RODA RIOJA BLANCO CON MUCHO MUCHO
Das erste Mal bin ich diesem weissen 2019 Roda I in Rioja auf dem Weingut selbst begegnet. Das war meine Geburtstagüberraschung für meine Karin. Einen Tripp nach Bilbao und dann einen Besuch auf RODA mit Mittagessen. Nebst vielen Rotweinen kam auch dieser «Superblanco» dort ins Glas. Schon reichlich intensives Gelb mit senfigen Reflexen. Die Nase üppig, ergiebig und weit ausschwappend. Gelbe Früchte à Discretion. So in Richtung Mirabellen, Karambole, hellen Aprikosen, Golden Delicious und gekochtem Pfirsich. Alles vermischt mit einer gebührlichen Ration von Parisette Brotkruste und sanft eichigen Tönen, was sich wiederum mit Vanillin-Reflektionen ergänzt. Im Gaumen die Plenitude
schlechthin. Will heissen, der mundfüllende Körper schöpft aus dem Maximum und liefert eine Art cremige Textur und endet mit reichlich dickem Finish. Eigentlich hat er etwas zu wenig Säure, aber die sanfte Nobelbitterkeit auf der Zunge schafft dann doch noch einen knappen Balanceakt. Das Finale klingt so intensiv nach, dass man meint, mit dem Speichel zusammen grad nochmals einen reflektierenden Schluck zu trinken. Ich war hin und weg. Zu Hause angekommen suchte ich im helvetischen Markt nach ein paar Botelas. Fand aber keinen. In Deutschland wurde ich fündig und orderte und liess mir drei Flaschen zu einem germanischen Kollegen schicken. Die bekam ich letzten Samstag und heute entkorkte ich eine Flasche als Begleitung für ein passendes Mittagessen. Eigentlich hatte ich im Keller schon einen Rotwein entkorkt und dekantiert. Aber vielleicht werde ich beim diesem Blanco bleiben». Olé!!! 20/20 trinken, träumen, taumeln
P.S. Der Jahrgang 2020 war dann wieder ganz anders und weniger üppig. Meine Voten gelten also nur für den 2019er ...
Wer ein gutes Auge hat und die grundsätzliche Inszenierung einer Krippendarstellung kennt, der merkt schnell, dass hier etwas faul sein muss. Anstelle vom lieben Jesulein, in der Mitte der hölzernen Szene, ist eine Holzkiste ersichtlich. Drauf steht «Bordeaux Collection Duclot 2000». Leider gingen bei diesem Spiel Maria und Josef leer aus. Dafür kamen Bärti, Beat, Clément, Daniel, Jörg, Michael, René, Silvio und Urs zum Handkuss vom weinigen Inhalt dieser Kiste.
Es handelt sich dabei um eine rare Neunerkiste mit schon fast brisantem Sammler-Inhalt. Siehe Bild links unten. Alle Bouteillen sind vom hoch gelobten Jahrgang 2000. Mit je einer 75cl-Flasche von ...
• Château Margaux, Margaux
• Château Haut-Brion, Pessac-Léognan
• Château La Mission H.B., Pessac-Léognan
• Château Lafite-Rothschild, Pauillac
• Château Mouton-Rothschild, Pauillac
• Château Latour, Pauillac
• Château Ausone, Saint-Emilion
• Château Cheval-Blanc, Saint-Emilion
• Château Pétrus, Pomerol
Die leere Kiste von unserer vorweihnächtlichen Geschichte gibt es immer noch. Die Flaschen auch noch. Aber leider sind die alle leer. Wir haben diese Collection, durch entwertendes Entkorken physisch aus dem Verkehr gezogen. Mit maximalem Genuss und geteilter Zeche.
DIREKTVERGLEICH SINNLOS
Elegante Restsüsse gegen viel Restsüsse.
Wenig Säure gegen viel Säure.
Und Barrique-ausbau gegen Tankausbau.
Vergleiche sind in solchen Fällen absolut sinnlos.
Also zuerst den Yquem trinken, dann den Kracher …
2000 Château La Mission Haut-Brion, Pessac-Léognan: Unglaublich dunkel in der Mitte, irgendwie vermutet man darin gewisse, allererste Reifetöne, aber das Schwarze überwiegt diese Reflexe. Warmes, ausladendes Bouquet; Guinness-Malz, getrocknete Malagarosinen, Lakritze, Pumpernickel Brot, und Thymian. Er wirkt barock und somit tiefgründig. Im zweiten Ansatz ein minimster Hauch von Pedro-Ximénez. Konzentriertes Extrakt, wieder Rosinen, eingedickter Birnensaft, schwarze Oliven, speckig, kalter Rauch. Wenn man ihn schlürft, kann man ihm erste Kräuternoten entlocken. Der Körper ist aber noch jung und schier etwas arrogant. Sicherlich eine maskuline Mission-Variante im sehr langlebigen Stil. Dies zu Lasten eines frühen Genusses. Also ist das Potential grösser als der aktuelle Genuss. Weil ich weiss, dass er es in Zukunft packen wird, habe ich minim aufgerundet. 20/20 2030 – 2080
P.S. Beim 2000er La Mission Haut-Brion wurde erstmals dieses Flaschenemblem angewendet.
SCHWERE MOUTON-FLASCHE
Mit dem Jahrgang 2000 wechselte Mouton zum Flaschen-Gigantismus. Höher als alle anderen. Schwerer als alle anderen. Alle anderen Premiers wiegen ca. 1370 Gramm. Der Mouton bringt 1.66 Kilogramm auf die Waage. So gesehen machen alle anderen auf «Understatement»!
2000 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Die Farbe ist immer noch satt und dunkel in der Mitte. Von allen Pauillac-Premiers zeigt er aber doch als einziger deutlich wahrnehmbare Reflexe, welche ziegelrote Nuancen aufwiesen. Das Bouquet ist bullig, mutet schier vulgär an, zeigt Glutamatspuren, Rehfleisch, immer noch viele Rösttöne, Vanillestängel, Incarom und Cassis. Irgendwie komisch, dass
die Farbe reif anmutet und sich dann doch noch so viel Aromen von schwarzen Johannisbeeren direkt aus dem Glas herauskatapultieren. Vor allem ist er problemlos nasal einzustufen, weil er richtig konversationssüchtig zu sein scheint. Nach einer Viertelstunde; Sandelholz, Süssholz und heller Pfeifentabak. Im Gaumen voll, ziemlich weich und wiederum viel Süsse ausstrahlend. Eine Bombenaromatik mit erotischer Neigung zum hemmungslosen Genuss. Ich brachte es nicht über das Herz meine noch so kleine Degustationsration auszuspucken. Zugegeben, dieser Mouton ist nicht der messbar grösste 2000er Bordeaux, aber halt der Geilste. Auch ein Sonderprivileg. Besonders, weil er der einzige in dieser Kategorie zu sein scheint. 19/20 trinken – 2070
HEUTE IST DUCLOT OHNE LATOUR
Das letzte Mal, dass sich jeweils eine Flasche Château Latour in der Duclot Collection befand, war der Jahrgang 2011. Mit dem Jahrgang 2012 entzog sich Château Latour dem Primeur-Markt und bringt jetzt die Folgejahrgänge erst nach etwa sechs Jahren Flaschenlagerung auf den Markt.
WER HAT DEN LÄNGSTEN?
Um es gleich vorwegzunehmen; es geht hier um die Länge des Korkens innerhalb der neun degustierten 2000er Bordeaux-Weine. Klar hätte ich diesen Begriff auch einfach so mal in die Google Suchmaschine eingeben können. Und ich hätte mir auch irgendwie ausmalen könnten, welche Antworten da vor meinem visuellen Auge erschienen wären. Habe aber darauf verzichtet. Ich will ja nicht depressiv werden oder gar Minderwertigkeitsgefühle aufkommen lassen. Also zurück zum Thema. Mittlerweile kosten die besten Qualitätskorken mit einer gewissen Länge deutlich mehr als zwei Euro. Also ein rechter Budgetposten für jedes Weingut.
1. Platz: Château Ausone
2. Platz: Château Latour
3. Platz: Château Pétrus
Den kürzesten Korken zog ich beim Mouton 2000 heraus. Dafür punktet dieser Cru bei der allerschwersten Flasche!
Wenn man aktuelle Preise im Schweizer Markt studiert, so ist der Le Pin vom gleichem Jahrgang (und auch von der gleichen Appellation) momentan noch ein paar hundert Franken teurer als der Pétrus. Was dieses Duo aber gemeinsam hat? Die Preise liegen über 5000 Franken. Pro Flacon!
2000 Château Pétrus, Pomerol: Extrem dunkle Mitte. Die Farbe geht bis ganz aussen und er zeigt fast keine Reifereflexe. Gleich zu beginn legt er mit einem Traumbouquet los. Kein anderer Wein war nasal so spontan wie dieser Pétrus. Es ist alles da, was man für eine Typizität verlangt; Schokopralinen in allen Facetten, Gianduja, Nusslikör, Sandelholz, Vanillestängel, dunkle Röstnoten, Ingwer, Kokos, Waldhimbeeren, Red Currant. What else? Vor allem wirkt er erstaunlich frisch und zeigt kräutrige, zart pfeffrige Nuancen in ausufernder und trotzdem parfümiert wirkender Form. Im Gaumen ist er ein Charmebündel mit einer Tendenz zur Opulenz. Vielleicht wäre aber auch Reichtum das idealere Wort, um die Plenitude des Körpers zwischen dem Gaumenbeginn bis hin zum druckvollen Finish zu beschreiben. Ein Nachklang mit Emotionen und Dopamin- Zufuhrgarantie. Auch für verwöhnte Gaumen. Pétrus hat das Problem, dass er dramatische Erwartungshaltungen generiert. Oft wird man enttäuscht. Ich habe ihn nach dem Ausone und Cheval 2000 verkostet. Und er hatte die Nase vorn. Vielleicht irgendwann nicht mehr wegen seines effektiven Alterungspotentials, aber momentan sicher mindestens 10 Jahre den grösseren Genuss bieten zu können. Was dann wieder als aktuelle Cabernet-Franc-Handicap der beiden Saint-Emilion-Leadern zu deklarieren wäre. Teures Pomerol-Dreamland der Sonderklasse! 20/20 trinken – 2060
GLENTURRET NR. 679
Vom Glenturret Whisky 30 Years (Edition 2021) wurden lediglich 750 Lalique-Flacons gefüllt. Wir genossen - nach dem 2000er Duclot-Tasting, im Gewölbe Smokers Room vom Löwen St. Urban, zur Patoro Cigarre die Nr. 679.
Für mich ist dieser Event der weinige Höhepunkt von einem intensiven Jahr voller Genüssen. Eine Kombination von grossartigen Weinen der Superlative, gemischt mit der bestmöglichen Begleitung von ebenso grossartigem Essen aus der Reussbadküche. Degustiert und schnabuliert mit alten und neuen Freunden am Samstag, 9. Dezember 2023 in der Zentralschweizer Leuchtenstadt Luzern.
Luzern: Luzern ist das gesellschaftliche und kulturelle Zentrum der Zentralschweiz. Im Bildungsbereich ist es unter anderem Sitz der Universität Luzern, der Pädagogischen Hochschule Luzern und der Hochschule Luzern. Anlässe mit überregionaler Ausstrahlung sind beispielsweise die Luzerner Fasnacht und das Lucerne Festival. Luzern ist ein bedeutendes Tourismusziel in der Schweiz, einerseits wegen seiner beschaulichen Lage am Vierwaldstättersee und der Nähe zu den Alpen und anderseits dank Sehenswürdigkeiten wie der Kapellbrücke und dem Verkehrshaus der Schweiz. Da hat René Gabriel von 1973 bis 1976 seine Lehre als Koch absolviert.
Legenden: Obwohl die Recherchen eher ins Religiöse abdriften, versteht man dann doch, dass es sich um etwas einmaliges handelt. Etwas, was sich in der Szene etabliert hat und den Nimbus von Unerreichbarem an ihm haftet. Um das zweite Wort im Titel zu rechtfertigen, habe ich «Weinlegenden» ins Netz eingetippt. Da kamen mir Feinschmecker, die Zeitschrift Falstaff und auch noch der Weinblub.ch zu Hilfe. Letztendlich geht es genau in die von mir erwartete Richtung, dass Weine zu Legenden werden können.
Lunch: Ein Lunch ist an sich ein Mittagessen. Was mit diesem Begriff verbunden ist, passt dann eigentlich nicht so richtig zum Titel. Denn ein Lunch gilt als eher einfaches Essen, welcher während der Arbeitswoche eingenommen wird. Unser Lunch war dann um einiges üppiger, wie es die Deklaration will. Streng genommen wäre allenfalls das Wort «Kalorientsunami» passender, um den intensiven Mehrgänger zu beschreiben. Grosse Weine soll man in Verbindung mit passenden Speisen essen. Wie heisst es so schön: «Diät ist Mord am ungegessenen Knödel!»
WIE VIELE PERLEN PRO FLASCHE?
So richtig gezählt hat diese wohl noch niemand. Glaubt man der These von Physiker und Champagner-Forscher von Gérard Liger-Belair, so sind es rund 10 Millionen Bläschen.
Champagner beschreibe ich eigentlich gar nie so richtig. Für mich ist der Genuss von Schaumweinen aller Art eher ein prickelndes Lebensgefühl. Trotzdem, der
2007 Champagne Comtes de Champagne von Taittinger ist einer meiner deklarierten Lieblinge dieser Kategorie. Er ist in der Nase nussig und zeigt Brioche-Röstnoten und versprüht im Gaumen einen weichen, angenehmen Charme. Ein Schaumwein mit mehr Wein wie Schaum. Ein Mustermass an Champagner-Eleganz.
1900 Vouvray d'origine: Keine weiteren Bezeichnungen gefunden. Die Farbe von ockernem Goldorange. Die Nase nussig, leicht ranzig, Curcuma Nuancen, alter, leichter Cognac oder auch Weisflog Wermuth. Im Gaumen erinnert er an einen noch sehr gut erhaltenen Sherry. Man merkt, dass er nahezu trocken ausgebaut wurde. Salzig auf der Zunge, Bastholz, sanfte Bitternoten und Aromen von Mandeln. Ist noch sehr gut trinkbar und wusste zu Beeindrucken. Dies, nach immerhin 123 Jahren … 17/20 vorbei
TROTANOY & PETRUS; BEIDE SIND AUF DEM PEAK
Auch ein Pétrus darf sich mal in seiner Endreife befinden. So ist das mit dem 1971er. Er ist aber immer noch voller Süsse und prickelnder Erotik. Der Trotanoy scheint da noch um eine Nuance jünger zu sein und gibt sich irgendwie auch männlicher, sogar tiefgründiger. Was beide gemeinsam haben: 20/20!
1945 CHATEAU MOUTON-ROTHSCHILD
Der 1945er Mouton ist nach Ansicht vieler Weinkritiker der beste Wein, der je in eine Flasche gefüllt wurde. Neben der ganz aussergewöhnlichen Qualität dieses Weines (Parker würde 120 Punkte vergeben, Broadbent vergibt 6 von 5 Sternen) ist vor allem die Magie des Jahrgangs (Kriegsende) und dem Beginn von den Mouton-Künstleretiketten für die Legendenbildung verantwortlich.
Man kann es sich wohl heute kaum vorstellen, unter welchen extremen Bedingungen im Kriegsjahr 1945 Weinbau betrieben wurde. Und gerade Château Mouton Rothschild litt unter der Besetzung besonders. Der scharfe Frost vom 4. Mai 1945, wenige Tage vor Kriegsende, bedeutete zudem einen massiven Ernteverlust. Personal für die Arbeit in den Weinbergen gab es praktisch nicht. Die zur damaligen Zeit rund 50 ha Rebfläche erzielten durch die frostbedingten Verluste nur eine Ausbeute von rund 10 hl/ha. Insgesamt wurden weniger als 75’000 Flaschen abgefüllt.
Immerhin kehrte Baron Philippe de Rothschild von seiner Kriegs-Flucht rechtzeitig zur Lese auf das Château zurück und konnte wieder die Kontrolle übernehmen. Dass dieser 1945er Mouton ein absoluter Ausnahmewein werden würde, zeigte sich sehr schnell. Von Anfang an war er, obwohl damals (noch) ein 2ème Cru, der teuerste Bordeaux und anerkanntermassen der Wein des Jahrgangs.
Das wohl berühmteste Etikett der langen Serie wurde von Philippe Jullian entworfen. Das grosse «V» (Victory = Sieg) symbolisiert den Sieg der Alliierten über die Deutschen und die Rückkehr zu einer friedlichen und normalen Welt.
Als wäre dies nicht schon genug an Symbolkraft, schien auch die Natur diesen Sieg mit einem Jahrhundertjahrgang zu feiern, nachdem kein einziger Kriegsjahrgang (1939 – 1944) eine gute Qualität ergeben hatte.
Den 1945er Mouton verkosten zu dürfen, ist wohl ein sehr seltenes Privileg, da es nur noch sehr wenige Flaschen gibt, echte zumindest. Micheal Broadbent dürfte wohl diejenige Person gewesen sein, die diese Legende am öftesten und schon als Jungwein probieren durfte und er war stets voller Begeisterung.
Er beschreibt die aussergewöhnliche Farbe des 1945er als «dunkel, tief, (doch) durchscheinend», eine Kombination, die ihn leicht erkennbar macht. Damals wohl ein sehr intensiver Wein mit explosiver Kraft und Würze. In Broadbent’s Beschreibungen in seinen Büchern finden sich allerlei Geschmacksnuancen. Interessanterweise findet sich keine in klassischen Beschreibungen eines Cabernet Sauvignon. Wie und ob er wohl heute noch schmeckt?
Diesen Text habe ich bei weinrouten.de gefunden. Die Frage wie er heute wohl schmeckt, können die Teilnehmer vom Luzerner-Legenden-Lunch glücklicherweise abschliessend beantworten. Wie der Wein schmeckte? Auf dem grossen PDF-Bericht auf www.bxtotal.com ist Gabriels Eindruck zu finden ...
HEITZ-ELEFANTENRENNEN
Zwei grossartige Napa-Klassiker wurden am Luzerner-Legenden-Lunch nebeneinader gestellt.
Der
1974er Martha's Vineyard ist jetzt am Ende seiner Genussreife, oder gar leicht überm dem Peak.
Und der
1997er Martha's Vineyard hat seine beste Zdit noch vor sich.
Beides sind wahre Legenden!
Auf der eigenen Webseite www.taylor.pt wird beschrieben, dass es sich beim 1963er um einen klassischen wie auch bahnbrechenden Jahrgang handelt.
Meine Karin (im Bild unten mit ihrem Jahrgangsport) mag zwar tendenziell eher weisse Weine, wie Rotweine. Und süssliche Weine schon gar nicht.
Dafür liebe ich Karin. Dann geht ja die Rechnung wieder auf …
188 JAHRE ALTER MADEIRA
Versuchen wir mal das Rad in diese Zeit zu versetzen. Es ist der Beginn der allerersten Dampfeisenbahnen. In Waitangi unterzeichnen 31 Oberhäupter der Maori die Unabhängig-keitserklärung Neuseelands. In der Schweiz verschwinden alte Masseinheiten und es wird ins metrische System gewechselt. Der Schotte James Bowman Lindsay führ in Dundee mittels einer Glühlampe erstmals öffentlich elektrisches Licht vor.
Auf der Insel Madeira entsteht ein besonderer Boal. So heisst diese Rebsorte, welche im englischen auch als Bual bezeichnet wird.
1835 Boal, Quinta do Serrado, Madeira:
Die Farbe ist Orange, Senfgelb und gleicht eigentlich einem alten Cognac. Intensives, fast noch zu Kopf steigendes Bouquet, erinnert an einen spanischen Brandy, eleganter Ansatz, Arachid Nuancen, Zedernwürze, dominikanische Cigarren und helle Rosinen, vermischt mit kandiertem Honig und Quittengelee. Im Gaumen weiss er sehr zu gefallen. Zeigt keine Müdigkeit und geht so richtig nach hinten los. Es gibt fast keinen Aromenvergleich und so empfiehlt es sich, diesen fast 200jährigen Madeira einfach zu geniessen. Mit der grossen Gewissheit, dass man ihm wohl nie mehr im Leben begegnen wird. Schwierig zu bewerten. Während ich diese letzten Zeilen schrieb, hatte ich ihn immer noch mit voller Intensität im Gaumen. Hatte also wohl den längsten Abgang aller geöffneten Flaschen von diesem Legenden-Lunch. Und wenn man nach dem Prädikat von Legende sucht, dann hat es dieser Madeira-Methusalem wirklich verdient. Einzigartig und unvergleichlich! 20/20 austrinken
P.S. Prestige Cellar bietet eine Flasche einer anderen Marke zu 2880 Euro an.
(ZU) JUNGER TISCHWEIN?
In der Regel gibt es bei meinen Events, nebst den angepriesenen Degustationsrationen, auch noch einen nicht endenden Tischwein. So auch dieses Mal. Dies in Form einer Imperial 1995 Château Angélus. Marktwert aktuell so um 3500 Franken. Obwohl der Wein schon 28 Jahre alt war, wirkte er - im Vergleich zu den vielen Reifweinen - noch extrem jung …
Hobbysommelier und Weinfreund Robert Hocher mit «imperalistischer» Grossflasche.
... von der Biotta Wellnesswoche. Eine Woche lang keinen Wein, kein Fleisch, keinen Kaffee, kein Schwarztee, keine Cigarren, keine Teigwaren, keine X, keine X, keine X.
Dafür Unmengen von irgendwelchen Säften. An vier Tagen einfach nur zwei gestrichene Teelöffel mit Leinsamen als feste Nahrung.
203 PDF-WEINSEITEN
mit wunderbaren Weinerlebnissen von René Gabriel sind es heuer auf der Webseite www.bxtotal.com
1953ER BORDEAUX-RESTL IN LAAKIRCHEN! Wenn der Toni mit der Traudl. Karin und ich waren eingeladen in der Nähe von Linz. Auf dem Tisch, respektive im Glas, wunderschöne, aber auch andere 1953er ...
1953ER BORDEAUX-SEPTETT IN ZÜRICH! Klar ersichtlicher Magnum Bonus für Château La Conseillante und Château Latour. Trotz Normalformaten wussten auch Ausone und Mission sehr gut zu gefallen ...
PESSAC-WEINE MIT ANDRE KUNZ IM KREUZ EMMEN! Es muss nicht immer Haut-Brion sein. Aber schon auch. Plus Picque Caillou, Carmes Haut-Brion, Pape-Clément und Mission Haut-Brion ...
BORDEAUX 2021, ERSTMALS ALS FLASCHENABFÜLLUNG VERKOSTET! André Kunz hat sich durchdegustiert und findet den 2021er eine Erholung zwischen Bombenjahrgängen ...
POMEROL MONTAG IM LÖWEN! 1959 Nenin, 1964 L'Evangile, 1971 Trotanoy, 1998 L'Eglise Clinet, 2000 Hosanna. Leider war nicht alles gut, vorallem nicht der 1959 Rouget. Und einer korkte ...
MAGNUMFLASCHEN IM RÖSSLI BAD RAGAZ! Es muss nicht immer Bordeaux sein. Gabriel kann auch anders. Ein Magnum-Trutti -Frutti aus den besten Anbaugebieten der Welt ...
DOPPELMAGNUM IM FORSTHOF IN SIERNING! Wenn der Bauschlager mit dem Gabriel. Ein Genusspabend mit Grossflaschen. Höhepunkte; 1988 Mouton-Rothschild, 2001 Phélan-Ségur, 2011 Doisy-Daene u.a.m ...
PAOLO CATTANEO FEIERT SEINEN GEBURTSTAG MIT WEINEN AUS DEM JAHR 1953! Stelldichein im Ciani in Lugano. Mit bekannten Winzern und Pétrus, Haut-Brion, Mouton-Rothschild und, und, und ...
1998 BORDEAUX IN HOCHFORM - GABRIEL LEIDER NICHT! Der Eye-Catcher war eine 18-Liter vom Clos de L'Oratoire aus Saint-Emilion, die grossen Weine; Palmer, Mouton, Mission & Haut-Brion. Plus andere ...
2003 BORDEAUX IM HOTEL BALM IN MEGGEN! Das 20jährige Jubiläum von Sandra und Beat Stofer artete zu einem veritablen Weinfest aus. Höhepunkte; Yquem, Montrose und Nairac - alle mit 20 Punkten ...
BORDEAUX 2002 - LETS JUST KISS AND SAY GOODBYE! Nach einer langen Fruchtphase ist jetzt leider langsam Schluss. Eine Augenscheinnahme mit repräsentativen Exemplaren ...
MIRKOS-MAGNUM-MITTWOCH! Alles Magnum oder was? Knoll, Pichler, Hirtzberger, Barton, Gruaud, Mouton, Latour, Gazin, Péby, Yquem im Lindenhofkeller in Zürich ...
DREI TAGE LANG CHÂTEAU COUTET! Eine Vertikale von 1900 bis 2019 in und um diesen grossartigen Barsac-Premier mit fünf verschiedenen Destinationen und zwei Dutzend Weinfreunden ...
CENTUM 2021 - EIN JAHRHUNDERTWEIN AUS DEM BURGENLAND! Das gibts nur einmal - das gibts nie wieder. Ein regionen überschreitender Blend mit spektakulärem Resultat ...
IMPERIALABEND IM CARLTON ZÜRICH! Grosse Flaschen - grosses Vergnügen? Nicht immer, aber sehr oft. Kulinarisch-önologische Höhepunkte und ein paar Tiefflieger ...
MARGAUX-WEINE IN REIH UND GLIED! Ein überrraschender 1945 Paveil-de-Luze, ein zuverlässiger 1986 Rausan-Ségla, ein wunderschöner 1982 Lascombes und zwei sehr gute Zeitweine und ...
MAGNUMFLASCHEN IN GOSSAU! Der Weinclub Accanto traf sich im Restaurant Pergola. Mit kleinen Gläsern von Roberto und grossen Weinen von René ...
AUSTRALIEN OPEN IM GABRIEL KELLER! Alles Penfolds in allen Variationen. Von 1969 bis 2020. Und von kleineren BIN bis zum grossen Grange. Dies in Form von Grange und Grange Hermitage ...
MADAME MOUTON FEIERT GEBURTSTAG IM TESSIN! Natürlich mit ihrem Lieblings-Pauillac. Und ganz vielen Jahrgängen mit wunderschönen Etiketten. Mouton-Rothschild halt ...
DIE NEUE COMPLETER-GESCHICHTE! Seit 926 ist der Completer urkundlich belegt. Malans ist das Epizentrum. Und die Familie Donatsch pflegt und hegt ihn. Ein Blick in die letzten 20 Jahre ihres Schaffens ...
LEOVILLE-BARTON IN HILDISRIEDEN!
21 Jahrgänge von 1934 bis 2010. Und einer Imperiale vom Barton 1999. Und einem tolle Tobler-Menue. Und ...
BORDEAUX 1982 IM BEDRETTOTAL! Kurzfassung; der Pétrus korkte und der Margaux gewann. Letzerer war aber nicht der einzige 20-Punktewein. Ein grosser Abend mit grossen Weinen ...
