem Gabriel-Gold Glas.

Der Hausherr Bruno Borie trank anlässlich einer grossen Vertikalverkostung in der Wachau aus diesem Glas und machte da gleich bei mir eine Spontanbestellung. 

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SAINT EMILION 2000: SCHÖN GEREIFT

«Ganz toll sind die beiden Überflieger Berliquet und Grand Mayne.» Diesen Satz habe ich damals bei der Primeur-Analyse vom Jahrgang 2000 zur Appellation Saint Emilion hingeschrieben. Da waren es logischerweise noch Fassmuster.

Jetzt bin ich den Beiden in Flaschenform wieder begegnet. 15 Jahre nach der Ernte.

Nicht in Bordeaux, sondern in Deutschland. Auf der Burg Staufeneck. In Salach, nahe bei Stuttgart. Der Gastgeber dieser Probe; der weinige Gerhard Müller-Schwefe.


Das Fazit ist schnell erklärt. Viele Topweine sind jetzt in der schönsten Reife. Das Terroir  bestätigt sich, auch die guten Winzer. Und wenn ein Teil dieser Kombination fehlt, dann wird es – nach 15 Jahren – schon etwas schwieriger.

Wohl noch nicht ganz reif sind die ganz grossen Weine. Wenn man das neue A-Feld betrachtet, dann dürfte dies für den Ausone, Angélus und Cheval Blanc zutreffen. Ein Sonderfall ist leider der Pavie 2000. Der ist, von den Tanninen her gesehen noch sehr jung, aber unten schleicht sich bereits eine Oxydation durch.
Hier eine Zusammenstellung der Weine welche wir unter diesem Thema an der grossen Müller-Schwefe-Probe als «Vorspiel» verkostet haben. Es waren sieben Saint Emilion und ein ganz toller Fronsac (Moulin Haut-Laroque).  Mehr

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SKANDAL: ALGERISCHER WEIN IM BORDEAUX!

1938 wurden in Algerien 21 Mio. Hektoliter Wein produziert. Damals war Algerien noch ein französischer Kolonialstaat. Sucht man in der Historie, so findet man den Hinweis, dass der algerische Wein ein Massen-produkt war und hauptsächlich für den Verschnitt nach Europa exportiert wurde. Hauptabnehmer: Frankreich!

Was wie ein Skandal aussieht, war legitim. Und hat so manchem bescheidenen Wein auf die Sprünge geholfen. Bei einem Mittagessen auf Valandraud erklärte mir der anwesende Gast warum. Warum wir auf dieses Thema kamen?

Der Ausone-Besitzer Alain Vauthier sass auch am Mittagstisch uv Valandraud. Und er erzählte, dass es üblich war, einen schwachen Saint Emilion mit etwas Algerier nachzubessern. Bis zu sechs Prozent wären erlaubt gewesen. Und es hätte sich dabei um eine veritable Qualitätsverbesserung des Weines gehandelt, denn ein guter Algerischer Wein sei teurer als der Saint Emilion gewesen!
Diese Praktik sei Gang und Gäbe gewesen und das letzte Mal beim Jahrgang 1975 angewendet worden.

Blättern wir zurück zu ganz früheren Zeiten. Zu den Claret-Zeiten. Unter Claret verstand man einen hellroten Wein, welcher aus dem Médoc stammte. Zu dieser Zeit kannte man die Chaptalisation (Aufzuckerung) noch nicht. Damit ein Wein lagerfähig wurde, musste er etwa 12 Volumenprozente aufweisen. Um diesen Grad zu erreichen, und auch um den Wein mit etwas mehr Kraft zu verleihen, war es damals üblich, den Bordeaux’ mit algerischem Wein zu vermählen.

Nur war das ein teures Unterfangen. Nicht zuletzt auch wegen den Transportkosten- Somit konnten sich diesen Luxus nur die teuersten Weingüter leisten. Und dieses Prädikat wurde gar auf den Etiketten als «Kundeninformation» deklariert. So gab es beispielsweise einen «Grand vin de Lafite» mit dem Zusatz: «ajouté vin d’Algerie».

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MEMORABLES ANGÉLUS-DINER



Dass man auf einem Weingut die Weine dieses Weingutes trinkt ist ja wohl ziemlich logisch. Dass es aber so weit kommt, dafür muss Mann manchmal Ideen haben…

Blättern wir zwei Jahre zurück. Die Raritätenweinhändlerin Elke Drescher macht eine Probe mit alten Weinen von Figeac und Angélus. Mit dabei ist eine legendäre Magnum vom Angélus 1961.

Und während ich diesen sagenhaften Wein vor dem angereisten Publikum kommentiere, bemerkt Elke, dass sie nochmals – aus dem genau gleichen Keller – eine weitere Magnum in ihrem Angebot hätte.

«Diese Gelegenheit lass ich mir nicht entgehen», denke ich mir und setze mich nach erfolgter Weinhuldigung wieder zu ihr. Und ich bestelle spontan diese allerletzte Magnum. Die sei jetzt aber schon weg, meinte Elke. Mein Freund Thorsten Krauss aus Berlin hätte sich diese während meinen Ausführungen zu diesem legendären Saint Emilion geschnappt.
Innerlich enttäuscht und äusserlich gefasst, sage ich zu Thorsten: «Die trinken wir dann aber irgendwann zusammen!»
Da amikale Harmonie unter Weinfreunden ein unbeschriebenes Gebot ist, nickte er.
Ein paar Monate entdeckte ich in einem Brokerangebot drei Magnumflaschen Angélus 1955. Diese wurden zu einem vernünftigen Preis angeboten. So kaufte ich gleich alle.

Da eine private Weinreise mit ein paar Weinfreunden aus der Region Bern anstand, dachte ich mir; so ein etwas tiefgründigerer Weinabend auf diesem Château könnte ganz gut zum geplanten Programm passen.

So griff ich zu meinem Handy, stellte die Nummer von Hubert de Boüard de Laforest ein und schlug ihm einen genussvollen Abend bei sich zu Hause vor. Und ich bemerkte noch, dass wir allenfalls aus dem eigenen Keller «etwas Älteres» mitbringen würden.
Er war sofort einverstanden. Nun stellte ich noch die Nummer von meinem Berliner Weinfreund ein und sagte ihm, dass er mit seiner 1961er Magnum anzurauschen habe und dass er gefällig sofort einen Flug nach Bordeaux buchen solle.

Zwei Tage später meldete er sich wieder und fragte, ob ein Freund von ihm auch noch mitkommen dürfe. Mit einer Magnum 1995. Auch angenehm, sagte ich.

So fand den der besagte Abend statt. An einem Mittwoch in der dritten Oktoberwoche, just nach der Ernte.  Rest

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BORDEAUX 2003:
EIN HITZE-DERBY


Der Jahrgang 2003 gilt als einer der heissesten Bordeaux-Millesimes der letzten 50 Jahre. Die Reben lieben zwar die Sonne, aber auch hier gilt das Motto: «All zuviel ist ungesund!»

Doch für die Gesamtbetrachtung gibt es ein weiteres Sprichwort um die Bandbreite zu deklarieren: «Keine Regel ohne Ausnahmen!»

Die besten Weine stammen aus Pauillac. Es sind die LaLa’s. Also Lafite und Latour. Beide erreichen bei mir die Maximalwertung von 20 Punkten.

Doch es gibt auch das andere Extrem. So gibt es keinen Le Pin 2003! Der Besitzer Jacques Thienpont hatte den Lesezeitpunkt um eine Woche verpasst. Als er – zwecks Ernte – aus Belgien zu seinem kleinen Weingut nach Pomerol anreiste, waren die Trauben bereits zu Rosinen geschrumpft.

Somit gilt ein drittes Motto für den Bordeaux 2003: «Alles ist möglich – aber nix is fix!»
Das positive Handicap war der Wetterverlauf. Es hat gewissen Weingütern im Norden vom  Médoc einen ganz grossen Jahrgang beschert.

Die grobsteinigen und lehmigen Böden waren ganz klar im Vorteil. Bei kiesigen und sandigen Böden war die Ausgangslage für die Winzer schon wesentlich schwieriger.

Waren sich die Rebbergarbeiter bisher gewohnt die Reben auf Sonnenmanagement zu trimmen, um möglichst viel Sonne an die Trauben heran zu lassen, galt es im Jahr 2003 mit möglichst viel Schatten die Trauben vor der sengenden Hitze zu schützen.

Vielen Weinen fehlten ein paar Evolutionstage. Man rechnet normalerweise von der Blüte bis zur Ernte mit etwa 110 Vegetationstagen. Doch wenn es sehr heiss wird, dann macht die Rebe die «Schotten dicht». Will heissen; sie bekommt zu wenig Flüssigkeit um sich weiter zu entwickeln. Man spricht in solchen Fällen auch von einem Hitzeschock. Um sich zu schützen verharrt sie oder verlangsamt sich.

Dieser Fact führt zu einem Ungleichgewicht der physiologischen Reife. Während die Traubenhaut reif bis überreif wurde, waren die Traubenkerne im Rückstand. Da die Kerne beim Gärprozess etwa 15 % der späteren Tannine mitliefern, blieben diese pfeffrig, kernig, ja gar aggressiv. Je nach Reifegrad.

So ist denn der Bordeaux 2003 ziemlich heterogen ausgefallen. Und auch atypisch. Nicht wenige Kommentatoren beschrieben diesen Jahrgang mit einem amerikanischen Aromen-Touch.

Und darin liegt auch ein gewisser Paradox. Denn, wenn die Médoc-Cabernets heiss sind, findet man nicht selten Parallelen zu einem Napa. Sind die Trauben im Napa knapp reif, so  schmecken diese nicht selten nach Bordeaux.

Vom Markt her gesehen, waren es denn auch mehrheitlich die Amerikaner welche die Werbetrommel für den Bordeaux 2003 rührten und durch deren heftigen Kaufnachfrage die Preise in die Höhe schnellen liessen.

Inzwischen hat sich dieser heisse Jahrgang im Markt abgekühlt. Nur ganz wenige Weine haben eine wirkliche Investitionskarriere hinter sich.

Und nach mehr als 10 Jahren in der Flasche gilt es auch, eine gewisse Entwicklungsbilanz zu ziehen.

Mit einem Vergleich zwischen weiss, rot und süss. So geschehen bei einer Diner-Einladung auf Château Faugères in Saint Emilion. Der Hausherr Silvio Denz liess acht verschiedene 2003er entkorkten und servierte diese blind.

Das kann ratsam sein, aber auch zu einer gewissen Ratlosigkeit führen. Ich merkte schnell, dass es sich um einen sehr warmen Jahrgang handelte. Dass es sich um den 2003er handelte, merkte ich erst im zweiten Anlauf.

Es kann auch sein, dass sich die Weine jetzt Zug um Zug verschlanken und doch noch zu partiellen Bordeaux-Klassikern werden.

Vielleicht bleibt dabei aber ein gewisser Hitzeakzent ein Leben lang bestehen. Und so könnte in dessen Vollreife – vom Charakter her – ein fiktiver Blend zwischen den Jahrgängen 1989, 1983 und 1947 entstehen.     Degustationsnotizen

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ES HERBSTELET UND GRANGELET

Draussen in der Natur ist der Herbst eingezogen. Und in meinem Glas der Grange.

Meine Berufstätigkeit hat es so an sich, dass ich ab und zu, rein zufälligerweise, dem gleichen Wein zwei Mal begegne. Oder manchmal noch öfters…

Vor vier Wochen nahm Jörg Studach einen Penfolds Grange 1998 zum Kartenspielen ins Restaurant Brandenberg mit. Vor drei Wochen war ich in Paris an einem Penfoldstasting mit mit dem Winemaker Peter Gago im noblen Restaurant Laurent. Da stellte er seien neuen 2011er Grange erstmals vor. Zum Lunch wurden 2005 und 1991 serviert. Vor zwei Wochen feierte Thorsten Grubmüller in Golling seinen 40igsten Geburtstag mit einem Grange 1975. Genau den gleichen gab es dann nochmals bei einem Raritätentasting im Cervo in Zermatt letzte Woche. Gestern war ich für eine Präsentation im Stilhaus in Rothrist unterwegs. Im Glas 2009 Penfolds Grange. Es «grangelt» also sehr bei mir. Mal schauen, was ich an diesem Wochenende entkorke…
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23 WEINE VOM JAHRGANG 1975:
LANGES BORDEAUX-VORSPIEL
MIT EXTERNEN TAGESSIEGERN




Es geht bei diesem weinigen Bericht um 40jährige Weine und um eine ebenso weinige Geburtstagsfeier.


Der Geburstagsmann: Thorsten Grubmüller, Weinhändler aus Bad Griesbach im Rottal.

Der Austragungsort:
Restaurant Döllerer in Golling.

Die Gäste: Rund zwei Dutzend Freunde mit ausgewiesener Liebe zum Wein.

Die 1975er Weine: 22 Mal rot. 17 Bordeaux, vier Kalifornier, ein Australier und einmal süss: Château d’Yquem.

Das Menu: Sieben herrliche Gänge aus der gastronomischen Künstlerhand von Andreas Döllerer und seinem Team.

Der beste Wein: 1975 Cabernet Sauvignon Heitz Martha’s Vineyard: Immer noch intaktes, nicht besonders alt wirkendes Granat. Ein Traumbouquet; viel reife Pflaumen, feinste Kräuternoten, ein Hauch Eucalyptus, vermischt mit genau gleich viel Minze, darunter mit schwarzer Schokolade unterlegt, warm, reif und berauschend. Cremiger Gaumen mit einer schönen, schier imposanten Fülle, die Tannine sind rund schmeichelnd und weich, gebündeltes Finale, da finden sich Lakritze und  dunkles Biermalz, extrem lang. Er schlug alle Bordeaux locker und war der Rotweinstar des Abends. 20/20 trinken                  Story

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x
1945 Latour:
Füllniveau; perfekt. Mitteldunkles, jugendliches Granat. Feine Ledernoten zu Beginn, rotes Pflaumemus, traumhafte Medoc-Cabernet-Reflektionen, zeigt einen ganz feinen Geraniolschimmer und frisch gepflücktes Tabakblatt, dann Zedern, grüne Pfefferkörner, insgesamt unglaublich präsent. Kaum zu glauben. Ich rieche an einem 70jährigen Paulliac und der ist noch so frisch und floral! Irgendwie denkt man da auch an Napa. Nach etwa 20 Minuten ging ich zur Nase zurück, bevor ich einen Schluck trank. Da kommt Saunaaufguss, dann frisch gebrochene Rosmarinnadeln und aufgerissene, Baumnussschalen zum Zug. Jetzt habe ich all das geschrieben, ohne den ersten Schluck genommen zu haben. Aber jetzt ist es so weit! Im Gaumen royal, königlich, eine fein verteilte Adstringenz ist da noch vorhanden, aber noch präsenten Tannine sind hoch mild und strahlen eine dramatische Cabernetsüsse aus. Nicht so gewaltig konzentriert wie der legendäre 1961er. Aber auch feiner als der Urtyp von den besten 1945, weil er eben so feine Tannine hat. Ein bewegender Wein mit aromatisch lange anhaltendem Finale. Und da habe ich etwas Martha’s wie Heitz geschmeckt, also Schoko und Minze. 20/20 trinken

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SCHÖNHEITS-TRILOGIE

Was für ein Bild! Die charmante Food & Beverage-Managerin vom Cervo in Zermatt, Rahel Jost (Bildmitte) servierte das Dessert höchst persönlich. Links oben; 1975 Château d’Yquem. Rechts unten: Aprikosendessert, hausgemachtes Vanilleeis.

1975 d’Yquem: Füllniveau; perfekt. Orangegolden. Frisches, klares, fast pfeffriges Süssbouquet, deutliche Botrytisanzeige mit ganz vielen Schichten, Melissentöne, Orangenblüten, junger Orangelikör. Im Gaumen saftig, elegant und mit einer wunderschönen, feinen Rasse ausgestattet. Eine perfekte Flasche, welche heute auf dem Peak ist und für viele weitere Jahrzehnte Genuss garantiert. 20/20 trinken 

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SCHMECKT DER  WEIN IN DEN ALPEN ANDERS?

Vor vielen Jahren veranstaltete der heute in Zürich hantierende Bündner Gastronom Beat Caduff dem Weisshorn (2'653 M.ü.M) ein hochstehendes Gipfeltreffen mit erstklassigen Weinen. Aus eigener Erfahrung sei es wichtig, dass man die Weine schon Wochen zuvor auf diese Höhe akklimatisiere, meinte Caduff damals, als er die Weine vorstellte.
Genau dies hatte der Veranstalter von zwei Jahren für das alpine Wine & Dine im Restaurant Tafelspitz auf dem Stubaier Gletscher auf 2'900 Meter nicht gemacht. Nämlich die Weine rechtzeitig in die Bergwelt zu spedieren. Ich durfte/musste den Abend kommentieren und es fehlte da sämtlichen Weinen an Komplexität. Zudem hatte ich das Gefühl, dass viele der Teilnehmer nicht nur einen Höhen- sondern ziemlich schnell auch einen anderen Rausch hatten.   

Bei einem Flug wird der Druck der Kabine so eingestellt, dass dieser mit einer Meereshöhe von ca. 2'400 Metern vergleichbar ist. Hier hat man ziemlich konkrete Hinweise über den möglichen Einfluss. Ebenerdig herrscht ein durchschnittlicher Luftdruck von rund 1000 Hektopascal. Auf rund 10'000 Metern sinkt dieser Wert um etwa 25 %. Bei Tests wurde festgestellt, dass sich im Flugzeug besonders die Wahrnehmung von süssen und salzigen Aromen reduzieren.  

Bei mir persönlich betrug die Höhendifferenz zu Zermatt genau 1'137 Meter, denn mein Wohnort Eschenbach (LU) liegt auf 473 Metern über Meer.

Um die Theorie, dass Weine sich rechtzeitig an die neue Höhe gewöhnen müssen zu respektieren, hatten Patrick und ich schon Monate zuvor die Weine kontrolliert, in Serien zusammengestellt und dann bereits vor dem Sommer (das Tasting war im Oktober) nach Zermatt spediert. 

Da ich bereits genau eine Woche zuvor an einer 1975er-Probe im österreichischen  Golling (476 M.ü.M.) teilnahm, konnte ich nicht wenige gleichnamige «Zermatter-Weine» direkt mit den «Gollinger-Weinen» vergleichen. Fazit; für mich persönlich war praktisch kein Unterschied ersichtlich. Ausser, dass mir die vergleichbaren Weine in Zermatt ein Bisschen besser schmeckten. Aber das lag wohl am Gabriel-Glas. In Golling waren etwas zu hohe «Becher» im Einsatz.

Freilich gibt es um die Diskussion, was Höheneinfluss von Weinen anbelangt noch weitere Theorien. Eine so richtig zuverlässige Analyse habe ich im Netz nicht gefunden. Ausser meiner persönlichen Erfahrung. In jedem Fall muss sich der Verkoster ja jeweils eh in gewisser Form arrangieren.

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MAGNUM-GLÜCK

Mit älteren Magnumflaschen ist das immer so eine Sache. Diese kosten im Markt meist viel mehr als zwei Flaschen. Wenn man zwei Flaschen kauft und eine davon korkt, hat man die 50:50-Chance auf eine gute Ersatzflasche.
Wir hatten Glück, denn genau eine Woche zuvor hatte ich Kontakt mit einer korkigen Magnum Pétrus 1975.

1975 Pétrus: Magnum. Füllniveau: IN-TS. Viel dunkler als alle anderen Pomerols in der Serie; sattes Purpur. Unglaublich süsses Pralinenbouquet, Kokosnoten darin zeigend, Orangeat und Lebkuchennoten, kalte Himbeerenkonfitüre, damit zeigt er noch erstaunlich viel Frucht. Im Gaumen findet man durch die nussige Schokonuancen und den Kokosraspel eine Kombination von Bounty. Durch die feine Alkoholanzeige erinnert er auch an Baileys. Ein hoch reifer Wein mit sehr gutem Rückhalt. Ich war ganz happy, dass dieser Pétrus viel mehr als nur o.k war. Beeindruckend war seine ungestüme Kraft. Erstens; weil ich vor einer Woche eine Magnum mit Korkfehler im Glas hatte und zweitens; weil in dieser Sechserserie nur noch der Figeac und der Eglise Clinet «irgendwie» sehr gut waren. Also ein grossartiges Pétrus-Magnum-Erlebnis. Man kann es drehen und wenden wie man will, dieser Wein hat in solchen Fällen einfach das gewisse Etwas. Etwas was andere Pomerols in dieser Form einfach nicht haben. 19/20 austrinken  

Laut winesearcher.com könnte man eine Magnum Pétrus 1975 aktuell für CHF 5'834 kaufen. Bei Fine & Rares Wines in London.

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1975 & 1945 IN ZERMATT

Kennen Sie das Dorf Pratobornum?

Ich auch nicht! Respektive ich wusste ich erst beim Recherchieren, dass der Name Zermatt aus dem lateinischen Namen Pratobornum abgeleitet wurde und eine zeitlang sogar den französischen Namen Parborgne trug. Aber das ist Gipfelschnee von gestern…  

Heute ist das auf 1610 Meter über Meer gelegene Dorf Zermatt mit knapp weniger als 6000 Einwohnern eines der beliebtesten  Feriendestination der Schweiz. In der Statistik liegen vor Zermatt nur noch mondäne Städte wie Zürich, Genf und Luzern. Doch dann folgt Zermatt mit 7'240 Betten und 149'374 Logiernächten. Durch die Information, dass im letzten Jahr 73'100 Ankünfte registriert wurden, kann man evaluieren, dass die meisten Gäste zwei Tage lang bleiben.

Also genau so lang wie unsere Truppe, welche ein Wochenende im Cervo Resort Hotel verbrachte. Das Ziel war nicht das berühmte Matterhorn zu ersteigen, sondern in wesentlich  genüsslicher Form die besten «Gipfelweine» zu eruieren.

Der Bordeaux 1975 galt in seiner Jugend als sehr grosser Jahrgang. Dies aus verschiedenen Gründen. Die vorangegangenen Millésimes 1971, 1972, 1973 und 1974 galten als miserabel, schlecht, mässig oder passabel.
Einzig der 1971 wäre ziemlich gut gewesen. Aber damals spielte die Musik noch fast ausschliesslich am linken Ufer und so interessierte sich niemand für die sehr gut gelungenen Weine aus dem Libournais.

Zweitens war ein Jahrgang damals gross, wenn er viele Gerbstoffe aufwies und über eine sehr gute (hohe!) Säure verfügte.

Es gab keine Mengenbeschränkungen und fast keine Zweitweine. Somit bestanden nicht wenige Crus zwar aus Säure und Tannin aber es mangelte meist buchstäblich an Fleisch am Knochen. Der positive Beginn bröckelte aber bald in den folgenden Jahren. In seiner Entwicklung musste der Bordeaux 1975 immer mehr Haare lassen und verlor zunehmend an Sympathie.Die Weine entwickelten sich langsam, blieben irgendwie noch hoffnungsvoll oder zeigten sich ausgemergelt.

Wenn man die Weine heute – nach 40 Jahren –unter die Lupe nimmt, so trifft man einen soliden Jahrgang an, der zwar seine Lagerfähigkeit bewiesen hat, aber die Restfaszination ist nur noch für relativ wenige Weine vorhanden.

Viele heute zuverlässige Châteaux’ haben damals miserable Leistungen abgeliefert. Nicht zuletzt wegen einem überaltertem Barriquenpark, mangelnder (oder nicht vorhandener) Temperaturkontrolle und vielen weiteren Qualitätslücken vom Rebstock bis zur Flaschenabfüllung.

Wie die Weine von den Jahrgängen 1975 und 1945 schmeckten. Und der Phélan aus der 15 Liter und der Le Moulin aus der 18 Liter.

