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AKTUELL

Was so alles im Jahr 2024 bisher passierte ...


2025 wird ab Mitte Januar aufgeschaltet!

Informationen zu ganz vielen Weinerlebnissen und Lebenserkentnissen findet ihr auch im Archiv ...



BEST BOTTLE VOR WEIHNACHTEN


Es ist der Freitag, 20. Dezember 2024 und die anwesenden Tischgenossen sitzen nicht zum ersten Mal kurz vor Weihnachten im separaten Stübli vom Old Swiss House in Luzern. 


Bevor es den mitgebrachten Bordeaux-Weine an den Kragen geht, serviert Elena eine Magnum Champagne Röderer vom Jahrgang 2012. Es ist die «kristallige» Variante und der schmeckt dementsprechend edel und fein. Beim Nachschenken erkennt man die effektiven Champagner-Liebhaber. Einige negieren den Nachschlag, andere stellen das Glas gerne in die Elena-Magnum-Nähe. 

Das Service-Team vom Old-Swiss House wirkt kompakt und aufgestellt und strahlt Gastrofreude aus. Elena ist für unseren Tisch zuständig. Ihre geerdeten Vorlieben liegen bei Terra die Monteverro und Château Montrose.  

Der Dirigent des Abends ist der Wirt Philipp Buholzer selbst, der auch zur Tischrunde gehört. Er hat mit seinem Team ein festliches Menu mit Terrine, Hummersuppe, Kalbsbäggli mit Kartoffelstock und Crèpes Suzette kreiert. 


Das Orchester besteht aus André, Baschi, Bärti, Jürg, Jörg, Marcel, Philippe, Silvio und dem hier schreibenden René. Die Instrumente dieses Ensembles bestanden nicht aus Posaunen, Trompeten, Klarinetten, Violinen und Oboen, sondern aus den vom eigenen Keller mitgebrachten Flaschen … 


• 1979 Haut-Brion, Pessac-Léognan

• 1982 Gruaud-Larose, Saint-Julien 

• 1982 Mouton-Rothschild, Pauillac

• 1983 Cheval-Blanc, Saint-Emilion

• 1983 Château Margaux, Margaux

• 1986 Mouton-Rothschild, Pauillac

• 1988 Mouton-Rothschild, Pauillac

• 1989 Angélus, Saint-Emilion


Nicht auf dieser Liste ist der letzte, und älteste Wein des Abends. Der war dann nicht rot, sondern süss und genau 110 Jahre alt. Mehr darüber am Schluss dieses Berichtes. Nach dem Motto: Last but not least!».


BILANZ 2024: Heuer war ich immer noch recht fleissig. Für das Webseitenportal bxtotal.com wurden 50 PDF-Artikel von 2024er-Weinproben verfasst. Gesamtumfang über 300 Seiten. Also wäre das ein richtig schönes Weinbuch, wenn Mann in den Druck ginge. Viele Karten wurden durchgemischt bei verschiedenen Jass-Partien mit vielen Freunden in verschiedenen Gruppierungen. Vom Schieber über den Coiffeur bis hin zum komplexen Sidi Barrani (Doppelkart). 


Mit den Weinwanderern waren wir fast ein Dutzend Mal unterwegs. Meist im Eschenbacher Wald, einmal gar in Saint-Emilion. Apropos Wandern, da war ich mit Markus eine ganze Woche lang auf der Kanal-Insel Jersey unterwegs. Sehr zu empfehlen. 


Die Feiertage (Ostern, Pfingsten) und dies Sommerferien verbrachten wir am Murtensee. So richtig erholten konnten wir uns auch ein paar Mal in Teneriffa. Die Sonne wärmt die Seele. Der spanische Wein schmeckt mir dort so gut, dass ich kaum Heimweh nach Bordeaux‘ bekomme. Etwas kälter, zumindest von der Wahrnehmung her; ein tolles Wochenende mit Bättigs in Zermatt. Mehrere Besuche im geliebten Österreich. Immer auch in der Wachau! Das traditionelle Wochenende auf der Melchsee-Frutt mit Freunden. 


Die grosse Töfftour mit der Goldwing in die Normandie mit meinen Honda-Freunden. Eine weitere Töfftour nach Berlin mit wildem Magnum-Rodeo. Auch mit dem kleinen Roller war ich oft auf Piste. 


Der grosse Übersee-Tripp mit Sohn Stefan und Gabriel-Glas-Hallein CEO Tobias Herlbauer in Kalifornien im Frühling. Mit Besuchen vom US-Glas-Importeur (unser grösster Kunde!) und ein paar Sonoma- und Napa Wineries. Mit anschliessendem Robert-Raritäten-Tasting in Los Angeles Kalifornien. 


Zwei grosse Publikumsreisen nach Bordeaux. Eine im Frühling und eine im Herbst mit anschliessendem Sauternes-Tripp für die Aufgleisung von kommenden Süsswein-Raritäten-Proben; (2025 Château Guiraud, 2026 Château Raymond-Lafon, 2027 Château Gilette)


Im 2025er Weinzentrum; öffentliche Weinproben, welche sich über das ganze Jahr verteilten. Mit den Themen Bordeaux 1989 in Luzern, Dunn Jéroboams in Trier. 2004 Bordeaux in Eschenbach, Imperial in Zürich, Haut-Brion in Davos, 1974 Kalifornien in Zürich. Die legendäre Doppelmagnum-Degustation von Freund Jürg im Carlton. Und grad vor kurzer Zeit; der unvergessliche Legenden-Lunch, Bordeaux 2001, Best-Bottle in Luzern. Plus weitere Weintreffs im Freundeskreis. Immer mit begleitenden Weinflaschen … 


Dazwischen ein paar ohrenschmausende Musikkonzerte. Meist in Richtung Dixie und Jazz. Und – man glaubt es dem Gabriel wohl kaum – auch ein paar sonntägliche Gottesdienstbesuche. Sowie kleinen Wanderungen in unserer Region. 


Man lernt nie aus; mittlerweile kann ich billigen Wein schon am Preis erkennen! 


2025 IST ANGERICHTET!


Liebe Weinfreundinnen, liebe Weinfreunde


Das neue Jahr kommt automatisch! Man kann es nicht regulieren, aber immerhin steuern. Ich habe beschlossen 2025 weiter zu kuppeln und zu schalten. Nach dem Schalten kann man immer noch situativ entscheiden, ob ein Gang höher oder einer tiefer eingelegt wird. Nach dem Motto von Henry Ford: «Es liegt an Dir, ob Du im kommenden Jahr aufs Gas- oder Bremspedal trittst!». 


Gelegenheiten ergeben sich nicht von selbst. Man muss dafür auch etwas dafür tun. «Auf Veränderungen zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten». Hatte Albert Einstein mit diesem Spruch recht? Auch hier bestätigt die Ausnahme die Regel. Grad gestern war ich am Bahnhof in Luzern. Und da ist ein Schiff abgefahren …


2024 war ein glücklicher, bewusst auch privilegierter Mix vom Besten, was das Leben zu bieten hat. Dafür bin ich meiner Familie, meinen Freunden und dem transzendentalen Umfeld wirklich sehr dankbar. Dabei vergesse ich nie Menschen, welchen es nicht so gut geht. Wenn man zu sich grosszügig ist, dann sollte es für andere eigentlich auch reichen …   


Was nächstes Jahr privat passiert, weiss meine Familie bereits und meine Freunde sind auch informiert. Weitere Freiräume sind mir heilig und dienen der persönlichen Regeneration. In Sachen Wein sind alle kommenden Events bereits auf der Webseite aufgelistet. Insgesamt sind es ein paar weniger als sonst. Insbesondere deshalb, weil ich alle externen Anfragen aus Altersgründen mittlerweile höflich negiere. 


Was 2025 kommt; Bordeaux-Magnum in Davos • Pomerol-Jahrhundert-Jahrgang 1998 in Hildisrieden • Zwei grosse Mouton-Vertikalen (Emmental und Bad Ragaz) • Jürg’s Magnum-Ikonen in Zürich • Bordeaux 2005 in Eschenbach • Figeac-Vertikale in Zürich • Doppelmagnums und rare Pomerols (Pétrus & Co.) in Meggen • Imperiale in Zürich • Château Guiraud in Bordeaux • Luzerner-Legenden-Lunch …


Sehen wir uns irgendwo nächstes Jahr? Das würde mich sehr freuen. 


ALLES GUTE AUS ESCHENBACH, RENE



CORTON, GRUAUD ODER TOKAJ?


GRUAUD: Auf dem Gruaud-Etikett findet sich oben eine Krone und unten links der Spruch «Le Vin des Rois» und rechts davon «Le Roi des Vins». Die Herkunft dieses Spruchs geht auf dessen Geschichte (1757) zurück. Der Wein erzielte schnell einen guten Ruf und wurde oft an königlichen Höfen in Frankreich serviert. 


TOKAJ: Noch früher greift dieselbe Bezeichnung im Tokaj. Schon vor der offiziellen Klassifizierung 1730 erlagen Zaren und Könige der Geschmacksekstase, welche der süsse Tokajer-Wein auslöste. 


CORTON: Der genau gleiche Spruch «Le Roi des Vins, le Vin des Rois» führt darauf hin zurück, dass der Burgunder Wein aus Corton im 4. Jahrhundert am Hof von König Philipp Le Hardi (Philipp der Kühne) häufig serviert wurde. Somit ist das die älteste Roi-Definition. 


1982 Château Gruaud-Larose, Saint-Julien: 

Immer noch recht dunkel, wenig Reifereflexe für sein Alter anzeigend. Das Bouquet legt gleich zu Beginn los. Extrem Cabernet-Würzig und auch die typischen Cordier-Ledernuancen aufzeigend. Viele Kräuter, mitteldunkles, Süsse verleihendes Malz, dann Korinthen und dunkle Rosinen. Im zweiten Ansatz geht er noch mehr in die Tiefe und zeigt Périgord-Trüffel. Warum ich hier gerade diesen Tuber explizit erwähne? Die Region liegt ganz in der Nähe! Im Gaumen zeigt er sich immer noch kraftvoll. Oben und aussen ziemlich rund und weich – innen ist er noch mit dem klassischen Gruaud-Grund-Charakter ausgestattet. Hoch aromatischer Ausklang. Ein erhabener Saint-Julien, der schon lange in Topform ist und man noch wohl eine geraume Zeit in diesem genüsslichen Zustand begegnen kann. 20/20 trinken


Das wäre schön, wenn man zu Hause ein solches Foto im Keller schiessen könnte. Vom Jahrgang 1982 hatte ich noch nicht subskribiert. Weinfreund Silvio aber schon. Er brachte eine Bouteille aus seinem so erworbenen, damaligen Bestand mit. Ich kann mich noch gut erinnern, dass man von diesem «John-Houston-Mouton» kistenweise hätte kaufen können. Mit Preisen ab 65 Franken. Wer heute eine ganze 12er-OHK kaufen möchte, findet nur einen Anbieter laut winesearcher.com. Fine & Rare in Milano bietet das in Holz verpackte Dutzend zu über 30'000 Franken an. Dann doch lieber auf das Holz verzichten und Einzelflaschen kaufen. Zum Teil grad noch just unter 1000 Franken. Die Preise schwankten in den letzten Jahren auf und ab. Momentan sind diese wieder wesentlich günstiger als auch schon …


1982 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Deutlich gereifte, mitteldichte Farbe. Zwar immer noch recht Rot, aber mit gewissem Braun unterlegt. Süsses, ausladendes Bouquet. 

Eigentlich liefert dieser Mouton ein nasales Potential zum Ausflippen. Ein Ausbund an Nusspralinen, Sandelholz, Edelhölzern, Cassis-Likör und Dörrfrüchten aller Art. Man findet in all diesem Aromen-Reichtum auch noch nicht wenig Cassis-Nuancen. Im Gaumen ist er in den letzten Jahren minim leichter geworden.  Heisst; er hat abgespeckt. Dies zugunsten von Eleganz und Bekömmlichkeit. In seinen Ingredienzen scheinen sich auch noch Endorphine zu befinden, denn mit jedem Schluck katapultiert er Glücksgefühle in die Blutlaufbahn. Wie soll man diesen Mouton erklären oder versuchen einzuordnen? Auf Mouton bezogen ist es sicherlich eine relativ feminine Variante. Man könnte ihm auch eine gewisse Chambertin-Neigung andichten, wenn es um seinen Körper-Charme geht. Dann liefert er wieder Aromen, welche man auch in ganz grossen Pomerol wiederfindet. Auf alle Fälle ist es ein grosses Privileg ihn geniessen zu dürfen. 20/20 austrinken


1988 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Dem Alter entsprechende Farbe mit ziegelrotem Schimmer, von der Mitte ausgehend. Dichtes, komplexes, rotpflaumiges Bouquet. Mit ergänzender, Aromatik von Black Currant und Heidelbeerengelée. Das Nasenbild wirkt recht süss, zeigt letzte Spuren von Vanillin, dunkler Schokolade, Malz und viele Kräuter. Letztere in getrockneter, wie auch frischer Form. Im Gaumen fest, direkt, immer noch stützende Gerbstoffe zeigend und voll auf minim unterkühltem Cabernet setzend. Somit kann man das Wort «klassisch» hier treffend einsetzen. Just geöffnet war er noch ziemlich prägnant. Nach zwei Stunden hatte er seine restlichen Tannine besser im Griff. Wird immer ein idealer Essbegleiter sein. Drei Stunden Dekantieren. 19/20 trinken


P.S. Leider gibt es davon verschiedene Varianten: Diese wunderbare Edition, welche ich am Tag darauf aus meinem Keller für den Doris-Bärti-Besuch entkorkte. Und eine Variante mit reduktiven an Brett erinnernde Aromen. Und die «Zapfen-Variante». Die hatten wir leider an unserem Old-Swiss-House-Abend. Für diesen Test musste ich meine einzige Restflasche aus dem Inventar ausbuchen. Flugs bestellte ich mir noch ein paar Ersatz-Bouteillen nach. Kostenpunkt: 340 Franken. Was kostet die Welt? Gemäss einem Blick Artikel gibt es weltweit keine einzige Jéroboam zu kaufen. Dann verkaufe ich halt meine Fünfliterflasche auch nicht … 


110 JAHRE ALTER SAUTERNES


Das Weinjahr 1914 in Sauternes war von besonderen Herausforderungen geprägt. Aufgrund des Ersten Weltkriegs, der im selben Jahr begann, waren viele Weinproduzenten mit Schwierigkeiten konfrontiert, die Ernte einzubringen und die Weine zu vermarkten. 


Die klimatischen Bedingungen waren günstig. Trotz der kriegsbedingten Umstände konnten einige Winzer qualitativ hochwertige Weine produzieren, die jedoch möglicherweise nicht die gleiche Aufmerksamkeit und Verbreitung fanden wie in friedlicheren Jahren. 


1914 Château Lafaurie-Peyraguey, Sauternes: Mitteldunkles, leuchtendes Orange-Braun mit gewissen Bernsteinreflexen. Obwohl das Bouquet deutlich süss erscheint, beginnen die ersten Sekunden mit einem cerealen Touch. So in Richtung Hafermehl und Rollgerste. Dann «Orangiert» das Ganze ganz gewaltig. Mit diesem neuen Begriff will ich andeuten, dass ganz viele Citrusfrüchte die Nasenhöhlen emporkraxeln. Die Reflektionen tanzen zwischen Pomeranze, Mandarinen und Blutorangen hin und her. Zusammen mit der zart pfeffrigen Botrytis und den üblichen Alkoholwahrnehmungen geht es in Richtung alter Cointreau. Die Süsse deklariert Caramel, Ingwer-Bonbons und Minzspuren. Dann folgen Gebäcknoten, welche vor allem an Mailänderli erinnern. Im Gaumen ist der Wein nicht ganz so erwartet süss und zeigt eine filigrane Rasse. So, dass er richtiggehend über die Zunge tänzelt. Nicht ganz so «liquoureux» wie die ganz grossen Süssjahrgänge. Dafür bekommt man hier schon beim ersten Glas Lust auf einen dritten Schluck. 20/20 trinken




BORDEAUX 2001 – VOM ALLERBESTEN

Es war so nicht geplant – es hat sich einfach mal so ergeben. Und jetzt ist es eiserne Tradition, dass eine kleine Sonder-Gruppe von Weinfreaks jeweils im Dezember eine Kiste aufmacht. Damit ist eine sogenannte «Collection Duclot» gemeint. Aussen von noblem Holz, innen vom besten was der jeweilige Bordeaux-Jahrgang hergibt. Wir haben uns diesmal für den Jahrgang 2001 entschieden, aber ohne Kiste. 


Die Gründe sind einfach zu erklären. Es gibt nur noch wenig Anbieter für eine «Caisse d’Origine Duclot». Und die Preise liegen nahe bei zehntausend Franken. Der Preistreiber in diesem Angebot ist der Château Pétrus. Der kostet allein schon fast 5000 Franken. Das ist nicht das generelle Problem. Der Hund liegt darin begraben, dass die meisten Flaschen schlecht sind und an einem Korkfehler erinnern. Unter Kennern wird dieses Problem mit Brettanomyces deklariert. Ich war bei mehreren Entkorkungen dabei. Und jedes Mal «pechte» der Pétrus. Also wollten wir uns diesem schier garantierten Frustpotential gar nicht erst aussetzen und konzentrierten unseren Genussabend ausschliesslich auf die Weine vom «linken Ufer». In diese Schatulle passt alles vom Süden (Sauternes) bis ins nördliche Médoc. 


Unser weiniges Treffen fand am Donnerstag, 12. Dezember 2024 in Luzern. Im sonst schnitzeligen Old Swiss House. 



2001 Chateau d’Yquem: Leuchtendes Gelb mit minim goldenen Reflexen. Nebst einer klaren, noch nicht ganz eingebundenen, pfeffrigen Botrytis, zeigen sich immer noch viel primäre Fruchtaromen. Heisst; helle Aprikosen und Blondorangen. Sogar ein Hauch Vanille ist noch vom Einsatz der Barriquen wahrnehmbar. Und Mailänderli Gebäck. Im zweiten Ansatz fein senfige Würze, dann Safranfäden und Minze. Lädt elegant aus und zeigt dabei ganz viele Fächer. An der Luft legt er permanent zu und wird fülliger und auch homogener. Im Gaumen weich, samtig, cremig. Die Säure zeigt sich rund und so fliesst dieser Nektar wie Balsam über die verwöhnte Zunge. Das Finale zeigt Druck und katapultiert nochmals alle nasal festgestellten Aromen in den Schlund. Ein grosser Yquem mit dem Zeug zur Legende. Wenn man es nüchtern betrachtet, so ist das eigentlich der allerbeste Wein vom Bordeaux-Jahrgang 2001. Also vor allen Rotweinen! Er lässt sich bereits gut trinken. Aufgrund seiner Grösse sehe ich den effektiven Genussbeginn aber erst so in 20 Jahren. 20/20 trinken

2001 Château Ducru-Beaucaillou, Saint-Julien: Relativ dunkles, in der Mitte etwas mattes Weinrot, sanft aufhellender Rand, keine Reifeanzeichen. Geniales, feinwürziges Bouquet, klassischer Zedernduft, Bleistiftmine, Teernuancen, Backpflaumen, dunkle Pfefferkörner. Eigentlich schon mehr würzig wie fruchtig. Heisst, dass er jetzt so langsam an seinen Terroir-Aromen arbeitet. Er geht dabei ganz schön in die Tiefe und setzt nach rund 10 Minuten erste Tabaknoten und zarte Sommer-Trüffel-Konturen frei. Im Gaumen ist er feinfleischig, recht nobel Dafür zeigen die Resttannine ein weiteres Leben und einen milden Charakter. Er legte an der Luft zu. Also kann man ihn über längere Zeit dekantieren. Mein damalige Fasswertung lag bei mageren 17/20. Dann legte er mit der Reife nach und die letzten Taxierungen lagen bei 18/20. Jetzt ist er in der ersten Reife und legt nochmals einen verdienten Punkt nach! 19/20 trinken  


Wie die anderen beiden schmeckten?

www.bxtotal.com weiss es ...

EHER KÜHL «CHAMBRIEREN»


Ganz früher galt der Modus, dass man grosse Weine chambrieren sollte. Heisst vom Französischen ins Deutsche übersetzt, dass man den edlen Tropfen vor dem Ausschenken auf Zimmertemperatur bringen sollte. Damals waren die Räume auch noch nicht so überheizt wie heute. Somit gilt heute generell eine kühlere Ausschanktemperatur. Diese schwankt aber in deren Vorliebe bei den Geniessern. 

Ich selbst bin ein Fan von eher zu kühlem Start. Da erwärmt sich der Wein im Glas und setzt so nach und nach seine Aromatik frei. Ist ein Wein zu warm, kann er schnell mal alkoholisch wirken. Auch Wirt Philipp Buholzer ist da gleicher Meinung. Als ich die erste Serie holen wollte, fand ich diese draussen in der Gartenwirtschat unter einem Tisch in einer Knutwiler Getränkeharasse.    


AUSFÄLLIGER HAUT-BRION


Rund 400 Franken kostet eine Flasche Château Haut-Brion 2001. Das ist/wäre eigentlich ein sehr guter Preis für einen gereiften, über 20jährigen Premier Grand Cru. Leider muss ich hier von einem Kauf dringend abraten …


2001 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan: Die Farbe ist zwar ziemlich dunkel, zeigt aber auch bereits recht deutlich bräunliche Nuancen. Diese optisch festgestellte Reife zieht sich auch im Nasenbild durch. Oxidativer Schimmer, flüchtige Säure, getrocknete Shi-Take-Pilze und Sojasauce. Im Gaumen zeigt er sich spröde und die Gerbstoffe wirken etwas ausgelaugt. Leider ist es so, dass ich seit dem Jahr 2016 immer wieder müden bis kaputten Flaschen begegnete. Also scheint es sich hier um eine generelles Jahrgang-Haut-Brion-Problem zu handeln. Und wenn dem so ist, dann liegt der Fehler nicht an der Lagerung, sondern beim Weingut. Also nicht dekantieren, sondern verscherbeln. Keine Bewertung.  

2001 Château Latour, Pauillac: Immer noch sehr dunkel, satte Mitte, nur minime Reifetöne am Rand anzeigend. Es vermittelt jetzt schon deutliche Terroir-Akzente, Trüffel, Backpflaumen, dunkle Hölzer, frische Baumrinde, Rosmarin, kalter Rauch, Lakritze und Pumpernickel. Vom Nasenbild gibt er sich so halbgeöffnet und lässt dabei eine ansehnliche Tiefe vermuten. Wenn man sich eine Vision vom Jahrgang 2001 in Verbindung zum möglichen Château Latour andichtet, so trifft man hier geschmacklich genau ins Schwarze. Im Gaumen gibt er sich erhaben, hocharomatisch, warmen Cabernet ausstrahlend und sehr lange endend. Kein lauter Latour, aber er ist perfekt vinifiziert. Ob man lieber den Lafite oder diesen Latour mag ist Geschmackssache. Was aber klar ist, wenn man alle Premiers vergleicht, ist der Mouton der schwächste von diesem Trio. Soll man den Latour vier Stunden dekantieren? Weniger auf keinen Fall. Als ich den Wein am Nachmittag probierte, brachte ich den kleinen Deguschluck meiner Karin in den oberen Stock. Ihre Kommentar-Trilogie bestand aus: «Das ist einfach Wein! Das ist einfach Terroir! Das ist einfach geil!». Für mich ist das der grösste und ganz sicher langlebigste Bordeaux 2001! Es steht nur noch die Frage im Raum, warum Mann dem besten Wein dieses Jahrgangs in einer solch überzeugenden Konstellation nicht die Maximalwertung verleihen darf? Meine Bedenken gehen dahin, dass die Gabriel’sche Zukunftseuphorie momentan noch nicht richtig verstanden wird. Besonders im aktuellen Rennen wirken die beiden Rothschilds (Lafite und Mouton) überzeugender. Der Lafite mit seinen unendlichen Finessen und der zarten Süsse. Und der mit populären Geschmack ausstaffierte Mouton. Somit bleibe ich beim Latour (noch) bei: 19/20 beginnen    

MEIN FAVORIT IN DIESEM TRIO



2001 Château Palmer, Margaux: Aufhellendes Weinrot mit ziemlich transparentem Rand. Delikates, parfümiertes, elegantes Bouquet. Eigentlich wenig Druck und doch viel traumhafte Aromen versprühend. Erinnert an einen ganz grossen Burgunder. So in Richtung Musigny! Somit wären wir bereits beim Nasenbild bei seiner grossen Klasse angelangt. Im Gaumen saftig, würzige nobelbittere Zunge, dezent stielige Würze und mit Aromen von Pflaumen ausgestattet. Ein Mix aus Klassik und Eleganz. Davon trinkt man gerne ein zweites Glas, weil man davon nämlich nicht satt wird. 19/20 trinken

LUZERNER-LEGENDEN-LUNCH


Der Titel erklärt sich, zusammen mit dem Foto, eigentlich fast wie von selbst. In Luzern wurden legendäre Weine bei einem Lunch entkorkt. 


Dies bereits zum dritten Mal in Folge. Und immer Anfangs Dezember. Irgendwie als vorgeschobener Feiertag für angefressene, wie auch solvente Weinfreaks. Und zu feiern gab es an diesem Samstag, 7. Dezember 2024 im Restaurant Reussbad in der Stadt Luzern ganz viel. 


MEIST IM FALSCHEN MOMENT


Wenn es etwas zu feiern gibt, dann knallen schnell mal die Champagner Korken. Also ist die Pflicht in solchen Fällen grösser als die Kür. Die dümmste Art Champagner zu zelebrieren sind Autorennen. Da werden Champagner aus Grossflaschen gar nicht erst getrunken, sondern vom Siegerpodest aus auf über das Publikum versprüht. 


Die zweitdümmste Art wird in der Regel bei Schiffstaufen zelebriert. Mittels einer Leine wird eine Champagnerflasche an Bug vom nigelnagelneuen Boot zerknallt. 


Die ganz sicher drittdümmste Art ist das Champagnernippen in erotischen Schuppen. Dahin geht man ja eigentlich gar nicht wegen dem Nippen, sondern wegen den Nippeln … 


Wir eröffneten den Legenden-Reigen mit drei gereiften Champagnern. Legendär, alleine schon vom Preis her; 1988 Krug, Clos du Mesnil mit Mandelnuancen und besonders feiner Mousse. Der längste im Gaumen; 1990 Pol Roger Cuvée Winston Churchill. Wunderschön nussig und irgendwie obercremig; 1998 Comtes de Champagne, Taittinger, so eine Art «Everybodys Darling».


BURGUNDER-TERZETT


Alle Drei aus der deutlich prestigeträchtigeren Côte-de-Nuits. Alles Grand Crus! Alle reif? Der 1978er ganz sicher ...


1978 Clos St. Denis, Georges Lignier: Deutlich aufhellend und mehr Braun wie Rot. Das Nasenbild duftet nach Mettwurst und Worcestersauce. Trotzdem steigt da eine pflaumige Süsse aus dem Glas. Etwas später; Kakao und Sommertrüffel. Noch später Würze von Traubenstielen, Nelkenköpfe, Maggikraut, fuchsige Konturen. Und danach immer wieder Walderdbeeren. In frischer From, auf getrocknete Art und auch als Marmelade. Zeigt im Gaumen einen grossen, minim überreifen Nuits-Burgunder mit akzentuiertem Terroir Schimmer und im Finale wieder eine minim fuchsigen Note. Alte Vinifikationsschule und doch grossartig. 19/20 vorbei 


GUTE VORBEREITUNG IST ALLES


Kurz nach 8 Uhr begann Robi mit seinem Handwerk im Gabriel-Keller. Als Vorbereitung fü rden Luzerner-Legenden-Lunch.  Entkorken. Dekantieren. Flasche auswaschen. Depot trennen. Wein wieder zurück in die Originalflasche. Plastikstoppel drauf für den Transport und als Oxidationsschutz. Derweil notierte ich mir erste Eindrücke zu den Weinen. Und entschied mich, vom 1971er Trotanoy eine zweite Flasche zu öffnen. ☹ 




1978 Château La Mission Haut-Brion, Graves: Magnum. Immer noch sehr dunkles Purpur mit minim aufhellendem, reifendem, Rand gegen aussen. Laktisches Bouquet, helle Pralinen, Kakao, buttrige Konturen. Darunter viel süsse Pflaumen und eine kräutrige, an Rosmarin und Thymian erinnernde Würze. Im zweiten Ansatz Sommertrüffel und Dörrbananen. Und dann noch dunkles Malz nachlegend. Im Gaumen klassisch. Klar – klassisch kann man immer schreiben, aber hier trifft es auch fraglos zu. Beruhigend gereifte Tannine, weiche Adstringenz und schwarze Aromatik mit Lakritze, Backpflaumen und Nuancen von kaltem Rauch im erhabenen Finale. Eine Wow-Magnum! 20/20 trinken

 


Karin als Magnum-Sponsor. Das war damals ein Geschenk von Weinfreund Gerhard aus Stuttgart. Passte sehr gut in die Mission-Runde. 



1959 Château Lafite-Rothschild, Pauillac: Unglaublich helle Farbe, nur noch wenig Rot in der Mitte, gegen aussen sehr transparent werdend. Berauschend süsses Bouquet, zarte Rosinennuancen, helles Leder, getrocknete Goji Beeren, Hagebutten, Datteln und ein Hauch von schier buttrigem Caramel vermittelnd. Edelhölzer in allen Facetten. Von den Grundaromen her erinnert er an einen leichten DRC-Romanée-Conti, vermischt mit Allüren eines Musigny von Vogüe. Also insgesamt sehr burgundisch wirkend. Er tanzt so richtig über die Zunge, verspielt, saftig und berauschend süss. Ein Mussewein der fragil wirkt und doch noch gewaltig abliefert. Für das Alter hatte er ein perfektes Füllniveau und auf dem Korken konnte man klar seine Echtheit überprüfen. 20/20 trinken

Das Level auf dem Foto dieser der Magnum ist einfach zu erklären. Füllniveau vor dem Entkorken: Mittlere Schulter. Minus Depot nach dem Dekantieren. Minus klitzekleiner Degustationsschluck vom Gabriel …


1959 Château Latour, Pauillac: Magnum. Füllniveau: mittlere Schulter. Extrem dunkel, undurchdringliche Mitte mit schier schwarzen Reflexen. In der ersten Sekunde wird klar, dies muss ein ganz grosser, reifer Bordeaux sein! Wer die Aromen der verschiedenen Médoc-Appellationen auswendig kennt, kommt in der Folge schnell auf Pauillac. Und dann fehlen nur noch die getrockneten Baumnussschalen, der Périgord-Trüffel, etwas Kaffee, getrocknete Pflaumen und noble Kräuter. Dann weiss man sofort, dass es sich um einen legendären Latour handeln muss. Weit ausladend und rekordverdächtig in die Tiefe gehend. Im Gaumen erhaben, klassisch, gross und alles wiederholend, was er nasal versprochen hatte. Das Finale ist lang und dabei zieht er nochmals alle wunderbaren Latour-Aromen nach hinten. Es klingen Lakritze, dunkle Rosinen und Aromen von Pumpernickel in den Schlund. Trotz leicht handicapierten Füllniveau (mittlere Schulter) eine perfekte Magnum. 20/20 trinken



Sauternes Fan Jürg Richter. Er kommentierte das finale Süssweintrio: «Vom 1967er Yquem gibt es zwei Abfüllungen. Wir haben Glück. Das ist die bessere Variante. Schmeckt so herrlich nach Nougat, Türkisch Honig und Orangen in allen Variationen!»


Ich durfte bei Ralf Thomas fürs Finale einen Dessertwunsch anbringen und fragte ihn, ob er Crèpes Suzette auch als Blutorangenvariante hinkriege. Gefragt – getan! War genial …



Der grosse Gabriel-Bericht von diesem absolut legendären Tasting: www.bxtotal..com 





NEUN ALTE KALIFORNIER WEINE


Jeder Event, mag er auch noch so klein sein, hat irgendwie ein Vorspiel. In diesem Fall war es die Erwähnung von Weinfreund Carlo, dass er noch drei alte Kalifornier im Keller habe und diese gerne mit anderen Weinfreunden trinken würde. Baschi, bei dem es beim Teilen immer ums Ganze geht, war von der Idee Feuer und Flamme. Auch er würde gerne drei Bottles aus seinem Napa-Bestand beisteuern. Beim René gibt es – nebst (zu) vielen Bordeauxweinen auch noch ein paar alte US-Exemplare. Also sponsorte auch ich ein in die Schatulle passendes Napa-Trio bei.  Nun galt es nur noch ein Datum zu finden. Das war dann der Mittwoch, 27. November 2025. Und einen passenden Austragungsort. Hier kam ein Vorschlag vom Restaurant Casa Tolone in Luzern, der wohlwollend aufgenommen wurde. 



Hier ist zu bemerken, dass ich im Inventar bis zu diesem «Flaschen-Entzug» zwei Weine aufführte. Einen normalen und eine Reserve. Ich griff nach dem erstbesten Exemplar und war schon heilfroh, dass ich diesen fand. Dass es sich um die Reserve handelte, fand ich erst bei besserem Licht im Restaurant heraus. Nun aber zum 1977 Cabernet Sauvignon Reserve, Robert Mondavi. Der war wirklich noch tiefdunkel in der Farbe. Zeigte sogar noch Frucht in der Nase. So in Richtung Holunder und schwarze Johannisbeeren, Noten von Pfefferkörnern, Oliven und vor allem Minze und dunkle Schokolade. Im Gaumen dicht, weich mit immer noch gut stützender Säure. Ein grossartiges Napa-Reifwein-Erlebnis. (19/20).


HATTE ER ODER DOCH NICHT?


Wer Martha’s Vineyard als Wein kennt, weiss Bescheid. Wer ihn nicht als Wein kennt, der meint Martha’s Vineyard sei eher eine Insel in Massachusetts. Dort machen amerikanische Präsidenten mit Vorliebe Ferien.  


Eingefleischte Kenner von Heitz Weinen zittern vor jedem Entkorken. Besonders bei den alten Jahrgängen der ersten Epoche.  Genauer in jenem Zeitabschnitt bei dem der Gründer Joe Heitz noch im Lead war. Er hat sozusagen den Geruch von Brettanomyces Bakterien (auch Brett genannt) «erfunden». Dies bevor andere Wineries oder namhafte Bordelaiser Weingüter von diesem üblen Pilz befallen wurden. Manchmal schmeckt es nach «Zapfen». Mal weniger, mal halt etwas mehr. 


Und so war es denn auch beim 1984 Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard. Der zäpfelte! Heisst er zeigte einen nasalen Korkfehler. War aber im hinteren Gaumen nicht bitter und zeigte an sich einen grossen, legendären Wein. Aber eben … 



TOLLER DREISORTENBLEND


60% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot und 10% Cabernet Franc ist die Ausganglage vom 1986 Insigna, Joseph Phelps Vineyard. Der ist immer noch sehr dunkel und zeigt nur am Rand gewisse Reifereflexe. Die Nase wirkt dezent salzig zu Beginn, zeigt einen Herkunft verratenden Touch von Eucalyptus in der Nase. Ergänzt mit einem weiteren, weit gefächerten Kräuterreigen von Minze, Origano und Thymian. Dann wird das zu Beginn ziemlich trockene Bouquet etwas süsser, zeigt Backpflaumen, dunkles Biermalz (Guinness), Pumpernickel Brot und Havanna Cigarren. Im Gaumen kräftig. Zwar noch markante Tannine zeigend und doch scheint der Wein jetzt wunderbar gereift zu sein. Schwieriges Jahr – grosser Napa! (19/20). 


Der Gabriel-Bericht von diesem Kalifornien-Altweinevent:  www.bxtotal.com




DONATSCH PRIVÉE DINER #1


Die Bezeichnung #1 wird häufig verwendet, um etwas als das Beste oder das Wichtigste einer Kategorie zu kennzeichnen. Es kann 

sich auf eine Rangliste, eine Auszeichnung oder einfach auf die höchste Position in einem Wettbewerb beziehen. Oder aber auch als etwas, was in späteren Folgen mit #2, #3 etc. weitergeführt wird. In unserem Fall sind es beide Varianten.