GANTENBEIN IN ESCHENBACH! Der bekannte Bündner Winzer gibt sich die Ehre. Mit Riesling. Chardonnay und Pinot Noir.
Und das Darumherum mit anderen Winzern und zwei Käsepäpsten ...
SONDERPOMEROL CHATEAU LA CROIX! Eine einmalige Vertikalprobe von 1961 bis 2022 mit 34 (Jahrgängen). Von der Besitzerfamilie war Jean-Philippe Janoueix mit von der Partie ...
VIER MAGNUM-QUINTETTS IM LÖWEN IN ESCHENBACH! Fünf Grüne Veltliner von Knoll, fünf Saint-Juliens, fünf Pauillacs, fünf Pomerols. Der Wein des Abends für das Publikum; 2004 Léoville-Poyferré ...
20 MAGNUM VOR DEM RICHTER!
Von 1928 Mouton bis 1982 Pichon-Lalande. Und viele, extrem rare Magnum dazwischen.
Alles entkorkt, serviert und zelebriert von Jürg Richter (inkl. Sauternes) versteht sich ...
DER JAHRGANG 2013 DER BESTEN BÜNDNER-PRODUZENTEN! Ein memorables Mittagesen im Restaurant Lucide in Luzern. Mit Chardonnay und Pinot der Weltklasse. Made in Bündnerland ...
25 JAHRGÄNGE VON CHÂTEAU CHEVAL BLANC (1940 bis 2004)! Und ganz viele Châteasu Figeauc, und andere, bekannte Saint Emilion. Ein "volles Weinwochenende" in Interlaken ...
WEINWANDERN MIT THEMA POMEROL! Alles mit P am Anfang. Pomerol, Pastrami, Poulet und Parmesan. Und auch zwei Weingüter mit P zu Beginn. Petrus und Le Pin ...
BORDEAUX 2004 AUS EINER DUCLOT-KISTE! Mouton, Lafite, Latour, Haut-Brion, Mission, Margaux, Cheval, Yquem. Und was noch? Der Genussbericht mit Terrine und Osso Bucco ...
20 JAHRGÄNGE CHÂTEAU PALMER IM BALM IN MEGGEN! Eine Bandbreite von 40 Jahren zwischen 1979 bis 2019. Drei Mal zückte ich die 20/20. Der Palmer-Chef, Thomas Duroux war auch dabei ...
21 BORDEAUXWEINE IM DE LA PAIX LUZERN! 1992 de Fieuzal blanc, 1978 Lafite, 1979 Margaux, 1970 Mouton. Der Star des Abends: 1971 Cheval Blanc. Finale: Vier Sauternes; 1921, 1949, 1983 und 1988 ...
BURGUNDERWEINE VON 1934 BIS 2013! Von Meursault bis Chambertin und von Corton-Charlemagne bis Clos Vougeot. Ergänzt mit passenden Tischweinen aus Zizers. Auch deren Winzer waren da ...
2009 ROTWEINE AUS ÖSTERREICH IN MAGNUMFLASCHEN! Viele Informationen über den Jahrgang generell und den besten Wein des Abends aus einem anderen, weissen Jahrgang ...
2000 LA TÂCHE, DOMAINE DE LA ROMANEE-CONTI! Ein bewegender Burgunder, trotz Konkurrenz mit 1995 Château Latour, 1982 Pichon-Comtesse-de-Lalande und 2010 Château Haut-Brion ...
30 MAL CALIFORNIA 1978 IM ZUNFTHAUS ZUR WAAG IN ZÜRICH! Alles mit Rang und Namen. Ganz viele tolle bis legendäre Weine. Die besten; Martha's Vineyard und Stag's LEap Cask 23. Und ein Süsswein mit zwanzig Punkten ...
LEOVILLE LAS CASES AUF 1920 METERN ÜBER MEER!
Elf Jahrgänge von 1985 bis 2017. Verkostet und genossen auf der Melchsee-Frutt. Mit Freunden und einem legendären Hackbraten ...
ZAPFENGELD-ABZOCKE
Gehts noch? Gestern haben mir Freunde berichtet, dass sie bei Badrutts Palace in St. Moritz angefragt hätten, ob man eigene Weine mitnehmen dürfe. "Natürlich" war die Antwort. Mit der beiläufigen Erwähnung, dass dann ein entsprechendes Korkengeld dafür entrichtet werden müsse.
Meine Theorie, was ein faires "Zapfengeld" ist, rechnet sich nach den günstigsten Weinen eines Restaurantangebotes. Und diese Preise richten sich automatisch nach dem Niveau des entsprechenden Gastrolokals. Will in diesem Fall heissen, dass im
Palace-Restaurant St. Moritz momentan mehr als 25 Weine unter hundert Franken angeboten werden. Da muss der Wirt noch die Flasche auf eigene Rechnung kaufen und trägt selbst das Risiko eines Korkfehlers.
Also würde ich, als Unternehmer, in diesem Falle ein Zapfengeld von maximal 100 Franken für extern mitgebrachte Bouteillen verlangen. So verdient der Gastronom an jeder mitgebrachten Flasche schon mal wesentlich mehr wie aus den Weinen aus dem eigenen Sortiment. Und ich würde mich noch ganz herzlich für die Tischreservation bei den Gästen bedanken.
Wie ist jetzt die Kalkulation und die Ideologie von einem Tarif von CHF 250 pro mitgebrachte Flasche in Badrutt's Palace zu verstehen? Ich verstehe dies ganz und gar nicht. Und ich bin schon ganz schön lange in diesem Segment tätig.
Bild: Forbes Magazine
Zum ersten in Laakirchen. Zum zweiten in Lugano und zum dritten in Zürich. Innerhalb eines Monats durfte ich an drei verschiedenen Weinproben zum Jahrgang 1953 dabei sein. Rein rechnerisch hat die dieses Millésime nun ziemlich genau 70 Jahre auf dem Buckel.
Wenn man Weine mitunter mit Menschen vergleicht, so gibt es halt auch da Zeitgenossen, welche leider nicht mehr da sind. Und andere, welche das Rentnerdasein als Hochblüte erleben. Die vitalsten 70jährigen könnte man eventuell auch als «Magnum-Erdbewohner» bezeichnen. Denn - wer besser drauf ist im Alter, bei dem verhält es sich wie bei den Magnums beim Wein. Die wirken in der Regel jünger wie die Normalflaschen. Das ist die Regel, aber es gibt auch Ausnahmen.
Je älter eine Flasche bis zum Entkorken wird, desto grösser steigt das Risko der Oxidation. Das ist keine neue Theorie. Und auch das Füllniveau spielt beim Entkorken von sehr alten Bouteillen eine riesengrosse Rolle. Zwar kann eine «mittlere Schulter» schon mal für eine positive Überraschung gut sein. Ein nicht so guter Füllstand deutet aber leider auch sehr oft auf eine nicht optimale Lagerung hin.
Beim nachfolgenden Bericht geht es um eine Probe mit sieben verschiedenen Bordeaux Weinen vom Jahrgang 1953. Da wird es wichtig, dass das verbleibende Füllniveau in der jeweiligen Flaschen genau deklariert wird. Das ist bei der Beschreibung von Altweinen wichtig und liefert oft die zusätzlichen Information zwischen unerwartetem Glück und vorauskalkulierbarem Pech.
Zusammenfassend ging die Rechnung auf und die Gäste am Zehnertisch zeigten sich generell überrascht über das Erlebnispotential dieses montäglichen Mittags, am 27. November 2023, irgendwo an einem Hang oberhalb von Zürich.
Nach dem Motto «alle Jahre wieder» durfte ich ein Weinthema vorschlagen und Weine aus meinem Keller im Gabriel-Gesamtarrangement mit einberechnen.
Weil der Gastgeber im Dezember zufälligerweise genau 70 Jahre alt wird und somit dem Jahrgang 1953 ausgestattet ist, machte ich aus seiner Einladung an seine Weinfreunde einen «roten Faden» mit genau dieser Thematik. Beginnend, wegen der Vorspeise, mit einem Sauternes. Und endend, wegen dem Käse, mit einem Pomerol.
1953 Chateau d’Yquem, Sauternes:
Recht dunkles Ocker-Gold. Als ich die Farbe beschrieb, stand das Glas links vor mir, etwa 20 Zentimeter von meiner Nase entfernt und es duftete schon gewaltig in meinen Nüstern. So in Richtung getrockneten Blutorangenschalen, nach kandiertem Honig und getrockneten, nicht geschwefelten Aprikosen. Im zweiten Ansatz; Safran, Rosinen, Curcuma und Grand Marnier. Konzentrierter Gaumen, so eine richtige Essenz. Kurioserweise war er dann im Finale nicht gar so süss, wie man es nasal und im Gaumenanfang vermutet hätte. Ein nahezu legendärer Yquem. Er hat noch ein sehr langes Leben vor sich. 19/20 trinken
1953 Château Ausone, Saint-Emilion:
Füllniveau mittlere Schulter. Unglaublich dunkle Farbe, schwarz-bräunliche Reflexe in der Mitte, aussen Ziegelrot. Wunderschönes intensives, ausladend, süsses Bouquet, viel Pflaumen, Sandelholz, Dörrfeigen, Nuancen von eingedicktem Birnensaft, Mokka, cereale Noten von geröstetem Sesam, Kräuterlikör. Im Gaumen cremig, weich und samtig, schier opulent, gebündeltes, langes, malzig-süsses, sehr langes Finale. Trotz schwierigem Füllniveau war dies eine geschmacklich ziemlich perfekte Flasche. 19/20 austrinken
DER BERÜHMTE MAGNUM-BONUS
In jungen Jahren macht es keinen Sinn Magnumflaschen zu entkorken. Mit dem Alter überholt dieses Format in der Regel die normalen Bouteillen.
1953 La Conseillante, Pomerol: Magnum. Füllniveau; into neck. Extrem dunkle Farbe (siehe Bild unten). Ein Traumbouquet von dunklen Beeren, marmeladige Himbeerkonfi-Eindrücke, helle Schokopralinen, geröstete Nüsse, Thymian, Anis und Earl-Greynoten. Samtiger, anmutiger Körper, reifer Merlot gepaart mit würzigem, noch blaubeerigem Cabernet-Franc, aromatisches, langes Finale. Eines der grössten Pomerol-Altweinerlebnisse meines Lebens! 19/20 trinken
1953 Bordeaux in Zürich auf sechs illustrierten Seiten: www.bxtotal.com
ANDRÉ’S BLUTGRUPPE? PESSAC!
Er degustiert mittlerweile viel mehr Weine als ich. Meistens für die schweizerische Weinzeitung, aber auch für das Portal: www.bxtotal.com. Und für sich selbst.
Sobald ein Glas Wein vor ihm steht, greift er zum Kugelschreiber oder zu seinem Laptop.
Er kann irgendwie nicht Weintrinken, ohne zu aufzuschreiben. Das dient ihm zur «digitalen» Memorisierung, aber dem Umstand, noch intensiver geniessen zu können.
Das mit dem Niederschreiben kenne ich ebenfalls. Sobald man Verkostungsnotizen macht, kann es rundherum noch so laut sein. Man taucht ab, geht in sich, kreiert einen konzentrierten «Raum», um sich ganz dem Wein widmen zu können. Ihn nicht nur die Farben, Gerüche oder den Geschmack zu entlocken, sondern auch seine Aura, seine Persönlichkeit, sein Potential und wohl tausend andere Dinge noch. André kann alle Weine der Welt degustieren. Er weiss, worauf es ankommt. Und wenn ein Verkoster tausende von spannenden Weinen aus aller Welt degustiert, dann entwickelt er dabei Vorlieben. Man bleibt dabei zwar polyvalent für Abwechslungen, weiss dafür was man liebt.
Wer so viel Wein degustiert, dem Fliesst nebst Blut, auch Wein in den Adern. Sinnbildlich gemeint. Und wenn es denn eine fünfte offizielle Blutgruppe gäbe, dann müsste man bei André wohl «Pessac» zuordnen.
Das ist seine Bordeaux-Lieblingsappellation. Haut-Brion ist der Favorit. Doch er mag auch das Darumherum. Und so zeigte er an seiner Einladung an die Pilatus-Weinfreunde denn auch Nachbarsweingüter dieser Appellation welche früher ganz einfach Graves hiessen.
Im Jahr 1953 bildeten ein paar Weingüter ein eigenes Klassement. Bis anhin war nur ein einziges Weingut gesetzlich ausgezeichnet. Dies deshalb, weil Haut-Brion 1855 in den Genuss des Titels «Premier Grand Cru Classé» kam. Als einziges Weingut der Region Graves.
Mit dem im Jahr 1959 ratifizierten Klassement und dessen endgültigen und bisher unveränderten Situation formierte sich eine neue Sub-Appellation mit dem Namen «Pessac-Léognan». Pessac lieferte den kleineren Hektar-Anteil und weniger Weingütern. Diese befinden sich in oder am südlichen Rand der Stadt Bordeaux.
Nebst Lieblingsbordeaux hat André auch ein Lieblingsrestaurant. Da ist das Restaurant Kreuz im luzernischen Emmen. Dort entkorkt er regelmässig honorige Flaschen für seine Weinfreunde oder für seine Weinproben. So auch für unsere Pilatus-Weinfreunde am Mittwoch, 22. November 2023. Nach dem Champagner-Apero setzten wir uns an den Tisch. Und dann durften uns von André, Petra und Hans-Peter verwöhnen lassen.
DIE LETZTE SCHWEIZER FLASCHE?
2006 war der letzte Jahrgang von diesem Pessac. Mit dem folgenden Jahr verschwand die gesamte Produktion in den Weinen von La Mission-Haut-Brion. Das Weingut sei mit nur 5 Hektar zu klein gewesen, um weiterhin unter eigenem Label laufen zu lassen. Dies war der Kommentar zu diesem Entscheid der Familie Dillon, welche auch u.a. noch Château Haut-Brion besitzt. Was nicht mehr produziert wird, mutiert automatisch zur Rarität. Vom entkorkten 1986er gibt es in der Schweiz keine einzige Flasche mehr im Angebot. Dafür noch in Amerika, Australien und Hong Kong. Oder in Deutschland oder Frankreich. Die Preise wären nicht teuer. Der Wein ist aber trotzdem, oder zumindest eine helvetische Rarität.
Mir wusste der 1986 Château La Tour-Haut-Brion sehr zu gefallen. Er hat irgendwie etwas Einzigartiges an sich. Die Farbe zwar schon mehr Braun wie rot. Die Nase zeigte sich füllig, ausladend mit Aromen von malzigem Bier und schwitzendem Leder, vermischt mit Kräuternoten. Im Gaumen trotz der spürbaren Resttannine recht weich und charmant. Erdig und tief mit Charakter. 18/20 trinken
Eine absolut perfekte Flasche. Die Farbe fast nur Schwarz. Nur am Rand konnte man orange-rote Reflexe erkennen. Grundsätzlich passte zum Nasenbild schon mal der Begriff «frisch». Niemals würde man hier blind auf einen fast 90jährigen Wein tippen. Frisch gehackte Kräuter mit minzigen Spuren. Darauf folgten getrocknete Heidelbeeren, Black Currant, Périgord Trüffel, dunkle Edelhölzer, Kaffee und frische, sowie getrocknete Pflaumen. Verspielt und tiefgründig zugleich. Im Gaumen konzentriert, auch hier schwarze Beeren abliefernd und dunkelmalzig im extrem langen Finale. Das ist der beste 1934er! 20/20 trinken
Getrunken am Pessac-Abend mit André Kunz.
Pichon Baron gegen Pichon Lalande! Montrose gegen Cos d’Estournel! Palmer gegen Margaux! Latour gegen Lafite! Wie auch immer; Vergleiche scheinen Weinliebhaber permanent zu reizen. Zu den oben genannten Sparring-Partner würden somit auch Haut-Brion und Mission-Haut-Brion hervorragend passen. Auch André lieferte mit seinem letzten Flight mit genau diesen beiden Weinen einen möglichen Wettbewerb. Zum Glück stammten nicht beide aus dem gleichen Jahr. Sodass es zu keiner zwingenden Pessac-Rangliste als Schlussfolgerung kam.
Die beiden letzten Weine wurden blind, in neutralen Karaffen serviert. Mir war beim linken Wein schnell klar, dass es sich um den 1983 Château La Mission-Haut-Brion handeln musste. Mission hat generell immer eine starke Eigenidentität. Wie fast wie kein zweiter Bordeaux. Die Farbe extrem dunkel. Für sein Alter (40 Jahre) eigentlich zu wenig Altersreflexe zeigend. Genauso verhält sich auch der Rest des Weines. Das Bouquet kraftvoll, geballt, noch leicht reduktiv (lange dekantieren), Karbonileum, dunkles Kornbrot, Kaffee, Guinness-Bier-Malz, Bakelit und schwarze Beeren, ergänzt mit getrockneten Korinthen. Sehr mineralischer Ansatz und mit einem Reigen zwischen frischen und getrockneten Küchenkräutern. Und einem intensiven Eucalyptus Touch, welcher das Nasenbild an einen Heitz Marthas Vineyard erinnern lässt. Insgesamt nasal unglaublich dicht. Im Gaumen einerseits mächtig, fleischig und doch mit einem relativen Charme für einen noch zu jungen Bordeaux. Ein imposantes Erlebnis von einem der konzentriertesten Missions seiner Geschichte. 20/20 trinken
Mit richtigem Familien-namen heisst Petra zwar Krakolinig. Sie war im gefüllten Lokal ganz allein unterwegs. Als Büffetgirl, als Servicedame und als stets lächelnde Gastgeberin gleichzeitig. Châpeau! Zum Riesling-Finale luden wir Petra zu einem verdienten Schluck der saftigen 2011 Spätlese Wehlener Sonnenuhr von J.J. Prüm ein ...
POMEROL-MONTAG IM LÖWEN
Mann trifft sich! So alle zwei, drei Monate. Jeder nimmt Wein mit. Jemand kocht oder lädt ein. Es wird gegessen, getrunken und Karten gespielt.
Mitte November 2023 war es wieder Mal so weit. Bärti war im Lead und er lud in den Löwen im luzernischen Eschenbach.
Das Weinthema war vorgegeben: Pomerol!
Als wir eintrafen war die Dorfbeiz Löwen proppenvoll. Also entschieden wir uns schon mal ein Kartenspiel voranzuschieben.
C. hatte einen 2016 Castello Luigi Bianco im Kühlgepäck. Er war ziemlich Gelb und duftete nach Quitten und Akazienhonig. Im Fluss recht mollig. Was mich aber überraschte, war die Balance und die schöne Würze. Hat gepasst.
Tendenziell trinke ich gerne von alt nach jung. Also wählte ich mal den ersten Rotwein nach zwei Kriterien a.) sehr alt, b.) grösstes Risiko. Also wurde der 1959er Rouget «geköpft». Er schöpfte seinen damals schlechten Ruf ziemlich gut aus. Die miesen Eigenschaften gingen so in Richtung, altes Fass, welkes Efeu, morscher Balken und leidliche Kapselnoten im Finale. Ich glaube leider nicht, dass er früher irgendwann mal besser war.
MONTAGS-POMEROL-PALETTE
• 1959 Château Rouget, Pomerol
• 1959 Château Nenin, Pomerol
• 1964 Château L’Evangile, Pomerol
• 1971 Château Trotanoy, Pomerol
• 1998 Château L’Eglise-Clinet, Pomerol
• 2000 Château Hosanna, Pomerol
GASTGEBERJAHRGANG 1959
Glück dem, der als Weinliebhaber im grossartigen Weinjahr 1959 geboren ist. Das ist bei Gastgeber Bärti der Fall. Die Flasche kriegte er geschenkt. Von einem Weinfreund namens Adi. Der sass auch am Tisch. Also schloss sich der Kreis wieder …
1959 Château Nenin, Pomerol: Schwarz-Rot in der Farbe, extrem satte Mitte, aussen – dem Alter entsprechend – bräunlich. Es ist immer spannend vor dem ersten Nasenkontakt eine Vision zu generieren und dann schauen, ob sich diese auch erfüllt. Diesen Nenin kannte ich von früher und er war mal sensationell, dann wieder leidlich artisanal. Wir hatten grosses Flaschenglück. Das
gigantisch mit seinem Kräuterreigen; Wildkräuter, Thymian, Minze, Eucalyptus, frisch gebrochene Rosmarinnadeln, getrocknete Kamille. Süss ausladend mit Kandis und Caramel Spuren. Dann wieder Kräuter, welche sich zusammen mit der Süsse vermischten. Die logische Konsequenz dieses Duftes? Ricola-Bonbons! Die Schweizer haben es erfunden. Die Franzosen mit diesem genialen Duft geliefert. Im Ricola hat es 13 Kräuter. Ich glaube im Nenin 1959 gibt es wohl doppelt so viele. Im Gaumen saftig, immer noch Fülle zeigend, seidige Tannine und sagenhaft balanciert. Das Finale ist gigantisch. Eine legendäre Flasche. Wie schon gesagt, es gibt wohl, infolge individueller Abfüllungen von Fass zu Fass verschiedene Editionen. Aber es lohnt sich danach zu suchen, um allenfalls bei einem mega-eindrücklichen Pomerol-Erlebnis dabei zu sein. Wer Altweine liebt, dem werden hier schubweise Emotionen mitgeliefert. 20/20 trinken
Den Rest dieser Pomerolpartie findet man auf www.bxtotal.com
MAGNUM IM RÖSSLI BAD RAGAZ
Rund um die grosse Auktion der Weinbörse in Bad Ragaz wurden drei verschiedene Magnum-Events organisiert. Alle waren ausgebucht!
Am Donnerstagabend startete Martin Donatsch mit seinem Unique im Ochsen in Malans. Am Freitagabend trafen sich rund dreissig Weinige Gäste zum Gabriel-Anlass im Rössli Bad Ragaz. Und am Samstagabend entkorkte Max Gerstl Magnumflaschen aus seinem Keller im Schlüssel in Mels.
Die Marketing-Idee dahinter? Wir wollten unsere Kunden der Weinbörse auf Magnums sensibilisieren. Denn – während der Live-Auktion im Gladys vom Quellenhof Ragaz standen mehr als 600 Magnumflaschen im Versteigerungskatalog. Diese waren auf rund 250 Lots verteilt und fast alle Eineinhalbliter-flaschen wurden zugeschlagen! Doch das war dann letztendlich eine andere Baustelle.
An «meiner Magnumprobe» war das Thema bunt gemischt. Ich wollte ganz einfach mal wissen, ob ich eine Veranstaltung vollkriege, wenn ich mal nicht Bordeauxweine entkorkte. So einfach war das dann doch nicht, obwohl wir dann doch noch ausgebucht waren. Die Wartelisten waren aber auch schon länger …
Nun denn, hätte das Motto halt «es muss nicht immer Bordeaux sein» heissen können.
2009 Charmes Chambertin, Geantet-Pansiot:
Magnum. Dafür hatte es die Nummer Drei in sich. Von leuchtendem Granat. Offenes, weit ausladendes Bouquet mit rotem Erdbeerkompott, feinem Vanillin und noch zarten Röstnoten. Im Gaumen genau so wie er heisst, also mit «Charme» unterwegs, geschmeidiger Körper, gebündeltes Finale.
So muss Burgunder! 19/20 trinken
2006 Sassicaia, Tenuta San Guido, Bolgheri: Magnum. Die Farbe ist immer noch fast schwarz und zeigt nur gegen den Rand rote Reflexe. Die Nase bombastisch, kraftvoll, in die Tiefe gehend, blaue und schwarze Früchte. Er ist so konzentriert, dass er etwas trocken wirkt in der komprimierten Nase. Nach zehn Minuten finden sich Kräuter und Lakritze. Im Gaumen fest, noch stark adstringierend, auch hier mit schwarzen Aromen aufwartend. Langes, erhabenes Finale. Man sollte ihn sehr lange dekantieren oder noch eine Weile warten. Vor allem wenn eine Magnumflasche im Spiel ist. Der Preis liegt aktuell um 300 Franken für das normale Flacon. Hier bahnt sich eine Toskana-Legende an! 20/20 beginnen
2009 Vinattieri, Vinattieri, Tessin: Magnum. Sattes Purpur-Granat. Wuchtiges, ausladendes und gleichzeitig auch sehr komplexes Bouquet. Der Merlot zeigt sich in einer süssen, warmen, pflaumigen Form, ergänzt mit einem Hauch Caramel und schier buttrig-laktischen Konturen. Im Gaumen weich, samtig und sehr anmutig mit einer schönen, zart rauchigen Würze im langen Finale. Gehört zu den besten Vinattieri-Jahrgängen und war in dieser Magnum ein absolut hemmungsloser Genuss! 19/20 trinken
1983 Hermitage, Jean Louis Chave: Magnum. Aufhellendes Rostrot mit orangen Reflexen am Rand. Das Bouquet zeigt von Beginn weg Rosinen aller Art, Honig, Malz und Ledervariationen. Letztere reichen von frischem Hirschleder bis altem Pferdesattel. Im zweiten Auftakt zeigt er eine fein salzige Mineralik. Der Körper wirkt zwar eher leicht, hat es aber in sich, das Finale mutet an einen verdünnten Syrah-Likör. Von der ersten Nasensekunde bis hin zum royalen Finale begleiten diesen Hermitage Kräuternuancen mit allen Facetten. Terroir. Terroir. Terroir. Ein seltener, einzigartiger Wein der Musse und der Andacht. Weltweit gibt es für eine Magnum dieses Jahrganges kein einziges Angebot. Also tranken wir an diesem Abend im Rössli Bad Ragaz möglicherweise die letzte Edition. Ich habe ihn mit ganz vielen Emotionen genossen. 19/20 trinken
PAOLO UND GROSSE WEINE AUS 1953
Grosses Stelldichein am sehr vinösen Geburtstagsfest vom unermüdlichen Tessiner Weinhändler Paolo Cattaneo im Restaurant Ciani in Lugano.
Unter den Gästen: Olivier Bernard (Domaine de Chevalier), Thomas Duroux (Château Palmer), Bibi Graetz (Testamatta), Pierre Lurton (Cheval Blanc & Yquem), Francesco Ricasoli (Brolio, Chianti), Vater und Sohn Luigi Zanini (Castello Luigi) und weitere Gäste aus Weinszene und Freundeskreis.
Total zwei Dutzend Stühle standen für die Eingeladenen bereit. Gefeiert wurde ausschliesslich mit grossartigen Weinen vom Geburtsjahrgang von Paolo Cattaneo (1953). Und mit einem lukullischen Menu von Dario Ranza’s Ciani-Küchenteam. Sowie mit musikalischer Untermalung von genialer Charlston-Musikbegleitung von der Chicago-Band aus Mailand. Genial auch die impulsive Einlage von einem Show- und Licht- und Jongleur Trio aus der Toskana. Zusammengefasst: Gute Stimmung, gute Weine und ein besonders gut gelaunter Gastgeber!
Der Generaldirektor und sein Wein; Pierre Lurton mit Magnum Cheval Blanc 1953.