Das steht wie immer auf der Zahlseite: www.bxtotal.com

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DIE RACLETTE ODYSSE

Zermatt und Raclette! Es gibt wohl kein anderes Dorf in der Schweiz in dem mehr von diesem klassischen, warmen Käseabstrich gegessen wird. Also müsste es doch ein Einfaches sein mit einer grösseren Gruppe eine restaurative Hütte für eine Raclette-Party zu finden. Denkste…

Manchmal ist die Vorbereitung für das Detail anstrengender als jene für das Grobe. Für das Rahmenprogramm vom Samstagmittag suchte ich noch einen Ort für Trockenfleisch und Raclette. Am liebsten mit Blick auf das Matterhorn. Nicht im Dorf, sondern in der Höhe. Damit die Gäste (viele waren noch nie in Zermatt…) auch an diesem Wochenende, mit zum Teil sehr langer Anreise, auf deren optische Rechnung kamen.

Wir hatten gleich beim ersten Anlauf Glück! Beim Rekognoszierungs-Ausflug im Sommer aufs Gornergrat machten wir einen Zwischenhalt im Hotel Riffelberg. Als ich den Wirt auf unsere Gruppe ansprach, meinte er zwar, dass sie sonst eigentlich eine Woche zuvor schliessen würden. Für eine solch grosse Gruppe würde er gerne den Samstag darauf für uns die Bude exklusiv öffnen. Also hatten wir einen Deal.

Dann kam die Bestätigung mit der Bedingung, dass wir 40 Personen sein müssten und auch sonst noch so einige Kriterien erfüllen sollten. Ich teile ihm mit, dass ich zwar bereit sei für 40 Gäste zu bezahlen, aber wir etwas weniger Personen sein würden. Beim nächsten Mail sage er dann ab. Zurück auf Feld Eins

Er war aber sehr hilfsbereit und meinte, ganz oben auf dem Gornergrat könnte es klappen. Eigentlich wollte ich nicht dort hin, denn wir hatten dort miserabel gegessen. Und sauteuer. Aber in der Not isst der Teufel ja bekanntlich auch über dem Budget….

Dann kam die Information, dass ausgerechnet an diesem Tag dort oben eine noch grössere Gruppe Japaner sei und sie dann doch lieber diese noch grössere Menschenanhäufung abfertigen würden. Also zurück auf Feld eins!

Ein Bekannter von mir hatte mir als Tip das Restaurant Ried angegeben. Also griff ich zum I-Phone und wählte diese Nummer an. Er hätte schon von meinem Anliegen gehört, meinte der Wirt. Aber leider würde er genau an diesem Wochenende das Restaurant in Zermatt wechseln. Also wäre weder das Ried noch das neue Restaurant an diesem Samstagmittag offen. Aber gerne ein anderes Mal…

Ich bekam einen weiteren Tip: Restaurant Sunnegga. Genau eine Minute von der Bergstation. Der Wirt nahm ab und sagte spontan ja. Kein Problem. Machen wir gerne. Trockenfleisch und Raclette. Kein Problem. Wäre bei Ihnen Standard. Ich sagte eben so spontan zu und fragte noch nach einer Zusatzformel für den Spitzenwinzer, welcher seine Weine vorstellen würde. Ich wollte nämlich meinen sehr weinigen Gästen das Beste vom Wallis nicht nur in bissiger, sondern auch in flüssiger Form vorstellen.
«Das geht absolut nicht. Wir haben Lieferverträge mit anderen Winzern und das Mitbringen von eigenem Wein ist nicht möglich!», meinte der bis vor kurzem noch freundliche Herr auf der anderen Telefonseite.
Also wieder zurück auf Feld Eins!

Ich bekam dann von einem Einheimischen noch einen weiteren Tip: Restaurant Simi. Nach einem Anruf und einem Mail war alles geritzt. Also ging die Formel «Raclette und Zermatt» nach mehreren Anläufen doch.
Mann muss halt hartnäckig sein!                                      www.restaurantsimi.ch

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Das grosse Interview im Zentral


















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WAS HAT DER PENFOLDS ST. HENRI MIT PETER GAGO & RENÉ GABRIEL GEMEINSAM?

Sie werden wohl nie darauf kommen. Höchstens wenn Sie ganz genau auf das Etikett vom Penfolds St. Henri achten. Auf das zweite Wort unter dem Brand. Da steht, dass der erste Jahrgang im Jahr 1957 auf den Markt kam.

Genau in diesem Jahr kamen auch Peter Gago und René Gabriel «auf den Markt». Mit einer zeitlichen Differenz von zwei Tagen. René am 23. April und Peter am 25. April!

Und noch etwas haben wir gemeinsam. Wir schwärmen beide euphorisch für diesen, immer noch unterschätzten «Penfolds-Grand-Cru»…


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P
ENFOLDS IN PARIS - MIT GAGO UND GABRIEL

Einmal Paris und zurück! Das gibt es in zwei Mal Buchform. Einmal von Claire Vernay und einmal von Johannes Werner Günther. Und jetzt kommt noch eine besonders weinige Geschichte nach demselben Motto, von René Gabriel dazu.

Der Slogan hätte aber auch anders heissen können: «Mit dem TGV zu den TGV’s».
Den ersten Begriff kennen wohl die meisten. Es geht um den train grand vitesse. Der fährt Spitzengeschwindigkeiten bis zu 320 Kilometern in der Stunde.

Beim zweiten Begriff TGV geht es um eine Gabriel’sche Worterfindung. Damit meine ich trés grand vin. Und beides könnte man in der nachfolgenden Geschichte miteinander vermischen. Denn ich fuhr mit dem TGV effektiv zu den TGV’s.
Wenn Gabriel nach Paris fährt, dann müsste es sich eigentlich logischerweise um französische Weine handeln. Falsch!   
Es handelte sich um australische Weine in Paris. Genauer; um jene von Penfolds. Um die neueste Palette. Und weil viele Geschichten mit einer Vorgeschichte beginnen, hier ein paar Details von «the making of».

Von Wine & Partners (Wien) bekam ich folgendes Mail: «Peter Gago ist am Mittwoch, 23.9. in Frankfurt und am Freitag 25.9. in Hamburg und würde wahnsinnig gerne mit Dir seine aktuelle Kollektion degustieren (ca. 15 Weine). Der Termin wäre am Mittag. Du könntest also locker am Vormittag anreisen und abends zurückfliegen». Doch die beiden Termine waren leider schon vergeben. Am 23. war eine Probe mit Château Latour angesagt. Am 25. eine Horizontale von Bordeaux 1975 in Golling beim Döllerer. Also sagte ich mit Bedauern ab.

Ob es allenfalls am 28. September in London gehen würde, wurde nachgehackt! Da wäre ich zwar irgendwie in der Nähe gewesen. Nämlich auf der Schottischen Insel Islay am Whisky-Schnüffeln. Also musste ich wieder passen.

Dann könnten sie mir noch den 18. September in Paris anbieten. Bingo! Das passte, also machte ich eine Zusage und fuhr mit dem TGV von Basel nach Paris. Und wieder zurück!

Peter Gago macht nicht nur den Penfolds-Wein, er promotet ihn auch gleich selbst. Deshalb stellt er jeweils im Herbst in einer Tour durch die ganze Welt «seine» neueste Palette vor. Respektive die neuesten Jahrgänge, welche dann – ein paar Wochen später – auf den Markt kommen. Beim Riesling war es der 2015er. Bei den Chardonnay’s zwei 2014er und ein 2013er (Yattarna). Bei den roten Weinen präsentierte Gago fast alles 2013er. Ausser beim St. Henri (2012) und dem Grange (2011). 

Die Story mit dem Penfolds Grange 2011 (19/20) und allen anderen neuen Penfolds-Weinen auf www.bxtotal.com

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CHÂTEAU LATOUR-LUNCH
VON
1970 BIS 2000
VON 12 BIS 17 UHR



In dieser Geschichte geht es um einen ganz berühmten Turm. Er steht in Pauillac und der Wein, der den französischen Namen von «Turm» trägt, liefert mit einer stoischen Regelmässigkeit schier Jahr für Jahr den Sieger im Gabriel-Klassement.

Entweder als Rang Eins oder halt als einer der drei allerbesten Bordeaux’. Über all die letzten Dekaden gesehen ist Château Latour der beste Grand Cru. Nicht zuletzt auch deshalb, weil dort – durch sein sagenhaftes Terroir – auch in tendenziell schwierigeren Jahren, ein meist sehr bemerkenswerter Wein entsteht.

Natürlich ist es nicht der Turm der den Wein macht, sondern die Equipe, welche durch minutiöses Qualitätsmanagement im Vergleich die Konkurrenz immer wieder aussticht. Früher war Jean Paul Gardère der Latour-Direktor, dann John Kolasa. Heute ist Frédéric Engerer für die 750'000 Rebstöcke verantwortlich, aus welche drei Weine produziert werden; «Pauillac de Latour», «Les Forts de Latour» und «Château Latour».  

In dieser Story geht es auch um andere Bordeauxtürme, welche in deren Weinnamen das Wort Latour einverleiben. Und es geht um einen besonderen Lunch für 9 Gäste, welche im Gabriel-Keller Platz nehmen durften. Mehr:  www.bxtotal.com

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DONATSCH-JUBILÄUM MIT 25 WEINEN

Montag ist aller Donatsch Anfang!
Die Familie Donatsch lud ein, zu 40 Jahren Chardonnay und 40 Jahren Donatsch-Barrique. Und – ein gutes Dutzend Journalisten trabten an!  


Zu den Donatsch’s in den Ochsen Malans. Zu Thomas Donatsch (im Bild rechts) und zu  Martin Donatsch (im Bild links). Und – nicht zu vergessen – zu Heidi Donatsch (nicht auf dem Bild). Die Frau, welche die Stellung hält und nicht selten die Fäden in den Händen hat.
Ich war in den vielen Jahren meiner hobbymässigen Weinschreiberkarriere schon an manchen önologischen Manifestationen, aber eine solche Anhäufung der wohl  einflussreichsten und somit auch besten Weinjournalisten sah ich bisher noch an keiner helvetischen Verkostung.

Am grossen Holztisch, im just eröffneten Torkel sassen Eva Zwahlen, Susi Scholl, Andreas Keller, Thomas Vaterlaus, André Kunz, Alain Kunz, Ruedi Trefzer, Sigi Hiss, Paul Imhof, Stefan Keller, Martin Kilchmann und die beiden Gabriel’s.
                                                               
Geboten wurde eine grossartige Retrospektive durch das weinige, angesehene Schaffen der Donatsch’s über 36 Jahre. Der jüngste Wein, der Chardonnay Passion vom Jahrgang 2014, der älteste, ein mehr als nur gut erhaltener Chardonnay Frassa aus dem Jahr 1978!

Ich bin in vielen Weingegenden in der ganzen Welt unterwegs. Meist geht der Generationenwechsel nicht so harmonisch und so reibungslos über wie zwischen Thomas und Martin Donatsch. Also gilt die Vorbildfunktion nicht nur beim Wein, sondern auch familiär.  Wie die 11 Chardonnay's (1978 bis 2014) und die 14 Pinot Noir's schmeckten.  www.bxtotal.com

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NEUE ART VON WEINFÄLSCHUNG

In der schonen heilen Weinwelt ist schon ganz viele nicht mehr so heil. Besonders ärgerlich sind fiese Fälschungen. Und solchen bin ich leider auch schon ein paar Mal begegnet.

Nun schlägt es aber den Weinflasche buchstäblich den Boden aus.
Aus Amerika wurde mir folgende Geschichte zugetragen. Ein Weinfreund hat eine sauteure Flasche Bordeaux 1929 gekauft. Begutachter und entkorkt. Alles Original. Dann hoffungsvoll mit gutem Gefühl ins Glas eingeschenkt.

Dann folgte die ganz grosse Enttäuschung. Es war ganz und gar nicht der besagte Bordeaux 1929 sondern eher alter Chilewein. Zufälligerweise betrachtete er die Flasche dann von unten.

Und siehe da: zwei «Einschusslöcher». Da hat doch ein krimineller Jemand tatsächlich mit einem feinen Bohrer (Zahntechnik lässt grüssen) zwei Löcher gemacht, den Wein dann unten heraus dekantiert, genüsslich getrunken. Und dann wieder, durch dieselben Löcher irgendetwas eingefüllt und das Glas fachmännisch verschweisst. Und dann auch noch mit weissem Glas, damit man es dann ganz genau sieht.

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BORDEAUX 1955 - MIT MURTENSEEBLICK



Was haben Kevin Kostner, Mr. Bean (Rowan Atkinson), Nicolas Sarkozy, Bruce Willis, Michel Platini, Heintje, Bill Gates, Alain Prost, Billy Idol und Moritz Zürcher miteinander gemeinsam?

Alle diese Männer wurden im Jahr 1955 geboren! Und – ich nehme an, Sie kennen alle sehr gut oder vom Hörensagen. Ausser den Letzten. Moritz Zürcher Im Bild links mit Moritz Bier) ist kein international bekannter Star. Und diese Rolle gefällt ihm. Wer ihn kennenlernen will, der muss nach Avenches fahren. Ins Restaurant des Bains.


Dort wirtet er mit seiner Frau Françoise und pflegt eine anspruchvolle Küche und eine ausnehmend gute Weinkarte. Und – weil dieses Restaurant in der Nähe des Ferienhauses von René Gabriel liegt, ist er dort Stammgast, wenn er jeweils in seinem in der Vully Region weilt. Von dort hat, respektive hätte man einen wunderschönen Blick auf den Murtensee. Wenn nicht die oben abgebildeten Flaschen im Wege stehen würden…

Die Fotoparade oben zeigt die noch Bordeauxflaschen vor einer unvergesslichen, sonntäglichen Genuss-Degustation.
Gewidmet einem wunderbaren Freund als verspätetes Geburtstags zu seinem 60igsten Wiegenfest.

Alle Flaschen stammten vom Jahrgang 1955. Alle aus Bordeaux. Cadet-Piola, Cos d’Estournel, Lynch-Bages, Ducru Beaucaillou, Domaine de Chevalier, Grand-Puy-Ducasse, Pape-Clément, Ausone und Château Latour. Und zum süssen Finale noch den wunderschön gereiften Château d’Yquem – logischerweise auch 1955.   Mehr

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1999 Brunello di Montalcino, Soldera
Wie die Flasche in meinem Keller kam, weiss ich nicht mehr. Im Ofen bruzelten die Gnocci an Tomatensauce und ich ging in den Keller. Ein Italiener dazu wäre nicht schlecht, dachte ich mir. Also griff ich nach diesem Soldera und dekantierte ihn. Am Anfang war er eher stumm und blockiert. Wenn nicht sogar bockig. Doch dann zeigte er sich mehr und mehr. Nicht mit Frucht, sondern mit einer dunkeltrüffeligen Terroirtiefe. Im Gaumen malzig und dörrpfalumig, aber ohne jegliche Süsse. Die Tannine blieben etwas sehnig, aber mit jedem Kontakt legte er wieder einen Zacken zu. Nach einer Stunde war er perfekt. Das letzte Glas trank ich, als ich diese Zeilen in die Tasten hackte. Da war er am Besten! 19/20 austrinken   

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IN BERLIN WAR DER WEINBÄR LOS



Ob es solche Weinbären wie oben abgebildet im richtigen Leben wirklich gibt, ist zu bezweifeln. Aber in Berlin gab es für einen Abend lang rund ein Dutzend gestandene Männer, welche zu Weinbären mutierten…

Ort des Geschehens: Restaurant Hot Spot beim freundlichen Chinesen. Er wird Wu genannt. Eigentlich hätte er einen ganz anderen Namen, aber der sei zu kompliziert. Also nur Wu!

Das Partizipationssystem: Jeder bringt eine Herzblutmagnum mit. So eine Art Wein für eine einsame Insel. Jeder hatte in der Folge dann erklärt warum er gerade diese Flasche…

Hoffentlich hat dann auch jeder einen Korkenzieher mit dabei, wenn es mal wirklich so weit ist!

Fragen Sie mich nicht, was ich auf ein solch kleines Eiland mitnehmen würde. Es ist eh eine rein hypothetische Frage. Eher wohl eine Magnum. Und eine solche hatten wir (fast) alle dabei. Obwohl wir nicht auf einer einsamen Insel waren, sondern in der Eisenzahnstrasse.

Kommen wir zum allerersten Glas. Das war kein Gabriel-Glas, sondern so ein mittelgrosses, hochbauchiges Glas mit einem eher zu kleinen Loch oben. Mister Wu ist Gabriel-Fan. Er hat auch eine sensationelle Weinkarte. Aber er ist auch sparsam. Leider!
Also; im ersten Glas war ein glockenklarer, sehr traubiger 2012 Riesling Kabinett von Egon Müller (17/20). Grossspassiger Beginn!  

Sein Nachfolger, der 2008 Riesling Spätlese Zeltinger Sonnenuhr von J.J. Prüm (18/20), punktete erst im Gaumen so richtig… Fein, elegant, sublim. Davon hätte ich noch sehr viel mehr trinken können…
Weiter mit dem Riesling Nummer drei: 2002 Westhofen Kirchspiel von Wittmann. Reif und ganz und gar nicht müde, geprägt von einer nonchalanten Eleganz. Ihn hatte die Altersmilde erreicht. Und trotzdem muss man sich da auf keinen Fall beeilen. (18/20).

Dann, erster Abstecher nach Österreich; 1993 Grüner Veltliner Honivogl, Hirtzberger. Das war die ganz grosse Wachauer-Klasse. Ein sehr aromatischer Wein mit unerhört viel Würze. So in Richtung, Kümmel, Physalis und Quitte. Der war wohl in der Jungend sehr dick, denn es war immer noch ziemlich viel mundfüllende Opulenz da. Das war mein allererster Punkte-Ausflipper: 20/20.   

Zwei weisse Burgunder: Am Nachmittag waren wir lange auf einer Bootsfahrt und hetzten dann fast zu diesem Magnum-Termin. So war es nicht möglich den 2005 Meursault Clavoillon von Leflaive richtig runter zu kühlen. Doch er schaffte seine Faszination auch im wärmeren Ausschankbereich. (19/20).

Mit viel Pep und Vinifikationspräzision war der zweite Burgunder (richtig gekühlt!) im Glas daneben unterwegs. 2011 Meursault Perrières von Lucien Le Moine. Mit genügend Holz zwar, aber auch einer schönen Portion Mineralik, welche für den Ausgleich sorgte. Und auf jeden Fall folgendes dokumentierend; dass Meursault eine völlig unterschätzte Weissweinregion im Burgund ist.  

Die Leichtigkeit des Seins: 2012 Ihringer Winklerberg von Petra und Horst Konstanzer. Man hätte – von der Farbe – her durch das Glas hindurch Zeitung lesen können. Die Nase zärtlich, so mit Himbeeren und Zwetschgen, aber auch von einer dezent stieligen Landweinwürze durchsetzt. Für mich sind das Business-Lunch Weine. Man fühlt sich sauwohl dabei und könnte am Nachmittag sogar noch arbeiten. Wenn man müsste. (17/20).

2011 Bonnes Mares Comtes de Vogüe

Er lag so ungefähr in der Mitte. Nicht von der Wertung her, sondern vom Programmablauf. Da hatten doch ein Dutzend gestandene Männer je eine ganz besondere Magnumflasche ins Restaurant Hot Spot in Berlin zu meinem Freund Wu mitgebracht. Und eine nach der anderen wurde entkorkt, herumgereicht, eingeschenkt und genüsslich getrunken. So weit ich mich erinnern kann, kam diese sagenhafte Doppelbouteille gleich nach einem ganz besonderen Gericht. Ein Gericht, welches die Schlangensuppe von letztem Jahr in Hong Kong noch übertraf. Quallenstreifen mit Gurken! Die Qualle war durchsichtig und so eine Art Mischung zwischen Glasnudeln und dünn geschnittenem Plastik. Geschmacklich war das Ganze ziemlich neutral. Will heissen; die Gurken gewannen das Aromarennen.

Doch jetzt zurück zur Magnum Bonnes Mares. Für mich ist das der «Mission des Burgunds». Warum? Gross und irgendwie grobschlächtig zugleich. Man könnte ihn auch als ungehobelte Grösse deklarieren.  Mangelnde Finessen gehen da zu Gunsten von Charakter gleich wieder auf. Die Aromen tiefschürfend, rauchig mit viel tabakigem und pflaumigem Schimmer. Und dann alles noch umgarnt von einer unglaublichen Gewürzkiste. Die Herumreichung der Flasche begann von links nach rechts. Ich sass in der Mitte vom Tisch, als die Flasche auf der anderen Seite passierte, griff ich nochmals danach. So schnell kommt der mir wohl (leider) nicht wieder ins Glas. Schon gar nicht in der Magnum 19/20

So eine Frechheit. Da haben doch wirklich zwei austriatische Magnummänner es gewagt zwei Blaufränkische an einen solch honorigen Weinabend mitzunehmen. Mögen Sie sich vielleicht denken – aber ich nicht. Das Problem dieser Rebsorte ist nur, dass diese nicht international angepflanzt wird. Vielleicht aber auch, weil diese Sorte nur in der Grossregion Neusiedlersee so gewaltig gross wird. Also Local-Heroes. Mir egal. Wer nicht begreift, dass genau diese Rebsorte Welklasse hat, der ist selber schuld.

Trinkt weiter Merlot Cabernet und Syrah! Ich trinke ganz gerne ab und zu einen Blaufränkisch. Ganz einfach, um mich zu erholen von den anderen Weltklasse-Rebsorten. Und wer einen Anspruch auf die grosse Liga hat, der muss auch nach ein paar Flaschenjahren auf dem Buckel seine Leistung zeigen. Haben beide. Und – das hätten die auch noch 10 Jahre später genau so gemacht. Also ans Eingemachte….

Sanftmütig und ausgewogen: 2003 Blaufränkisch Joiser Kirschgarten von Umathum. Immer noch recht frisch und, weil man das auf dem Etikett liest, dachte Mann da auch irgendwie nach Kirschen. (18/20).

Ohne Pepi’s Kirschgarten zu schmälern, das war dann noch ein Stufe darüber. Irgendwie ist der Perwolff das Urgestein des Blaufränkisch. Meist kratzt er lange und wird dann doch nie richtig fein. Aber dafür gross. Doch 2002 war ein weicheres Jahr. Und dies hat die Krallen vom BF gestutzt und so war das schier schon ein süffiges Krutzler-Erlebnis. Ich trank den letzten Schluck in Kombinierung mit der geschnetzelten Rindzunge. Die Rechnung ging voll auf. (19/20).

Und irgendwann stand dann ein Weinfreund von der anderen Seite vor mir und beschwerte sich. Wir wären zu laut und wir würden ihren seriösen Anlass auf der anderen Seite des Restaurants stören. Das habe ich gelernt: Erstmal entschuldigen. Und dann fragen worum es geht. Geile Reihenfolge! Meist ist der Reklamier-Hässige instanthaft verblüfft. Und das war dann auch so. Der Hot Spot ist akustisch nicht geeignet für Vorträge, mangels Lärmschutz an der Decke. Irgendwie ist das wie bei den Gläsern. Hu spart am falschen Ort um am richtigen Ort zu verdienen. Wie dem auch sei. Der Typ hat uns die Stimmung partiell verdorben. Genau als die Magnum 1982 Las Cases auf den Tisch kam.  So hatten wir keinen Bock mehr, die weiteren Weine mit Herzblut zu proklamieren und den Weininselwunsch rhetorisch zu unterstreichen.Also gingen die nachfolgenden Bouteillen (es waren mittlerweile keine Magnum’s mehr…) irgendwie unter. Aber nicht bei mir…

Noch nie in meinem Leben trank ich diesen Wein: 2000 J. Daniel Cuvée Lail Vineyard. Gemäss Webseite ein 100%iger Cabernet Sauvignon. Gemäss wine-searcher.com nur in Amerika erhältlich. Das war ein wunderschönes Napa-Teil. Aromatisch. Kräftig und nicht „overdone“. Also mit fairem, passenden Barriqueeinsatz. Dieser «unnoisy Cab» ging im lauten Hot Spot leider fast unter.