Das allererste Privée-Diner von Martin Donatsch fand am Freitag, 8. November 2024 im Ochsen in Malans mit Spitzenkoch André Jäger statt. Sozusagen als «Weltpremiere» von weiteren Events, welche an anderen Orten mit anderen Spitzenköchen geplant sind. Immer mit grossartigen Weinen von der Domaine Donatsch. Im Mittelpunkt werden immer die sagenhaften Editionen vom Pinot Noir Privée sein. Den gibt es nur in besonderen Jahren. Erstmals im 2013, dann wieder 2015 und 2018. 2022 wird irgendwann folgen …



Der Privée 2022 ist also noch nicht auf dem Markt. Er schlummert im tiefen Keller einer ersten Flaschenreife entgegen. Die anderen Jahrgänge wurden via Weinbörse-Auktionen lanciert. Dabei erreichten die teuersten Flaschen vom ersten Jahrgang 2013 Preise von über 1000 Franken. Auch die Folgejahrgänge 2015 und 2018 lagen deutlich über der 500-Frankengrenze. Insgesamt waren die Auktions-Lancierungen aber nur Bruchteile der eh schon kleinen Produktionsmengen. Also kamen nur wenige Pinot-Freaks zum Handkuss eines Erwerbs. Die restlichen Flaschen liegen beim Winzer in Malans. Somit entwickelte sich der Privée in dessen Leben zu einer Art Phantom. Viele kennen den Wein vom nur Hörensagen oder Lesen, aber nur wenige Geniesser haben so die Chance, diesen grossartigen «Bonsai-Editionen» jemals zu begegnen. Genau diesem Phänomen will man Martin Donatsch mit den Privée-Diners Abhilfe schaffen. 



WELTPREMIERE VOM 2022 PRIVÉE


Er war so nicht geplant. Es hat sich einfach so ergeben. Normalerweise zeichnet sich ein möglicher Privée in einer recht frühen Phase ab. Die Fässer werden laufend verkostet. In erster Linie geht es Martin Donatsch darum, einen Unique auf hohem Niveau zu avisieren. Der Unique braucht aber eine gewisse Typizität. Diese selektioniert sich aus den verschiedenen Lagen, aber auch aus der Reflektion des betreffenden Jahrganges. 


«Manchmal tanzen ein paar Fassmuster aus der Reihe», meint Martin. «Diese zeigen sich intensiver, vermitteln eine andere Aromatik, reflektieren etwas ganz Besonderes. Dann entsteht durch Selektion in speziell guten Weinjahren ein Privée. In ganz kleinen Mengen. Ohne dem Unique etwas zu stehlen. Aber auch mit der Vision vom Allerbesten einen Wein zu kreieren. So entsteht in grossen Jahren ein Privée. Meist über Wochen, manchmal über Monate hinweg. Beim 2022er war es anders. Einen Tag vor der Abfüllung verkostete ich nochmals alle «Unique-Pièçen». An sich waren die einzelnen Lots ziemlich homogen. Und doch ragten zwei Barriquen aus der Produktion heraus. Spontan entschloss ich mich, im allerletzten Moment, vom 2022er doch noch eine separate Selektion für einen Privée zu füllen. Die Ausrichtung ist dabei eher schlank und auf Finessen bedacht. Also wird das keine laute Pinot-Variante. Genau das gefällt mir bei dieser Edition. Während wir beim Pinot eigentlich Jahr für Jahr eine Annäherung des Gewollten selektionieren, ist jeder Privée zum Glück in seiner Ausrichtung grundverschieden. Genau das gefällt mir an diesem ehrgeizigen Projekt». 

2022 Pinot Noir Privée, Donatsch: Produktion; zwei Barriquen. Also knapp 600 Flaschen. Aufhellendes Rubin-Granat. Dezentes, zart röstiges Bouquet. Beginnt mit einem Weichseltouch, zeigt Nuancen von Hagebutten und roten Johannisbeeren. Erst nach ein paar Minuten vermittelt das Nasenbild Nuancen von dunkleren Beeren, vermischt mit einem minim pfeffrigen Touch, Spuren von Hirschleder, Zedernduft und Reflexen von hellem Tabak. Alles liegt da im feinen Bereich.  Durch seine Jugend erklärenden, eher zurückhaltenden Art. Im Gaumen zeigt er sich saftig und ist mit stützender Säure ausgestattet. Die noch relativ intensive Adstringenz bremst ihn in der jetzigen Phase etwas aus. Will heissen; er gibt sich aktuell reichlich introvertiert und er verlangt Zeit und Musse vom Betrachter. Momentan läuft das Erlebnis unter dem Motto: «Diskretion zugesichert» ab. Vielleicht war es aber auch ein «leiser Wein in einem ziemlich lauten Saal». Mittlerweile war der Geräuschpegel im Saal nämlich schon reichlich angeschwollen. Dieser 2022er Privée wird recht viel Zeit brauchen, um den richtigen Punkt der Lancierung zu erwischen. Dafür ist durch seine perfekte Balance in der Folge dann auch ein sehr langes Genuss-Leben garantiert. 19/20 warten 


Der grosse Bericht von René Gabriel zu diesem genialen Event: www.bxtotal.com





HARLAN ESTATE MIT WILL HARLAN


Grosser Napa-Bahnhof in Zürich. Harlan feierte sein 40jähriges Bestehen mit Top Kunden, Importeuren, und Gastronomen. Dies im Nobelhotel Mandarin Oriental Savoy in Zürich. Am Freitag, 15. November 2024. Der erste Jahrgang war 1990. Das wären nicht vier Dekaden. Das Jubiläum geht auf die Gründung von Harlan Estate zurück. Das war im Jahr 1984 …


Bevor er das Kapital für einen eigenen Weingutsbetrieb aufbrachte, übte Bill Harlan mit zugekauften Trauben. Seine Kompagnons Don Weaver und Bob Levi halfen ihm dabei. Im Jahr 1983 brachte er einen Chardonnay und einen Cabernet Sauvignon auf den Markt. Direkt im Anschluss verkaufte er seine Weinkellerei und gründete ein Jahr später Harlan Estate. Von den rund 100 Hektar erworbenen Land- und Waldflächen sind heute lediglich 17 Hektar mit Reben bestockt. Es sind alles Hügellagen. Bill hatte eine klare, langfristige Vision und von diesem Kurs ist er nie auch nur einen Millimeter abgewichen.

Harlan hat sich nicht nur als einer der besten Weingüter vom Napa Valley etabliert, sondern gehört fraglos zu den besten Weingütern der Welt. Robert Parker hat vier Mal die Maximalnote bei Tastings gezückt. Selbst die sonst eher zurückhaltende, englische Weinkritikerin Jancis Robinson beschreibt Harlan als eines der besten Weingüter des 20. Jahrhunderts. Die Weinzeitschrift Falstaff fasst wie folgt zusammen: Harlan besitzt alle Elemente für Grösse, Individualität, Kraft, verbunden mit Eleganz, ausserordentlicher Komplexität und bemerkenswertem Potential für Reife». Der Wine Spectator hat Harlan Estate-Weine wiederholt mit hohen Bewertungen ausgezeichnet. Nie unter 95 Punkten. Der Wein wird dort für seine dunklen Früchte, komplexen Aromen von Schokolade, Tabak, Gewürzen, floralen Noten, sowie für seine beeindruckende Struktur gelobt.


Der Cabernet Sauvignon bildet immer die Basis, ergänzt durch kleinere Anteile Merlot, Cabernet Franc, Malbec und Petit Verdot.





WIE DER VATER SO DER SOHN


Beide heissen William. Der Vater, wie der Sohn. Damit Verwechslungen ausgeschlossen werden heisst der Vater unter Freunden Bill und der Sohn Will. Er leitet heute das Weingut in der zweiten Generation. Will Harlan führte, zusammen mit dem Winemaker Cory Emting (Bild unten) durch das beeindruckende Tasting. 



Schwärmte, wie viele andere im Saal, für den allseits überraschenden 2011er; Tobias Herlbauer, CEO von Gabriel-Glas, Hallein. 


Sein Geburtsjahrgang; 1990. Somit ist er genau gleich alt wie der erstlancierte Jahrgang von Harlan. Die wenigen, noch im Markt existierenden Flaschen vom extrem raren 1990er werden über 5000 Franken gehandelt. 

  


2011 Harlan, Harlan Estate: Immer noch extrem sattes Weinrot mit schier schwarzen Reflexen in der Mitte. Geniales Bouquet. Nasal ist er mit klarer, cool ausstrahlender Cabernet- Sauvignon-Aromatik unterwegs; Brombeeren, schwarze Johannisbeere und etwas Holunder. Also zeigt sich hier noch unglaublich viel Primär-Aromatik nach einem Dutzend Jahren in der Flasche. Im zweiten Ansatz Minze und schwarze Schokolade (After Eight), würzig und tiefgründig zugleich. Irgendwie wirkt das Nasenbild verspielt und zeigt sich sehr vielschichtig. Beim Schlürfen öffnet er unglaublich viel Aromen-Schichten. Das Extrakt wirkt minim mehlig, etwas ruppig und auch kernig, was ihm aber Charakter verleiht. Insgesamt immer noch extrem frisch und endet mit einer unglaublich intensiven Aromatik. Das war kein einfaches Napa-Jahr – aber trotzdem ein genialer Harlan! Jetzt in der vollen Genussphase. Diese hält aber noch Jahrzehnte weiter an. Am idealsten in Verbindung mit geeignetem Food. Eine der spätesten Ernten in der Geschichte von Harlan. Das Warten hat sich gelohnt. 19/20 trinken


P.S. Mit Marktpreisen um tausend Franken ist/wäre das eine gute Möglichkeit einen reifen Harlan zu einem einigermassen attraktiven Tarif zu erwerben. Leider gibt es aktuell gar keine Angebote in der Schweiz. 




RAYMOND-LAFON 


Es geht um ein Weingut, welches qualitativ seit seinem Bestehen auf Premier-Grand-Cru-Niveau liegt. Warum wurde dieser heimliche Sauternes-Star dann nicht klassiert? 


Es war ein terminliches Problem. Gegründet wurde Raymond-Lafon 1850 vom damaligen Bürgermeister. Er verlieh dem Weingut den heutigen Namen. Für die legendäre Klassifizierung im Jahr 1855 zählten die Faktoren Preise im Markt, Ansehen und Qualität der Weine. Somit hatte das noch damals zu junge Weingut damals keine Chance auf einen Adelstitel. 


Zu Beginn des Jahrhunderts erbte Herr Louis Pontallier das Anwesen. Seine Familie sorgte für den Fortbestand des Anwesens. Im Jahr 

1972 wurden Francine und Pierre Meslier Eigentümer des Schlosses. Pierre Meslier, ein Agraringenieur aus Montpellier, konnte seine umfangreiche Erfahrung mit Sauternes-Weinen in die Bewirtschaftung seines Weinbergs sowie in die Weinbereitung und Reifung der Weine von Château Raymond-Lafon einbringen. Seine Frau, Francine Meslier, war eine Schlüsselfigur in dessen Geschichte des Anwesens. Sie verwaltete das Weingut. Seit 1990 führen die Kinder Marie-Françoise, Charles-Henri und Jean-Pierre das Weingut. 


Auf dem Weingut habe ich fünf Jahrgänge verkostet. 2023, 2019, 2015, 2009 und 2005. Alle auf ganz hohem Niveau. Bald folgt eine grosse Raritätenprobe mit alten Jahrgängen aus dem Keller von Jürg Richter. 


Hier meine beste Jungweinnotiz ...


2009 Château Raymond-Lafon, Sauternes: Intensives Gelb mit erstem Goldschimmer. Offenes, weit ausladendes, wuchtig-süsses Bouquet. Frisch abgekochte Marmelade von Marillen, kandierte Ananas, Bitter-Orange-Jam und helles Caramel. Die nasale Aromatik hat schon etwas legendäres in sich. Im Gaumen obercremig, zeigt viel Honig im Extrakt, Cointreau. Das Finale ist gebündelt und enorm druckvoll. Unglaublich süss und trotzdem absolut nicht klebrig. Im Gegenteil. Der Wein, der im Hinterkopf Erinnerungen zu einer Trockenbeerenauslese weckt, beflügelt buchstäblich die Sinne. Heisst; das sind für einen Süssweinfreak verschwenderisch viele Emotionen mittendrinnen verpackt. Getrunken kurz vor 11.00 Uhr, auf dem Weingut. Ein Privileg, welches man schätzen muss, um echte Weinliebe zu zelebrieren. Es fiel mir da ganz und gar nicht schwer, innerlich hemmungslos auszuflippen! 20/20 beginnen 


Der grosse PDF-Bericht von Gabriel  www.bxtotal.com




CHÂTEAU GAZIN AUF CHÂTEAU GAZIN


Manchmal schreibt das Leben Geschichten. Oder Geschichten entstehen einfach. So wie diese hier. Bei einem grossen Lunch mit einer Reisegruppe sass Ines de Bailliencourt neben mir. Wir sprachen über Gott und die Welt. Das kann sie gut. Und auch etwas über Wein. Natürlich auch über Château Gazin. «Wie schmeckt eigentlich der Gazin aus Deinem Geburtsjahr?», fragte ich spontan. «Den habe ich noch nie getrunken!». Ich erkundigte mich nach ihrem Jahrgang und fragte was sie mir dann dazu kochen würde, wenn es mir gelänge, einen 1955er aufzutreiben. Die Antwort kam postwendend; Milken, also «Ris de Veau», wie die Franzosen das so schön in ihrer Landessprache deklarieren. 


Zu Hause zurückgekehrt, erinnerte ich mich an unser Gespräch und suchte im Netz nach Château Gazin 1955. Winesearcher lieferte keine Ergebnisse. Aber, ich wurde bei einem französischen Händler fündig. Also kaufte ich die drei vorhandenen Flaschen. Die Rechnung kam zu mir. Die Flaschen lieferte der französische «Marchand de Vin» direkt zu Château Gazin. Dort schlummerten die Bouteillen jetzt fast zwei Jahre lang. Mal passte es der Ines nicht. Dann konnte ich wieder nicht. Jetzt endlich war es so weit … 


Im Herbst 2024 lancierte ich meine letzte offizielle Bordeauxreise. Mit Zwischenhalten auf Smith Haut-Lafitte, Domaine de Chevalier, Négociant Joanne, Clos du Clocher (mit den Mitgliedern von Pomerol Séduction), Saint Emilion, Faugères, Margaux, Pichon-Lalande, Léoville-Barton und Lascombes. 

Am Mittwoch endete die Reise mit einem Ausflug nach Château Myrat mit Lunch und (fast) allen Sauternes-Premier-Grand-Crus. 

Danach fuhr uns der Charterbus zum Flughafen und alle Teilnehmer der Reisegruppe bestiegen die Flugzeuge in verschiedene Destinationen. Nur der Reiseleiter blieb hartnäckig in Bordeaux zurück. Mit einem klitzekleinen Mietauto fuhr ich in Pomerol und löste meine längerfristige Einladung mit der Kombination von 1955 Gazin und Ris de Veau endlich ein. 


1955 Château Gazin: Immer noch dunkel. Die Farbe zeigt eine Mischung aus Restrot und Braun. Offenes Bouquet, trocken-süss, helles Leder, Cigarren, Rosenholz, Rosinen und Hagebuttenkonfitüre. Im zweiten Ansatz; minim flüchtige Säure. Im Gaumen wirkt der mittelfleischige Körper asketisch, die Säure erhält den Wein. Das Finale zeigt getrocknete Herbsttrompeten, Sommertrüffel und Pumpernickel Brot. 17/20 austrinken


Der grosse Bericht: www.bxtotal.com


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BORDEAUX 2004 - JUBILÄUMSFEIER


Meinen ersten Kontakt zu diesem unterschätzten Bordeaux-Jahrgang generierte ich im April 2005. Damals war ich noch voll engagiert. Heisst; für Mövenpick im Einkauf und für WeinWisser am Publizieren. Wie jedes Jahr verkostete ich annähernd tausend Fassproben. 

Die persönliche Punkteernte: 19 Rotweine mit einer Wertung von 19-Punkten. Genau 70 Crus notierte ich mit versprechenden 18/20! Ich habe die spannendsten Cru’s – nebst den verkosteten Weinen – am Schluss dieser Story in einen Kasten gesetzt. 


Generelles Fazit war, dass es sich hier also definitiv nicht um ein ganz grosses Jahr handelte. Eingeklemmt zwischen den zwei heute noch wesentlich populäreren «Millesimes» 2003 und 2005. Aufgrund der günstigigen Subskriptionspreise war das Interesse trotzdem oder gerade deshalb gut. 

Die Markt-Evolution zog sich dann aber in den Jahren nach der Lancierung gemächlich dahin. So gibt es auch heute noch ein paar jetzt gereifte, spannende Einkaufsmöglichkeiten. Wer klassische, so richtig nach Bordeaux schmeckende Weine mag, der ist mit dem Jahrgang 2004 sehr gut bedient. Ich schätzte diese Weine als Fassproben richtig ein und war in der Folge auch ein emsiger Käufer. 

Die Weine entwickelten sich langsam, machten keine Kapriolen und sind heute richtig schön gereift. Entkorkungshektik ist noch keine angesagt. Bei nicht wenigen empfiehlt sich gar der Griff nach der Karaffe. 


Am Mittwoch, 6. November 2024 fand ein grosser Mittags-Event mit dem Thema «Bordeaux 2004» in Eschenbach statt. 





Um 7.30 Uhr holte ich Sommelier Robi Hocher in Hildisrieden ab. Dann setze er sich an den grossen Gabentisch für das folgende Foto. Eine Minute später griff er zum Korkenzieher und waltete seines Amtes. Entkapseln, Entkorken, Dekantieren … 





Auch der Gabriel arbeitete. Während Robi im Keller stundenlang hantierte, verkostete er alle Weine oben im Büro. Direkt am Computer machte ich mir erste Notizen, welche ich später während der Veranstaltung nachjustierte.  




BURGENLÄNDER UNTER SICH


Links; Hans Babtis, ein alter Mövenpick-Arbeitskollege. Rechts Erwin Thinhof. Auch ein alter Freund. Vor allem auch ein grossartiger Winzer aus Eisenstadt. Er brachte drei tolle Neuburger Varianten zum Apero mit. 


40'000 FLASCHEN FÜR MÖVENPICK


Jedes Jahr selektionierte ich für Mövenpick einen Cru Bourgeois und den boten wir dann jeweils prominent in unserer Subskription an. Von kleinen Flaschen bis hin zur 18litrigen Melchior. Beim Jahrgang 2004 viel die Wahl auf den Mayne-Lalande von Bernard Lartigue. 


Leider gibt es kein neueres Foto mehr von meinem Winzerfreund. Er ist im Jahr 2020 im Alter von 71 Jahren verstorben. Seitdem führt Tochter Alice-Jeanne das für mich beste Weingut in der Appellation Listrac. 

 

2004 Château Mayne-Lalande, Listrac: Recht kräftiges Granat, nur wenig Reifeschimmer. Würziges Bouquet, zeigt eine gewisse Tiefe an, dunkle Rauchnoten und Lakritze. Im Gaumen erstaunlich dicht, feinfleischig, zart kerniges Extrakt, recht langer Rück-Aromatik in dem sich schwarze Schokolade wiederfindet. Toll gereifter Bourgeois den ich mit lieben Erinnerungen an meinen verstorbenen Winzerfreund Bernard Lartigue trinke. 18/20 trinken




2004 Château Phélan-Ségur, Saint-Estèphe: Doppelmagnum. Aufhellendes Granat-Rubin, wenig Reifeschimmer. Recht intensives, dezent pfeffriges Bouquet. Die Frucht ist noch ziemlich präsent und geht in Richtung rote Kirschen und Johannisbeeren, also eher rotbeerig im Grundansatz. Beim zweiten Kontakt zeigt sich eine minim laktische Tendenz was das Nasenbild homogen anfüllt. Im Gaumen lang und saftig, eigentlich gross und gleichzeitig unkompliziert. Das dezent süsslich anmutende Finale zeigt Red-Currant-Pastillen. Konklusion: Ein Riesenspass auf recht hohem Niveau. Die Doppelmagnum scheint als Konservator der letzten Primär-Aromatik zu wirken. Phélan-Ségur ist auch hier wieder ein sicherer Wert! 18/20 trinken



Monsieur Ducru! Weinfreund und am Event als Hilfssommelier fungierend; Markus Müller. 


2004 Château Ducru Beaucaillou, Saint-Julien: Deutlich aufhellendes Rubin mit erstem, ziegelrotem Schimmer. Das Bouquet beginnt tendenziell leise und verlangt nach Kommunikation mit dem Betrachter. Rote Beeren, Zedernduft, Hirschleder, helle Cigarren. Im zweiten Ansatz legt er sanft zu und zeige eine parfümierte Terroir Süsse. Ich habe fast fünf Minuten lang immer wieder am Glas geschnüffelt. Irgendwie läuft hier alles nach dem Motto «Diskretion zugesichert» ab. Im Gaumen geht es leicht, beschwingt und sehr fein weiter. Die Tannine sind ausreichend gereift, stützen aber noch elegant im ganzen Gaumen, angenehmes nobles Finale. Ein leiser Grand Cru und einem sonst eher lauten Umfeld. Das ist die Aufgabe von Ducru: Unter den Feinen einer der Feinsten zu sein! Grosser Bordeaux für Mussestunden. 19/20 trinken 




MADAME UND MONSIEUR


Rivalen oder Freunde? Oder gar Geschwister? Eigentlich alles! Die beiden Crus liegen direkt nebeneinander. Nur die Avenue Jean Jaurès trennt die beiden Güter. Es ist dieselbe Mannschaft, welche Weine im Rebberg pflegt und danach, wenn auch in zwei verschiedenen Gebäuden, produziert und ausbaut bis zur Flaschenfüllung. Und doch gibt es markante Differenzen. Zum Vorteil von Mission, aber auch von Haut Brion. Also ist es eine Frage des Geschmacks, welchen Wein man in welchem Jahrgang bevorzugt. Oder eine Budgetfrage. Und da schneidet der Mission über Jahrzehnte gesehen, wesentlich besser ab. 




2004 Château Cos d'Estournel, Saint-Estèphe: Doppelmagnum. Dunkles, leicht rostiges Purpur. Spannendes Bouquet, angenehm süss und deutlich gewürzt. Datteln, Pflaumen, Malz, Kaffee, Feuerstein, zärtlich salzig-mineralische Züge und fernöstliche Würze aufweisend. Gibt sich ziemlich vielschichtig und legt mit Luftzutritt auch immer wieder Aromen nach. Im Gaumen für einen Saint-Estèphe erstaunlich feingliedrig, sehr angenehme Rest-Gerbstoffe und absolut harmonisch im Finale. Ein hemmungsloser Bordeaux-Genuss. Nicht besonders typisch als Bordeaux. Das verlangt man von einem Cos aber auch nicht. Das fernöstliche Aussehen der Chateau-Fassade, widerspiegelt sich oft in der Aromatik des Weines. Man kann sich das zwar auch einbilden, aber irgendwie stimmt es dann doch. 18/20 trinken   


2004 Château Mouton Rothschild, Pauillac: Dunkles Purpur, erste Reifeanzeichen. Das Bouquet zeigt die typischen, in einer Blindverkostung oft verräterischen Mouton- Röstaromen, dunkle Brotkruste, Rosinen, Mocca, Pumpernickel Brot und Black Currant Pastillen. Im Gaumen bleibt er vollständig im dunkelbeerigen bis schwarzen Bereich. Man findet jetzt auch Cassis und Brombeerengelee im süssen und gleichzeitig sehr dichten Extrakt, extrem langes Finish. Kein feiner Mouton, aber einer mit viel Kraft und auch einer gewissen «halbnoblen Arroganz». Wird sich aber noch verfeinern können. Die Marktpreise liegen zum Teil noch unter 500 Franken. 19/20 trinken

AM BESTEN AM ANDEREN TAG


Während meiner Mövenpick-Zeit durfte ich oft, nach umfangreichen Verkostungen, am Mittagstisch von Christian Moueix Platz nehmen. Dort wurden jeweils alle Rotweine konsequent immer dekantiert. Als ich einmal fragte, wie lange die ideale Zeit dafür sei meinte Christian: «Das ist unterschiedlich. Der Château Trotanoy schmeckt meistens erst am anderen Tag am besten». 


2004 Château Trotanoy, Pomerol: Immer noch sehr dunkles Granat, nur wenige Reifetöne am Rand aufzeigend. Gigantisches Bouquet. Beginnt in erster Linie mit dunklen Trüffelsorten, Leder, Brazil-Tabak, Korinthen und Rauchnoten. Er geht also in den ersten Nasensekunden schon beeindruckend in die Tiefe. Fleischiger Gaumen, immer noch Tannine präsentierend und somit eine nachhaltige und noch verlangende Rest-Adstringenz abliefernd. Endet mit nobler Schwarzschokobitterkeit. Wirkt insgesamt barock, was eine Kumulation von Trotanoy und Jahrgangstypizität darstellt. Ein richtig grosser Pomerol-Klassiker. In Frankreich bei Filips Weine zu 152 Franken zu haben. Erst kaufen – dann dekantieren! 19/20 beginnen


BLINDVERKOSTUNGSSIEGER


«Wer denkt, dass es sich beim blind servierten Wein um einen Bordeaux handelt, dann die Hand hoch!». Das war meine erste Frage, Rund ein Drittel der Gäste streckten die Hand hoch. «Alle die jetzt nicht gestreckt haben, bitte aufstehen!». Es war kein Bordeaux, also konnte der Tageswettbewerb beginnen. 




«Ist es ein Wein aus Frankreich? Dann Hand doch.» Zwei Hände mussten absitzen, weil es kein Franzose war. 


«Ist es denn ein anderer Jahrgang wie 2004?». Keine Hand. Also kein Sitzbefehl. 


«Wer ist für Napa?». Viele Hände mussten absitzen und waren aus dem Rennen. 


Nach weiteren Fragen standen nur noch zwei, Gäste welche bei Argentinien miträtselten. Nach der Frage, ob es ein Malbec sei, stand nur noch der Godi aus dem Wallis da und gewann einen Alpha Decanter. (Bild oben) 



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CHÂTEAU LÉOVILLE-POYFERRÉ 1934 - 2020 


Eine sehr intensive Jahrgangs-Palette kam da zusammen. Jeder Weinwanderer brachte eine oder zwei Flaschen aus seinem privaten Keller mit. Die drei Flaschen vom Jahrgang 2020 (Pavillon, Le Crock und Poyferré) wurden dem Gabriel direkt vom Château zugeschickt. Die passten ebenfalls grad wunderbar in unseren geselligen, vertikalen Weinabend. Die Weinwanderfreunde trafen sich am 4. November 2024 in Gabriel's Weinkeller,



1934 Château Léoville Poyferré, Saint-Julien: Top Shoulder. Mittleres Braun mit letzten Rotreflexen, immer noch strahlend. Offenes, sehr angenehm ausstrahlendes Terroir-Würzbouquet; Edelhölzer, heller Tabak, nussige Konturen, ein Hauch von Pulverkaffee. Nach so vielen Jahren ist die Präsenz im Nasenbild absolut erstaunlich. Harmonisch und beruhigend. Im Gaumen merkt man sein biblisches Alter. Ausser ein paar tertiären Eindrücken macht er sich da aber noch ganz gut. Im Finale Colheita- und Milchschokotöne. Mit Respekt, aber auch Freude getrunken. Ein höchst bekömmlicher «Sehraltwein». 18/20 vorbei  


CLARET VERSUS BOLIDEN


Wer hats erfunden? Die Briten. Die urenglische Weingattung vom Claret ist viele Jahrhunderte alt und bezeichnet grundsätzlich Rotweine aus Bordeaux. Die Bedeutung der Bezeichnung hat sich im Laufe der Zeit jedoch gewandelt und kann heute als Überbegriff für roten Bordeaux verstanden werden, meint aber im eigentlichen Sinn einen originären Rotweinstil aus dieser berühmten Weinregion. Als Claret bezeichnet man elegante, nicht zu schwer wirkende und ausgewogene Weine mit tendenziell nicht ganz so dunkler Farbe, welche einen sehr guten Trinkfluss bieten. 


Aus der Not zur Tugend. Warum hat man früher solche Weine produziert? Die Antwort ist ganz einfach. Es gab keine oder wenig effiziente Gärtemperaturkontrollen in den Cuviers. Die Vergärung überstieg nicht selten die 32 Grad Marke. Also hat man die Weine nicht «ausgekocht» und relativ früh von der Maische genommen, um die Gerbstoffe zu zügeln. Dabei wurden die Weine auch nicht so dunkel wie heute. 


Die Bezeichnung Claret war lange aus der Mode, wurde aber in den letzten Jahrzehnten wieder aufgegriffen, um die klassischen roten Bordeauxweine von jenen abzugrenzen, die seit den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts unter dem Postulat des amerikanischen Weinkritikers Robert Parker Jr. en vogue wurden – also tiefdunkle, konzentrierte Weine mit präsentem Holztannin und hohen Alkoholwerten, von denen sich manche Produzenten entsprechend hohe Bewertungen und dadurch verbesserte Absatzmöglichkeiten versprachen. 


Es gibt heute sogar einige Bordeauxweine, welche mit diesem Begriff vermarktet werden.  


Die Poyferré-Jahrgänge 1959 und 1961 könnte man also mit Fug und Recht als Clarets bezeichnen. Gerbstoffmangel als positiven Einfluss zum eleganten Trinkgenuss …



1982 Château Léoville Poyferré, Saint-Julien: Immer noch sehr dunkel, aber auch ziemlich Braun im Innern. Geniales Reifweinbouquet, zeigt Wärme, Dörrfrüchte, Teer, Sommertrüffel, Pflaumen und dunkle Rosinentöne. Legt zu und kommt ziemlich wuchtig daher. Im Gaumen ist er genau wie ein grosser 1982er! Konzentriert, beeindruckend, intensiv und druckvoll. Auch hier sind wieder Rosinen im Spiel. Und ganz viele Kräuter, zart jodige Nuancen und noble Ledervariationen. Einfach nur geil! Und das schon jahrelang. Und wohl noch für viele weitere Jahre. Mindestens. 19/20 trinken 









Weinspass muss auch dabei sein! Jahrgänger unter sich. Bärti mit 1959 und André mit 1964.


GERBSTOFFE ALS BLOCKADE


Die grossen Weine des Jahrganges 1986 tun sich immer noch schwer. Auch noch nach fast 40 Jahren in der Flasche! Dabei war grad die Summe der Gerbstoffe und Säuremenge früher ein Hauptargument für einen grossen Jahrgang. Da war wohl eher die generelle Lagerfähigkeit im Vordergrund gemeint. 


So gesehen ist/wäre der Bordeaux 1986 (damit sind nur die Weine vom linken Ufer gemeint) ein riesengrosses Jahr. Doch die Weine sind irgendwie blockiert. Nehmen es mit der Flaschenreifung ganz und gar nicht ernst und lassen mittlerweile auch sonst eher geduldige Weinfreaks verzweifeln. 


Mit der Annahme, dass frühere, grosse Jahrgänge wie 1928, 1949 und 1945 möglicherweise über Dekaden in deren ersten Phase fast keinen Genuss ablieferten, gebe ich die Hoffnung nicht auf. Es gibt ein paar gut gereifte 1986er. So Rauzan-Ségla, Mission und Latour. Werden die anderen, noch bockigen dann irgendwann auch reif? Bringt Geduld Weinrosen?

 

1986 Château Léoville Poyferré, Saint-Julien: Sattes, dunkles Purpur, wenig Reifeschimmer. Fängt mit der typischen, leicht dumpfen, grünlichen 1986er Nase an. Fleisch von Baumnüssen, Capsaicin, Eucalyptus. Es braucht etwas Toleranz, aber ich finde ihn so recht spannend. Im Gaumen überfleischig, unfertig und immer noch deutlich adstringierend. Reicht einen Tag dekantieren, um ihn aus der Versenkung zu holen? Nach so vielen Jahren ist er immer noch recht bockig. Aber da ist er nicht allein. Ich denke, er kommt noch. Wobei ich das auch schon ein paar Jahrzehnte lang so behaupte. 18/20 beginnen 




ENTWEDER TOP ODER HALT FLOP


Beides ist beim 2000er Poyferré möglich. An unserem Weinabend floppte die Flasche. An der Vergleichsprobe mit Napa 2001 versus Bordeaux 2000 war er der Bordeaux-Sieger und stellte in der Blindprobe alle Premiers in den Schatten. Ich füge mal beide Notizen an. Kaufen oder nicht? Mein Rat: verkaufen!


2000 Château Léoville Poyferré, Saint-Julien: Immer noch sehr dunkles Purpur-Granat, kein Reifeschimmer. Schwieriges Nasenbild, intensiv, gleichzeitig auch etwas dumpf rüberkommend. Wo ist die Frucht? Irgendwie riecht es nach kalter Bratensauce im Untergrund. Im Gaumen kraftvoll, aber leider auch bockig, bittere Noten im Extrakt, zu fordernde Adstringenz. Es gibt da eine gute und eine schwierige Edition. Der Grund liegt im damals herrschenden Kellerproblem. Und da wurden nicht wenige Flaschen kontaminiert. Gar nicht oder mehr oder weniger. Er war zwar knapp trinkbar, aber weit entfernt vom Optimum. Keine Bewertung.  


2000 Château Léoville-Poyferré, Saint-Julien: Extrem dunkles, schier undurchdringliches Weinrot, nur dezent aufhellend am Rand. Gigantisches, mit schwarzen Beeren bespicktes Powerbouquet; Holunder, Heidelbeeren, schwarze Schokolade, Minze Nuancen. Vielschichtig, mineralisch und intensiv zugleich. Nebst würzigen Eindrücken von Küchenkräutern findet sich auch ein Hauch von Eucalyptus. Das hätte die Fährte auch nasal auf einen Kalifornier locken können. Eine volle Aromenpackung im reichen, aber auch erfrischenden Nasenbild. Im Gaumen «oberkräftig», schier noch arrogant. Die Gerbstoffe sind megapräsent und versuchen sich zu integrieren. Ein Kraftakt mit Charakter. Die möglicherweise mangelnden Finessen macht er mit Power locker wieder wett. Ein Mega-Value! 20/20 beginnen



AUF DEM WEG ZUR LEGENDE


2009 Château Léoville Poyferré, Saint-Julien: Sehr dichte, undurchdringliche, violette Farbe, minim trübe. Geballtes, druckvolles Bouquet, unglaublich intensiv und mit all seinen typischen Aromen des heissen Jahrgangs wuchtigen Power abliefernd. Die Fruchtkomponenten sind sehr reif und gehen in Richtung Backpflaumen und minimen Rosinenanklängen, wobei man durchaus auch noch schwarze Johannisbeeren vorfindet. Im Gaumen wahrlich mundfüllend, cremig aussen, innen noch verlangend. Der Wein ist aber absolut keine Jugendsünde mehr und lässt sich zwar nicht voll geniessen, aber doch hemmungslos degustieren. In Verbindung mit Essen läuft er zur Hochform auf. Er hat sich in den letzten Jahren etwas verfeinert und gehört zu den grössten Jahrgängen von diesem Weingut. Seine aktuelle Topform motiviert mich, ihn jetzt in den Olymp aufzurunden. Womit ihn dies zu einem der besten Werte dieses Jahrgangs macht. Die Preise liegen knapp über 200 Franken. Das ist er wert. Mehr als wert! Ich habe ihn drei Mal verkostet. Einmal, bevor André Kunz mich anrief und ihn – aus diesem Grund – ausspucken musste. Und einmal, nachdem er wieder aufgelegt hatte. Und dann am Abend nochmals. 20/20 trinken








HAPPY BIRTHDAY GUIDO


Weinwanderfreund Guido Rast feierte mit uns seinen just erlebten 80igsten Geburtstag nach.



FLASCHE DER UNTERSTEN KISTE


Sie kennen das vielleicht auch. Für eine Weinprobe oder für eingeladene Gäste oder für ein Geschenk braucht man unbedingt eine besondere Flasche. Und dann ist genau diese Bouteille in der untersten Kiste! Also Ärmel hochkrempeln alle Kisten voneinander schichten. Dann die unterste Kiste vom Deckel befreien und die gewünschte Flasche rausnehmen. Dann die anderen, noch vollen Kisten wieder hinstellen und die just angebrochene Kiste zuoberst stapeln. Das ist dem Bärti so geschehen mit seinem 2010er Léoville Poyferré, den er mitbringen musste. Das Titelbild schoss ich einen Tag zuvor. Genau dieser Wein fehlte mir noch für das Foto. Also griff ich in eine Gabriel-Kiste. Dort lagen, sehr gut zugänglich, ein paar Flaschen von diesem Poyferré. Seine Flasche legte ich am anderen Tag bequem in meine Kiste zurück. 


Der grosse Gabriel-PDF-Bericht: www.bxtotal.com 



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AMEN, EIN HIMMLISCHER SÜSSWEIN


Es ist eine Weltpremiere, wenn auch mit klarem Lokalcharakter! Es geht um einen himmlischen Süsswein aus der Bündner Gemeinde Malans. Die heutige Dorfkirche (Titelbild) datiert aus dem Jahr 1469. 