1953 Château Cheval-Blanc, Saint-Emilion:
Magnum. Recht sattes Granat, ziegelroter Rand. Im ersten Ansatz zeigt er immer noch Spuren von Waldfrüchten, feinste Kräuternuancen, Lebkuchen, Irisch Moos, helles Leder und dominikanischer Tabak. Im Gaumen mit samtigem, elegantem Fluss. Wirkte noch recht jung und gab sich ziemlich burgundisch. Eine fantastische Magnum, auch wenn ich hier schon konzentriertere Editionen in Erinnerung hatte. Am Tag zuvor tranken wir denselben Wein aus der Normalflasche in Österreich. Der war noch einen Tick dichter.
Tolle Magnum-Wertung hier: 19/20 trinken
1953 Château Pétrus, Pomerol: Magnum. Leuchtendes Granat mit minim orangen Reflexen am Rand. Burgundisches Bouquet. Man findet immer noch reichlich Spuren von Himbeeren, roten Kirschen, Kokosnuancen, weisses Pfeffermehl und getrocknetem Ingwer. Das Bouquet zeigt zwar Druck, wirkt aber trotzdem verspielt und gibt sich parfümiert. Saftig-seidiger Gaumen. Es findet sich immer noch eine gut stützende, fein verteilte Säure, gut balanciert und im feinen Extrakt auch hier wieder rote Beerenresten aufzeigend, welches sich mit Pralinen, Earl Grey und Bergamotte vermischt. Traumhafte, elegante Länge. Ein Richebourg aus Pomerol! 19/20 austrinken
1953 Château La Mission Haut-Brion, Graves: Bei der Erstbetrachtung zeigt er sich nicht nur dunkel, sondern fast Schwarz. Was für eine Tiefenanzeige, schon bei der ersten Nasensekunde! Périgord Trüffel, kalter Rauch, Kräuterlikör, Guinness-Malz, Fernet Branca, dunkles Leder und Havanna-Tabak. Die Nasenaromen sind einzigartig – halt genau so wie es nur Mission kann. Im dramatischen Gaumen ist er dicht, feinfleischig und schwankt zwischen Finesse und sanfter Gewalt. Er offenbart eine dramatische Aromen-Konzentration. Warme Cabernet-Ausstrahlung, endloses Finale. Er gehört zu den Leadern des Jahrgang 1953! 20/20 trinken
P.S. 1953 wurden die Weine dieser Appellation noch als Graves bezeichnet, obwohl das Pessac-Léognan Klassement in diesem Jahr entstand.
ALLE PAUILLAC PREMIERS?
Damals noch hicht. Denn Mouton stieg ierst im Jahr 1973 in de Adelsstand der Ersten. Latour und Lafite lagen gleichauf mit 19/20. Die Flasche vom Mouton schwächelte leider ...
1989 Château Pétrus, Pomerol: Immer noch sattes Purpur mit letzten Rubinreflexen am Rand. Von der ersten Sekunde an wird die euphorische Erwartungshaltung nasal übertroffen; Himbeergelee, wilde Kirschen, Walderdbeeren, Haselnüsse, Röstnoten und Brotkruste. Im zweiten Ansatz frischt sich das Nasenbild regelrecht auf; Kandiszucker, Melisse, Holunderblüten und ein Hauch von frischen und kandierten Agrumen, ergänzt durch Ingwer Bonbons. Letzter Eindruck deutet an, dass er mit mehr Luftkontakt permanent an Süsse zulegt. Er ist absolut perfekt in der Nase und stillt die Sehnsucht nach Pomerol-Perfektion. Im Gaumen cremig, weich. Die besten Pralinen der Welt finden sich im satten Extrakt- Aussen vermittelt er immer noch eine stützende zukunfts-versichernde Adstringenz. Die ist perfekt verteilt. Dann ballt sich der Körper zusammen und legt ein katapultartiges Finish hin. Eine perfekte Flasche! Ein perfekter Pomerol! Er birgt in sich alles, was es zu einer Legende braucht. Er ist die Summe aller Dinge schlechthin. Beim Verkosten, just nach dem Dekantieren, schien er mir zugänglicher zu sein als am Abend. Da hatte er wieder ganz schon viel Reserven aufgebaut. 20/20 trinken
Tolle Stimmung bei recht grossen Flaschen. So könnte man diesen Freitagsevent vom 4. November 2023 im Forsthof in Sierning (A) zusammenfassen.
Die Veranstaltung war lange vorausgeplant und auch schnell ausverkauft. Die Geschichte vom «Making off» ist recht spannend.
Die Weine hatte ich schon ein Jahr zuvor in Eschenbach bereitgestellt. Als wir eine Sitzung mit unserem Austria-Glas-Team in Eschenbach planten, bat ich Alfred und Tobias doch gleich die geplanten Grossflaschen nach Hallein mitzunehmen. Mein Freund Reinhold Baumschlager würde diese dann dort abholen und nach Sierning fahren.
Also gingen wir am Schluss schnell in den Keller und ich gab die bereitstehenden Flaschen mit. Ein paar Tage später bekam ich einen Schock, als ich wieder in den Keller ging. Ich Depp hatte nicht die Doppelmagnum für Österreich mitgegeben, sondern die Sechsliter-Imperialflaschen für Zürich.
Glücklicherweise musste ich noch für einen weiteren Event in die Wachau fahren und so konnte ich den Fehler noch vor den beiden Events beheben.
Mit dem kleinen Umstand, dass ich zwei Mal am Bregenzer Zoll ziemlich ins Schwitzen kam. Und dies nicht, weil ich die Klimaanlage zu warm eingeschaltet hatte …
Nun denn, alles war bereit, die gespannte Gästeschar traf ein und der voll ausgebuchte Grossflaschenabend konnte endlich beginnen.
Am Abend zuvor schmiss ich einen Bordeaux-Abend mit dem Jahrgang 2003 in Meggen (LU). Am Freitagmorgen reisten Karin und ich nach Wien, wo ich im ORF für ein Radio-Interview eingeladen war. Am Abend dann in Sierning. Am Samstagmittag speisten mit der Gabriel-Glas-Crew beim Wimpling Wirt in Mettach. Am selben Abend entkorkte unser Freund Toni Brandstätter ein paar 1953er in Laakirchen. Nach dem Rückflug am Sonntag fuhr ich mit dem Zug ins Tessin. Dort warteten weitere 1953er Bordeaux’ auf mich …
2004 Château La Mission Haut-Brion, Pessac-Léognan: Doppelmagnum. Die Farbe ist immer noch fast schwarz, dicht in der Mitte, aussen mit lila Reflexen unterwegs. Stoisches, kraftvolles, in die Tiefe gehendes Bouquet, ätherische Nuancen, frische gebrochene Baumnussschalen, Rosmarinnadeln, Backpflaumen und Korinthen. Im Gaumen eigentlich recht charmant und halt doch von männlicher Statur. Das hat auch etwas mit dem sehr klassischen Jahrgang zu tun. Ein cooles Cabernet-Jahr mit einer sehr langsamen Entwicklung. Fast Legende! 19/20 beginnen
Doppelter Pocker! Einerseits ist die Angst vor einem Korkfehler bei einer Doppelmagnum geschätzt vier Mal grösser wie bei einer normalen Flasche. Zum Zweiten gibt es vom Mouton 1988 verschiedene Editionen, weil damals noch nicht die ganze Ernte auf einmal abgefüllt werden konnte. Ein paar Editionen zeigen sich da leider manchmal dumpf. Wir hatten grosses Glück. Es war eines meiner beeindruckendsten Erlebnisse mit diesem geduligen Pauillac-Klassiker!
1988 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Doppelmagnum. Die Farbe war innen fast Schwarz, aussen mit minimen Reifenuancen. Geniales Bouquet, gleich zu Beginn weg. Man findet immer noch Cassis, Brombeeren und Heidelbeeren, dann Minze, schwarze Schokolade und dunkle Edelhölzer. Dann folgen Kräuter in frischer und getrockneter Form, vor allem Thymian-Variationen. Im Gaumen fest, fleischig und immer noch deutliche Gerbstoffreserven anzeigend. Wirkt erhaben und kraftvoll. Irgendwie scheint er erst jetzt – nach so vielen Jahren in der Flasche – in Hochform zu kommen. Also ist hier weiterer, jahrzehntelanger Genuss garantiert. Auch bei normalen Flaschen. 19/20 trinken
Die geplante Doppelmagnum vom 1998er Pomerol La Grave-Trigant-De-Boisset war leider kaputt. Aus der reich bestückten Jagdhof-Weinkarte fand der Wirt schnell einen passenden Ersatz. Keine Doppelmagnum, sondern gleich eine Jéroboam. Da hatte kein Gast etwas dagegen einzuwenden …
1991 Château Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande, Pauillac: Jéroboam. Mitteldunkel in der Mitte, gegen aussen aufhellend mit feinem Reiferand. Das Bouquet zeigt schon eine deutliche Reife. Es vermischen sich Pflaumensaft mit Herbstlaub und kaltem Schwarztee. Das Versöhnliche daran; das Nasenbild schmeckt süsslich und zeigt immer noch komplexe, gebundene Nuancen. Im Gaumen weich, abgeklärte Säure und ebenso reife Tannine, welche keine weiteren Reserven aufzeigen. Alle diese Voten passen zu einem 1991er. Ein Frostjahr, bei dem ein paar Winzer an der Gironde-Ufernähe ganz passable Weine abgefüllt hatten. Diese Grossflasche Pichon-Lalande hat noch recht viel Spass bereitet. 17/20 austrinken
Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel von dieser Doppelmagnumprobe: www.bxtotal.com
Dass ein Sauternes mitunter Aromen von Aprikosenkonfitüre im geschmacklichen Gesamtbild mitliefert, ist durchaus normal. Dass es bei den Rotweinen von Bordeaux vom Jahrgang 2003 manchmal nach Pflaumenmarmelade schmeckt oder gewisse Bouquets gar an einen Portwein erinnern, ist der Laune der Natur zu verdanken.
Bei den Einheimischen wird dieses Jahr als Hitzewellenjahr beschrieben. Temperaturen von bis zu 40 Grad waren weder im Juli noch im August eine Seltenheit. Als der Grossteil der Trauben Mitte September geerntet wurden lagen die Höchsttemperaturen zuweilen über 30 Grad. Und es fehlte der Regen. Statt runde, pralle Trauben zu ernten, fingen gewisse Chargen zum Rosinieren an und schrumpften.
Das war kein generelles Phänomen, sondern unterschied sich von Region, zu Terroir und zu Rebsorten.
Die grossen Gewinner befanden sich im Norden des Medocs. Dort haben ganz viele Cru Bourgeois Winzer die besten Weine ihres Lebens abgefüllt.
Die Weingüter aus den Nobel-Appellationen Saint-Estèphe, Pauillac, Saint-Julien und Margaux liefern Nahezu-Klassiker ab, welche in der Regel das Hitzejahr dann schon in deren Aromen irgendwie reflektieren.
Ganz heiss ging es in Pessac zu. Der Mission ist mehr Likör wie Wein. Auch Haut-Brion und Pape-Clément tragen Korinthen in deren Aromenkleid. Weniger schlimm hat es die Léognan-Crus erwischt, da fehlt es manchmal an Tiefgang, weil zwischen der Blüte und der Ernte zu wenig Tage vergingen.
Die grosse Problematik des Bordeaux 2003’ zeigt sich im Libournais. Der Merlot war dort das Sorgenkind. Die sandigen und kiesigen Böden hatten die Nachsicht. Bei guten Lehmverhältnissen konnte die Ernte noch gerettet werden. Die Cabernets sind mit einem halbblauen Auge davongekommen, zeigen aber gewisse Säuremängel und zu viel Süsse in deren üppigen Extrakt. Wenn selbst der Château Pétrus nicht mal wirklich gut ist, dann kann man den Merlot vom rechten Ufer effektiv vergessen.
Die Tragweite dieser Problematik deklariert sich am einfachsten am Beispiel von Château Le Pin. Sein Cousin Alexandre (Vieux Château Certan) rief ihn an, er solle schleunigst von Belgien nach Bordeaux, fahren, um zu ernten. Jacques kam jedoch zu spät, die Trauben waren eingetrocknet. Le Pin 2003 gibt es nicht!
CRU BOURGEOIS OHNE BOURGEOIS
1855 wurden die Grand Crus nominiert. Im Jahr 1932 entstand die Vereinigung der Cru Bourgeois. 444 Weingüter waren da mit dabei. Heute sind es nur noch knapp 200. Und Meyney und Sociando-Mallet sind ausgetreten.
2003 Château Sociando-Mallet, Haut-Médoc: Sehr dunkel, violette wie rote Reflexe aufweisend. Tintig-würziges Bouquet, Lakritze, getrocknete Pflaumenschalen und Waldheidelbeeren. Zeigt in keiner Art und Weise das Hitzejahr 2003. Auch im Gaumen bleibt er schwarzbeerig und wirkt – als 20jährigen Wein – enorm frisch. Qualitativ würde er klar im klassierten Bereich liegen. Falls denn eine Versänderung anstehen würde. So liegt er halt ausserhalb jeglichen Liga-Bereiches. Genau so wie es der verstorbene Besitzer Jean Gautreau auf der Rücketikett von diesem Haut-Médoc beschreibt: «Sociando – tout simplement». 18/20 trinken
Wie der 19-Punkte Château Meyney schmeckte? Das steht im grossen PDF Bericht von René Gabriel
Seit der Neuklassierung von Mouton im Jahr 1973 ist dieser Pauillac jetzt schon 50 Jahre lang ein Premier. Nathaniel Rotschild erwarb das heruntergekommene Weingut Brane Mouton im Jahr 1853. Das reichte leider nicht für einen gebührenden Rang im Klassement von 1855.
2003 Château Mouton Rothschild, Pauillac: Die Farbe ist in der Mitte dunkel und zeigt gegen aussen bräunliche Nuancen. Mehr als andere Crus im Médoc. Intensives, tendenziell kompottiges Bouquet, Frühstückspflaumen, Amarena Kirschen, dunkle Brotkruste, Mocca. Im zweiten Ansatz kriecht das berühmte Mouton-Cassis nach oben, vermischt mit schwarzer Schokolade. Ein schwerfälliger, reicher, bis schier dicklicher Nasenansatz ist das. Im Gaumen cremig, likörig und irgendwie auch nach einem reifen Vintage Port schmeckend und dabei auch ein paar Malaga-Konturen vermittelnd. Mich erinnert er stark an gewisse 1947er Bordeaux von früher (auch ein megaheisses Jahr!). Eine Flasche schafft man allein ganz sicher nicht, aber man kann viele Freaks bei einer Blindprobe beeinflussen. Atypisch, aber ein faszinierender Pauillac-Likör. 19/20 trinken
WARUM 243 FLASCHEN?
Durch unseren Eigenbedarf und für den Einsatz an nicht wenigen Weinproben ist mein aktueller Bestand mittlerweile auf nur noch knapp über hundert Flaschen geschrumpft.
Dabei fing alles so gut an …
Ich war bei einer Probe vor rund vier Jahren derartig fasziniert, dass ich einem Schweizer Händler ganze 243 Bouteillen von diesem gigantischen 2003er Saint-Estèphe abkaufte.
Also der Camion vorfuhr und der Chauffeur die Palette auf die Rampe stellte war leider grad zufällig meine Frau zugegen.
Sie: «Wie viele Flaschen sind das?»
Ich: «Genau 243 Stück!»
Sie: «Warum um Gottes Willen kaufst Du so viele Flaschen vom Montrose 2003?»
Ich: «Weil es nicht mehr hatte!»
P.S. Ich hatte Glück, sie mag ihn …
2003 Château Montrose, Saint-Estèphe: Sattes Purpur mit schwarzen Reflexen. Rauchiges Bouquet, viel Korinthen, Brazil Tabak, Teer, Lakritze. Nasal ist das ein schier unergründlicher Tiefgänger. Im zweiten Ansatz; Thymian, Rosmarin, getrocknete Kamille, eingedickter Birnensaft und Trüffel. Kein «Nasenbulle». Man muss ihm entgegen gehen. Ein Zeichen seiner Jugend. Oder der Hinweis, dass er zwingend dekantiert werden möchte. Im Gaumen mit heroischem, reifem, extrem tiefgründigem Cabernettouch, auch hier sind alle Aromen im schwarzen Bereich. Zeigt eine fantastische Terroir Würze im langen, erhabenen Finale. Klas sind da gewisse Gerbstoffpartikel noch minim trocken oder fein sandig. Das gehört zu seinem Charakter und zeigt seine extreme Langlebigkeit an. Für mich ist das der Nachfolger vom bereits legendären 1990er Montrose. Kaufen. Den muss man im Keller haben! 20/20 beginnen
FÜR 64 FRANKEN BEI ARVI
Sauternes ist der billigste Weltklassewein, den es gibt. Der Beweis liefert der 2003er Nairac. Der ist jetzt genau 20 Jahre als und kostet nur 64 Franken bei Arvi.
Loving it!
Wie der Château d'Yquem, der Lafaurie-Peyraguey und der La Tour Blanche schmeckten? www.bxtotal.com weiss es.
Dies deshalb, weil der Gabriel es auch weiss ...
2003 Chateau Nairac, Barsac: Das dunkelste Gold von all den vier verkosteten Süssweinen. Explosives, sehr süsses Dörrfrüchtebouquet, Datteln, Feigen, dunkle Rosinen und getrocknete Aprikosen. Eine pfeffrige Botrytis begleitet das gewaltige Nasenbild und trägt auch noch erfrischende Agrumennoten in sich. Im Gaumen zeigt er eine deutliche Likörtendenz und schmeckt nach Feigensirup. Was aber nicht heisst, dass der Wein irgendwie schwerfällig wirkt, weil er durch seine eigene Säure eine tolle Balance aufzeigt. Er war der konzentrierteste Süsswein des Abends, wie ein Elixier. 20/20 trinken
Das war das Thema am 27. Oktober im Hotel Balm in Meggen. Full house, sagenhaftes Essen und eine Bombenstimmung. Besser geht nicht!
2019 Pape Clément blanc, Pessac-Léognan (19/20)
1978 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (18/20)
1986 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (19/20)
1988 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (18/20)
1989 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (18/20)
1990 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (19/20)
1995 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan Kork!
1996 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (19/20)
1998 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (18/20)
1999 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (17/20)
2000 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (19/20)
2001 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (19/20)
2003 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (18/20)
2004 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (18/20)
2005 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (20/20)
2006 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (19/20)
2009 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (19/20)
2010 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (19/20)
2012 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (18/20)
2014 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (18/20)
2015 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (20/20)
2019 Château Clos Haut-Peyraguey, Sauternes (18/20)
Das war die Frage an den Journalisten Bruno Knellwolf von ch.media in der Wochenendbeilage.
Rund einen Drittel Ihrer Antwort hat der Journalist damit verbracht, dass der Wein Korken haben könnte. Ja - wenn er Korken hat, dann hat dies nicht primär mit einem 25jährigen Wein zu tun. Ein Korken ist immer ein Korkfehler. Egal vom Alter. Und er bekommt diesen Fehler auch nicht mit dem Altern …
Darf ich deshalb dem Leser F.K. aus St. Gallen eine möglicherweise etwas passendere Antwort geben?
«Ja, Sie können 25jährigen Wein bei einer Party auftischen. Aber nicht nur! Mischen sie noch ein paar junge Weine darunter, damit das Angebot nicht zu einseitig wird. Probieren Sie die alten Flaschen kurz vorher. Wenn der Wein korkt, dann schütten Sie ihn weg. Wenn der Wein kaputt ist, verwenden Sie ihn als Essig. Wenn er nicht mehr ganz so gut ist, dann machen Sie feine Saucen daraus. Mit dem Rest bestücken Sie das Buffet. Begrüssen Sie Ihre Partygäste und sagen Sie unverblümt, dass sie zum Teil den Keller für dieses Fest aufgeräumt haben. Und, dass sie fragwürdige Weine grosszügig aussortiert haben. Der Rest sei spannend. Und wer keine älteren Weine möchte, der könne sich ja an den jungen Tropfen laben. Sie werden sehen, dass gibt eine gute Stimmung und hilft ihnen das Kellerproblem zu reduzieren. Beim nächsten Fest oder Familientreffen geht es dann mit dem gleichen Schema genauso weiter.»
«Junger Genuss zu fairen Preisen!» Dies war mein Titel zum Primeur-Bericht über den Bordeaux’ 2002. Ich kann mich noch gut an die zwei Wochen mit fast tausend verschiedenen Fassproben erinnern. Es war nicht lustig. Eher frustrierend. Nicht dass die Weine grottenschlecht waren, aber es gingen halt zwei ganz tolle Jahrgänge (2000 und 2001) voran und selbst diese waren nicht einfach an den Mann zu bringen …
Zu den kühlen und nassen Wetterbedingungen bis kurz vor der Ernte kam noch eine nicht unbedeutende Wirtschaftskrise dazu. So waren die Bordelaiser Winzer gezwungen, die Preise massiv zu senken. Das war dann auch die einzige Lösung, den Verkauf wenigstens etwas in Schwung zu bringen.
Zu Beginn war das Interesse mässig und auch in den folgenden Jahren lagen die Preise immer noch fast auf Primeur-Niveau. Mit der ersten Reife begannen sich die Gastronomen, aber auch Privatkunden so langsam für den vor sich her dümpelnden Jahrgang zu interessieren und die grosszügigen Reserven reduzierten sich nach und nach …
Mittlerweile ist es seit den Primeur-Verkostungen zwanzig Jahre her und ein ganz grosser Teil von diesem «schwierigen Jahrgang» ist ausgetrunken. Zu Recht. Denn, die Weine haben abgespeckt und sind ziemlich fragil geworden.
Wir haben innerhalb der Wandergruppe einen wohl letzten Blick auf ein paar repräsentative 2002er geworfen. Meine Empfehlung aus dieser Erkenntnis: «Dringend austrinken!». Die umgekehrte These zu diesem Slogan: «Besser wird’s leider nicht mehr». Warum dies so ist?
Grosse Bordeauxweine unterliegen einer Fruchtphase, dann einer Reduktionsphase (je mehr Tannin desto heftiger und länger). Der dritte Abschnitt ist der wichtigste. Denn da gelangen die grossen Bordeaux-Weine in die effektive Genussphase. Zu Beginn dieses Evolutionsabschnittes überwiegt die Frucht den Geschmack. Dann übernimmt das Terroir. Mir gefällt das terminliche «Filetstück» am besten. Dann nämlich, wenn sich Frucht und Terroir zu gleichen Teilen ausbalancieren.
Beim Bordeaux 2002 ist die Situation eine andere. Da sind die Reserven kürzer. Zwar gibt es Säuren und Gerbstoffe, welche den Alterungsprozess etwas entschleunigen, aber nach der Frucht kommt fast nichts mehr. Dies deshalb, weil die Weine ganz einfach zu schlank waren und es an Fleisch und Fett fehlt.
2002 Château Canon-La-Gaffelière, Saint-Emilion: Mattes, gereiftes Weinrot, zart oranger Rand. Würziges Bouquet, Amarena Kirschen, dominikanischer Tabak, Zimt, Pfeffernussgebäck und Spekulatius Gebäck. Er hat da auch etwas Burgundisches (Côte-de-Nuits) im Hintergrund. Samtener Gaumen, veloursartige Textur, zeigt eine angenehme Fülle und geschmacklich eine tolle Länge, im Finale Lakritze und Backpflaumen. Das war der beste 2002er! Jetzt und noch gut 10 Jahre auf genialem Genussniveau. Neipperg ist bekannt für Sonderleistungen in schwierigen Jahrgängen. 19/20 trinken
P.S. Zum sofortigen Genuss oder zum Nachtrinken bietet Hilti Weine in Steinmaur noch eine einzige Flasche von diesem Wein zu 60 Franken an. Das wäre eine unerwartete, instanthafte Genussaffäre.
ES WAR EINMAL …
So fangen die meisten Märchen an. Der Pichon-Lalande war zu Beginn ein Märchenwein. Seinen Höhepunkt erreichte dieser Blend aus 51% Cabernet Sauvignon, 34% Merlot, 9% Cabernet Franc, 6% Petit Verdot so ums Jahr 2015. Danach gings bergab. Fairerweise muss ich leider zugeben, dass er meine Primeur-Wertung von 19-Punkten in seiner weiteren Entwicklung nie mehr erreichte.
Die besten und solidesten Bewertungen lagen auf 18/20. Unsere Flasche war – just geöffnet noch knappe 17 Punkte wert. Ein paar Stunden später roch aus dem Glas nach Braten- und Worcestersauce. Da musste ich leider um ganze zwei Punkte abrunden. Aber das wird wohl kein Schwein mehr interessieren. Wer kauft schon einen Pichon-Lalande mit 15 mickrigen Punkten?
2002 Château Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande, Pauillac: Immer noch recht dunkles, leicht mattes Weinrot. Das Bouquet zeigt noch letzte Pflaumenresten, darunter florale Nuancen und unten findet sich ein gewisser Feuchtwaldbodentouch. Die Aromatik ist da, zeigt sich jedoch eher defensiv. Da war früher mehr Aromendruck. Im Gaumen schmeckt es nach dunkler Couverture (Kochschokolade). Die Säure erhält den Wein. Die Ausstrahlung ist – dem Jahrgang entsprechend kalt. Er mutierte leider nach und nach ins Oxidative und war am Schluss hundemüde unterwegs. 15/20 vorbei
2002 Château Margaux, Margaux:
Doppelmagnum. Deutlich aufhellendes Granat mit wässrigem Rand. Verhaltenes Bouquet, duftete mehr nach klassischem Bordeaux der früheren Zeit, trockene rote Früchte, Goji Beeren, getrocknetes Rosenholz und erste Tertiäraromen. Im Gaumen mit etwas spröd-mehligem Körper unterwegs, die Säure stützt und die restlichen Tannine verbinden sich mit den Muskeln. Ein guter Bordeaux, aber leider kein grosser Margaux. 17/20 austrinken
Bild: Sponsor Bärti.
Der Mouton war der einzige Wein, welcher an der Luft noch etwas zulegte. Ein gutes Zeichen! Es gibt ein paar Angebote in der Schweiz unter 500 Franken.