Und da war noch eine weitere Sensation. 1997 Brunello di Montalcino Greppo von Biondi-Santi. (19/20).  Normalerweise muss man diesen Wein erklären. Doch er war gross, reif, mächtig und tiefgründig und voller Sangiovese-Terroirvibrationen. Ich kehrte in mich, trank bewusst diesen ziemlich grossen Schluck und griff dann abermals wieder ein die ausufernden chinesischen Food-Schalen…

Am Nebentisch war es auch laut, also setzte ich mich hin und quatschte ein Bisschen mit Renate Künast. Keine Angst, ich habe meine Politfarbe nicht gewechselt. Sie blieb grün und ich war mittlerweile blau…

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EIN EMOTIONELLER MUSIGNY

Die Geschichte stammt aus meinen weinigen Anfängen. Damals gab es noch kein Internet und kein Handy. In meiner Freizeit fuhr ich mit meinem Motorrad über Land und besuchte kleine Weinhandlungen.

Sie können sich gar nicht vorstellen was es damals so verborgene Schätze in den unteren Regalen gab. So fand ich auf einer Fahrt nach Bern im Emmenthal ein paar Flaschen Musigny 1971 von Comtes de Vogüe. Zwar eine Schweizer Händlerfüllung, aber dafür unglaublich günstig…

Am gleichen Abend entkorkte ich gleich eine Bouteille zu etwas Käse. Wir schauten uns einen Film im Fernsehen an. Mit wir, meine ich mich und meine Freundin, welche ich zu diesem Zeitpunkt (noch) sehr liebte.

Der Wein war gut. Unglaublich gut. Aber es war ein sehr leiser Wein. Zu leise für den lauten Krimi, welcher über die Flimmerkiste lief. Um ihn besser geniessen zu können, nahm ich mein Glas und setzte mich auf die Stubentreppe welche nach oben führte. Das Licht machte ich nicht an, also sass ich im Dunkeln. Vom fernsehigen Lautsprecher hörte ich an diesem Ort fast nichts und ich konnte mich voll und ganz diesem absolut delikaten Burgunder widmen. Und – ihn auch ganz alleine geniessen. Dieses Erlebnis war so emotionell, dass ich erst schluchzen und dann hemmungslos weinen musste.  

Ich genoss diese Mischung aus Freudentränen und gleichzeitig tiefseeligem Genuss.

Plötzlich stand meiner Freundin vor mir: «Da bist Du! Warum sitzt Du ganz alleine im Dunkeln auf der Stiege? Warum weinst Du? Stimmt etwas nicht? Wir können doch über alles reden! Also sag mir jetzt was los ist!»

Nein reden wollte ich nicht. Ich hatte ja auch nichts was mich bedrückte. Ich wollte einfach wieder alleine im Dunkeln auf der Stiege sitzen und wieder in diese innige Burgunderruhe zurückkehren und wieder dieses endorphine Musigny-Glücksgefühl irgendwie zurück erobern. Doch dies Stimmung war kaputt.

Die Beziehung hielt nicht mehr lange an. Sie hatte kein Vertrauen mehr in mich. Weil ich ihr nicht sagte, was mit mir los war…

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EIN PROMILLIGES WINE & DINE

Um es vorweg zu nehmen. Es geht in diesem Bericht um kein Besäufnis, sondern um ein gesittetes Wine & Dine. Es geht um acht Teilnehmer. Und um 13 Flaschen Wein, welche entkorkt und zum freiwilligen Verzehr, respektive zur «flüssigen Inhalation» zur Verfügung standen.

Ort des «Verbrechens», Restaurant Brandenberg in Zug. Teilnehmer. Eine Crew einer hier nicht genannten IT-Firma.
Beginn: 18.00 Uhr mit einem Champagner. Schluss: 23.00 Uhr mit Kaffee und Mineral.
Und beim Kaffee zückte ich meinen just neu justierten Lion Alcolmeter 500. Zuerst fragte ich jeden Teilnehmer nach seiner eigenen Einschätzung betreffend von seinem  möglichen  Promillezustand. Jeder gab einen geschätzten Wert an und blies dann ins weisse Röhrchen und wartete dann auf das «Urteil».

Es sei hier noch löblicherweise erwähnt, dass alle Teilnehmer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist waren. Ausser der Schreiberling dieses Artikels.  Wenn ich an ein Auftrags-Wine&Dine fahre, dann weiss ich meine Weinlust zu zügeln. Nicht selten muss ich Gläser, Bücher oder auch Wein mitnehmen. Und das geht mit dem Zug nicht so gut. Klar juckt es mich manchmal in der Kehle. Ich weiss aber auch, dass das proklamierte «ein Glas genügt» eine plakative Drohung war bei der Einführung der 0.5 Promille-Alkohol-Toleranzgrenzen.

Andererseits reize ich die 0.5-Grenze auch nicht bis zum Anschlag aus. Aber ich weiss, dass «ein paar Deziliter Wein» zu einem Essen mit mehreren Gängen durchaus drin liegen. Ohne schlechtes Gewissen!

Und genau da liegt die Krux in der Sache. Bei einer Kombination von tollem Essen und wunderschönen Weinen, will man sich ja nicht demonstrativ zurückhalten.

Oft kennt ja Genuss keine wirkliche Bremsfunktion. Doch es ist die selektive, ganz persönliche Gratwanderung, welche es auszuloten gilt. Und durch autogenes Training kann man durchaus mit etwas weniger Wein ganz viel mehr erleben.    

Die Testergebnisse www.bxtotal.com

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BORDEAUX 2004 - IM TESSIN DEGUSTIERT

Ich war von Anfang an ein Fan von diesem (zu) wenig beachteten Millesime. Und viele Weinfreunde täten sich gut daran, die noch recht üppigen, attraktiven Angebote zu studieren. Denn Bordeaux 2004 ist auf gutem, solidem Weg zu einem grossartig gelungenen, nur langsam gereiften Klassiker zu mutieren.

Das ist eine Behauptung aus der damaligen Vermutung, vermischt mit einem sehr repräsentativen aktuellen Test. Mit 16 ausgesuchten Crus mit einer Preisbandbreite von 20 Franken (L’Inclassable) bis 2000 Franken (Pétrus).

Diese lunchige Weinprobe fand an einem wunderbar herbstlich-warmen Septembersonntag am Hügel des Monte Bre im Tessin statt. Mit Blick auf Lugano. An den drei runden Tischen; 24 Weinfreunde

Bild: Während die Damen auf der Terrasse ihren Kaffee genossen, posierten die qualmenden Männer um die 2004er-Trophäen.
In der Mitte vom Bild mit dem Gabriel-Gold-Glas im Blick-Visier; der Gastgeber Peter Reimer.  Alle Notizen und Bewertungen


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MAN SOLLTE SENA KAUFEN!

Nach vielen Jahren önologischer Lethargie begann das Weinland Chile in den 90er-Jahren zu boomen. Erst war es Masse – dann Klasse. Und mit der Klasse kam die Sehnsucht der Spitzenwinzer an der Weltklasse mit partizipieren zu können…

Bis zum genannten Zeitraum war ein gut selektionierter Reserva damals noch das höchste der Gefühle. Aber – in der Weinszene entstand ein neuer Überbegriff «Icon-Wines».

Befreundetet mit Robert Mondavi und dessen Opus One als Vorbild, entstand aus dieser Connection Chadwick’s allererster Chile-Icon Wine: 1995 Seña!

Ich war im Jahr 1997 zu dessen Premiere eingeladen und flog dafür eigens nach Santiago de Chile. Der Launch; einer der heissesten Abende des Jahres. Rund 800 Gäste schwitzen in den dunklen Anzügen was das Zeug hielt. Nach endlos langen Lobesreden, einem nie endenden Diner und einem eben so langen, klassischen Konzert kam kurz nach Mitternacht der Seña auf die Bühne.  Respektive ins Riedel-Glas. Ich hatte meinen Notizzettel schon längst bereit. In der Hand den als Gastgeschenk verabreichten Kugelschreiber mit Lapislazulifarbe. Erstes Fazit; lauwarmer Glühwein. Die Temperatur des Weines war genau gleich, wie der schwüle Sommerabend. Geschätzte 33 Grad!

Ich grapschte nach ein paar Eiswürfeln und legte diese in meine Serviette, dann band ich die Serviette um das Glas. Nach ein paar Minuten war es einigermassen möglich den Wein andeutungsweise einzuschätzen. Für eine seriöse Degustationsnotiz reichte es aber dann  trotzdem nicht.

Trinkt man heute den allerersten Jahrgang Opus One (1979), so ist das eine müde, oxydierte Pfütze.
Jetzt verkostete ich den damals hoffnungsvollen Seña wieder in Zürich an einem Wine & Dine. Er ist zwar noch nicht kaputt, aber er ist leider auf dem Weg dorthin.

Wie heisst es so schön: «Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder…»

GASTPIEL IN ZÜRICH IM RESTAURANT 20/20

Vor ein paar Monaten durfte ich im gleichen Lokal mit Melanie Tesseron ein Wine & Dine mit Château Pontet-Canet kommentieren. Vor ein paar Wochen lud der 20/20-Mövenpick-Club zu einem Diner mit Thomas Duroux von Château Palmer. An beiden Abenden war die ehemalige Bündnerstube bis auf den letzten Platz besetzt. Also Full House.

Und an einem freitagigen Septemberabend fand ein Winemakers Dinner mit Viña Errazuriz statt. Erstes Fazit: Es hätten noch rund ein Dutzend Weinfreunde Platz gehabt. Zweitens Fazit: Jene, welche nicht kamen haben da Einiges verpasst. Im Gabriel-Glas und auf dem Teller…  Der Höhepunkt:


2010 Seña, Valle de Aconcagua: Sattes Lila-Granat. Royales Cassisbouquet, frische Brombeeren, Black Currant, Zimt und dunkle Edelhölzer, alles mit einem parfümierten, ganz feinen Eucalyptustouch durchsetzt, gibt sich sehr vielschichtig, legt an der Luft permanent zu. Genialer Gaumen, saftig im Fluss und elegant adstringierend, hier voll auf Holunder wechselnd, viel Vanillemark, Kokos und dunkle Pralinen im langen und aromatischen, Finale. Da ist einer der besten Seña’s seine Geschichte. Weltklasse; Finesse gepaart mit Power! 19/20 trinken

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EIN SALOMONISCHES URTEIL


Wer kennt die biblische Geschichte vom König Salomo nicht? Und wer diese nicht kennt, so könnte man diese ersurfen. Hier geht es um einen Salomo mit einem «n» am Schluss. Also um einen Salomon. Und diesen Salomon kenne ich schon seit ganz vielen Jahren. Wir waren schon in vielen Teilen der Welt zusammen unterwegs.

Doch am besten kenne ich ihn noch aus seiner Zeit, als er Leiter vom Österreichischen Marketing Institut war. Als er abtrat, um sich um das Familienweingut, den Undhof in Krems zu kümmern, bat er mich in zwei Städten einen Vortrag für jeweils mehr als 1000 Winzern zu halten. Thema: «Chancen und Handicaps der Weine aus Österreich».

Ich nahm das Angebot gerne an und legte mich richtig ins Zeug. Den Vortrag begann ich mit der Aussage: «Die Österreicher schauen voller Zuversicht in die Vergangenheit!» Zwischendurch votierte ich zu den Jungwinzern: «Alle, welche für ihr Cuvée noch nach einem Namen suchen sind im Vorteil. Die schlechtesten Namen sind nämlich schon vergeben!» Der Vortrag war ein voller Erfolg…

Doch nun zu meinen alten Freunden; Gertrud und Bertold Salomon. Auf nach Krems ins Weingut, ganz in der Nähe vom Kloster Und.

Deren Undhof ist ein stiller Zeitzeuge der Geschichte. Als ehemals klösterliches Wirtschaftsgut wurden da bereits vor Jahrhunderten Weine gekeltert. Die damals von den Mönchen bewirtschafteten Weinbergslagen sind der heute noch der wahre Schatz. Diese wurden im Jahr 1792 auf die Familie Salomon übertragen.

Bereits in den späten 30er Jahren wurden die ersten Salomon Undhof Originalabfüllungen in die USA exportiert.

Heute leiten Dr. Bertold und Mag. Gertrud Salomon den Betrieb in 7. Generation, mit tatkräftiger Unterstützung deren Kinder.

Und wie bewertet man denn die Weine von sehr guten Freunden. Ganz normal. Ohne salomonisches Urteil… (siehe unten)
Datei

Salomon Weine aus Krems (A) und Finiss River (A)

Datei herunterladen
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DIE PROFIFOTOGRAFIN WAR DA!

Und hat unser Schweizer-
Gabriel-Glas-Team abgelichtet.


Sehr empfehlenswert:
http://heikewitzgall.de






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FLASCHENDEFILEE AM SOPPENSEE

Als ich einmal im Weingut Fritz Haag mit Wilhelm Haag eine 1983er Trockenbeeren-auslese trinken durfte meinte Wilhelm: «Das ist für mich wie ein innerer Vorbeimarsch». So ist es auch bei einem Defilee dessen Begriff meist für eine vorbei marschierende Militärparade verwendet wird. Wenn ich die Flaschenbatterie oben auf dem Bild betrachte, so ist das für mich ein gedanklicher Vorbeimarsch…


Mit der Erinnerung an einen wunderschönen Herbstmittag mit Freunden am Luzernischen Soppensee in einem – für das generelle Publikum – schwer zugänglichen Fischerhaus.

An eine deftige Bernerplatte mit etwas zu wenig Sauerkraut mit verschiedenen Senfen. (Das ist eine blöde Form für Mehrzahl von Senf – im Duden nachgeschaut…).

Und an ganz spezielle Weine, welche ohne roten Faden über die Bühne gingen. Und damit schliesst sich dann auch gleich wieder der Kreis zum Titelbegriff. Denn im Word Defilee ist der mittlere Teil «fil». Und dessen Herkunft stammt aus dem Französischen und bedeutet auf Deutsch: Faden!


Für mich war der Apéro einer der eindrücklichsten Weine des Tages überhaupt. Der 2012 Chardonnay von Bernhard Huber war mit einem kräftigen, leuchtenden Gelb ausgestattet. Normalerweise läuten bei mir bei einer solch dunklen Farbe bei einem Chardonnay die Alarmglocken. Was ich nicht mag sind «gelbe Weissweine ohne grünliche Reflexe». Die sind meist plump und schwer und nicht selten ziemlich eichig. Doch beim ersten Nasenkontakt waren die Vorurteile weggeblasen. Da kamen eine deutliche, kalkige Mineralität und viele Zitrusnoten in die Riechzotten. Der Gaumen feinrassig, elegant mit Nachdruck. Weltklasse im ganz grossen, weissen Burgunderstil. Das war ein ziemlich  melancholischer Schluck in Gedanken an den verstorbenen Winzer. 19/20 trinken  

Die restlichen Weine finden Sie auf der Zahlseite www.bxtotal.com

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DIE ALLERBESTEN CREMESCHNITTEN DER WELT

Fragt man nach Restaurants, nach gewissen Gerichten, Winzern oder sonst nach irgendetwas im Genussbereich, so kommt es bei den Diskutierenden meist zu schnell zu den Superlativen. Jeder will wissen wo es den besten Fleischkäse, das beste Cordon-Bleu, den besten Hirschpfeffer und… die beste Cremeschnitte der Welt gibt. Um aber eine glaubhafte Behauptung aufstellen zu können, müsste man auch entsprechend viel verkostet und miteinander verglichen haben...

Vor 20 Jahren habe ich mit 350 Personen im Rahmen der Académie du Vin eine Welt-Cabernet-Probe gemacht. Da waren viele bekannte Namen und sehr teure Weine drin. Gewonnen hat der ganz normale Cabernet Sauvignon von Ridge. Auch Merlot’s, Shiraz’ und viele andere Rebsorten haben wir offen oder blind miteinander verglichen. Trotzdem bin ich sehr vorsichtig, denn wenn ich diese Probe mache in der Schweiz und ein anderer, mit anderen Teilnehmern in Amerika. Dann kommt es nicht auf das Gleiche heraus. Also finde ich das einen absolut totalen Schwachsinn mit dieser blöden Bestenbehauptung!                                                                               

                                                                   P.S. Die besten Cremeschnitten der Welt gibt es übrigens bei Künzli in Nottwil (LU/CH)!

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SÜSSFLÜSSIGE ZYPERNSONNE

Meinen allerersten Kontakt mit einem Commandaria hatte ich vor mehr als dreissig Jahren.

Bei meinem Ferienaufenthalt in Zypern kaufte ich für meine «1947er-Schwester» einen 1947er Commandaria für wenig Geld. Das war eine Literflasche! Mit Drehverschluss!
Nun hat man mir zur Probe einen jüngeren Commandaria zugesandt. Ohne Dreher. Aber mit Plastikpfropfen zum Ausgiessen, fast so wie bei einem Olivenöl. Aber lassen wir die Äusserlichkeiten. Schliesslich zählt der Wein! 

2000 Centurion Commandaria, Limassol: Rotgold mit braunen Reflexen. Schon beim Einschenken duftete es fast im ganzen Raum nach Rosinen und Kaffee. Zweiter Nasenkontakt; alter spanischer Brandy, Vieille Prune, getrockneter Lorbeer, Macciswurz, Süssholz, Weisflog, Rumnuancen, dunkle Rosinen und dominikanischer Leder. Man spürt etwas den alkoholischen Ansatz, obwohl er von der Machart her mit 15 Volumenprozenten sehr fair unterwegs ist. Im Gaumen mit noch deutlicherem Rosinenton, zarte Likörnuancen, wohlig balanciert und ein warmes Genussgefühl dem Körper vermittelnd. Wie setzt man einen solchen Nektar ein? Einfach so. Zu Würzbissen. Blauschmierkäsen. Zu einer Birnentarte. Wer zu faul ist in die Küche zu gehen, der geht zum Bäcker und holt sich ein Birnbrot. 19/20 trinken

Was ist da drin? 60 % Xynisteri (weisse Trauben) und 40 % Mavro (rote Trauben).

Wie wird er gemacht? Nach der Ernte werden die Trauben angetrocknet, dann gepresst, dann vinifziert und anschliessen 168 Monate (!) in grossen Holzfässern gereift.

Wie viele Flaschen gibt es? 5000!

Was kostet er? CHF 65


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SUPER-TOSKANA-JAHRGANG 2011:  ZIEMLICH GUT BIS GIGANTISCH!


Von René Gabriel: www.bxtotal.com


Er kam sah und siegte! Der Masseto gehört zu den Superstars vom genialen Toskana-Jahrgang 2011. Aber auch sein Bruder Ornellaia und Elisabetta Geppetti’s Saffredi sind in der gleichen Liga. Diese drei Maremma-Crus erreichten alle 20-Punkte! 

Es war ein fordernder Degustationsmarathon, welcher da in Sugiez am Murtensee stattfand. Mehr als 60 Weine wurden entkorkt, in 12 Serien eingeschenkt und dann jeweils konzentriert verkostet. Rund 400 Minuten volle Aufmerksamkeit war von den Degustatoren gefordert. Und so mancher kam an seine Grenzen. Der Gabriel inklusive.

Man kann aber einen Marathon nur gewinnen, wenn man in jeder Phase seine Kondition spielen lässt. So gab ich jedem Wein bis zum Schluss seine gebührliche Chance im richtigen Licht zu stehen.

Die Ausbeute lässt sich sehen und es steht fraglos fest, dass es sich beim 2011er um einen ganz grossen, überall gelungenen und zuverlässigen Toskana-Jahrgang handelt.

Einer mit Saft und Kraft. Mit angenehmen Tanninen. Sofern die Winzer nicht die Extraktionsgrenze überschritten.
Und es gab nur wenige überröstete, respektive zu eichenlastige Säfte. Also auch hier ist – in fast allen Fällen – die Vernunft der holzigen  Kokettierung gewichen.
Und es gibt weitere, finanzielle Erkenntnisse dieser ziemlich umfassenden Jahrgangs- und Regionenanalyse: Alle teuren Weine sind bei den Besten dabei. Und die Günstigeren sind, wie erwartet gut (15/20) oder sehr gut (16/20).

Die spannendste Kategorie ist die «goldene Mitte». Hier gibt es Weine, welche zu teuer sind. Und andere, welche für deren Preis mehr, bis wesentlich mehr bieten, als diese kosten.

Resultierend aus dieser Einsicht kann man ein paar sensationelle Kauf-Must’s eruieren, welche mit grösster Wahrscheinlichkeit noch im Markt zu finden sind.

12 QUERCEGOBBE ODER 1 MASSETO?

Die Rechnung ist schnell gemacht; sie können fürs gleiche Geld ein Dutzend Flaschen vom fantastischen 2011er Quercegobbe von Petra kaufen oder eine Bouteille Masseto. So oder so – Sie kaufen da Merlot vom Besten…

GABRIEL’S BEST BUY’S

1. 2011 Quercegobbe, Azienda Petra
2. 2011 Il Pino di Biserno
3. 2011 Cepparello, Isole e Olena
4. 2011 Paleo, Le Macchiole
5. 2011 Tignanello, Antinori
6. 2011 Le Pergole Torte, Montevertine
7. 2011 Luce della Vite
8. 2011 Guado al Tasso, Antinori

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BUCHER UND BARMET PRODUZIEREN
ZWEI SEHR GUTE CUVÉES IN ESCHENBACH

Wer googelt, hat irgendwie schon verloren!
Denn die Suchmaschine lockt auf die falsche Fährte. Denn nach den ersten Informationen, welche auf das Burgenland hinweisen, kommt als zweiter Hinweis, dass es sich hier um die einst grösste Weinanbaugemeinde vom Kanton St. Gallen handeln würde.
Unsere zwei Cuvées stammen aber aus Luzern und sind noch jung in deren Geschichte. Manchmal ist es aber besser, eine gute Zukunft, als eine fehlende Vergangenheit zu haben.
Ich degustierte die zwei Weine, um eine simple Verkostungsnotiz für eine Gewerbeausstellung
zu verfassen. Die Besucher können sich auf
zwei sehr gute Weine freuen!

2012 Chardonnay, Muscat, Kerner, Südhang Eschenbach: Helles, leuchtendes Gelb, feine Kohlensäureanzeige. Frisches, leicht pfeffriges Bouquet; zeigt viel primäre Frucht und ein Hauch von Agrumen in Form von Zitronensaft. Im Gaumen erspürt man eine feine Süsse im schmeichelnden Extrakt, im Finale Anflüge von Pfingstrosen und exotischen Früchten. Bereitet viel Spass – junger Genuss. 16/20 trinken   

2012 Humanit, Eschenbacher Cuvée, Paul Barmet: Blauburgunder, Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Dorsa, Gamaret. Recht helles, transparentes Weinrot. Beginnt mit einem delikat rauchigen Schimmer, getrocknete Zwetschgenhaut und Rosenholz, ziemlich aromatisch. Saftiger, sehr eleganter Gaumen, florale Aromenzüge und sehr gut passende, wenn auch eher leichte Tannine. Setzt auf Ehrlichkeit und Eleganz und ist so wunderbar vinifiziert. Ein wunderschönes Luzerner Rotwein-Cuvée. 16/20 trinken  
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2011 ORNELLAIA, TENUTA DELL'ORNELLAIA

Extrem dunkel, fast schwarz. Nobles Bouquet, bei der ersten Sekunde spürt man schon seine Extra-Klasse, Aromen von Korinthen, Lakritze, Espresso, Black Currant. Er verändert sich kaum an der Luft und legt los und verharrt dann auf einem genialen Bouquet-Niveau. Grossartiger Gaumen, alles völlig im schwarzbeerigen Bereich, noble und doch Druck vermittelnde Tannine zeigend, diese sind reif und zeigen eine royale Klasse. Der Nachklang zeigt auf; dies ist – zusammen mit dem 2004er – der beste bisher produzierte Ornellaia. Ein bewegendes Toskana-Erlebnis. Kaufen! 20/20 trinken – 2030

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1992 RIESLING SMARAGD RIED KLAUS, PRAGER

Alleine schon die Farbe war verräterisch. Solche Farben gibt es nämlich nur bei sehr optimal gereiften Wachauern. Also Bingo! Die Nase süss, zarte Quittentöne, Mandelmilch, sogar irgendwie feine Kokosnoten zeigend, dann etwas Minze und andere, ganz feine Kräuter. Im Gaumen cremig (weil 1992 = tiefe Säure), aber mit wunderschöne Balance. Das Finale erhaben und elegant. Kein Wein für ein Rockkonzert. Aber ich war ja alleine und das Soundsystem war auf «off». Dafür war mein Genusssystem auf «on»! 18/20

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CHECKMATE STARTET MIT FÜNF «CRUS»

Was mögen wohl in diesen fünf etwas klobig daher kommenden Flaschen für Weine drin sein? Hätten Sie es erraten? Ich auch nicht –auf den ersten Blick. Es ist Chardonnay! 