148 Jahre früher wurde erstmals die Traubensorte Completer dort urkundlich erwähnt. Also reden wir da von anno 1321. 697 Weinernten später entscheidet sich Martin Donatsch erstmals in der Geschichte des eigenen Weingutes einen reinsortigen Completer als Süsswein herzustellen. 


ERSTE FACHKOMMENTARE


Noch ist der Wein ein Vertriebsphantom. Will heissen; es wurden noch keine Angebote im Markt platziert. Der spätere Marktpreis wird durch die Auktion der Weinbörse bestimmt. 


Der deutsche Journalist Stephan Reinhard, der für Parkers Wine Guide punktet, bewertet den Amen mit 97/100 Punkten. 


André Kunz (Schweizerische Weinzeitung) hat ihn hoch im Kurs und notiert ihn wie folgt: 2018 Completer Amen AOC Graubünden, Weingut Donatsch (3/8 Flasche): Samtenes, dichtes, komplexes, frisches Bouquet, Zitronencreme, Melisse, fein Aprikosen. Samtener, dichter, vielschichtiger, cremiger Gaumen mit kräftiger, samtener Süsse, sehr guter, kräftiger Säure, vielfältiger, kräftiger Aromatik, sehr langer, dichter Abgang. Kann noch zulegen. 19/20 2030 – 2060


Noch euphorischer schwärmt Süssweinfreak Jürg Richter (www.sauternes.ch). Er hat ihn währende dem Schlussabend einer grossen Bordeaux-Probe kommentiert und mit den besten Süssweinen der Welt verglichen. Er zückte in seiner abschliessenden Bewertung ohne Wimperzucken die Maximalskala: 20/20. 


Auch der Winzer selbst, der sonst eher mit einer vorsichtigen Zurückhaltung gegenüber seinen eigenen Weinen artikuliert, beschreibt ihn etwa so: «Er duftet nach getrockneter Mango und zeigt eine verblüffende Aromatik, welche nicht zu enden scheint. Eine Feuerwerks-Explosion. Neben der Süsse tritt eine gewisse Schärfe (weisser Pfeffer) auf. Jedes Mal wieder verblüffend und unvergesslich. Für mich einer der grössten Weine, die ich je gekeltert habe». 


WAS MEINT DER GABRIEL?


2018 AMEN Completer Malans, Domaine Donatsch: Produktion 588 halbe Flaschen. Gesamtsäure 7 Gramm pro Liter. Restzucker 190 Gramm pro Liter. Alkohol 11.3 Volumen. 

Mittleres Gelb mit minimen Goldreflexen und senfigem Schimmer. Das angenehm süsse, bereits erstaunlich intensive Bouquet beginnt mit einer deutlichen Quittengeleenote. Danach folgt frisch geschleuderter Akazienhonig, Mirabellen, ergänzt durch exotische Fruchtanklänge wie Mango und getrocknete Papaya. Im zweiten Ansatz folgt ein Hauch von Vanillin, Goldmelisse und Kompott von Golden Delicious. Das Faszinierende ist dabei, dass sich Frische und Süsse herrlich balancieren und stets neue Schichten nachlegen. Schmeichelnd füllig-cremiger Gaumen. Aussen ziemlich üppig, innen im Extrakt Würze und eine noble Bitterkeit (welche auch Rasse verleiht) aufzeigend. Gebündeltes, extrem langes Finish. Da sind nicht nur gewaltig viele Aromen, sondern auch massenweise Emotionen mit drin. Obwohl da schon viel von seiner späteren Grösse vorhanden ist, scheint die Rebsorte im Moment noch ein gewisses Handicap zu sein. Ein grosser, trockener Completer braucht immer mindestens fünf Jahre bis zu seiner ersten Reife. Wie wird es wohl bei dieser raren Süsswein-Edition sein? Reichen zehn Jahre bis zum ersten Genussstart? Ein extrem langes Leben ist hier garantiert. Mit einer klaren Tendenz zum möglichen Jahrhundertwein! 


12 FLÄSCHLI AN DER WEINBÖRSE


Am Samstag, 9. November 2024 kommen 12 kleine 37.5 cl. Formate in Bad Ragaz live unter den Hammer. Wer zum Handkuss kommen will, muss bestehende Interessenten überbieten, denn auf jeder Lotnummer (1285 bis 1290) gibt es bereits Gebote. 


Infos und Gebote: www.weinboerse.ch  


Der Name der Rebsorte Completer und des daraus gewonnenen Weines leitet sich vom abendlichen Gebet Completorium ab. Er wurde früher von den Mönchen des Domkapitels Chur als Stärkung getrunken.  Im Namen des Produzenten, im Namen der Weinbörse und im Namen des Meistbietenden, Amen! 


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GROSSE FLASCHEN – GROSSES KINO

Angekündigt wurde dieser Event als «Imperial-Dinner». Das stimmte im Prinzip. Denn – im roten Mittelpunkt von diesem weinigen Abend standen acht verschiedene Imperial-Flaschen aus acht verschiedenen Jahrgängen. Doch ein bisschen geschummelt hatte ich mit dem Titel schon. Dies deshalb, weil der Château d’Yquem 1986 «nur» eine Jéroboam (5 lt.) war. Und der Tischwein (2016 Château Fontenil) aus einer 15litrigen Nebuchadnezzar dekantiert wurde. Und auch das stimmte eigentlich dann wiederum auch wieder nicht ganz. Der Wein kam beim Publikum derartig gut an, dass wir noch eine zweite Kiste ins Restaurant tragen mussten. Zum Glück war da noch eine Reserveflasche im Auto vorhanden …


Es ist Donnerstag, 24. Oktober 2024. So nach sechs tröpfeln die rund 80 Gäste nach und nach ein. Jeder bekommt schon mal ein gutes Glas Weisswein. Wenige stehen zum Apero. Viele suchen sich sofort einen guten Platz, setzen sich und harren der Dinge, die da kommen werden. Und es kamen viele «Dinge»; grosse Weine aus grossen Flaschen, tolles Essen und launige Gabriel-Kommentare!



2009 Château Meyney, Saint-Estèphe: Imperial. Sattes Granat mit dezent schwarzen Reflexen. Tiefgründiges, würziges Bouquet, klarer Cabernet-Absender, Rauch, Lakritze, dunkle Pfefferkörner. Fleischiger Gaumen, auch hier wirkt der massive und doch charmante Wein ziemlich mächtig, dunkles Beerenfinale. Ein Mega-Wein, der sich weit ins Klassement hineinwagen würde. Kam bei den Gästen sehr gut an und der Rest in der Flasche war ziemlich begehrt. 19/20 beginnen


In der Schweiz ist dieser famose Wein leider ausverkauft. Aber man kann eine Kiste an der nächsten Auktion der Weinbörse in Bad Ragaz am 9. November ersteigern. Der Gabriel ist am Versteigerungs-Hammer. Zum Ersten! Zum Zweiten! Zum Dritten!     www.weinboerse.ch 

TEUERSTE IMPERIAL IM CARLTON


In Asien gäbe es noch eine solche Imperial. Die Firma Grand Cru bietet ihn für 9790 Singapur Dollar an. Macht umgerechnet; 6924 Schweizer Franken. Wir verteilten den Inhalt von sechs Litern auf 80 Personen. Hätte dann pro Degustationsglas 86 Franken gekostet. 


1995 Château Margaux, Margaux: Imperial. Unglaublich sattes, dichtes Purpur. Hoch intensives, gebündeltes Bouquet, zeigt viele rote Beeren im pfeffrigen Ansatz. Nicht verschlossen, aber auch nicht besonders kommunikativ. Im zweiten Ansatz, helle Edelhölzer, Wachsnuancen und Nuancen von Zitronenthymian. Im Gaumen zeigt sich die typische 1995er Säure, welche – nach so vielen Jahren Flaschenreife – immer noch etwas zu dominieren mag. Die beflügelt aber Länge. Eigentlich ist alles da, was es für einen grossen Château Margaux braucht. Aber leider ist er noch nicht reif. Wie sind wohl die normalen Flaschen aktuell anzugehen? Vielleicht sind diese zugänglicher … 19/20 beginnen



BESTER WEIN DES ABENDS


1998 Château Figeac, Saint-Emilion: Imperial. Dichte und auch sehr dunkle Farbe, aussen zwar mit zartem Reifeschimmer – innen fast Schwarz. Gigantisches, ausladendes, wunderschön süsses Bouquet; Dörrpflaumen der besten Sorte und getrocknete Bananen, kalter Early-Grey Tee, Spekulatius und Kräuter ohne Ende. Und was noch? Ricola-Bonbons. Das zeigen nur die grossen Jahrgänge von Figeac. Aber eigentlich auch jene von Cheval Blanc. Im Gaumen mit massiver Konzentration und doch sehr angenehmen, angerundeten Gerbstoffen. Strahlt viel Wärme aus, erste Reflexe von grossartigem Terroir, Lakritze, Pumpernickel Brot und… schon wieder Ricola. Eine Figeac-Legende mit einem weiteren Reife-, respektive Genusspotential von mindestens zwei Jahrzehnten. 20/20 trinken


Sommelier Robert Hocher stand schon um die Mittagszeit im Gabriel-Keller, um die Kapseln zu entfernen, die Weine zu Entkorken und die ersten zwei Weine vorsichtig in normale Flaschen umzugiessen. Die folgenden Serien dekantierte er jeweils kurz vor dem Servieren. Hier ist der gerade mit der sehr raren Imperial Château Figeac am Werk.




MEINE ABSOLUTE NUMMER EINS


Auf Karin ist Verlass. Im privaten wie im geschäftlichen Leben. Damit ich mich bei Weinanlässen auf die Gäste, die Weine und auch aufs Essen konzentrieren kann, hält mein Schatz mit jeweils den Rücken frei. Die beiden Weine der jeweiligen Serien wurden mit der Zahl 1 und 2 markiert, um Verwechslungen beim Einschenken auszuschliessen. Robi servierte jeweils den zweiten Wein. Karin den Ersten. Und dies mit gebrochenem Zeh …   

 



1986 Château d'Yquem, Sauternes: Jéroboam. Schon recht intensives Gold mit Kupferroten Farbnuancen. Offenes Bouquet, Melasse, Honig, Malz, Brottrunk, Pertinax und ungeschwefelte Dörraprikosen. Nach ein paar Minuten schwingt ein Hauch Curcuma im Nasenbild mit und etwas später findet man gar Nuancen von Curry und Malmsey Madeira. Im Gaumen füllig, süss, zarte Nobelbitterkeit auf der Zunge (Bitter-Orange Marmelade), langes, dicklich süsses Finale. Man spürt von seiner Grundaromatik her, dass er aus einem eher kühlen Weinjahr stammt. Kein ganz grosser, eher solider Yquem. Er ist aber doch mit viel Emotionen ausgestattet. Wer trinkt denn diesen teuren Sauternes schon einmal im Leben aus einer Jéroboam-Flasche? 18/20 trinken 


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GLÜCKLICHE WINZER IN BARBENGO


Es sind zwei Winzer, welche seit dem Jahr 2002 enger zusammenarbeiteten und ihre Betriebe im Jahr 2006 zusammenlegten. Somit vergrösserte sich die gesamte Rebfläche auf einen Schlag auf sieben Hektar. Also eine Win-win-Situation. 

Mehr noch; aus Wein wurde Liebe. 


Heute leben Anna Barbara Kopp von der Crone und Paolo Visini zusammen in ihrem gemeinsamen Weingut in Barbengo, im Landkreis von Lugano, auf rund 370 Meter über Meer. 


Die beiden «Barbengo-Winzer» kenne ich schon ganz lange. Der Balino, welcher heute Balin heissen muss, weil das Gesetz den alten Namen nicht mehr zuliess, war einer meiner absoluten Lieblingsweine aus dem Tessin. Auch in den letzten Jahren war er immer – wenn auch etwas feiner vinifiziert wie früher – einer meiner Favoriten. 



CABERNET WELTKLASSE AUS STELLENBOSCH


Nehmen wir mal den Preis vorweg: 449 Franken kostet eine Flasche 2015 Telos beim schweizerischen Importeur kapweine.ch. Das weckt Erwartungen. Besonders für einen Wein aus Südafrika. Wobei es eigentlich komplett doof ist, dass Weine, welche nicht aus den klassischen Weinländern stammen erst Mal günstiger sein müssen bei gleicher Qualität, um überhaupt fokussiert zu werden. Also Erwartungen runter, Flasche aus der überedlen Holzbox nehmen und erstmal die Etiketten studieren. Tausend Flaschen wurden von diesem Wein produziert. In meiner Schatulle lag die Nummer 414. Ich drehe die Flasche x-Mal um. Wo ist der Jahrgang? Weder auf der Flasche noch in der Holzbox wird mir das betreffende Weinjahr als Information geliefert. Ich frage nochmal beim Importeur nach: «Wurde wohl vergessen», so die Antwort. Da es andere Jahrgänge im Markt gibt, bei welchen der Jahrgang drauf sei, ist der 2015 also immer jene Flasche bei dem nichts drauf ist. Auch eine Information. Aber nur, wenn man da ausreichend informiert ist …


2015 Telos, Tokara, Stellenbosch: 92% Cabernet Sauvignon, 5% Malbec, 3% Merlot. 22 Monate Ausbau. Zwei Drittel neue, französische Barriquen. Sattes, sehr dunkles Purpur. Fülliges, pflaumiges Bouquet, deutliche Röstnoten, Schwarzbrot, dann Cassis und Holunder, feine Kräutervarianten. Spannend ist der erste Ansatz. Spannend aber auch seine nasale Weiterentwicklung. Er geht da dann eher in die Tiefe; Mahagoni, Mocca, Lakritze, kalter Schwarztee. Samtener, superleganter Gaumenfluss. Bleibt im dunklen Aromen Bereich und liefert eine typische Cabernetwürze, passend zu der Region, sanfte Schokobitternoten und wieder Nuancen von noblem Tee (Assam) im aromatischen Extrakt. Klingt nobel und harmonisch aus. Ein bemerkenswerter Wein der durchaus in einer wichtigen Blindprobe gegen vergleichbare Konkurrenten bestehen kann. Aber nicht mit Arroganz und Kraft, sondern eher mit seiner doch intensiven Aromatik und Finessen. Man muss ihn aber nicht zwingend vergleichen. Es reicht schon, wenn man diesen Telos als «Challenge» blind serviert, dann eingefleischte Weinkenner raten lässt. Verdutzte Gesichter sind nach dem Auflösen garantiert. 19/20 trinken   More Information: www.tokara.com 


2022 Balin Kopp von der Crone Visini, Barbengo: CHF 51. Blend: 87% Merlot, 8% Arinarnoa, 5% Cabernet Sauvignon. Neue und gebrauchte Barriquen. Sattes Purpur mit violetten Reflexen, feiner Rand aussen. Konzentriertes Bouquet, eine Vielzahl von Beerenfrüchten, Cassis, Holunder, Brombeeren, schwarze Kirschen, dunkle Edelhölzer, ein Hauch Arabica Kaffee. Im zweiten Ansatz: erfrischende Kräuter und ein Hauch von gebrochenen Rosmarinnadeln. Hoch aromatischer Gaumen, auch hier zeigt sich die Frucht dunkel (da ist viel Cassis mit drin!) und das zuerst samtene und dann körnig wirkende Extrakt, sehr fleischige Konturen. Im Nachklang kommt dann doch ein verlangendes und Potential anzeigendes Gerbstoffgerüst zum Vorschein. Der kleine Cabernet-Anteil (5%) zeigt sich minim kernig. Ein grosser Tessiner Rotwein mit Charakter und Grösse. Kein Jugend-Charmeur. Wer warten kann, wird hier einen grossartigen Balin im Glas vorfinden. Einer, der geschmacklich teilweise an die früheren Zeiten erinnert. Als der gleiche Wein noch Balino hiess. 19/20 warten 


Auch andere Weine vom grossen Jahrgang 2022 wurden von mir mit 19/20 bewertet.



Der grosse Gabriel-PDF-Bericht: www.bxtotal.com    Direkt-Bestellungen: www.cantinabarbengo.ch  


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25 JÉROBOAM DUNN VON 1979 - 2003

Wenn auf einer Flasche Dunn «Cabernet Sauvignon» draufsteht, dann ist auch Cabernet Sauvignon drin. Und zwar zu hundert Prozent. Dies war beim allerersten Jahrgang 1979 so. Und das gilt auch heute noch. Beim etwas günstigeren Napa Valley, wie auch beim grossen Howell Mountain.  Um den letzteren dreht sich dieser Bericht.  Mit einem umfassenden Blick zurück. In die ersten 25 Jahre des Wirkens vom heute schon legendären kalifornischen Winemaker Randy Dunn. Man könnte im Prinzip auch sagen; es handelt sich beim nachfolgenden Beschrieb eines gigantischen Tastings um das «Alte Dunn Testament».  Die zwei Veranstaltungen fanden an einem Wochenende Mitte Oktober 2024 in der Moselregion statt. Mit genialen Rieslingen zum Auflockern, oder als Kontrast. Und mit 25 Jéroboams der Jahrgänge 1979 bis 2003. Und das lückenlos! So was gab es weltweit noch nie: «Never before – never again».


Im Keller von Weinfreund Martin Stoevesandt (im Bild oben mit seiner Frau Andra) in Bremen sammelten sich diese Grossflaschen über Jahre. Eigentlich ist er gar kein Sammler, sondern ein Weinfreak, der seine Schätze nicht verkauft, sondern gerne selbst geniesst, oder mit guten Freunden teilt. Das ist nicht schwierig, wenn es sich um Normalflaschen oder allenfalls um eine Magnum handelt.


Das Unterfangen, 25 Jéroboams an einem Wochenende zu entkorken erforderte Ideen, tolle Austragungsorte, eine ambitionierte Kalkulation, einen Marschplan, verlässliche Sommelier und viele angefressene Freaks. 



RANDY’S CABERNETVERMÄCHTNIS


Bevor es ans Eingemachte, respektive um die einzelnen Weine und deren Beschriebe geht, hier ein erklärender Versuch, wie man die Weine von Randy Dunn deklarieren könnte. 


Da muss Gabriel zugeben, dass ich bis vor Kurzem nur wenige Kontakte hatte. Erst als die Idee mit dieser Wahnsinnsvertikale aufkam, begann ich mich für diese Winery konkreter zu interessieren. Als Vorbereitung verkosteten wir mit ein paar Freunden vor ein paar Monaten im Markt vorhandene, mehrheitlich jüngere Jahrgänge. Im Frühjahr 2024 besuchte ich die Winery anlässlich meines Kalifornien-Tripps.  


Die Weine aus der Epoche von Randy sind kompromisslos, zeugen von brachialer Machart und geizen ganz sicher nicht mit Gerbstoffen. Wer nicht bereit ist auf eine mögliche Flaschenreife zu warten, wurde mit brutal anmutenden Tanninen abgestraft.


Seit 2002 ist Sohn Mike für die Produktion verantwortlich. Seine Weine sind mässig moderner, aber dafür kompromissbereiter. Trotzdem ist Dunn autochthon geblieben. 




START MIT 12’000 KISTEN 


War für ein Auftakt! Bei Randy war es aber kein Anfängerglück, denn zu dieser Zeit war er bereits ein sehr erfahrener Weinmacher. 


1979 Cabernet Sauvignon, Howell Mountain, Dunn: Jéroboam. Immer noch eine extrem dunkle Farbe aufweisend, satte Mitte, sanft ziegelroter Rand. Grosses warmes Cabernet Bouquet mit Pflaumen, Korinthen, Teer und Rauch. Nach einer Viertelstunde; Rosmarin, braunes Peru Balm, Eucalyptus, Nuancen von Jod und altem Leder. So richtig in die Tiefe gehend. Fester, fleischiger Gaumen. Nach 45 Jahren immer noch eine grossartige Konzentration aufzeigend. Die wohl früher massiven Tannine sind nachgereift, liefern aber immer noch viel Charakter. Das Extrakt wirkt noch recht massiv und zeigt doch gewisse Rundungen. Gigantisches Finale mit Lakritze und Guinness-Bier-Malz und Pumpernickel Brot. Das war der erste Jahrgang und ist heute nicht nur aus diesem Grund eine Legende. Er legte eine unglaubliche Performance mit weiterem Luftkontakt hin. Das ist alles drin. Und noch viel mehr! 19/20 trinken








GUTE VORBEREITUNG IST ALLES 


Die Grossflaschen wurden von Weinfreund Martin einen Monat vor dem Tasting an die Veranstaltungsorte angeliefert. Dann lagerte man diese stehend. Die Hobbysommeliers Robi und Baschi lieferten konzentrierte Arbeit, um die Weine während den Veranstaltungen perfekt ins Gabriel-Glas einzuschenken. 

Der Film dazu. https://youtu.be/RI3Mk-V3lKA 


Lily Mirabelle Freedman feierte an unserer Weinprobe ihr einjähriges Firmenjubiläum als General Direktorin auf Dunn Vineyards. Davor war sie in allen möglichen «Genusssparten» unterwegs. Bei berühmten Küchenchefs. Koch Magazinen. Als Weinexpertin im globalen Weinmarkt. Bei Acker Wines für Special Projects. Dann im Marketing bei Colgin Cellars. Für das Jéroboam-Tasting reiste sie extra nach Deutschland. An beiden Abenden gab sie Informationen über das Weingut preis. Souverän, fundiert und mit Empathie. So, dass man das Gefühl haben konnte, sie wäre schon seit mindestens einem Jahrzehnt in den Howell Mountains bei Dunn tätig. Auf dem Bild ist sie mit ihrem Geburtsjahrgang 1991 zu sehen.

    

1991 Cabernet Sauvignon, Howell Mountain, Dunn: Jéroboam. Unglaublich dunkel, fast schwarze Mitte. Offenes, vielschichtiges Bouquet, Melissen, Agrumen, blaue Beeren, Lakritze, ein Hauch von Vanille, kalter Rauch, Trüffel und viel Backpflaumen. Geht bereits nasal in eine sehr anspruchsvolle Tiefe. Fester, kompakter Gaumen, fleischig, charaktervoll, immer noch eine deutliche Adstringenz zeigend, gigantisch langes Finale. Er scheint noch weit weg von der effektiven Genussreife zu sein und packt – bei dieser Probe – den vollumfänglichen Grossflaschenbonus. Für mich einer der grössten Dunn-Howell-Mountains der «Randy-Epoche». Er performte auch nach einer halben Stunde immer noch im Glas. Eine Legende! 20/20 trinken 


MAXIMALWERTUNG VON ANDRÉ 


Weinfreund André Kunz (im Bild unten) kommentierte ein paar Serien. Seine Beschreibungstexte widerspiegeln partiell seinen Beruf als Informatiker. Es sind technisch exakte Notizen. Beim Vortragen der Weine ist André blumiger geworden. Vor allem schätze ich seine Relationen, respektive nachvollziehbaren Vergleiche mit anderen Erlebnissen, sodass man als Zuhörer die einzelnen Weine besser einordnen kann. Bei den Bewertungen liegen wir im Schnitt meistens genau gleich. Diesmal zückte er beim 1992er die Maximalwertung und flippte, wenn auch nur innerlich, so richtig aus … 


1992 Cabernet Sauvignon, Howell Mountain, Dunn: Jéroboam. Sehr dunkle Farbe, satte Mitte, eine gewisse Reife anzeigend. Ausladendes, schier nussiges Bouquet, Brotkruste, Zedern, dominikanischer Tabak. Zeigt noch immer eine schier berauschende Süsse (Sandelholz, Pralinen) im Nasenbild. Samtener Gaumen, angenehm, angerundete Tannine, gebündeltes Finale. Für einmal eine fast feminin anmutende Dunn-Edition. Das meint man aber nur, bis der Wein gegen das Ende vom Rachenraum angekommen ist, dann baut er einen katapultartigen Druck für das Finale auf. 19/20 trinken





Just vor dem Service in normale Flaschen dekantiert und durchnummeriert. So ist präzises Einschenken problemlos möglich.






2001 Cabernet Sauvignon, Howell Mountain, Dunn: Jéroboam. Sehr dunkles Weinrot mit sattem Purpur in der Mitte, keine Reifetöne. Florales, duftiges, mineralisches Bouquet, Offen und möglicherweise etwas kühl ausstrahlend. Johannisbeeren, Pflaumen, Cassis, zart stielige Würznoten. Frischer Gaumen, streng auftretend, mürbe Tannine und eine noch nicht ganz eingebaute Säure anzeigend, schöne Länge. Immer noch jung. Ist noch nicht auf dem effektiven Höhepunkt. In seiner Evolution eine Art «Slow Motion». Die erste Genussreife deutet sich an. Dann wird er gut 30 Jahre lang Freude bereiten. Bin sehr gespannt auf Baschi Schwanders Kommentar auf mybestwine.ch. 19/20 trinken

EINE NEUE DUNN-EPOCHE


Leider korkte die Jéroboam 2003. Somit war der phänomenale 2002er der einzige «neue» Dunn Wein an diesem Wochenende. Als wir in Luzern ein paar Monate zuvor eine Art Hauptprobe organisierten nahmen wir einige Howell Mountains vom «neuen Testament» unter die Lupe. Dabei erreichen die Jahrgänge 2013 und 2018 bei mir die Maximalwertung. 

Vom Stil her erfolgte mit Mike Dunn fast ein Paradigmenwechsel. Immer noch Dunn, aber auch mit einem gewissen Popularitätsfaktor ausgestattet. Lange lagerfähig sind die neuen Editionen sicher. Sie wissen früher zu gefallen. 

  


 Mehr über Dunn: www.dunnvineyards.com  Alles über dieses grosse Tasting: www.bxtotal.com


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ERNTEDANK FÜR EDUARDO CHADWICK


Mittlerweile hat Eduardo Chadwick bereits mehr als 40 Weinernten auf seinen Weingütern in Chile begleitet. Als er mit seinem Vater im Jahr 1983 das verschlafene Weingut Errazuriz im Aconcagua Valley reaktivierte, bestand die Bodega nur noch aus ein paar Hektaren Rebland. Heute ist der Familienbetrieb zu einem veritablen Imperium mit mehreren Weingütern angewachsen.


Die Palette reicht über alle marktwichtigen Traubensorten zu sehr erschwinglichen Preisen bis hin zum Paradepferd Viñedo Chadwick. Dabei ist die Bezeichnung «Paradepferd» gar nicht so unangebracht. Denn auf dem heutigen Rebberg spielte Eduardos Vater Don Alonso früher Weltklassepolo. Heute dreht sich aus demselben Boden auch wieder alles um Weltklasse. Mit dem Jahrgang 2021 Viñedo Chadwick ist hier eine hochdotierte Legende entstanden, welche sich im Markt aktuell um 400 Franken pro Flasche verkauft.

Chadwick ist in seinem Erscheinungsbild stets smart geblieben. Gegen aussen! Gegen innen ist er ein umtriebiger, prosperierender Visions-Hardliner, der weiss, dass sich Hartnäckigkeit und Qualität letztendlich bezahlt macht.


Doch das Motto «aller Anfang ist schwer» hat ihn zum Beginn seiner Karriere fast zermürbt. Er war überzeugt, dass es möglich war in Chile grosse Weine herzustellen. Solche, welche es mit Klasseweinen aus anderen Regionen mit vergleichbaren Rebsorten aufnehmen können.  Und er produzierte diese Weine! Was fehlte, war die Reputation. Chile kannte man als Billigweinland. Bevor ein chilenischer Wein im Weltmarkt erfolgreich sein konnte, musste er a.) besser sein als die Konkurrenz, bei b.) günstigerem Marktpreis.


Aus einer Frustration heraus wollte er wissen, ob seine allerbesten Weine einem direkten Vergleich mit Weltklasseflaschen aus Napa, Bordeaux oder Toskana standhielten.  So organisierte er im Jahr 2004 eine denkwürdige Verkostung mit dem Namen BERLIN-TASTING. Er stellte seine Weine berühmten Bordeaux Prmiers und Super Toscans gegenüber. Und es kam zur Sensation ...


THE FIRST «BERLIN TASTING»


In einer grossangelegten Blindprobe organisierte Eduardo Chadwick im Jahr 2004 einen Event in Berlin. Als Referenten lud Chadwick (Bildmitte) Stephen Spurrier M.W. (Bild vorne) ein. Er organsierte damals das legendäre «Paris-Tasting» bei welchem Bordeaux’ gegen Napa Weine antraten. Als zweiter Juror durfte ich (im Bild hinten) ALS Co-Moderator durch den Event führen. 


Chadwick lud an diesem Blind-Tasting einflussreiche Kunden und Journalisten ein und bat sie, die dargebotenen verdeckt servierten Weine zu bewerten. 


Das Endresultat war eine absolute Sensation, die Rangliste resultierte zu seinen Gunsten. 


1. Viñedo Chadwick 2000

2. Seña 2001

3. Château Lafite-Rothschild 2000

4. Château Margaux 2001

4. Seña 2000

6. Viñedo Chadwick 2001

6. Château Margaux 2000

6. Château Latour 2000

9. Don Maximiano Founder’s Reserve 2001

10. Château Latour 2001

10. Solaia 2000


Das bedeutete einen Meilenstein für die neue, chilenische Weingeschichte. Das Tasting sorgte weltweit für Furore. Journalisten nahmen die Thematik auf und wichtige Weinpublikationen berichteten von diesem «Berlin-Tasting. Das war der Start für ein völlig neues Kapitel. Nicht nur für Errazuriz selbst, sondern auch für seine Konkurrenten. 


BERLIN TASTING IN ZÜRICH


Im noblen Ballroom vom Hotel Dolder fand am 2. Oktober 2024 ein 20jhriges Jubiläum vom Berlin Tasting statt. Dabei zeigte Eduardo Chadwick seine neueste Kollektion und ein paar ältere Jahränge von Don Maximiano, Kai, Sena und Vinedo Chadwick. 


Den Event moderierte Paolo Basso. 


Mehr über dieses eindrucksvolle Tasting auf ww.bxtotal.com mit dem PDF-Bericht von René Gabriel


VOM POLOPFERD ZUM PARADEPFERD


Der Viñedo Chadwick hat in den letzten Jahren die Rolle des Leaders innerhalb des Chadwick Rennstalles übernommen. Dort wo einst sein Vater mit den Pferden Polo spielte, «spielt» Eduardo seit 25 Jahren mit den Reben. Was mit dem Erstlingsjahrgang 1999 begann, fand bereits mit dem 2000er einen ersten Höhepunkt. Denn – dieser damals noch hundertprozentige Cabernet Sauvignon gewann spektakulär das historische Berlin Tasting im Jahr 2004.  Als erster chilenischer Wein wurden dem 2016er vom amerikanischen Weintaster James Suckling, die begehrten hundert Punkte verliehen.  Doch es geht noch besser. Viel besser! Der bereits jetzt schon legendäre Viñedo Chadwick 2021 erhielt von gleich sechs Juroren oder Weinpublikationen diese Maximalpunktezahl. 

Jetzt auch von Gabriel, aber «nur» 20/20! 


2021 Viñedo Chadwick, Puente Alto: 97% Cabernet Sauvignon, 3% Petit Verdot. 22 Monate Kellerreife. 80% in französischen Barriques, 20% in grossen Eichenfässern. Unglaublich dichtes Weinrot, mit Purpur, Rubin und sogar Violett durchzogen. Berauschendes Nasenbild, reife Frucht, tolle Würze, Edelhölzer, Malz und Pralinen. Alles begleitet von einem faszinierenden, parfümiert wirkenden Kräuterhauch. Dies in frischer bis getrockneter Form. Bereits das Nasenbild ist dokumentarisch gross und vermittelt einen fraglosen Weltklasseduft. Im Gaumen superkomplex, opulent ohne fett zu wirken, intensiv ohne sich alkoholisch zu geben. Die Tannine sind reichlich vorhanden und vermitteln ein immenses, bisher wohl noch nie so bekanntes Alterungspotential für einen Viñedo Chadwick, gebündeltes, enorm druckvolles Finale. Die allerbesten Chile Weine wurden oft als Icons bezeichnet, weil ihnen das Attribut Premier Grand Cru Classé als Attribut nicht zustand. Dieser gigantisch-geniale Wein vermittelt beide Deklarations-Elemente. Er ist nicht nur gross, vermittelt auch «endorphine Emotionen». 20/20 warten   

WELTMEISTER KOMMENTARE


Der ehemalige Sommelier Weltmeister (Tokio 2013) Paolo Basso moderierte souverän das Tasting und kommentierte fokussiert alle Weine. Der gebürtige Italiener gibt zwar zu, dass in seinem Keller mehrheitlich Weine aus seinem Heimatland schlummern. Doch es gäbe da schon – nebst anderen Länderprovenienzen – ein paar sorgfältig ausgesuchte Chile Weine. 


Er kommentierte den 2022er Viñedo Chadwick wie folgt: «Man spürt die Qualität dieses grossen Jahrgangs. Doch der Wein ist noch zu jung um ihn abschliessend zu bewerten. Seine Entwicklung in den nächsten Jahren wird mehr und mehr zeigen, was in ihm steckt. Power und Eleganz sind jetzt schon in ausreichender Form vorhanden. Die Harmonie wird sich dann mit der Genussreife einstellen.» 





1200 GABRIEL-GLÄSER IM EINSATZ


Wir waren ein gutes Team! Die grossartigen Weine von Eduardo Chadwick in meinem Gabriel-Glas. Mittlerweile sind wir in 70 Ländern vertreten. In Chile leider noch nicht. 



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DOPPELMAGNUM-RARITÄTEN

«Never before and never again». Mit diesen Superlativen wurde dieser einmalige Event angekündigt. Will heissen; so etwas gab es bisher nicht und wird es wohl auch nie mehr geben. Denn – Grossflaschen sind rar und werden immer nur in Kleinstmengen gegenüber normalen Flaschen abgefüllt. 


Das legendäre Tasting fand am Samstag, 21. September 2024 im Restaurant Carlton in Zürich statt. Ein früher Zeitpunkt (16.00 Uhr) garantierte, dass man sich jeder der rund 70 Gäste viel Zeit für die Weinraritäten nehmen konnte. Der Organisator Jürg Richter lieferte alle Doppelmagnum und Jéroboam aus seinem eigenen Keller an. Diese bunkerte er schon systematisch über viele Jahre. Zum Glück! Denn, vom 1947er Lafite, vom 1961er Latour oder vom 1990 Montrose gibt es momentan – laut winesearcher.com – keine einzige Doppelmagnum im Weltmarkt. Auch viele der anderen entkorkten Grossflachen sind praktisch mondial praktisch inexistent. 

Und wenn man denn eine der servierten Doppelmagnums finden würde, ist das Beschaffungsrisiko relativ gross oder die Angebote liegen zum grossen Teil weit von Europa entfernt. Und die Preise wären ungleich höher als das umgerechnete Mass von vier umgerechneten Normalflaschen.  




Viel Arbeit für Robi Hocher und Ralf Wider; alle Weine über mehrere Stunden entkorkt, dekantiert und serviert … 




ZWEI GIGANTEN AUF GLEICHER HÖHE


Beim Montrose 1990 ist alles da und er liefert, bei maximaler Punktezahl, so richtig ab. 


Der 1989er ist der Höhepunkt noch nicht erreicht und er schliesst stetig auf. Vielleicht kann er - dann aber in klassischer Form - eines Tages den legendären 90er gar überholen?

MIT NEIGUNG ZU FINESSEN


Den zum Glück noch lebenden Max Gerstl und den leider verstorbenen Michael Broadbent verbinden, besonders wenn es um sehr reife Weine geht, ähnliche Vorlieben. Es sind die besonders feinen, eleganten Weine, welche grossen Gefallen finden. 


Als ich Max bei den Teilnehmern entdeckte, bat ich ihn, doch dann ein paar Worte zum Lafite von sich zu geben.

Er meinte, dass er heute Gast sei und kein Kommentator. Als er später bedächtig am Glas vom 1947er Lafite schnüffelte und einen Schluck genoss, stand er dann trotzdem auf und beschrieb «seinen Lafite» mit wohlwollenden Worten. Keiner kann so gut alte Weine «verteidigen» wie Max. Chapeau! 





TOLLE WEINKARTEN


Er nennt seine Betriebe, unabhängig von deren Grösse; Boutique Restaurants. Markus Segmüllers Weinliebe reflektiert sich auch in den jeweiligen Weinangeboten. Auf dem Bild präsentiert er stolz seine Carlton-Weinkarte!


More: www.segmueller-collection.ch


MOUTON 1987, 1988 UND 1989


Und das alles aus Doppelmagnums. Am Richter-Tasting im Carlton in Zürich.


Der 1987er ist hoch reif, aber immer noch wunderschön.  

Der 1988 ist klassisch und noch etwas reserviert. Dekantieren!

Der 1989 taugte zum Publikumsliebling. Es wird aber vor Normalflaschen gewarnt. Diese können oft etwas muffig sein. 