2002 Château Mouton-Rothschild, Pauillac:
Deutlich reifende Farbe, ziegelroter Rand gegen aussen. Faszinierendes Bouquet, kalte Bratensauce, Schwarzbrotrinde, getrocknete Feigen, Nusspralinen, Napolitaine Gebäck und viele – der Typizität von Mouton sei es geschuldet – Röstnoten aller Art. Er zeigt eine wunderbare Süsse im Nasenbild, was man bei vielen Konkurrenten vergeblich sucht. Im Gaumen erstaunlich fleischig und recht konzentriert. Die Gerbstoffe sind minim körnig, im Finale zeigen sich Fleischnoten und erster Waldboden. Vielleicht findet man auch Trüffel, wenn man lange genug sucht. Er ist jetzt in volle Reife und leider auch als einer der besten Rotweine des Medocs in seiner Endgenussphase. 19/20 austrinken
1967 Château Suduiraut, Sauternes: Intensives Goldgelb mit viel orangen Reflexen. Intensives Bouquet, Melasse, Pektin, Gelatine, Bittermandel, Quittengelle und Bitterorange Marmelade. Von der Würze her geht es Richtung getrocknetes Eisenkraut und senfigen Nuancen. Cremiger, samtiger Gaumen, die Süsse überwiegt etwas die Säure. Das Finale endet mit sanften Bittertönen und geschwefelten Dörraprikosen. Er zeigt viel Volumen, dafür weniger Rasse. Grosser Jahrgang, aber leider ein leidlich schwerfälliger Sauternes. 17/20 trinken
Der PDF-Bericht zu Bordeaux 2002 von René Gabriel:
Der Abend lief zwar offiziell unter einem anderen Motto wie im Titel vermerkt. Auf der Einladung von Mirko Stierli stand nämlich; «grosse Weine im kleinen Kreis». Er lud in seinen Lindenhofkeller zum lukullischen Abend mit guten Freunden und Geschäftspartnern. Oder umgekehrt.
Sebastian Rösch stand in der Küche. Und der Gabriel im Keller. Was in der Küche «mise en place» bedeutet, gilt selbstverständlich auch bei den Vorbereitungen bei Weinproben.
In diesem Falle kam erst eine Terminanfrage. Nachdem das Datum gefixt war, erstellte ich eine Idee mit einer Offerte. Diese wurde ohne Gegenvorschlag angenommen. Somit ging ich in den Keller und suchte die Flaschen, respektive in diesem Fall die Magnums zusammen. Wichtig ist hier, dass ich es jeweils nicht vergesse, die für den Event benötigten Mengen gleich aus dem Excel-Inventar auszutragen.
Die Flaschen stellte ich schon Monate zuvor senkrecht auf mein Chromstahl-Gueridon.
Das geht dann einfacher zum Dekantieren, weil sich das Depot unten am Flaschenboden befindet und nicht an der liegenden Flasche entlang eine grosse, sich dann aufwirbelnde Trubfläche bildet.
Haben Sie sich jetzt beim Durchlesen über das Wort «Gueridon» gewundert? Wissen Sie, was das überhaupt ist? Als Koch weiss ich dies, denn wir verwendeten den Gueridon oft um mobil benötigte mit Speisen von befüllten Pfannen oder gefüllte Behälter und Backformen im grossen Kühlschrank aufzubewahren oder kurzfristig zusätzliche Abstellfläche zu generieren.
2009 Riesling Vinothekenfüllung, Emmerich Knoll, Wachau:Leuchtendes, intensives Gelb. Fülliges, kreidiges Bouquet, helle Brotkruste, ein Hauch Hefe, helle Rosinen, Reineclauden. Genial im facettenreichen Duft. Intensiv, aber nicht zu Kopf steigend. Im Gaumen für einen 2009er unglaublich frisch. Viele andere Konkurrenten kommen nämlich in diesem sehr heissen Jahrgang süsslich bis gar pappig daher. Verspielt im Gaumen, druckvoll und doch voller Finessen. Wow! Das «Wow» war am Nachmittag, als ich ihn zu Hause probierte. Am Abend legte er noch einen Zacken zu. Da war er vollkommen! 20/20 trinken
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ZWEI MAL 19/20 PUNKTE
Wenn ich aber entscheiden dürfte, würde ich momentan dem Gruaud den Vorzug geben ...
2001 Château Gruaud-Larose, Saint-Julien: Magnum. 60% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot, 7% Cabernet Franc, 3% Petit Verdot. Es scheint, dass die Farbe seit den letzten Kontakten nun doch etwas reif daherkommt. Es gibt noch viele rote Reflexe, die ziegelfarbenen Nuancen haben darin aber in den letzten Jahren zugelegt. Ist für einen mittlerweile mehr als 20jährigen Wein durchaus opportun. Intensives, Terroir- und Cabernetparfüm, Tabak, Lakritze, Trüffel, Leder. Ein Hauch von
Zimtstanden und Spitzwegerich Gabletten im zweiten Ansatz. Im Gaumen fleischig, nicht besonders fein mit seinen noch sanft aufrauenden Gerbstoffen. Dafür gibt er sich burschikos und kraftvoll, was ihm einen besonderen Charakter verleiht. Gehört nicht nur zu den besten Saint-Juliens dieses Jahrganges, sondern auch gleich zu den besten Weinen des Medocs. 19/20 trinken
WEG VOM CABERNET FRANC
Es ist nicht nur wegen der Klimaerwärmung, dass sich der Cabernet Sauvignon im Médoc wieder im Vormarsch befindet. Aber schon auch.
Bei früheren Wetterverhältnissen und damals auch wesentlich höheren Erträgen war es oft schwierig den Cabernet ausreifen zu lassen. Heute ist die Ausgangslage eine andere.
Der Rebsortenspiegel von vielen grossen Crus hat sich in den letzten Jahren zu Gunsten vom Cabernet verändert. Cabernet Sauvignon nota bene. Der Cabernet Franc ist der grosse Verlierer in diesem Rennen. Vergleicht man die Assemblage von ganz jungen Moutons mit dem 1995er wird dies klar ersichtlich. Der Jahrgang 2019 besteht aus 90% Cabernet Sauvignon, 9% Merlot und 1% Petit Verdot.
1995 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Magnum. 72% Cabernet Sauvignon, 19% Merlot, 9% Cabernet Franc. Innen noch mit sattem Rot unterwegs, aussen zeigt sich ein feiner Wasserrand. Just nach dem Öffnen hatte er schon grosse Lust sich von seiner besten Seite und auch erstaunlich zugänglich zu zeigen. Das Bouquet gibt sich sehr konzentriert, vermittelt Peru Balm, frische Kräuter, rote und schwarze Pflaumen und fernöstliche Würznuancen, getrocknete Korianderkörner und Kreuzkümmel. Dann paaren sich helle Ledernoten dazu und dominikanischer Tabak. Wenn man alle Aromen zusammenzählt und analysiert so kann man behaupten; typisch Mouton! Im Gaumen gibt sich enorm konzentriert. Auf der satten Zunge kommt noch eine stützende und auch noch verlangende Adstringenz hinzu. Wie viele der grossen 1995er ist das vermittelte Potential immer noch grösser als der gelieferte Genuss. Lange dekantieren oder noch warten. Die effektive Genussphase ist wohl noch lange nicht da. Bei einer Magnumflasche ist dieser Zeitpunkt noch schwieriger abzuschätzen. 19/20 beginnen
2009 Château Gazin, Pomerol:
Magnum. 90% Merlot, 7% Cabernet Sauvignon, 3% Cabernet Franc. Die dunkle Farbe ist immer noch dramatisch jung. Im undurchdringlichen Purpur sieht erkennt man noch violette Reflexe. Fein pfeffriges Cassis- und Holunderbouquet, öffnet unglaublich viele Schichten und zeigt in keiner Weise den heissen Jahrgang. Das hängt wohl mit dem 10% Cabernet-Anteil zusammen. Im zweiten Ansatz; Waldfrüchte und Kokos, vermischt mit zärtlichem Schimmer von Vanillin. Ich beschäftigte mich nasal eine Viertelstunde lang mit diesem Nasenbild und konnte mich einfach nicht sattriechen. Im Gaumen wirkt er jetzt noch feiner wie früher und hat sich minim «abgeschlankt», was seiner Klasse zugutekommt. Nimmer endendes Finale. Einer der grössten, jungen Pomerols der neuen Zeit. Selten habe ich bei einem Bordeaux einen derartigen Dopaminschub erlebt. Ausflippen ist da nicht nur erlaubt, sondern gar Pflicht. Und wer diesen Gazin nicht im Keller hat, der hat jetzt wohl die letzte Chance dieses Manko verpflichtend zu kaschieren. Trotz erster Genussreife sind weitere 30 Genussjahre garantiert. 20/20 trinken
1999 Château d'Yquem, Sauternes:
Magnum. Intensives Gold mit dunkelgelben Reflexen. Das Bouquet duftet wie eine frisch abgekochte, erkaltete Aprikosenmarmelade, reich und weit ausladend mit einer grossartig nasalen Fülle, dann folgen Spuren von Safranfäden, Goldmelisse und ein minimer Agrumen Schimmer. Mollig-cremiger Gaumen, Pektin, wieder Aprikosen in allen Varianten, gebündeltes, ja geballtes Finale. Ein richtiger Sauternes Klassiker, des nicht nur gross ist, sondern auch viel Spass bereitet. Besonders, wenn die passende Süssspeise im Anmarsch ist. Jetzt vollen Genuss abliefernd, plus 50 Jahre. Oder viel mehr! 19/20 trinken
Im Bild: links; Sommelier Alex, rechts; Gastgeber Mirko www.lindenhofkeller.com
Lieber Ornellaia
Herzliche Gratulation. Du hast es endlich geschafft! Das muss Dir erst ein anderer Weltklassewein nachmachen.
Früher hast Du die Weine produziert. Und dann wurdest Du an ausgewählte Importeure zugeteilt. Diese hatten ein feines Vertriebssystem und schwupps warst Du in den allerbesten Restaurants vertreten oder lagst in Kellern von süchtigen Weinfreaks und wurdest so in erlauchtem Kreis bei guter Gesellschaft gebührend zelebriert.
Nun ist Dein Weg ein anderer geworden. Du wirst nicht mehr direkt vom Weingut an den Fachhandel geliefert, sondern machst einen Umweg über die Bordeaux-Négociants. Dort kaufen auch Supermarktketten im grossen Stil ein. Diese Bordeaux-Händler verkaufen allerhand anderen Wein. Vor allem günstigere, welche nicht ganz so rar sind. Dafür kriegt er dann eine Zuteilung Ornellaia.
Jetzt kann man Dich nicht mehr nur aus ledernen Gastro-Weinkarten ordern oder beim Fachhändler im Shop bestellen, wo man noch beraten wird. Nein – jetzt hast Du den Durchbruch geschafft und kommst in der Zeitung. In einem Inserat, bei welchem man Dich als «Preis-Hit mit 259 Franken anpreist.
Normalerweise verbringst Du Dein Leben zwischen Produktion und Konsumation umgarnt von anderen beliebten und klassischen Toskaner Weinen. Jetzt hast Du eine andere Gesellschaft um Dich herum. Darf ich aufzählen? Coco-Cola, Elmex Zahnpasta, Gilette Rasierer und Dailies Slipeinlagen.
Dazu kann ich nur gratulieren und ziehe meinen Hut. Aber leider nicht aus Respekt …
Drei Tage lang Sauternes in Sauternes. Respektive Barsac in Sauternes. Oder Sauternes in Barsac. Klingt verwirrend, aber alle Variationen sind richtig. Denn schon der spätere, dritte Präsident von Amerika, Thomas Jefferson, schrieb in seinen Memoiren – vor über 230 Jahren – über Château Coutet: «Dies ist der beste Sauternes aus Barsac».
50 JAHRGÄNGE MIT FÜNF EVENTS
Vor gut einem Jahr schickte mir Jürg Richter eine lange Liste mit ganz vielen Jahrgängen von Château Coutet mit dem Kommentar;
«Da könnten wir doch mal was machen in Bordeaux».
Ein paar Wochen später war ich mit einer Reisegruppe auf Château Coutet und ich erzählte dem Besitzer Philippe Bally von der Idee, rund um sein Weingut ein paar Tage mit Vertikal-Tastings zu veranstalten.
Er war spontan begeistert und meinte, dass wir dann unbedingt auch einen Abend auf seinem Schloss durchführen sollten. Das war sein Wunsch, aber glücklicherweise gleichzeitig auch Bestandteil meiner Idee.
Als Finale hatte ich Château Lafaurie-Peyraguey mit seiner Sternenküche im Visier. War einfach zu organisieren, denn der Besitzer Silvio Denz war ebenfalls an der grossen Coutet-Probe interessiert.
Ein Ausflug nach Saint-Emilion könnte für eine gewisse Auflockerung sorgen, kam mir in den Sinn. Also fragte ich Silvio, ob wir nicht auch eine Visite, eine Rotweinverkostung und einen Lunch bei ihm durchführen dürften. Auch dieser Punkt konnte zügig gefixt werden.
Fehlte noch der Freitagslunch. Hier telefonierte ich mit Olivier Bernard von Domaine de Chevalier. Er ist unter anderem beim Sauternes Weingut Château Guiraud beteiligt. Scheu fragte ich ihn, ob er am Freitagmittag, 20. Oktober 2023 für uns Zeit hätte und er mir erlauben würde, sechs Jahrgänge Coutet zum Käse und Dessert zu servieren. Er willigte ein.
Fehlte noch das Hotel. Hier empfahl mit der General-Direktor von Axa das Seminarhotel Châteauform. Das wäre gleich im Château Suduiraut und er könnte uns am ersten Tag, dem Mittwoch, gleich noch eine kleine Apero-Führung dort organisieren. Deal!
VIEL BESSER WIE YQUEM
Der grösste Coutet-Konkurrent, also der Yquem, schnitt in diesem schwierigen Jahr wesentlich schlechter ab. Ich durfte ihn einmal verkosten und bewertete ihn mit 16/20. Der Winesearcher liegt da bei einem faden Schnitt von 88/100. Der Coutet ist fantastisch!
1911 Château Coutet, Barsac-Sauternes: Füllniveau; MS-LS. Reifes Gold mit Bernsteinschimmer. Traumhaftes, facettenreiches Bouquet, ungeschwefelte Dörraprikosen, helle Edelhölzer, dunkles Caramel und Madeleine-Gebäck, dunkle Rosinen. Im Gaumen mit einer traumhaften Süsse ausgestattet, gebundener Fluss, wahrlich likörig, eingedickter Birnensaft und gehackten Feigen im Finale. Genialer, fast legendärer, ehrfurchtzollender Coutet. Man beachte sein biblisches Alter!!! 19/20 trinken
HAUPTGANG-ROTWEIN-INTERMEZZO
Der «Weindirektor» Pierre Montegut (Bild) von AXA-Millésime (Suduiraut, Pibran, Pichon-Baron), holte aus den Château Reserven eine Dreiliterflasche zum Hauptgang.
1988 Château Pichon-Longueville-Baron: Doppelmagnum. Sehr dunkles Granat, nur wenige Reifenoten. Sagenhaftes, von würzig-kräutrigem Cabernet getriebenes Bouquet. Strahlt dabei eine intensive, klassische Terroir-Aromatik und auch Erhabenheit vom oft unterschätzten Jahrgang 1988 aus. Im zweiten Ansatz; Zimt, Pflaumen, Edelhölzer, Lakritze, letzte Cassisresten und Brazil-Tabak. Fülliger Gaumen, gut im Fleisch, im Finale würzige Erd-Eisentone. Gibt sich nasal, wie auch im Gaumen irgendwie barock. Eine Renaissance, wohl auch Dank Doppelmagnum. So muss grosser, reifer Pauillac! Erinnert mich an die gute alte, wenn auch andere Zeit. Vor drei Jahren bewertete ich eine Jéroboam ebenfalls mit der gleichen Wertung: 19/20 trinken
1959 Château Coutet, Barsac-Sauternes: Füllniveau; IN. Gereiftes Goldgelb mit deutlich orangen Tönen. Unglaublich würziges Bouquet, Süssholz, Zedern, kandierter Akazienhonig, schier pfeffrig im Ansatz. Auch im Gaumen zeigt er eine schier dramatische Konzentration und kommt wie eine Essenz daher. Helle Dörrfrüchte, Kumquats, getrocknete Mandarinenschalen und viel Sultaninen. Im Finale gedörrte Papaya Schnitze und Ananas, was seinen tropikalen Anflug deutlich dokumentiert. Das war eine sensationelle Flasche. Der allerbeste Wein des Mittwochabends auf Château Suduiraut und einer der allerbesten Weine vom ganzen Dreitages-Tasting! 20/20 trinken
P.S. Dies war der einzige Coutet, bei welchem die Jahreszahl grün gedruckt wurde.
SILHOUETTEN UND PROFILE
Vorne auf dem Bild sieht man den Korken vom Château Coutet mit der Jahreszahl 1963. Hinten – etwas verschwommen – Sauternes-freak Jürg Richter, ebenfalls mit Jahrgang 1963. Er war der Lieferant von den alten Coutet-Jahrgängen. Die beiden jüngsten Editionen (1989 und 2019) stellte der Coutet-Besitzer an.
1963 Château Coutet, Barsac-Sauternes: Füllniveau; perfekt. Helles, leuchtende Orange-Gold. Beginn mit rauchiger Nase, mit entsprechend speckigen Noten, schwarze Oliven Tapenade und somit auch etwas salzig rüberkommend. Im Gaumen pfeffrig, spanisches Paprikapulver, pikante Zungenspitze, im Finale wieder ausreichend rauchig. Die Punkte sind wegen seiner Kuriosität aufgerundet. Zumindest ist das ein recht guter 1963er, Immerhin! 16/20 austrinken
VIER DOPPELMAGNUMS
Silvio Denz ist nicht nur mondialer Multi-Unternehmer, sondern auch Weinfreund. Es war nicht nur Gastgeber für unsere Saint-Emilion-Partie, sondern nahm selbst aktiv am Coutet-Tasting teil. Selten habe ich einen derartig erfolgreichen Geschäftsmann erlebt, der seine Geschäfte so locker und – zumindest für seine äussere Erscheinung – speditiv und unkompliziert erledigt. Wenn man ihm eine Mail macht oder ein SMS, dann kommt die Antwort postwendend. Oscar Wilde sagte einmal: «Die Einfachheit ist die Sehnsucht der Komplizierten». Silvio ist das Gegenteil. Ein Strahlemann, der Alles kann …
Die gute Note für den Cap de Faugères mag erstaunen. Wir waren alle hin und weg. Ein Mega-Mega-Value ...
Hier die Wertungen - wohl mit einem minimen Doppelmagnum-Bonus ...
2012 Cap de Faugères, Castillon-Côtes-de-Castillon (18/20)
2012 Château Faugères, Saint-Emilion (18/20)
2012 Château Rocheyron, Saint-Emilion (18/20)
2012 Château Péby-Faugères, Saint-Emilion (19/20).
HUNDERT JAHRE ALT
Und kein bisschen müde!
1923 Château Coutet, Barsac-Sauternes: Füllniveau; TS-MS. Aufhellendes Goldgelb, erste Reifetöne, transparenter Rand. Das Bouquet zeigt sich am Anfang minim alkoholisch. Das ist wohl, weil der Wein nasal so schlank daherkommt. Bittermandel, Honig, Rosinen, frische Orangenschalen, eine Nuance Cointreau, Ingwer Wurz, minimer Curryanflug und Nuancen von Verdelho-Madeira. Im Gaumen saftig, elegant und mit guter und wohl auch stützender Säure unterwegs, langes Finale. Kaum zu glauben. Hundert Jahre alt und immer noch so frisch! Eine tolle Pep-Überraschung zu diesem Jahrgang. Die Roten Bordeaux kann man vergessen. Das ist die süsse Positiv-Variante. 19/20 trinken
COUTET AUF CHÂTEAU COUTET
Dies war einer der weiteren Höhepunkte von unserem grossen Verkostungsreigen. Das Diner auf Chateau Coutet am Donnerstagabend. Der Schlossbesitzer Philippe Baly hatte zu unseren Ehren die Schweizer Fahne gehisst.
1975 Château Coutet Cuvée Madame, Barsac-Sauternes: Füllniveau; IN. Aufhellendes Goldgelb, erste Reifetöne. Beginnt mit feinem Parisette-Röstton, getrocknete Papaya Schnitze, Reineclauden, parfümierte Botrytis, vermittelt auch ein paar Senf-Nuancen, weit gefächert und bereits nasal fraglos gross. Sehr klar, also direkt ausgerichtet. Hoch aromatischer, reicher Gaumen, füllige Körperkontur, gigantisches Finale. Vielleicht das längste und druckvollste Rückaroma aller degustierten Weine. Ein gewaltiger Wein und wirklich eine nachvollziehbare Spezialselektion. Da ist viel Empathie mit in diesen gigantischen Nektar gepackt worden. 20/20 trinken
1900 Château Coutet, Barsac-Sauternes: Füllniveau; perfekt. Neu verkorkt im Jahr 2002. Dunkles Gold mit Bernstein-Nuancen. Ehrwürdiges Bouquet mit viel Kräutern, Mocca, kaltem Earl Grey, minzigen Spuren, sehr dunklem Caramel, Kandiszucker, Ricola-Bonbons. Unglaublich präsent und sein Alter einen denkwürdigen Aromen Reichtum zeigend; dunkel gedarrte Gerste, frische Küchenkräuter und Gerstenmalz. Auch nach längerem Luftzutritt wird dieser geniale «Barsac-Methusalem» überhaupt nicht müde. Gigantischer Nektar im Gaumen, vollsüss mit einer schon dramatisch anmutenden Konzentration. Da ist immer noch viel Power vorhanden und der Wein zeigt die dunkle Dörrfrüchteseite eines legendären Süssweines, den man so vielleicht eher in Sauternes wie in Barsac vermuten würde. Was erstaunt ist seine Rasse und seine pfeffrige Säure im hyperkonzentrierten Extrakt und dies ergibt ein unglaubliches Spiel. Gehört für mich zu den absoluten Legenden aus dieser grossartigen Ära. Auf Coutet mit dem Besitzer und sehr guten Freunden genossen. Das kann man nicht mehr doppeln. Muss Mann auch nicht. 20/20 trinken
MOUTON 1986 ZUM HAUPTGANG
Als ich um 18.00 Uhr auf Château Coutet ankam, um die Coutet-Weine zu Entkorken, standen diese drei Mouton-Flaschen auf dem Gabentisch. Immer noch mit Kapsel und somit auch Korken. Also machte ich mich zuerst an diesen Pauillac heran. Karaffen waren auch ausser Sichtweite. Also entschloss ich mich, den Wein dann undekantiert einschenken zu lassen. War nicht grad so die ideale Lösung. Und es zeigte sich – wie schon aus früheren Erfahrungen – dass die Bouteillen sich nicht ganz ähnlich waren. Von sehr reduktiv über verschlossen bis noch nicht ganz reif. Wie auch immer. Der Mouton 1986 bleibt noch für ein paar weitere Jahre oder Jahrzehnte ein bizarres Evolutionsrätsel.
LUNCH AUF DOMAINE CHEVALIER
Der stets gut gelaunte Olivier Bernard ist Präsident der Union des Grand Crus – nebst seinem eigentlichen Job als Besitzer von Domaine de Chevalier, welches in Léognan, im Süden der Stadt Bordeaux liegt. Trotzdem er Mitbesitzer vom Sauternes-Weingut Château Guiraud ist, gewährte er uns eine Audienz, bei welchen wir ein paar Jahrgänge von Château Coutet bei ihm entkorken durften.
Bevor wir uns zu Tisch setzten, führte uns sein Compagnon Rémy Édange durch die Keller und schwärmte vom jüngsten Jahrgang, dem 2023er, der just seine Gärung hinter sich hatte und dessen Trester grad gepresst wurde.
EINDÜCKLICHE BLINDPROBE
Da ich schon oft auf Domaine de Chevalier zu Gast war, kenne ich das Gesellschaftsspiel von Olivier Bernard. Die Weine werden eingeschenkt und niemand weiss, was sich in den Gläsern befindet. Daraufhin beginnt Oliver mit dem ältesten Wein und fragt, wie alt dieser etwa sein könnte. In der Regel liegt die Mehrheit beim Rätseln daneben. Das liegt nicht daran, dass selbst erfahrene Weinfreaks schlecht degustieren, sondern daran, dass – wie diesem Fall – ein 48jähriger weisser Domaine de Chevalier recht jung daher kommt …
Zum Lunch wurden weisse und rote Chevaliers der folgenden Jahrgänge entkorkt: 1975 / 1995 / 2015!
Zu diesem Lunch auf Domaine de Chevalier gibt es einen Kurzfilm auf Youtoube: https://youtu.be/Oetx4tROOqU
JAHRHUNDERTJAHRGANGSZWANG
Er gilt als der Jahrhundertjahrgang schlechthin. Und er liefert auch eine bemerkenswerte Palette von vielen genialen Süssweinen, welche diese These stützen. Da liegt der Erwartungsdruck hoch und man sucht nicht selten eher nach Fehlern, anstatt die guten Eigenschaften zu addieren. Auch ich bin Fan von ganz vielen 1921ern. Diese waren immer barock, schier übersüss und mit einem Maximum an Konzentration ausgestattet. Also nach dem Motto; «mehr Kraft wie Saft».
Für diese Coutet-Flasche gab es verschiedene Wertungs-Voten am Tisch. Ich lag im obersten Feld. Einem über hundertjährigen Wein verzeihe ich viel. Besonders wenn er mir schmeckt.
1921 Château Coutet, Barsac-Sauternes: Füllniveau; IN. Sehr dunkles Gold mit bräunlichem Schimmer. Geniales, pfeffriges, intensives und auch spontanes Bouquet. Er hat so einen richtigen vifen Kick in der Nase. Und dies gleich zu Beginn weg. Rosinen, getrocknete Feigen, gedörrte Agrumenschalen. Generell sind alle Varianten von Orangen von getrockneten Schalen bis zu Grand Marnier hier voll mit im Spiel und bieten eine unglaublich nasale Diversität. Im Gaumen hyperkonzentriert, das ergibt dem satten Extrakt eine gewisse Nobel-Bitterkeit die an eine englische Orangen-Marmelade erinnert. Liefert unglaublich viel Druck im Finale, welches mit Korinthen und Dörrbananen endet. Den riesengrossen Jahrgang fraglos zeigend. Kein Finessenpaket, dafür liefert er viel Charakter. Für mich erfüllte er alle Erwartungen an diesen Jahrgang! 19/20 trinken
CHÂTEAU LAFAURIE-PEYRAGUEY
Der letzte Abend! Nach drei intensiven Tagen mit fünf verschiedenen Vertikalen von Château Coutet. Erst gab es eine Visite mit dem Denz-Weinchef Vincent Cruege, danach ein Apero in der Hotelbar, darauf ein grossartiges Gourmet-Diner im Restaurant Lalique.
Der 2022 Lafaurie-Peyraguey sec wurde ein paar Tage zuvor beim Imperial-Abend im Carlton Elite in Zürich für sechzig Personen serviert. Ich ging noch am selben Abend nach Hause und bestellte ihn für meinen Privatbedarf. Es ist die bisher beste Edition.