Es geht um neuen, grossen bis grossartigen Chardonnay aus Kanada. Nichtwisser werden jetzt wohl spontan lächeln. Neugierige werden sich wundern. Kenner werden anerkennend nicken. 

Das grösste Handicap von kanadischen Weinen ist der knappe Bekanntheitsgrad. Denn, fast alle kanadischen Weine sind «lokale Helden». 

Grundsätzlich ist die privilegierteste Kanada- Weinregion, das Okanagan Valley, ein noch junges Anbaugebiet mit dessen rund 30 jährigen Weinbaugeschichte.   

Die Preise für Rebland sind in den letzten Jahren massiv angestiegen und viele Winzer haben noch die Erstellungskosten von deren eigenen Winery zu verdauen.

Kanada selbst hat einen recht teuren Lebensstandart und dies schlägt sich dann auch generell auf die Gestehungspreise und in der Folge logischerweise auch auf die Verkaufspreise der Weine nieder. 

Somit haben die exportfähigen Qualitäten das generelle Handicap, dass diese im internationalen Vergleich, meist teurer sind. 

Im Land selbst werden Weine durch Zwangsimport via Liquor Bord massiv besteuert und so werden die einheimischen Tropfen dann, für den Kanadier selbst, wieder genügend attraktiv.

Das Okanagan Valley hat sich massiv entwickelt. Als ich die Weinregion im Jahr 2002 erstmals besuchte, waren es noch knapp zwei Dutzend Betriebe. 2015 sind es schon fast zweihundert Weingüter. Aktuell sind Rebberge mit 3'643 Hektar Fläche bepflanzt. Tendenz steigend… Und so hat sich auch das Rebland verteuert. Für einen Hektar wird aktuell über 300'000 Kanada Dollar bezahlt.   

2013: DER ERSTE JAHRGANG

Checkmate nennt sich «Artisanal Winery». Dies bezieht sich wohl eher auf die Machhart der Weine. Denn die fünf Chardonnay’s vom Jahrgang 2013 sind die allerersten Weine dieser neuen Winery. 

Checkmate, als Winery, ist schwieriger zu erklären, wie dessen Weine zu beschreiben. 

Checkmate ist der Versuch und der Wille den besten Rebbergen und den daraus entstehenden Weinen eine eigene Identität zu verleihen. 

Aber auch herauszukitzeln, was im Okanagan Valley als Chardonnay-Maximum möglich ist. Nicht als Maximum an Power, sondern als Summe der selektiven Qualität. 

Alle grossen Okanagan Weine ob weiss oder rot stehen nämlich meistens für Finesse und Eleganz. Und genau hier drin kann sich in Zukunft auch ein möglicher Vorteil für diese Kanadischen Weine befinden. 

Denn bei den Super-Premiumweinen haben nicht wenige Weinkenner so langsam die Schnauze voll von Power und önologischer Aggressivität. Man sucht in letzter Zeit – unter den distinguierteren Weinkennern – immer  mehr die genussvolle Bekömmlichkeit.

Es ist also immer weniger das überbordende «Wow» beim ersten Schluck, sondern das beeindruckende «Ah» beim dritten Schluck.

WER? WO? WAS? WANN? WIE?


Hinter diesem engagierten Projekt steht logischerweise der Besitzer der Rebberge. Und dies ist Anthony von Mandl. 

Ihm gehört auch eines der bekanntesten Okanagan-Weingüter; Mission Hill. Das ist die Marketing- und Qualitätslokomotive für  British-Columbien.  

Was im Jahr 1981 hoffnungsvoll begann ist heute eine Winery mit einer Produktion von «ein paar Millionen» Flaschen im Jahr. An Spitzentagen besuchen mehr als 1000 Weintouristen das Weingut und den Weinshop. Und das angegliederte Gourmetrestaurant gehört zu den besten Adressen der Region und ist mittags wie abends immer ausgebucht.    www.checkmatewinery.com    

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BORDEAUX: ZWISCHEN DIESSEITS UND JENSEITS 

In diesem sechsseitigen Bericht geht es um die epochalen Veränderungen des Bordeauxweines. Insbesondere jener Abschnitte der letzten 40 Jahre. Ich glaube, gerade in den letzten vier Dekaden ist in Bordeaux so viel passiert wie nie zuvor. Qualitativ wie preislich!

Es geht dabei um Robert Parker, um neue Tannine, um Preistreibereien, um Spekulationen, um neue Märkte u.v.a.m.                             www.bxtotal.com

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EIN BÄRENSTARKER ABEND IN KANADA                       Gratis-Story

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COL SOLARE:

VOM COLUMBIA-BLEND ZUM RED MOUNTAIN PREMIUM-ESTATE

 
Die Geschichte von diesem bisher (noch) wenig bekannten Washington-Estate-Brand  wird momentan grad wieder neu angepasst. Mit dem Jahrgang 2013 kommt nämlich der bisher beste Col Solare auf den Markt…

Dieser wird, nach einer mehr als 20jährigen Anlaufzeit, wohl für ziemliche Furore sorgen. 

Doch beginnen wir von vorne: Kurz vor seinem Tod holte der legendäre Napa-Weinmacher André Tchelistcheff im Jahr 1992 seinen langjährigen Freund Piero Antinori in die Weinregion Washington Estate. Tchelistcheff war damals noch Berater für die Stimson-Lane, welche – dem Trend der Zeit folgend – auch einen Super-Premium-Wein lancieren wollten. Piero Antinori war von den proklamierten Möglichkeiten dieser nördlichen US-Weinregion begeistert und willigte spontan in das offerierte Joint-Venture ein. 

Mit dem Jahrgang 1995 kam in der Folge der erste Jahrgang vom Col Solare auf den Markt. 

Die Ratings waren gut, aber es schien, dass die Weinregion keine Chance gegen das allmächtige Kalifornien hatte und so fand der Wein lange nur eine mässige Beachtung im Markt. Dies – trotz dem Zusatz «Antinori»!

Selektioniert wurde die Produktion bis vor wenigen Jahren jeweils aus den besten Chargen von Château Ste Michelle. Und der Ausbau fand lange auf der Winery Canoe Ridge statt. Die Endselektionen wurden von den Önologen von Piero Antinori begleitet. 
 
Die Bewertungen erreichten jeweils knapp mehr wie 90 von 100 Punkten. Die Preise lagen und liegen heute noch – für das avisierte Ziel eines Super-Premium-Weines – auf einem eher bescheidenen Niveau.

So wird der aktuelle Jahrgang 2012 im Markt so um die 75 Dollar angeboten. Der Hauptmarkt zielt auf Amerika selbst. In Europa wird der Col Solare nur spärlich angeboten. Ein paar Flaschen von älteren Jahrgängen habe ich bei Mövenpick gesehen. 

Und als ehemaliger Chefeinkäufer von Mövenpick war ich beim Projekt auch von Anfang an dabei. Mit mehr oder weniger Engagement. Irgendwie schien mir die Marketingidee bisher beeindruckender als der Wein selbst. 

Doch dies änderte sich jetzt bei einem Besuch auf dem «neuen Weingut», in einer neuen Region. Mit dem alten, jetzt greifbaren Ziel einen Premium-Estate-Wine abzufüllen!                            Bericht: www.bxtotal.com

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DAS HÖLZERNE GEHEIMNIS VON DER BURROWING OWL WINERY
 
Wir sind in Kanada auf Visiten. Genauer; in Britisch Kolumbien, am Okanaguan See. Auf dem Titelbild sieht man im Hinter-grund den Sunrock Mountain. Das ist ein Indianer Resort. An dessen Fuss Rebberge mit den Sorten Pinot Gris, Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc…

Insgesamt gibt es auf der im Süden vom Okanagan in der Stadt Oliver gelegenen Winery elf verschiedene Weine. Und die sind gehören meistens zu den bestbewertesten Weinen von der noch jungen Weinregion. 

Bei unserem Private Tasting erreichten nicht wenige Weine 18-Punkte. Und von den Jahrgangsvorlagen her ist anzunehmen, dass der Heritage 2012, welcher noch nicht auf dem Markt ist, vielleicht 19/20 erreichen könnte. 

EINE EULE GIBT DEN NAMEN

Burrowing Owl heisst auf Deutsch  Kaninchenkauz. Das Besondere an dieser Eulensorte ist; sie bringt die Jungen in der Erde zur Welt. Und zwar in verlassenen Höhlen von Kleinsäugetieren. Der lateinische Begriff ist Athene Cunicularia. Der zweitteuerste Rotweinblend von Burrowing Owl trägt denn auch in dessen Anlehnung den Namen Athene.

Im Jahr 1993 kaufte Jim Wise die ersten 100 Acres als Grundstück für das heutige Weingut. 1997 wurde die Winery gebaut. Im Jahr 2002 kam ein heute sehr gut geführtes Restaurant dazu. Und ein Jahr später elf wunderschöne Gästezimmer mit grossem Swimming Pool. 

Doch nun zu den Weinen. Private Tasting mit Sophie Laurent. Auf Ihrem Visitenkärtchen steht «Brand Ambassador». Sie bewirbt also die Burrowing Owl gegen aussen. Ist sie auf der Winery, dann steht sie ganz gerne auch Mal hinter den Tresen vom sehr gut besuchten Wineshop und macht Direktberatung.

Bericht: www.bxtotal.com

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Information der WB Weinbörse AG...

ZWEI VERSCHIEDENE AUKTIONEN IM HERBST!

Wie gewohnt machen wir im kommenden Herbst wieder zwei Auktionen. Ungewohnt ist; die erste wird eine reine Internet-Auktion sein. In der ersten Septemberwoche können Sie dann online oder schriftlich bieten. Es gibt einen terminierten Auktionsschluss und danach die gewohnte Nachauktion. Infos und der PDF-Katalog (auch das ist neu!) dazu folgen rechtzeitig…

Am Samstag, 28. November findet dann unsere grosse, traditionelle, öffentliche Auktion im Crowne Plaza Hotel im Zürich statt. Hier bleibt dann alles beim Alten. Auch der Katalog!

Ab sofort nimmt unser Einschätzer Carlo Haueter Ihre Listen entgegen mit Weinen, welche Sie gerne zum Tages-Best-Preis veräussern möchten...

Mail Carlo Haueter: wb@weinauktion.ch  

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BXTOTAL.COM LOHNT SICH FÜR DEN WEINFREAK!

Nebst der beliebten Suchmaschine mit mehr als 60'000 Bordeaux-Verkostungsnotizen, gibt es fast wöchentlich neue Berichte von Wein-Tastings.

Dieses Jahr wurden bereits 24 Storys mit einem Umfang von mehr als 130 Seiten aufgeschaltet...                                                    www.bxtotal.com

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DER ROSENBERG VON SAINT ESTÈPHE
 
Die richtigen Weinfreaks kann man mit diesem Titel nicht ablenken. Gabriel schreibt auf bx.total.com und Saint Estèphe ist eine Appellation im nördlichen Médoc. Also muss es sich bei dieser Geschichte um sehr guten Wein handeln…

Wenn man mit dem Begriff «Rosenberg» hantiert, könnte sich dahinter aber auch ein grosses Einkaufszentrum in Winterthur verstecken. Oder ein Betagtenzentrum in der Stadt Luzern oder in Altdorf (Kanton Uri). Und – wieder zurück nach Winterthur; es gibt dort auch einen Friedhof namens Rosenberg. 

In St. Gallen heisst ein gleichnamiges, privates Internat so. Und auch am Starnberger See (D). Im deutschen Oberotzbach bietet das Institut Rosenberg Ayurveda-Kuren an. «Am Rosenberg» nennt sich eine Hirslanden-Klinik im Appenzellischen Heiden. 

Ziemlich bekannt ist die Sängerin Marianne Rosenberg (Ich bin wie Du / Marleen…)

Im elektronischen Telefonbuch search.ch findet man 289 Treffer mit diesem Begriff. Es sei ein böhmisches und österreichisches Adelsgeschlecht, meint Wikipedia.

Peter Rosenberg war ein lettisch-lutherischer Pfarrer. Ein anderer Peter Rosenberg lebt noch und ist ein berühmter amerikanischer Disc Jockey und Fernsehmoderator. 

Unter Jazzmusikern ist das Rosenberg Trio sehr beliebt. Gegründet von Lead-Gitarrist Nochelo Rosenberg spielt diese Band vor allem Musik im Django Reinhardt-Stil.   

15 Gemeinden in Deutschland heissen Rosenberg. 

In Zug gab es vor vielen Jahren das Restaurant Rosenberg. Dort hat Gabriel in seiner jüngeren Zeit ein paar Mal mit seiner Band «Bermudas» an diversen Hochzeiten gespielt. 

In Zell am See heisst gar ein Schloss Rosenberg. Und daraus ergibt sich dann auch gleich die Eselsbrücke für diese Geschichte. Denn Schloss heisst auf französisch «Château». Und Berg heisst in dieser Sprache «mont». Fehlt noch die «Rose». Und die kann man getrost genau gleich so belassen.

Und jetzt noch alles auf Französisch zusammenfügen: Château Montrose!

Das ist zwar kein richtiger Berg (es gäbe mindestens acht richtige Rosenberge in der Welt), sondern ein sanft hügeliger Weinberg. Und so stehen auf den 95 Hektar Flächen statt Rosen etwa nahezu eine Million Rebstöcke. 

Und nun genug der Einleitung. Es geht ins luzernische Römerswil. Auf einen kleinen Berg. Da gibt es Rosen (siehe Titelbild) und Château Montrose (siehe folgenden Gratis-Bericht!).

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1981ER BORDEAUX & CO, WEDER HART NOCH ZART

Es gab da schon mindestens einen harten Wein: Das war der schier brutale Tignanello. Und es waren auch ein paar «Nahezu-Softies» mit in der Partie; der Pétrus und sein Nachbar der La Fleur-Pétrus – beide aus Pomerol. Das Gros bestand aber aus einem heute bekömmlichen Mittelfeld, welches man zwischen den beiden Attributen «zart» und «hart» einordnen kann…


Im Zentrum standen 18 rote Bordeaux. Dabei handelt es sich um einen vergessenen oder auch längst ausgetrunkenen Jahrgang. Nach der letzten Serie brachte es ein teilnehmender Gast auf den Punkt: «Man sollte mehr von diesen Zwischenjahrgängen trinken».

Mit «Zwischenjahrgängen» meiner er wohl jene Bordeaux-Millesimes, welche weder gross noch schwierig waren. 

Mit der letzteren Definition habe ich die Bordelaiser Winzer zitiert. Aus der Konsumentensicht spricht man eher von einem ganz grossen oder schlechten Jahr. Die Vignerons rechts und links der Gironde definieren das halt eben anders.

Schauen wir uns – aus aktuellem Anlass – Mal die Jahrgänge rund um den verkosteten 1981er an. Da gäbe es mehrere Kategorien. 

Dabei sind die möglichst warmen Sonnenstunden als wichtigster Qualitätsfaktor zu betrachten. Je mehr Sonne, desto grösser. Je weniger desto schwieriger. 

Und die Sonne bestimmt dann auch irgendwie, ob es ein eher femininer Jahrgang (1982, 1985, 1989 und 1990) wird. Oder ein eher maskuliner (1988, 1986 und 1981). 

Fehlen noch zwei besonders schwierige Jahrgänge aus dieser Epoche. Und die sind grundverschieden. Der Jahrgang 1984 litt unter einem brutalen Sonnenmanko bei generell kühlen Durchschnittstemperaturen. Fazit; hart, grün und… männlich. Ganz kam der 1987er daher. Da war der Wetterverlauf ziemlich gut. Nur ganz am Schluss verregnete es die Ernte. Fazit; saftig, elegant und… weiblich.

Der grosse, illustrierte Bericht über Bordeaux 1981 & Co auf www.bxtotal.com 

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BORDEAUX-TRIO VOM JAHRGANG 1985

Drei Weine, drei Appellationen drei verschiedene Wertungen. Und doch ist, nach immerhin 30 Jahren, jeder Wein für sich immer noch wunderschön.

1985 Château Haut-Bages-Libéral: Deutlich aufhellende Farbe. Das Bouquet zeigt eine trockene Süsse zu Beginn, Süssholz, Zedern, Bakelit, ein Hauch Rosinen. Trotz der ganz minimen Oxidation scheint der Wein noch sehr intakt zu sein. Im Gaumen – für einen Pauillac – eher leicht und so hat er eine gewisse Saint-Julien-Affinität, ziemlich nachhaltig mit wunderschönen Malznoten endend. 17/20 austrinken 

1985 Château Ducru-Beaucaillou: Leicht mattes Granat. Das Bouquet beginnt leicht dumpf, Randenschalen, ein Hauch von grüner Paprika, mineralische Züge (Terpentin). Der leichte Modergeruch ist typisch für die damalige Ducru-Zeit. Weicher, leicht mehliger, aber doch harmonischer Gaumen mit ansprechender Cabernetwürze im Finale. Klassischer Ducru. Keine Eile. 18/20 trinken 

1985 Château Palmer: Dunkles, jedoch deutlich gereiftes Weinrot. Ich stellte das Glas hin und das berauschende Bouquet duftete bereits eine Linealbreite entfernt in die Nase. Süsse Pflaumen, gedörrte Feigen, ein Hauch Honig, helles Malz, herrlich mit Kräutern durchsetzt. Im Gaumen mit imposanter Fülle, alles ist mit genügend Schmelz ausgestattet, runde Tannine und cremig im Fluss. Er legte eine halbe Stunde lang zu. Für mich ist das einer der allerschönsten 1985er Bordeaux und er hat keine Mühe mit allen Premiers mitzuhalten und so langsam ist er mit dem Jahrgangssieger Léoville-Las-Cases in Ex-Aequostellung. Ich degustierte ihn mehrere Male bevor die Gäste kamen. Heimvorteil! 19/20 austrinken    

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CHÂTEAU PALMER 2005 HOLT SICH 20/20, IM RESTAURANT 20/20!
 
Montag ist aller Palmer Anfang! So könnte das Motto dieses Weinabends im Restaurant 20/20 auch geheissen haben. Angekündigt wurde der Event aber als «Winemaker’s Diner mit Château Palmer». 

Auch passend, denn der Weinmacher von Château Palmer, Thomas Duroux, gab sich höchst persönlich die Ehre und kommentierte, zusammen mit René Gabriel, diesen wein- und gourmetlastigen Abend.

Zum Apéro wurde unten, in der Mövenpick Weinbar, der Champagner Pol Roger brut serviert. Dann setzte sich der erwartungsvolle Tross nach oben in Bewegung. Das Restaurant heisst 20/20. Genau so wie die beste Bewertung beim Wein. Und manch einer der Gäste mag sich vielleicht dabei  gefragt haben, ob denn auch der gastierende Château Palmer an diese Traumnote heran kommen wird.

Wie der Titel es bereits verkündete: Ja, dieser Grand-Cru-Star aus Margaux schaffte es! Und zwar ganz zum Schluss, mit dem genialen Jahrgang 2005. Sechs Seiten Palmer: www.bxtotal.com

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NACH 20 JAHREN: 95 MAL 1995, AUS DER GANZEN WEINWELT

Absolute Dekantierhochkonjunktur für den Edelsommelier Patrick Bopp: Während drei besonders weinigen Tagen entkorkte er die «Crème de la Crème» vom weltweit sehr  gelungenen Jahrgang 1995…

30 erwartungsvolle Weinfreunde waren nach Vaduz angereist, um an einem verlängerten Wochenende eine rare Genussbilanz zu ziehen. 

20 Jahre alt wurde jetzt grad der Jahrgang 1995 und es gab da viele feierliche Möglichkeiten. 

Hauptquartier; der Sonnenhof von Hubertus Real. Dort fanden ein Lunch und das Gala-Abschluss-Diner statt. Am ersten Abend besuchten wir Marxers neue Kochschule in Buchs. Am Freitagabend sassen wir bei Inge und Klaus Schatzmann in Triesen am Tisch. Am Samstagmittag machten wir einen ausgiebigen Winzerbesuch zur Familie Donatsch im Ochsen in Malans.

Bevor es zum erlebten Rebensaft geht, ein Blick ins Weltgeschehen von 1995. Es war insgesamt ein eher ruhiges Jahr:

Das Schenger-Abkommen tritt in Kraft / Der Airbus A319 startet zu seinem Erstflug / Veröffentlichung von Windows 95/ Die erste Folge der Harald-Schmidt-Show geht auf Sendung / Jitzchack Rabin wird ermordet /  Elton John bringt die CD «Made in England» auf den Markt. 

So aber jetzt; Korken raus. Wein sorgfältig mittels Plastiksieb und Trichter in eine hochflaschige Karaffe dekantieren. Das Depot in ein Champagnerglas zum Absenken. Die Flasche gründlich auswaschen. Den zuvor dekantierten Wein zurück dekantieren. Der geklärte, obere Teil vom Champagnerglasdepot ebenfalls in die Originalflasche zurück. Und das 95 Mal!

Was ist in diesem Bericht zu erwarten? 

Nur ganz wenige, leicht überreife Weine und viele, sich just auf dem Punkt befindliche Flaschen. Und noch erstaunlich viele Bouteillen, welche man getrost im Keller liegen lassen darf. Vor allem betrifft dies die grössten Gewächse vom linken Ufer der Garonne und der Gironde. 

Besonders dokumentarisch für diese Theorie ist der Haut-Brion 1995, welchen ich dann zu Hause nochmals verkostete und über 20 Stunden lang verfolgte. 

Was liefert dieser Beweis? Die heutigen Bordeaux’ haben sehr wahrscheinlich die genau gleiche Lagerfähigkeit wie andere, ganz grosse Weine aus früheren Dekaden. 

Dabei muss man mit berechnen, dass die «ganz alten Bordeaux» wohl jeweils in den ersten Jahrzehnten fast ungeniessbar waren, weil es zuerst die Säure und die groben Tannine bei der Flaschenreifung zu verdauen galt. 

Und es galt auch die oft etwas muffigen Keller und alten Fässer durch die lange Lagerung etwas zu absorbieren. Das früher konsequent angewendete Dekantieren entstand nämlich auch aus genau diesem Grund. Ich bezeichne den Vorgang dieses «Sturdekantierens» alter Säfte etwas unhöflich mit dem wenig schmeichelnden Begriff des «Entstinkens».

Genau mit dem Jahrgang 1995 fing das breit aufgestellte Qualitätsmanagement an. Will im Detail heissen;

- Ertragsbeschränkungen durch den Staat
- Ertragsregulierungen der Winzer
- vielfache Einführung von Zweitweinen
- rigorose Selektionen, Lagenbewusstsein
- Zuzug von aussen stehenden Önologen

Zudem war der generelle Rebspiegel jetzt im Schnitt älter als bei den früheren Jahrgängen. Warum? Beim Frost in den Jahren 1954 und 1956 wurden viele Rebstöcke im Bordelais vernichtet. Jetzt waren die ältesten wieder fast 40 Jahre alt. Also ideal für den «Grand Vin».

Und noch etwas: Die Weinjournalistik und die der damit zunehmende Einfluss von Kritikern und den damit verbundenen Publikationen begann ebenfalls auf die Winzer einzuwirken. Der qualitative Konkurrenzdruck stieg stetig.

Der Bericht mit allen Verkostungsnotizen und Bewertungen: www.bxtotal.com

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Unvergessliche Bordeaux-Reisen mit René Gabriel
finden Sie unter Reisen...

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20 PUNKTE: DIE DONATSCH-CHARDONNAY - SENSATION

Bei einer honorigen Raritäten-Verkostung stand als Auflockerung ein Winzerbesuch im Programm. Und entsprechend locker trappelte die Sippschaft dann auch vom Dorfplatz zum Gasthof Ochsen in Malans, um bei der Familie Donatsch ein paar Weine im neuen Keller zu verkosten. Doch manchmal kommt es erstens anders. Und zweitens als man denkt…

Nach dem Pinot Blanc und dem normalen Chardonnay kam wie eine Uraufführung der sagenhafte Unique 2013 ins Glas.Da ging das grosse Raunen durch die Gruppe. Auch die ganz gewieften Weinkenner staunten Bauklötze. Das war Chardonnay-Weltklasse aus Malans, made by Martin Donatsch!