LEGENDÄRES LATOUR-TERZETT


Auch wenn der Château Latour 1961 seine Grunderwartungen nicht erfüllen konnte, so war es trotzdem ein innerer Vorbeimarsch, bei einer Doppelmagnum dieser Art dabei sein zu dürfen. Doppelmagnum? Wer genau aufs Bild schaut, kann schnell erkennen, dass die Flasche Einiges grösser war, als die beiden normalen Dreiliterflaschen links und rechts. Das Format entpuppte sich, bei genauerer Betrachtung als Jéroboam. Unentkorkt von exorbitantem Wert.    


WIE SCHMECKTE DER TISCHWEIN?

2000 Château Valandraud: Melchiorflasche (18 Liter). Sattes Purpur mit dunklen Reflexen. Wuchtiges Bouquet, Mocca, Vanilleschote, Kandis, Assam Tee und viel Mocca. Vor allem schwingen da immer noch recht viele Röstaromen mit. Mit dem Süssdruck und den sehr reifen Trauben entsteht da eine Nuance von Rumtopf. Auch im extraktreichen Gaumen merkt man die «bombenhafte» Vinifikation. Und irgendwie geht die Rechnung dann doch auf. Liegt es an dieser 18litrigen Grossflasche oder ist der Wein einfach nur sehr langsam gereift über all die Jahre?  Ein toller Tischwein mit forderndem Charakter. 19/20 beginnen

THE MASTERS VOICE


Diese Süssweinlegende wurde ganz zum Schluss serviert. Mittlerweile war ich, als Weinentertainer, auf den «Wortfelgen». Zeremonienmeister Jürg Richter übernahm  verdankenswerterweise den letzten Part als Gabriel-Ablösung. Hier folgend, auch gleich seine persönlichen 20-Punkte-Reflektionen …


1937 Château d’Yquem, Sauternes: Aus der 4.5 Liter-Flasche: Wow, was für ein Unterschied zur 0.75-Normalflasche und auch diese ist schon ein Meilenstein. Eleganz, Komplexität und Tiefe in bislang unbekannten Dimensionen (Star Treck lässt grüssen 😊). Was hier alles an klassischen Aromen zum Vorschein kommt, kann man getrost als Referenz für einen Sauternes betrachten. Aber es ist eigentlich kein klassischer Sauternes, sondern mit seinen feinen und samtigen Geschmacksnuancen eher einem hochfeinen Climens, also einem Barsac ähnlich. Feinste Vanille-Caramel-Biskuit-Noten mit etwas Bitterorangen-Zesten und getrockneten Feigen. Eine perfekt ausbalancierte Süsse und nach wie vor herrlich jugendliche Frische mit einer nicht enden wollenden Länge im Abgang. Perfektion in Quadratur. NB: Obschon auf demselben Niveau, ist der 1937er in dieser Form nicht mit den Legenden-Yquem’s 1921 und 1929 zu vergleichen. Letztere repräsentieren die perfekte Opulenz, während der 1937er die perfekte Eleganz zeigt.


Das könnte ich literweise trinken der hat so eine maximale Eleganz. «Leider» habe ich nur noch fünf normale Flaschen davon …


Der grosse Gabriel-Bericht dieser eindrücklichen Doppelmagnumprobe: www.bxtotal.com


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EIN LOBLIED AUF SCHWEIZER WEINE


WEINWANDERN MIT ANDRE


Wegen partiell androhendem Regen wagte sich nur Baschi auf die kleine Wanderung. So ganz alleine war er dann doch nicht. Der Labrador Eloy freute sich und marschierte mit. 


In Bärtis W1 entkorkte André derweil seine Flaschenmitbringsel und verkostete diese auch gleich. Danach folgt eine weinige Tour de Suisse. Mit nicht wenigen Reifweinüberraschungen. Vor allem bei den genialen Weissweinen mit Heida von Cornulus, Petit Arvine aus Chamoson und dem 2011er Chardonnay von Gantenbein. 


Der 2000 Vinattieri war nicht nur reif, sondern leider überreif. Noch viel zu jung; 2018er Privée von Donatsch. Da kommt noch viel, aber warten ist ein MUST ...


Als nicht störenden Störkoch hatte er Hans-Peter Suter vom Kreuz Emmen engagiert. Der punktete mit Wurstkäsesalat auf Semmelknödel. Mit Walliser Cholera. Und hoch aromatischem Schweinsgulasch mit Quarkspätzli.  



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CHÂTEAU MONTROSE & WIENER SCHNITZEL

Manchmal basieren besondere Geschichten auf mehreren Geschichten. Genauso wie diese hier. Und das kam so …


Aufgrund freundschaftlicher Beziehungen flog unsere Truppe im Mai dieses Jahres mit dieser historischen DC-3 aus dem Jahr 1943 von Bern aus nach Bergerac und wieder zurück. Als erste Sofortrevanche durften die beiden Piloten im Libournais an unserem ziemlich weinigen Rahmenprogramm teilhaben. 


Jetzt folgte die zweite Revanche: Im Old Swiss House in Luzern spendierte der Wirt das legendäre Wiener Schnitzel für die ganze Truppe und die Eschenbacher-Weinfreunde kamen mit Bouteillen von Château Montrose aus deren Privatkellern angerauscht. Dieser angesehene Saint-Estèphe ist rein zufälligerweise der Lieblingswein von DC-3-Besitzer Hugo.   


In der Folge kamen da acht grosse Jahrgänge zusammen. Mit einer «Flügelspannweite», pardon Jahrgangstiefe von 1959 bis 2009. Geschehen am Mittwoch, 11. September 2024. 18.00 Uhr war Aperobeginn im Fumoir vom Restaurant Old Swiss House in Luzern. Mit Champagne Delamotte. Aus der Magnum. 


HÄNDLERFÜLLUNG 1959


So bis zum Jahrgang 1961 waren Händlerfüllungen im Bordelais Gang und Gäbe. Will heissen; zwar füllten die Weingüter in der Regel schon selbst ab. Gewisse Händler erwarben sich aber ganze Fässer vom Winzer und füllten diese mit eigen gedrucktem Etikett ab. In der Regel war der Name des Négociant» dann später auf dem Label zu finden. 


Bei unserem Exemplar stand da kein Name drauf. Und die Kapsel war mit neutralem Blei ausgestattet. Trotzdem war der Wein absolut einwandfrei und mit einer Château-Füllung vergleichbar. Das weiss ich aus früheren Erfahrungen mit diesem tollen Wein. Zu Hause besitze ich noch eine Originalflasche. Diese stellte ich zum Fotovergleich zu Hause links neben die etwas kleinere Bouteille, vom Bärti-Keller. 


IMMER TEURERE LEGENDE


Eine sichere Bank für Weininvestoren! Dabei muss man wissen, dass der Schweizer Discounter genau diesen Wein damals für rund 30 Franken im Markt anbot. Die Preise steigen kontinuierlich an. Mittlerweile liegt der Tarif pro Flacon bei rund 700 Franken. Schön wärs, wenn man davon noch, wie auf dem Bild oben, so eine Originalkiste im Keller hätte …


1990 Château Montrose, Saint-Estèphe: In der Mitte sattes Granat, am Rand minim ziegelroter Schimmer. Gigantisches, einzigartiges Bouquet: Tabak, Korinthen, Rauch, Teer, Dörrbananen. Irgendwie erinnert er auch an einen riesengrossen Hermitage vom Nasenbild her. Im Gaumen barock, mehr arrogant als mit Finessen aufwartend. Fleisch in Hülle und Fülle und auch noch brachial stützende Gerbstoffe aufweisend. Jenseits jeglicher Montrose-Typizität. Dafür ein Mammut ohne Vergleich. Einzig die berauschende Süsse findet man bei nicht wenigen möglichen Médoc-Konkurrenten. Das hat mit der generellen Jahrgangs-Ausgangslage zu tun. Durch die extreme Herbsthitze rosinierten viele Merlot Trauben. Dieser gigantische 1990er Montrose hält noch lange durch und wer einmal davon verkosten durfte, vergisst ihn nie wieder. 20/20 trinken 


DER GÖNNER UND DER GENIESSER  


Die sagenhafte 2003er-Magnum stammte aus dem Keller von Baschi. Nutzniesser waren wir alle. Somit auch der eingeladene DC-3-Besitzer Hugo. Ein absoluter Montrose-Fan!  


2003 Château Montrose, Saint-Estèphe: Magnum. Sattes, extrem dunkles Purpur, schier Schwarz in der Mitte. Obwohl das Nasenbild noch nicht vollständig geöffnet ist, zeigt es eine extreme Tiefe und ein dramatisch dunkles, von warmem und vollreifem Cabernet geprägtes Bouquet. Die ausströmende Süsse ist unermesslich, Lakritze, Kandis, Vanillemark, Dörrbirnen, Korinthen, Sandelholz, Tee und erste, minime Nuancen von Sommertrüffeln andeutend. Im Gaumen perfekt, alles ist am richtigen Ort. Mit reichen, angerundeten Tanninen, Fleisch und mit kraftvollem Druck im ellenlangen Finale aufwartend. Für mich ist dieser gigantische 2003er Montrose der sichere Nachfolger vom legendären 1990er. Ein gesetztes Must für jeden anspruchsvollen Bordeauxfreak! 20/20 beginnen  



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LOBLIED AUF ALTE KALIFORNIER 


Die Vorkommnisse von alten Kalifornier Weinen sind in der Schweiz tendenziell bescheiden. Zwar fingen die Händler Martell und Mövenpick schon recht früh an, solche Kreszenzen anzubieten. Diese wurden aber viel mehr getrunken als gesammelt. So sind denn auch in den Katalogen der bekannten Auktionshäuser nur wenige Offerten von reifen Flaschen aus Amerika zu finden. Und doch gibt es eine verlässliche Quelle von kalifornischen Altweinen, welche offensichtlich noch lange nicht aufhört zu sprudeln. 


Weinfreak Eugen Häfliger lebte ein paar Jahre in Amerika. Dort kaufte er – zu frühen Zeiten – respektable Mengen an Provenienzen der besten Produzenten. Teilweise liegen diese Kisten, Kartons und Flaschen immer noch in den USA. Teilweise, weil importiert, auch in Zürich und ebenso teilweise, wurden diese an von Baschi Schwander organisierten und stets ausgebuchten Weinproben in den letzten Jahren entkorkt und genüsslich getrunken. 


Jüngstes Beispiel letzterer Evaluation; der Samstag, 7. September 2024 im Restaurant Didi’s Frieden an der Stampfenbachstrasse 32 in Zürich. Am langen Tisch, draussen in der Gartenwirtschaft; 17 erwartungsvolle Gäste. 



Wer im Jahr 1974 geboren ist kann sich statt mit Bordeaux mit Kaliforniern trösten ...

Absolut gigantisch war an unserem Napa-Pure-Tasting die Performance vom 1974 Cabernet Sauvignon Caymus. Extrem dunkel in der Farbe. Ein Bouquet mit einem weit ausgelegten Kräuterreigen, viel Malz und Kompott von Pflaumen. Im Gaumen immer noch kräftig, muskulös und mit viel Fleisch aufwartend. Ein genial erhaltenes Konzentrat von grossartigem Napa. Fast schon eine Legende. War für mich einer der allerbesten Weine dieses Tastings. 19/20 trinken

STARKES ORGANISATIONSDUO


Einer liefert und der andere lafert! So ganz ist es dann doch nicht. Weinsammler und Weingeniesser Eugen Häfliger liefert seine gereiften US-Weinschätze für die geplanten Tastings. Wenn er alle Flaschen findet! Was sich angesichts wegen den generellen Mengen und geographisch getrennten Lagerplätzen nicht nimmer so einfach gestaltet. 


Baschi Schwander stellt die Serien zusammen und scheibt die geplanten Tastings dann unter mybestwine.ch aus. Vorgängig informiert er jeweils seinen harten Adresskern. Sodass, wer auf seine Webseite klickt, der Event meist schon längst ausgebucht ist. Was man dort auch findet, spannende Analysten, Berichte, Weinbeschreibungen und Bewertungen seiner früheren Veranstaltungen. 


www.mybestwine.ch


MARTHA'S VINEYARD 1974.  EINE VON 52'125 FLASCHEN


Die neuen Besitzer liefern keine Abfüllmengenangaben mehr zum Martha’s Vineyard. In der Heitz-Ägide war das anders. Mittlerweile gehört der legendäre 1974er leider zu den häufigeren Fälschungen unter den Kalifornischen Legenden. So gesehen geben die damaligen Durchnummerierungen heute eine Authentizitäts-Sicherheit. Wir tranken an dieser Napa-Pur-Probe die Nummer 38'505. 


DIE LEGENDE LEBT


Wie heisst es so schön: «Totgeglaubte leben länger». So weit ist es mit dem 1974er Martha’s zum Glück noch lange nicht. 

Es kommt halt, und das gilt für alle alten Weinflaschen, auf die Lagerung an. 

Am breit ausgelegten 1974er-Tasting im Frühling im Restaurant Waag in Zürich war die Flasche komplett kaputt. Glücklicherweise befand sich im Keller-Fundus noch eine zweite und Jürg Richter sponsorte diese Ersatzflasche. Die war dann absolut genial. Also genau so wie unsere jetzt, an unserem Napa-Pure-Tasting in Zürich  ein paar Monate später. 


Unter Heitz-Kennern gibt es die These, dass der 1975er oder auch der 1978er jetzt so langsam den 1974er überholen könnten.

Ich selbst bin auch schon minim überreifen Flaschen begegnet. Was für einen 50jährigen Rotwein von der Konstellation her durchaus verständlich ist.  


1974 Cabernet Sauvignon Heitz Marthas Vineyard: Eigentlich eine deutlich gereifte Farbe anzeigend. Am Rand ziemlich aufhellend. In der Mitte mehr Braun wie Rot. Er liefert einen umwerfenden Duft, gleich von der ersten Sekunde weg. Weit ausladend und vielschichtig, Kräuter in aller Form. Also frisch mit Nuancen von, Minze, Eucalyptus und wildem Rosmarin. Und in getrockneten Varianten von Thymian und Origano. Die schier ausufernde Süsse wird mit Malz, Kandis und Backpflaumen generiert. Und dann übernehmen betörende Stafetten von Rosinenvarianten das absolut berauschende Nasenbild. Im Gaumen mundfüllend, mit eleganter Opulenz. Das endlose, gebündelte Finale, klingt unendlich lange nach. Von der Grösse ein Lafite 1959. Vom Geschmack gibt es nur eine Variante: 1974 Martha’s! 20/20


Bild: Cultwine



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WEINWANDERER IN SAINT-EMILION

Die «Heimat» der Weinwanderer liegt eigentlich im luzernischen Eschenbach. Dort treffen sich acht Weinfreunde regelmässig zu einer kleinen Wanderung durch den Eschenbacher Wald. Danach wird entkorkt und getafelt. Zu einem stets wechselnden Wein-Thema. Diesmal war die Wander-Destination in Bordeaux, genauer; in Saint-Emilion. Mitte Mai 2024.

Die Daten sind jeweils von langer Hand geplant. Bei deren Festlegung kam die Idee auf, dass wir ja vielleicht einmal unser «Mitglied» Silvio Denz im Bordelais besuchen könnten. Schnell war ein Datum gefunden. Also konnte man sich vorfreuen.

Gabriel war im Lead mit dem Programm. Es galt möglichst viele Programmpunkte in die netto zwei Tage reinzupacken. Ein steter Besucher bei den Weinwanderern in Eschenbach ist der Graf von Neipperg. Also war es klar, dass wir bei Stephan einen Halt einplanen würden. Das war am Sonntagabend. Der Montagmittwoch gehörte Silvio mit Château Faugères und Péby Faugères. Das war gut zu Fuss zu absolvieren. Mit einem wunderbaren Lunch auf Péby.


Danach begann die eigentliche Wanderung nach Saint-Emilion mit einem Zwischenhalt auf Château Rocheyron. Auch da ist Silvio Denz mit von der Partie. Zusammen mit dem Pingus-Besitzer Peter Sisseck. Nach der Besichtigung und einer kleinen Probe, gings weiter nach Saint-Emilion. Unten am Städtchen wurde ein durstiger Bierhalt gemacht. Darauf erwartete uns Alain Vauthier auf Château Ausone zu einer Visite und Degustation.


Während der Rest der Truppe sich auf dem Weg zum Weingut Clos Saint Martin machte, fuhr Gabriel mit dem «Mietbüssli» nach
eben diesem Weingut. Er hatte in einer Einkaufstasche feine Ingredienzen für einen gemütlichen Spaghetti-Plausch dabei. 

SONNTAGABEND BEIM GRAFEN

Nach unserer Ankunft auf Faugères am Sonntagnachmittag, trainierten wir ersten Weinkontakt auf der Terrasse vom Wohnhaus. Danach bestiegen wir den Miet-Bus und fuhren ans Dörfchen Saint-Emilion. Das Weingut Château Canon-La-Gaffelière von Graf Stephan von Neipperg liegt direkt neben dem Bahnhof von diesem weltbekannten Winzerdorf, in dem kurioserweise weniger als 200 Einwohner permanent leben.


Nach der Visite, einer kleinen Degustation und einem Champagner Apéro durften wir uns im Wintergarten zu Tisch setzen …

Abmarsch am Montagmorgen. Zuerst zu einer Betriebsführung auf Château Faugères, danach zur Visite und Lunch auf Péby Faugères.


Vorne die markierten Parzellen vom Péby Faugères und hinten die «Kathedrale» von Château Faugères im Jahr 2009 eingeweiht und erstellt durch den Architekten Mario Botta. 


LUNCH AUF PÉBY FAUGÈRES


Auf dem Teller: Poulet aux truffes. In den Gabriel-Gläsern 2010 Bordeaux'


Die 2010er-Denz-Parade verblüffte mich. Hätte nicht gedacht, dass sich dieses grobe Säure-Tannine-Puzzle so schön zusammenfügt.


2010 Cap de Faugères, Castillon: Frisches, fein florales, seidenes Bouquet. Es duftet nach Johannisbeeren, Kirschen, Minze und feinen Kräutern. Feingliedriger, frischer Gaumen mit feiner Frucht, gutem Tannin, feiner, duftiger Aromatik, feiner Struktur, frischer Abgang. 17/20 trinken – 2034


2010 Château Faugères, Saint-Emilion: Magnum. Frisches, dichtes, komplexes, kräftiges Bouquet, Erdbeeren, Kirschen, Heidelbeeren, Feuerstein, Minze, Zitronenmelisse. Dichtverwobener, eleganter, frischer Gaumen mit feiner, süsser, frischer Frucht, viel feinem Tannin, samtener, dichter Struktur, langer, kräftiger, frischer Abgang. Kann noch zulegen. 18/20 trinken – 2040


2010 Le Merle de Peby Faugères, Saint-Emilion: Samtenes, süsses, fruchtiges Bouquet, Walderdbeergelee, fein Kokosmilch, Minze. Fein cremiger, eleganter Gaumen mit kräftiger, süsser Aromatik, zart opulenter Struktur, feinem Tannin, langer, voller Abgang mit süssen Rückaromen. 18/20 trinken - 2034
2020 Moulin-St-Georges: Duftiges, süsses, kräftiges Bouquet, Himbeeren, helle Pralinen, Hanuta. Ausgewogener, voller Gaumen mit kräftiger, süsser Frucht, gutem Tannin, dichter Struktur, kräftiger, voller Aromatik, langer, voller Abgang. 17/20 2026 – 2042


2010 Château Peby Faugères, Saint-Emilion: Magnum: Samtenes, dichtes, komplexes, tiefgründiges, fein mineralisches Bouquet, Erdbeergelee, Heidelbeeren, zart Kokos, Minze, fein Kräuter. Dichtverwobener, vielschichtiger, dunkler Gaumen mit cremiger, dunkler Frucht, viel feinem Tannin, fein muskulöser, zart opulenter Struktur, konzentrierter, vielfältiger Aromatik, sehr langer, dichter, voller Abgang mit vielen Rückaromen. 20/20 trinken – 2050


Die Degustationnotizen stammen von André Kunz (auch ein Weinwanderer)

AUDIENZ AUF CHÂTEAU AUSONE


Die Prestige-Weingüter von Bordeaux kann man nicht einfach so besuchen. Da braucht es eine Anfrage und eine Zusage. Letztere hatten wir seit ein paar Monaten, denn die Château-besitzer waren schliesslich zum späteren Diner auf Clos Saint-Martin eingeladen.


Der gut gelaunte Ausone-Patron Alain Vauthier kredenzte uns an diesem Tag die Jahränge 2008, 2012, 2015 und 2022 von Château Ausone. 

AUSTRALIEN-PORTWEIN VON 1944


Wanderfreund Guido feiert heuer im Herbst seinen 80igsten Geburtstag. Er wurde am Schluss vom Diner mit einem portigen Australier aus seinem Geburtsjahr überrascht.

1944 Para Liqueur Vintage Port, Seppelt Winery, Australia: Würziges, fein pfefferiges Bouquet, Dörrfeigen, Moccacreme, Malz, Nougat. Cremiger, voller Gaumen mit guter Süsse, breiter Struktur, voller Aromatik, feine Abgang. 17/20 trinken

DIREKTFLUG MIT DER DC-3


Bern → Bergerac → Bern!


Dank Freund Hugo durften wir mit einer DC-3 aus dem Jahrgang 1943 anreisen und wieder zurückfliegen. 


MITTWOCH-MAGNUM-MANFIFESTATION

Mittwoch? Der Mittwoch war der Tag zu Ehren des germanischen Göttervaters Wotan. Bei den alten Römern war es der Gott Merkur, der diesem Tag seinen Namen gab. Nach international standardisierter Zählung (ISO 8601) ist es der dritte Wochentag, nach jüdischer, christlicher und islamischer Zählung der vierte (und somit der mittlere).


Magnum? Steht im Lateinischen für «das Grosse». Beim Wein handelt es sich um den allgemeinen Begriff für eine «etwas grössere Flasche» von Eineinhalbliter. Es gäbe auch noch viele andere Magnum … So eine alte Fernsehsendung. Eiscreme. Kalibrierung von Patronen für den Waffengebrauch. Und noch ganz viele Dinge mehr. Ein paar der wichtigsten habe ich am Schluss aufgelistet.


Manifestation? Auch hier bediene ich mich, um die Verwendung des Titels zu erklären, dem Lateinischen. Es wird das Sichtbarwerden oder sich offenbarenden Dingen aller Art bezeichnet. Solche, die vorher unsichtbar oder nicht existent waren. Bei den folgenden Magnumflaschen waren diese für mich (im Keller) sichtbar, aber für die Teilnehmer (noch) nicht. Diese wurden aber in der Folge so manifestiert, sodass diese an diesem Mittwoch für die Gäste sichtbar wurden … 

RIESLINGSTREIT?

Mitnichten! Das ist das Schöne an Weinproben, nicht alle schwärmen für den gleichen Typus. Das war mein Favorit an der Magnumprobe...


2007 Riesling Singerriedl Franz Hirtzberger: Magnum. Mittleres Gelb, brillante Ausstrahlung. Intensives, gebündeltes Bouquet, gekochter Weinbergpfirsich, zarte Nuancen von Eisenkraut. Das erfrischt das Nasenbild. Kann ein Wein nasal wuchtig und gleichzeitig elegant sein? Dieser Singerriedel versucht zumindest diesen Quantensprung. Im Gaumen strahlend, immer noch quirlig und feine Moleküle tanzen auf der Zunge herum. Obergenialer Smaragd und immer noch recht jung wirkend. Da vereinen sich Rasse und Klasse auf höchstem Niveau! 20/20 trinken 

DER NITTNAUS SALZBERG

Er heisst genau gleich wie der etwas berühmtere Salzberg von Gernot Heinrich.
Ich habe diesen Wein vor rund zehn Jahren in der Weinbar Corso am Hohen Markt in Wien entdeckt und bin am anderen Tag spontan zu den Golser-Winzern gefahren. Aus diesem Besuch ist eine langjährige Freundschaft entstanden. Auf dem Foto sieht man die Gebrüder Nittnaus, welche gemeinsam das Weingut führen. Hans Michael ist rechts auf dem Bild zu sehen. Bruder Andreas (links).

Da ich keine genauen Angaben zum Blend von Salzberg fand, griff ich zum Telefon …

Gabriel: «Andreas, im Netz findet man fast keine Blend-Informationen vom Salzberg!»
Andreas Nittnaus: «Der besteht immer aus Merlot und Blaufränkisch!»
Gabriel: «Und der Anteil ist jedes Jahr praktisch immer genau gleich?»
Andreas Nittnaus: «Was immer gleich bleibt ist der wesentlich grössere Anteil von Merlot. Früher war es immer zwei Drittel, heute liegen die Merlot-Prozente über siebzig.»
Gabriel: «Somit wird der Blaufränkisch wohl immer unbedeutender?» 
Andreas Nittnaus: «Der Merlot liefert die Charakterstärke im Blend, er gibt dem Salzberg seine grundlegende Qualität und liefert die besten Gerbstoffe. Trotzdem braucht es unbedingt den Blaufränkisch. Er liefert die Frische, Würze und das Rückgrat. So gesehen wirkt er auch als Stabilisator, so bleibt das unverkennbar dunkle Fruchtspiel während seiner Flaschenentwicklung lange erhalten.»


2015 Salzberg, Gebrüder Nittnaus, Gols: Magnum. Funkelndes Granat-Rubin, zeigt eine mittlere Dichte. Immer noch sehr fruchtiges, ausladendes Holunder- und Cassisbouquet, Süssholz, Glutamat und ein Hauch von Caramel. Samtig schmeichelnder Gaumen mit einer passenden Nobelbitterkeit auf der Zunge. Er bleibt fruchtig und scheint jetzt in einer ersten Reife. Dank der Balance muss man sich hier nicht beeilen. 19/20 trinken 

Diesen Wein kann man bei Gabriel-Glas in der Schweiz kaufen. Nicht die Magnumflasche, sondern eine Sechsliter-Imperial zu CHF 275. Dabei ergibt sich eventuell sogar die Möglichkeit, eine Million Franken zu gewinnen. Wie das geht? Hier ist der Link.


Arachon? Das war ein Projekt der Spitzenwinzer Manfred Tement, Franz Xaver Pichler und Tibor Szemes. Der Start erfolgte mit dem Jahrgang 1996. Das Ziel; einen österreichischen Spitzenrotwein in einer relativ grossen Menge zu produzieren. Leider verstarb der Drahtzieher Tibor Szemes und das Projekt war eine Zeitlang orientierungslos. Heute bürgt sein Sohn Oscar für eine kontinuierlich hohe Qualität! Mit etwas kleineren Mengen wie anfänglich geplant …
 
2019 Arachon T.FX.T, Burgenland: Magnum: Blend: 80% Blaufränkisch, Rest; Cabernet Sauvignon und Merlot. Dunkles Weinrot mit aufhellendem Lila Rand. Erstaunlich zugängliches Bouquet mit Pflaumen und Brombeeren, unterlegt mit Vanille und einem Hauch Milchkaffe. Letzteres gibt ihm eine laktische Tendenz.
Für sein junges Alter ist er schon ziemlich kommunikativ unterwegs. Im Gaumen zeigt er in eine andere Richtung. Die Gerbstoffe sind noch ziemlich präsent und seine Ausrichtung (noch) fordernd. Also müsste man da noch etwas zuwarten mit dem Entkorken. Speziell bei Magnumflaschen. Dieser Arachon hat in der Weinwelt sehr hohe Bewertungen. Da mache ich gerne auch mit! 19/20 beginnen

Der Château Margaux 2001 hätte da eigentlich der Star dieser Serie sein sollen. War es aber nicht. Zu jung? Überschätzt? Auf alle Fälle kamen die günstigeren Crus besser an.   


Als ich meine Karin nach ihrem Favoriten in dieser Serie fragte, konnte sie sich nicht entscheiden zwischen dem Gruaud-Larose und dem Pape-Clément. Also wählte sie beide. 

2001 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan: Magnum. Mattes Purpur, wenig Reifetöne. Unglaublich würziges Bouquet, Zedern, Tabak, feine Rauchnoten, Korinthen und dunkle Rosinen. Im zweiten Ansatz; exotische Edelhölzer, Zimt und Kardamom. Fein stoffiger Gaumen, viel Lakritze und Pumpernickel Brot im Extrakt zeigend. Endet mit einem hoch aromatischen Finale. Ein unglaublicher Pessac-Plaisir! 19/20 trinken 


2001 Château Gruaud-Larose, Saint-Julien: Magnum. Immer noch sattes Weinrot, zeigt irgendwie, bei genauerem Hinsehen, auch rostige Reflexe. Die Frucht ist abgeklungen und hat ledrigen Terroir-Aromen Platz gemacht. Da ist viel Havanna-Tabak drin, Korinthen, Bakelit und kaltrauchige Noten im Untergrund. Alles vermischt mit einer reifen Cabernet-Süsse. Im Gaumen zeigen sich die restlichen Gerbstoffe minim kernig und somit charaktervoll, hoch aromatisches Finale. Darin finden sich zarte Cassisnuancen. Ein kaiserlicher Gruaud der zu den allerbesten Médoc-Weinen in diesem Jahrgang gehört. Will heissen; dieser Gruaud-Larose kann es auch mit den Premiers aufnehmen. Ausser natürlich beim Preis! 19/20 trinken

DEGUSTIBUS NON EST DISBUTANDUM


«Über Geschmack lässt sich nicht streiten». Dies ist eine lateinische Redewendung, die jedoch nicht aus der Antike stammt.


Der französische Schriftsteller Jean Anthelme Brillat-Savarin leitete sie vom spanischen Sobre los gustos no hay disputa her. In der scholastischen Philosophie heisst es: De gustibus et coloribus non est disputandum «Über Geschmack und Farben kann man nicht streiten».

Die Aussage drückt aus, dass kein Mensch rational beweisen kann, dass ein bestimmtes Geschmacksempfinden das richtige sei. Anders gesagt: In Geschmacksfragen kann es kein «richtig» oder «falsch» geben; sie liegen jenseits aller Beweisbarkeit.

Oben die Definition von WIKIPEDIA. Wenn ich also ich beim Beschrieb vom Canon-La-Gaffelière von Vierfruchtmarmelade schreibe dann ist das genau so. Oder halt doch nicht?


1998 Château Canon La-Gaffèliere, Saint-Emilion: Magnum. Recht dunkles, dichtes Purpur, vernünftige Reifetöne anzeigend. Gibt sich nasal ziemlich reif, viel Schoko- und Malznuancen aufzeigend. Es duftet nach Vierfruchtmarmelade, also kommen bei mir Erinnerungen an meinen kurzen Militärdienst auf. Im Gaumen regiert die Pflaume im weichen Extrakt. Nebst der Süsse merkt man hier auch deutlich die Würze der Cabernets. Nachhaltiges Finale. Toll gereift und noch nicht ganz oben. 19/20 trinken

2014 Château Péby Faugères, Saint-Emilion: Magnum. Immer noch sattes Rubin-Purpur, gegen aussen minim aufhellend. Verrücktes Bouquet, wie eine just geöffnete Bonboniere oder ein prall gefüllter Beerenkorb; Preiselbeeren, Himbeeren, Maulbeeren, kandierte Früchte, Engelwurz, Ingwer, Vanillin, ein Hauch Caramel und exotische Edelhölzer. Absolut erotisches, also anziehendes Nasenbild. Im Gaumen zeigt er ebenfalls noch viel Primär-Fruchtaromatik, die passende Säure verbindet sich mit den Muskeln von den Gerbstoffen. Als ich dem Weingutsbesitzer Silvio Denz per SMS schrieb, dass ich ihn am Abend einsetze, bekam ich die Nachricht: «Braucht Luft, Oxygène, Oxygène». Das war am späten Nachmittag um 17.19 Uhr. Er kam am Abend um 21.54 Uhr perfekt auf den Tisch. 19/20 beginnen


Der grosse Gabriel-PDF-Bericht: www.bxtotal.com


Diebstahl und Handel mit hochwertigen Weinen ist weltweit ein Milliardengeschäft…


…und als Sammler, Händler oder Auktionator wäre man doch sehr dankbar, gäbe es eine Möglichkeit festzustellen, ob ein angebotener Wein zweifelsfrei ist oder eventuell gestohlen wurde.


Genau aus diesem Grunde haben wir mit www.bottleverification.com eine Plattform aufgeschaltet, auf welcher gestohlene Weine zentral erfasst und kostenfrei zugänglich sind.


Ziel ist es aktiv dazu beizutragen, sich und andere vor dem Erwerb von Flaschen fragwürdiger Provenienzen zu schützen.

Sie können auf BottleVerification sowohl gestohlene Flaschen suchen wie auch ganz einfach Ihre eigenen oder gestohlene Weine Ihrer Kunden melden.


Wir werden diese Plattform selbstverständlich ebenfalls offiziellen Behörden wie der Polizei und Interpol sowie auch den Versicherungen zur Verfügung stellen.


Zudem vermitteln wir zwischen den Bestohlenen und Personen, bei welchen eine gestohlene Flasche aufgetaucht ist (unter Wahrung des Datenschutzes).


Werden auch Sie Teil der „BottleVerification-Community“ und tragen aktiv dazu bei, den Handel mit gestohlenen Flaschen einzudämmen.


PS: Es sind bereits schon fast 100 gestohlene Weine gelistet (La Tâche DRC, Marthas Vineyard, Latour usw.). 


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BITTE HELFEN!
LEIDER HABE ICH GROSSES VOR
 
Hallo meine Lieben
 
Mein Name ist Lisa. Ich bin am 11. April 2021 geboren und hatte einen guten Start in mein Leben. Mit meinen Eltern wohne ich in Teneriffa. Da mein Papa (Jahrgang 1989) leider an massivem Rheuma leidet und in kalten Temperaturen seine Finger nicht bewegen kann (er ist von Polymechaniker), haben wir hier ein gutes Klima, sodass ihn seine Krankheit nicht allzu sehr schmerzt. Wenn es warm ist in der Schweiz, geht er im Sommer dort arbeiten, damit wir ein regelmässiges Einkommen haben und gut über die Runden kommen.
 
Leider hat bereits 9 Monate nach meiner Geburt das Schicksal zugeschlagen. Kurz vor Weihnachten bekam ich ein Hirnaneurysma und musste notfallmässig im Spital in Santa Cruz operiert werden. Der Eingriff war erfolgreich. Seither kann ich meinen linken Arm nicht benützen und habe dank einer Beinschiene laufen gelernt. Leider schütteln mich ausserdem regelmässig Anfälle von Epilepsien. Diese verstärkten sich und ich musste immer heftigere Medikamente schlucken. Trotzdem bin ich ein fröhliches und aufgewecktes Mädchen, das gerne in den Kleinkindergarten geht, viel lacht und spielt. Doch anfangs 2024 kamen meine Ärzte zu dem Punkt, wo es klar wurde, dass weitere Eingriffe an mir nötig werden, da sich sonst mein Gehirn zersetzt und irgendwann alle Funktionen einstellt. Für meine Eltern ein unbeschreibliches Leid.

Abklärungen in Barcelona (Universitätsklinikum Dexeus) haben ergeben, dass in meinem kleinen Kopf bereits abgestorbene Zellen sitzen, die herausgenommen werden müssen, was eine riskante mehrstündige OP zur Folge hat. Dabei wird ausserdem meine ganze rechte Hirnhälfte ausgeschaltet, so dass ich danach linksseitig völlig gelähmt bin. Dieser Eingriff findet im Frühjahr 2024 statt. Der genaue Termin ist noch unklar, da ich zurzeit an einer Bronchitis erkrankt bin und zuerst wieder auf die Beine kommen muss.
 
Ein paar Freunde unterstützen uns bereits in unserer schwierigen Situation. Doch das wird nicht reichen, weil nach der (hoffentlich erfolgreichen Operation) ganz viele Therapiestunden anstehen werden, damit ich wieder sprechen, laufen, riechen, sehen, tasten und denken lerne, was nur ein paar essenzielle Funktionen sind, um die linke Hirnhälfte anzuregen, ihrerseits die Funktion der Emotionen (rechte Hirnhälfte) zu übernehmen.
Das können wir aufgrund des spanischen Mangelangebotes nur in der Schweiz und in Deutschland stemmen. Dies kostet nicht nur für mich viel, sondern es entstehen auch Kosten für meine Eltern, welche mich vor Ort betreuen wollen und aus logistischen Gründen auch so müssen. In Spanien ist es so: Sobald man im Krankenhaus von der Intensivstation auf die normale Station verlegt wird, sind in meinem Fall die Eltern für die Rundum-Betreuung verantwortlich. Leider wird es so sein, dass wir nicht nur in den folgenden Monaten, sondern wohl auch in den kommenden Jahren auf Unterstützung angewiesen sein werden.