Dieser geniale Blend aus Sauvignon Blanc und Sémillon zeigt Präzision und Frische, Argumen aller Art, duftenden Holunder, weisser Pfirsich und ein Hauch von Williams Birne. Den Einsatz von 500-Liter-Barriquen merkt man geschmacklich überhaupt nicht, höchstens an der sublimen Fülle. Eine neue Dimension von trockenen Weinen aus der Sauternes-Region. So gut, dass er locker mit sämtlicher Weisswein-Konkurrenz aus dem ganzen Bordelais mithalten kann. 19/20 trinken
ZWEI FLASCHEN VOM 1928ER
1928 Château Coutet, Barsac-Sauternes: Füllniveau; MS. Recht dunkel, viel dunkle und wenige goldbraune Töne aufweisend und nur am Rand eine kupfrige Aufhellung. Perfekter Nasenbeginn, dunkle Rosinen, Lakritze, Vanillestängel, Schwarzbrotkruste, Caramel, Grand Marnier Centenaire und reichlich viele Dörrfeigen. Genau das, was man von einem ganz grossen, reifen Sauternes erwartet. Dramatische Konzentration, trotz der minim aufgehellten Farbe, ein Nektar sondergleichen. Er zeigt im Fluss Saft und Balance, die Säure stützt perfekt und die Länge zeigt viel Nachdruck mit gigantischem Dörrfrüchten. Eine perfekte Flasche. Jürg Richter kommentierte: «Eleganz in der Quadratur». 20/20 trinken
1928 Château Coutet, Barsac-Sauternes: Füllniveau; MS. Auch hier ist die Farbe unglaublich dunkel und sogar noch im Nuancen intensiver wie die erste Flasche. Auch hier ist Schwarz der Farbtrumpf. Geniale Kräuternuancen, Bergamotte, Spuren von Minze, Ingwerpulver, Earl-Grey-Nuancen, nussige Konturen, Nusslikör bis schier zu Appenzeller-Kräuterlikör tendierend. Alles noch konzentrierter und tiefgründiger wie die erste Flache, welche sich im linken Glas befand. Geht voll in Richtung Trockenbeerenauslese. Das Konzentrat auf der Zunge zeigt Korinthen, Dörrbanane, Birnel, Rauch, Tannenbart und Spitzwegerich- Tabletten. Endloses Finale. Wärmer gelagert oder eine andere Füllung? Als ich nach einer Stunde nochmals an diesem Glas schnupperte, schmeckte es nach frisch gehackter Krauspetersilie. Dies im superpositiven, erfrischen Sinn gemeint. 20/20 trinken
1989 Château Coutet Cuvée Madame, Barsac-Sauternes: Füllniveau; perfekt. Recht dunkles Goldgelb mit kupferrötlichem Schimmer. Feine Nuancen von Safranfäden, Dörraprikosen, Jasmin, weisser Pfeffer. Satter, geradliniger Körper, mehr und mehr zeigen sich die heissen Eindrücke des Jahrganges durch Rosinen in allen Facetten. Hier ist die Süsse noch voll da und es ist anzunehmen, dass sich dieser Zuckergehalt in einem Barsac-Rekordbereich für diese Zeit befindet. Gebündeltes, schier dramatisch langes Finale. Eigentlich der längste Abgang von allen Coutet-Weinen, welche wir an diesen drei tagen verkosten durften. Immer noch jung, jung, jung. Zeit Reserven für hundert weitere Jahren Flaschenreife. 20/20 beginnen
P.S. Philippe Baly lieferte dann noch den genauen Restzuckergehalt nach: 190 Gramm!!!
DER GROSSE PDF-BERICHT VON RENE GABRIEL AUF 23 SEITEN DREI TAGE COUTET: www.bxtotal.com
BURGENLANDS WEIN-URMETER
Der 2021er Centum soll eine einmalige Sache sein! Dies ist er im doppelten Sinne.
Denn erstens soll es ihn nur einmal geben. Und zweitens gibt sich dieses Weinunikat von seiner universellen Ausstrahlung her ebenfalls fraglos einmalig.
Und – er darf sich auch zu Recht, zumindest rechnerisch als «Jahrhundertwein» bezeichnen. Denn er wurde zum just 100jährigen Jubiläum vom Burgenland kreiert.
Im Oktober 2023 wurde er erstmals vorgestellt. Ich bekam eine Privataudienz mit Christian Zechmeister (Geschäftsführer Weintourismus Burgenland) bei einem Mittagessen im Restaurant Carlton in Zürich.
Dort wurde eine von den 6'000 produzierten Centum-Flaschen entkorkt. Meine spontane, emphatische Begeisterung zum «Centum» zeigt sich in meiner Verkostungsnotiz.
Befreundete Weinjournalisten aus Österreich bekamen ihn auch schon ins Glas. Und geizten ebenfalls nicht mit deren Bewertungen: 97 Punkte attestiert Willi Balanjuk. Peter Moser von Falstaff doppelt nach; mit 98 von 100 Punkten.
Und auch der Initiant Lieferant dieses einzigartigen Projektes, Weintourismus Obmann Herbert Oschep, liefert mit dem Leitsatz «Bordeaux war gestern – Burgenland ist heute» ein nicht ganz unbescheidenes Argument, weshalb dieser «Centum» bei anderen weltlichen Premium-Weinen ein ernstes Wort mitreden will.
2021 C Centum, Cuvée, Burgenland: Produktion; 6'000 Flaschen, plus wenige Grossformate. Zusammensetzung: 75% Blaufränkisch, 25% Zweigelt. Sattes Rubin-Purpur. Direktes, gebündeltes, floral-fruchtiges und auch würziges Bouquet. Spontan, weich und vielschichtig im ersten Ansatz. Mit einem gefächerten Reigen von Kräutern, Veilchenduft, Kirschen, schwarzen Johannisbeeren, Rosenpfeffer und Zedernholz. Der Gaumenfluss ist recht samtig, zeigt auch hier ein wunderbares Aromenspiel mit einem ausufernden Früchtetanz von roten, blauen und schwarzen Beeren. Momentan dominiert (noch!) eine feine Mocca-Röstnuance, welche später von Brotkruste und einen minimen Hauch von Vanille abgelöst wird. Man nimmt die verschiedenen Rebsorten, Ausbaumethoden und Winzerstilistik in der Gesamtsumme dieser Cuvée zwar minim war, doch die Komplexität ist in einer schier dramatischen Summe vorhanden. Auch die Gerbstoffe diversifizieren sich und bilden eine umfassende Adstringenz von seidigen bis verlangenden Tanninen. Die Balance ist royal, das Potential versprechend. Aus allen Elementen ergibt sich eine maximale Summe dessen, was eine geographisch-önologische Vereinigung von Top-Selektionen des Burgenlandes ergeben kann. Es ist kein Verbrechen diesen Wein schon mal zu kosten, um bei den fachlichen Diskussionen mitreden zu können. Wer zuwartet, wird in etwa 10 Jahren eine burgenländische Legende im Glas haben, denn das Alterungspotential – verbunden mit einer Sucht nach Harmonie – ist beträchtlich und sehr versprechend. Der Centum ist kein aufschneiderischer Powerwein, um an Blindproben abzusahnen. Nein – hier wurde oberste Qualität in Form von Finesse und Kraft in bestmögliche Relationen gesetzt. Irgendwie hat das Winzer-Quartett Scheiblhofer, Prieler, Gesellmann und Kopfensteiner mit dieser heroischen Burgenland-Ikone die Quadratur des Weinkreises erfunden. Ein geografisch heterogener Blend, als Urmeter von hundert Jahren burgenländischer Weingeschichte! 19/20 2026 bis 2045
Preis; 159 Euro. Bezugsquellen: my burgenland Shop in Parndorf. Wein und Co (A). Morandell (A), Haus Österreich (CH).
Think Big! Das war der Leitfaden vom besonders weinigen Abend im Carlton Elite in Zürich. Neun Imperialflaschen aus Gabriel’s Keller wurden in Segmüller’s Restaurant entkorkt und auf 63 Gäste verteilt.
Ob eine Imperial besser reift und wie diese zu ihrem Namen kam, findet man auf www.bxtotal.com
APERO MIT «TROCKENEM SAUTERNES»
2022 Lafaurie-Peyraguey, Bordeaux Blanc: Blasses Gelb mit grünlichen Reflexen. Erfrischendes Argrumenbouquet, Grapefruit, weisser Pfirsich. Im Gaumen ist er ebenfalls mit viel Fruchtdruck unterwegs. 18/20 trinken.
Serviert von der motivierten Carlton-Crew.
BEST BORDEAUX VALUE
Hélène und Frédéric Souval Kopp (Bild; Lobenberg) produzieren tolle Bordeaux’ zu sehr günstigen Preisen. Der Château du Retout ist ein echter Renner. Selbst verwöhnte Weinsnobs haben mittlerweile diesen grossartigen Haut-Médoc bei sich im Keller. Auch der Gabriel.
Den «Coeur du Retout» 2006 gab es nur einmal. Das war eine «Special-Edition» für Mövenpick mit etwas mehr alten Cabernets und etwas mehr neuen Barriques.
2010 Château du Retout, Haut-Médoc: Imperial. Immer noch sehr jugendliches Granat mit lila Schimmer in der Mitte. Nasal ein richtiger Bordeaux Klassiker. Nach einer Sekunde Nasenkontakt weiss man; dass dies ein recht grosser Médoc sein muss. Floral, Mocca, dunkle Pflaumen und tiefgründig. Im Gaumen dokumentiert er den Jahrgang durch seine noch minim vorstehenden Komponenten von Säure, Tanninen und Muskeln. Sehr charaktervoll und ein toller Foodbegleiter. Es ist fast anzunehmen, dass die Normalflaschen etwas reifer sind und sich somit momentan fast optimaler präsentieren würden. Dafür ist das Potential dieser Imperial klar ersichtlich. Toller Wein für kleines Budget! 18/20 beginnen
POUJEAUX FÜR DEN KÜCHENCHEF
Leider war der Korken im Hals der Imperial Poujeaux schrumplig und deshalb zeigte sich der Inhalt oxidiert. So wanderte dieser sonst zuverlässige Moulis halt nicht in die Gabriel-Gläser, sondern in die Küche von Chef Philipp Hering. Ein ganz grosses Lob gebührt der gesamten Carlton-Küchenmannschaft. Das war absolute Gourmet-Spitzenklasse!
2004 Château Gruaud-Larose, Saint-Julien: Imperial. Intaktes, dunkles Granat, nur minim aufhellend aussen. Der Wein beginnt mit einem Traumbouquet; schwarze Beeren, Korinthen, Kräuternuancen, tiefgründig und erfrischend zugleich. Weit gefächert, voller Nuancen. Ein royales Nasenbild. Im Gaumen erstmal sehr aromatisch und mit klassischem Saint-Julien-Touch. Er zeigt feine Tannine, bleibt auch hier dunkelbeerig und endet mit Pumpernickel, Arabica-Kaffee, etwas Teer und Korinthen Nuancen. Wow! Dieser geniale Grand Cru ist leider im Schweizer Markt seit längerer Zeit inexistent. Ich hatte damals zwei Imperial gekauft. Zu CHF 430. Eine habe ich jetzt noch. Da freut sich mein Keller. Und auch sein Besitzer! 19/20 trinken
DARF WEIN GEIL SEIN?
Der Wortschatz bei Weinbeschreibungen hat sich in den letzten Jahren verändert. Die ernüchternde Analyse eines wenig motivierten Önologen ist schon längst out. Hedonismus hat Einzug gehalten. Und ein neues Wort, welches früher irgendwie in anderem Zusammenhang kam dazu: Geil! Zugegeben, das Wort an sich tönt irgendwie vulgär. Um den Begriff aber zu legitimieren, muss man auch mal schauen, woher diese vier aneinander gereihten Buchstaben stammen.
Geil hat nämlich einen indogermanischen Ursprung und soll vom ghoilo-s abgeleitet sein. Die Bedeutung dahinter? Aufschäumend, heftig, übermütig, ausgelassen, lustig.
P.S. Diese 1996er Mouton Impi war wiklich geil!
Bei Surfen nach «Wein» und «Geil» bin ich sogar auf ein «weingeiles» Weingut gestossen: www.weingut-geil.de
ROBI STEMMT DEN TISCHWEIN
Um die grösste Flasche des Abends waren wir ein paar Mal froh. Einerseits setzten wir diesen grossartigen Saint-Estèphe in der zweiten Serie als Ersatz für den kaputten Poujeaux ein.
Andererseits war dieser jüngste Bordeaux ein geschätzter Nachschub für den überreifen Petit-Village beim und nach Käse.
Auf dem Bild oben «stemmt» der Hobby-Sommelier Robi Hocher die Balthazar mit links.
2015 Château Meyney, Saint Estèphe: Balthazar, 12 Liter Flasche. Die Farbe ist schier Schwarz. Das Bouquet ist zwar noch nicht vollständig geöffnet. Er scheint aber in seiner noch aktuellen Fruchtphase recht
zugänglich zu sein. Teer, Trüffel, Backpflaumen, Assam Tee, dunkle Röstnoten. Sehr kompakt und tiefgründig. Im Gaumen massiv, konzentriert, mächtig und heroischen Charakterzügen, mit grosszügigem Lakritze-Finale endend. Ein gigagrosser Saint-Estèphe der es mit Cos, Calon-Ségur und Montrose, wenn auch in eigenständiger Art und Weise aufnehmen kann. Die auch von seinem Alterungspotential her. Ausser beim Preis. Kaufen! Und dann zur Verblüffung verwöhnter Snobs blind servieren. 19/20 warten
Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel zum Imerpial-Abend: www.bxtotal.com
ELF MARGAUX WEINE – ELF JAHRGÄNGE
Der Titel stimmt nicht ganz. Es sind zwar elf Margaux und elf verschiedene Jahrgänge abgebildet, aber entkorkt wurden nicht alle.
Und das kam so: Für einen Jassnachmittag im Keller wählte ich das Thema «Appellation Margaux». So von 1937 Château Giscours bis 2003 Château Durfort-Vivens. Weder der erste noch der letzte fielen dem Durand-Korkenzieher zum Opfer. Auch der Château Palmer 2011 blieb verschont. Den nahm ich aber tags darauf – wieder zu einem Kartenspiel – mit.
ZEIGT DAS JAHRHUNDERTJAHR
1945 Château Paveil-de-Luze: Unbekannte Händlerfüllung. Extrem dunkle Farbe, deutliche Brauntöne aufweisend. Das Nasenbild zeigt sich ziemlich erdig, rauchige Töne, Trüffel, getrocknetes Rosenholz. Gibt sich nasal ziemlich barock und noch knapp intakt. Im Gaumen zeigt der Wein viel Substanz, malzige Noten, Pumpernickel Brot, aromatisches Finale mit einem Hauch von Vintage Port. Man spürt diesem fast 80jährigen Wein den grossen Jahrgang deutlich an. Überraschendes, schon erhabenes Altweinerlebnis. Kam auch in der Runde sehr gut an und reduzierte sich in den Gläsern überraschend schnell. 19/20 austrinken
Für meinen ersten Château Margaux (JG 1979) zahlte ich im Jahr 1988 genau 59 Franken. Heute kostet der Zweitwein 200 Franken oder mehr.
1981 Château Margaux: Sehr dunkel, wenig Reifereflexe. Würziges, konzentriertes Bouquet, Johannisbeeren, Edelhölzer, heller Tabak, Rosenpfeffer, mineralischer Touch und somit immer noch erstaunlich frisch mit minzigen Nuancen. Im Gaumen fleischig, fest mit Biss und Fleisch. Kein finessenreicher Margaux, zarte Salznoten im Extrakt. Insgesamt zeigt er eine gewisse Jugendlichkeit, also wäre hier keine Eile angesagt. Hat viel Spass bereitet. Und das wird er wohl noch lange tun. Unbedingt etwas passendes dazu essen. Kurioserweise bringt dekantieren wohl nicht viel, weil der zur Trockenheit tendiert. 18/20 trinken
FAST LEGENDÄRER MARGAUX
Die Familie Holt war Besitzer und der Négociant Eschenauer stellte den Wein her und vertrieb ihn auch exklusiv. Sehr gute Jahrgänge waren in dieser Epoche leider dünn gesät.
Der 1986er gefiel mir immer und er hat seinen Weg gemacht. Auch wenn der Tanninstempel des kantigen Jahrganges auch heute noch sichtbar wird.
Die neuen Jahrgänge sind meistens sehr fein und somit etwas kraftlos. Mir fehlt es da an Ausdruck und Eigenständigkeit. Trotz aller Qualitäts-Bemühungen der Crew.
Heute gehört das schmucke Château zur Wertheimer Gruppe. In Saint Emilion ist Château Canon im gleichen Besitz.
1986 Château Rausan-Ségla: Die Farbe ist immer noch schier Schwarz mit nur ganz wenigen Reifereflexen am Rand. Superintensives Bouquet mit minim flüchtiger Säure, welche die kräutrigen Aromen so richtig pfeffrig in die Nase katapultiert. Man findet immer noch Cassis-Spuren in der Restfrucht. Kompakt, konkret, engmaschig im Nasenbild. Im Gaumen mächtig, fleischig aber auch irgendwie knochig. Eine Art Médoc-T-Bone-Steak. Die Säure stützt, es sind immer noch genügend Gerbstoffe da und so ist dieser immer noch junge Rausan-Ségla (damals noch mit «s» geschrieben) ein stoischer sich langsam entwickelnder Margaux mit Ecken und Kanten. Da ist kräftiges Essen angesagt und dann kommt er, wenn auch stetig fordernd, in Hochform. 19/20 trinken
P.S. Momentan gibt es leider keinen Anbieter in der Schweiz. In der Eurozone wären noch ein paar Anbieter um 200 Euros zu finden …
Der grosse Gabriel-PDF-Bericht: www.bxtotal.com
CHEERS - MIT GABRIEL GLAS
Verkostung vom englischen Königspaar Charles & Camilla
auf Château Smith Haut-Lafitte
in Pessac-Léognan.
MAGICAL PENIS WINE
Offensichlich kann man dieses Produkt nicht nur am 1. April kaufen. Es gibt tatsächlich Angebote bei Amazon. Den hatte ich noch nie!!!
#willhaben
Weinwandern ohne Wanderung! Am Montag, 18. September 2023 wäre es wieder mal so weit gewesen. Erst Wandern dann Geniessen. Diesmal fand der Event unter Weinfreunden ohne Waldkontakt statt. Der Regen machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Also traf sich die weinige Männerrunde am frühen Abend direkt in Gabriel’s Weinkeller.
Dort hatten sich über gut drei Jahrzehnte Australische Rotweine angesammelt. Beim Weinwandern nehmen in der Regel die Teilnehmer selbst ein paar Bouteillen zu einem bestimmten Thema mit. Oder aber jemand bestreitet ein konkretes Thema und spielt den Gastgeber. Diesmal lud ich ein. Unter dem Motto «Australien Open». Nicht als Tennis-Match, sondern als Weingelage.
ALLES PENFOLDS ODER WAS?
Wir haben uns auf die bei mir vorhandenen Penfolds-Kellerflaschen konzentriert.
Als Pegelwein erwarb ich bei Coop noch den 2020er Shiraz Bin 28 zu knapp 40 Franken. Penfolds-Weissweine fand ich im Regal leider keine. Die Penfolds Winery hat sich auf verschiedene Chardonnay-Editionen in diversen Preislagen spezialisiert. Die teuerste Edition kostet rund Yattarna und kostet gegen 150 Franken. Ich habe ihn, in verschiedenen Jahrgängen ein paar Mal verkostet. Mag sein, dass es sich da möglicherweise um einen der besten Chardonnays von Down Under handelt, aber alternative Konkurrenz gibt es da recht viele, günstigere Varianten aus anderen Weinanbau Gebieten im Markt.
Im Schweizer Markt gibt es recht viele Anbieter für den Koonunga Hill Chardonnay, welcher so um 15 Franken angeboten wird.
Auch einen Riesling von Penfolds würde man bei helvetischen Anbietern finden; der Bin 51 aus dem Eden Valley kostet bei Flaschenpost CHF 37.95.
START MIT TAGESSUPPE
Diese bestand aus gekochtem Ochsenschwanz, vielen Markknochen, gehacktem Rindfleisch, Gemüsewürfelchen, Blattpetersilie und Fideli.
Auf dem Bild ist meine Frau Karin gleich zwei Mal zu sehen. Einmal im grünen Shirt mit der Tagessuppe. Und einmal auf dem linken Bild hinten mit den Spitzenwinzern Hirtzberger, Knoll und Pichler.
Hinten rechts ist der Gastgeber mit dem absenten Weinfreund Baschi zu sehen. Das war unser Werbefoto für eine grossangelegte Blindverkostung mit Napa Weinen und Bordeaux. Bei diesem Tasting kam ich mir am Schluss vor wie ein abgewählter Parteipräsident.
Karin fungierte als Lift-Girl zwischen modernen Induktionsherd und dem eichigen Kellertisch während dem Australien-Abend.
BIS 1974 MIT AULDANA RESSOURCEN
Der im Jahr 1842 eingewanderte Patrick Auld war zuerst Gastwirt und Weinhändler. Dann pflanzte er Reben. Bereits im Jahr 1862 kultivierte Auldana die grössten Rebflächen der Region. Patrick eröffnete ein Büro in London gründete die Australien Wine Company. So wurde er der erste Gross-exporteur von Australischem Wein in England. Nach zwei weiteren Generationen war Schluss.
Im Jahr 1943 erwarb Penfolds die bis zu diesem Zeitpunkt eigenständigen Auldana Cellars in Magill (Nähe Adelaide). Die Trauben wurden bis zum Jahrgang 1974 exklusiv für den St. Henri Claret verwendet.
Später kamen weitere Selektionen aus der Region für die Produktion dazu. Der Name ist alt und ist heute etwas irreführend. Denn als Claret wurden von den Engländern leichtere Bordeauxweine bezeichnet. Der St. Henri war aber immer ein reinsortiger Shiraz.
Besonderes Merkmal: Egal welcher Jahrgang es ist; er wird immer oben links mit dem Begriff «Special Vintage» bezeichnet.
In der Schweiz wurde die preisliche Messlatte bei jüngeren Jahrgängen neu auf etwa 125 Franken festgelegt. Im Ausland findet man nicht wenige Jahrgänge unter 100 Franken. Also lohnt sich da Schmuggeln.
Von der entkorkten Magnum 1985 findet man weltweit kein einziges Exemplar mehr. Abgefüllt wurden 600 Magnums. Wir tranken die Nummer 179! Auffallend ist, dass der St. Henri einer der wenigen Penfoldsweine ist, der ohne Bin Nummer deklariert wird.
Der Name Henri wurde übernommen, nach dem der ehemalige Auldana Weinmacher Léon Edmond Mazure den Wein nach seinem Sohn Henri benannte.
1974 St. Henri Claret, Penfolds:
Aufhellende Farbe, irgendwie mehr braune wie rote Reflexe aufweisend. Genial gereiftes Bouquet, zeigt dominikanischem Tabak, Spuren von einem milden Colheita-Port, kaltem Assam Tee, Lakritze, Edelhölzern, feinen Kräuterzügen und dunklen Rosinen. Beim zweiten Kontakt; dunkles Caramel und laktische Züge (Mocca Jogurt). Im Gaumen tänzelnd, anmutig mit einer berauschenden Nonchalance, perfekt eingebundene Säure, abgemilderte, seidige Tannine, anmutiges und lange nachklingendes Finale. Es ist ein grosses Glück einem so perfekten Australia-Reifwein zu begegnen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil – gemäss winesearcher.com – weltweit keine einzige Flasche mehr angeboten wird. Mich hat besonders seine emphatische Leichtigkeit betört! Die Maximalwertung lag in Griffnähe. 19/20 austrinken
1985 St. Henri Claret, Penfolds: Magnum. Noch erstaunlich dunkles Weinrot, nur minimste Reifeanzeichen, sonst immer noch deutlichem Granat aufwartend. Grossartiges Bouquet, mit Pflaumen, roten Kirschen und Gojibeeren unterwegs. Im zweiten Ansatz frische Kräuter, Teeblätter und süssen Edelhölzern. Eleganter, gebündelter, cremiger Fluss, weiche Tannin Konturen und samtiges Extrakt, lange nachklingend. Ein royaler Shiraz, der auch gewisse Rhône-Terroir-Reflexe im Finale zeigt. Letzteres vielleicht eher im Côte-Rôtie-Stil. Da war wohl ein Magnum Bonus mit dabei! 19/20 trinken
GRANGE HERMITAGE UND GRANGE
Auf den beiden Etiketten sieht man es ganz deutlich. Bis 1989 hiess der Bin 95 noch Grange Hermitage. Danach reduzierte sich die Bezeichnung auf dem Label auf Grange.
In meiner Erfahrungsschatulle gibt es ganz viele Grange Hermitage und Grange-Erlebnisse. Mindestens 50 Jahrgänge dürften es sein. Eine grosse Vertikale aus meinem Keller entkorkte ich vor 20 Jahren im Tessin.
Dann durfte ich einer grossen Vertikal-Verkostung im Jahr 2013 in Weggis teilnehmen. Auch da floss der Grange, an zwei Tagen, förmlich in Strömen. Dazu kamen recht viele Einzelerlebnisse.
Auch bei uns zu Hause entkorken wir den Bin 95. Aber nur zwei Mal im Jahr. Allzu viel Grange macht süchtig …
1981 Grange Hermitage, Bin 95, Penfolds: Sehr sattes, dunkles, wenig gereiftes Weinrot, dunkle Mitte. Reifes Bouquet, eingelegte Herbstpilze, ein Hauch von Sojasauce, schwarze Trüffel, Brazil Tabak, feuchter Waldboten, dahinter eine barocke Tiefe und eine an getrocknete Pflaumenhaut erinnernde Süsse zeigend. Im zweiten Ansatz rauchig und nasses Herbstlaub. Im Gaumen gibt er sich mächtig, etwas bourgeois mit seinen kantigen, immer noch minim körnigen Resttaninnen. Gibt sich fleischig, rauh und charaktervoll. Ein männlicher Grange mit einer Affinität zu einem Hermitage aus einem «unwarmen» Jahrgang. Da ist mehr Kraft wie Saft in der Flasche drin. Also ein charaktervoller, vielleicht etwas ruppiger Grange. 18/20 trinken
1991 Grange, Bin 95, Penfolds:
Dunkles Purpur-Granat, satte Mitte. Delikates, fein geschichtetes Bouquet, Zedernholz, Red- Currant-Pastillen, ein Hauch Vanille und helles Caramel. Das Bouquet ist weniger mit Cassis bespickt, wie andere Grange-Jahrgänge. Also vermittelt dieser damenhafte Wein eine burgundische Kontur in der Nase. Im Gaumen feinstoffig, sehr elegant und wunderbar balanciert, erhabene Länge. Eine feminine Edition, welche nicht satt macht und zu einem zweiten Schluck animiert. 19/20 trinken
2008 BIN 620: TEURER ALS GRANGE!
Die einzigen zwei Anbieter für diesen Wein sind Orvinum und Gerstl. Beider verlangen CHF 1350 für die Normalflasche und CHF 2850 für die Magnum.
Bisher wurde diese Special-Edition nur zwei Mal produziert. Einmal im Jahr 1966 und dann wieder – ein bisher letztes Mal – beim Jahrgang 2008.