DAS ABENTEUER BEGANN 1993…

Eigentlich hatte Thomas Donatsch bei der Rebschule Pinot Blanc bestellt. Durch einen Frost verlor man dort aber Setzlinge. Bei der Nachbestellung in Frankreich wurde in der Folge fälschlicherweise auch Chardonnay mitgeliefert.    

So bestand der damalige Frassa aus Pinot Blanc und Chardonnay. Da Donatsch sehr zufrieden war mit den Chardonnay-Qualitäten, fing er an mehr und mehr von dieser Rebsorte zu pflanzen.

Aber dann kam ein Brief aus Bern mit der Aufforderung diese Rebsorte wieder auszureissen. Donatsch schrieb zurück, dass die Beamten dies schon selber tun müssten. Die Antwort aus Bern kam postwendend. Dies in Form einer Busse.   
Zu diesem Zeitpunkt hatten aber schon nicht wenige Bundesräte im Ochsen Malans den Chardonnay getrunken und gelobt.

Das war vor vielen Jahren. Heute beträgt der Produktionsanteil vom Chardonnay rund 25 %. Unterteilt in zwei Chardonnay’s; den «Passion» und den «Unique».

Bei meiner Verkostung erhielt der sensationellen 2013er Chardonnay Unique 20/20 und der sagehafte 2013 Pinot Noir 19/20. Alles weitere auf www.bxtotal.com 

Ach ja und noch etwas: Es gibt den Unique nur für Stammkunden. Stammkunde wird man, wenn man in den Ochsen geht…    www.donatsch.info

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UNBEKANNTER SPITZENWEIN AUS PORTUGAL: PERA-MANCA 

Der Gabriel ist nicht der Typ, der bei jedem, ihm unbekannten, teuren Wein gleich in Euphorie gerät… 

Und so ging ich denn dieses Tasting mit weissen und roten Weinen aus Portugal gemächlich an. Die Neugier ist bei einer solchen Verkostung immer mit dabei. Ich muss aber auch gestehen, dass man, nach 40 Jahren Erfahrung mit schier der ganzen Weinwelt auch das Gefühl haben darf, irgendwie schon alles erlebt zu haben. 

Es scheint so, dass sich mögliche, spannende Neuentdeckungen maximal bis zum oberen Mittelbereich in den Grenzen halten. Also gibt es – zumindest aus meiner Sicht – bei der Elite ein gewisses Sensationsmanko. Und diese Ansicht stimmte bei mir jetzt über viele Jahre. Bis zu diesem Schluck Pera-Manca…

DER PERA MANCA IST EINES DER SPITZEN-PRODUKTE PORTUGALS!

Das schreibe nicht ich, sondern das ist ein Zitat, welches auf der Internetseite von Wein-Deko zu finden ist. Und gleichzeitig liefert dieser deutsche Importeur noch eine weitere Information: «Nicht auf Lager».

Beim der auf Portugal-Weine spezialisierte Firma Gomes in Basel würde er angeboten. Aber nicht der Rote,  sondern der Weisse! 

Surft man im Wine-Searcher, so gibt es für den Roten nur ganz, ganz wenige Anbieter. Und die stammen alle aus Portugal. Die Preise machen stutzig und neugierig zugleich. Angebote sind nur wenige knapp unter 300 Euro zu finden!

2010 Pera-Manca, Alentejo: Aragonez, Trincadeira. Sattes Rubin-Granat, sehr dicht. Die Nase beginnt leicht floral, zeigt dann Walderdbeeren, Sandelholz, Pralinen und vermittelt eine homogene, aber sehr angenehme Fülle. Im Gaumen cremig, elegant, wunderbar integrierte Säure und Tannine. Alles verpackt in einem eleganten Körper. Da ist Harmonie komplett und er hat – nebst seiner proklamierten Grösse – auch einen gewissen Sexappeal. Meiner Ansicht nach gehört dieser Pera-Manca zu den 200 besten Weinen der Welt. Also muss man ihn einmal im Leben getrunken haben! Hunt for it! 19/20 trinken   

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GANTENBEIN 2013: SEHR WENIG – GIGANTISCH GUT
 
Martha und Daniel Gantenbein sehen den Rückblick an den Jahrgang 2013 mit einem lachenden und auch mit einem weinenden Auge. Während der Rebenblüte führte ein brutaler Temperatursturz zur Verrieselung. 

Dies bewirkte bereits zu Beginn des Weinjahres eine dramatische Mengen-reduzierung. Die Folge; nur ein Drittel einer Normalmenge konnte beim Pinot Noir in die Flaschen gefüllt werden. Bei den Weissweinen, waren gar nur 25 %.

Das ist die schlechte Nachricht. Die gute; die Qualitäten sind top! Der Pinot Noir dürfte als einer der allerbesten «Bündner Burgunder» in die Geschichte der seit mittlerweile 25 Jahren erfolgreichen Gantenbein’s eingehen.   

Da die Gantenbeinweine im Markt eh immer sofort ausverkauft sind, wird diese Top-Qualität wohl für etlichen Rummel und für eine überdimensionierte Nachfrage sorgen. Also Glück dem, wer von den gigantischen 2013ern zum Handkuss von ein paar Flaschen kommt.

Nicht nur mit den Qualitäten, sondern auch mit dem Vertrieb sorgt Gantenbein schon seit langem für helvetische Massstäbe.
Es ist der einzige Weinproduzent, welcher es schon seit Langem schafft, einen grossen Teil der Ernte erfolgreich im Ausland in der Spitzengastronomie zu platzieren. 

In der Schweiz läuft die Distribution über angesehene Weinhändler. Versuchen Sie also gar nicht erst, auf dem Weingut anzurufen, um nach eine kleinen Allokation zu fragen. Die nachfolgend beschriebenen 2013er sind dort nur noch in kleinen Mengen vorhanden. Für den Privatgebrauch – versteht sich…        

Ich besuchte Martha und Daniel Gantenbein an einem Mittag im Mai 2015. Es war grad ein Feiertag. Aus katholischer Sicht. Und es war auch ein vinöser Feiertag für jene wenigen Weinfreunde, welche mit mir angereist waren.

Denn es galt die gigantische Qualität des Gantenbein-Jahrganges 2013 zu feiern.
Für mich war es ein Privileg, eine kleine Vertikale der letzten vier Jahrgänge mit dem Besitzerehepaar verkosten zu dürfen.

Die Sensation war perfekt; der Pinot Noir 2013 bekam 20-Gabriel-Punkte.!!!

Vier sehr konzentrierte Seiten Gantenbein: www.bxtotal.com

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CROFT, TAYLOR’S & FONSECA:  VINTAGE PORT AUS EINER HAND

1'560'000'000 Ergebnisse ergibt der Begriff «Port» im suchigen Netzwerk. Was hier, in diesem Artikel, nachfolgend beschrieben wird, macht gerade Mal zwei Prozent der Port-Produktion aus. 

Respektive noch weniger, denn es geht ja «nur» um drei Portweinmarken. Und die gehören alle dem gleichen Konglomerat. Nämlich zur Taylor Fladgate Family. 

Wer trinkt denn eigentlich am meisten Portwein? Kaum zu glauben, die Franzosen sind mit fast 30 % Marktanteil im Lead. Gefolgt von Holland und Belgien Grossbritannien und das Erzeugerland selbst (Portugal) kaufen je etwa 12 % der Jahresproduktion. USA und Kanada teilen sich zusammen noch knapp 7 % vom Kuchen. 

Diese Statistik bezieht sich aber auf die mittleren und kuranten Qualitäten. Nimmt man den Konsum der Topqualitäten, vornehmlich natürlich die Vintage Port’s unter die Lupe, so beherrschen Nordamerika und natürlich England den Markt. 

Und wo bleibt da die Schweiz? Bei der helvetischen Googlesuche lockte man mich mit der Eingabe «Port» auf Platz Eins in die Schweiz selbst. Denn in der Region Biel gibt es eine Gemeinde welche selbst Port heisst. 

Es gäbe aber noch eine andere Gemeinde welche vielmehr mit Port, respektive dann mit Portwein in Verbindung gebracht werden müsste. Denn in Zweisimmen gibt es die Charles Hofer SA (www.charleshofer.ch) und diese Firma handelt, nebst Spirituosen, hauptsächlich mit edlen Portweinen. 

Inhaber ist Patric Lutz, ein ehemaliger Gastronom und langjähriger Leiter von   «Pernet – World of fine food» in Gstaad. Er ist Port-Aficionado mit Herzblut und auch ein hervorragender Blindverkoster. 

Mit ein paar Weinfreunden durften fast eine Woche lang den Port spüren, anfassen, erschnuppern, einverleiben, ihn ergründen und… natürlich auch ausgiebig geniessen.

Dies mit mehreren Privilegien. So begleitete und Robert Bower, der Export Manager von Fonseca mehrere Tage durch portige Land.  

Bei einen honorigen Diner im legendären Factory House gab sich Alistair Robertson die Ehre. Er nennt sich seit seinem Rücktritt im Jahr 2000 nun Non-Executive Chairman. Er ist ein grossartiger Unterhalter und der langjährige Genuss von sehr gutem Port scheint seiner Gesundheit offensichtlich sehr gut zu bekommen. 

Und bei einem Lunch im qualitativ mässigen, aber dafür umso touristischeren Barao Fladgate Restaurant (die Aussicht ist um Längen besser als der Food) traf ich auch einen alten Freund wieder. Nick Heath ist langjähriger Marketing Direktor bei Taylors und er war beim allerersten Welt-Wein-Festival in Bad Ragaz persönlich dabei. 

Wir gastieren ein paar Tage im noblen, wunderschön gelegenen Fünstern-Hotel Yeatman (www.the-yeatman-hotel.com). Der Blick auf die Altstadt, auf den Douro und auf die legendäre Brücke (Ponte Dom Luis I) ist von dort atemberaubend.

In der Mitte des Reiseprogramms fuhren wir mit dem Zug (Holzklasse) nach Pinhão (legendärer Bahnhof mit historischen Fliesenbildern), assen am Mittag auf Quinta do Panascal ein legendäres Ziegengericht. Und… wir durften dann eine Nacht auf Quinta do Vargellas verbringen.

Ich war schon fast überall in den schönsten Rebbergen der Welt des Weines. Und dürfte ich eine Rangliste von den schönsten Weinregionen erstellen, so wäre die Heimat des Portweines ganz sicher mit dabei. 

Es gibt da unglaublich viele schöne hügelige und harmonisch wohl geformte Weinberge, welche sich links und rechst vom Douro erheben.



Das Vintage-Tasting und der grosse Bericht:

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FARNSBURGER WEIN-RARITÄTEN

Auch ein Dézaley vom Jahrgang 1945 könnte im Prinzip eine Rarität sein. Und weiter; eine Rarität könne auch spannend sein, auch wenn diese nicht unbedingt sensationell sei. Dies meinte der Gastgeber Jürg Richter bei der kurzen, prägnanten Begrüssung zu diesem rar-weinigen Abend im Restaurant Farnsburg. Und winkte gleich der Crew zum ersten Einschenken…

Und wie das dann so ist; der Wein ist im Glas und es geht los. Nicht für jeden Teilnehmer aus den genau gleichen Gründen. Die Einen sind aus einer partiellen Genusssucht angereist. Andere sitzen aus vinöser Neugier am Tisch. 

Ein paar Freaks komplettieren mit den noch nie getrunkenen Flaschen ihr persönliches Wein-Portfolio. Ein paar Weitere pflegen auf diese bekömmliche Art und Weise die durch Wein entstandenen Freundschaften. 

Und ein kleiner Teil spielt den geduldigen Begleiter. Das sind jene Spezies, welche auch Wein lieben, meist dem Manne zu liebe an den tanninbespickten Abenden, also aus eher gesellschaftlichen Gründen teil nehmen. 

Man könnte die ins Baselbiet angereisten Gäste sicherlich noch weiter definieren. Ein anwesender Arzt brachte die physiologische Verbindung aller Teilnehmer auf einen einfachen Nenner: «Wir sind wohl alle gleichgesinnt weinkrank!»

Und wenn dem wirklich ist, dann ist das ein sehr positiver Virus, welche man mit durchaus angenehmen Nebenerscheinungen über sich ergehen lassen kann. 

Die Farnsburg ist eine Ruine welche sich zwischen den Gemeinden Gelterkinden und Buss in Ormalingen befindet. So ist es denn auch verständlich, dass das sich in dessen Nähe befindliche Restaurant mit gleichem Namen ausgestattet wurde.
Dort verkehren aber nicht nur Wanderer, sondern immer mehr auch Weinpilger. Angelockt durch viele tausend Flaschen, welche man nicht nur betrachten, sondern auch bestellen kann. Und dies zu sehr attraktiven Preisen. Wenn man mal grundsätzlich begriffen hat, dass ein guter Wein etwas kostet und mit einem gewissen Marktwert korreliert.

In der Mitte des Haupttitels befindet sich der Begriff «Wein». Den lassen wir jetzt Mal etwas auf der Seite. Weil anzunehmen ist, dass die Gabriel-Leser nicht nur die Grundbegriffe des önologischen Einmaleins beherrschen. 

Also setzen wir uns hier, an dieser Stelle etwas genauer mit dem Wort «Rarität» auseinander.  

Die Herkunft käme aus dem Französischen «rarté», meint der Duden. Mit «Raritas» wird dort die lateinische Übersetzung definiert. Grundsätzlich steht der Begriff unweigerlich mit «Seltenheit» in Verbindung. Also ist dies logischerweise damit verbunden, dass «etwas nicht oft passiert oder zu finden ist».

Unter Raritäten würden auch wertvolle Sammler- und Liebhaberstücke fallen. 

Auf Wiktionary würde man gleich die Wortübersetzung in mehreren Sprachen finden. So gibt es für Rarität im Russischen gleich zwei Definitionen: раритет und редкость. Und auch zwei Gegenbegriffe werden hier geliefert; a.) Wenn etwas die Regel ist, oder b.) Massenware.

Gemäss wissen.de. ist es unerlässlich, dass für eine Rarität die geringe Verfügbarkeit unabdingbar ist. 

Sucht man bei Wikipedia, so wird man sofort auf «Seltenheit» gelotst und das Ganze wird sogar quantifiziert. «Als selten gelten subjektiv Dinge, Ereignisse oder Stoffe, wenn ihr Anteil an einer Grundgesamtmenge weniger als ungefähr 1 Prozent beträgt. Dies entspricht einem Mengenverhältnis von 2 (dezimalen) Grössenordnungen oder mehr. Üblicherweise sind Seltenheiten räumlich oder zeitlich inhomogen verteilt, was an einem Ort oder zu einer gegebenen Zeit selten ist, muss nicht notwendig an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit selten sein.

Seltene Objekte oder Substanzen dienen in der menschlichen Zivilisation – sofern sie Mindestanforderung von Transportabilität, Ungefährlichkeit oder Konvertierbarkeit genügen – als Wertträger, die man zu mehren sucht. Dazu zählen in der grossen Menschheitsgeschichte insbesondere die Edelmetalle».

Das Woxikon bringt diese, Edelmetalle nicht direkt, liefert aber weitere Begriffe, welche man unter Raritäten ansiedeln könnte: Juwel, Prachtstück, Pretiose, Schatz, Schmuck, Schmuckstück, Wertgegenstand, Wertobjekt, Wertsache, Wertstück, Zierrat, Zierstück, Heiligtum, Bijouterie, Kleinod, Briefmarken und… Münzen. 

Beim Letzteren findet dann eine gewisse Eselsbrücke zum Veranstalter Jürg Richter statt. Denn in seinem fast normalen Leben ist er Geschäftsführer der mit meist extrem raren Münzen in Auktionsform handelnden Zürcher Firma Sincona (www.sincona.com). Also verdient er mit diesen numismatischen Raritäten sein Geld.

Und dies sei bei ihm, beim Entkorken von seinen Weinraritäten ganz und gar nicht der Fall. Es mache ihm einfach einen riesengrossen Spass, solche önologischen Raritäten mit Freunden zu teilen, respektive zu Geniessen. 

Und warum darf jetzt ein Wein, von dem es bei dessen «Geburt» weit mehr als 200'000 Flaschen gab (1928 Mouton-Rothschild) plötzlich als Rarität gelten? Ganz einfach;  durch den generellen Konsum und durch das zunehmende Alter sinkt logischerweise die Verfügbarkeit. Und wenn eine Ware auf dem Markt immer rarer wird, dann ist es irgendwann definitiv zur Rarität geworden.

Entkorkt man alte Wein-Raritäten, so kommt auch noch ein weiteres, ebenfalls mit «R» beginnendes Wort ins Spiel: «Risiko». 

Das Risiko eines Korkfehlers, das Risiko vom Flaschenschwund und der dadurch entstehen-den Oxydation. Diese kann aber auch von zu langer oder zu unsachgemässer Lagerung entstehen. Aber das gehört zum freakigen Abendteuer. Und hier endet dann auch meine Wortklauberei endgültig. Denn es versteht sich, dass ein «Abendteuer» in diesem Falle logischerweise mit einem «teuren» «Abend» in Verbindung gebracht werden muss.

Und ich weiss auch, dass man Abendteuer nicht mit einem «d» in der Mitte schreibt. Aber manchmal heiligt halt der Zweck die Mittel.

Der Bericht mit 1928 Mouton, 1929 Mission, 1936 Musigny, 1937 d'Yquem und vielen anderen Weinen ist auf www.bxtotal.com  zu finden. Wo denn sonst`? 

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IMMER RARER: DIE JEROBOAM’S

Frage: Wie viele Liter hat es in einer Bordeaux- Jéroboam? Zwei Antworten sind möglich: Heute 5 – früher 4.5 Liter!

Wie es zur heutigen Masseinheit kam, ist nicht bekannt. So um das Jahr 1978 wurden die Bordeaux-Jéroboam’s nur noch in als Fünfliterflaschen abgefüllt. Für mich ist das ein oberdoofes, völlig unlogisches Mass. 

Denn – eine Doppelmagnum umfasst bekanntlich drei Liter Wein. Und eine Imperial sechs Liter. Also wäre das alte Mass mit 4.5 Liter genau in deren Mitte. 

Ich prognostiziere hier an dieser Stelle, dass es in Zukunft immer weniger Jéroboamflaschen auf dem Markt geben wird. 

Warum kann ich aus eigener Erfahrung erklären… Als Einkäufer bei Mövenpick kaufte ich Bordeaux in der Subskription. Mann kauft eine Allokation von einem Château und zwar in Form von Anzahl Kisten. Diese können 12er oder 6er sein. Die Rechnung ist dann aber in Anzahl Flaschen ausgestellt, weil sich ja der offerierte Preis pro Flasche bezieht.

Aber eigentlich sind es eine gewisse Anzahl Liter, welche man dann später zu gute hat. Und diese Liter kann man ein Jahr später bei der «instruction du mise» in gewünschte Flaschenformate ummünzen. So würde ein Einkauf von fünf 12er-Kisten vom Château XY 60 mögliche Flaschen, 120 Schöppli (0.375 Liter) oder 30 Magnum ergeben. Und – das ist jetzt die Ausnahme; man könnte 12 Jéroboamflaschen abfüllen lassen. Das ist aber die kleinst mögliche Jéro-Bestellung!!! 

Früher war das viel einfacher. Eine 12er Kiste umfasste 9 Liter. Und zwei Jéroboam sind auch 9 Liter. Also konnte man sich bereits Einkauf ab einem Dutzend Flaschen Jéro’s zulegen. 

Deshalb ist die heutige 5-Liternorm mega dumm und führt dazu, dass es immer weniger Jéroboam’s im Markt geben wird. Ausser ein Châteaubesitzer füllt den Rest selber in dieses «Zwischenformat» ab und offeriert diese später, nach der Primeur-Kampagne. Sind jetzt alle Klarheiten beseitigt? 

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ZWÖLF GROSSE POMEROLWEINE, DER ÄLTESTE WAR 67 JAHRE ALT!  

Am linken Ufer regiert bekanntlich der Cabernet Sauvignon – an der Dordogne (also rechts!) der Merlot. Und wenn dem so wirklich ist, kommt dann der bessere Merlot aus Saint Emilion oder aus Pomerol?

Ich würde mal behaupten, eher aus dem Pomerol. Warum? Weil die beiden so genannt besten, über Jahrhunderte anerkannten Leader, aus Saint Emilion im Blend mehr Cabernet wie Merlot drin haben. Damit meine ich nämlich den Ausone und den Cheval Blanc. Und schliesslich ist der bekannteste Merlot seit mehr als einem Jahrhundert der Château Pétrus. Und der stammt schliesslich aus Pomerol.  

Und die Weine aus dem Libournais reifen schneller als jene aus dem Médoc. Genau wegen dem Merlot. Und überhaupt – was passiert eigentlich, wenn ein Pomerol ein paar Jahrzehnte als Flasche überlebt. Wie schmeckt er dann noch? Macht er noch Spass oder hat er einfach seinen besten Genusspunkt verpasst? 

Soll man gar ein paar junge Pomerols bewusst auf die Seite legen? Kommt nach der meist üppigen Fruchtphase noch ein zweiter Akt? Oder verblassen diese meist recht teuren Weine einfach, ohne einen gewissen Renaissance-Charakter abzuliefern?

Nun, die Fragen sind gestellt, die Antworten können gleich hier mitgeliefert werden. Denn – ein paar wenige Weinfreunde setzten sich irgendwo in der Schweiz an einem Freitagmittag an einen Eichenholztisch und hatten die Chance halbjunge bis sehr alte Pomerolweine miteinander zu vergleichen, zu verkosten und zu geniessen. 

Vom 1948 Château Petit-Village bis zum 1999 Château Hosanna. Das ist eine Altersdifferenz von mehr als 50 Jahren. Also hatte man da eine tolle Chance ein Dutzend Pomerols über mehrere Dekaden zu degustieren. 

Nicht nur grosse Jahrgänge, sondern auch mittlere und kleine Millésimes. Also war dies eine ziemlich umfassende Retrospektive, um zu ergründen, wie die Genusschancen gereifter bis alter Pomerols sind, respektive sein könnten.

Fazit: Die grossen Namen von heute, waren  chon früher regelmässige Garanten. Die damalige Weinherstellung kann man bei nicht wenigen Weingütern als sehr artisanal bezeichnen. Will heissen; es gab (noch) keine Gärtemperaturkontrollen. Keine oder nur ganz wenig neuere Barriquen für den Ausbau. Zweitweine gab es auch noch keine. Und der Pétrus kostete noch viel, viel weniger als heute.         Weitere Informationen: 

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TESSINER GENUSS-GARANTIE, 20 JAHRE BALINO UND BALIN! 

René Gabriel schreibt diesen Artikel. Also muss es sich bei «Balino» und «Balin» garantiert sicher um Wein handeln. Und dem ist auch so…  

Müsste es aber nicht unbedingt! Denn – surft man nach diesen beiden Begriffen so gelangt man erst nach sehr langem Suchen zum Wein.

Bei Balino lotsen die diversen Suchmaschinen zuerst auf eine Bar-Lounge nach Stuttgart. In England könnte man Turbinen und Propeller unter dem gleichen Namen kaufen. An dritter Balino-Stelle driftet man wieder nach Deutschland ab und gelangt zu einer 12-Volt- Pendelleuchte. Weiter geht es zu Carlos Balino, einem verstorbenen, kubanischen Politiker. Dann wird es sportlich; es wird ein ehemaliger Basketballspieler, Enrique Balino Pavon aus Uruguay genannt. Auf Youtoube liefert eine Band namens Balino einen Musikclip (Kele Bu Ukwu). Auf nach Norwegen! Zu Beatriz Balino. Sie leitet die Administration von der Universität in Bergen.

Beim nächsten Kontakt geht es um ein fünfjähriges Rennpferd namens Balino in Florida. Allerdings scheint dieses eher ein Looser zu sein, denn bei der Anzahl Fans ist die Ziffer 0 zu sehen. Schliesslich kommt der Schiedsrichter Jorge Ignacio Baliño aus Brasilien mit ins Spiel. In Tschechien ist Balino eine Kartonfabrik. In Deutschland ist ein adeliger Boxerhund Balino von Brömchen. Unter www.bike24.de wird gar ein Balino-Fahrradhandschuh (Art. 3101-354) angeboten.