Ihr kennt mich nicht, aber vielleicht habe ich mit diesem Schreiben eine Chance, dass Ihr unsere junge Familie in irgendwelcher Form unterstützt. Wir haben für mich ein Spenden-Konto in der Schweiz eingerichtet:

Berner Kantonalbank AG, 3001 Bern
 
CH02 0079 0042 6184 5593 4
BIC/Swift: KBBECH22XXX

Kontoinhaberin:

Lisa Aeschlimann
C. Luis Diaz de Losada 5
Tenerife Royal Garden Apt. B0-15
ES-38650 Playa de las Americas

 
Wenn Ihr an Karin Gabriel (wir sind familiär befreundet) dann eine Mail schreibt, dass Ihr einen Beitrag einbezahlt habt, werden wir Euch über meine Fortschritte auf dem Laufenden halten.
Mailadresse: karin@gabriel-glas.com
 
Lieben Dank, dass Ihr mich und meine Eltern unterstützt, denn ich möchte so gerne leben und die Welt entdecken!


BORDEAUX 1989 – RUND UM LUZERN

 
57 Weine aus dem Bordelais und sechs Champagner vom Jahrgang 1989 wurden am letzten Aprilwochenende 2024 in und um Luzern entkorkt. Das heisst; die «Entkorkung» fand in Gabriel-Keller statt. Von dort stammten auch alle Weine, welche sich über die Jahre angesammelt hatten. Bei den Bordeaux’ waren es fast ausschliesslich Primeurkäufe. Also schlummerten viele dieser Bouteillen bei mir seit mehr als drei Jahrzehnten diesem Event entgegen. Die Champagner kamen später dazu. Sie spielten die Rolle vom «Beigemüse». Dies deshalb, weil man trockene weisse Weine aus dem Bordelais vom Jahrgang 1989 heute schlichtweg vergessen muss.


Kinder wie die Zeit vergeht! Mittlerweile feiert der Bordeaux 1989 bereits seinen 35igsten Geburtstag. Die ganz einfachen Weine haben wohl den Zenit seit geraumer Zeit überschritten. Doch wie sieht es heute mit den bekannten Namen aus?


Genau dies wollten wir mit Weinfreunden an diesem Wochenende genüsslich überprüfen. Die Bilanz: Die einfacheren und meist auch günstigeren Weine sind noch gut zu trinken. Also haben auch diese eine relativ langsame Entwicklung hinter sich. Mehr geht da aber in Zukunft nicht mehr. Also «Aufräumen» im Keller! Die Topweine sind mehr oder weniger alle in der allerbesten Genussphase. Es hängt aber – nach so vielen Jahren – immer von jeder einzelnen Flasche ab. Denn auch nur schon ein Grad Unterschied im Keller kann auf diese lange Dauer matchentscheidend sein. Die ganz grossen Crus kommen erst jetzt so langsam in ihr bestes Alter. So Château Latour, Montrose und Pétrus. Die beiden aktuellen Jahrgangsleader La Mission Haut-Brion und Haut-Brion sind jetzt perfekt. Aber auch hier ist sicherlich noch mit einem «Lustgewinn» in den kommenden Jahren zu rechnen.

Freitagmittag, 26. April 2024
Restaurant Old Swiss House, Luzern

TORKEL SCHWÄRMTE FÜR LA LAGUNE


1989 Château La Lagune, Haut-Médoc: Mattes, dunkles Purpur. Intensives, klassisches, sehr ansprechendes Bordeaux-Bouquet, viel Zedern und Backpflaumen, ein Hauch von noblem Tabak. Im Gaumen stoffig, gut balanciert und lange nachklingend. Ein nobler Cru den ich leider nicht auf dem Radar hätte. Ohne Eile zu trinken. Nachkaufen ist/wäre da wohl eine sehr gute Idee. Für Altweingeniesser. 18/20 trinken 

DREI FREITAGMITTAGMAGNUMS


1989 Château Haut-Marbuzet, Saint-Estèphe: Magnum. Intaktes Purpur mit zart ziegelrotem Rand. Wunderschönes Erd-Eisenbouquet, Thymian, Korinthen, Teer, dunkle Hölzer, Hirschleder und Tabak. Schon fast etwas erhaben im Nasenansatz. Im Gaumen feinfleischig, angenehme Süsse in den Tanninen zeigend, noch minim adstringierend. Eine beeindruckende Magnum. 18/20 trinken 


1989 Château Certan de May, Pomerol: Magnum. Da ich den Wein schon im Hinterkopf kannte habe ich ihn «hoch» eingeschenkt und nach dem Dekantieren noch mal «instantbelüftet». Die Farbe


deutlich aufhellend und er ist mit dem Alter entsprechenden Reifetönen hinterlegt. Eigenwilliges Bouquet; gebrannte Mandeln, Kräuterbonbons, deutliche Rosinentöne und Weingutstypische Kräutertöne anzeigend. Strahlt viel unikaten, bezirzenden Duft aus. Im Gaumen ist er erst samtig und saftig, zeigt noch keringe Restgerbstoffe in der Adstringenz. Etwas mürbe im Fluss und dezent kapselig im Finish. Die Vinifikation war damals noch nicht auf dem Höhepunkt. Und – er war schon immer ein Langstreckenläufer. Es lohnt sich d sicher, nach neueren Jahrgängen Ausschau zu halten. Ein ganz besonderer Pomerol. André und ich wissen das. Nase; 19/20, Gaumen 17/20 austrinken 


1989 Château La Grave-Trigant-Boisset, Pomerol: 
Magnum. Aufgehelltes Weinrot, dezent ziegelrote Reflexe am Rand aufweisend. Offenes, ausladendes, pflaumiges Bouquet, Lakritze, ergänzt durch feine Schokonuancen. Nicht nur intakt, sondern eine ziemliche Grösse anzeigend. Im Gaumen weich, burgundisch, etwas mürbe zu Beginn im Extrakt, aber das legte sich mit dem Luftzutritt. Immer noch die heroische Qualität viele 1989er Pomerols reflektierend. 17/20 trinken

Unser Freitagsmenu im Old Swiss House

Tafelspitzsuppe

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Luzerner Chügelipastetli

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Käsevariation

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Lebkuchen mit Nidle

Lebkuchen für die Gäste,

grosser Cappuccino für Karin,

serviert von Mondkalb Lukas.

Freitagabend, 26. April 2024
Hotel Balm, Meggen

Sommelier Robi Hocher präsentiert die Dreiliterflasche 1989 Champagne Pommery Brut. Als wir den Wein entkorkten machte es «plups». Das war ein gutes Zeichen für den 35jährigen Champagner. Er schmeckte richtig gut, war nussig und zeigte immer noch anschmiegsame Kohlensäurebläschen.

Bei uns wird Verena Conte intern auch «Madame Mouton» genannt.


Oder «Comtesse de Cheval Blanc ».


Diesmal gings günstiger; sie schwärmte für den Léoville-Poyferré …


1989 Château Léoville-Poyferre, Saint-Julien: Ziegelfarbenes Granat. Wunderbares, tiefgründiges Bouquet, viel Dörrfrüchte, edle Ledernoten. Havanna-Tabak, Zedernduft und viele, getrocknete und frische Küchenkräuter. Im Gaumen gibt er sich kräftig und burschikos, zeigt Fleisch wie ein grosses Steak. Wohl schon lange auf dem Peak, aber immer noch viel Eindruck abliefernd. 19/20 austrinken

ZWEI EWIGE RIVALEN


Seit 1983 sind beide Weingüter im gleichen Besitz. Das Terroir wird lediglich durch eine Strasse getrennt. Und doch sind beide Crus verschieden. Beim 1989 liegen momentan beide qualitativ gleichauf. In der Regel ist der Haut-Brion teurer. Muss aber nicht immer so sein. Mit dem Alter regelt oft die Nachfrage den Preis.



Die Imperialflasche vom 1989 Phélan-Ségur erwarb ich von ARVI. Der Besitzer Paolo Cattaneo war an der Probe mit dabei. In der Mitte; die Verkostungsnotiz von Robi Hocher (per SMS übermittelt). Ganz unten der Korken. Die Sechsliterflasche wurde bereits 1999 auf dem Weingut neu verkorkt.

Beat Stofer, Besitzer und Küchenchef vom Hotel Balm in Meggen.
www.balm.ch. Er ist abgebildet mit Silvio Denz. Normalerweise nehmen Lieferanten ja den Hintereingang. Denn der Cap de Faugères (auch ein Denz-Besitz) ist im Balm das ganze Jahr über stets im Offenausschank. Silvio war aber bei unserer 1989er-Weinrunde mit von der Partie.

Samstagabend, 27. April 2024
Siegelsaal, Casino, Luzern

Auf nach Luzern! Gute Vorbereitung ist alles. Robi fährt das Lieferwägeli mit den Weinen zum Parkplatz und ich halte die Jéroboam vom 1989er Grand-Puy-Lacoste fest. Je länger ich das Foto von mir anschaue, desto mehr habe ich das Gefühl, dass die Proportionen irgendwie nicht so ganz stimmen …

VON NICHT GUT BIS NETT

Als knapp perligen Auftakt servierten wir ein paar 1989er Champagner. Die blaue Flasche von De Castellane war mostig. Die rote noch knapp trinkbar. Mir gefiel der 1989 Champagne Brut von Bruno Paillard. Anderen weniger. Das Noble Cuvée von Champagne Lanson Noble kam nicht ganz so nobel daher, wie es auf dem Etikett stand. Der beste war der fünfte; 1989 Champagne Billecart-Salmon rosé Cuvée Elisabeth Salmon.

PALMER STATT COS D’ESTOURNEL


Das Korkenrisiko ist leider immer mit von der Partie. Manchmal merkt man den Korkfehler sofort, manchmal schleicht er sich um die Wahrnehmung herum. Manchmal schmeckt man ihn sofort und ebenso manchmal zeigt er sich erst mit längerem Luftzutritt. Leider muss ich in der Folge hier ein paar letztere Beispiele auflisten.

Am Freitag stand der Palmer 1989 auf dem Programm. Die Flasche war so lala. Irgendwie schon trinkbar, lag aber weit hinter den eigenen Erwartungen zurück.


Das wäre einer der möglichen Jahrgangstars gewesen. Also opferte ich am Samstag eine weitere Flasche und ersetzte so den deutlich «zapfigen» Cos d’Estournel.

«Genau dieser Meyney zeigt, wie genial auch günstigere 1989er heute noch sein können», meinte André, als er diese Serie kommentierte.
 
1989 Château Meyney, Saint-Estèphe: Dunkles, leicht bräunliches Weinrot. Kräftiges, auf Terroir setzendes Bouquet, Brazil-Tabak, Sommertrüffel, Teer und Pumpernickel Brot. Er geht dabei ganz gewaltig in die Tiefe. Im Gaumen fest, fleischig, imposant und absolut beeindruckend. Auch hier zeigt dieser noch günstige Meyney, dass er mit den grössten Crus aus dem Médoc locker mithalten kann. Was vor allem zu bemerken ist, ich hatte ihn früher nicht so gut taxiert. Also hat er eine beeindruckende Performance hingelegt. Knapp nicht 18/20, also; 17/20 trinken 

LICHT INS DUNKEL


Immer mehr Weingüter schützen sich mit komplizierten Sicherungssystemen vor Fälschungen im Markt. Leider sind alte Bouteillen relativ einfach zu fälschen und es mangelt nicht an Ideenreichtum von Betrügern.


Jürg Richter hat mit seinem Team ein System entwickelt, bei dem alte Flaschen auf Herz und Nieren geprüft werden können. Nicht nur, ob Flasche zu 100% echt ist, sondern auch ob der Wein allenfalls korkt.

An unserer 1989er Verkostung hat er sich von den wichtigsten Crus mit der Pipette Proben genommen. Dann archiviert er die Weine im System. Bei nächsten Proben ergibt sich daraus eine Vergleichs-Referenz. 


Mehr Info: www.genuine-analytics.com

GIGANTISCHES ERLEBNIS


Er gehört zu den besten 1989ern und unter den allerbesten ist der Lynch-Bages günstigste.


1989 Château Lynch-Bages, Pauillac: Intensives, dunkles Purpur, satt in der Mitte, schier undurchdringlich. Das Bouquet ist von der ersten Sekunde an der absolut «nackte Aromenwahnsinn», Blackpflaumen, dunkles Malz, Caramel, Baumnusslikör, Trüffel, Teer, Pumpernickel Brot, Lakritze. Was noch? Einfach von allem genug oder gar zu viel. Im massiven, hoch intensiven Gaumen wiederholen sich alle Nasenaromen nochmals. Endet mit einem katapultartigen Finale. Er steht für mich, mit Lafite auf Pokalebene der Maximalwertung. Wenn es dann noch eine Publikumswertung geben würde, dann wäre dieser phänomenale Lynch-Bages auf dem Siegerpodest. Da werden Genussemotionen in Hülle und Fülle mitgeliefert! 20/20 trinken 

ÖFTERS FRAGLICHE FLASCHEN


Es ist leider nicht das erste Mal, dass dieser Mouton ziemlich faulig daherkommt. Und die Diskussion, ob er korkt oder nicht reissen bei diesem Wein nicht ab. Um ganz sicher zu sein, würde ich dringend zum Verkauf anraten …


1989 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Dunkles Purpur, satt in der Mitte, aussen rostrote Nuancen. Klassisches, reifes, klassisches Mouton-Bouquet, Paste von Rinderbouillon, welkes Unterholz, Caramel, Leder, nasse Zigarren, Worcestersauce und Bratenjus. Im Gaumen zeigt er Noten von Pferdesattel und Torf. Im leicht gerbig-keringen Extrakt ist er trocken, darum herum schwingt eine ihm angeborene Süsse. Dazu vermischt sich eine unsaubere Note. Ein guter Mouton. Ein kontroverser Mouton. Auch dieser Wein war just nach dem Entkorken besser als belüftet. Keine Bewertung. 

1989 Château Latour, Pauillac: Rostiges Purpur mit scharlachroten Reflexen. Warmes, tiefgründiges, von Cabernet getragenes Bouquet, stoisch, eher zurückhaltend und erst mit der Konversation zulegend. Dunkle, geschrumpelte Pflaumen, Périgord-Trüffel, Baumnussschalen, Ratafia-Likör, Fernet Branca und schwarzes Leder. Gibt es das überhaupt? Wenn nicht, dann ist das schwarze Leder hiermit erfunden. Fleischiger Gaumen, zeigt die Macht des Terroirs und eine beeindruckende Grösse. Nachhaltiges, dunkelaromatisch Finale. Da stehen Lakritze und wieder Trüffel im Hintergrund. Irgendwie scheint er mir immer noch nicht die effektive Genussreife erreicht zu haben.

Kommt bei anderen Degustatoren nicht so gut weg. Ist mir egal. Als ich meine Degustation beendete und den Wein zurück in die Flasche führte, roch ich eine Minute am leeren Glas. Irgendwie konnte ich ihm so die würzige Seele entlocken. Unglaublich welch beeindruckender Kräuterreigen da zum Vorschein kam. 19/20 trinken

DAMALS IM GLEICHEN BESITZ


Die beiden Weingüter Lafleur und Le Gay wurden von den ledigen Schwestern Therese und Marie Robin geleitet.


Bei einem Besuch vor meiner Mövenpickzeit lebte nur noch Marie. Auf Lafleur züchtete sie Hühner und auf Le Gay Hasen. Heute gehören die beiden Weingüter zwei verschiedenen Besitzern.   

1989 Château Lafleur, Pomerol: Die Farbe ist sehr dunkel. Zeigt aber doch eine gewisse, alterstypische Reife. In der ersten Sekunde beim Nasenkontakt kam mir «Karton» in den Sinn. Dann legte er die klassischen Lafleur-Aromen nach. Dunkles Malz (Guinness), Backpflaumen, Tabak, kalter Darjeeling Tee, Korinthen und Malaga Rosinen. Erhaben, mehr auf Terroir setzend wie Frucht. Trotz all diesen Aufzählung muss man anmerken, dass er sich nasal lange defensiv verhält. Man muss also nach Aromen geduldig «graben». Im Gaumen konzentriert, wiederum mit dunklen, süsserdigen Noten aufwartend und hier auch einen ersten Hauch von Trüffeln vermittelnd, im Finale Korinthen und dunkle Rosinen. Trocken und konzentriert. Ein grosser Lafleur der sich in den letzten Jahren immer noch weiterentwickelt hat. Ich vermute, dass er sogar noch zulegen wird. Vier Stunden dekantieren! 19/20 trinken 


Auch de Le Gay 1989 gefielt mir sehr gut. Immer noch recht jung und ziemlich robust (19/20).

ZITTERPARTIE FÜR VERANSTALTER


In all dem Reigen der Dutzenden von Weinen aus dem Jahrgang 1989 war dies die programmierte «Veranstaltungslokomotive». Da zittert der Veranstalter und die Teilnehmer bauen gleichzeitig eine nicht unbescheidene Erwartungshaltung auf.


Mittlerweile sind die Preise für diesen Leader-Pomerol auf rund 4000 Franken pro Flacon geklettert.

1989 Château Pétrus, Pomerol: Immer noch sattes Purpur mit letzten Rubinreflexen am Rand. Von der ersten Sekunde an wird die euphorische Erwartungshaltung nasal übertroffen; Himbeergelee, wilde Kirschen, Walderdbeeren, Haselnüsse, Röstnoten und Brotkruste. Im zweiten Ansatz frischt sich das Nasenbild regelrecht auf; Kandiszucker, Melisse, Holunderblüten und ein Hauch von frischen und kandierten Agrumen, ergänzt durch Ingwer Bonbons. Letzter Eindruck deutet an, dass er mit mehr Luftkontakt permanent an Süsse zulegt. Er ist absolut perfekt in der Nase und stillt die Sehnsucht nach Pomerol-Perfektion. Im Gaumen cremig, weich. Die besten Pralinen der Welt finden sich im satten Extrakt- Aussen vermittelt er immer noch eine stützende zukunfts-versichernde Adstringenz. Die ist perfekt verteilt. Dann ballt sich der Körper zusammen und legt ein katapultartiges Finish hin. Eine perfekte Flasche! Ein perfekter Pomerol! Er birgt in sich alles, was es zu einer Legende braucht. Er ist die Summe aller Dinge schlechthin. Beim Verkosten, just nach dem Dekantieren, schien er mir zugänglicher zu sein als am Abend. Da hatte er wieder ganz schon viel Reserven aufgebaut. 20/20 trinken   

Um 09.00 Uhr verkostete ich am Samstagmorgen diesen 1989er Yquem und schrieb einen Post für Facebook. Der wurde 159 Mal «geliked» und 10'760 Mal angeklickt. Jetzt bin ich endlich berühmt und der 1989er Château d’Yquem auch …

CHARDONNAY VERSUS CHARDONNAY


Ein Klick auf der grössten Suchmaschine der Welt liefert zum Begriff «Chardonnay» 66 Millionen Treffer. Ca. 210'000 Hektaren sind heute mit dieser beliebten Keltertraube bestückt. Damit liegt die natürliche Kreuzung mit Gouais Blanc und Pinot von der Anbaufläche her an fünfter Stelle.


Welche Traubensorten laufen denn da dem Chardonnay den Rang ab? Es sind Cabernet Sauvignon, Merlot, Airén und Tempranillo. Das sind alles rote Rebsorten. Also ist der Chardonnay der absolute Weissweinleader.


Die Sorte wurde im Jahre 1583 erstmals unter dem Synonym Beaunois im Departement Saône-et-Loire erwähnt. Die Angabe ist aber nicht sicher, da eventuell die Sorte Aligoté gemeint war. Die früheste zuverlässige Erwähnung von Chardonnay stammt von 1685–1690 aus dem Dorf Saint-Sorlin, dem heutigen La Roche-Vineuse im Département Saône-et-Loire, wo er «Chardonnet» genannt wurde.


Als Ursprungsgebiet gilt heute das Burgund. Dort gibt es sogar eine kleine Gemeinde mit dem Namen Chardonnay (Postleitzahl F-71700). Dieser Ort war Namensgeber für die Sorte, deren Name auf der Weinbauausstellung 1872 in Lyon festgelegt wurde.


Leider fand ich zu den genauen Anbauflächen keine aktuellen Zahlen im Netz. An den Leaderpositionen dürfte sich aber in der Zwischenzeit nichts geändert haben. An erster Stelle liegt Frankreich, das Ursprungsland.

DER ÄLTESTE WAR ZU ALT


Nicht, dass weisse Burgunder Mühe haben in der Flasche zu reifen. Dafür gibt es genügend Erfahrungsbeweise öffentlich und aus meinem grossen Degustationsfundus.


Aber es funktioniert halt nicht immer …

2002 Bâtard-Montrachet, Marc Morey:  Deutlich gereiftes Gelb mit senfig-orangem Schimmer. Kurioserweise duftet es auch in der Nase irgendwie nach Senf und auch nach gelbem bis ranzige Butter, leicht ältlichem Nussöl. Scheint nasal leider schon leicht über dem Zenit zu sein. Im Gaumen füllig bis «argfett», mit (zu) weicher Säure unterwegs, cremiger Fluss, zeigt im Finale Nuancen von Curcuma, was wiederum seine minime Überreife anzeigt. Von der Herkunft her ein grosser Wein, der dies aber nicht so richtig zeigen kann. Sehr wahrscheinlich war er früher wesentlich besser. 16/20 vorbe

ROBI MIT DEN BÜNDNER WEINEN


Aus Hildisrieden reiste Robi Hocher als Gast für unseren Chardonnay-Abend an. Er holte für unsere Truppe die beiden genialen Chardonnays aus Fläsch (Gantenbein) und Malans (Donatsch) vom Fenstersims.


2013 Chardonnay Unique Domaine Donatsch, Malans: Mittleres Gelb, leuchtend, noch wenig Reife zeigend. Das Bouquet liegt – trotz hohen Erwartungen – über diesen Vorlagen. Weissrauchig, mineralisch, salzig, Agrumentöne (Mandarinen und Blutorangen), Melissenduft. Man kann sich fast

CHARDONNAY UND SPARGELN?


Egal ob man Riesling, Sauvignon Blanc oder auch andere Weine als «flüssige Beilage» zu Spargelgerichten wählt, Weisswein passt fast immer. Wenn dann noch buttrige Saucen ins Spiel kommen, fokussiert sich die Einsatz-möglichkeit nicht selten auf Chardonnay. Hat in unserem Fall auch wunderbar so gepasst. 

JÜRG – DER SAUCENTIGER


Wenn ein konventioneller Suppenlöffel nicht mehr ausreicht, kann man mitunter schon auch mal das Gabriel-Glas zu Hilfe nehmen. Das hat Jürg in diesem Spezialfall auch spontan so gemacht.


Es gibt verschiedene Arten von Tigern, über den sogenannten «Saucentiger» habe ich keine erklärende Definition im Netz gefunden. Aber immerhin gäbe es eine gleichnamige Firma: www.saucentiger.ch Eine Quelle für Jürg?

Lange war die Steiermark bekannt für die besten Sauvignon Blanc Weine. Nicht nur für Österreich, sondern mit der Weltklasse mithaltend.


Den Chardonnay deklarieren viele dort immer noch Morillon. Zu Unrecht und nicht gerade fördernd zur Vermarktung ausserhalb von Österreich.

Der Winzer Erwin Sabathi hat den Chardonnay jetzt auf Höchstniveau eingepegelt. Und hat für den legendären 2019er Pössnitzberger Kapelle von mit die Höchstnote erhalten.


Kürzlich haben wir auf dem Weingut eine Vertikale von den alten Reben durchgespielt. Der ist etwas günstiger, legt aber auch eine ziemliche Messlatte vor …

WERNER TOBLER, CUISINIER


Es ist ein grosses Privileg im Restaurant Bacchus in Hildisrieden einen Tisch zu bekommen und sich von seiner Küche verwöhnen zu lassen. Ein noch grösseres Privileg ist es, ihn als Störkoch zu erleben. Tobli setzte an unserem Chardonnay-Anlass die kulinarischen Akzente. So guet!!


Und … er brachte die zwei jüngsten Schweizer Weine von Pellegrin (Genf) und von Tscharner (Bündnerland) zu unserem Chardonnay-Abend in Eschenbach mit.


Der PDF-Degustationsbericht: www.bxtotal.com


LANGER TISCH AM LANGER TASTINNG


Auf dem Bild sitzt der Gastgeber Robert Langer ganz hinten am Ende des langen Tisches. Er und seine Frau Carmen waren Gastgeber für die Weinfreunde Europa, welche sich für dieses besonders weinige Wochenende in diverse Flieger nach Kalifornien gesetzt hatten …

 
Der Auftakt für die drei Events fand in Wolfgang Puck’s Restaurant Cut in Los Angeles statt. Im Private Dining Room.
Auf dem Menu standen sieben Gänge. Mit Canapès. Main Lobster. Porchini mit Carnaroli Risotto. Braisiertem Kalbsbäggli. Taube nach Wellington Art. Rib Eye Steak mit Morchel Spätzle. Zum Finale; eine ganz besondere Erbeertorte. Mehr darüber später. Eigentlich war das fantastische Menu nur «Beilage».

Im Zentrum standen nämlich 24 Weinflaschen aus Robert Langer’s Privatkeller. Von sprudelig über weiss bis süss, was die hellen Farben der Weine betraf. Und mit roten Napa Weinen aus den ganz grossen US-Jahrgängen 1994 und 1974. Da jagte ein Höhepunkt den anderen. Zum Rätseln befand sich im Glas Nummer Vier jeweils ein ausländischer «Pirat» welcher blind serviert wurde.


Hier ein paar der vielen Eindrücke ...

1994 Screaming Eagle: Nicht auffallend von der Farbe her. Also mit «besonders dunkel» kann er nicht brillieren. So in Richtung; aufhellendes Rubin Granat. Hochfeines, superdelikates und vielschichtiges Bouquet; Holundernoten, Melisse, Oregano, rote Johannisbeeren, Thymian, Cassis, Minze. Was ich damit beschreiben will ist, dass sich Frucht und Kräuter nach und nach abwechseln und für eine gigantisch nasale Faszination sorgen. Im Gaumen superelegant, mit seidigen Tanninen unterwegs. An sich eigentlich nicht auffallend oder überbordend. Er besticht durch Finessen und Eleganz. Dies mit fast aristokratischer Zurückhaltung. So fällt er eigentlich in einem solchen Flight viel weniger auf, wie an Auktionen. Das ist der Tarif schon weit über 4000 Dollar. Nicht pro Kiste! Ein feinfühliger Degustator kann da aber schon mal ziemlich ausflippen. Von innen heraus! 20/20 trinken

1974 Cabernet Sauvignon Reserve, Sterling: Etwas matt, aber mit ganz dunklem Weinrot in der Mitte. Konzentriertes, tiefgründiges Bouquet, Backpflaumen, Korinthen, schwarzer Rauch, Stielwürznoten, Pumpernickel Brot, Brazil Tabak und «törö»; schwarze Trüffel! Selten habe ich bei einem reifen Kalifornier eine so perfekte Terroir-Mineralität erlebt. Im Gaumen fest, kräftig und beeindruckend. Bis hin zum langen Finish, bei welchem sich alle nasalen Aromen nochmals wiederholten. Bereits der normale Sterling war an unserem 1974er Tasting in Zürich ein grosses Erlebnis. Dieser Reserve am Langer Event schlägt ihn aber nochmals in ganz beindruckender Art und Weise. Auch wenn ich schon oft das Gefühl hatte, dass sich alle grössten Weine dieser Welt schon in einem Glas vor mir befanden. An diesem Abend kam nochmals einer dazu! Und was für einer!!! 20/20 trinken 

P.S. Man beachte die damals deklarierten Volumenprozente unten rechts am Etikett..

DAMALS EISELE VINEYARD


Der Brand Conn Creek war schneller als die effektive Winery mit deren Rebbergen. So kaufte man für den Jahrgang 1974 noch die Trauben von Barbara und Milton Eisele (Silverado Trail). Daraus entstand eine Legende. Der damalige Winemaker John Henderson lieferte auf dem Rücketikett eine ausführliche Beschreibung. Mit einer zu erwartenden Genussreife so um 1982.

1974 Cabernet Sauvignon, Conn Creek: Immer noch sehr dunkel. Geballtes, konzentriertes und irgendwie trockensüsses, mineralisches Bouquet; Korinthen, dunkles Malz und Rauch. Geht gewaltig in die Tiefe. Im Gaumen fest, extrem konzentriert. Ein grosser, legendärer Napa mit Fleisch und Biss. Extrem langes Finish. Wow! 20/20 trinken


RIDGE: GENAUSO WIE IN ZÜRICH

Als ich meine handgekritzelten Notizen vom Tasting in Los Angeles mit meinem Eindrücken von der Degustation in Zürich vom Frühling verglich, gab es praktisch keine Unterschiede.


Also konnte ich Copy + Paste machen …


1974 Cabernet Sauvignon Monte Bello, Ridge: Wenn man den eingeschenkten Wein genau betrachtet, glaubt man es kaum. Immer noch sehr dunkel in himbeerrote Nuancen aufzeigend. Würziges, nussiges, ledriges Cabernet Bouquet. Im zweiten Ansatz Korinthen Teer und Trüffel. Die

sekundäre Terroir Süsse fasziniert und verleiht dem Nasenbild eine barocke Süsse. Konzentrierter Gaumen mit Lakritze, dunklen Rosinen und Dörrbananen. Ein gigantischer Monte Bello der zu den fraglosen Meilensteinen dieses legendären Jahrganges gehört. 20/20 trinken

SEMILLON ODER CHARDONNAY

Zum Dessert kamen kleinere Flaschen zum Zug. Sine Qua Non ist bekannt für Diversität und Geheimniskrämerei. Wer, wie ich, mehr über die die süssen Editionen erfahren will, muss ordentlich surfen für Informationen. Am wenigsten erfährt man auf der offiziellen Webseite von Eliane und Manfred Krankl. www.sinequanon.ch

Zum süssen Finale wurde der 2004 Mr. K Strawman (100% Semillon) und der 2005 Mr. K Noble Man (100% Chardonnay) serviert. Beide schmeckten, trotz unterschiedlichen Rebsorten ziemlich ähnlich. Die Süsse machts halt. Viel Malz und Rosinen mit einem Hauch Safran und Feigen, waren bei beiden im Spiel. Mir gefiel der 2005er wegen der aktiveren Säure um einen Punkt besser. (19/20).

TRIBUTE TO THOMMY DONATSCH

Eigentlich wollte der Malanser Winzer Martin Donatsch den ganzen Tripp mitmachen. Also auch die Weinreise ins Napa Valley. Doch leider verstarb sein Vater Thommy kurz vor diesem Unterfangen. Als Trost konnte er dann wenigstens am Langer-Wochenende in Los Angeles mit von der Partie sein.

An der letzten Weinbörse im Herbst ersteigerte Martin unter anderem den Château d’Yquem von Vaters Geburtsjahr 1949. Diese Flasche nahm er mit in die USA, um mit unseren Weinfreunden zu teilen. Es war ein stiller und tiefschürfender, emotioneller Akt.


THE GREAT 1964 LANGER-TASTING IN LOS ANGELES


Die Weinfreunde Europa gingen fremd. Will heissen, ausserhalb des normalen Europa-Territoriums …


Nachdem der Einladungszyklus von jedem Weinfreund durch eine persönliche Einladung an alle übrigen Weinfreunde abgeschlossen war, stellte sich die Frage, ob wir nochmals eine Runde anhängen sollen. Der Tenor war ja. Robert Langer fragte, ob allenfalls ein «kleiner Ausflug» nach Los Angeles infrage käme. Parallel entstand die Idee, dass, wenn man das in Erwägung ziehen würde, man ja auch noch gleich einen weinigen Napa-Tripp in Erwägung ziehen könnte.


Die Idee nahm früh Formen an und so trafen sich ein Teil der Weinfreunde-Gruppe erst für Winery-Besichtigungen im Sonoma- und Napa Valley. Und am Wochenende darauf flogen alle in Los Angeles.


Dort wohnen Carmen und Robert Langer, wenn diese nicht grad in München sind. Robert regelte bis vor Kurzem die Finanzen vom Disney-Konzern und liess sich heuer zu seinem 60igsten Pensionieren. Wer zurückrechnet, dass der Event im Jahr 2024 stattfand, merkt schnell, dass es sich beim entkorkten Motto um seinen Geburtsjahrgang 1964 handelte.


Da hatte sich einiges an honorigen Flaschen in seinem gut bestückten, klimatisierten Weinkeller angesammelt. Und nicht wenige davon zelebrierte das Gastgeberpaar am Samstag, 13. April im angesagten Restaurant SPAGO von Wolfgang Puck in Los Angeles.

Vorausgegangen war ein Freitagsevent, den ich in einem separaten Artikel zusammengefasst habe. Und eine grossartige Einladung an der Küste von Malibu am Samstagmittag.


So gesehen war das ein fast nicht enden-wollendes, schier lüsternes Weinwochenende der Sonderklasse. Dies mit durchwegs reifen Weinen, Raritäten, Entdeckungen und lukullischen Menu-Beilagen auf Top-Niveau. Wohl unvergesslich, wer dabei sein durfte, allenfalls Neid erweckend, wer sich als Leser hier passiv beteiligen muss. Immerhin hatte ich den Kugelschreiber und den Notizblock dabei und somit auch intensiv an meine «externen Weinfreunde» gedacht …

MAGNUM DOM PERIGNON 1964


Gabriel-Sohn Stefan Palmer war mit von der Partie und ihm gefiel der Apero-Champagner. Seine Beschreibung: «Dunkles Gelb mit orangen Reflexen. Nuss-Nougat-Bouquet mit Röstaromen und feinen Heferesten. Im Gaumen mit äussert angenehmen Perlen und delikater Säure unterwegs. Das war ein ausser-gewöhnliches Champagner-Vergnügen!»

HETEROGNE HERMITAGE


Nach 60 Jahren trennt sich die Spreu vom Weizen. Respektive es kommen unterschiedliche Stile der Vinifikationen besonders deutlich zum Vorschein. Da die erste Flasche La Chapelle für sein Alter zu hell war und deutliche Oxidationsnoten zeigte, entkorkte der Spago-Sommelier noch eine zur Verfügung stehende Back-Up Flasche. Die war dann eigentlich die dunkelste Version aller Hermitage-Weine, präsentierte sich aber leider dumpf. Somit blieben noch zwei Hermitage-Exemplare im Rennen …

Mein Favorit? 1964 Hermitage, Chapoutier: Immer noch sehr dunkel in der Farbe mit dunklem, schier undurchdringlichem Granat in der Mitte. Frisch-florales Bouquet, kalter Arabica Kaffee, schwarze Pflaumenschale, Lakritze, Sommertrüffel. Im Gaumen von fester Statur, gut im Fleisch und nachhaltig im schier rauchigen Finale. Ein grosser, genial gereifter Hermitage. 19/20 austrinken

MAGNUM-BONUS?


Hier schon, die beiden Magnums 1964 Château La Mission Haut-Brion und 1964 Château Latour waren immer noch unglaublich präsent. Beide mit 19/20 bewertet.

HONORIGES POMEROL-QUARTETT


1964 Château Lafleur, Pomerol: Extrem dunkle Farbe, fast Schwarz in der Mitte. Rauchiges, extrem tiefgründiges Bouquet, Korinthen, Teer, Lakritze, schwarze Trüffel und getrocknete Herbstpilze. Einzigartig im Duft, genial, schier unbeschreiblich. Wie von einem anderen Stern. Irgendwie steht da die Zeit still und man fühlt sich mit einem dramatischen Unikat konfrontiert. Im Gaumen fest, extrem konzentriert, immer noch vorhandene, stützende Adstringenz, nachhaltiges, dramatisches Finale. Ein mystischer Pomerol! Dieser Schluck war unvergesslich. Er stellte alle drei anderen Pomerol weit inden Schatten. 20/20 trinken


ZWEI KÖCHE UNTER SICH


Leider war ich so berauscht vom Duft der knusprigen, am Tisch tranchierten Enten, dass ich vergass Bilder zu schiessen. Inhaber Wolfgang Puck (Bild) legte persönlich Hand an und war den ganzen Abend präsent. Auch hinter den Weingläsern …

SAGENHAFTES CONTI-DUO


Es gibt so Momente im Leben eines Gabriels bei denen die Nichtselbstverständlichkeit ausgeprägt ist. Einen La Tâche und Romanée-Conti vom Jahrgang 1964 miteinander vergleichen zu dürfen und nacheinander zu geniessen, gehört zu den grössten Raritäten aller bisherigen Weinevents meines Lebens.


Ich hab e beide mit 19/20 bewertet. Mochte aber den La Tâche lieber ...