Philippe (im Bild mit Thomas) opferte eine seiner sechs Bouteillen. Das war ein berauschendes Ereignis …
2008 Bin 620, Penfolds:
51% Cabernet Sauvignon, 49% Shiraz. Ausbau zu 57% in französischen und 43% amerikanischen Fässern. Extrem dunkles Rot. Im dramatischen Bouquet ist der Cabernet im ersten Moment federführend (Cassis, Pflaumen, Brombeeren), dann mischt sich der Shiraz dazu (Teer, Lorbeer, Nelkenköpfe, Rauch). Im Gaumen mit absolut perfekten, feingliedrigen Tanninen unterwegs. Royale Adstringenz, endloses Finish. Eine berechtigte, absolut einzigartige Sonder-Edition. 20/20 beginnen
Die Selektion entstand aus den ältesten Reben der Kalimna Vineyards. Und zwar aus den Blocks 5, 10 und 20. Alle Parzellen liegen am Riddoch Higway.
Winepilot.com verleiht dem Bin 602 99 von 100 Punktem und fragt sich, ob dieser «Iconic Wine» nicht besser sei wie der Grange. Die Antwort bleribt der Verfasser des Artikels Angus Hughson aber schuldig. Den 2008er Grange Bin 95 hatte ich schon mal im Glas. Er bekam meine Bestnote. So wie jetzt auch der Bin 602. Also unentschieden. Ausser beim Preis. Da gewinnt der Grange!
Der PDF-Degustationsbericht von René Gabriel: www.bxtotal.com
SÜSSES SCHLUSSBOUQUET
Zum Finale vom Australien-Abend servierte Karin eine Kreation mit Lebkuchen-Brownie und Mövenpick Vanille Eis. Dazu tranken wir ein «Left-Over» aus Baschis Fundus; 1870 Larios Malaga. Ein dramatischer Nektar aus Feigensirup, Birnel, dunkle, Malz, Rosinen ohne Ende und Kräuterwürze. Der Abgang dauerte Minuten. Wenn nicht sogar noch länger … 20/20 trinken
Der Weinclub Accanto lud seine Mitglieder ins Pergola in Gossau ein. Mit grossen Weinen und (zu) kleinen Gläsern. Letztere aus dem Restaurant-Fundus von Freund Roberto. Die grossen Weine aus grossen Flaschen (Magnums) stammten aus Gabriels Keller. Der war extra über den Ricken angereist.
Ein Wein korkte. Zum Glück war es der günstigste, nämlich der 2000 Paloumey. Immer noch etwas bockig und introvertiert; der 2006 Le Coeur du Retout (lange dekantieren). Perfekt und enorm süffig; 2011 Andron. Alle drei stammen aus Haut-Médoc.
Im nächsten Flight – drei Margaux! 1996 Labégorce. Kräftig mit leicht bourgeoisen Konturen. Dann der phänomenal feine und doch wuchtige Palmer 1998 (dream on!). Das war der beste Wein des Abends. Sexy und süss; 2001 Giscours (ein Schluck Margaux-Erotik).
Weiter mit drei reifen Pauillacs: 1985 Grand-Puy-Lacoste (reif, lang aromatisch, weich), 1988 Lynch-Bages (tiefgründig, barock mit Terroir und Charakter). Im dritten Mini-Glas; 1996 Batailley (Weich anschmiegsam und jetzt wunderschön zu trinken, wenn auch etwas im Easy-Bereich).
Zum Käse gabs Pomerol. 2009 La Pointe (wuchtig, füllig und somit jahrgangstypisch). Der 2010 La Croix braucht noch etwas (Muskeln, gut stützende Säure, tolle Länge) und als letztes Glas dieses Dutzends; 2011 La Fleur-de-Gay. Dieser 100% Merlot zeigt immer noch viel dunkelbeerige Frucht (Cassis, Holunder, Brombeeren). Er wartet mit seidiger Kontur auf. Wer ihn noch nie getrunken hat, sollte dies nachholen …
Zwanzig Jahrgänge vom vielleicht beliebtesten Saint-Julien sieht man auf dem Titelbild. Was man nicht sieht, ist eine Sechsliterflasche (Impériale) vom Léoville-Barton 1999. Beim genaueren Hingucken kann man diese eigentlich schon sehen, aber nicht erkennen. Neun Flaschen stehen darauf und elf Flaschen davor. Also wurden am Sonntag, 3. September 2023 im Bacchus Hildisrieden total einundzwanzig Jahrgänge von 1934 bis 2010 entkorkt.
Jedenfalls war dies so angedacht. Als wir am frühen Sonntagmorgen alle Flaschen für das Entkorken bereitstellten, fehlte der 1993er. Dies war zu verschmerzen. Wäre eh der schwierigste Jahrgang gewesen. Weinfreund und Hobbysommelier Robert Hocher bereitete im Keller alle Flaschen her, während ich jede Bouteille vor verkostete.
ÄLTESTER BARTON IM NETZ
In Hong Kong wird der älteste Barton weltweit angeboten: Bei Y18 Global Offer kann/könnte man eine Flasche vom 1863er kaufen. Der Preis; umgerechnet 2400 Franken. Gemäss Infos von Idealwine war dies «ein durchschnittliches Jahr mit Weinen, dem es an Reife mangelte».
Auf dem Weingut selbst gibt es wohl nur geringe Bestände an alten Barton Flaschen. Als ich den Anthony einmal nach seinem Reifweininventar fragte bemerkte er sarkastisch: «Wir haben keine alten Flaschen im Keller, schliesslich wohne ich ja hier!».
1934 Château Léoville-Barton: Händlerabfüllung. Baur au Lac, Zürich. Deutlich braun in der Farbe, recht transparent. Zeigt in der Nase einen wirklich alten, mit tertiären Aromen durchzogenen, noch intakten Rotwein. Vor allem findet man hier deutlich den typischen Saint Julien Zedernduft, ein Hauch von Colheita Port, Kartonschachtel, Rosinen, Trüffel, Hirschleder und Cigarrenbox. Im Gaumen gibt er sich noch erstaunlich ansprechend. Recht samtig im Fluss, gut balanciert, mit minim kapseligem Finale. Trotzdem ehrfurchtzollend. Wenn man alte Weine liebt, kann man ihm durchaus noch Freude abgewinnen. 16/20 vorbei
Stefan Huwiler kenne ich von meiner früheren Mövenpick Zeit. Heute ist er beruflich anders unterwegs, hat aber seine Weinliebe behalten. Als er die Flasche vom 1934er fotografierte, zückte auch ich mein Handy, um ein Bild vom Bild zu machen. Er war wohl der grösste Fan vom 89jährigen Barton und kommentierte: «Ich liebe so altes Zeugs!»
PUBLIKUMSABSTIMMUNG
Es war megaspannend die drei Jahrgänge 1988, 1989 und 1990 miteinander zu vergleichen.
Ich fotografierte meinen persönlichen Zieleinlauf, bevor ich die Gäste befragte.
Die Abstimmung kam aufs gleiche Resultat. Sieger: 1989. Zweiter: 1988 und letzter: 1990.
Die Holzfigur im Hintergrund gleicht übrigens verdächtig genau der Bacchus Chefin Uschi.
Eine Holzschnitzerei vom Hochdorfer Bildhauer Alois Hermann.
SCHWEIN GEHABT
Die Sechsliterflasche vom 1999er Barton kam sehr gut an. So gut, dass diese bis zum letzten Tropfen «liquidiert» wurde …
1999 Château Léoville-Barton: Noch recht jugendliches Weinrot mit minim violetten Reflexen. Würziges Bouquet, Lorbeer, Nelken, schwarze Pfefferkörner, Pflaumenhaut, zart mineralische Noten, erstaunlich tiefgründig. Toller, sehr dunkelbeeriger Gaumen, viel Aromatik und auch recht fleischig, hoch aromatisches Finale. Eine wunderbare Grossflasche. Mit Spassfaktor. 18/20 trinken
NICHT NUR KARINS LIEBLING
Über alle verkosteten Jahrgänge gesehen, war der 2000er wohl der Publikumssieger. Unglaublich; diesen 23jährigen Wein gibt’s noch zu kaufen. Und zwar für rund 150 Franken. Da kann man nichts falsch machen. Für eine ganz besondere Gelegenheit schlummert in Gabriels Keller sogar noch eine Melchior (18 Liter).
2000 Château Léoville-Barton: Immer noch sehr dunkle Farbe mit satter Mitte. Geniales Bouquet, restliche, dunkle Frucht, Pflaumentöne, Zedernholz, Havanna Tabak, Kräuter, dunkles Malz, Schwarzbrotkruste und Assam Tee. Perfekter Gaumen, ausgeglichene, noch stützende, royale Adstringenz, langes, hoch aromatisches Finale. Ein riesengrosser Barton der Sonderklasse. Jetzt reif und trotzdem noch mit einer riesengrossen, weiteren Genussgarantie. 20/20 trinken
ZWEITE CHANCE FÜR DEN 2003ER
Wie alle anderen Jahrgänge verkostete ich auch den 2003er ein paar Stunden vor dem Event. Nur kurz zum Testen. So kann ich manchmal fehlerhafte Flaschen im Vorfeld ersetzen, damit mir in der Folge «lange Gesichter» erspart bleiben. Der Wein schien o.k. zu sein. Als wir ihn ein paar Stunden später einschenkten, zeigte er Maggitöne und war hinüber. «Das kann doch wohl nicht wahr sein», dachte ich mir, denn seit seiner Geburt, will heissen; seit dem ersten Primeur Kontakt und danach in der Flasche lag er bei mir auf ganz hohem Niveau.
Es gibt zwar schon ein paar Wackelkandidaten beim (zu) heissen Jahrgang 2003. Aber diese sind eher in Saint Emilion und Pomerol zu finden. Bisher waren mir keine Ausfälle vom linken Gironde-Ufer bekannt.
Das Ganze liess mich nicht in Ruhe. Als ich am Montag diesen Artikel schrieb, ging ich in den Keller, um abermals eine solche Flasche zu entkorken. Ich degustierte ihn mit grösster Sorgfalt, verfolgte ihn über mehrere Stunden und trank den Rest genüsslich am Abend zu einem nicht unbescheidenen Kalbskotelett. Also wurde er mit der neuerlichen Probe rehabilitiert …
Die Notizen von allen 21-Weinen und Side-Stories: www.bxtotal.com
Fassproben vom Jahrgang 1983 schlürfte ich nicht im Bordelais, dafür begegnete ich diesem Jahrgang immer wieder, sobald er importiert und ausgeliefert wurde.
Genau sechzig 1983er-Weine entkorkte ich an einem Weinwochenende in Zürich mit Basis-Station Hotel Ascot. Im Jahr 2013 dufte ich bei zwei Gelegenheiten von diesem Jahrgang schlürfen; einmal in Engelberg an einer Semesterprobe und dann nochmals, als Karin ihr 30jähriges Mövenpick-Jubiläum mit 1983er Bordeaux’ im Caveau in Zürich feierte.
Genau ein Jahr später griff Weinfreund Werner Feldner das Thema auf und lud zu einer grossen Weinprobe nach Zell am See. Und auch Yves Beck machte im gleichen Jahr zwei Dutzend Weinen aus diesem heissen Jahr in Twann den Garaus …
Später kam es dann noch zu wenigen Einzelerlebnissen. Irgendwie gerieten diese Weine entweder in Vergessenheit, tauchten noch spärlich in Vertikalproben auf oder es fehlte aus «mangelnden Mengengründen» an Entkorkungsgelegenheiten.
Am 30. August plünderten ein paar Weinfreunde ihre (Rest-)bestände. Es kam – 40 Jahre nach deren Ernte – ein Eldorado vom noch «Best-Off» zusammen. Gefeiert wurde in der Locanda Orelli im Tessiner Bedretto Tal
TOLLER ROTHSCHILD CHAMPAGNER
Es gibt zwei Rothschild-Champagner. Den günstigen von Alfred de Rothschild kann man bei Coop kaufen. Unter 40 Franken.
Dann gibt es seit wenigen Jahren einen edlen Rotschild-Champagner. Dahinter stehen gleich drei Rothschild-Familien (Clarke, Lafite und Mouton). Der hat wunderbar zum Apero gepasst. Grosses Niveau. Der General-Importeur ist der Weinhändler Arvi in Melano.
Diesmal kam der Süsswein nicht zum Schluss. Der Gänseleber sei Dank.
1983 Château d’Yquem, Sauternes: Dunkles Goldgelb mit viel orangen Reflexen. Intensives, vollsüsses, sehr konzentriertes Bouquet; Bitterorange, ungeschwefelte Dörraprikosen und ein Hauch Bittermandel (was ihn sehr interessant macht), legt zu und zeigt einen eindrucksvollen Dörrfrüchtereigen, ergänzt mit einer ziselierten Mineralik. Im Gaumen imposant, üppig, überreich, gebündeltes, fast dickes Finale. Mit einem Fuss ist es (noch) Sauternes, mit dem anderen eine «leichtere» Trockenbeerenauslese. Ein grosser, legendärer Yquem mit einem Genusspotential von 50 weiteren Jahren. Mindestens. Für rund 500 Franken gibt diesen genialen, heute 40jährigen Jahrhundertwein im Markt noch zu kaufen. Noch Fragen? 20/20 trinken
SCHÖNER KELLERBESTAND
Die helvetischen Angebote sind knapp und mit 250 Franken nicht gerade günstig. Aber eigentlich schon, wenn man bedenkt, dass es sich hier um einen 40jährigen Pauillac mit bestmöglicher Genussgarantie handelt. Letztes Jahr schlug ich zu und erwarb recht viele Kisten. Der Flaschenbestand nimmt kontinuierlich ab, liegt aber aktuell bei 56 Bouteillen auf gutem Niveau …
1983 Château Lynch-Bages, Pauillac:
Mittleres, sanft gereiftes rot. Intensives Bouquet, helle Ledernoten, Torf, Trüffel, dunkle Rosinen, Backpflaumen, zarte Pfeffernote, Colheita-Port. Es duftet irgendwie nach einem wunderbaren Waldfruchtlikör. Mittelgewichtiger Gaumen, feine Muskeln und gut stützende Säure, nicht besonders druckvoll im Finale aber doch lange nachklingend. Die Flaschen variieren leicht, aber auf ganz hohem Niveau. Die allerbesten kann man aufrunden. Diese lag bei; 19/20 trinken
ENTKORKER AUF 1480 METER
André Kunz organisierte das ganze Treffen und entkorkte auch gleich fast alle Flaschen. Hier geht es dem Lafite an den Kragen …
1983 Château Lafite-Rothschild, Pauillac:
Recht dunkel, erstaunlicherweise fast keine Reifereflexe. Wenn ich ihn jetzt zur Nase nehme, dann erinnere ich mich, wie bockig und unnahbar er in seinen ersten Jahrzehnten war. Heute ist er präzis, frisch und direkt. Zeigt Eucalyptus, Minze, schwarze Schokolade und dunkle Fruchtbeerenresten. Unglaublich vielschichtig, ein Reigen von grünlichem Cabernet. Im Gaumen feinfleischig mit schier zärtlich anmutenden Tanninen. Auch hier immer noch frisch und zeitlos. Das Finale ist klar, etwas cool und mit letzten Cassisnuancen bestückt. Heute wohl in der ersten, richtigen Reife, auch in weiteren 40 Jahren noch perfekt. Dies werden aber nur Altweinfreaks verstehen. Mindestens sechs Stunden dekantieren. Ich verneige mich heute vor diesem grossen Pauillac und entschuldige mich für die früheren Bewertungen. 19/20 trinken
ROYALER CHÂTEAU MARGAUX
Zwischen 650 bis 700 Franken pro Flasche findet man in der Schweiz noch drei Angebote. Teuer? Eigentlich nicht, wenn man bedenkt, dass hier für 40 Jahre die Sparzinsen aufgelaufen sind. Die neuesten Jahrgänge kosten gleich viel, oder sind gar noch teurer.
1983 Château Margaux, Margaux: Die dunkelste und jüngste Farbe alle degustieren Weine. Unglaubliches Nasenbild, wahnsinnig konzentriert, unerklärlich tief, Rauch, Périgord Trüffel, immer noch Cassis und Brombeerenresten im letzten Fruchtansatz. Was ganz sicher zu bemerken ist; bereits das Bouquet ist Weltklasse! Einen richtigen Vergleich gibt es nicht, aber so in Richtung Lamb Herb von Colgin könnte gehen. Im Gaumen setzt sich die Dramatik fort. Alles ist beeindruckend, alles ist am richtigen Ort, alles ist eine Essenz von Aromen, welche es nur auf Château Margaux geben kann. Ich war mich vielleicht an seine Klasse zu gewohnt. Heute hat er mich zutiefst beindruckt. Empathie und Endorphine überschlagen sich! 20/20 trinken
P.S. Getrunken wurde dieser Wein um 20 Uhr im Bedretto Tal. Entkorkt und dekantiert wurde von André um neun Uhr morgens.
ANDERE MARGAUX-WEINE?
Dass Palmer und vor allem Château Margaux das Feld beim Jahrgang 1983 anführen, ist schon ganz lange klar. Auf Rang Nummer drei liegt bei mir Château Rausan-Ségla* mit 18/20 Punkten. Würde ich gerne wieder mal verkosten, weil ich ihn schon lange nicht mehr im Glas hatte. *Damals noch mit «s» geschrieben.
Die grosse Klasse von Château Margaux hat sich auch auf den Zweitwein, Pavillon Rouge, übertragen. Diesen bewerte ich mit 18/20.
Wie auch den gelungenen Château d’Angludet. Mit 16/20 habe ich ein Trio bewertet: Monbrison, Brane-Cantenac und Lascombes. Den Rest kann man heute wohl vergessen!
Der grosse Gabriel-PDF Bericht: www.bxtotal.com
ERSTMALS CLARENCE DILLON
Von 1919 erwarb Frédéric Woltner dieses angesehene Graves Weingut, welches im Jahr 1953 als Grand Cru Classé von Pessac-Léognan eingestuft wurde. Mit jeder Generation kamen mehr Erben (Héritiers) dazu und dies führte permanenten Streitigkeiten.
Schliesslich wurde La Mission Haut-Brion im Jahr 1983 an den Nachbarn, den Besitzer von Château Haut-Brion, respektive an die Familie Clarence-Dillon verkauft. Also war dies der erste Jahrgang des neuen Besitzers. Und gleich ein so grosser Wurf, dass der Mission (Grand Cru Classé) in diesem Jahrgang deutlich besser daherkommt, wie der Haut-Brion (Premier Grand Cru Classé).
An unserem Tasting bewertete ich ihn mit 20 Punkten!
Auf der Suche nach den besten Rotweinen des Jahrgangs 1983 …
Glaubt man dem Max Gerstl, so sind dies Château Margaux und Château Palmer. Der Fallstaff vergibt dem 1983 Brunello di Montalcino Riserva von Biondi-Santi 100 Punkte. Der Wineterminator switcht wieder zu Gerstl-Empfehlung und taxiert den Château Margaux mit 99/100. Ich hatte den Grange im Hinterkopf. Zum Vortrainieren, und um der Behauptung Nachdruck zu verleihen, entkorkte ich eine Flasche für Karin und mich Sonntag vor dem Mittwoch.
1983 Penfolds Grange Bin 95: Tiefdunkles Rot, innen mit immer noch schwarzen Reflexen. Just nach dem Dekantieren lieferte das überbordende Bouquet schon ganz gewaltig ab. Komplex, Sandelholz, dunkles Caramel, Schoko-Bounty, Holunder und Cassis, ergänzt mit vielen hochreifen Pflaumen. Im zweiten Ansatz geraspelte Zimtstangen und wilder Rosmarin. Berauschend, betörend – zum Ausflippen! Im Gaumen vollmundig, cremig, samtig und auch hier wieder hocharomatisch. Das Finale gigantisch und endlos. Schmeckt so, wie eben halt nur ein Grange schmecken kann. Und unter allen Editionen eine der besten Jahrgänge. Zudem scheint es mir, dass er gerade jetzt seinen exorbitanten Höhepunkt feiert. Das war eines der intensivsten Weinerlebnisse der letzten Jahre! 20/20 trinken
P.S. Ich weiss noch genau, wieviel ich für diesen Wein im Jahr 1988 bezahlt habe. Und zwar gekauft von der Weinhandlung Barossa. Der Preis; 65 Franken.
SIND SIE’S ODER SIND SIE’S NICHT?
Die Geschichte ist mir heute beim Lesen des Buches «Bänz Friedli hat die Gruppe verlassen» in den Sinn gekommen.
Die Begebenheit ist schon ein paar gute Jahre her, ergibt aber immer noch eine lustige Story.
Vielleicht war ich damals – voll in allen Aktivitäten – etwas prominenter als heute. Und – als «Weinstar» muss man sich halt ab und an so einiges gefallen lassen.
In Luzern herumschlendernd, komme ich auf ein Bier der Rathausbrauerei auf der klopfsteinigen Terrasse an der Reuss meistens nicht herum. Manchmal ist dieser Ort auch die treibende Vision, um überhaupt nach Luzern zu fahren. Es kam auch schon vor, dass jemand mich dort entdeckte, auf mich zukam und mich mit den Worten «Herr Gabriel, ich habe Sie fast nicht erkannt – Sie trinken auch Bier?» begrüsste.
Für solche Intrigen hatte ich meist nur ein internes, müdes Lächeln übrig. Aussen blieb mein Gesichtsausdruck jeweils stoisch freundlich. Sollte ich denn als Weinkenner, als Weinbuchautor, als Weineinkäufer von Mövenpick, als Mitgehausgeber von WeinWisser, als Organisator von Weinevents und Weinreisen von morgens bis abends nur Wein trinken? So zusagen aus beruflichen Gründen?
Wie dem auch sei; wieder mal sitze ich bei einem Bier auf der Ratshausterrasse. Ganz allein mit einem Villiger Stumpen im linken Mundwinkel. (Ich bin Linkshänder - wenn es ums Rauchen geht!). Ich rauche selten und wenn, dann eher eine Havanna. Der Villiger Stumpen ist zu Ehren meines Vaters. Als Kind sah ich ihn oft einen solchen Anzünden und betrachtete ihn danach. Er schien dabei glücklich zu sein und es war einer seiner wenigen, simplen Genüsse, welchen er als einfacher Hilfsarbeiter frönte. Nebst einem Glas Most und einem Stück Käse. Jetzt rauche ich manchmal eine Villiger in dankbarer Erinnerung an ihn …
Da sitze ich also, so halb in Gedanken versunken und bemerke, wie ich von einem Gast ein paar Tische weiter fixiert permanent werde. Ich tue nichts dergleichen, folgere aber daraus, dass er mich zu (er)kennen scheint. Meine Blicke schweifen zum Wasserturm, zur Reuss, zur Seebrücke und … zum vermeintlichen Betrachter. Wieder ziehe ich an der Villiger und trinke später wieder einen Schluck vom leicht trüben Rathausbier. Das mag ich am liebsten. Die Sorten wechseln jeweils. Im Winter geniesse ich eher dunklere Varianten. Doch jetzt ist Sommer ... und jemand starrt mich unentwegt an. Wie ich das nächste Mal hinsehe, schaut er mir direkt in meine Augen und lächelt irgendwie schelmisch. Ich lächle unbekannterweise zurück.
Daraufhin steht er auf, läuft schnurstracks zu meinem Tisch und fragt mich ganz direkt: «Sind Sie’s oder sind Sie’s nicht?». Spontan antworte ich: «Leider nicht, ich werde oft mit ihm verwechselt».
Daraufhin macht «mein Fan» linksumkehrt und zottelt von dannen …
FÜR GÄSTE NUR DAS BESTE?
Wenn Gäste kommen, öffne ich meist eine besondere Flasche. Diesmal ist es ein wunderbarer, superb balancierter 1990 Château Léoville Las-Cases aus Saint Julien. Als Vorbereitung habe ich ihn zuvor entkorkt und dann - aufgrund seiner Präsenz - entschieden, dass ich ihn nicht dekantiere.
Als ich so Gedankenversunken mit dem Bouquet träumte und dann mit dem Gaumen schwelgte, kam mir in der Sinn, dass wir heute gar keine Gäste haben.
So ein Mist aber auch ...
"Berühmt sein auf Facebook ist so wie reich sein im Monopoly."
Das ist ein Spruch von mir. Trotzdem poste ich ab und zu etwas auf FB - nebst hier auf meiner Webseite.
Dabei erziele ich Klicks, bei der manche Tageszeitung neidisch werden könnte ...
https://www.facebook.com/renegabriel.bordeauxpapst
WEINE AN DER FARBE ERKENNEN?
Doch das geht! Bei diesen dunklen Rotwein schaffte ich es auf Anhieb!!!
Herkunftsland. Bodega und auch den Jahrgang. innerhalb weniger Sekunden…
Vielleicht lag es aber auch ein bisschen daran, weil ich diesen 2004 Vega Sicilia selber entkorkte. Shokoladige, Caramel- und Kräuternase, zart laktisch und so weit und füllig ausladend wie die Flügel eines Jumbos. Voll und doch nicht mastig im überkomplexen Gaumen, gebündeltes dramatisches Finale. Nicht mehr die alte, aber auch nicht die ganz neue Vega-Zeit. Also schier klassisch. te quiero! gehört zu den besten Vega-Editionen. 20/20 máximo disfrute
VIER TERRASSEN IN SAINT-BLAISE
Le Clos aux Moines wird Ihnen möglicherweise bekannt vorkommen. Ähnliche Schreibweisen gibt es für Crus am Genfersee oder gar im Burgund. Ich meine hier aber die 1.8 Hektaren im Dörfchen Saint-Blaise, nahe bei Neuchâtel. Diese Weine sind (noch!) nicht bekannt. Denn – die Eltern Miriam und Pierre betreiben eine Mischwirtschaft und verkauften die Trauben bis dato an andere Winzer.
Jetzt hat sich das Charmebündel Charlène (ihre Tochter) entschlossen, selbst Weine aus diesen vier bestgelegenen Rebterrassen zu produzieren. Jetzt noch mit Minimengen. Später etwas grösser werdend. Die Produktion wird aber immer im kleinen Domaine-Bereich, bei ein paar Tausend Flaschen bleiben, denn die 1.8 Hektaren sind ein klares Naturlimit.
Wir besuchten Charlène Contesse in Saint-Blaise. Leider sind schon fast alle Weine ausverkauft. Wer Interesse für neue Jahrgänge hat, dem muss sich unbedingt bei charlene.contesse@gmail.com für den Newsletter einschreiben, denn diese Domaine von Anfang an mitzuverfolgen, empfiehlt Gabriel dringend. Das sind herrliche innovative Weine für Freaks von Schweizer Weinen, für entdeckungsfreudige Sommeliers oder für weinaffine Gastronomen.
Vom Chasselas 2021 gibt es glücklicherweise noch ein paar wenige Flaschen. Der kommt vielschichtig duftend daher und schmeckt ein bisschen nach einem sehr, sehr guten Chablis.
Für günstige 14 Franken ist man da mit von der Partie. https://www.clos-aux-moines.ch/vin
ZUM TOD VON JEAN-MICHEL CAZES
Mein erster Kontakt war im Jahr 1986. Da zeigte er mir nicht nur seinen Lynch-Bages, sondern er führte mich durch das heruntergekommene Pichon-Baron, welches AXA (er war CEO fürs Weingeschäft) soeben gekauft hatte. Euphorisch zeigte er mir die Umbaupläne und im Restaurant Cordeillan-Bages endete der lange Besuch mit einem gediegenen Diner mit intensiver Weinbegleitung.