Bei Balin zielen logischerweise sehr viele Informationen zum Film und Buch «Herr der Ringe». Balin war dort ein zwergischer Berater und gehörte zum Königshaus der Zwerge von Erebor. In Istanbul ist Balin ein Boutique-Hotel. Marty Balin wird das Gründer der amerikanischern Band «Jefferson Airplane». vermerkt. Balin, so ist u.a. auch zu erfahren  sei ein beliebter männlicher Vorname im Raum Indien und Pakistan und bedeute «mächtiger Soldat». Und vor lauter Herumsurfen gelangt man in Australien auch noch gleich zum Surfen selbst.

Dann endlich bieten erste Schweizer Weinhändler den Balin an. Das allmächtige Google lotst aber auch auf ersten 10 offiziellen Seiten nicht auf das Weingut selbst. Fündiger wird man da erst bei «verwandten Suchfragen zu Balin». Ein Klick – Bingo! http://www.cantinabarbengo.ch

Und schwupp landet man im Tessin. Genauer gesagt in Barbengo, westlich von Lugano. Die auf 370 Meter über Meer gelegene Gemeinde beheimatet weniger als 2000 Einwohner. Dazu gehört auch das Winzerehepaar Anna Barbara-Kopp von der Crone und Paolo Visini. 

Sie luden zur grossen Vertikale aller produzierten Jahrgänge von Balino und Balin. Das ist zwar im Prinzip der gleiche Wein. Doch – nebst einer Namensänderung – gab es in dessen Evolution immer wieder kleine  Modifikationen. Nicht immer freiwillig – aber immer zum Besten vom heutigen Balin! 

Wie die 20 Jahrgänge (1995 bis 2014) schmeckten? Warum der Balino heute nur noch Balin heisst? Und warum man nach dem 2011er unbedingt suchen sollte?

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VEGAU: NEUER KANTON IN DER SCHWEIZ?

Es kommt leider in letzter Zeit immer wieder vor, dass sich gewisse Randgruppen militant verhalten. Und zwar so stark, dass diese von den anderen Mitmenschen und vor negativen Einflüssen, zur Erhaltung der nicht mehrheitsfähigen Rasse, geschützt werden müssen. 

Neuestes Problem: Ein Vegetarier (A.S. in M.) fragt in einer Leseranfrage allen Ernstes an, «Müssen wir als Vegetarier die Grillpartys dulden?».

Diese Situation zeigt auf, dass ein friedliches Nebeneinander hier nicht mehr möglich ist und somit dringend nach einer Lösung gesucht werden muss. Nicht zuletzt auch deshalb, dass solch militante Fleischgegner dann den Vegi-Spiess umdrehen und vor den Mietshäusern einen Campingtisch aufbauen und demonstrativ Tofu essen. Dabei wiederum kann es bei einigen (zugegeben wenigen) normalen Fleischessern zu Verhaltungsstörungen kommen. Der im Tofu enthaltene Sojabohnen-Anteil kann durch dessen Visualisierung bereits bei Menschen mit geringem Fleischernährungsanteil Blähungen suggerieren. Durch die zwar bescheidenen, aber doch vorhandenen Folge-Darmschmerzen ergibt sich dann eine Aggression gegenüber den sich provokativ verhaltenden Vegetariern und Veganern.

So gibt es jetzt bereits, erste politische Erwägungen die nicht Fleisch essenden Bürger in der Schweiz zu schützen. Die Projektstudie geht von der Richtung «geschütztes Territorium» bis hin zum «eigenen Kanton». Prioritär sieht man diese geschützte Gegend durch eine Abspaltung vom Kanton St. Gallen. Dies deshalb, weil das Sankt-Galler-Kantonswappen über den grössten Grünanteil verfüge. 

So ist denn als erstes eine rund um das Gebiet geschützte Einfriedung (Mauer, elektrischer Draht, Selbstschussanlagen) geplant. Einlass und Wohnrecht kriegt nur, wer sich öffentlich als Vegetarier oder Veganer bekennt. Dazu ist eine Eintragung im Personalausweis unerlässlich. Im neu gegründeten Kanton VEGAU (Arbeitstitel) gibt es keine Tiere, logischerweise auch keine Metzgereien. Dafür aber mehrere, spezialisierte Fachgeschäfte um den nicht ganz einfach zu bewältigenden Grundbedarf an Nahrungsmitteln zu decken. 

In den Fernsehkanälen sind tierische Sequenzen komplett zensuriert. So ist es den Vegi-Vegan-Kindern untersagt Filme wie Fury, Flipper oder Daktari zu schauen. Selbstverständlich wird es auch Soja-Fast-Food-Ketten und auf fleischlose Kost spezialisierte Restaurants geben. Und natürlich auch Spitäler. Deren Intensivstationen werden hauptsächlich auf Mangelernährung spezialisiert sein.

Doch leider wird sich das ganze Projekt wohl noch Etwas hin ziehen. So würde ich der leserschreibenden Person A.S. aus M. als psychologische Wiedergutmachung empfehlen, Rache an den sich bekennenden Fleischessern auszuüben. Tofu kann man nämlich (gemäss Chefkoch.de) auch grillieren…   

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EIN SCHÖPPLI IST KEIN SCHOPPEN!

Es gibt da eine neue Tradition! Wenn mein Weinfreund Bärti Stocker am späten Nachmittag in der Nähe ist, dann kommt er schnell auf einen Sprung vorbei. Und dann gehen wir in den Keller, setzten uns an den grossen Eichentisch und trinken ein «Schöppli».

Die Leser aus Deutschland werden jetzt wohl denken, dass wir da einen Schoppen (Offenwein) trinken. Und das wäre, falls man es nicht wüsste und danach surft, gemäss ersten Resultaten eher eine Babynahrung. 

Also muss man, um es genauer zu wissen, zum Suchwort «Schoppen» noch den Begriff «Wein» dazu geben. Grundsätzlich käme das Wort aus dem Französischen und bedeute so wie viel wie «Schöpfen».

Wikipedia definiert die Sucherei etwas kompliziert. Ich musste es ein paar Mal lesen. Wurde aber dann doch irgendwie nicht schlau daraus. Zitat: «Ein Schoppen – zuerst ein niederdeutsches Wort, das ins Französische entlehnt und von dort ins Oberdeutsche rück entlehnt worden und verwandt mit schöpfen ist – ist ursprünglich ein Gefäss für Flüssigkeiten, später ein Hohl- bzw. Raummass für Getränke». 

Soweit zum generellen Begriff. Etwas, respektive viel schwieriger wird es, wenn man versucht dessen Grösse oder Menge zu evaluieren. Traditionell sei ein Schoppen die Hälfte einer Pinte oder ein Viertel einer Mass. Und wenn es denn genau so wäre, dann wäre das doch noch ziemlich einfach.

Aber jetzt wird’s definitiv kompliziert. Je länger ist auf der Schoppenwelle surfte, desto konfuser wurde ich. Der französische Schoppen (la chopine, chaupine) hätte 476,073 Milliliter entsprochen. Hier spräche man von 1/72 Königsfuss. Dabei wäre es aber meistens 1/100 bis 1/120 vom normalen Kubikfuss gewesen. Und dies hätte einer Menge zwischen einem Viertel und einem halben Liter entsprochen. 

Sucht man die mengenmässige Schoppen-Wahrheit um deutschsprachigen Raum so kommt es definitiv zum Wirrwarr. Im deutschsprachigen Raum umfasste der Schoppen nämlich im 19. Jahrhundert 0.357 l. In Württemberg 0,459 l und in der Pfalz 0,564 l. 

Vor der von Napoleon veranlassten, im Frühjahr 1812 durchgeführten Vereinheitlichung der Masse in den Staaten des Rheinbunds, entsprach der Schoppen 0,7 Liter. In der Stadt Rastatt hatte der Schoppen im Jahr 1615 noch 2,3 Liter, was damals eines der größten Weinmasse in Deutschland war.

In der Schweiz war der Schoppen (0,375 l) bis 1877 als Masseinheit amtlich. Heute ist dieser damalige «amtliche Schoppen» von den Schweizern wieder – in verniedlichter Form – eingeführt worden. Wir Helvetier sagen nämlich einer kleinen Weinflasche (welche halb so mengenmässig gross wie eine Normalflasche ist…) «Schöppli». Wer hat’s erfunden?

Alles klar? Im Internet fand ich nur ganz wenige Fotos von halben Flaschen. Die Webseite «Auctionata.de» lieferte mit ein wunderschönes Bild von fünf halben Flaschen 1974 Château Montrose. Aus Erfahrung ist hier wohl die Anschauung interessanter als die Entkorkung.

 Als ich das Bild eingehender studierte fiel mir wieder ein, von der Norm abweichendes Detail auf. Ganz unten  steht auf der Etikette 36 cl!!! Also war damals die ganze Flasche 0.72 Liter.
Damals war es jedem Château überlassen, wie viel Wein da genau  in die Flasche kam. Die Mengen schwankten zwischen 0.72 bis 0.75 Liter. Bis die EU im Jahr 1977 da den Riegel schob und 0.75 als Standard festlegte. Und im gleichen Atemzug wurde auch gleich die Masseinheit für eine halbe Flasche (frz. demie bouteille) mit 0.375 Liter festgelegt

CHÂTEAU MARGAUX-SCHÖPPLI

Der Grund für diese ausführliche Definitions-Analyse lieferte mir eine halbe Flasche vom Château Margaux 1986. Wenn wir ja jeweils, ich spreche so alle zwei Wochen, ein Schöppli im Keller entkorken, dann ist es meist einfach Zufall, was da entkorkt wird. Ich greife einfach in eine Kiste und ziehe ziemlich spontan was raus. Möglichkeiten gibt es, gemäss meinem Excel-Inventar, mehr als 100.

Und nun folgt hier ein Bericht von einem prestigeträchtigen Weingut. Immerhin ein Premier Grand Cru classé aus dem Médoc.  Und die Rede ist von einem ganz grossen Jahrgang. 

Und die Rede ist auch von einem sehr hoch bewerteten Wein. Robert Parker liegt, gemäss Recherchen bei 98/100 Punkten. 

Der Wine-Specator legt die Latte um eine kleine Nuance tiefer. Dies mit 97 von 100 Punkten. Im Wine-Searcher liegt das Average-Ranking bei 94/100. 

Bei mir kriegte er die Jahre zuvor 16/20. Jetzt ist er nur noch bei 14/20.

Zusammengefasst: Die Weinwelt lobt – und Gabriel tobt!  www.bxtotal.com

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GROSSE WACHAUER UND GROSSE BORDEAUX
 
Das ist eine meiner Lieblingsformeln für einen öffentlichen Event. Weissweine aus der Wachau und Rotweine aus Bordeaux. Die Punkte bleiben gleich – nur die Farbe wechselt. So mein proklamierter Slogan, wenn ich jeweils einen solch vinösen Abend leiten darf. 

Und genau so war es denn auch. Würde ich Bilanz ziehen und alle vergebenen Wertungen digital ausrechnen, so wäre es wohl mit einem Gleichstand im nicht stattgefundenen Wettkampf zwischen Wachau und Bordeaux ausgegangen. 

Wenn man bei meine offiziellen Gratis-Webseite www.weingabriel.ch auf Kontakt klickt, so kommt man auf eine Unterseite, welche «Rent-a-Gabriel» heisst. Da findet man verschiedene Formeln unter welchen man mich ganz persönlich für einen Event engagieren könnte. Ein mögliches Thema ist dabei Wachau & Bordeaux. Und unter ähnlichen Bedingen, wie dort vorgeschlagen,  trafen sich gut drei Dutzend Weinfreunde im Restaurant Loibnerhof in der Wachau zum weiss-roten Stelldichein. Im Bild oben: Gastgeber Michael Herget und Gastkommentator René Gabriel

Der Auftakt begann, an diesem kühlen Aprilabend, mit einem noch sehr jung wirkenden, nasal parfümierten und im Gaumen noch dezent eichigen 2007 Rotgipfler Top Selektion von Alphart aus der Thermenregion. (17/20) Als die neugierige Truppe den kleinen, gut geheizten) Saal betrat, waren bereits drei Rieslinge eingeschenkt. Dann folgten drei Grüne Veltliner.

Beim Farbwechsel kamen drei Bordeaux 1985 ins Glas. Will heissen wären gekommen. Ausgerechnet der Latour korkte. Der Ersatz, ein 1986er Gruaud-Larose, welcher überspontan geöffnet wurde, tat sich extrem schwer. Zumindest in einer langen Erstphase. Grosse Freude bereiteten dann wieder drei Bordeaux vom Jahrgang 1996, Pichon-Lalande, Cos d’Estournel und Gruaud-Larose. 

Das Finale war dann ebenso furios wie die allerbesten Weine zuvor. Der 2001er Ruster Ausbruch von Feiler-Artinger lieferte ein gigantisches Finale. Und – fast hätte ich es  vergessen. Wir sprechen da bei allen aufgezählten Weinen von Magnumflaschen. Ausser dem Tischwein, ein 2012 Blaufränkisch R, der kam sogar aus der Sechsliter-Imperiale.  Der Bericht ist auf www.bxtotal.com

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Die Tabelle der besten Bordeaux vom Jahrgang 2014!  

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GROSSARTIGES WEIN-RODEO: LAFITE-ROTHSCHILD ALS SIEGER  
 
Alle Jahre wieder! Als Ron und Peter mich vom Flughafen in Amsterdam abholten, fragten wir uns noch, das wievielte Mal jetzt dieser Event schon stattfinden würde…

Wir kamen auf eine geschätzte Zahl zwischen acht und zehn. Aber eigentlich ist der Blick zurück überhaupt nicht wichtig. Denn; erstens stand – schon wieder – ein memorabler Weinabend in der Bussumsche Wijnkooperij bevor.

Und; zweitens ging es schon gegen den Schluss hauptsächlich nur noch darum, baldmöglichst ein Datum für das nächste Jahr zu finden. So Gott will, heisst es also bei dieser weinigen Angelegenheit: Fortsetzung folgt…

Bevor es aber zum traditionellen Weinabend kommt, steht jeweils eine andere Tradition bevor. Ein Besuch im Dremmer’s. Das ist ein uraltes, hölzernes Pub in Veesting bei Naarden. Dort werden viele verschiedene, herrlich schmeckende holländische und belgische Bierchen direkt vom Fass gezapft.

Und ich versuche dann bei den angeregten Gesprächen meiner holländischen Freunde einen gewissen Teil der Themen zu erhaschen und zu deuten. Momentan liegt die mögliche Wahrnehmungsschwelle bei mir bei etwa fünf Prozent. Immerhin! Eines wird dabei aber ganz sicher klar. Es ist ein fröhliches Völklein und Mann fühlt sich wohl!   

Um sieben Uhr waren dann bei Frank in der Bussumschen Wijnkooperij. Auf den ersten Blick ist dies ein unglaublich vielseitiger Weinladen mit partiell messiehafter Ausrichtung. Aber – man findet sehr schnell viele hochwertige Selektionen. Und somit wird einem schnell klar; hier gibt es eine ebenso unglaubliche Anzahl von allerbesten Weinen. Und das passt dann auch zur anderen Firma, welchen sich am gleichen Sitz befindet. Best of  wines! (http://www.bestofwines.com/uk).

Und genau diese Thematik passte dann auch zu unserer grossartigen und gemütlichen Tasting-Runde: Best of wines! Mit dabei; viele ganz grosse Bordeaux – vor allem vom Jahrgang 2000. Alle drei Guigal-Lagen, vom Jahrgang 1988, standen ebenfalls auf dem Gabentisch. Eine nicht ganz zusammenpassende Pinot-Parade. Ein hochfeiner, Australischer Ausreisser (1990 Hill of Grace). Die Rotweine bildeten den Mittelteil. Das unglaubliche Wein-Rodeo endete mit Sauternes und fing mit sehr teuren, weissen Bordeaux an… www.bxtotal.com

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In der Mitte Hervé Berland, Direktor von Château Montrose, flankiert von Max Gerstl und René Gabriel...

IMMER WIEDER: 20-PUNKTE FÜR MONTROSE 1989

Am Weinbörse-Diner in Pfäffikon gab es sehr viele, sehr schöne Saint-Estèphe's. 2009 Tronquoy-Lalande (18/20), 2010 Tronquoy-Lalande (18/20),
2009 La Dame de Montrose (17/20), 2005 La Dame de Montrose (18/20),
2005 Montrose (19/20), 1998 Montrose (18/20), 1995 Montrose (19/20) 
und der sagenhafte 1989 Montrose. Hier meine bisherigen Erfahrungen...

Viele Degustations-Eindrücke und ich war einer der ersten Journalisten, der gleich zu Beginn mit diesem Jahrgang die Renaissance auf Montrose gewittert hat. Und ich habe mir, für sehr wenig Geld, zwei Kisten in den Keller gelegt. Ein Wein für geduldige Bordeaux-Fans, denn ich vermute, dass vor 2010 die Post ganz sicher nicht abgeht. 99: Fünf Jahre lang bin ich diesem Wein nicht mehr begegnet. Und er hat sich fast nicht verändert: Extrem tiefe Farbe. Leicht pilziges, nach nassen Trüffeln riechendes Bouquet, dahinter eine warme, pflaumige Note, Malaga-Rosinen und Zedern, was sonst nur bei einem grossen St. Julien zu finden ist. Im Gaumen eine geballte Ladung an Fleisch, Extrakt und noch immer reifeverlangenden Tanninen. Braucht sehr, sehr viel Zeit. Die allgemeine Richtung: 19/20 Punkte. 00: Dramatisch diese tiefgründige Grösse. Ein beeindruckender Wein in einer wilden Serie von 1976, 1993 und eben diesem 89er Montrose. Einer der aktuell allerbesten Auktionswerte, die man noch unter den allergrössten Médoc findet. Drei Stunden dekantieren, dann begreift man die 19/20 Punktwertung. 03: Es war ja so schade um diese Jéroboam. Die Leute tranken viel lieber den mageren Gruaud-Larose im linken Glas, während ich mir zwei Deziliter aufbewahrte und ihn dann zwei Stunden später zur Havanna trank. Ich bin eben ein Potentialraucher! (19/20). 07: Blind im Waldgarten in Zürich mit vielen anderen grossen Bordeauxweinen verkostet. Viel dunkles Malz in der Nase, Pflaumen, Teer und Trüffel. Ein grosser, gereifter Montrose, der selbst neben dem 90er nicht viel Probleme hat seine Grösse zu zeigen. Nochmals im Jahr 2007, am gleichen Ort: Da ich den Wein kannte, dekantierte ich die Magnum drei Stunden lang. Wenn man einem unerfahrenen Bordeauxfreund erklären will, dass Terroir zwar mitunter auch nach etwas Humus riechen kann, aber dass schwarze Trüffel, Guiness-Biernoten (!)  und Teer, möglicherweise auch Korinthen die wichtigere Rolle spielen, dann ist das der Prototyp für die flüssige Kür. 10: Der 1989 Château Montrose ist schon lange ein Favorit von mir. Oft vergleiche ich ihn mit seinem eigenen, legendären 90er. Und je mehr ich diese beiden Rivalen analysiere, so habe ich eine Präferenz für den 1989er. Aus der Magnum (gesponsort von Baschi Schwander) trank ich ihn bisher noch nie. Aber genau diese Möglichkeit erlaubt es mir nun, ihn definitiv zu den ganz grossen Bordeaux einzureihen. Und unter den ganz grossen Bordeaux zu jenen mit besonders viel Tiefgrund und Charakter. Einer mit einem gewaltigen, ja schon fast dramatischen Potential. Und da ist man sich ja bei der neuen Generationen Bordeaux nur ganz selten wirklich sicher. Die Aromen reichen aus um einen ganz grossen Einkaufskorb voll zu füllen. Einen mit etwas getrockneten Pilzen, viel getrockneten Pflaumen, ein paar Korinthen, frisch gepflückten und getrockneten Küchenkräuter, ein Minzesträusschen und etwa drei Kilogramm Perigourd-Trüffel. Diese Magnum lag bei 40/20, weil doppelt. Und in der gleiche Woche gleich noch zwei Mal getrunken. Einmal am Montag zum Jassen und dann am Mittwoch im Sempacherhof bei Baschis Weinprobe. Und jetzt weiss ich es definintiv - das ist ein Jahrhundertwein für klassische Terroirliebhaber. (20/20). 11: Dunkles Granat, dezent oranger Schimmer. Die grosse, tiefschürfende Klassik in der Nase, getrocknete Pflaumen, Teer, Trüffel, grosse, dunkle Rosinen, duftet wie ein ganz grosser Hermitage. Im Gaumen mächtig und ausladend, warm, eine tolle Konzentration zeigend, legt permanent zu, brachiale Kraft und legendäre Terroiraromatik, Reserven für weitere Dekaden. Unglaublich; an der Hjerbstauktion war ich der einzige der sich für eine 12er-Originalholzkiste interessierte. Und so steigerte ich diese zu CHF 2400.-. Das war pro Flasche weniger als der 2010er in der Subkription kostete! Ein monumentaler, extrem tiefgründiger Montrose der noch mehr als 20 Jahre lang auf dem ganz grossem Bordeauxmeer herum segeln wird. (20/20). 11: An einer Best-Bottle-Party im Schloss Loersfeld. Dunkel, satt in der Mitte, erster Reifeschimmer am Rand. Das Bouquet beginnt fleischig mit einer geballten Cabernetsüsse, Malagarosinen, etwas Mokka und Kakao, sehr tiefgründig mit Trüffelnoten. Im Gaumen ein richtiger Mocken mit enormem Tiefgang, das ist ganz grosser Saint Estèphe, das ist ganz grosser Montrose, das ist ganz grosser Bord. Und diese Trilogie wird ihm in den nächsten 30 Jahren zur Legende verhelfen! 15: Ich weiss, dass ich ihn in der Zwischenzeit ein paar Mal im Glas hatte. Aber irgendwie hatte ich dazu ganz einfach nichts aufgeschrieben. Am Montrose-Dinner der Weinbörse dekantierte ich eigenhändig vier Flaschen. Und während ich den Wein dekantierte, zog ich den weinigen Duft in die Nasennüstern über dem Trichter ein. So können sich offensichtlich Sommertrüffel verflüchtigen! Der Wein ist massiv, dicht, fleischig, hat aber auch viel Terroirwärme und eine schon fast dunkelmalzig-teerige Caberenet-Expression. Früher kostete er etwa die Häflte vom 1990er (auch 20/20). In der letzten Zeit hat er sich diesem Index, etwas angenähert. Tendenz steigend...  20/20 trinken - 2040

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BORDEAUX 2014: DIE CABERNETS GEWINNEN GEGEN DEN MERLOT

Momentan spricht man in der Weltwirtschaft sehr oft von Wechselkursen. Insbesondere vom Wert des Dollars und des Schweizer Frankens. Diese haben gegenüber dem Euro in den letzten Monaten deutlich zugelegt. Und genau dieser Währungseffekt könnte für den Bordeaux 2014 eine relativ wichtige Rolle spielen, denn die helvetischen und amerikanischen Weinhändler bezahlen den Bordeaux-Primeur in «Euronen». Also kann man hier von einem gewissen Währungsrabatt gegenüber den noch ausstehenden Preisen sprechen.

Die Preise sind zwar bei einem Subskriptionsjahrgang nicht das Wichtigste, aber halt doch ein wichtiger Teil davon. 

Wenn die Qualität stimmt! Also nehmen wir jetzt das hauptsächliche Qualitätskriterium vorweg. Wie gut ist der Bordeaux 2014 und wo ist er im möglichen Vergleich anzusiedeln?

ROTWEINE

Das linke Ufer ist besser als das rechte! Will heissen; die Polka spielt im Médoc bei den wichtigsten Appellationen Saint Estèphe, Pauillac, Saint Julien und Margaux. Und somit natürlich auch in Pessac-Légonan. Also ist der Cabernet Sauvignon besser als der Merlot!