Beim näheren Betrachten vom La-Tâche-Label habe ich Bauklötze gestaunt und auch der anwesende US-Importeur von DRC-Weinen konnte sich nicht an eine solch gigantische Produktionsmenge erinnern. Vom 1964er La Tâche wurden sagenhafte 30'665 Bouteillen abgefüllt. Das ist wohl ein interner Rekord.

DER FINISH NACH DEM FINALE


Zur Honig-Nougat-Glace wurde eine zum Thema passende 1964 Riesling Beerenauslese, Rauenthaler Baiken vom Schloss Elz serviert. War ein dicker, schier klebriger Rosinenlikör.

Und als der Abend eigentlich fertig war, war er zum Glück doch noch nicht ganz fertig. Robert Langer liess einen 1874 Château d’Yquem entkorken. Mit dem Kommentar, dass ein Wein mit Endziffer «Vier» ja eigentlich ganz gut zum weinigen Thema von beiden Abenden passen würde.

874 Château d’Yquem, Sauternes: Ockerbraune Farbe. Fast verspielt wirkendes Bouquet, Kumquats, Orangenblüten, Goldmelisse. Gibt sich vielschichtig und delikat in seiner nasalen Süsse. Auch im Gaumen überzeugt dieser honorige Sauternes-Methusalem mit Eleganz, fein stützender Säure und schon fast mild anmutender Säure. Ein demütiger Schluck von dieser feminin anmutenden Yquem-Grazie. 19/20 trinken

Grosszügige Gastgeber: Carmen und Robert Langer.


Unten der YouTube-Link von diesem
unvergesslichen Tasting in Los Angeles.

https://youtu.be/9wv2FbfPFkg


Alles Weitere wie immer auf www.bxtotal.com


2001 FÜR DIE WEINFREUNDE PILATUS


Der statutenlose Verein zählt acht «Mitglieder». Jeder ist einmal dran als Gastgeber. Dann ist Mann in der Folge sieben Mal eingeladen
.


Am 18. April 2024 war ich wieder mal dran. Wieder? Ja, denn der Zyklus befindet sich bereits in der zweiten Runde.

Bekanntlich ist ja die Vorfreude die grösste Freude. Das Datum war schon lange gefixt. Für den Gastgeber beginnt zwischen der terminlichen Festlegung und dem Beginn des Events ein gedanklicher Evaluationsprozess.


Wo soll die Veranstaltung sein? Was koche ich oder lasse ich kochen? Welche Weine aus dem Privatkeller müssen dran glauben?

In solchen Fällen erstelle ich mir jeweils eine Excel-Datei und definiere einen Menu Raster. Apero? Vorspeise? Suppe? Hauptspeise?
Käse? Eigentlich ohne Fragzeichen. Käse ist immer ein guter Partner. Am liebsten vom Brett. Da kann jeder sich ein paar Scheiben abschneiden. Am Schluss dann noch ein Dessert? Oder auch nicht!


Die Weine? Da zögerte ich. Am liebsten mag ich Themen als Rahmenbedingungen? Erst favorisierte ich den Jahrgang 1998.
Am Veranstaltungstag switchte ich am Morgen auf den Jahrgang 2001. Der ist jetzt (auch) wunderschön zu geniessen und da besass ich viele Provenienzen aus verschiedenen Weinregionen. So wurde es zu einem Mix aus Wachau, Rhône, Bordeaux, Chile, Spanien, Kalifornien und Sauternes. Die Weine stellte ich am Nachmittag zusammen und knipste dieses Titelfoto (oben).

Die Zubereitung der Speisen erfolgte vor und nach dem Mittag. Ich mag es, wenn alles schon ready ist und ich nicht ständig in die Küche abrauschen muss.


Den Finish macht jeweils Karin und bringt (dem Lift sei Dank) jeweils die Speisen auf den Punkt und pünktlich in den tiefen, sonst alarmgesicherten Gabriel-Keller.

Meine Frau Karin bekam den ersten Schluck von der Magnum.


Als Revanche bat ich sie, mir eine Degustationsnotiz zu schreiben …


2001 Grüner Veltliner Loibenberg, Smaragd, Emmerich Knoll: Magnum. Dunkles Gelb mit goldenen und senfigen Reflexen, fast in Bernstein drehend. Üppige, fleischige Nase mit einem feinen Hauch von Weinbergpfirsich, Honig und Lindenblüten. Je länger man daran riecht, je mehr kommt eine unglaubliche Frische mit feinen Zitrusnoten auf. Im Gaumen widerspiegelt sich die Üppigkeit, Quitten und wiederum Honig kommen zum Vorschein, sehr extraktreich. Dann fliesst der Wein ganz breit über die Zunge und veranstaltet ein unglaubliches Säurespiel-Spektakel. «Ein Riesling muss tanzen». Dieser Grüne Veltliner macht ihm starke Konkurrenz. Der Abgang ist sehr lang und anhaltend mit einer feinen Grapefruitartigen Note. Ein absolut Out- Standing Grüner Veltliner von meinem Lieblingsweingut in der wunderschönen Wachau. 19/20 trinken – 2030

LEIDER KAPUTT


2001 Côtes du Rhône Reserve, Château de Fonsalette: Gereifte, aufhellende Farbe mit orangen und ziegelroten Reflexen. Das Bouquet ist definitive reif, es duftet nach kaltem Rindsfond, Glutamat, Dörrtomaten und leider auch Liebstöckel. Diese Nuancen zeigen somit eine gewisse Oxidation an. Im Gaumen fehlt leider die Spannung und auch hier zeigt sich dieser Wein über dem Zenit. Am Abend war das Bouquet fast kaputt. Also entschloss ich mich eine zweite Falsche zu öffnen. Die war dann etwas besser, aber weit weg von jeglicher Idealverfassung. Keine Bewertung.


In den letzten Jahren haben die Preise der Weine rund um Rayas stark angezogen. Der 2001er Fonsalette kostet aktuell so um 430 Franken. Ziemlich viel für einen kaputten Wein!

LANGLEBIGSTER BORDEAUX


Er gehört zu den Langsamentwicklern. Dafür lebt er, mit wenigen anderen Spitzen Crus, am längsten. Wer keine Geduld hat, sollte auf diesen Pauillac-Premier verzichten. Einmal entkorkt braucht er viel Luft und Zeit.


In Blindproben geht er meistens unter, denn er ist wahrlich kein Kommunikationsgenie.

Ein Latour lässt sich mit keinem anderen Wein vergleichen. Nicht in Bordeaux, aber auch in der restlichen Weinwelt nicht. Wer keine Karaffe besitzt, sollte auch keinen Latour im Keller haben.


2001 Château Latour, Pauillac: Mitteldunkles, minim trübes Purpur mit rubinem Rand. Intensives Bouquet, primär zeigt dieser Latour eine wunderschöne, tiefgründige, dunkle Cabernet-Würze an, schwarze Schokolade, Périgord Trüffel, Pumpernickel Brot und diverse Küchenkräuter. Fleischiger Gaumen, noch stützende, Reserve anzeigende Gerbstoffe vermittelnd, ausgeglichene Adstringenz. Und auch hier ist wieder diese tiefschürfende Cabernet-Würze, welche sich bis hin zum recht langen

Finale durchzieht. Aufgrund des ersten Eindruckes habe ich ihn dann dekantiert. Das war eine sehr gute Entscheidung. Irgendwie habe ich da das Gefühl, dass seine erste Genussreife noch nicht ganz erreicht ist. 19/20 trinken


Im Markt findet man ihn für ungefähr 600 Franken. Das ist, im Vergleich mit jüngeren Jahrgängen relativ günstig. Auf der Suche nach «Latour» 2001 fand ich dieses schöne Bild von einer Original-Zwölfer-Kiste. So eine besitze ich auch in meinem Keller. Nur ist meine leider nicht mehr voll …

ALLE GROSSARTIG


und jeder für sich. So macht eine Gegenüberstellung Sinn. Wenn es nicht zum Wettkampf kommt, sondern alle Land-Typizität ausstrahlen. Mein bester in der Serie: Almaviva.

GUIRAUD UND CARAMELCREME


Für André Kunz war der finale Sauternes der Wein des Abends. Nicht weil es beste Wein war, sondern weil er diesen Guiraud irgendwie vorher noch nicht auf seinem Weinradar hatte.


2001 Château Guiraud, Sauternes: Intensiv leuchtendes Goldgelb mit orangem Schimmer. Offenes Bouquet, Kumquat Schalen, Safranfäden, Mandel Biscuits, noch sehr süss (helle Rosinen) und doch kommt die Botrytis vom grossen Jahrgang durch. Voller Gaumen, cremig, üppig, die Säure mag knapp den reichen Körper zu stützen, viel Aprikosen aller Arten aufzeigend, nobelbitteres, würziges Finale.

Ein grosser Sauternes auf dem Weg zum sicheren Genusswert. In der Schweiz aktuell noch um 65 Franken zu haben. Im Ausland sogar noch günstiger. 19/20 trinken


Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel: www.bxtotal.com


VON TÖPFEN UND SCHÜSSELN


Das sind ein paar Bildern zu unserem Weinkeller-Menu.


In der blauen Schüssel befindet sich ein Crevettensalat. Die Sauce bestand auf Sauerrahm, Pink Lady Apfelstücken, Frühlingslauch, Rosenpfeffer, Dill, Meerrettich und einem Schuss Whisky. Am Mittag assen Karin und ich Pouletflügeli. Die Knochen und das restliche Fleisch verwendeten wir für eine Geflügelbrühe. Ergänzt mit klein geschnittenen Gemüse Brunoise und Stangensellerie.

Die Polenta Rustico wurde mit Milch und Bouillon angesetzt. Zehn Minuten gekocht, dann Mascarpone und reichlich Reibkäse daruntergezogen und dann acht Stunden bei 100 Grad Ober- und Unterhitze gemächlich im Ofen fertig gegart. Zwei Wochen zuvor beizte ich den Rindspfeffer mit einem 1985er Chambolle Musigny von der Domaine Volpetti ein. Als Wein knapp trinkbar, leistete er gute Arbeit für die spätere Sauce. Bevor ich das Fleisch in die gusseiserne Daubière legte, röstete ich Gemüse, Champignons und Wildsauspeck an. Nicht auf dem Bild sind die reifen Rohmilch-Käse, welche nach dem Hauptgericht und vor dem Dessert zur freien Entnahme zur Verfügung standen. 


MOUTON-ROTHSCHILD 2021
Jetzt im Handel • mit Gabriel-Etikette!


Es gibt bereits einige Anbieter von diesem Pauillac-Blend, welcher aus 89% Cabernet Sauvignon, 10% Merlot und 1% Cabernet Franc besteht. Die Bewertungen für diesen Premier Grand Cru sind generell sehr hoch: Gerstl 19/20 • James Suckling 96-97/100 • Tim Atkin 97/100 • vvWine 96-98/100.

HOHE BEWERTUNGEN VON KRITIKERN


Pirmin Bilger von der Weinhandlung Gerstl beschreibt ihn wie folgt: «Alles wirkt total fein und elegant mit enormer Strahlkraft. Ein Mouton der sehr sinnlichen Art, der tänzerisch und mit noblen floralen Aromen daherkommt. Sehr zart auch die Kräuteraromen im Hintergrund. Feiner Auftakt mit raffinierter Säure und edler Fruchtaromatik. Mit gleicher Ausprägung ist auch die Extraktsüsse, die sich perfekt und harmonisch einfügt. Ein sehr saftiger und trinkfreudiger Mouton, der zart pfeffrig und mit nobler Würze endet.»


Wer das Label vom jeweiligen Mouton-Jahrgang kreieren darf, bleibt immer lange ein Geheimnis. Nach dem Luzerner Künstler Hans Erni (Mouton 1987) ist mit René Gabriel (2004 Gründer von WINE-ART©) in der Mouton-Geschichte ein zweites Mal ein Schweizer mit von der Partie.


TREFFEN MIT BARONNIE ART-DIRECTOR


Bei einer Visite und Lunch auf Mouton-Rothschild traf Gabriel seinen langjährigen Freund und damaligen Mouton-Direktor Philippe Dhalluin. Am Tisch sass auch der Art-Director der Baronnie, Paul Murailles. Schalkhaft bemerkte Gabriel zu ihm, dass er auch gerne mal ein Mouton-Etikett kreieren würde, denn gewisse Editionen würden so ziemlich banalen Kinderzeichnungen gleichen.

Spontan antwortete Monsieur Murailles, dass er doch einfach mal ein paar Vorschläge einreichen solle. Gabriel setzte sich an den Computer und entwarf auf die Schnelle mit Power-Point einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag und schickte diesen nach Pauillac. Fast zwei Jahre später bekam er einen Brief, dass er den Zuschlag für das Etikett vom Mouton 2021 erhielt.


DIE KUNSTFORMEN IM WANDEL


Dazu Art-Director Paul Murailles: «Die Kunst ist im Wandel und wir haben beschlossen, nebst den traditionellen Bildern neu auch andere Formen zuzulassen, um auf alle Trends zu reagieren. So auch Plastiken, Bildhauerei und so wie hier; eine Grafik». Beim Gabriel-Entwurf hätte die Kombination zwischen dem Familiennamen (in rot wie Rothschild), nebst an Olympia erinnernde Farben in Kombination mit dem Fotohintergrund vom berühmten Mouton-Chais (Keller) überzeugt. Das Werk strahle Dynamik, Internationalität, Visualität und eine gewisse Drei-D-Technik aus.


Zusammen mit anderen, früheren Mouton-Original-Werken werden momentan 21 Bilder aktuell in der legendären Tate Gallery in London ausgestellt.


Gabriel ist mit Mouton-Rothschild schon Jahrzehnte eng verbunden. So fanden schon ganz viele Weinabende mit diesen Weinen in Vergangenheit statt. Im Jahr 2025 werden an zwei Wochenenden alle Jahrgänge von 1948 bis 2019 lückenlos entkorkt. Infos unter www.weingabriel.ch Events 2025


100 LITHOGRAFIEN ERHÄLTLICH


Für Mouton-Fans hat Gabriel hundert Lithografien im Forma 60 x 20 cm herstellen lassen. Diese sind ab heute erhältlich unter weingabriel@moutonlabel.ch Kosten inklusive Versand: CHF 295. Maximal eine Lithografie pro Besteller. First come – First serve! Kein Versand ins Ausland. Adresse nicht vergessen!


P.S. War ein 1. April-Scherz.


DER WERT DES WASSERS


Seit dem Jahr 1993 gibt es den offiziellen Tag des Wassers. Dieser findet jeweils am 23. März statt. Initiiert in der Agenda 21 an der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro.


Es ist eine gute Idee, darauf aufmerksam zu machen, dass Wasser nicht überall so selbstverständlich ist und wir uns dessen etwas bewusster werden sollten.


Meine Wassererinnerungen gehen auf meine Grossmutter Franziska Barmettler zurück. Als Kinder besuchten wir jeweils unser Grosi zu Fuss im Oberboden in Ennetbürgen. Nebst vielen Annehmlichkeiten wie Himbeersirup, Tee mit Guetsli, Caramel Bonbons oder Sugus, gab es auch gewisse Aufgaben zu erledigen. So dass Brennholz zu schichten, die Stiege zu wischen oder Wasser zu holen. Ja Wasser holen …


Dafür standen ein paar grössere Eimer oder Milchkesseli bereit. Die Quelle lag etwa 80 Meter entfernt. Es war ein Brunnentrog, welcher zum Stall gehörte. Das Wasser stellten wir dann, nach dem Rückmarsch, in der Küche ab. Er wurde für die Wäsche, das Kochen und für Körperreinigung benützt. Mein Vater erzählte mir oft, dass die Waschschüssel in seinem Zimmer oft einfrort.

Nach vielen Jahren wurde eine Wasserleitung gelegt und einen Wasserhahn installiert. So entstand die einzige Zufuhr für das ganze Haus. Immerhin! Die Grossmutter, jetzt schon in betagtem Alter, war überglücklich. Doch der Hahn tropfte. Nicht fest, aber doch minim. Das Grosi stellte eine Blechschüssel darunter und bemerkte zuweilen, dass es manchmal über Nacht bis zu zwei Liter ergäbe. Nichts wurde da verschüttet. Das Wasser war wertvoll und in dieser Zeit alles andere als selbstverständlich.


Das ist es auch heute immer noch nicht. Leider. Weltweit haben 785 Mio. Menschen keinen Zugang zu einer Grundversorgung mit Trinkwasser, rund 2,3 Mrd. keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Der grösste Teil dieser Menschen lebt in Sub-Sahara Afrika sowie im südlichen Asien.


Wasserpionier ist die Firma Nestle. Unter vielen anderen Marken besitzt dieser mondiale Konzern die Firmen San Pellegrino, Vittel, Acqua Panna, Perrier und Nestlé Pure Life. Das ist aber nur die Spitze des Wasserberges. In der pakistanischen Region Sheikhupura kontrolliert Nestlé 680`000 Brunnen. Ähnliche Unterfangen gibt es weltweit. Früh eingefädelt und jetzt in Weltherrschaft kommerzialisiert. Wasser ist Macht! Nicht immer Gentlemans like und oft nicht nur an den Grenzen der Legalität. Aber wer will schon gegen einen Riesenkonzern vor Gericht gehen. Machen Sie sich doch selbst ein paar Gedanken dazu und schauen ein paar Filme dazu auf Youtoube an. Der Begriffe «Nestle Wasser» liefern da ein paar sehr nachdenkliche Editionen. 


In unseren Gefilden muss man zwar für das Wasser bezahlen, aber es bleibt immer noch absolut erschwinglich. Man kann nicht durch kochen und duschen damit, sondern auch die Badewanne füllen oder gar einen Swimming Pool.


Früher wurde das Verdikt «Jemanden das Wasser abgraben» zuweilen mit der Todesstrafe geahndet. Heute kann man Jeder Geld verdienen mit Wasser. Dies in Form einer Dividende, wenn man Nestlé-Aktien besitzt …   


EIN GROSSER SCHWEIZER WEINPIONIER SAGT ADIEU!


Sein Sohn Martin überbrachte mir am Montagmorgen die Hiobsbotschaft und musste sich notgedrungen für den just geplanten Napa-Trip ausklinken. Sein Vater sei am Sonntag aufgestellt und strahlend von den Ferien im Tirol nach Hause zurückgekehrt. Sie hätten noch ein Glas Wein zusammen getrunken, dann sei er ins Bett gegangen. Den aufkommenden Morgen vom anderen Tag erlebte Thomas Donatsch leider nicht mehr …


In seiner Erinnerung trank ich am Abend seines Todes einen Donatsch Wein. Ich wollte ihm nahe sein. Ganz fest an ihn denken. Ihm Danke sagen für unglaublich viele Begegnungen, wunderbare Stunden, intensive Momente.
Der Wein war zwar gut. Aber leider war die aufkommende Traurigkeit weit grösser als der Pinot im Glas. Der falsche Moment. Der falsche Zeitpunkt. Aber immerhin gut gemeint. 


Auch wenn wir uns nicht oft sahen, war es eine grossartige, immer wieder spontane, sehr intensive Freundschaft, welche wir gemeinsam erleben durften. Uns verband so unglaublich viel. Besonders die Weinliebe zu Frankreich. Da hatte er viel Erfahrungen gesammelt aus meiner Zeit, aber auch von noch früher. Er kannte im Burgund jede Lage und die allerbesten Winzer persönlich. Auch in Gesprächen über Bordeaux Wein verblüffte er mich immer wieder in seiner Erfahrungstiefe. Man konnte bei ihm einfach auf einen Diskussionsknopf drücken und schon sprudelte es an tiefgründigen Informationen und schönen Erlebnissen aller Art.

Wir trafen uns auch an externen Veranstaltungen. Thomy war – im Gegensatz zu nicht wenigen anderen Bündner Winzern – nie introvertiert. Offen für alles, was in der Weinwelt geschah. So gesehen besass er einen unglaublichen Weininteresseradius. Mit Aura-Potenzial!


Die meisten Begegnungen fanden «sur place» statt. Also auf dem Weingut im Keller und vor allem im Ochsen. Meistens sassen wir am Stammtisch auf dem «Ofebänkli». Und ebenso meistens bin ich da nicht ganz unschuldig verhockt. Mit Stolz zeigte er jeweils die jungen Weine, welche in der Ägide von Martin entstanden sind. Mehr als rechtzeitig übergab er schon vor Jahren den Stab der Winzerverantwortung auf seinen Sohn. Und begleitete ihn drucklos in der Folge mit seiner gigantischen Erfahrung in der Start- und Folgephase. Das hat mich sehr beeindruckt und zeigte seine stets geschätzte Grosszügigkeit und seine pragmatische, langfristige Denkweise. Und wenn dann die Jungweine genügend gelobt waren, dann kamen die Weine aus seiner Epoche auf den Tisch. Dabei wunderte ich mich immer wieder, wie gut diese reifen Tropfen mundeten und immer noch omnipräsent waren. Als unverbesserlicher Fan von Pinot Noir verblüffte mich die Donatsch-Art der geschmacklichen Verbindung von Bündner Herrschaft, vermischt mit erstaunlichem Burgunderakzent seiner Weine. Da war er – wie auch bei anderen Rebsorten – ein visionärer, helvetischer Pionier.


Im Alter von 75 Jahren ist Thomas Donatsch am Montag, 25. März 2024 verstorben. Zu kurz von der generellen Männer-Lebenserwartung her. Und doch irgendwie lange genug in der bewussten, bemerkenswerten Art, wie Thomy geleibt und vorgelebt hat.


Die alte Sternengasse noch. Der alte Ochsen noch. Mein alter Freund aber ist nicht mehr …


Foto: Falstaff


BURGUNDER UND PINOT NOIR


Viele Pinot Noirs sind keine Burgunder. Aber jeder Burgunder ist ein Pinot Noir. Stimmt das? Eigentlich nicht. Früher nicht und auch heute nicht.


Es könnte also durchaus sein, dass an unserer grossen Pinot-Noir-Parade mit einer Jahrgangsspannweite von 1912 bis 2021auch ein paar «alte Kaliber» dabei gewesen waren. Damit meine ich nicht den Jahrgang generell, sondern die damalige Machart. Es war nämlich früher opportun, dass Burgunderweine bis vor rund 60 Jahren ab und zu mit Weinen aus dem Rhônetal verschnitten wurden. Die feine Variante war die Zugabe von etwas Châteauneuf-du-Pape oder reinem Grenache. Sollte der finale Wein etwas kräftiger ausfallen, so verwendete man im Blend etwas Hermitage. Daraus resultierte der Begriff: «Ce vin était hermitagé». Besonders grosse, bekannte Handelshäuser waren bekannt dafür, dass man den oft schlanken Burgunder-Grundweinen etwas nachhalf.

Warum sind heutige Burgunder nicht reine Pinots? Es gibt da eine Sonderkategorie. Früher war es Gang und gäbe, dass Burgunder Winzer als untersten Rotwein einen «Passetoutgrain» produzierten. Da wurde schon hauptsächlich Pinot-Noir verwendet, diesen aber mit Gamay ergänzt.


Prominent waren solche Weine in den 1980er und 1990er Jahren. Da lag die jährliche Produktion bis zu 100'000 Hektoliter. Heute sind als Passetoutgrains (deutsch; alle Körner durchlaufen) rar geworden. Aber es gibt sie noch …


Warum ich diese Abhandlung rund um den Pinot-Noir als Einleitung niederschreibe? Am Event der Eschenbacher Weinwanderer vom 4. März 2024 gab es Pinot Noir in allen Facetten. Von den Jahrgängen her, von der Klassierung und von der Herkunft. Den Löwenanteil bestritt das Burgund mit einer Präferenz zu Weinen aus der Côte de Nuits. Ergänzt mit Flaschen aus den Bündner Herrschaft. Mit drei Prachtexemplaren aus Amerika und einem reifen, raren Wein aus Australien.


Doch bevor es zu Tisch ging, war «Leichtwandern» angesagt. Das hat Tradition. Es gäbe auch einen Vita Parcours im Eschenbacher Wald. Der heisst «Höchweid», ist 3.5 Kilometer lang und wäre, gemäss Informationen in 52 Minuten zu machen. Wir hatten gleich lang, aber ohne sportlichen Einsatz. Einfach laufen und sich vorfreuen auf «Burgund & Co.». Um 18.00 Uhr war es dann so weit! Im «Clublokal» W1!

TATASCIORE: PHANTOM-PINOTS

Bei den Weinen von Jacques Tatasciore ist es nicht mal eine Frage des Geldes, obwohl diese Flacons auch schon recht teuer bezahlt werden. In erster Linie sind diese erstmal superrar. Die meisten Handelspreis liegen knapp unter 500 Franken. Heisst; man findet kaum welche. Ich dufte ihn mal besuchen. Er ist kein «Schnorri» und wenn er dann mal spricht, dann spricht er leise und erst noch nach innen. Aber am liebsten spricht er eigentlich gar nicht!


Leider hatte ich vergessen die Flasche zu fotografieren. Also musste ich für dieses Foto in meinem Keller wandern.

2014 Neuchâtel Pinot Noir Les Margiles, Domaine de la Rochette, Jacques Tatasciore: A.K. Dichtes, feines, elegantes, frisches, burgundisches Bouquet, Datteln, Thuja, Walderdbeeren, Thymian. Eleganter, dichtverwobener, ausgewogener, frischer Gaumen mit dichter, seidener, zart kerniger Struktur, kräftiger, frischer Aromatik, langer, feiner Abgang mit süssen Rückaromen. 19/20 trinken – 2040

RICHEBOURG OHNE ANDRÉ


Es ist nicht so, dass André nicht mitgetrunken hätte. Musste er ja auch, denn er war für diese Verkostungsnotizen und Bewertungen verantwortlich. Als ich nach der Flasche griff, um ein Gruppenbild zu knipsen befand sich sein Kopf grad hinter der Bouteille. Ist aber nicht schlimm, denn er behauptet von sich, dass er nicht besonders fotogen sei. Wo er recht hat, da hat er recht.


Hinten im Backofen schmort das Hauptgericht seiner Vollendung entgegen. Wir tranken übrigens die Flasche Nr. 705. Produziert wurden insgesamt 11'856 Flaschen. Ein einziger Händler in der Schweiz bietet eine Flasche für rund 3000 Franken an. Macht, rein hypothetisch für die Gesamternte einen heutigen Verkaufswert von 35 Millionen Franken. 


1958 Richebourg Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti: A.K. Seidenes, feingliedriges, gut gewürztes Bouquet, Malz, Erdbeeren, frische Erde. Fein kerniger, aromatischer Gaumen mit guter Aromatik, klassischer Struktur, herrliche Stielwürz-Terroir-Nuancen, leichter Abgang. 18/20 austrinken

THE WINE OF THE EVENING


Dieser Wein wurde blind eingeschenkt und wir durften rätseln. Ich kam zwar auf Heitz-Aromen im artverwandten Sinne, aber dass Joe Heitz in seinen Anfängen auch Pinot herstellte, wusste ich nicht. Das war eine absolute Rarität. Bei mir hätte er noch einen Punkt mehr als beim André bekommen. Allein schon wegen den Emotionen welche diese extreme Rarität bei mir auslöste.


1968 Pinot Noir Napa Valley, Heitz Cellars: A.K. Kräftiges, süsses, würziges Bouquet, Kirschen, Himbeeren, zart Eukalyptus, zart Pflaumen. Kräftiger, feiner Gaumen mit süsser, kräftiger Aromatik, feinem Tannin, dichter, samtener Struktur, langer, würziger, aromatischer Abgang. 18/20 trinken

Im Herbst wurde dieser Chambertin geerntet und im Frühling sank die Titanic. Als wir diesen 1912er verkosteten erinnerte sich jemand an diese Schiffstragödie. Die Titanic wurde bei ihrem Stapellauf nicht wie oft üblich mit Hilfe einer Champagnerflasche getauft, sondern mit Salutschüssen.


1912 Chambertin Grand Cru, Domaine Chanson Père & Fils: A. K. Feinherbes, zartes Bouquet, Pflaumenresten, fein Unterholz. Klassischer, gut kerniger Gaumen mit zarter Struktur, würziger Aromatik, feiner Abgang. 17/20 austrinken

P.S. Das Füllniveau war besser, das Foto zeigt die Flasche nach dem Doppeldekantieren.

KOCH AU VIN


Es war kein Coq, sondern mehrere Hühner. Dafür gab es Wein für den Koch. Eine Flasche 1985 Chambolle-Musigny für die Sauce. Und etwas Wachauer Smaragd für den Koch während den Vorbereitungen.


Poulet-Oberschenkel (mit oder ohne Knochen) am Vortag marinieren. Marinade; Gewürze, Salz, Pfeffer, Frühlingsrollensauce pikant, Senf, Olivenöl.


Dann in die Backform. Kleine Zwiebeln anbraten, Karotten anbraten, halbierte Kartoffeln anbraten, halbierte Champignons anbraten. Stangensellerie in kleine Stücke schneiden, etwas Cherry Tomaten dazu geben.


Dann ein Päckli Ochsenschwanzsuppe (faule Variante) gebunden mit halb Wasser und halb Rotwein anrühren und dazu geben. Die Pouletstücke drauflegen und ca. eine Stunde im Ofen bei 170 Grad brutzeln.

1992 Fläscher Blauburgunder Strohwein Gantenbein, Martha & Daniel Gantenbein, Fläsch: 3/8 Flasche Samtenes, dichtes, komplexes Bouquet, Pflaumen, Himbeergeist, Lakritze, Himbeerkernen, Kräuter. Cremiger, voller, dichter Gaumen mit guter Süsse, eleganter Struktur, vielfältiger, kräftiger Aromatik, langer, üppiger Abgang. André: 19/20 trinken (Jürgs Wertung 20/20).


Gantenbein im 10 vor 10

Am 24. November 1995 wurde der Strohwein von Gantenbein in der Nachrichtensendung 10 vor 10 vorgestellt. Am anderen Tag wurden ein paar wenige Schöppli an der Auktion der Weinbörse im Nova Park zu Furore machenden Preisen versteigert. Gabriel war Gast-Auktionator der Weinbörse. Daniel und Martha waren damals noch «etwas» jünger.  Sendung 10vor10

BORDEAUX 2004: DUCLOT & CO.


Skælskør Vinhandel in Kopenhagen hat gemäss winesearcher.com noch eine! Sonst niemand mehr in Europa. Kostenpunkt für diese Jahrgangskiste, Jahrgang 2004, Collection Duclot: 7672 Franken. Darin befinden sich folgende neun Bordeaux-Flaschen: Mouton, Lafite, Latour, Haut-Brion, La Mission, Margaux, Pétrus, Cheval-Blanc und d’Yquem.

 
Für unseren exklusiven Wein-Event vom 1. März 2024 im Strandhotel Bélvèdere in Spiez hatte ich noch aufgerundet mit: Le Pin, Cos d’Estournel, Léoville Las-Cases und Pape-Clément. Zum Yquem stellte ich noch einen de Fargues und Coutet.


Damit ganz sicher genügend Wein vorhanden war, stellte ich noch eine Imperiale vom Montrose zur Seite. Auch der Apero war 20jährig. Zu Beginn servierten wir den Prestige-Pommery Cuvée Louise 2004. 


Bereits zwei Wochen vor dem Event stellte ich die Flaschen im Weinkeller auf den schweren Eichentisch. Dies, damit das Depot in aller Ruhe nach unten sichern konnte. Das ist dann einfacher zum Dekantieren. Auch diesen Vorgang bewerkstelligte ich zu Hause.
Nach dem Entkapseln und Entkorken goss ich den Inhalt vorsichtig in eine Karaffe. Dann separierte ich das Depot in einem hohen Glas zum Sedimentieren. Darauf wusch ich die Originalflasche mit Wasser aus und dekantierte den Wein zurück. Ein paar Minuten später «dekantierte» ich den flüssigen Teil vom Depot ebenfalls in die Flasche zurück. Dann setzte ich eine Plastikkapsel auf. So waren die Flaschen am Abend «ready to taste»!


Der grosse Gabriel-PDF-Bericht:  www.bxtotal.com

TOP TRIO - ICH WÜRDE LAS-CASES KAUFEN


2004 Château Léoville Las Cases, Saint-Julien: Dunkles, leicht mattes Weinrot. Noch fast keine Reifereflexe anzeigend. Geniales, ansprechendes, leicht süsslich wirkendes Bouquet, Kirschen, Cassis, Red-Currant und zartes Vanillin im Hintergrund. Auch ein floraler Touch in Form einer Nuance Flieder ist da mit dabei. Wirkt noch sehr frisch. Dichter, feinfleischiger Gaumen, noch minim aufrauhende Textur, hoch aromatisches Finale. Dieser fantastische Las-Cases vereint seinen eigenen Charakter mit der Typizität des Jahrgangs 2004. Also ist das ein richtiger Klassiker! Er kostet als 20jähriger Wein im Markt weniger als die jungen Jahrgänge. Mit rund 200 Franken gibt es da Angebote. Das ist günstig. 19/20 trinken

SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND


Die drei Pauillac-Premiers stiegen gemeinsam ins Rennen. Und wenn es Vergleiche gibt, so stellt man diese halt an. Jeder auf seine Art und Weise. Vom Marktwert her gibt es relativ grosse Preisunterschiede: Mouton-Rothschild (CHF 460). Latour (CHF 520) Lafite-Rothschild (CHF 580). Und wie fällt die Differenzierung auf Gabriel’sche Art aus?


Mouton hat die grösste und schwerste Flasche. Der Latour trägt in sich den längsten Korken. Und Lafite scheint mir der Beste zu sein!

Die Weine der Duclot-Probe degustierte ich, kurz vor dem Dekantieren, am Morgen in meinem Büro.


Spontan postete ich das Foto mit den drei finalen Rotweinflaschen.


Dieser Facebook-Einsatz wurde belohnt. Nach drei Tagen hatte ich da 208 Likes und 13'435 Besucher schauten sich den Post an.

ESSWEIN STATT TISCHWEN


Normalerweise stellte ich bei solchen Weinproben noch eine grosszügige Ration von einem süffigen Begleitwein an.


Diesmal war es der härteste Kandidat im grossen 2004er Bordeaux-Reigen. Hat also somit gut als Essbegleitung gepasst …


2004 Château Montrose, Saint-Estèphe: Imperial: Sattes, dunkles Purpur mit immer noch minimen Nuancen von bläulichem Lila. Klassisches, tiefgründiges Médoc-Bouquet, Erd-Eisenton, Bakelit, tintige Spuren, mineralischer Touch, Backpflaumen, Brazil Tabak und zerdrückte Szechuan Pfefferkörner.

Ani sich wenig kommunikativ und nur aus der stoischen Tiefe heraus mit dem Betrachter korrespondierend. Strahlt ähnliche Terroir-Konturen wie der Latour 2004 aus. Das kann ich einschätzen, weil ich diesen rund eine Stunde zuvor verkostete. Im Gaumen gibt er sich streng, muskulös und somit auch asketisch. Er zeigt dabei mindestens so viele «Cabernet-Knochen» wie Weinfleisch. Ein charaktervoller, geduldiger Montrose der zu den langlebigsten Weinen des Jahrgangs gehört. Aber das ist bei diesem Cru schon fast die Norm. Jedenfalls war es so, wenn noch die alte Besitzerfamilie Charmolüe draufstand. Das war beim Jahrgang 2006 das letzte Mal der Fall. Vielleicht profifiert diese Imperial insofern, dass er sich momentan etwas weniger verschlossen wie die Normalflaschen zeigt. Ein paar Tage zuvor hatte ich den Montrose 2000 im Glas. Der bestand aus Tannin. Tannin. Und nochmals Tannin. Gerbstoffe sind auch bei diesem 2000er kein Mangel. Aber da bin ich mir sicher, dass aus der kommenden Evolution etwas wird. Etwas Grosses! 19/20 beginnen

36'000 FLASCHEN ZU 16 FRANKEN


Während meiner Mövenpick Zeit verkostete ich praktisch immer alle Cru Bourgeois.
Die wurden jeweils separat in einem stets wechselnden Weingut präsentiert und nur wenige der bekannten Verkoster wagten sich in die Lokalitäten mit den fast 200 verschiedenen Fassproben. Einer war immer anwesend. Jedes Jahr. Das war der René Gabriel. Aus diesem Verkostungs-Marathon selektionierte ich jeweils einen Wein als «Best-Value». Und kaufte davon die grösste Menge vom ganzen Primeur. Beim 2004er Mayne Lalande waren es 36'000 Flaschen, welche wir in allen Formaten vom «37cl-Schöppli» bis zur 18-litrigen Melchior anboten. 