Zwei Jahre später entkorkte ich im Hotel Kreuz eine erste Vertikale und Jean-Michel reiste extra dafür in die Schweiz. Als Einkäufer von Mövenpick und Reiseleiter der Académie du Vin sah und begegnete ich ihm fortan regelmässig. Ein bis zwei Mal pro Jahr. Mindestens. Im Jahr 1996 fuhr ich mit 40 Jahrgängen Lynch aus meinem Keller nach Pauillac für eine grosse Vertikale. Er ergänzte fehlende und junge Jahrgänge aus seinem Cave. Immer wenn ich in Pauillac war, fuhr ich kurz ins Mini-Dörfchen Bages, um ihn in seinem kleinen Büro zu begrüssen. Meistens gingen wir spontan zusammen ins Café Lavinal, um einen Galopin (kleines Bier 1,25 dl) zu trinken.
Cazes hat als einer der wenigen Winzer dramatisch aufgezeigt, dass das alte Bordeaux-Klassement heute nicht mehr stimmt. Wäre eine Neuauflage angesagt, Lynch wäre heute sicher ein Deuxième! Er war auch einer der wenigen Médoc-Besitzern, welcher permanent auf dem Château lebte.
Im Herbst 2021 fugte ich wieder Dutzende von Lynch-Jahrgängen nach Bordeaux. Diesmal verkosteten wir diese mit seinem Sohn Jean-Michel, welcher jetzt die Geschicke dieses unerhört beliebten Crus aus Pauillac leitet. Jean-Michel Cazes liess es sich nicht nehmen mit seiner Familie und seinen besten Mitarbeitern am Apero persönlich präsent zu sein. Er bat mich anderntags in sein Büro um mir sein Lebenswerk „Bordeaux Grand Crus“ La Reconquête mit einer wirklich ganz persönlichen Widmung «pour mon vieil ami» zu schenken. Man sah ihm an, dass er müde war und seine früher nimmermüde Energie aus dem langsam Körper zu weichen schien.
Beim letzten Lynch-Bages-Besuch in diesem Frühjahr war das Büro leider schon leer und er musste jeden dritten Tag zur Dialyse nach Bordeaux und war zu Hause bettlägerig. Dies berichtete mir mein Sohn und wir hatten beide Tränen in den Augen. Jetzt hat der grosse Doyen von Bordeaux die Bühne ganz verlassen. Es gibt keinen Bordeaux-Wein, von dem ich mehr Flaschen im Keller besitze. Das ist seine Hinterlassenschaft. Lynch-Bages hat mich noch nie enttäuscht! Heute werde ich eine Flasche entkorken. Zum Dank an Jean-Michel Cazes. Für eine der längsten und intensivsten Freundschaften mit einem Bordelaiser Winzer …
Adieu, Jean-Michel …
VEGANE ALTERNATIVE
Als gelernter Koch und Journalist bin ich von Grund auf neugierig. Ich habe immer wieder alle Ess-Stilrichtungen unter die Lupe genommen und teilweise für die eigenen Kochkünste annektiert.
Eine der neueren Essungewohnheiten ist die vegane Küche. Nicht nur die Supermärkte mischen in diesem neuen Segment kräftig mit. Auch Spitzenköche etablieren sich sehr erfolgreich in dieser (noch) dümpelnden Mini-Trend-Sparte.
Ein paar Gerichte habe ich jetzt probiert. Ich bin erstaunt. Gratulation! Zwei der drei nötigen Dinge sind jetzt schon ziemlich perfekt. Erstens die Formen der jeweiligen Gerichte. Dann zweitens das farbliche Aussehen. Leider hapert es noch in vielen Fällen mit dem annähernden Kopie-Geschmack.
Leider hat sich die vegane Küche nicht wirklich komplett neu erfunden, sondern imitiert in möglichst unperfekter Form bestehende, traditionelle Gerichte. Damit habe ich so meine liebe Mühe.
Mittlerweile bedaure ich, dass der erste Metzger, welcher die Wurst erfand, damals den Begriff nicht hat schützen lassen. Somit ist mir vegan leider nicht ganz Wurst ...
Elena Beltrame und Gaston Haas begrüssen in dieser Folge einen ganz besonderen Gast. René Gabriel, der ehemalige Chefeinkäufer von Mövenpick Wein, stellt seine Lieblingsweine vor: Grüner Veltliner Federspiel vom Weingut Knoll, Château Montfollet und Don Maximiano von Errázuriz.
Der Weinpapst, Weinentertainer und Erfinder des weltweit gefragten Gabriel-Glases erzählt von seinen Begegnungen mit Mövenpick-Gründer Ueli Prager, verrät, wie man maximalen Genuss erreicht und mit wem er lieber keine Flasche teilt.
Mövenpick Wein Website: https://www.moevenpick-wein.com/de/weinfach
Spotify: https://open.spotify.com/episode/5cJRDlHHpcceyKyhbunQgu
In der Gemeinde Eschenbach sind drei Gantenbein angemeldet. Die Tanja, der Thomas und der Nicolà. Das kann jedermann ersurfen. Über unseren Titel gab es im Netz nichts zu finden. Denn erstens; lieferte die Suchmaschine das falsche Eschenbach. Nämlich die Ortschaft im Kanton St. Gallen und nicht jene im Luzernischen. Und zweitens konnte gar kein passender Treffer mit «Gantenbein» und «Eschenbach» erzielt werden, weil unser Event erst noch stattfinden musste …
Das war am Dienstag, 6. Juni 2023 der Fall. Die Teilnehmer waren längst schon bestellt und der Fläscher Winzer Daniel Gantenbein erklärte sich bereit, seine Weine persönlich vorzustellen. Eigentlich ist vorstellen da der falsche Ansatz. Vorstellen muss man Gantenbein Weine nicht. Die Frage ist eher, ob man die Möglichkeit hat, an einer solchen «Vorstellung» überhaupt dabei zu sein.
Die Vornamen der Weinwanderer; André Baschi, Bärti, Guido, Jürg, Philipp, René und Silvio. Letzterer heisst mit vollem Namen Silvio Denz und ist Besitzer einiger Weingüter in Bordeaux. So etwa Château Faugères, Château Péby Faugeres und Château Lafaurie-Peyraguey. Er brachte – wie schon letztes Jahr – seinen «Amtskollegen» Stephan von Neipperg aus Saint Emilion mit. Der besitzt dort, und auch in anderen Weinregionen, ein paar Weingüter. Die bekanntesten zwei sind Château Canon-La-Gaffèliere und La Mondotte. Was die beiden diesmal nicht mitbrachten, waren die eigenen Weine. Dem Gastbesuch von Daniel Gantenbein sei Dank.
CHAMPAGNER VOR RIESLING
Baschi Schwander offerierte den perligen Begrüssungschluck. Dies in Form einer Magnum vom 2007er Champagne Brut Grand Cru von Egly-Ouriet.
Dem André Kunz schmeckte er besonders gut: Mineralisches, frisches, seidenes, komplexes Bouquet, weisse Blüten, Hefegebäck, Äpfel, Honigblüten. Eleganter, frischer, seidener Gaumen mit sehr guter Säure, duftiger Aromatik, eleganter Struktur, langer, frischer Abgang. 19/20 trinken
AUF MEURSAULT-PREIS-NIVEAU
Beim Chardonnay ist das Angebot im Markt spärlich. Wer ein paar Flaschen ergattern konnte, gibt diese nicht so gern wieder her. Die Preise liegen aktuell im Markt zwischen 290 und 490 Franken. Je nach Jahrgang …
2018 Chardonnay, Gantenbein:
Magnum. Helles, intensives Gelb. Dieser exorbitante Chardonnay beginnt mit einem Traumbouquet. Erst liefert er viel gelbe Frucht. So in Richtung Karambole frische Quitte, Mirabellen und minim tropikale Noten von Flug-Ananas. Ergänzt wird das weit ausladende Nasenbild mit Brioche Nuancen, weissem Rauch, kreidigen Noten und deutlicher Mineralik. Weit gefächert und deutlich an einen ganz grossen Meursault erinnernd. Charmanter Gaumen, perfekt integrierte Säure, geschmeidiges Extrakt, wunderschön balanciert und mit schon fast dramatischer Aromatik (wieder gelbfruchtig und zartem Hefeschimmer) endend. Man kann sich allenfalls darüber mokieren, dass ihm die Bündnerische Typizität fehlt. Das Verdikt ist aber schnell erklärbar. Die besten weissen Burgunder tragen in sich ja auch keinen Bündner-Touch. Und Chardonnay-Weltklasse hat auf diesem hohen Niveau halt eben (fast) nur einen Geschmack! 19/20 trinken
2018 Pinot Noir, Gantenbein:
Magnum. Aufhellendes Rubin mit zartem Lilaschimmer am Rand. Momentan wirkt das Bouquet noch kompakt, zeigt schwarze Fruchtnoten, Damassine Pflaumen, etwas Cassis, Joschta Beeren, dunkler Rauch, Pumpernickel Brot, tintiger Ansatz und eine schöne Tiefe anzeigend. Im Gaumen im Extrakt feinfleischig und dicht. Bei seiner Adstringenz zeigt er noch gut stützende Tannine und lässt – zusammen mit der aktiven Säure – so richtig die Muskeln spielen. Hoch aromatisches, langes Finale. Dem Jahrgang geschuldet ist das ein echter und sehr grosser Bündner Pinot, der sich seiner Herkunft in keiner Art und Weise schämen muss. Für mich wird das ein grosser Klassiker. Doch bis es so weit ist, sollte man mindestens noch fünf Jahre warten. Diesen Wein kann man dann aber auch in zwanzig oder noch mehr Jahren sorglos entkorken.
Er hat irgendwie mehr Kraft als Finessen. So im Verhältnis 60% zu 40%. Und das passt in diesem Fall hervorragend. 19/20 beginnen
EIN PINOT NOIR AUS VIER HEKTAR
Bei ganz vielen Dingen widerstrahlen die Weine von Martha und Daniel Gantenbein deutliche Affinitäten von Spitzenwinzern aus dem Burgund. Ausser bei der Verzettelung der Parzellen. Die Vignerons der Côte de Beaune und Côte de Nuits füllen fast jede noch so kleine Parzelle separat in Flaschen.
Auch bei Gantenbein beginnt jeder neue Pinot- Noir-Jahrgang individuell und parzellenweise.
Gantenbein:
«Je nach Jahrgang ergeben sich aus den vier Hektar Reben im Keller zwischen 20 bis 24 Chargen. Davon sind 95% Burgunder Klone. Der Rest besteht aus der schwindenden Sorte Marienfeld. Einmal assembliert werden die Lots in 100% neuem Holz ausgebaut. In Rousseau oder Chassin Fässern. Die Eiche stammt entweder aus den Regionen Tronçais oder Juppé».
Gabriel:
«Warum nur zwei verschiedene Fassliefanten?»
Gantenbein: «Mit dem Tonnelier Rousseau arbeiten wir schon lange zusammen und haben sehr gute Erfahrungen gemacht. Chassin wurde mir empfohlen und ich bestellte dort. Das ist ein kleiner Betrieb mit nur sieben Mitarbeitern. Doch bevor ich Fässer kaufen konnte, musste ich mit meinen Weinen antraben. Wir haben diese dann gemeinsam degustiert und erst dann durften wir bestellen. Olivier Bernstein kauft übrigens auch bei Chassin!»
Gantenbeins Winzertraum? «Gerne würde ich nochmals unseren ersten Jahrgang 1982 mit unseren heutigen Erfahrungen vinifizieren!»
Sein grösster Pinot? «Das ist der 1969er Musigny Vieilles Vignes von der Domaine Comte de Vogüe. Bei mir und Martha!»
1921 LAFAURIE-PEYRAGUEY & 1923 SIGALAS-RABAUD
Weinfreund Jürg hatte zwei gut hundertjährige Sauternes im Handgepäck.
Mit Wow-Garantie!
René schnabulierte und André degustierte …
1921 Lafaurie-Peyraguey: Samtenes, cremiges, komplexes, süsses Bouquet, Orangeade, Rosinen, Caramel, Honig, Mandelcreme. Cremiger, dichter, zart opulenter Gaumen mit dichter, vielfältiger Aromatik, feiner Säure, guter Süsse, konzentrierter Struktur, langer, kräftiger Abgang. 19/20 trinken
1923 Sigalas Rabaud: Konzentriertes, komplexes, samtenes, cremiges Bouquet, Rosinen, Ricola, Dörrfrüchte, kandierter Honig. Dichter, samtener, konzentrierter Gaumen mit cremiger Süsse, üppiger Struktur, feiner Säure, sehr langer, dichter Abgang mit vielen Rückaromen. 20/20 trinken
KÄSEPÄPSTE IM DOPPELPACK
Was für ein «fromagiges» Gipfeltreffen! Links auf dem Bild; Bernard Anthony aus dem Elsässischen Vieux-Ferette und rechts Rolf Beeler aus Nesselnbach.
Beides Käse-Affineure der Sonderklasse. Sie lieferten einen «Wettkampf» um die besten Käse der Welt …
Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel www.bxtotal.com
Auf dem Titelbild sind 19 Exemplare von diesem ziemlich besonderen Bordeaux aus der Appellation Pomerol zu sehen. Insgesamt wurden an diesem ebenfalls besonderen Samstag, dem 19. Mai 2023 total 34 Jahrgänge von 1961 bis 2022 im gastlichen Restaurant Kreuz in Emmen entkorkt.
Dieses gastliche Lokal hatte ich nicht nur wegen den befreundeten Gastwirten und dem garantierten Genuss gewählt, sondern auch, weil «das Kreuz» auf Deutsch genau gleich heisst, wie «La Croix» auf Französisch!
MALTESER KREUZ AUF ETIKETT
Es waren die Malteser, welche sich im Pomerol im 18. Jahrhundert ansiedelten und die Region wirtschaftlich prägten.
Auf recht vielen Pomerol-Etiketten sieht man deshalb das Malteser Kreuz als Erinnerung.
1966 Château La Croix, Pomerol: Ziemlich braun gefärbtes Rot, grosser Rand. Rosiniges Bouquet, Malaganuancen, somit also süss und schier etwas likörig beginnend. Im zweiten Ansatz Leder, Tabak und Baumnuss Schalen. Im Gaumen noch recht angenehm zu trinken, erdig-süsses Extrakt, weicher Fluss und wieder mit deutlichen Reifweintöne im Finale. Sehr gut erhalten, Power abliefernd. 18/20 vorbei
IMPORT TEURER ALS DER WEIN
Die Flasche vom 1970er La Croix fand ich auf einer Auktion in New York. Er war eine wichtige Referenz für unsere grosse Vertikal Probe. Also bot ich da recht hoch. Den Zuschlag kriegte ich dann für günstige 85 Dollar.
Die Kosten für Verpackung, Transport, Zoll und Mehrwertsteuer waren wesentlich höher als der Wein.
Der Aufwand lohnte sich. Denn Jean Phillipe Janoueix freute sich auf seinen Geburtsjahrgang.
TISCHWEIN DOPPELMAGNUM
2012 Château La Croix, Pomerol: Minim mattes Purpur, dezent lila Reflexe im Innern zeigend. Erstaunlich konzentriertes Bouquet, Waldbeerenfrucht, Holunder und Cassis. Im zweiten Ansatz Black Currant Pastillen, Lakritze, Zedern und Pumpernickel Brot. Stoffiger, ziemlich konzentrierter Gaumen, ausgeglichene, noch minim fordernde Adstringenz, beeindruckendes, langes Finale. Zwei Stunden dekantieren. Zeigt auf, dass 2012 im Pomerol ein spannender Jahrgang ist und zuweilen grosse Weine hervorbrachte. Das ist ganz sicher einer davon. Der hatte mich schon als Fassprobe beeindruckt und alle Versprechen eingehalten. Im Euro-Markt ist dieser Wein leider verschwunden. Wohl auch wegen früheren Verkostungsnotizen von einem gewissen Herr Gabriel. 19/20 beginnen
WO LIEGT EIGENTLICH LA CROIX?
Antwort: ziemlich im Süden von Pomerol. Das Terroir ist in drei Stufen unterteilt. Die besten Lagen liegen auf dem berühmten Pomerol-Plateau.
Als eines der wenigen Weingüter hat La Croix unter anderem den berühmten blauen Lehm als Grundlage. Das ist supergut für den Merlot.
Nördlich auf der Karte ist der linke Nachbar Château Nenin. Rechts vom Weingut findet man Château Beauregard.
In einem Umkreis von weniger als zwei Kilometer Luftlinie befinden sich; Le Pin, Petit Village, La Conseillante, Vieux Château Certan, Certan de May, Pétrus und Cheval Blanc.
FASSPROBE 2022
Zu unserer grossen Vertikalprobe im Kreuz Emmen nahm Jean-Philippe Janoueix eine Fassprobe vom jüngsten Jahrgang mit.
2022 Château La Croix, Pomerol:
Fassmuster: Dichtes, sattes Granat mit violett-schwarzen Reflexen in der Mitte. Süsses, reifes Fruchtbouquet, rote und schwarze Pflaumen, Cassis, Brotkruste, Vanillin, schön ausladend mit üppigem Ansatz. Im Gaumen vollmundig, weich, anschmiegsam, reifes Tannin und gebündeltes, langes, druckvolles Finale. Der wohl reichste La Croix seit seinem Bestehen und ein dokumentarischer Winner-Pomerol in vielen bis allen Belangen. 19/20 warten
Den 11-Seiten-PDF-Bericht zu dieser grossen La Croix Vertikale (1961 bis 2022) von René Gabriel findet man auf
www.bxtotal.com
EIN PARADIES FÜR FLEISCHESSER
Auch wenn zuweilen das Gefühl aufkommt, dass Fleischesser vom Aussterben bedroht sind; diesmal waren sie klar in der Überzahl. Kreuz Wirt Hans-Peter Suter verwöhnte die La-Croix-Pomerol-Runde mit wunderbaren Speisen. Mozzarella-Gazpacho, Gitzi Tortelloni, Milken-Variationen und Rinderfilet Wellington, sowie einem Büffet von Käse. Da half auch seine Partnerin und souveräne Service-Chefin, Petra Krakolinig mit. www.kreuz-emmen.ch
Was ein Mittwoch ist, muss man nicht erklären. Mit Magnum ist das doppelte Format eines Weines gemeint. Bei malerisch kommen verschiedene Alternativwörter infrage. Und viele passen ziemlich gut, um diesen Event besser zu erklären …
Es gibt da diverse Kreuzworträtselportale, welche den blockierten Rätsellösern auf die Schippe helfen können, wenn «malerisch» in verschiedenen Buchstabengrössen anders ausgedrückt werden sollten.
In Klammer sind jeweils die Anzahl Buchstaben aufgeführt: bunt (4), schön oder farbig (6), lauschig oder elysisch (8), traumhaft oder wohltuend (9), verträumt oder romantisch (10), ansprechend oder beschaulich (11), märchenhaft oder paradiesisch (12). Ebenso passend für den «malerischen» Titel passt «ausdrucksvoll» mit 13 Buchstaben.
Genau zwanzig Magnumflaschen wurden an diesem 17. Mai 2023 im Restaurant Löwen in Eschenbach entkorkt.
Eigentlich stimmt das nicht ganz. Diese Magnumflaschen wurden im Gabriel-Weinkeller entkorkt. Also an der Quelle vom Fundus dieser Veranstaltung.
Am Morgen ging es den Knoll-Magnums an den Kragen, respektive an den Flaschenhals. Ich verkostete jedes Exemplar und schrieb eine sorgfältig analysierte Notiz und Bewertung dazu. So noch nach dem Motto: «Morgenstund hat bereits Grünen Veltliner im Mund».
Um 15.00 Uhr erschien mein Gehilfe Robert Hocher zur Arbeit. Ich habe ihn ab und zu in kommenden Weinproben engagiert, um mich und meine Karin zu entlasten. Apropos Karin; sie war diesmal nicht dabei. Durch eine Sehnenscheiden-Entzündung ist sie leider aktuell «Magnumausschankuntauglich». Also entkorkte Robert (Bild nächste Seite) die fünfzehn roten Magnums und dekantierte diese. Derweil ich mich, im ersten Stock im Büro, an die Beschriebe dieser herrlichen, gereiften Bordeaux Weine heranmachte.
Um 17.00 Uhr brachten wir die Weine zum Löwen und bereiteten dort die Tische mit den Gabriel-Gläsern vor.
Gegen 18.30 Uhr trafen die Gäste nach und nach ein. Das längst geplante, malerische «Magnum-Fest» konnte genüsslich beginnen.
Und zwar mit einem weissen Auftakt aus der Wachau. Gleich fünf Knoll-Editionen vom Grünem Veltliner Loibenberg, Smaragd.
Was ein Mittwoch ist, muss man nicht erklären. Mit Magnum ist das doppelte Format eines Weines gemeint. Bei malerisch kommen verschiedene Alternativwörter infrage. Und viele passen ziemlich gut, um diesen Event besser zu erklären …
Es gibt da diverse Kreuzworträtselportale, welche den blockierten Rätsellösern auf die Schippe helfen können, wenn «malerisch» in verschiedenen Buchstabengrössen anders ausgedrückt werden sollten.
In Klammer sind jeweils die Anzahl Buchstaben aufgeführt: bunt (4), schön oder farbig (6), lauschig oder elysisch (8), traumhaft oder wohltuend (9), verträumt oder romantisch (10), ansprechend oder beschaulich (11), märchenhaft oder paradiesisch (12). Ebenso passend für den «malerischen» Titel passt «ausdrucksvoll» mit 13 Buchstaben.
Genau zwanzig Magnumflaschen wurden an diesem 17. Mai 2023 im Restaurant Löwen in Eschenbach entkorkt.
Eigentlich stimmt das nicht ganz. Diese Magnumflaschen wurden im Gabriel-Weinkeller entkorkt. Also an der Quelle vom Fundus dieser Veranstaltung.
Am Morgen ging es den Knoll-Magnums an den Kragen, respektive an den Flaschenhals. Ich verkostete jedes Exemplar und schrieb eine sorgfältig analysierte Notiz und Bewertung dazu. So noch nach dem Motto: «Morgenstund hat bereits Grünen Veltliner im Mund».
Um 15.00 Uhr erschien mein Gehilfe Robert Hocher zur Arbeit. Ich habe ihn ab und zu in kommenden Weinproben engagiert, um mich und meine Karin zu entlasten. Apropos Karin; sie war diesmal nicht dabei. Durch eine Sehnenscheiden-Entzündung ist sie leider aktuell «Magnumausschankuntauglich». Also entkorkte Robert (Bild) die fünfzehn roten Magnums und dekantierte diese. Derweil ich mich, im ersten Stock im Büro, an die Beschriebe dieser herrlichen, gereiften Bordeaux Weine heranmachte.
Um 17.00 Uhr brachten wir die Weine zum Löwen und bereiteten dort die Tische mit den Gabriel-Gläsern vor. Gegen 18.30 Uhr trafen die Gäste nach und nach ein. Das längst geplante, malerische «Magnum-Fest» konnte genüsslich beginnen. Und zwar mit einem weissen Auftakt aus der Wachau. Gleich fünf Knoll-Editionen vom Grünem Veltliner Loibenberg, Smaragd.
GESCHMACKLICHE JAHRGANGSTREUE
Das können die besten Wachauer Weine.
Auf hohem Niveau deren Jahrgangstypizitäten deokumentieren ...
2013 Grüner Veltliner Loibenberg, Emmerich Knoll, Wachau:
Magnum. Dem Alter entsprechendes, noch wenig gereiftes, helles, brillantes Gelb. Klassische, parfümierte und gleichzeitig berauschende, würzige Veltliner Nase, Krachmandeln, Reineclauden und gelber Pfirsich, sowie Minzespuren. Weit ausladend mit einem elegant ausgerichteten Duft.
Saftiger und vifer, tänzelnder Gaumen, sagenhaft balanciert und – in diesem Stadium – fraglosen, gigantischen Genuss abliefernd. Wer den perfekten Wachauer Smaragd sucht, der findet ihn bei dieser fraglosen Traum-Edition. 19/20 trinken
FÜNF SAINT-JULIEN MAGNUMS
Und dies aus verschiedenen Jahrgängen. Eine spannende Gegenüberstellung. Im Purblikum kam der 2004er beim Publkum an uns Sommelier Robert Hocher schwärmtze von seinem wunderbaren Duft, welcher verströmt wurde beim Dekantieren. Leider gibt es dazu fast keine Angebote im Netz.
Der grösste war der 1986er Léoville-Las Cases.
FÜNF PAUILLAC MAGNUMS
Der Mouton 1996 schwächelte mit einer dumpfen Nuance. Der Latour 1989 war introverthiert. Der Mouton Baronne 1978 ging als Pauillac-Diät ins Rennen. Also schlug die Stunde für den Grand-Puy-Lacoste 1998 und vor allem für den Lynch-Bages 1983.
FÜNF POMEROL MAGNUMS
United Colours of Pomerol. Immer wieder spannend, hier unterschiedliche Weingüter zu vergleichen. Dioe Nase hatte der Gazin 1989 vorne. Wie die anderen schmeckten? www.bxtotal.com weiss es.
INES DE BAILLANCOURT
Vor einer Woche war ich auf Gazin. Ines ist Mitbesitzerin von Château Gazin. (Auf dme Bild unten rechts zu sehen).
Sie sass beim Lunch neben mir und beichtete mir, dass sie gerne einmal einen Gazin von ihrem Geburtsjahrgang 1955 trinken würde. «Was würdest Du mir dazu kochen?» fragte ich. Sie antwortete «Milken». Drei Flaschen sind unterwegs …
1989 Château Gazin, Pomerol: Magnum. Deutlich gereift; halb Rot, halb Ziegelrot, am Rand brauner Schimmer. Wunderschönes, delikates Pomerol-Terroir anzeigend; Leder, Trüffel und Edelhölzer. Im zweiten Ansatz legt er eher Frucht nach, Waldhimbeeren, rotes Cassis, feine Röstnoten, heller Kaffee. Alles ist da ziemlich eng und dicht geschichtet. Fleischiger und auch stoffiger Gaumen, tolle Konzentration und die Wärme des Jahrganges vermittelnd. Zeigt ein tolles Pralinen-Kokos-Parfüm, wenn man ihn schlürft, gewaltiges Finale. Eine schöner «Pétrus-Tröster» für anspruchsvolle Pomerol Freaks. 19/20 trinken
2014 Château Faugères, Saint-Emilion: Joker-Wein, Normalflasche. 85% Merlot, 10% Cabernet Franc, 5% Cabernet Sauvignon. Die Farbe immer noch sehr dunkel mit lila Reflexen im Granat. Das Bouquet zeigt würzig-florale Noten, ergänzt durch viel Frucht (Himbeeren, Holunder, Walderdbeeren und Cassis). Eine zart vanillige Süsse schwingt im Hintergrund mit. Im Gaumen gibt er sich im ersten Moment noch dezent kernig und fein pfeffrig. Dann weicht sich das satte Extrakt auf und erzeugt gewinnenden Charme. Entweder eine Stunde dekantieren oder noch zwei, drei Jahre warten. Ein unglaublicher Grand Cru Classé-Wert, welcher – nach bald 10 Jahren Lagerung – in eine recht lange Genussphase mutieren wird. Es ist nicht der einzige Bordeaux, der aufzeigt, dass in diesem klassischen Jahrgang bedeutend mehr steckt, als allgemein erwartet wird. 18/20 beginnen
P.S. Der Faugères 2014 gefiel mir auf einer Bordeauxreise so gut, dass ich im Frühling 2023 ein Sonderangebot kreierte. Insgesamt wurden in der Folge 11 Paletten importiert und verkauft. Das war die allerletzte Kiste. ☹
GIBT ES AUCH ALS BEISTELLTISCH
Der Obwaldner Bärti von Ah ist Hobby Schreiner. Er holt bei mir ab und zu leere Bordeaux Kisten.