Doch wenn es denn nur so einfach wäre… Betrachtet man einzelne Appellationen etwas genauer, dann sind auch hier markante Unterschiede zu vermerken.

Besonders im roten Süden der Stadt Bordeaux. Die Weine Pessac sind unisono um eine ganz gewichtige Stufe besser ausgefallen aus die Crus aus der Region Léognan.

Verlässt man das linke Ufer, um sich den Weinen aus dem Libournais anzunehmen, so ist der Jahrgang 2014 um eine recht grosse Nuance hinter dem Médoc & Co. anzusiedeln. 

Dies deshalb, weil der Merlot gegenüber dem Cabernet mit sehr vielen meteorologischen Nachteilen zu kämpfen hatte. Die Weine der Regionen Saint Emilion und Pomerol bestehen dominant aus Merlot. Aber nicht nur. 

Es gibt da auch Cabernets. Ja – nicht Cabernet, sondern Cabernets. Nach dem Merlot ist der Cabernet Franc eine ziemlich wichtige Rolle mit einem Bepflanzungsanteil von rund einem Viertel. 

Und es gibt da auch, besonders auf kiesigen Lagen etwas Cabernet Sauvignon. Zwar weniger als 10 % insgesamt, aber; wer hat der hat! Und diese beiden Cabernets spielten bei den bestbewerteten Weinen eine ganz wichtige Rolle. 

Die aufgezeigten Rebsortendifferenzen zeigen somit eine generelle Tendenz. Aber wenn es denn so einfach wäre, dann müsste man gar nicht so viele Weine degustieren. 

Doch der Teufel liegt bekanntlich im Detail. Und mit Detail kann man jedes einzelne Weingut beziffern. Also lohnt es sich, meinen grossen Degustationsbericht auch im Detail zu studieren… 

WEISSWEINE 

Hier ist die Qualität grossartig. Und mittlerweile kommen schon fast alle Weissen im «neuen Stil» daher. Will heissen; feinpfeffrige Säuren, Agrumennoten im Extrakt. Und Frucht. Frucht. Und nochmals Frucht. 

Wie in den vergangenen Jahren werde ich meine Verkostungsnotizen zu den weissen Bordeaux’ nicht publizieren, jedoch im www.bxtotal.com aufschalten. Und das mehrere Gründe: Zum ersten verändern sich die Fassproben bis zur Flaschenfüllung in der Regel geschmacklich ganz deutlich. Oft sind diese Weissweine bei Primeurverkostungen genial und enttäuschen dann schon nach ein paar Jahren, infolge Mangel an Mineralik und daraus folgendem Fruchtverlust. 

Zudem erachte ich die bekannten Namen als (viel) zu teuer. Die Preise haben in den letzten Jahren dieselben Steigkurven wie die die Rotweine gemacht und liegen jetzt da, wo sie mit anderen Weltklasseweissweinen in brutaler Konkurrenz stehen. Sicherlich; ein weisser Domaine de Chevalier ein solider Wert mit besten Zukunftsprognosen. Wer ihn aber kaufen will, der findet reifere Jahrgänge zum «Sofortkauf» in genügender Menge im Handel.      

SÜSSWEINE

Da haben wir zwar nur die «Sweeties» aus Barsac und Sauternes verkostet. Aufgrund deren tollen Qualitäten werden auch die umliegenden Appellationen wie Cérons, Loupiac, Cadillac und Monbazillac wohl sehr spannend sein. Die Qualitäten sind in allen Sauternes-Grund-Regionen (Bommes, Fargues, Sauternes und Barsac) grossartig. Die Mengen waren klein bis extrem klein. Bei den Super-Weingütern spricht man von Erträgen um die 10 Hektoliter pro Hektare. 
   
JAHRGANGSVERGLEICH?

Parallelen mit vergangenen Weinjahren sucht man immer. Das hilft jenen, welche keine Chance hatten diese noch im Fass liegenden Weine zu verkosten. Und da bin ich zum ersten Mal ziemlich ratlos. Das mag wohl am meteorlogischen Verlauf des 2014er liegen. 

Der Start war früh, die Blüte homogen. Doch dann kam ein extrem kalter Sommer, welcher den Vorsprung mehr als rückgängig machte. Das grosse Problem kam mit der «Veraison». Der Wechsel von der grünen zur blauen Beere verlief sehr schleppend und extrem unterschiedlich. Der Önologieprofessor Denis Dubourdieu spricht in solchen Fällen von Harlekintrauben. Von Grün über Rosa, zu bläulich bis Violett – alles an einer Traube. United Colours of Bordeaux also! 

Dann kam dieser unglaubliche, indische Sommer übers ganze Bordelais und die Winzer konnten sorglos zu warten und «à la Carte» pflücken. Ohne diesen extrem sommerlichen Herbst wäre der Bordeaux 2014 zu einem veritablen Fiasko geworden. 

Vom Geschmack her kann man die Cabernet-lastigen Weine als «klassisch» bezeichnen. Achtung! Mit klassisch meine ich nur den nasalen Duft und den Gaumengeschmack. Das heisst; würzig, floral, blau- bis schwarzbeerig. Generell ist da viel Aroma drin. Hier wären möglicherweise Parallelen mit den Jahrgängen 2001, 2004 und 2006 angesagt.

Spricht man in Bordeaux aber von Klassik, so sind meist die verlangenden, muskulösen Gerbstoffe gemeint. Und hier bilden die 2014er-Gerbstoffe eine bedeutend mildere, respektive reifere Variante. Die Tannine sind extrem ausgeglichen und wohl proportioniert. Diese verbinden sich mit den Säuren und dem Extrakt und bilden in den besten Fällen eine unglaubliche Harmonie im Körper.

Die Top-2014 sind (bei viel Aromatik) meist schon sehr elegant und werden wohl schon recht früh viel grossen, qualitativ hochstehenden Spass vermitteln. Beim Körpervergleich würde ich vielleicht bei einem Vergleich in der Mitte zwischen 1998 und 2005 ansetzen.   

SCHWIERIGE PREISPROGNOSE

Nach den übereuphorischen Jahrgängen 2009 und 2010 mit spektakulären Preisspitzenwerten legten die Bordelaiserwinzer für den nachfolgenden 2011er zu gierig fest. Hierzu muss man aus analytischen Gründen sagen, dass die Qualität aufgrund der Differenz zu 2009 und 2010 unfairerweise automatisch schlecht gemacht wurde. Die Nachverkostung ein paar wichtigsten 2011er ergibt ein durchwegs positives, bis gar attraktives Bild.

Doch die 2011er-Preise waren nicht marktverträglich und die Subskription war ein Flop. Und dieser Flop wiederholte sich mit den folgenden Jahrgängen 2012 und 2013 bei ähnlicher, bis oft bescheidener Qualität. Und den genau gleichen Preisen. Also lag in den letzten drei Jahren die Messlatte zu hoch, um einen erfolgreichen Primeurverkauf zu lancieren. 

Es liegen noch tonnenweise unverkaufte Kisten in den Châteaux und auch bei den Händlern. Hier darf man in den kommenden Jahren gewisse «Aktionen» erwarten.          40-Seiten-Bordeaux 2014

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IN EIGENER SACHE: ES WAR EINMAL

Es war einmal ein Dorfmetzger in Frankreich. Er war nicht der einzige Metzger im Dort. Es gab noch einen Supermarkt in der Nähe und im Dorf selbst noch zwei andere Metzger. Und noch einen in derselben Strasse. Nicht weit von seinem Geschäft entfernt. Er hatte den schönsten Laden – die grösste Auswahl. Die Kunden standen jeweils Schlange am Samstagmorgen. Mit anderen Worten, das Geschäft lief blendend und der Metzger hatte einen guten Namen. 

Besonders bekannt war er für seine Rinderfilets von der Rasse Charolais. Von den besten Tieren stammend und richtig abgehangen, respektive gelagert. Es waren die teuersten Rinderfilets im ganzen Dorf. Aber seine Kunden waren bereit, etwas mehr dafür bezahlen. Vielleicht generell, um das Gefühl haben, das Beste vom Beste auf dem Teller zu haben. 

Nach und nach stieg dem Metzger seine Beliebtheit in den Kopf und die Geldgier packte ihn. So fing er an, stets etwas mehr für seine Filetstücke zu verlangen. Anfangs machten die Kunden noch mit. Einige fingen an, sich anderweitig zu orientieren und merkten bald, dass auch andere Metzger sehr gute Rinderfilets anboten. Vielleicht nicht ganz die gleichen wie beim «alten Metzger», aber auch sehr gute. 

Und sie wechselten ab. Manchmal kauften sie Rinderfilets aus Argentinien, manchmal aus Brasilien, aus andern europäischen Ländern. Sie merkten auch, dass es selbst in Frankreich viele verschiedene Rinderrassen gab. Oder, dass sie für das genau gleiche Charolais-Filet wie beim alten Metzger anderswo weniger bezahlen mussten... 

So lief das Geschäft beim eingangs erwähnten Metzger immer schlechter. Da er es selbst extrem lange nicht merkte und immer weiter dieselbe Menge produzierte, fing er an sein Fleisch einzufrieren. Mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. Er füllte seinen Tiefkühler und kaufte sich in den späteren Jahren noch weitere Tiefkühler dazu. 

Irgendwann hatte eine immense Menge an gefrorenem Fleisch – aber kein Geld mehr in der Kasse. Die Kunden hatten sich ihm fast vollends abgewendet und blieben glücklich und zufrieden mit anderem Rindfleisch, welches diese bei anderen Metzgern kauften. Dabei hätte der dumme und geldsüchtige Metzger ganz einfach wieder den richtigen Preis machen müssen, bevor es zu spät war. 

Und wer jetzt meint, dass dies eine önologische Fabelgeschichte ist. Und – dass René Gabriel mit Metzger = Château meint. Und mit teurem Rinderfilets = teure Bordeaux, der hat vielleicht nicht ganz unrecht. Und – was sollte jetzt dieses modernde Weinmärchen mit dem Bordeaux 2014 zu tun haben? Es liegen noch gewaltige Mengen vom Jahrgang 2010, 2011, 2012 und auch von der kleinen Ernte 2013 unverkauft in den Châteaux. Warum? Weil zu teuer! Mit dem richtigen Preis für den Bordeaux 2014 könnte der Primeur wieder einmal so richtig laufen und alle wären zufrieden. Nicht zuletzt der Kunde. Und das ist genau derjenige, welcher letztendlich auch das Rinderfilet, pardon den Bordeauxwein bezahlt!

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WELL, HUSSI & SONNENSTEIG


Diese drei Wellanschitz-Lagenweine lagen schon eine gewisse Zeit in meinem Keller zur Degustation. Es pressierte mir aber für die Verkostung nicht…

Erstens hatte ich all diese Weine schon seit deren Geburt mehrere Male verkostet. Und zweitens; zeigten sich diese 2011er als Fassproben sehr viel versprechend, machten dann aber in der Flasche komplett zu und waren somit lange unnahbar. 

Jetzt war der erwartungsgemäss grosse Moment an der Zeit. Erwartungsgemäss deshalb, weil für mich der Jahrgang 2011 bei den Österreichischen Rotweinen so gross ist, dass ein gewisser Vergleich zu anderen Weltklasseweinen möglich wäre. 

Wäre? Die Qualitäten der besten 2011er liegen fraglos auf diesem Niveau, aber womit soll man denn die allerbesten Blaufränkisch’ vergleichen? Andere Frage; muss man denn immer gleich Vergleiche anstellen und solche einzigartigen Weine als Klasse für sich bewerten. Wie dem auch sei, die drei Lagen Hussi, Well und Sonnensteig zeigen ein eindrucksvolles Schaffen dieses über Generationen gut funktionierenden Familienbetriebes im Mittelburgenländischen Neckenmarkt.
Es ist ein weiteres Qualitätsglied einer eindrücklichen Erfolgsserie.

Wenn man die unterschiedlichen Wellanschitz-Weinlagen in der Preisliste wahrnimmt, kann man sich vielleicht fragen, ob eine schon fast erzwungene Separierung aller möglichen Einzellagen auf lange Sicht kommerziell Sinn macht.

Degustiert man die einzelnen Weine aufmerksam, so stellt man sehr schnell, relativ markante Unterschiede zwischen den Weinen fest...

Mehr auf bxtotal.com   

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DER 1201 VON TUA RITA

Wie kann man denn einen neuen Wein auch bloss «1201» nennen? Das ist doch eine Zahl und kein Name und schon gar nicht ein Brand, welcher einen weinig klingenden Namen hat. Und wer sich – aus lauter Neugier – für die Quelle dieses komischen Namens interessiert, der wird weder auf der Rückenetikette noch auf der Webseite von Tua Rita (www.tuarita.it) fündig. 
 
Also wird es wohl etwas länger dauern, bis die Tua Rita Fans ihn so gut kennen wie den Redigaffi oder den Giusto di Notri. Aber vielleicht ist es gerade ein Marketinggag einen Wein 1201 zu nennen, oder ihm zumindest diese Bezeichnung zu geben. Doch alleine seine Qualität wird wohl genügend, um ihn in den kommenden Jahren etablieren zu lassen. 

Nun, so viele Flaschen gibt es von diesem Erstlingsjahrgang auch gar nicht, dass man gleich so viel hinterfragen müsste. Er kann sicherlich in die Kategorie «Raritäten» gesetzt werden, denn vom diesem Tua-Rita-Neuling wurden weniger als 3000 Flaschen abgefüllt. Der Preis ist deshalb als recht fair zu bezeichnen, denn er wird um 50 Franken / Euro herum kosten. 

Der sehr hohe, angenehm kühl ausstrahlende Cabernet-Franc-Anteil sorgt für herrliche Entspannung in der sonst of (zu) heissen Toskana-Weinszenerie. Den ungeduldigen Fruchttrinkern möchte ich empfehlen, zumindest ein paar Flaschen, für ein paar Jahre später aufzubewahren. Der Cabernet Franc ist sehr oft für sehr positive Überraschung in seiner effektiven Flaschenreife gut… Kaufen kann man ihn dann in guten Fachgeschäften. Die Verkostungsflasche wurde mir von Terravigna / Utzenstorf zur Verfügung gestellt.  

2011 Rosso Toscana 1201 Tua Rita: 80 % Cabernet Franc, 20 % Merlot. Tiefes Purpur, satt in der Mitte, Granatschimmer am Rand. Wunderschön florales Bouquet mit einer feinen blättrigen Würze, dahinter Nelken, Kaffee, dunkle Röstnoten, noch dezent hölzern. Er wirkt im Nasenansatz sehr elegant und auch beruhigend, für einen Wein von Tua Rita – nota bene. Sonst kommen diese Toskaner meist etwas «überspontan»» in den ersten Nasenansatz. Im Gaumen ist der Wein samtig und weich mit reifen, angenehm fülligen Tanninen bestückt. Die Adstringenz ist schon fast royal, das Finale sehr lang. Der Cabernet-Franc-Anteil zeugt von grosser Klasse und er wird eine sichere Bank für diesen Wein in den nächsten 10 Jahren sein. 18/20 2017 – 2026        

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DIE BRITEN MACHEN AUS PIPI STROM!!!

Unglaublich aber wahr – britische Wissenschaftler haben anfangs März ein ganz spezielles WC in Betrieb genommen. Durch mikrobiologische Brennstoffzellen, in denen durch die Zersetzung von Urin Strom erzeugt wird! Studenten und Mitarbeiter der Universität Bristol entwickelten diesen Prototyp in Kooperation mit der Hilfsorganisation Organisation Oxfam.  

Beflügelt von diesem Experiment prüfen wir momentan mit einem bekannten Urologenzentrum in Luzern und einem Magen-Darmspezialisten vom Kantonsspital Winterthur, ob es möglich ist, aufgrund des ausgeschiedenen Urins, den zuvor getrunkenen Wein in irgendwelcher Form wieder zurück zu gewinnen. Dies durch Isolierung, respektive Absorbierung (nach Sulzer Technologie) von anderen Flüssigkeiten welche Mann im gleichen Zeitraum getrunken hatte. Die momentanen Ergebnisse sind noch unzureichend. Es ist sehr schnell gelungen den penetranten Grundgeschmack zu «enturinieren», sowie, mittels Beigabe von Lebensmittelfarben, die initiale Opaziät wieder herzustellen. Hingegen hapert es noch stark mit der Möglichkeit den vinösen Geschmack wieder zu rekonstruieren. Zudem haben die ersten Versuche einen gewissen Säureüberhang ergeben und die Tannine wirken noch viel zu metallisch. Durch das menschliche Verdauen wird der Alkohol zwar abgebaut, doch durch präzise Zugabe von Industriealkohol ist/wäre eine genaue Dosierung problemlos möglich. 

Was eines der grössten Probleme darstellt ist die generelle Menge, weil ein Teil des Getrunkenen irgendwie während dem internen Prozess verdampft, respektive für eigene Körperflüssigkeiten gebraucht wird. Will heissen; auch wenn es in Zukunft gelingen würde eine hundertprozentige Rekonstruktion zu generieren, wäre es lediglich möglich aus einer Normalflasche (75 cl.) ein Schöppli (37 cl.) herzustellen. Ein weiteres Problem stellen die extrem hohen Kosten dar. Für konventionelle Weine würde diese «medizinische Umwandlung» keinen Sinn ergeben. Erst ab Château Pétrus und Romanée-Conti etc. 

Zudem müssten auf dem Konteretikett auf dieses «MEWIRE» © (Medical Wine Recycling) hingewiesen werden. Die EU-Kommission hat für diesen Fall in einer ersten Empfehlung die Einführung eines gelben Punktes (analog grünen Punktes) empfohlen.

Am Mittwoch, 1.4.2015 werden die ersten Resultate in der Kantine vom Kantonsspital Winterthur (Zürich) gezeigt. Hier können freiwillige Probanden in einer Blindverkostung das Originalprodukt mit dem MEWIRE-Prototyp vergleichen. Interessenten melden sich bei:  mewire@bluewin.ch    

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EIN PAAR MEDOC’S VOM JAHRGANG 2005

Wenn man mich fragt, was ich vom Bordeaux 2005 halte, dann antworte ich meist, das seien Weine wie eine schöne Frau. Und diese Frau sei so wunderschön, dass diese sich nicht mal schminken müsse. Oder wer die Definition gerne sinngemäss auf französisch haben möchte: «un millésime d’une beauté incroyable!»

Anlässlich eines Rotary-Abends im Restaurant du Lac in Küssnacht durfte ich sechs Crus aus dem Médoc kommentieren. Und ich ging selbst ziemlich neugierig da hin, denn vielen dieser Weine bin ich seit der Primeurprobe nicht mehr begegnet. Und meine Kisten zu Hause sind auch alle noch ganz fest zu genagelt.

Fest steht; der Bordeaux 2005 hat alle «fassigen» Versprechen gehalten und ist auf einem soliden Weg in eine versprechende, geniale Zukunft. Bei den einfacheren Weinen kann man wohl jetzt mit Entkorken beginnen. Bei den ganz Grossen macht diese für weitere 10 Jahre lang wohl wenig Sinn. 

Von Malescasse bis Pichon-Baron: www.bxtotal.com   

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Neu im Gault & Millau, 14/20: Restaurant Schönbühl in Adelboden. 

Stefan Kläy und Partnerin Martina von Deschwanden arbeiten mit dem Gabriel-Glas

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WAS HABEN HEMMINGWAY UND GABRIEL GEMEINSAM?

Das habe ich mich auch gefragt! Und der Grund des generellen Nachfragens ist in Kuba entstanden.

Ich sass da im Café de Paris und trank einen Mochito. Genau das hat Ernest Hemmingway vor rund 60 Jahren im selben Café auch gemacht. Und ich habe in Havanna eine Havanna geraucht. Genau so, wie dies der weltberühmte Schriftsteller jeweils auch gepflegt haben soll. Er war einem guten Tropfen nicht abgeneigt, wenn auch in umfangreicherer Quantität, als ich mir solche prozentigen Säfte zuführe. Aber das ist; schon wieder ein gemeinsamer Treffer. 

Seine Tochter hiess Margaux. Genau wie die Gabriel-Tochter Melanie-Margaux. Er schrieb viele Geschichten und Bücher. Wieder eine gewisse Gabriel-Hemmingway-Gemeinsamkeit. Aber da war er mir – vom Erfolg her gesehen – haushoch überlegen. 

Und auch, was seine Weibergeschichten anging, hätte ich keine Chancen gegen ihn. Aber ich war ja immer schon ein guter Verlierer…  

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WANN HABEN SIE DAS LETZTE MAL GEGRANGELT?

Wenn viele meiner Weinfreunde im Februar einen Monat Wein-Ramadan machen, dann handle ich antizyklisch. Ich trinke dann zwar auch etwas weniger (der Februar hat ja ein paar Tage weniger J), aber nicht selten greife ich genau dann zu ganz tollen Flaschen. Dann ist die Differenz zu meinen nicht trinkenden Freunden umso grösser. Nach diesem Motto habe ich mir einen 1983 Penfolds Grange gegönnt. Zwar ärgerte ich mich, weil der Korken extrem mühsam bröselte. Das war aber mit einem Schlag vorbei, als ich das Privileg hatte, an diesem genialen Bouquet schnüffeln zu dürfen. Es kam gleich eine volle Nasenladung von warmem, würzigem, tiefgründigen Syrah in die Gabrielnüstern. Die Primärfrucht hatte sich zwar logischerweise in den mehr als 30 Jahren Reifung transferiert. Die ganz grossen Weine zeigen nach der Frucht nämlich Terroir. Und genau das war hier in konzentrierter, extrem gewürzter Form im Spiel, unterlegt mit waldiger Süsse und tiefgründig dunkelpilzig bis trüffeligen Noten. Im Gaumen übersatt, fleischig, nachhaltig und mit einer unglaublichen Aromenessenz bestückt. Kein extrem nobler Grange. Man könnte schon fast von Arroganz sprechen. Es müssen ja nicht gleich alle Weltklasseweine dasselbe Format mit sich tragen. Oder? 20/20

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CHÂTEAU PÉTRUS 1928, 1929, 1945, 1947, 1949, 1950, 1961?

Wenn man so viele, ganz grosse Pétrusjahrgänge an einem einzigen Abend degustieren darf, dann müsste eigentlich am Schluss des obigen Titels kein Fragezeichen sein, sondern gleich mehrere Ausrufezeichen. Dem war aber leider bei Weitem nicht so...

Ein teurer Gratisbericht mit Warncharakter!

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MOUTON-ROTHSCHILD KÄMPFT GEGEN ANDERE PAUILLAC’S
 
Manchmal soll man im Leben azyklisch handeln. Während andere Zeitgenossen das Januarloch beklagen, sitzen zwei Dutzend Weinfreunde jeweils zu Beginn des Jahres gemütlich im antiken Rittersaal vom luzernischen Old-Swiss-House und trinken gemeinsam Château Mouton-Rothschild.

Wer sich einigermassen mit Bordeauxweinen befasst, dem klingelt es jetzt gleich inter den Ohren. Denn der Mouton-Rothschild ist meist die erste, etwas teurere Errungenschaft zu Beginn einer jeden Weingeniesserkarriere.

Meist bleiben aber diese speziell schön etikettierten Flaschen viel zu lange liegen und dienen leider der ideologischen Sammlerlust, oder zu exhibitionistischen Sammlerzwecken. Und irgendwann vergeht den langjährigen Besitzern die Lust an diesen Flaschen und es kommt die geniale Idee auf, diese Schätze doch möglichst gewinnbringend ausser Haus zu verkaufen – anstatt zu entkorken. Und spätestens dann, wenn man die Einschätzlisten gängiger Auktionslisten erhält, kommt die grosse Ernüchterung. Statt dem erhofften Gewinn steht nämlich ein leidiger Verlust an.    

Beim Januarloch, geht es per Definition auch ums Geld. Im Prinzip um das fehlende Geld. Doch dieser typisch schweizerische Begriff soll eher ein Mythos sein. Am meisten meine man das Loch im Portemonnaie oder die noch leere Agenda des neuen Jahres, meint Karin Jung, welche das Amt für Wissenschaft im Kanton Appenzell Ausserhoden leidet.