2004 Château Mayne-Lalande, Listrac: Noch immer sehr dunkles Granat, im Innern minime Reifetöne aufzeigend. Das Bouquet duftet nach schwarzen Kirschen, nach Kräutern und nach mineralisch-tintigen, zart rauchigen Nuancen. Im zweiten Ansatz; frisch zerdrückte Pfefferkörner. Im Gaumen feinfleischig, gut stützende Säure, auch noch gut verarbeitete Gerbstoffe anzeigend, dunkelaromatisches langes Finale. Wunderbar gereift und zeigt in dieser Phase die typischen, leicht kantigen Listrac-Konturen. Ohne Eile in den nächsten Jahren geniessen. 17/20 trinken


Einen Tag vor der grossen 2004er Probe zu Hause getrunken und dabei ganz fest an meinen leider verstorbenen Winzerfreund und ehemaliger Besitzer von Mayne-Lalande, Bernard Lartigue, (Bild) gedacht. Heute leitet seine Tochter, Alice-Jeanne, das Weingut.


LYNCH-BAGES IM BELVEDERE SPIEZ

 
Ein Fan von Château Lynch-Bages zu sein ist nicht die dümmste Version von einer ausgeprägten Liebe zu Bordeauxweinen. Man erlebt erstens absolute Spitzenklasse. Und zweitens einen immensen Genuss. Und man wird (drittens) dabei nicht ruiniert.


Lynch-Bages gehört zu den besten Values unter den Top-Bordeaux. Selbst die neuesten Jahrgänge liegen zwischen erschwinglichen 100 bis 150 Franken. Je älter ein Lynch wird, desto beliebter und teurer wird er. Das ist somit auch eine garantierte Genuss-Investition. Warum das so ist? Der Lynch wird entkorkt und nicht gesammelt Und so erleben ganz viele Bordeaux-Fans bei Einladungen oder auch Verkostungen, wie gut sich dieser im 1855-Klassement als Cinquième Cru (fünftes Gewächs) eingestufte Gewächs im Glas zeigt. Und das macht Sucht auf reife Jahrgänge. Und weil dieser sehr beliebte Pauillac-Cru oft getrunken wird, wird er sich mit zunehmenden Alter entsprechend rarer. Somit steigt, das ist eine einfache nachvollziehbare Erklärung, auch sein Marktwert. Meine aktuell spannendsten und trinkreifen 20/20-Lynch-Jahrgänge sind 2009 und 2000. Auch die sind etwas teurer geworden in den letzten Jahren.


Im Vergleich zu ähnlichen zu bewertenden Deuxièmes oder gar Premiers, brauchen diese aber gar keinen Vergleich zu scheuen.

Grad Ende 2024 Februar hatte ich beispielsweise den phänomenalen 2000er bei einer Best-of-Best-Blindprobe in Zürich im Glas. Und – er kam gegenüber der jetzt grad niedergeschriebenen Gabriel-Vergleichsthese mindestens so gut weg wie viele seiner teureren Bordeaux-Konkurrenten. Und schmeckte mir zum Teil sogar besser als gewisse Premiers vom Jahrgang 2000.

Also war für den am 2. März 2024 geplanten Spiezer-Abend mit dem Titel «Das Beste von Lynch-Bages» schon im Vorfeld eine grosse, sichere Genussgarantie vorhanden.


Mehr als 30 Bordeauxfreunde hatten sich für diesen längst ausgebuchten Event eingeschrieben und so traf man sich schon recht motiviert, mit einer gewissen Erwartungshaltung, zum Apero.


Die Weine bereiteten wir am Nachmittag im gut bestücken Belvedere-Weinkeller vor. Es lohnt sich also die Weinkarte des Hauses bei einem Besuch genau zu studieren.


Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel: www.bxtotal.com

HOBBY-SOMMELIER


Stefan Sandulescu, geboren im schwierigen Jahrgang 1993, (Bild) ist angehender Winzer und war aus Nürnberg angereist.


Er nahm schon am Vorabend beim Tasting Bordeaux 2004 Duclot & Co. teil. Falls ich am Samstag Hilfe brauchen könne, wäre er gerne bereit mir unter die Arme zu greifen.


Spontan stellte ich ihn als «Hilfs-Sommelier» ein und deshalb arbeiteten wir am Samstag-Nachmittag zusammen im Weinkeller.


Das ermöglichte mir, die Weine gleich auch dort zu verkosten und Probe-Notizen zu schreiben.

BLIEB BEIM WEISSEN MICHEL LYNCH


Meine Karin probierte zwar alle roten Lynch-Bages und genehmigte sich ab und zu einen kleinen Schluck, blieb aber beim süffigen, weissen Apero-Wein. Zum Glück für mich …

SIND SIE AUCH ALTWEINGENIESSER?


Etwas für Altweingeniesser. Manchmal habe ich das Gefühl, dass «wir» aussterben. Aber viele Gäste erfreuten sich am reifen 1966er!


1966 Château Lynch-Bages, Pauillac: Rostiges Braun, mittlere Transparenz. Das Bouquet wäre in einer Blindprobe relativ einfach zu erraten. Es duftet nach Pferdestall, Leder, Jod (das gibt im medizinalen Touch), Tornister, Tabak, Sommertrüffel und viel Korinthen. Letztere verleihen dem Nasenbild eine trocken-süsse Nuance. Im Gaumen ist er minim überreif, zeigt muskulöse Textur, also

irgendwie mehr Knochen wie Fleisch als mögliche Deklaration. Das Finale vermittelt wieder viel Ledertöne und auch getrocknete Baumnussschalen, sowie Ratafia-Likör. Er ist immer fast noch genau so, wie ich diesen Wein schon früher immer wieder erlebt habe. Trotz seinen 58 (!) Jahren ist er noch wunderschön zu geniessen. Vor allem als unverbesserlicher Altweinliebhaber. Da gehöre ich definitiv dazu. 19/20 austrinken

DES DIREKTORS GEBURTSJAHR


Seit mehr als 13 Jahren leitet Bruno Affentranger (Bild) das Belvedere Spiez. An der grossen Vertikale war auch sein Geburts-jahr 1983 als Magnum mit von der Partie.


1983 Château Lynch-Bages, Pauillac: Bräunlich-rostiges Restweinrot, insgesamt relativ hell. Unglaublich süss-kräutriges Bouquet, es duftet irgendwie nach möglichem Cabernet-Likör (wenn es das gäbe). Dann viele, dunkle Dörrfrüchte, Kardamom und Aromen von Guinness-Bier-Malz, extrem weit ausladend. Vielleicht eher an einen grossen Rhône-Wein (Châteauneuf-du-Pape) erinnernd

durch seine «heissen» Aromen-Eindrücke. Im Gaumen geht es mit dieser umwerfenden Pauillac-Süsse weiter, weit ausladend, Teer, Backpflaumen, dunkle Rosinen und Aromen von Vanillemark und Birnenweggenfüllung, sowie Black Currant Pastillen. Ein gigantisch-eleganter Lynch-Bages, welcher aus dieser Magnum diese Behauptung noch viel mehr dokumentiert. Dieses Erlebnis hat mich fast umgehauen. Atypisch – aber doch fraglos legendär. 20/20 trinken

1989 Château Lynch-Bages, Pauillac: Magnum. Deutlich aufhellendes Weinrot, zeigt dabei eine jahrgangstypische Reife in Form von ziegelroten Reflexen am Rand an. Heisses Bouquet, es duftet nach Teer, Rosinen, hellem Malz und Pumpernickel Brot. Es sind auch noch schwarze Fruchtresten vorhanden; Brombeeren, Dörrpflaumen und Lakritze. Grosse, warme Terroir-Klassik. Füllig-cremiger Gaumen, weiche Tannine, viel Schmelz und eine noble Cabernet-Würz-Stiel-Bitterkeit auf der Zunge anzeigend. Endet mit druckvollem, beeindruckendem Finale. Trotz Riesenspass zeigt er auch Grösse. Dabei kann man nicht mal unbedingt von einem Magnum-Bonus sprechen, denn auch die 75cl-Flaschen sind aktuell absolut sensationell. 19/20 trinken


P.S. Als frisch gebackener Weineinkäufer von Mövenpick erwarb ich damals 14'400 Flaschen Lynch 1989 zu 143 Franc Français. Ca. CHF 35 

HOCHZEITSWEIN: LYNCH-BAGES


Vier Flaschen-Formate an einem Tag. Als Hochzeitswein zelebrierten Corinne und Stefan Huwiler den Château Lynch-Bages 1998. Zum Anfangen wurde eine Doppelmagnum entkorkt. Die reichte nicht aus. So entkorkten die Gastgeber auch noch eine mitgebrachte Magnum. Die war auch schnell ausgetrunken. Also musste auch noch die Normalflaschen-Reserve dran glauben. Zu Hause angekommen vermeldete die frisch gebackene Ehefrau Corinne noch «etwas Lust» auf Rotwein. Also holte der grosszügige Bräutigam Stefan noch ein Halbeli aus dem Keller. Auch Lynch 1998!

80 JAHRGÄNGE AUF BXTOTAL.COM


Wie bei vielen anderen Weingütern auch, findet sich auf meinem Portal bxtotal.com eine reiche Ausbeute von Beschreibrungen und Bewertungen. Von Château Lynch-Bages sind genau 80 Jahrgänge aufgelistet. Der älteste ist der Jahrgang 1928. Das älteste CH-Angebot im Netz: 1943, zu 557 Franken. Die ältesten Lynch-Flaschen weltweit; 1934. Also sind hoch gereifte Weine von diesem Cru sehr rar.

2009 Château Lynch-Bages, Pauillac: Sehr dunkles, in der Mitte fast schwarzes Granat. Gigantisch würziges und bombig-fruchtiges Bouquet, vollgespickt mit schwarzen Beeren und viel Pflaumentönen, tolle Cabernet-Lakritze-Würze mit schwarzem Pfeffermehl unterlegt, schier rauchig im tiefen Untergrund. Er wirkt zwar immer noch sehr jung, ist aber trotzdem sehr kommunikationsbereit. Im Gaumen herrscht die Plenitude, also eine maximale Fülle, cremige Tannine, gebündeltes, schier dick anmutendes Finale. Da stimmt alles. Er steht in den Startlöchern für eine über Dekaden garantierte Genussphase. Pauillac zum Ausflippen!!! 20/20 beginnen

JUNGER, SAUFIGER TISCHWEIN


Darf man «saufig» schreiben? Gehört sich das? Viele Bordeaux 2019 kommen mir ähnlich vor, wie gewisse 1982er in deren allerersten Fruchtphase. Auf alle Fälle kam der Zweitwein Echo de Lynch Bages derartig gut an, dass ein volles Dutzend «vernichtet» wurde.


2019 Echo de Lynch-Bages, Pauillac: Dunkles Rubin mit lila Reflexen. Wuchtiges, sanft tintig-pflaumiges Bouquet, zeigt dabei würzig-florale, an Veilchen und Cassis erinnernde Nuancen und gibt sich – trotz seiner Jugend – recht kommunikativ. Sehr ansprechend mit dem Fact, dass er ziemlich

deutlich einen jungfruchtigen, tollen Bordeaux reflektiert. Saftiger, hoch aromatischer Gaumen mit angenehm begleitenden Tanninen, recht intensiver Ausklang. Er wird wohl noch minim zulegen, bereitet aber heute schon enorm viel Spass. Zeigt auch auf, dass ganz viele 2019er aktuell keine «Entkorkungs-Totsünden» sind. 17/20 beginnen

SAUTERNES ALS FINALE


Eigentlich hatte ich bei meinem Raster keine Süssspeise vorgesehen. Als mir das Menu vom Küchenchef vorgeschlagen wurde, erblickte ich eine finale Kombination von Schokolade und Himbeeren. Also suchte ich in meinem Inventar nach einem passenden Sauternes. Wenn ich wählen kann, dann serviere ich gerne einen reifen Süsswein. Gesucht und gefunden.
 
Der 1989 Château Suduiraut zeigt eine recht goldene Farbe mit orangen Reflexen. Die Nase ist reich, schwer-süss und gibt sich voluminös.

Man findet einen Hauch von Aprikosen-marmelade, Quittengelee und würzigem Curcuma. Im Gaumen reich, obercremig mit gebündeltem, schier dick anmutendem Finale. Die volle Ladung eines wunderbar gereiften Sauternes, den man ohne Eile noch über Dekaden geniessen kann. 18/20 trinken


BORDEAUX 2000  NAPA 2001


Ein absolut gigantisches Tasting fand am letzten Samstag des Monats Februar 2024 in Zürich statt. Man könnte diesen unikaten Event erklärenderweise «THE ZUERICH-TASTING» nennen. Denn jedes Mal, wenn verschiedene Weinregionen kämpferisch aufeinandertreffen, dann resultiert eine ähnlich finale Deklarationen. Im Lead aller historischen Ereignisse dieser Art ist nach wie vor das «PARIS-TASTING». Da organisierte der Engländer Steven Spurrier eine Blindprobe mit französischen Weinen gegen Kalifornier. Zur Verblüffung der Weinwelt gewannen nicht die Franzosen. Mittlerweile haben Folge-Veranstaltungen die Tradition, dass sich dieses Resultat von ähnlich gegliederten Degustationen immer wieder exakt so wiederholt. Der Beweis für diese These wird in diesem Bericht geliefert!


Der 15 Seiten Analyse- und Tastingbericht von René Gabriel: www.bxtotal.com


AM ANFANG WAR EINE IDEE


«Wir könnten doch mal eine Verkostung machen, bei dem die Qualitätsvorgaben gleich hoch sind und halt zwei verschiedene Jahrgänge nehmen. So zum Beispiel Napa 2001 und Bordeaux 2000.» Das war eine Idee, welche bei einem früheren Schwander-Tasting von Takis (links) und Sven (rechts) entstand. Baschi nahm die kreativen Gedanken auf und schrieb seine besten Weinfreunde an. Mit der Bitte um «Flaschenideen» aus den jeweiligen Privatkellern. Die grossartigen Angebote kamen spontan und schnell wurde ein Datum gefunden. Das Zürich-Tasting stand!

ZWEI PESSAC-BEAUTYS


In jeder Serie wurden jeweils drei Bordeaux mit drei kalifornischen Weinen vermischt. Nebst dem zaghaften Ducru-Beaucaillou traten Pape Clément und Haut-Brion im ersten «Weinrennen» an. Den Pape würde ich nachkaufen, wenn ich nicht schon rechtzeitig zu 110 Franken gebunkert hätte. In der Schweiz sind Angebote teuer. In Europa gäbe es noch einige Offerten unter 200 Franken. 

2000 Château Pape Clément, Pessac-Léognan: Sattes Purpur, in der Mitte sehr dicht, am Rand mit rubinem Schimmer. Intensives, dichtes, pfeffriges Bouquet, exotische Hölzer, Kokosraspel und Himbeeren. Fast etwas zu Kopf steigend mit seinem Druck. Im Gaumen stoffig. Er kommt daher wie eine Essenz, die Frucht ist deutlich rotbeerig mit

bläulichen Fruchtakzenten. Da ist alles drin, respektive fast zu viel. Erstaunlich, dass dieser Wein in den 20 Jahren Flaschenreife noch so jung daherkommt. Er scheint erst am zaghaften Beginn einer langen Genussreife zu sein. An diesem Tasting unter den Grössten und einer der Günstigsten. Nachkaufen! 19/20 beginnen


2000 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan: Dunkles Purpur, gegen aussen zeigt er eine erste Reife mit sanft ziegelrotem Schimmer. Erdiges, klassisches Bouquet, sanfte Trüffelnuancen, Schokonuancen, Korinthen, Brazil-Tabak, Périgord Trüffel. Er legt ständig neue Schichten nach und vermittelt jetzt schon ein geniales Terroir. Wunderbar ausgelegt im Gaumen, superbe Balance, reife Tannine und alles passt zum Rest. Ein beruhigender Klassiker mit klarer Herkunftsansage. Erhaben und langlebig. Letzteres zeigt sich auch durch die nicht unbeachtlichen Tannin Reserven. Minim schlanker als die Médoc-Premiers. Zwei Stunden dekantieren. 20/20 trinken

POYFERRÉ-FLASCHENPOKER


Von allen Bordeaux-Weinen schnitt der Poyferré am besten ab. Immerhin landete er auf Platz 6. Hinter fünf Kaliforniern!

Baschi staunte ob der Performance am Tasting und bemerkte, dass er diesen zu Hause schon ein paar Mal entkorkte und dass die Flaschen «unterschiedlich» daherkamen. Ein Phänomen, welches ich leider nicht nur beim Jahrgang 2000 von diesem kräftigen Saint-Julien-Deuxième konstatiere. Manchmal schleicht sich da ein minimer TCA-Fehler ein. Wer also diesen Wein so zwischen 200 bis 250 Franken nachkaufen will, geht damit auch ein gewisses Flaschenrisiko ein. 

Da Baschi bei seinem Kommentar von unterschiedlichen Flaschen von seiner Kiste zu Hause sprach, suchte ich im Netz nach 2000 Léoville Poyferré mit den Begriffen «wooden case» oder «Holzkiste». Leider wurde ich beim Scrollen nicht fündig. So musste ich mich halt mit der Kamera in meinen Keller begeben und dort eine Kiste fotografieren. 


2000 Château Léoville-Poyferré, Saint-Julien: Extrem dunkles, schier undurchdringliches Weinrot, nur dezent aufhellend am Rand. Gigantisches, mit schwarzen Beeren bespicktes Powerbouquet; Holunder, Heidelbeeren, schwarze Schokolade, Minze Nuancen. Vielschichtig, mineralisch und intensiv zugleich. Nebst würzigen Eindrücken von Küchenkräutern findet sich auch ein Hauch von Eucalyptus. Das hätte die Fährte auch nasal auf einen Kalifornier locken können. Eine volle Aromenpackung im reichen, aber auch erfrischenden Nasenbild. Im Gaumen «oberkräftig», schier noch arrogant. Die Gerbstoffe sind megapräsent und versuchen sich zu integrieren. Ein Kraftakt mit Charakter. Die möglicherweise mangelnden Finessen macht er mit Power locker wieder wett. Ein Mega-Value! 20/20 beginnen

TEUERSTER, NICHT BESTER PREMIER


Wenn schon länderübergreifend verglichen wird, dann darf man auch kritisch in Bezug auf eigene Regionen hinterfragen. Der Mouton kam nicht so gut weg und ist momentan nur Sieger bei der Premier-Pricing-Analyse.


2000 Mouton-Rothschild (ca. CHF 1800)
2000 Lafite-Rothschild (ca. CHF 1200)
2000 Margaux (ca. CHF 900)
2000 Latour (ca. CHF 880)
2000 Haut-Brion (ca. 800)

Mit dem Jahrgang 2000 brach die Baronnie de Rothschild für einmal mit der Tradition eines Künstler Etiketts. Anstatt eines Labels wurde eine Prägung aufgedruckt. Als Tier wurde ein «Rambock» in Goldprögung geschaffen. Die Kreation stammt aus dem Jahr 1590. Geschaffen vom aus Augsburg stammenden Goldschmied Jakob Schenauer.

Gleichzeitig setzten die Rothschilds mit der Schaffung einer «etwas grösseren Flasche» eine gewichtige Distanz gegenüber allen anderen Bordeaux-Premiers. Das Gesamtgewicht dieser optischen Boliden beträgt seit dem Jahrgang 2000 neu 1.666 Kilogramm. Somit haben die neuen Originalholzkisten auch keinen Platz mehr in herkömmlichen Weingestellen. Die gesamten «Bruttoregistertonnen» einer 12er OHK beträgt, seit dem 2000er über 20 Kilogramm. 

SPEKTAKULÄRER NEUBAU

Der revolutionäre Neubau von der neuen Lynch-Bages-Produktionsstätte ist nicht jedermanns Sache. Meiner Ansicht nach wurde hier aber alt und neu hervorragend arrangiert. Wichtig ist es, dass der Wein zukunftsweisend mit bestmöglicher Technik Jahr für Jahr auf Top-Niveau hergestellt werden kann.

Der erste Jahrgang in den neuen Kellern war 2020. Es ist der einzige Lynch, welcher schon als Fassprobe bei mir die maximale Punktezahl bekam. Beim 2000 begann ich zaghaft mit möglicherweise (zu) zaghaften 18 Punkten.


Damals war noch der leider verstorbene Jean-Michel Cazes im Lead. Seit dem Jahrgang 2006 hat Jean-Charles Cazes (Bild) das Zepter von diesem oft gigantischen Pauillac-Value übernommen. 


2000 Château Lynch-Bages, Pauillac: Innen recht dunkel, aussen deutlich aufhellend. Laktisches Bouquet, Gaba Spitzwegerich Tabletten, Lakritze, dunkles Malz und Rauch. Im Gaumen lang, kräftig-elegant, bemerkenswerte Tannine und auch hier wieder unglaublich viel Lakritze, sowie Kandis anzeigend. Süss, völlig schwarz von der Fruchtintensität her, dramatisches Finale. Hier scheint die Frucht im Innern des Weines konserviert worden zu sein. Ein bewegender, monumentaler Bordeaux, der es blind nicht nur mit den anderen Pauillac-Premiers aufnehmen kann, sondern auch locker mit den allerbesten Napa Weinen. Hier bahnt sich eine (noch) erschwingliche Legende an! 20/20 trinken 

2000 Château Margaux, Margaux: Sattes, dunkles Weinrot, schier Schwarz in der Mitte, am Rand nur wenig aufhellend. Geradliniges, perfektes Bouquet, von dunkler Frucht geprägt, Brombeeren und Heidelbeeren, aber auch eine Nuance von Maulbeeren im minim laktischen, wachsigen Ansatz anzeigend. Weit ausladend. Im Gaumen so was von feminin und elegant, die Tannine sind seidig, die erhabene Länge faszinierend. Komplexität und Finesse am Maximum. Er ist jetzt schon genial zu trinken, weil die Tannine so wunderbar gereift sind. Durch seine absolut geniale Balance hält er noch viel Dekaden durch. Dies bei immensem Genuss. Als ich ihn schluckte, vermischte ich den Weinrest im Extrakt mit dem Speichel. Es kam nochmals eine gewaltige Aromen-Ladung von riesengrossem Bordeaux-Wein ins emotionelle Genussspiel. 20/20 trinken 

EIN SONDERBLEND NAMENS CLARET


Da ist zwar schon viel Cabernet Sauvignon drin. Aber auch noch andere «Grapes» wie Merlot und Petit Verdot. Er verdiente seinen Rang. Falstaff taxiert ihn mit 100/100!

2001 Claret, Robert Foley, Napa Valley: Unglaublich dicht, fast Schwarz in der Mitte. Grossartiges, hoch aromatisches und gleichzeitig beruhigendes Bouquet. Warme Ausstrahlung mit dunklem Cabernet-Touch Pumpernickel Brot, Teer, Korinthen. Er geht dabei in die Tiefe und legt mit jedem Nasenkontakt sanft nach. Man kann sich daran nicht sattriechen. Im Gaumen cremig, komplex und erhaben. Auch hier wieder auf schwarze Frucht setzend und fraglos Weltklasse dokumentierend. Unglaublich langes Finale. Ein stimmungsgeladener, charaktervoller Napa! Und das wird noch locker 20 Jahre lang so bleiben. 20/20 trinken

JURORENSIEGERQUARTETT


16 Juroren gaben ihre Tipps ab. Nicht welcher Wein sich im Glas befand, sondern ob es sich bei der jeweiligen Kostprobe um einen Napa oder Bordeaux handelte.


Vier Weinfreaks tippten alles richtig! Von links nach rechts; Silvio, Takis, Torkel und Georges. Bravo!!!

TO KALON – TRAUBEN SEIT 1868


Der Napa Pionier Hamilton Crabb pflanzte diesen Rebberg im Jahr 1868. Der Weinberg To Kalon galt immer schon als Lieferant von allerbesten Napa-Trauben.

Im Jahr 1993 riss sich Andy Beckstoffer dieses Rebland unter den Nagel als die damaligen Besitzer von Beaulieu finanziell strauchelten.


Er bepflanzte die Parzellen neu. Vor allem mit Cabernet Sauvignon, aber auch mit Cabernet Franc. Die Trauben von To Kalon sind bei den «Nichtbesitzern» und somit Traubenaufkäufern sehr begehrt. Er wird gemunkelt, dass für eine Tonne von diesem aussergewöhnlichen «Napa-Trauben-Kaviar» bis

1928 MOUTON MIT ANNE COLGIN


Drei Mal traf ich die «Grande Dame» des kalifornischen Weinbaus. Einmal in München und zwei Mal in Los Angeles. Bei einem grossen Tasting, organisiert von Weinfreund Robert Langer, sass Anne neben mir und war begeistert vom 1928er Mouton Rothschild.

Tage später schickte sie mir eine Mail: Here is my note «The star of the evening for me was the gorgeous Mouton which danced on the palate with the ease and grace of Shirley Temple! At 90 the wine still exhibits the essences of black fruits with hints of mint and tobacco. A true beauty!»


Shirley Temple? Ich recherchierte; geboren 1928, wie der erwähnte Mouton. Am gleichen Tag wie René Gabriel: 23. April!!!
 
2001 Colgin Carriad, Napa Valley: Sehr dunkles Granat, rubiner Rand, gewisse Reifetöne vermittelnd. Die Nase zeigt dunkle Früchte und noch keine Terroiranzeige, Flieder, Holunder, Waldhimbeeren und Black Currant. Irgendwie kommt er burgundisch rüber. Mittlerer Druck, also auf Eleganz setzend. Im Gaumen saftig mit seidiger Textur, hochfeine, delikate Tannine aufzeigend. Eine richtiggehende Delikatesse mit Nonchalance im langen Finale. 19/20 trinken 

BASCHI SCHWANDER: ORGANISATOR, DEGUSTATOR UND AUCH MEDIATOR


Er organisiert US-Weinproben und liebt Bordeauxweine gleichzeitig. Und er mag Champagner und alles, was man mit sehr, sehr gutem Wein bezeichnen kann. Er war federführend bei diesem Zürich-Tasting. Mit seinen hervorragenden Connections schaffte er es auch als Mediator die richtigen Weine mit den richtigen Teilnehmern zu koordinieren.


Ein kleiner Film zum Zürich-Tasting:
https://www.youtube.com/watch?v=dNURSMKJrDM

IN EIGENER SACHE


Als «Glasmacher» lästert man nicht über die Konkurrenz. Das gehört sich nicht. Nicht auszudenken, wo die Welt der Weingläser heute stehen würde, wenn es nicht derartig geniale, pragmatische Vordenker wie Claus Maria und Georg Riedel gegeben hätte.

Am Zürich Tasting «mussten» wir aus einem Schott Zwiesel Glas (Bild oben) verkosten. Da hatte ich wahnsinnig Mühe, denn es war nasal oberanstrengend die Aromen aus dem zu hohen und zu schmalen Becher herauszufiltern.


Meine Beanstandung lässt sich berechnen und ist somit einfach nachvollziehbar. Es sind eigentlich genau die drei Hauptgründe, weshalb ich das Gabriel-Glas kreierte.


Die Glasöffnung oben vom Schott Zwiesel ist zu klein. Der Duft «verschmältert» sich und lässt keine Fächerung zu. Die Distanz vom Wein bis zur Öffnung ist länger. Die Geschmackspyramide nimmt mehr ab und die Intensität verringert sich. Die schlimmste Vergleichs-Differenz: der Querschnitt der Oberfläche vom Wein beträgt beim Schott Zwiesel lediglich 4.5 Zentimeter. Beim Gabriel-Glas (Bild unten) wären 9.5 cm. Somit ist die absorbierende Duftfläche hier mehr als vier Mal grösser.


Wie pflegte der ehemalige Kellermeister von Mouton, Raoul Blondin jeweils zu sagen? «Il ne faut jamais mettre und Grand Vin dans un petit verre.» Recht hatte er! 

100 PUNKTE ODER 20 PUNKTE?


Jedes Bewertungssystem hat sein eigenes System. Und jeder, welcher sich mit ihm befasst, hat seine eigene Justierung. Amerika ist, was Publikationen angeht, Wine-Spectator und Parkerland.


Da regiert das 100-Punkte-Berwertungssystem. Als Gegenpool wirkt hier das US Davies Institut in Kalifornien mit dem 20-Punkte-Skala. Also gibt es in Amerika, wie auch in Europa, zwei verschiedene Bewertungs-Möglichkeiten.


Ich bleibe bei meiner 20-Punkteskala!


Dann kann ich fünf Mal mehr trinken wie Robert Parker … 😉

US-WINES; YES, I’M LOVING IT!


Auch wenn meine persönliche Bordeauxliebe mit den vielfachen Blindvergleichen mit US-Weinen schon etliche Male auf dem Prüfstand war, so gelingt es mir nach wie vor beide Kategorien bedingungslos zu lieben. Ich denke, das kommt bei meinen Bewertungen in dieser Story gut rüber. Hoffe ich auf jeden Fall.


Ich bin mir sicher, dass das legendäre «Paris-Tasting» in Bordeaux mehr bewirkt hat, wie in Kalifornien selbst. Zu selbstgefällig waren die Franzosen. Mit dem weltweiten, jedoch nicht registrierten Copyright der Deklaration «Terroir» haben sich die Franzosenwinzer immer wieder eine falsch anmutende Berechtigung verschafft. So in der Richtung, dass grosse Weine erst mit dem Alter richtig gross sein müssen. Und es somit auch keine Jugendfrucht braucht. Mit diesen Argumenten haben sie stetig wiederholende Herstellungs-sünden abgetan. Dabei war es der liebe Gott und Robert Parker, welche mit dem Jahrgang 1982 den Bordelaiser Winzern erklärten, dass reife Tannine und intensive Frucht für die Zukunft eine sichere Verkaufsstrategie sein können. Die grössere Langlebigkeit der Weine links und rechts der Gironde ist heute längst kein Verkaufsargument mehr. Erstens werden auch die grossen Weine der Welt immer jünger getrunken und zweitens haben die Kalifornier mehrfach bewiesen, dass deren Top-Weine ebenfalls bemerkenswert reifen können und dabei ebenfalls «Terroir» vermitteln.


Mit kalifornischen Weinen pflege ich seit meinen ersten Kontakten eine enge Beziehung. Mein erstes Verblüffungserlebnis war ein 1977 Zinfandel von Robert Mondavi. Dann zeigte mir der leider verstorbene Weinhändler Hans Müller reife Kalifornier bei einem Besuch in Wattwil. Als Wirt vom Hotel Kreuz in Sempach standen – nebst vielen Bordeaux’ – nicht wenige US-Weine auf der gut dotierten Weinkarte. Während meiner Zeit als Chefeinkäufer bei Mövenpick Wein durfte ich auch die US-Sparte betreuen. Mit einem beträchtlichem Einkaufsbudget. Da gehörten auch recht viele Reisen in die gelobten USA-Weinregionen dazu. Leider sinken meine reifen Napa-Sonoma-Kellerbestände permanent und so besuche ich so oft in kann Baschis Weinproben. Was ich an diesen Weinen auch besonders gerne mag; ich bekomme dabei mitunter nicht selten eine klammheimliche Lust auf Bordeauxweine …

HOW ABOUT NAPA MERLOT?


Wenn die wenig wirklich guten Napa Merlots gegen Bordeaux Weine vom rechten Ufer antreten müssten, käme es wohl zu einem dokumentarischen Umkehrsieg für die Crus rund um Libourne. Als ich nach möglichen 2001er aus Kalifornien in meinem Inventar suchte, fand ich diesen Paloma Merlot. Ohne grosse Erwartungen entkorkte ich ihn spontan am Sonntag. Einen Tag nach dem Zürich-Tasting, um ihn zur Pizza zu geniessen.

Es war sensationell und als ich nach diesem Wine surfte, entdeckte ich, dass er vom Wine Spectator vor fast 20 Jahren sogar als «Wine oft he Year» gehandelt wurde.
Infos zur Winery: 
www.palomavineyard.com

2001 Paloma Merlot, Spring Mountain District Napa Valley: Unglaublich dunkle Farbe, aussen minime Brauntöne, innen fast Schwarz. Das weit ausladende Bouquet duftet nach Dörrfrüchten, Korinthen, Feigen, Backpflaumen, Vanillemark, Schokolade und Lakritze. Im zweiten Ansatz steigt eine sehr angenehme, harmonische Süsse aus dem Glas. Diese erinnert an Kandiszucker und Mocca Jogurt. Im Gaumen geht es hoch aromatisch weiter. Auch hier zeigt er eine passende Süsse, welche von einer wunderschön begleitenden Säure gestützt wird. Dieser geniale Napa Wein beweist zwei Thesen gleichzeitig. Erstens, dass grosser Merlot in Kalifornien durchaus ein spannendes Thema sein könnte. Und zweitens; dass die wohl besten hervorragend reifen können. 19/20 trinken

GRANIT MONTROSE


2000 Château Montrose, Saint-Estèphe: Dunkles Scharlach-Granatrot, aussen feine Reifetöne. Trocken-erdiges Bouquet, hölzerne Noten, Tabak, Trüffel, Korinthen, Teer, Bakelit, speckig und rauchig. Die Frucht ist nicht mehr existent und hat einer unglaublich mineralisch-salzigen Terroir Note Platz gemacht. Er kommt nur zaghaft sich heraus und gibt – nach einer Viertelstunde – würzige Cabernet-Kräuternuancen zum Besten. Im Gaumen kompakt, gleich viel Fleisch wie Knochen zeigend, immer noch stark adstringierend. Die noch grosszügig vorhandenen Tannine wirken irgendwie «unsaftig» und barock und verleihen dem Zungenbeet einen ledrigen Touch. Ein sehr geduldiger Montrose, der momentan daherkommt wie ein gigantisches, leider noch zähes Porterhouse-Steak. Irgendwie dokumentiert er noch die alte Montrose-Epoche. Kein Wunder, denn damals war noch Jean-Louis Charmolüe der Besitzer. Und seine charakteristischen Weine reflektierten Jahr für Jahr seinen eigenen Charakter. Gigantisch ist er eigentlich schon, aber er entwickelte sich fast nicht an der Luft. Auch nicht nach längerem Karaffieren. Da wäre ich sehr neugierig gewesen, wie dieser granitige «Gerbstoffbock» in der Zürcher Blindprobe abgeschlossen hätte. 19/20 beginnen


EIN PENSIONIST GEHT IN RENTE

Es tönt gleich und es ähnelt sich auch eigentlich in deren Praxis. Und doch ist es nicht ganz dasselbe. Zumindest im Fall von Weinfreund Jörg Studach. In Pension ging er schon vor ein paar Jahren. Rentner wird man erst, wenn man seine erste Rente bekommt. Das war bei ihm im Januar 2024 der Fall. Dieses hart verdiente AHV-Geld hat er aber nicht auf die hohe Kante gelegt, sondern mit seinen engeren Freunden am letzten Tag des erwähnten Monats lukullisch entsorgt.

Blättern wir ein paar Jahre zurück. Da hatte Jörg die Chance, seine Anteile der Firma Softec im Rahmen eines Management Buyouts zu verkaufen. Dieses Portefeuille erlaubte ihm, vorzeitig «in Pension» zu gehen bzw. seine beruflichen Tätigkeiten stark zu reduzieren. Trotzdem musste er der AHV natürlich brav weiterhin Geld überweisen, um später diese AHV-Rente zu erhalten.

Die «Alters- und Hinterlassenenversicherung» bildet die staatliche Säule des schweizerischen Dreisäulensystems zur Sicherung des finanziellen Grundbedarfs im Alter.


Der frühere Bundesrat Hans Peter Tschudi wird als «Vater der AHV» bezeichnet, welche im Jahr 1948 lanciert wurde.

Die Formel ist heute genauso, wie damals: Wer «zu viel» einbezahlt kriegt die Maximalrente. Wer «genug» einzahlt, kriegt auch die Maximalrente. Wer «zu wenig» einzahlt, kriegt eine Teilrente. Wem die Rente nicht fürs Auskommen reicht, kann Ergänzungsleistungen beantragen.


Jörg gehört zu jenen Grosseinzahlern, welche wohl weit über 100 Jahre alt werden müssten, damit das einbezahlte Geld wieder vollständig zurückfliessen könnte. Also ist der Studach ein besonders «sozialer Einzahler».


Die allerersten 2’450 Auszahlungsfranken spendete er für einen guten Zweck. Nämlich dem Erhalt von bereits bestehenden Freundschaften. Er lud zum Gourmetlunch und Weinbüffet ins Restaurant Reussbad Luzern. Wer sich mit gastronomischen und önophilen Grundkosten auskennt, kann sich schnell ausrechnen, dass bei dieser Einladung auch «Folgerenten» angeknackt werden müssen …

2005 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien: Die Farbe; fast Schwarz. Das Bouquet gibt sich besonders dunkel, heisst; schwarzes Pfeffermehl, Brombeeren und Rauch. Also setzt dieser Poyferré nasal deutliche Cabernet-Akzente. Im zweiten Ansatz Minze, Eucalyptus. So erinnert das Nasenbild auch etwas an Kalifornien. Im Gaumen fest, mit Biss, kräftiges Finale. Ein charaktervoller Saint-Julien, den man blind auch in der Region Saint-Estèphe suchen würde. Kam sehr, sehr gut an in der Tischrunde. 19/20 beginnen

TURMBAU ZU BORDEAUX


Der Turm auf Chateau Gruaud-Larose ist modern und passt wie eine Faust aufs Auge zum Rest des Weingutes. Aber immerhin bietet er eine tolle Aussicht über die Rebberge.