Im Detailhandel sei das Januarloch praktisch nicht zu spüren, weil sich die pfiffigen Marketingabteilungen von Verkaufsfirmen allerlei einfallen lassen würden, um im angeblich flauen Januar Geld in die Kassen zu holen. Vielmehr sei das Januarloch eine gute Gelegenheit, um sich mit treffenden Werbebotschaften und speziell kreierten Angeboten hervorragend zu vermarkten.

Gewisse Branchen hätten genau im Januar gar Hochkonjunktur. Allen voran würden Fitnesscenter-Abos gebucht wie in keinem anderen Monat…

Doch lassen wir jetzt dieses januarige Loch, welches es aufgrund der eingangs gelieferten Argumenten eigentlich gar nicht geben soll und widmen uns jenem Loch, welches oben an der Flasche entsteht, wenn man zuerst die Bleikapsel entfernt und dann den Korken raus zieht.

Frei nach dem süffigen Motto von Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy. Der soll einmal gesagt haben: «Der beste Lagerplatz für grosse Weine – sei ein gedeckter Tisch!»

Und wenn man die Chance hat, so honorige Pauillac-Weine zu verkosten, dann ist das nicht einfach eine Degustation, sondern schon auch eine kleine Feier. Und wenn so richtig gefeiert werden soll, so knallen in der Regel die Champagnerkorken. 

In unserem Falle waren es Magnumflaschen vom 2004 Champagne Mandois. Die Farbe hell, die Perlage eher grob. Die Nase zeigte immer noch viel Frische, feine Hefe, ganz heimliche Himbeerenspuren, dann Mirabellen, helle Röstnoten, mit einem milchigem Kaseintouch. Im Gaumen saftig, dezent süsslich und mit einem süffigen Fluss. Keine grosse Nummer, aber mit kompensierendem Spassfaktor. 17/20. 

Dann setzten sich die rund zwei Dutzend Weinfreunde an den Tisch und degustierten in vier Akten Mouton-Rothschild & Co.

Zuerst fünf Jahrgänge (1924 bis 2004) vom heutigen Château d’Armailhac. Dann folgte eine Blindprobe vom Jahrgang 1994, bei welcher der Mouton gegen günstigere Konkurrenten blind antrat. Und die zwei letzten Serien bestanden aus einer lückenlosen Folge vom wohl erotischsten Pauillac-Premier. Dies vom ganz schwachen Jahrgang 1977 bis hin zum ganz grossen, legendären Millésime 1986. Also wurden insgesamt (mit dem 1994er) 11 Jahrgänge Château Mouton-Rothschild aufgetischt, pardon eingeschenkt.  
                                                                                                    Alles weitere auf www.bxtotal.com

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DER TEUERSTE ROTWEIN DER SCHWEIZ HEISST ELECTUS 

Obwohl sich der ELECTUS schon eine geraume Zeit auf dem Markt befindet, ist er mir bisher, weder zu Ohren noch ins Glas gekommen. Das hat sich heute geändert…

Ich bekam eine Flasche zum testen. Die Informationen, welche ich dabei erhielt waren; a.) dass der Wein sehr teuer sei und b.) dass die Provins Valais dahinter stecke. Und ich erhielt noch einen kleinen Flyer dazu, welcher ausschliesslich Informationen auf Englisch enthielt. Also wollte ich mich zuerst Mal selbst im Netz etwas schlauer machen. 

Weil es ein Schweizer Produkt ist, wähle ich ausnahmsweise zuerst einmal eine Schweizer Suchmaschine und gebe den Begriff «Electus» bei Search.ch ein. 

Als erstes fragt mich diese Websuche: «Meinten Sie electro?» und liefert dann aber doch mehrere Ergebnisse. Alle sind mit Valais Mundi oder Provins verbandelt.

Die ersten neun Treffer sind französisch, der zehnte ist englisch. Der elfte Treffer wäre dann endlich deutsch, driftet aber vom Wein völlig ab und geht in Richtung Dermatologie. 

Beim vollen Dutzend, also beim genau zwölften Ergebnis werde ich fündig. Zwar auch wieder auf Französisch, aber dort bietet Alloboissons auf der Home-Site ganz oben aromatisiertes Romanette-Mineralwasser zu 93 Rappen (1.5lt) an. Und auf der gleichen Seite finde ich ganz unten endlich, als erster Anbieter meinen gesuchten Wein, den 2010 Electus zu CHF 189.89 (7.5 dl).

Jetzt versuche ich es noch beim allmächtigen Google. Dort wird wesentlich breitbandiger ausgeschweift. So kommt man via Electus-Sound-Clouds, über eine amerikanische Webseite www.electus.com, zuerst Mal zu vielen sehr farbigen Ziervögel. 

Dann erklärt Wikipedia das Electus aus dem Electi abgeleitet wurde und religiösen Hintergründen unterliegen würde. 

Schliesslich muss man nur noch über eine Youtube- und Facebookseite hüpfen und bereits beim neunten Treffer trifft man voll ins Schwarze! Das heisst ins Schwarz-Rote. Denn dies sind die Grundfarben vom ELECTUS, welcher auf www.valaismundi.ch/de/electus genauer erklärt wird.

Was der Gabriel von diesem Wein hält, wie er schmeckt und was da drin ist, findet Mann/Frau auf www.bxtotal.com

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Jetzt online!

Die neue Webseite und der neue Shop
www.gabriel-glas.com

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Haben Sie sich auch schon Mal gegoogelt?                                                                                               Ein einseitiger Bericht

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Wer als Redner keinen roten Faden hat, der soll keinen faden Roten trinken!

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Wenn es im Himmel keine Schweinsbratwürste gibt –
dann bleibe ich hier!


Liebe Geniesserinnen und liebe Geniesser

Ich wünsche Euch Allen viel Schwein im Jahr 2015!

Schwein haben, bedeutet ja bekanntlich auch «Glück haben»». Woher dieser Begriff stammt, ist nicht so genau überliefert. Die älteste Version geht ins Mittelalter zurück. So hätte der Verlierer beim Augsburger Schiessfest jeweils als Trost ein Schwein bekommen. Somit hatte er eigentlich mehr Glück als Können. Und der Schluss der Rangliste sei immer sehr beliebt gewesen…
 
Natürlich wünsche ich Euch für das Jahr 2015 hiermit generell viel Glück – aber eben auch viel Schwein. Schwein im eigentlichen, klassischen Sinne. Schwein auf dem Teller! Ich hoffe nicht, dass ich der Einzige auf der Welt bin, welcher sich vorgenommen hat im nächsten Jahr mehr zu essen. Nicht generell mehr, aber eben mehr Schwein!  
 
DIE SAU MUSS AUFGEHEN

Schweinefleisch ist momentan so günstig wie schon sehr lange nicht mehr. Schuld daran ist offensichtlich niemand. Ganz sicher nicht der Konsument. Der Konsument trägt eine ganz andere Schuld! Er konzentriert sich beim Kauf viel zu fest auf die Edelstücke. Das Filet und das Nierstück. Wissen Sie wie viele Prozente Fleisch das Filet bei einem Schwein ausmacht? Nichtwisser werden staunen: Ein einziges Prozent! 

Der Rest der Sau hat leider schon zu viele Jahre eine degressive Nichtkonjunktur. Aus notorischer Dummheit, Kochfaulheit oder – das tut am meisten weh – aus vergessener Tradition. Dabei muss ich mich manchmal auch etwas an der Nase nehmen…

Die Idee zu diesem günstigen, aber sehr genussvollen Vorsatz kam mir, als ich nach dem Mondavi-Event im Bayrischen Hof am anderen Morgen in München über den Viktualienmarkt schlenderte. Es gibt da die so genannte Metzgergasse. Dort befindet sich ein Metzger neben dem anderen. Und alle bieten vornehmlich Schweinefleisch und Schweinegerichte in den Schaufensterauslagen an. Ich wurde so giggerig-gluschtig, dass ich am liebsten gar nicht nach Hause gefahren wäre und das ganze Wochenende im Münchner Schweinehimmel verbracht hätte.   

Vor 20 Jahren bildeten wir mit ein paar Freunden den (Sch)weinfreunde-Club. Jeder musste einen Abend lang möglichst viel Schweinisches kochen und die Eingeladenen durften zwei Flaschen Wein mitnehmen. Der grenzwertige Höhepunkt dieser Versammlungen war, als H.G.B. (Name der Redaktion bekannt) für jeden von uns einen kleinen Saugrind kochte, welcher dann heftig dampfend, knapp auf dem Teller Platz hatte. Meine Frau Karin wollte mit uns auch etwas Essen und mich dann heimfahren. Als sie unser Hauptgericht sah, verliess sie fluchtartig das Restaurant und wartete draussen auf mich.

Bei mir ging es (als ich mit kochen dran war…) etwas gesitteter zu. Da gab es Schweinszüngli mit Schalotten, Sellerie, Maggikraut und Totentrompeten. Um sicher zu sein, dass das Gericht gelingen würde, hatte ich – aus einer Kellerauflösung – ein paar Flaschen 1959 Cheval Blanc mit sehr tiefem Füllniveau bereit gestellt. Zu oxydiert zum trinken – gerade richtig für die Sauce.

Krummi – ein sehr guter Freund von mir ist bei der www.vlb.org dabei. Dies ist ein Verein zur Förderung des Ansehens der Blut- und Leberwürste. Als wir kürzlich bei einer Metzgete im Old Swiss House in Luzern zusammen hockten, nahm mein Weinfreund André das vorige Schweinsschnörrli mit nach Hause. Nicht für sich, sondern für seine Frau!!!

Warum nehmen zu viele Köche und Hausfrauen langweiliges, verwässertes Pouletfleisch oder schier geschmackloses Kalbfleisch, wenn es darum geht ein intensives Curry-Geschnetzeltes hin zu zaubern. Probieren Sie es mit Schweinefleisch. Das gibt dem Gericht das besondere Etwas. 

Nicht vergessen möchte ich hier meine Liebesdeklaration zum Mett. Das ist die schweinische, ebenfalls rohe Hack-Konkurrenz zum herkömmlich-rindigen Tartar. Die Schweizer kennen es gar nicht, dafür die Deutschen in jeglicher Form. Der Metzger macht’s. Man kann es nachwürzen, aufs Brot streichen, frisch gehackte Zwiebel drüber geben. Bin ich für eine Raritätendegustation bei Elke in Bonn unterwegs, dann dieser «Hackepeter» eiserne Pflicht für mich. 
 
Eingangs habe ich von Deutscher Schweinekultur in München geschrieben. Es gibt da aber auch ein paar ganz deftige Erinnerungen aus Österreich: Die Jungschweinsülze im Loibnerhof, der knusprige Bauchspeck im Holzofen von Peter Rojski, der psychedelische Schweinekrustenbraten von Heidi Jäger aus Weissenkirchen. Nicht zu vergessen, eine der berühmtesten Schweinehaxe der Welt, welche man im Prater in Wien im Schweizerhaus ordern kann/könnte. 
 
Einmal musste ich im Militär für 120 Personen geschnetzelte Schweineleber zubereiten. Das war keine einfache Aufgabe, weil a.) Schwein und b.) Leber. Ich wässerte die rund 20 Kilogramm Leber sehr lange unter dem laufenden Wasser. Separat schwenkte ich Unmengen von gehackten Zwiebeln in einer sehr buttrigen Pfanne und im grossen Kippkessel machte ich die benötigte Saucenmenge (zugegeben – mit Ochsenschwanzpäcklisuppe). Als diese brodelte, fügte ich die gewässerte, abgetrocknete Schweineleber dazu (ohne anzubraten!), die Zwiebeln, viel gehackte Petersilie, etwas Paprikapulver und eine halbe Flasche Kochcognac. Ich liess das Ganze nur kurz aufkochen und servierte dann das Gericht persönlich den Soldaten. Einige nahmen erst Nasen rümpfend nur ganz wenig und kamen dann nochmals vorbei für gröberen Nachschlag. Am meisten freute ich mich das Kompliment von einem Feldweibel: Das sei eine geniale Kalbsleber gewesen…    

Auf dem Weg zu einer Sitzung nach Zürich fuhr ich über Land. Bei einer Metzgerei stand eine Werbetafel draussen. Der darauf stehende Spruch ging mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf. Ich konnte beim Meeting fast keinen klaren Gedanken fassen. Die Visionen wurden schier unerträglich. Auf dem Weg nach Hause fuhr ich wieder «hinten durch» und kaufte das am Strassenrand Angepriesene in der dortigen Dorfmetzg. Wollen Sie wissen was auf der Tafel stand? «Weitersagen – Schwartenmagen!»

Das Schwein ist der bestmögliche Wurstlieferant. Ohne Fett – keine gute Wurst – dies ist die Faustregel. Wenn ich in der Westschweiz bin, dann mache ich immer gerne einen weiten Umweg, um beim Metzger Philippe Grand in Begnins (http://lard-de-begnins.ch) den mit der Schwarte gegrillten, knusprigen, dünn geschnittenen, kalten Speck zu kaufen. Und wenn Herbst ist, dann gehören garantiert mehrere «Saucisses au choux» in meinen Kofferraum.

Meine favorisierten Schweinsbratwürste kaufe ich beim Metzger Schnider in Buttisholz. (http://www.schnyder-metzg.ch). Und zwar nur die etwas schwereren 200-Grämmer. Schliesslich macht derjenige, welcher solch geniale «Schlauchfilets» isst, ganz sicher keine Diät. Wunderschöne Erinnerungen habe ich auch an etwa mindestens 1000 Scheiben von Müller Kobi’s Stäffeliwürste…

Im Restaurant bestelle ich oft lieber ein Schweins- wie ein Kalbs-Cordon-Bleu. Die Kalbsvariante ist eh schizophren. Ein Koch hat einmal behauptet das Wichtigste bei diesem Gericht sei der Schinken. Und der kommt ja auch vom Schwein…

An einem Samstagmittag durften wir (mein Sohn Stefan und ich) am Küchentisch von Werner Tobler Platz nehmen. Als wir mit der Hauptspeise fertig waren, sagte mein Sohn Stefan: «Das war das beste Schweinekotelett meines Lebens». Recht hatte er. Aber das hatte nicht nur etwas mit dem perfekten, toblerischen Anbraten zu tun, sondern auch dem Fact, dass die Schwarte noch dran war und der Lieferanten-Absender ein bekannter Bauernhof aus Ormalingen war. Das Schwein ist/wäre in der Top-Gastronomie also durchaus salonfähig. Aber leider sind in den Pfannen der besten Köche momentan nur grad die Bäggli und – schon wieder Filet – vom spanischen Pata-Negra-Schwein zu finden.

Eine andere Erinnerung; und – da werde ich schon fast wehmütig und denke an meine Kindheit zurück: Meine Mutter kochte jeweils ein herrliches Schweineragout. In der Sauce lümmelten dann noch ein paar Schweinsfüsschen. Einen Kampf um diese Saucen verbessernden Spender gab es bei uns nie. Nur Mutter und ich zeigten dafür jeweils ein heftiges Interesse, während sich der Rest der Familie über die «richtigen Fleischsstücke» her machte.

SCHWEINEFÜSSE FÜR DIE SCHWIEGERMUTTER

Apropos Schweinsfüsse; die mache ich manchmal im Ferienhaus für meine Schwiegermutter Trudi und mich. Mit geringem Aufwand. Ganze Schweinsfüsse in den Römertropf, eine gute Flasche Weisswein dazu, etwas Saucenpulver, Bouillonwürfel und Selleriesalz. Getrocknete Morcheln, Lorbeer, Nägeli, Rosmarin und Pfefferkörner dazu. Deckel drauf und dann rund vier Stunden im Ofen schmoren lassen. Am Schluss mit Crème fraiche und etwas Cognac verfeinern. Dieses herrliche Gericht ziehe ich jederzeit jedem Filetstück vor.  

Bleiben wir grad am Murtensee. Im Sommer ist eines meiner Lieblingsgerichte der längs aufgeschnittene Schweinhals. Der wird mit Senf mariniert, dann kommt etwas Frühlingsrollensauce ans Fleisch, gehackte oder zerdrückte schwarze Pfefferkörner und frisch gezupfter Lavendel. Das Ganze im Ofen oder auf dem Grill bei etwa 160 Grad eine Stunde garen. Das ist ein Festessen zum Kartoffelsalat. Oder – auch genial – nach ein paar Tagen kalt aufgeschnitten. 

Zum Abschluss noch einen Witz von unserem Emil (Steinberger) National. Zwei junge Schweine unterhalten sich über die Zukunft. Fragt das eine Schweinchen: «Was willst Du einmal werden, wenn Du gross bist?». Da gibt das andere zu Antwort: «Ist mir doch Wurst!»

Also nochmals: Ich wünsche Euch allen im kommenden Jahr viel Schwein! 

Gut zubereitete Schweingerichte zu essen haben mit dem Genuss von sehr guten Cru Bourgeois’ eines gemeinsam: Man kriegt mehr fürs Geld, als man dafür bezahlen muss.

Und merken Sie sich noch Eines; ein glücklicher Magen wohnt in der Regel immer in einem depressionsfreien Körper!




Es muss auch nicht immer nur Wein sein!

Eine kleine Flasche Bier tut es auch... 

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IN ERINNERUNG AN EINEN GUTEN WEINFREUND

Der Co-Besitzer von Château Musar, Serge Hochar ist in seinen Ferien in Mexico verstorben.

Hier eine schmunzelige Geschichte, welche ich damals bei einem Besuch bei ihm in Libanon aufschrieb... 


ANDERE LÄNDER – ANDERE SITTEN

Man muss es fast selbst erlebt haben, um zu begreifen, was Château Musar eigentlich ist. Nach mehr als zwei Dutzend verschiedenen Jahrgängen, welche mir Serge Hochar im nasskühlen Keller des Weingutes in Ghazir zelebriert hatte, mutierte ich vom Saulus zu Paulus.

Denn ich muss zugeben, dass mich Château Musar auch schon mehrere Male bitter enttäuscht hatte. Einen Tag zuvor standen wir noch in der glühenden Hitze bei den knurrigen, locker verteilten, meist sehr alten Reben im Bekaatal und gelangten mühsam über eine dicht befahrene, von Militär – mit Maschinengewehren im Anschlag – gesäumten Passstrasse zurück nach Beirut. 

Zuvor assen wir noch in einem heimischen Restaurant. Es war heiss und ein Tartar erschien mir die richtige Mittagsspeise…
Serge bestellte einen Rosé von Musar. Der Sommelier brachte eine leidlich dunkelrosarotorangebräunliche Flasche. Ich blinzelte auf den Jahrgang. Das Ding war schon sechs Jahre alt! Als ich mich erkundigte, ob sie nicht einen frischeren, fruchtigen Rosé von Musar auf der Karte hätten korrigierte mich der Weingutsbesitzer Serge Hochar mit den Worten: «Das ist der aktuelle Jahrgang». Musar ist anders. Der Libanon auch. Das merkte ich spätestens bei den «Mèze» die anstatt eines ersten Ganges gereicht wurden. 

«Eines müssen Sie ganz sicher probieren», meinte Serge und gab mir ein grosses, frisches Minzeblatt in die Hand. Dann nahm er eine kleine Schüssel und löffelte mir gehackte, rohe Schafsleber auf das Blatt. Es gab kein Zurück! Mutig nahm ich das Ding in den Mund und versuchte – ohne die Aromatik in der ganzen Fülle im Gaumen zu verbreiten – diese Masse herunterzuschlucken. Aber je mehr ich mich darum bemühte, desto grösser schien die Masse zu werden. Sofort kippte ich nach dem würgigen Schlucken den müden, ausgelaugten Rosé die Kehle hinunter. So erfüllte er wenigstens doch noch einen guten Zweck!

Dann wurde das Tatar aufgetragen, mit reichlich Zwiebeln, etwas weniger Knoblauch und viel frischen, gehackten Kräutern. Hungrig begann ich zu essen und bemerkte einen rindfleisch-abartigen Ton darin. Mehr und mehr begriff ich, dass es sich beim besagten Fleisch diesmal, also wohl als einzige Ausnahme meines Lebens, um rohes Lammfleisch handeln musste. Und zwar nicht von einem ganz jungen Lamm, sondern eher von einem erwachsenen. Vom Grundgeschmack her wohl gar möglicherweise ein altgedientes Muttertier. Oder war es gar der ehemalige Leithammel, also den Chef der Woll-Sippe? Andere Länder – andere Sitten! 

Am Morgen besuchten wir den berühmten Tempel in der alten Römerstaat Balbeek. 

An anderen Mittag war die Stadt Byblos angesagt. Im Pepe Byblos-Fishing-Club, direkt am Hafen, gab es frische, gebratene Fische, welche sehr gut schmeckten. Serge (wir waren mittlerweile nach mehreren Flaschen Musar, feinen Cigarren, ergiebigem Cognacgenuss vom Vorabend per «Du») betrachtete mich etwas argwöhnisch: «Warum isst Du denn die Augen nicht?». 

Was die Augen? Ich reibe mir ungläubig meine eigenen Augen. Ich wusste, dass man im Kopf ein kleines Bäggli findet, das besonders bei einheimischen Forellen sehr beliebt ist. Aber die Augen???

«Du musst nur diesen kleinen, schwarzen Stempel unter den Linsen entfernen und dann den Rest essen». Da machte ich noch tapfer mit, obwohl sich in mir der ganze Organismus ob dieser unerkannten Spezialität sträubte. 

Immerhin war dieses Wagnis wesentlich kleiner im Gaumen als die rohe Schafsleber von gestern. Und die Form, die Transparenz und die Grösse der Fischaugen erinnerten mich an meine Lebertrankapseln in der Kindheit, welche ich auch nicht besonders mochte. 

Doch Serge gab noch einen Obendrüber. «Jetzt mag ich fast nicht mehr – jetzt esse ich nur noch das Beste!». Was soll denn noch eine Steigerung vom Genuss eines Fischauges sein?

Es war ja nichts mehr da! Doch Serge kappte jetzt vom Fisch den Kopf, nahm ihn in den Mund und sog ihn derartig heftig aus, dass sich seine Backenwände nach innen bogen. 

Ein paar Sekunden später zog er das mittlerweile flach gewordene Fischkopfskelett genüsslich aus dem Mund und machte sich über einen neuerlichen Fischkopf her und schaute mich fragend an. Es war zwar irgendwie unhöflich – aber ich musste definitiv passen. «Andere Länder – andere Sitten», gab ich entschuldigend zur Antwort.

Und jetzt war, am gleichen Nachmittag, dieser geniale Schluck Château Musar 1959 in meinem Glas. Ein 19/20 Punkte-Wein, der zum Träumen anregt und irgendwie nach Lafite riecht. Genau das ist es, was an diesem eigenwilligen Musar so fasziniert. Mal riecht er wie ein grosser Rhône-Wein, dann duftet er nach süssem Burgunder und dann wieder nach tiefgründigem, trüffelartigem Bordeaux. Vielleicht ist es der Rebsortenmix, welcher ihm zu dieser Nasenfaszination verhilft. Der Blend von Cabernet Sauvignon, Cinsault, Carignan, Grenache und Mourvèdre passt irgendwie in dieses heisse Klima. 

Die Erträge liegen immer unter 30 Hektoliter pro Hektare und erklären die gewaltige Konzentration und das Potential. Der Wein ist von der Herstellung her auf das absolute Minimum beschränkt: Keine Filtrierung, keine Schönung und nicht zu viel neue Barriquen. Natur pur! 

Während der Flaschenentwicklung ist Musar wie ein önologisches Chamäleon. Mal zeigt er sich überreif, dann verschliesst er sich wieder und scheint – mit zunehmendem Alter – immer jünger (und dunkler!) zu werden. 

Es ist kein Wein für Fruchttrinker und auch nichts für Ungeduldige – auch nicht für Modernisten, sondern eher für Traditionalisten. Wer ihn versteht, wird auch mich verstehen.

Serge Hochar nahm ein volles 59er-Glas mit ins Auto und trank den Rest gemütlich auf der kurvigen Fahrt von dem Weingut durch Beirut bis zu seinem Privathaus. Dabei gestikulierte er jeweils mit der freien Hand, erzählte wilde Geschichten von Libanon und interessierte sich mehr für mich, als für den Verkehr auf der Strasse. Es war sonst schon sehr heiss, aber ich schwitzte auf dem Nebensitz umso mehr…

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