2006 Château Gruaud-Larose, Saint-Julien: Mittleres Weinrot, am Rand aufhellend. Wunderschöne Zedernwürze, heller Tabak, Lakritze und dunkelbeerige Fruchtresten. Im Gaumen erstaunlich fein, perfekte Balance und sehr angenehm von der Adstringenz her. Ein royaler wunderschöner, erhabener Bordeaux. Diesen bald 20jährigen Wein kann man noch unter 100 Franken kaufen. Ab jetzt ein Punkt mehr wie früher. 19/20 trinken


P.S. Während meiner Zeit als Einkaufschef bei Mövenpick kaufte ich manchmal bis zu 40'000 Flaschen pro Jahr für die Subskription.

EINE ZIEMLICHE 2008ER-SENSATION


Dieser Jahrgang bekommt bei mir durchzogene Bewertungen. Der Bewertungsschnitt liegt so etwa zwischen 16 und 17 Punkten. So richtig grosse Weine gibt es da leider nicht viele. Ein paar aber schon. Und da gehört dieser ausser-gewöhnliche Figeac dazu. Er bekam bei mir schon als Fassprobe 19/20. Heute noch eine sehr gute Kauf-Empfehlung für Ungeduldige, denn die Reife ist jetzt erstmals vorhanden …
 
2008 Château Figeac, Saint-Emilion: Sanft aufhellend mit minimen Reifetönen. Offenes, wohltuendes Bouquet; Birnenweggenmark, Caramel, Dörrpflaumen, Vanille, Earl-Grey-Tee, und Kaffee im Duft. Im Gaumen malzig, weich, cremig- Die Gerbstoffe sind sehr anschmiegsam. Einer der besten Weine dieses nicht einfachen Jahrganges. 19/20 trinken

EINE IMPOSANTE 2009-LEGENDE


Welches waren meine drei allerbesten Weine an diesem Lunch? Es sind die gleichen Drei. Montrose, Montrose und Montrose!!!
 
2009 Montrose, Saint-Estèphe: Für die Farbe gibt es fast nur ein Wort; Schwarz!!! Klar sind da auch noch ein paar rote Reflexe dabei, aber Schwarz dominiert eindeutig. Die Nase nobel, gewaltig tief, Pumpernickel, Black Currant, Lakritze, Trüffel und Heidelbeeren. Bereits nasal ist die absolute Sensation vorhanden. Im Gaumen mächtig, imposant, adstringierend und noch viel weiteres Potential aufzeigend. Doch dieser Montrose ist komplett unnahbar. Er kommuniziert und die Tannine weisen einen ersten Charme auf. Das Finale ist endlos. Dieser Wein ist schlicht und einfach perfekt. Ein bewegender Genussmoment! 20/20 trinken



Der Péby Faugères - auch mit 20/20 und die anderen Weine? www.bxtotal.com weiss es ...


LASAGNE ESSEN & LAS CASES TRINKEN

 
Hast Du es gemerkt? Schau doch den Titel nochmals genauer an. Richtig - zwei Mal ist LAS etwas grösser geschrieben als die anderen Buchstaben. Das dient dem Wortspiel der Thematik von diesem Montag-Event. Die Idee kam von Baschi, der gleichzeitig als Gastgeber fungierte. Er lieferte den LAS Cases und seine Frau Sue die hausgemachte LASagne.


Damit sei auch wieder mal auf sie Symbiose von Essen und Wein hingewiesen. Meiner Ansicht generell eine oft gehemmte Variante es allen recht zu machen. Ich finde diese Zwangsformel oft übertrieben und würde mir zu dieser Thematik gerne etwas mehr allseitige Toleranz wünschen.


Aber eine meiner Gabriel-Lieblingsformeln kommt bei diesen beiden Elementen ganz gross zur Geltung.


Mein Wein-Food-Verbindungs-Motto ist nämlich entweder «Teuer trinken und günstig Essen». Oder halt umgekehrt. 

Was ich damit meine? Zu einem teuren Wein kann man durchaus ein kaltes Plättli essen. Oder bei einem Spitzenkoch zum teuren Menu einen eher günstigen Wein bestellen. Falls es sowas dann vor Ort wirklich auch gibt.


Warum ich diese Formel entwickelt habe? Meist reicht die persönliche Genusskapazität gar nicht für beide Elemente aus. So kann man sich bei einer teuren Flasche gut auf den Wein konzentrieren und beim teuren Menu auf die vielen Speisengänge.

Auch die Variante günstigen Wein und günstiges Essen würde ich gelten lassen. So nach dem anderen Gabriel-Motto: «Es muss nicht immer weiss Gott was sein». Oder wie es Oscar Wilde einmal zitiert hat: «Die Einfachheit ist die Sehnsucht der Komplizierten.»


Bei einem Stück Käse und einem Glas Dôle kann man sich selbst sehr gut beweisen, dass man nicht zu den Etepetete-Snobs gehört.

Wichtig ist, bei Allem, was man isst oder trinkt; man muss es bewusst machen. Man muss es selbst erleben. Sich Zeit nehmen, runterfahren, sich darauf freuen. Sich in Demut üben. So lange nicht jedem Menschen der Zugang Trinkwasser garantiert werden kann, ist alles andere was trinkbar ist oder mit fester Nahrung zu tun hat ganz und gar nicht selbstverständlich. Think about it!

1978 Château Léoville-Las Cases, Saint-Julien: Noch immer eine recht jugendlich wirkende Farbe, nur wenig Reifetöne am Rand. Die ersten Sekunden vom Nasenbild erinnerten mich spontan an die Holunderblütenbonbons von Ricola. Da war so etwas Frisches, Kräutriges im Bouquet. Und – ebenfalls nur ein paar Sekunden lang – waren blaubeerige Primäraromen zu finden. Hoch aromatisch, mit mittlerem Druck. Im Gaumen hat er in den letzten Jahren etwas abgespeckt. Wobei so richtig füllig war er eigentlich nie. Das würde auch gar nicht zum Jahrgang passen. Er ist schon lange auf dem Genusspeak und verteidigt diese Phase schon erstaunlich lange. Macht unerhört Spass. Zusammen mit dem Pichon-Lalande bildet dieser Las Cases die Qualitätsspitze aller 1978er Bordeaux. Was ich damit behaupten will; alle Premiers können hier nicht mithalten. Die Klassement Pyramide ist nicht immer logisch und hier heisst es: «Die Ausnahme bildet die Regel.» 18/20 austrinken

MEHR PAUILLAC WIE SAINT-JULIEN


Meine These ist, dass ein Saint-Julien in der Regel eine Art «verdünnter Pauillac» ist. Was ich damit meine? Geschmacklich nähern sich die Saint-Juliens oft ziemlich genau einem Pauillac an. Nur der Körperbau wirkt dabei minim leichter, dafür etwas eleganter. Wenn aber ein Saint-Julien besonders dicht und fleischig ist, dann geht er dann schon in Richtung Pauillac. Der 1989er Las Cases liefert den Beweis für diese Theorie …
 
1989 Château Léoville-Las Cases, Saint-Julien: Innen von unglaublich dichter Farbe, aussen feiner Reiferand mit sanft ziegelroten Reflexen. Die ist Nase dicht, schier bullig, sehr kompakt und mit viel Druck ausgestattet. Man findet Spuren zum heissen Jahrgang, dies in Form von Korinthen und Dörrpflaumen. Im zweiten Ansatz: Lakritze, getrocknete Heidelbeeren und Trüffel. Im Gaumen voll im Fleisch, konzentriert und mit enormem Druck im imposanten Finish. Das war für mich der absolut beste Wein des Abends. Ein Weinhändler hatte noch vier Flaschen zu 175 Franken im Angebot. Hatte! Die sind jetzt auf dem Weg nach Eschenbach. 19/20 trinken

STILTON UND PORTWEIN


Der 1991 Quinta de Terra Feita ist für mich besser als der «richtige Taylors». Eine Portlegende. 20/20 trinken


AND THE WINE-OSCAR GOES TO …


Eschenbacher Weinwanderer Jasskönig. Auf dem Bild sieht man den strahlenden Sieger Jürg Richter. Er holte den zweiten Titel. Letztes Jahr gewann Hugo Gabriel. Bärti Stocker lag heuer nur grad einen winzigen Punkt hinter Jürg.

Ferner liefern …
Im zweiten Rang: Bärti Stocker
Im dritten Rang: Baschi Schwander
Im vierten Rang: Hugo Gabriel
Im fünften Rang: Philipp Buholzer
Im sechsten Rang: Guido Rast
Im siebten Rang: René Gabriel
Im achten Rang: Robi Hocher

TO KALON – TRAUBEN SEIT 1868


Der Napa Pionier Hamilton Crabb pflanzte diesen Rebberg im Jahr 1868. Der Weinberg To Kalon galt immer schon als Lieferant von allerbesten Napa-Trauben.

Im Jahr 1993 riss sich Andy Beckstoffer dieses Rebland unter den Nagel als die damaligen Besitzer von Beaulieu finanziell strauchelten.


Er bepflanzte die Parzellen neu. Vor allem mit Cabernet Sauvignon, aber auch mit Cabernet Franc. Die Trauben von To Kalon sind bei den «Nichtbesitzern» und somit Traubenaufkäufern sehr begehrt. Er wird gemunkelt, dass für eine Tonne von diesem aussergewöhnlichen «Napa-Trauben-Kaviar» bis

Wenn zwei Genussmenschen an einem Strang ziehen, dann verdoppelt sich das gefühlte Erlebnis. Das war das Ziel vom geplanten «Linner». Linner? Das ist eine Kombination zwischen Lunch und Dinner. Will heissen, der Event begann am Nachmittag und hörte am Abend auf. Ein lukullischer Halbmarathon in sieben Akten. Passiert am Samstag, 27. Januar 2024 an der Sonnenbergstrasse 109 in Zürich. Dort kocht und lebt Richard Kägi. Ein Mann mit viel Lebensmittel-, Gemüse-, Früchte-, Fisch- und Fleischerfahrung. Dieselben Kenner-Attribute könnte man bei ihm bei Allem, was flüssig ist ebenfalls auflisten.

Kennengelernt habe ich den Richi bei einem gemeinsamen Lunch bei Werner Tobler in Hildisrieden. Wir hatten das Heu schnell auf der gleichen Bühne. Dort ist dann auch relativ spontan die Idee zu einem gemeinsamen Event entstanden.

100% MERLOT, 100% NEUE BARRIQUEN - EIN AUSTRIA ROTWEIN MUST!


2015 Merlot Saturio Ried Bügel, Garagenwinzer Nikolai: Magnum. Sattes Rubin-Purpur. Intensives Fruchtbouquet. Rote Kirschen und Waldhimbeeren wechseln sich im Reigen ab, dahinter Hagebuttengelee, Parisette Brot und Vanille. Man muss ihm nicht entgegen gehen, denn er gibt sich sehr kommunikativ und versprüht seine primären Nuancen in verschwenderischem Masse. Im Gaumen geht es mit der roten Frucht nahtlos weiter, samtenes Extrakt und gebündeltes Finale. Ich bin mir nicht so sicher betreffend seiner effektiven Reifephase. Wer ihn aber jetzt (schon?) trinkt, macht garantiert keinen Fehler. 19/20 trinken

2016 Merlot Saturio Ried Bügel, Garagenwinzer Nikolai: Magnum. Mitteldunkles Granat mit zart rubinem Rand. Offenes Bouquet, viel rote Frucht, Pflaumen, Erdbeeren, Kirschen, aber auch eine subtile Würze mit fein durchzogenen Kräuternuancen. Ein Hauch Milchkaffe deutet auf minim laktische Züge hin. Mit jedem Kontakt kommen neue, feine Aromen Schichten dazu. Im Gaumen zartfleischig. Er zeigt noch eine gewisse Adstringenz und deutet so sein weiteres Alterungspotential an. Während der 2015 schier etwas burgundisch daherkommt, weist hier der Grundcharakter eher in Richtung Pomerol. Er scheint auch ein besserer Food-Sparringspartner zu sein. Zwei Stunden dekantieren. 19/20 beginnen

FILTRIEREN NÜTZTE NIX

Er wollte einfach nicht. Hatte definitiv keinen «Zapfen», aber halt einen Bock. Das ist beim Mouton 1983 halt leider manchmal so. Und beim 1986er und 1988er auch. Die gute alte Zeit war halt manchmal nur die alte Zeit. Ohne gut!


1983 Château Mouton-Rothschild: Magnum. Aufhellendes, etwas rostig wirkendes Granat mit dem Alter entsprechenden Reifereflexen. Reduktives, bockiges Bouquet mit minimen Spuren von Kontaminierung. Torf, Malz, Korinthen, Rauch, schwitzendes Leder und auch feuchter Keller. Zeigt aber Konzentration und eine gewisse Tiefe. Das ist wieder mal so ein Nasenbild wie es dieser

Mouton nicht selten zeigt und man nicht sicher ist, ob er korkt oder wieder mal seine «andere, leider weniger attraktive Seite» dokumentiert. Im Gaumen mürbe, wirkt mehlig, aber gleichzeitig sehr konzentriert. Die Grösse ist da. Der Spass kommt vielleicht mit dem Dekantieren. Hoffentlich. Schauen wir mal. Er blieb nach ein paar Stunden in der Folge leider «stinkig». Also keine Bewertung. 

ZWEI MAL 19-PUNKTE!


Das waren zwei tolle Magnums. Sehr unterschiedlich. Der Valandraud 1998 voller Power. Der Lafleur 2001 voller Finessen. Manchmal ziehen sich Gegensätze an. Oder jeder bleibt für sich gewaltig ...


Wie alle Weine und das Essen vom Event Kägi & Gabriel schmeckten findet man im grossen Bericht von René Gabriel auf www.bxtotal.com


WIE HAST DU ES SO MIT AL DENTE?


In Teneriffa besuchten in einem wirklich guten Italiener. Super Service. Tolle Gerichte. Als absoluter Hit wurde dort als Hauspezialität Spaghetti Carbonara mit dem verheissungsvollen Attribut «unique Carbonara» angeboten. Da die vorgängigen Portionen generell klein waren, orderte ich mir – statt Dessert – dieses italienische Hauptgericht. Ich war happy, dass sich die georderte Ration dann optisch den mengenmässig den vorgängigen Mengen angliederte.


Mit Neugier nahm ich den ersten Bissen. Al dente? Damit mein man, gemäss Wikipedia: «(italienisch dente „Zahn“; deutsch „für den Zahn (spürbar)“) ist in der Küchensprache der Ausdruck aus der italienischen Küche für die Zubereitung insbesondere von Teigwaren (Pasta), aber auch Reis und Gemüse, die so gegart sein müssen, dass ihr Kern noch nicht ganz weich ist..».

Meine Spaghetti boten von der Konsistenz her einen echten Sparringspartner mit meinen Zähnen. Vom Querschnitt her waren die innen mehr weiss wie leicht gelb, respektive transparent. Also befanden sich diese zwischen noch nicht gekocht und nicht richtig gekocht. Wie auch immer. Der wie in der Karte beschriebene knusprige Bauchspeck schmeckte wie aus dem Wasser gezogen. Die Sauce bestand gefühlt nur aus reinem Eigelb. Auf die Frage, ob ich da noch etwas Reibkäse bekommen könnte, antwortete mir der Chef de Service, in der Sauce sei schon genügend Käse integriert worden. Ich musste das Gericht nicht bezahlen, aber es blieb leider ein schaler Geschmack zwischen meiner ordentlich vorgetragenen Reklamation und dem Chef de Service hängen …


Zugegeben, ich bin eher der «Weichmacher» von Teigwaren. Da bleibt die Sauce besser kleben. Al dente? Also lieber nicht! Dies, obwohl die Gabriels eigentlich urtümlich aus Italien (Centovalli) stammen. Also koche ich alle Teigwaren etwas länger als angeben. Dann schütte ich diese ab, lasse noch ganz wenig Wasser drin und stabilisiere diese – nebst persönlichem würzen – mit etwas Olivenöl oder Butter und lasse diese bei niedriger Temperatur bis zum Verzehr-Einsatz noch etwas ziehen. 


So richtig al dente mag ich also definitiv nicht. Zudem habe ich gelesen, dass man von Pasta eher zu viel isst. Dann gehen die Dinger auch noch auf im Magen, weil erst dort gefühlsmässig «fertiggekocht wird».
Bin ich der Einzige, der kein «Aldenter» ist? Und nicht gerne al dente isst?   

Foto: chefkoch.de


10 JAHRE GABRIEL-GLAS SCHWEIZ

 
B
egonnen hat es in der Schweiz. Ein paar Jahre früher. Am 1. April 2010 (kein Scherz) präsentierten wir das brandneue, just produzierte Gabriel-Glas, in Zürich an einem Event mit Gästen, Freunden und Journalisten. Doch das Zentrum der Tätigkeiten lag und liegt auch heute noch in Österreich. Nämlich in Hallein, Nähe Salzburg. Dort laufen alle Fäden zusammen. Seit der Gründung ging es stetig - mit konstantem Zuwachs - bergauf. Heute ist das Gabriel-Glas in über 60 Ländern vertreten. Ecuador und Armenien sind die neuesten «Mitglieder».


Auch die Schweiz startete zur gleichen Zeit mit zaghaften Mengen. Aber noch nicht mit einer eigenen Firma. Wir importieren zwar schon Gläser und es gab auch schon eine Webseite, aber der Vertrieb musste nach und nach aufgebaut werden.

Ich fungierte noch als Berater von Mövenpick und organisierte Events und Weinreisen. Karin war damals noch vollzeitbeschäftigt als Geschäftsführerin vom Mövenpick Weinkeller in Zürich-Enge. Mit Erlaubnis der Direktion durfte sie eine Lagerecke benutzen und erste Glas-Pakete in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein verschicken.


Damals wurden alle Gläser noch im weissen Industriekarton angeliefert und jede Design-Verpackung musste mühsam zusammen-gefaltet werden. Die Rechnungen liefen bis 2013 über meine Firma Weingabriel GmbH. Die Aufträge nahmen stetig zu. Immer mehr Weinhändler nahmen das Gabriel-Glas ins Sortiment auf. Auch die Gastronomie hatte dieses Universal-Glas für sich entdeckt. Was als Nebenjob für Karin begann, war nach ein paar Jahren so nicht mehr zu handhaben. Mit einem lachenden und weinenden Auge gab sie ihren langjährigen Job bei Mövenpick auf und wurde Geschäftsführerin und Mitbesitzerin der neuen Gabriel-Glas (Schweiz) GmbH.

Gleichzeitig entstand – nach zweijähriger Bauzeit – Mitte des Jahres 2013 im luzernischen Eschenbach der Neubau an der Unterdorfstrasse: das neue Heim der Gabriels.


Nach dem Motto «Wohnen und Arbeiten» entstanden hier ideale Voraussetzungen für Lager- und Büroräume. Wobei zu erklären ist, dass sich Karins Klein-Office in einer Nische zwischen Lift- und Aussenwand befindet und die Crew reichlich improvisiert am Küchentisch arbeitet. Geht doch!


WE ARE FAMILY


Das Gabriel-Glas ist und bleibt eine Familiensache. Die beiden Firmen Gabriel-Glas Hallein und Gabriel-Glas Schweiz sind seit 2024 in eine Familienholding (ALLGA-CONTI GmbH) integriert und die Kinder Stefan und Melanie sind bereits jetzt schon sorgfältig auf eine spätere Stabsübergabe vorbereitet worden. Doch bis dahin versucht sich der René halbwegs als möglicher Rentner und die Power-Karin ist noch voll «in Duty»!


JUBILÄUM IM BRANDENBERG ZUG

Ein Jahr zuvor starteten die Vorbereitungen für die geplante Jubiläumsfeier. Als erste Massnahme musste ein Datum (13. Januar 2024) gefunden werden, an dem alle Mittglieder des Gabriel-Clans präsent sein konnten. Dann suchten wir nach einer Location, welche a.) relativ zentral gelegen und b.) mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist. Von meinen langjährigen «Jass-Eskapaden» und Gelagen mit meinen leider verstorbenen Freunden Guschti Brandenberg und Marino Aliprandi kam mir der Brandenberg (Bild) in Zug in den Sinn. Nachdem ich beim Geschäftsführer Christian Hempel die Reservation gefixt hatte, wurde der Anlass auf meiner Webseite publiziert und via Gabriel-Glas-Kunden beworben.


Nach dem Apéro begrüsste Karin Gabriel die Gäste und stellte während einer Rede von ziemlich genau fünfzehn Minuten ihr Dream- Team vor. Arbeitstechnisch sind das fürs Tagesgeschäft vorwiegend Schwiegersohn Till Rao Farine und Tochter Melanie Margaux Farine-Gabriel. Es sei hier verdankenswerter Weise von mir vermerkt, dass Karin seit Beginn massgeblich für den Erfolg von Gabriel-Glas in allen Belangen hauptverantwortlich war/ist.

WEISSE MAGNUM VON DOWN UNDER


Einen Weisswein vom Jahrgang 2014 wollten wir unbedingt als Vorläufer servieren. Das war ein weit schwierigeres Unterfangen, als passende Rotweine zu finden. Wir beschafften uns ein paar mögliche, weisse Italiener. Die waren alle müde oder fad. Also war das erst mal nix. Dann fand ich ein Angebot von recht vielen Magnums vom Sauvignon Blanc Cloudy Bay 2014 im Markt. Sofort liess ich mir per Express ein Muster schicken und blockierte den Rest. Gemeinsam mit der Glas-Familie verkosteten wir ihn schon am anderen Tag. Und alle waren begeistert. Und diese Begeisterung schlug sich auch im Saal um, als wir diesen Wein zum Apéro und zur Vorspeise (gebackene Felchenfilet mit Salat) servierten.

2014 Sauvignon Blanc, Cloudy Bay, New Zealand: Magnum. Unglaublich frische, brillante Farbe; helles Gelb mit lindengrünem Schimmer. Intensives, duftiges Bouquet mit vielen Noten von Grapefruit, Limetten, Passionsfrucht, Stachelbeeren und weissem Pfirsich, auch grasig-würzige und grüne Paprikanoten spielen mit. Dabei schimmert eine parfümierte, fein salzige Mineralik durch. Vollkommen intakt und man freut sich auf einen ersten Schluck. Saftiger, säurebetonter Gaumen, geschmeidiger Fluss, tolle Aromatik bis zum Schluss. Ein unglaublicher Wein, der sich praktisch zehn Jahre problemlos auf höchstem Genussniveau gehalten hat. Und das wird respektive würde so auch noch ein paar Jahre bleiben, wenn man ihn nicht vorher ausgetrunken hätte. Er hatte qualitativ keine Mühe mit den gebotenen Rotweinen mitzuhalten. Ausser bei der Farbe und dem Geschmack. Was wiederum mehr als logisch klingt. Kam auch beim Publikum extrem gut an. Und bei meiner «Weisswein-Karin». Was wiederum auch logisch klingt. 19/20 trinken


Foto: Schweizer Glas-Chefin Karin Gabriel. 

WIE KOMMT DAS MON CHÉRI IN DEN DOMAINE DE CHEVALIER?


Bei Bordeauxweinen kommt es oft zur Beschreibung von Kirschen und Schokolade. Und wenn beide fast gleich akzentuiert sind, dann erinnert das Ganze an ein Mon Chéri. Von diesem Ferrero-Verkaufsschlager werden jährlich 130 Millionen Kilogramm verkauft.


2014 Domaine de Chevalier, Pessac-Léognan: 9 l Salmanazar. 65% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot, 5%Petit Verdot. Sattes, dunkles Rubin mit lila Schimmer. Das Bouquet ist einerseits recht intensiv, zeigt aber auch schon sehr elegante, minim laktische Ansätze. Rote Kirschen und

Aromen von hellen Pralinen erinnern an ein Mon Chéri. Im zweiten Ansatz: Kaffee, Kokosnuancen, Kruste von Weissbrot und helle Pralinen. Das Nasenbild gibt sich sublim-füllig. Sehr charmant im Gaumen, will heissen, die Tannine geben sich gereift, die Balance ist wunderbar, der Fluss cremig und er endet harmonisch und lang. Ein sehr finessenreicher Domaine der Chevalier, der sein Altern in der Flasche zu einer positiven Evolution genutzt hat. Er bietet einen ersten, möglicherweise etwas burgundisch anmutenden Genussspass. Könnte es sein, dass er in dieser Restfruchtphase allenfalls sogar besser gefällt als in seiner späteren Endreife? Oder ist es der mögliche «Salmanazar-Bonus»? 18/20 trinken 

QR-CODE AUF DER KAPSEL


Wenn man auf den Link drückt, so erscheinen alle wichtigen Informationen zu diesem Wein.

So auch die Bewertungen …


Wine-Spectator 94/20 / James Suckling 92 - 93
Decanter: 18/20 / Jancis Robinson 17.5/20
Wine Advocate / Wine Enthusiast 96/100
Fehlt eigentlich nur noch eine wichtige Bewertung. Die von mir. 😉 

2014 Château Léoville-Barton, Saint-Julien: 9 l Salmanazar. 83% Cabernet Sauvignon, 15% Merlot, 2% Cabernet Franc. Recht dunkles Granat, am Rand mit rubinem Schimmer aufhellend. Das Bouquet beginnt zaghaft mit Kirschen und Heidelbeeren, lädt elegant aus und zeigt feine Schichten. Nach ein paar Minuten ist ein Schimmer von Zedernholz spürbar, ergänzt mit Fliedernuancen, blaubeerigen Blüten und schwarzem Pfeffer. Im Gaumen schier seidig im Fluss, die Tannine sind schmeichelnd und die Säure stützt gut. Schmeckt nicht nur klassisch nach Bordeaux, sondern zeigt auch schon viel von der erhabenen Barton-Aromatik. Sehr ehrlich vinifiziert und so schon bald ein optimaler Genuss. Ein möglicher Business Wein. Business Wein? Das sind Weine, welche man am Mittag zum Lunch trinkt und danach noch gut arbeiten könnte. Wenn «Mann» müsste! Liebhaber von Weinbomben werden meine Bewertung wohl nicht so richtig verstehen. Finessentrinker schon! 19/20 beginnen

SALMANAZAR: WIE SERVIEREN?


Es geht einfacher als man denkt. Sohn Stefan machts vor. Die geöffnete Grossflasche auf einer rutschfesten Unterlage schräg halten und den Wein sanft in eine Karaffe mit grosser Öffnung dekantieren.

BORDEAUX IST NICHT NUR TEUER


Vom fantastischen Phélan-Ségur 2014 gib es heute noch mehrere Angebote im Schweizer Markt unter 50 Franken.


Melchiorflaschen habe ich leider nur noch an einem Ort in der Welt gefunden. Und zwar nicht als käuflich erwerbbar, sondern als Ankündigung zur Entkorkung auf meiner Webseite www.weingabriel.ch für diesen Anlass. Somit ist auch die letzte 18-Liter auf dem Globus genüsslich entsorgt worden …


2014 Château Phélan-Ségur, Saint-Estèphe: 18 l Melchior. 64% Cabernet Sauvignon, 36% Merlot. Unglaublich dunkle Farbe; in der Mitte fast Schwarz, aussen dunkles Purpur. Dunkles, würziges, zu Anfang noch etwas reserviertes Bouquet. Von Beginn weg herrscht – von der Aromatik her – eine klare Cabernet-Ansage: Schwarze Pflaumen, Cassis, Brombeeren, eine Nuance Teer und Rauch, welche die Tiefe dieses Weines anzeigen. Im zweiten Ansatz eine Dominanz von Black Currant-Pastillen. Feinfleischiger Gaumen, beeindruckt durch eine unerwartete Konzentration. Gibt sich ausgeglichen, bei noch etwas fordernder Adstringenz, hoch aromatisches, langes Finale. Ein nobler wie auch kraftvoller Saint-Estèphe den man, blind verkostet, vorbehaltslos als Grand Cru einschätzen würde. In dieser Melchiorflasche scheinen noch unglaublich viele Primäraromen eingefangen zu sein. Da ich diesen Wein vor ein paar Monaten auch in der Normalflasche verkosten durfte, behaupte ich, dass diese «Mega-Gross-Flasche» momentan wesentlich besser daherkommt. Gehört sicherlich zu den spannendsten, günstigsten und gleichzeitig auch besten Weinen dieses noch unterschätzten Jahrganges. 19/20 beginnen

BIS ZUM LETZTEN TROPFEN


Ich hatte sehr grosszügig kalkuliert. Es war anzunehmen, dass Besitzer von Gabriel-Gläsern auch gerne Wein trinken. Also nahm ich diese 12er-Kiste vom 2014 Château Faugères eher anstandshalber mit. Die Trinkbilanz über die rund fünf Stunden liess sich aber sehen. Eine Stunde vor Kaffeebeginn musste auch diese OHK noch dran glauben. Somit wurden von den 73 Teilnehmern folgende Weinmengen verköstigt. Sauvignon Blanc Cloudy Bay 11 Magnums. Je eine Neunliter Domaine de Chevalier, Léoville- Barton und Pichon-Baron. Plus die 18 Liter Phélan-Ségur und die 12er Kiste Faugères. Macht Summa Summarum just nicht ganz einen Liter Wein pro Teilnehmer. Zum Wohl!

2014 Château Faugères, Saint-Emilion: Joker-Wein, Normalflasche. 85% Merlot, 10% Cabernet Franc, 5% Cabernet Sauvignon. Die Farbe immer noch sehr dunkel mit lila Reflexen im Granat. Das Bouquet zeigt würzig-florale Noten, ergänzt durch viel Frucht (Himbeeren, Holunder, Walderdbeeren und Cassis). Eine zart vanillige Süsse schwingt im Hintergrund mit. Im Gaumen gibt er sich im ersten Moment noch dezent kernig und fein pfeffrig. Dann weicht sich das satte Extrakt auf und erzeugt gewinnenden Charme. Entweder eine Stunde dekantieren oder noch zwei, drei Jahre warten. Ein unglaublicher Grand Cru Classé-Wert, welcher – nach bald 10 Jahren Lagerung – in eine recht lange Genussphase mutieren wird. Es ist nicht der einzige Bordeaux, der aufzeigt, dass in diesem klassischen Jahrgang bedeutend mehr steckt, als allgemein erwartet wird. 18/20 beginnen

P.S. Der Faugères 2014 gefiel mir auf einer Bordeauxreise so gut, dass ich im Frühling 2023 ein Sonderangebot kreierte. Insgesamt wurden in der Folge 11 Paletten importiert und verkauft. Das war die allerletzte Kiste. ☹

GOLDAUER GRÜMPELBAND


Unterhaltung und Stimmung pur.


Das ist die Goldauer Grümpelband.


Film vom Event:


HOSANNA, HANSPETER & HIRSCHFILET


Der Gastgeber hiess zwar Bärti. Aber dieser Vornamen fängt nicht mit «H» an und passt so halt nicht zur Titel-Trilogie. Also habe ich mit zur Einleitung dieser Geschichte rund um den Bordeaux 2000 vom rechten Ufer (Saint Emilion und Pomerol) den Vornamen des Störkochs Hanspeter zu Hilfe genommen. Das Hirschfilet stammte aus Aargauer Jagd von Freunden. Und der einzige Cru mit dem eingangs erwähnten Anfangsbuchstaben war der Hosanna. Der stammte aus dem Keller vom W1-Besitzer. Dort fand denn auch die gemütliche Jass- und Genussrunde statt. Dies an einem der ersten Tage im hoffnungsvollen Jahr 2024.

ROUGET LIEGT AM JAKOBSWEG


Einer der ehemaligen Jakobswege führte von Paris nach Santiago de Compostella. Pomerol war bereits im Mittelalter berühmt für seine Gastfreundschaft. Dass es heute Wein in dieser Region gibt, war den Römern zu verdanken.

Die Postadresse von Château Rouget erinnert auch heute noch an diese Zeit; 6 Rte de Saint-Jacques-de-Compostelle, 33500 Pomerol.


2000 Château Rouget, Pomerol: Die Farbe ist mit einem mitteldichten Purpur ausgestattet, nur am Rand Reifetöne zeigend. Das Bouquet gestaltet sich schwierig, reduktiv, Pneu, dunkle Rosinen und Liebstöckelaromen. Auch im Gaumen bereitet er nur noch verhaltenen Spass, gibt sich unharmonisch und körnig, endet mit Bitternoten und gibt sich insgesamt leidlich überholzt. Hier sehe ich leider keine positive Zukunft, weil die Gegenwart schon nicht mehr positiv ist. 15/20 vorbe

EINMAL PRO JAHR IN ESCHENBACH

Graf Neipperg gibt sich die Ehre. Und zwar jedes Jahr. Weil Stefan Neipperg jeweils für Primeurverkostungen in die Schweiz reist, verbindet er die Anreise mit einer Einladung der Eschenbacher Weinwanderer. Dort wird erst etwas gewandert und dann in der Jagdhütte gegessen und schöne Weine getrunken. Im Jahr 2023 habe ich diese Foto geknipst. Da spielt der Saint-Emilion-Graf mit dem Hund Eloy unten links. Mit dabei in der unteren Reihe von links; Bündner Winzer Daniel Gantenbein, Maitre Fromager Bernard Anthonny, Faugères-Besitzer Silvio Denz. Oben Baschi, Philipp, Jürg und André.

2000 Château Canon La Gaffelière Saint-Emilion: Immer noch sehr rotfarben und optisch jung wirkend mit Karmesin-Schimmer. Für einen mehr als 20jährigen Wein zeigt er immer noch viel eingefangene Primärfrucht; rote Johannisbeeren, Himbeeren, Walderdbeeren und etwas Brombeeren im Hintergrund. Zarte Röstnoten, Milchkaffee und zart pfeffriger Ansatz. Im Gaumen mit fein stützender Säure, nobel und kräftig zugleich und mit langem Würzfinale ausgestattet. Ein grossartiger Wein der zur Elite des rechten Ufers gehört. Und unter diesen ist dieser fantastische Saint-Emilion einer der preiswertesten. Leider gibt es dazu keine Angebote mehr in der Schweiz. Das kommt wohl daher, weil Bärti alles zusammengekauft hat. Im übrigen Europa gibt es mehrere Offerten unter 150 Franken. Und das ist er heute noch locker wert. 19/20 trinken 

DER JÜNGSTE SPITZENPOMEROL


Die Weinberge sind älter als der Cru! Früher hiess das Weingut Certan-Guiraud und war in den fünfziger Jahren eines der bekannteren Pomerol Weingüter.

Im 16. Jahrhundert liess sich die frühere Besitzer-Familie de May in der Hochebene des Pomerols nieder und pflanzten dort die ersten Weinberge in dieser Region an. 

1998 erwarb die Familie Moueix (Trotanoy, La Fleur-Pétrus etc.) das ehemalige Weingut Certan-de-May und splittete dieses auf.

Ein Teil wurde an den Léoville-Las-Cases Besitzer Jean-Hubert Délon verkauft. Ihm gehört in Pomerol Château Nenin. So wurde diese Parzelle in dieses Weingut integriert.

Aus einem weiteren Teil (100% Merlot) entstand der Cru der Certan-Marzelle. Davon findet man im Markt noch ältere Jahrgänge, weil dies in nicht so guten Jahren das Label des Zweitweines vom ehemaligen Certan-Guiraud war.


Unter der Moueix Ägide entstanden nur zehn Certan-Marzelle-Jahrgänge 2000 bis 2009. 2010 wurde diese Produktion in den Wein von La Fleur-Pétrus integriert. Somit verblieben für den neuen Hosanna noch 4.5 Hektar Rebland mit Toplagen auf dem berühmten Plateau von Pomerol. Bepflanzt sind die sich auf Lehm und Kies befindlichen Flächen mit 70% Merlot und 30% Cabernet Franc. Letztere stammen aus dem Jahr 1956 und bilden das Herzstück von diesem aufstrebenden Weingut, welches sich in den letzten Jahren bei der preislich zweitobersten Pomerol-Elite etablieren konnte.


Firmenintern wird der Hosanna oft als das weibliche Gegenstück zum zuweilen männlich daherkommenden Trotanoy bezeichnet.


P.S. Der Hosanna 2000 bekommt jetzt, in seiner Hochblüte von mir 20/20 Punkte. Wie er schmeckt? www.bxtotal.com weiss es ...

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