Just an dem Tag, als wir diesen Wein tranken, lieferte er ein Foto von seinem neuesten Werk vom genau gleichen Wein.
Ist noch zu haben. Kostenpunkt 850 Franken. Telefon: 079 / 354 61 30
1990 Château La Grave Trigant de Boisset, Pomerol:
Magnum. Deutlich gereifte Farbe. Orange und braune Reflexe im aufhellenden Granat. Geniales würzig anzugehendes Bouquet mit letzter, roter Frucht, Himbeeren, Grenadine, getrocknete Datteln, sowie einer schönen Würze von dominikanischem Tabak. Im zweiten Ansatz kalter Kräutertee und kandierter Waldhonig. Im Gaumen zeigt er seine deutliche Reife und somit wirken die letzten Gerbstoffe leicht gezehrt. Eine allenfalls zu reif wirkende Magnum. Meine letzten Eindrücke waren dichter und etwas homogener. Als 32jähriger Pomerol von dieser Klasse ist es aber sein gutes Recht, jetzt in die Endreife zu mutieren. 17/20 vorbei
VERSTEHEN SIE «VINS DE SOIF»?
Er ist der Grand Seigneur des Pomerols; Christian Moueix.
Durch meine Mövenpick Aktivität durfte ich recht eng mit ihm befreundet sein.
Auf die Frage nach dem Weinstil seiner Weingüter antwortete er: «Nous faisons des vins de soif». Also Weine, welche beim geniessen Durst nach mehr machen! Genau so war der Latour à Pomerol 2001 aus der Magnumflasche an unserem Abend im Löwen Eschenbach.
MAURIZO KANN RISOTTO & MEHR
Der Küchenchef vom Restaurant Löwen in Eschenbach ist mit stoischer Ruhe in der Küche anzutreffen. Er hat uns mit Mousse von geräucherter Forelle, Risotto und Pasta, sowie geschmortem Kalbsbraten begeistert. Beim Kartoffelpüree mit Paste von Erbsen und Bärlauch war ich erst skeptisch. Hätte da aber gerne noch nachverlangt. Wie auch bei der fantastischen Morchel Sauce. Risotto kann Maurizo! Und noch viel mehr …
Der grosse PDF-Bericht dieser Magnumprobe: www.boxtotal.com
ZWANZIG MAGNUMS VOR DEM RICHTER
Es war die neunte «Magnum-Edition», welche am ersten Samstag im Mai 2023 im Zunfthaus zur Waag in Zürich stattfand.
Im Zentrum der Organisation: Jürg Richter. Ihm gelingt es immer wieder extrem rare Grossflaschen im Markt zu erjagen und in einem würdigen Rahmen für Freaks, Weinfreunde, Winzer und wohl deklarierten Genussmenschen würdig und gleichzeitig locker zu zelebrieren.
In der Einleitung steht «Rahmen». Dieser ergibt sich aus den entkorkten Magnums. Das Bild dazu malen die Gäste. Eigentlich jeder auf seine Art. Daraus ergibt sich ein Mix aus Neugier, Weinliebe, Toleranz, Konzentration und Erinnerungspotential. Im Prinzip könnte man das Erlebte auch «önologische Einverleibung in Verbindung zu passendem Essen deklarieren». Und auch da erlebt es jeder Teilnehmer auf seine Art.
MOUTON UND CASSIS
Nirgends in Bordeaux findet man so viel Cassis wie in gewissen Jahrgängen von Mouton-Rothschild.
Was wenige wissen; auf Mouton wächst tatsächlich diese «schwarze Johannisbeere». Aus alter Tradition machen die Angestellten daraus in gewissen Jahren einen Cassis-Likör. In seltenen Fällen wird dieser sogar in Kleinstmengen im Château Shop verkauft.
Bei einem Besuch im Jahr 1989 durfte ich die Weine mit dem legendären Kellermeister Raoul Blondin degustieren. Am Schluss griff er unter die Theke und trank mit mir diesen sagenhaften Cassis Likör.
Die französische Bezeichnung «Cassis» steht für die schwarze Johannisbeere. Die Beeren sind sehr reich an Vitaminen und können zu mancher Köstlichkeit verarbeitet werden. Die schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) stammt ursprünglich aus Asien und Osteuropa und findet sich bei uns manchmal verwildert.
1964 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Magnum. Deutlich aufhellendes Weinrot mit transparentem, aber nicht besonders gereiftem Rand. Feinduftiges Bouquet, Steinfruchtnoten (frische Pflaumen), minimer Schimmer von Geraniol, weisser Rauch, altes Leder. Doch schimmert da irgendwo noch eine Cassis Nuance durch. Kurioserweise wurde diese an der Luft noch präsenter. Schlanker, eleganter, aber auch eher dünner Gaumen, dafür saftig, mit süssem Kokos-Cassis-Holunder-Finale (!). Mein bester Eindruck von diesem meist «spärlichen Pauillac». Hat man den besseren Teil in Magnums gefüllt? 18/20 austrinken
VENTE SUR SOUCHE
Das kenne wohl nur noch die alten Weinhasen. Der Mövenpick Gründer Ueli Prager hat mir diese Geschichte erzählt. Er war gut befreundet mit André Cazes (Bild unten), dem Besitzer von Lynch-Bages Damals gab es Weinverkäufe, welche bereits vor der Ernte stattfanden. Man wanderte nach der Blüte gemeinsam durch die Rebberge, begutachtete die zu erwarteten Mengen und schloss dann – per Handschlag – einen Vorverkauf ab. Diesen Vorgang nannte man «vente sur souche».
1961 Château Lynch-Bages, Pauillac: Magnum. Intaktes Weinrot, in der Mitte noch recht dunkel, aussen mit Restschimmer von Granat. Das Bouquet beginnt rotbeerig, mit recht viel Zedern und zerdrückten, grauen Pfefferkörnern und schwarzem Sommertrüffel. Im zweiten Ansatz; Korinthen zeigen eine trockene, recht konzentrierte Süsse an. Er legt an der Luft zu und zeigt getrocknete, wie auch frische gehackte Kräuter. Im Gaumen kompakt, fleischig, konzentriert und mit massiver Kraft aufwartend, welche vom Extrakt ausgeht. Die Fleischproportionen zeigen das unglaubliche Weinjahr und so drückt er die gigantischen Aromen förmlich nach hinten. Ein bewegender Wein. Hier zeigt der stetig fünftklassierte Cru seine Sonderklasse. Dies mit einer Leistung, welcher den ganz grossen (und viel teureren Konkurrenten) Angst und Ehrfurcht einflösst. Das stielige Finale deutet irgendwie weitere Reserven an. Lange dekantieren! 19/20 trinken
KLEINE MENGEN
Bis zu nahezu 60'000 Flaschen ergibt eine normale Ernte von Martha’s Vineyard. Beim verkosteten 1976 wurden lediglich 17'569 Flaschen gefüllt, plus 1200 Magnums …
1976 Cabernet Sauvignon Marthas Vineyard, Heitz, Napa Calley:
Magnum. Immer noch dunkles, wenig gereiftes, leicht mattes Granat. Reifes Bouquet mit einer berauschenden Süsse, weit ausladend und möglicherweise nicht so Marthas-Typisch wie andere Jahrgänge. Dies, weil bei dieser Edition weniger Eucalyptus im Spiel ist. Dafür findet man immer noch viel dunkle Fruchtpräsenz. Konzentrierter Gaumen, Black Currant, dunkelmalzige Noten, geschmeidiger, langer Körperbau. Besonders rar – weil eine sehr kleine Ernte. 19/20 trinken
1948 Château Palmer, Margaux:
Magnum. Der dunkelste Wein dieser Serie. Immer noch viel Granat mit minim transparentem, mild gereiftem Rand. Fülliges, homogenes Bouquet, tolle Würze, Pflaumenhaut, dunkle Rosinen, Cassis, getrocknete Alpenheidelbeeren, Milchkaffee. Nicht nur intakt, sondern sehr gefällig. Im Gaumen wie Kaschmir-Stoff, geschmeidig gebündelt und extrem lang. Und auch hier noch minim blaubeerige Fruchtresten zeigend. So in Richtung Heidelbeeren und Black Currant Pastillen. Die präsente Säure scheint den Wein zu konservieren. Eine perfekte Magnum. Wow! 19/20 trinken
BURGUNDER ALS TAGESSIEGER
Es kam blind ins Glas. Von der ersten Sekunde an wusste er nasal zu begeistern und im Gaumen ging diese Faszination nahtlos weiter. Er zeigte ganz spezielle Aromen Facetten.
Mir war ziemlich klar, dass dieser Pirat nicht aus Bordeaux stammen konnte. Irgendwie merkte ich auch, dass dieser Wein kein Blend war, sondern aus einer einzigen Rebsorte bestehen musste.
Damit lag ich richtig. Aber ich suchte am falschen Ort. Nämlich im Rhône-Gebiet. Dies, weil er mir doch ziemlich stark an einen reifen, aber nicht aus einem ganz grossen Jahrgang von Hermitage la Chapelle stammen musste. Mit dieser Suche war ich nicht der Einzige am Tisch. Am Schluss staunen alle Teilnehmer, als Jürg die Alufolie von der Magnum zog. Alle waren begeistert und es wurde spontan applaudiert. Eine Magnum davon hätte ich im Netz gefunden. Knapp unter 2000 Franken wäre Mann dabei …
1952 Musigny, Georges Comte de Vogüe, Burgund: Magnum. Mittleres Weinrot, dem Alter entsprechend gereift. Ganz spezieller, parfümierter Nasenanfang. Dies aber wohl, weil ich nie in dieser Serie einen Burgunder erwartet hätte. Ich war zwar nicht in Bordeaux, aber suchte in der Hermitage-Region. Im zweiten Ansatz; dunkle Brotrinde, Graham Brot, Süssholz, Balisto (gerösteter Sesam). Weicher, molliger Gaumen, dunkle Würze, cremiger Fluss, geniale Länge. Ein delikater, tänzerischer Traumwein. Schwierig einzustufen bezüglich seiner Herkunft, einfach einzustufen in seiner Klasse: 20/20 trinken
STILL GOING STRONG
Seine Genussebene ist mörderisch! Und sie reisst nicht ab. Der Pichon-Lalande 1982 ist seit dem allerersten Marktauftritt ein atemberaubender, berauschender Wein.
Sein garantiert hemmungsloser Genuss ist konstant und man wird richtig süchtig nach ihm. Diese Entwicklung stellt man auch im Markt fest. Seit zwei Jahren liegt der Tarif über 1000 Franken. Die «billigste» Magnum in der Schweiz findet man beim Veranstalter, nämlich bei Orvinum für 3600 Franken.
1982 Château Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande, Pauillac: Magnum. Mittleres Weinrot, oranger Rand. Die Nase ist erotisch und berauschend. Caramel, Sandelholz oben und unten die zart grünlichen typischen Comtesse-Noten mit Cornichons und einem Hauch von Efeu (Hedera Helix). Im Gaumen satt, dicht, feinfleischig mit würzigem, dichtem Extrakt. Und wieder mit dieser berauschenden Cabernet Süsse umgeben, dramatisches Finale. Ein Privileg diesen Wein aus einer perfekten Normalflasche trinken zu dürfen. Ein doppeltes Privileg ist es somit diesen genialen Über-Drüber-Pauillac aus einer absolut perfekten Magnum aus dem Gabriel-Glas geniessen zu dürfen! Zumindest für mich. 20/20 trinken
ZWEI MAL JAHRGANG 1990
Bei den Weissweinen schwärmt sie für Sauvignon Blanc und Riesling. Bei letzterer Rebsorte toleriert sie alle Spielereien aus der Mosel. Von Kabinett bis zu Auslese, mag aber auch die ganz trockenen Varianten.
Nina Petrat (geboren im grossen Weinjahr 1990) schwärmt bei den Rotweinen vor allem vom Pinot.
Sie lebt in Berlin. Ihr Papa in Bremen. Dort liegen denn auch noch ein paar Flaschen vom Montrose 1990 für ganz besondere «Nina-Gelegenheiten» im Weinkeller. Auf dem Foto ist sie mit dem pomeroligen Tischwein, einer Imperiale Château L’Eglise Clinet abgebildet.
1990 Château L’Eglise-Cinet, Pomerol: Imperialflasche. Gereiftes Granat mit ziegelrotem Rand. Süsses Bouquet, rotes Pflaumenkompott, Himbeeren, Gelee von Johannisbeeren, Hagebutten, Sauerkirschen, darunter Honig- und Rosinen Aromen. Aussen sehr weinige Konturen, innen noch mit kerniger Stütze unterwegs. Ein berauschender, schier hemmungsloser Pomerol Genuss. Mehr sehr gut wie gross. Aber zumindest so gross wie die Imperiale. 18/20 trinken
1959 Château Lafaurie-Peyraguey, Sauternes: Magnum Dunkles Gold mit ockernem, etwas mattem Schimmer. Es duftet etwas nach Kupferoxid (Sigolin) am Anfang, nach ungeschwefelten Dörraprikosen, nach Orangeat, nach Safran und nach getrockneten Papaya-Schnitzen. Insgesamt gibt er sich nasal bereits sehr konzentriert. Dabei gibt er sich trocken-süss und fast etwas adstringierend. Im hoch aromatischen Gaumen geht diese schon fast extrem anmutende Konzentration weiter wie eine Essenz; Bitterorange, Dörrfrüchte und kandierter Zucker. Enormer Nachklang mit einem TBA-Schimmer. Sauternes Freak Jürg Richter sass neben mir. Wir hatten die Messlatte genau gleich nivelliert. 19/20 trinken
Wie der sagenhafte 1963er Port schmeckte? www.bxtotal.com
Gerne gesehene Gäste an der Magnum-Probe!
Das Bünder Winzerpaar Gantenbein gab sich die Ehre. Daniel mit Vega Sicilia 1960 (sein Geburtsjahr) und Martha mit namensgleichem Martha’s Vineyard.
UNIQUE = MALANS, LUCIDE = LUZERN
Der letzte Mittwoch im April 2023 hatte es in sich. Es war kein Event, sondern einfach ein Treffen. Aber wenn es ein Event gewesen wäre, dann wäre er sicherlich ausgebucht gewesen. So kamen denn hier nur gerade fünf «Weinnasen» in den Genuss von ganz vielen, besonderen Genüssen …
Was das anwesende Weinquintett verband? Die generelle Liebe zu den Weinen der Bündner Herrschaft. Und jeder hatte noch eine oder mehrere Flaschen vom Jahrgang 2013 in seinem Keller. Und zwar von den allerbesten Produzenten.
So kam es irgendwann zu diesem Endapril-datum. André Kunz wählte das Lucide in Luzern Restaurant aus.
Wir sassen genau an diesem Tisch (Bild oben links) an der hintersten Ecke, mit Seitenblick auf den Eingang vom Kongresshaus, dem Panorama über den See. Und so fuhren denn diverse Schiffe im Viertelstundentakt weg oder landeten gemütlich an den Stegen.
«Luzern ist meine Lieblingsstadt in der Schweiz» schwärmte mein Tischnachbar, der Winzer Martin Donatsch. Er war extra angereist aus Malans auf eine Einladung mit der höflichen Bitte, doch einen Privée 2013 mitzunehmen, weil dieser zufälligerweise genau in unser Thema passte.
Der lockere Mittag war auch spannend für ihn, denn es kam in der Folge zu einem lockeren Austausch um das Ansehen und den Qualitäten seiner Weinregion.
Da ist in den letzten Jahrzehnten und besonders in den letzten Jahren viel passiert. Eine Weinregion in Evolution. Mit burgundischen Rebsorten, welche sich einer als Wunschkonkurrenz angesehen Frankreich-Region immer mehr annähern. Die besten Weine – ob Chardonnay oder Pinot – zeigten früher erstmals burgundische Annäherungen mit französischem Akzent. Heute sind viele davon Herrschafts-Burgunder mit Bündner Akzent. Wer es als Winzer richtig macht, der erreicht burgundische Qualitäten mit Bündner Charakter.
Letztendlich sind meine Definitionen aber nur Wortspielereien und jeder Wein von den Top Winzern, hat eine eigene Stilrichtung, Charakteristik und somit auch einen eigenen Geschmack.
Genau dies haben wir gemerkt, als wir sechs Editionen vom gereiften, grossen Jahrgang 2013 nebeneinander (nicht gegeneinander!) verkosteten, respektive genossen. Aus einer Homogenität der Jugendphase kam eine Individualität der Reifephase zustande.
LUNCH UND WEIN IM LUCIDE
So jetzt geht es um unseren «Bünder-Mittag» im Lucide Luzern und die tollen Weine vom Jahrgang 2013 aus den besten Winzerdörfern, von den besten Produzenten. Natürlich ist die List nicht vollständig. Soll sie auch nicht sein. Aber eine Reflektion dessen. Und diese beweist, dass diese Weine nicht nur gross sind, sondern auch optimal heranreifen.
2013 Chardonnay Unique Donatsch, Malans:
Grüngelb leuchtend. Intensives Bouquet mit Quitten, Mirabellen, Karambole, Vanillin und auffrischendem Agrumen Schimmer, fein ausladend und dabei Aromendruck aufbauend, Was wichtig ist; er zeigt eine ziselierte Mineralik. Und die ist zuständig für die nasale Faszination. Im Gaumen saftig, füllig, immer noch gut stützende
Säure mit genialem, langem Finale. Die Normalflaschen sind jetzt perfekt gereift. Ein paar Wochen zuvor durfte ich denselben Wein aus einer Magnum trinken. Da zeigten sich noch gewisser Reserven. Ein Chardonnay-Meilenstein aus der Schweiz. Einer, welcher unerhört viel Meursault- mit Montrachet-Nuancen in sich verbindet. 20/20 trinken
Am Schluss bat ich jeden von uns einen Lieblingswein zu selektionieren. Njomza (Bild) war die schnellste und griff sich spontan die leere Flasche vom Chardonnay Unique …
Eigentlich hatte ich mehrere Favoriten. Das Niveau war gewaltig hoch. Letztendlich fiel meine persönliche Wahl auf den Monolith vom Obrecht. Muss ich meine Wahl erklären? Warum nicht? Aber gerne doch …
Vielleicht ist es auch ein bisschen ein Problem, dass die Besten Bündner Weine immer mehr nach ziemlich bis ganz grossen Burgunder Weinen schmecken. Wenn ich einen Ikon-Wein aus Chile bewerten darf, dann suche ich klar den chilenischen Absender. Also müsste irgendwo eine Prise Eucalyptus mit im Spiel sein. Und so ist es bei einem Wein aus Napa. Da darf Cassis und schwarze Schokolade, gepaart mit Minze im Hintergrund nicht fehlen.
Gleiche Wortspielereien oder Begründungen könnte ich auch mit den Syrahs aus der Rhône oder den Shiraz aus Australien auflisten.
So gesehen, war der wunderbar gereifte Monolith ein klarer Bündner Pinot
mit einem partiell differenzierten Geschmack gegenüber seinen Tischkonkurrenten.
2019 Pinot Noir Monolith, Obrecht, Jenins: Mittleres Rubin-Granat. Das Bouquet liefert im ersten Ansatz Pflaumen, Sauerkirsche, pfeffrige Noten und fleischige Wildnuancen (gout sauvage). Nebst Frucht gibt er sich würzig und geht dabei ganz schön in die Tiefe. Saftiger, hoch aromatischer Gaumen mit sattem Extrakt und schönem Muskelspiel. Im Finale mimt er konfierte Früchte, einen Hauch Honig und zeigt einen Reigen von Edelhölzern, Spitzwegerich Gabletten und Thuja. Scheint jetzt aus einem wunderschönen Genusspeak zu sein. Ein grosser Pinot, welcher seine Herkunft nicht verleugnet. Letztendlich also irgendwie ein Klassiker. 19/20 trinken
WIE DER VATER SO DER SOHN
Was ist hier falsch auf dem Foto? Selbstverliebtheit würde von introvertiertem Denken zeugen. Martin Donatsch wie auch sein Vater schwärmen oft und öffentlich von einem Winzer-Konkurrenten aus dem eigenen Dorf. «Von Studach kaufen wir immer alles, was wir kriegen!».
2013 Pinot Noir Studach, Malans: Sattes Granat, dicht in der Mitte. Aussen mit rubinem, feinem Reifeschimmer. Dramatisch tiefgründiges, zart rauchiges Bouquet. Zeigt in seinen Fruchtresten verschiedene Kirschensorten, zart stielige Würze, Backpflaumen, Menthol und ganz viele Kräuternuancen. Letzter in frischer wie auch getrockneter Form. Dabei schwingt eine geniales feinwürziges Terroir Parfüm mit. Will auch heissen;
von allen degustierten Pinots war dies die mineralischste Variante. Bereits das Erschnuppern erweckt da Emotionen. Genialer Gaumenauftritt, sublimer Fülle, cremige Tannine, feinst gegliedertes, konzentriertes, geschmeidiges Extrakt. Im extrem langen Finale findet man Early Grey Noten und es werden Erinnerungen an einen riesengrossen Dujac-Burgunder wach! Da ist alles am richtigen Ort und von allem genügend da. Ich hatte diesen Wein vor ein paar Monaten im Restaurant Rössli in Bad Ragaz im Glas. Er hat mich damals schon so beeindruckt, dass ich ihn in Gedanken auf meine «to do liste» aufschrieb. Als nahm ich mir damals vor, ihn noch einmal im Leben trinken zu dürfen. Ein «offensiver Weltklassepinot» von einem introvertierten Winzer. 20/20 trinken
DOPPELT GEMOPPELT
Zwei Weinfreunde eine Weinliebe!
Beim 2013 Pinot Noir Unique von Donatsch kam es bei Andy und André zu einer Doppellieblingswahl.
2013 Pinot Noir Unique Donatsch, Malans: Sehr dunkles Weinrot mit purpurnem Schimmer. Geniales, agiles Bouquet. Legt gleich zu Beginn los und geht die Sache ziemlich wuchtig an. Damassine Pflaumen, Weichselkirschen, Waldhimbeeren, Cassis, Holunder, Black Currant Pastillen und Milchkaffee (also minim laktisch). Auch im zweiten Ansatz bleibt er tief und dunkelfruchtig. Im Gaumen feinfleischig, zeigt eine gut stützende Säure im satten Extrakt. Durch seine restliche Adstringenz lässt er immer noch die Muskeln spielen. Er gibt sich somit noch recht jung und vermittelt weiteres Potential. Dies, obwohl er seine erste Reife sicherlich dokumentiert. Allenfalls wäre zwei mindestens Stunden dekantieren ein guter Tipp. 19/20 trinken
HERRSCHAFT IST ZUVERLÄSSIGER
Wie schon erwähnt; es hat sich viel getan zwischen Fläsch und Jenins. Und auch bei den angrenzenden Weinbaugemeinden.
Als wir mit dem WeinWisser im Jahr 1992 starteten, organisierten wir eine grossangelegte Verkostung mit fast allen 1990er Weinen. Oder zumindest mit wirklich allen wichtigen Produzenten. Fazit: Es gab da bereits ein paar Weine welche sich etablierten.
Heute sind die Selektionen klarer und unterscheiden sich – auf für den Produzenten gut ersichtlich – nach nachvollziehbaren Qualitätseinstufungen. In einer Sache sind die Bündner den Burgundern ganz klar überlegen. Es gibt viel weniger Jahrgangsschwankungen.
Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel mit Chardonnay und Pinot Noir von Gantenbein 2013: www.bxtotal.com
MICHELE & CINDY
Das Lucide ist fest in weiblichen Händen. Und das ist gut so. Michèle Meier schmeisst verantwortungsvoll den Laden und scheint nimmermüde und viel zu lange in der Küche am Herd zu stehen. Ich hoffe, sie hält das noch eine gute Weile so durch. Denn Restaurants auf diesem Niveau in Luzern kann man leider an einer kleinen Hand abzählen.
Wir waren mit Heilbutt, hausgemachten Ravioli, Pulpo und Jakobsmuschel, sowie Perlhuhn oder Piemontaiser Entrecôte unterwegs. Michèle kocht mittig. Will heissen; sie unterliegt keinen Schärfeeskapaden oder spitzen Säureakzenten. Es scheint, dass sie Harmonie sucht, um den Hauptabsender mit originellen Ingredienzen bestens zu stützen. Wir haben uns – von Köchin zu Koch – gleich auf Anhieb blendend verstanden.
Cindy Neubauer ist Sommelière und Teamleiterin Service. Tolle Weinkarte!
FIGEAC, CHEVAL BLANC & CO.
Ganze zweiundfünfzig Flaschen aus der Appellation Saint Emilion wurden an einem intensiven Wochenende am 21. und 22. April 2023 im wunderschönen Hotel Viktoria-Jungfrau in Interlaken entkorkt.
Die älteste Bouteille von Clos Fourtet stammte aus dem Jahr 1929 und hatte somit satte 94 Jahre auf dem Buckel. Der jüngste Wein wurde am Samstagabend eingeschenkt; 2004 Château Cheval-Blanc aus der Magnum.
Am Freitagabend stand Château Figeac mit elf verschiedenen Jahrgängen zwischen 1953 bis 2001 im Mittelpunkt. Zu diesem neuen Premier Grand Gru Classé «A» (seit 2022) gesellten sich 14 Konkurrenten, Sparring Partner oder Begleiter.
Der grosse Gabriel-PDF-Bericht auf 20 Seiten: www.bxtotal.com
New Paragraph
TUTTI FRUTTI ZU BEGINN
1929 Clos Fourtet, Saint Emilion HS
1937 Château Petit Faurie de Soutard, Saint Emilion IN
1945 Château Ausone, Saint Emilion IN
1949 Château Pavie (Raymond Ainé), Saint Emilion HS
1950 Château Troplong Mondot, Saint Emilion IN
1952 Château Pavie, Saint Emilion MS
1955 Château Cadet Piola, Saint Emilion IN
1961 Château La Carte, Saint Emilion HS
1966 Château Magdelaine, Saint Emilion IN
1987 Château Ausone, Saint Emilion HF
ELF MAL CHATEAU FIGEAC
Fünf Jahrgänge Château Figeac im dritten Akt. Eine Magnum im vierten Akt und dann nochmals ein Finale mit fünf Jahrgängen zum Schluss. Bei alten Weinen ist halt nicht alles Gold, was glänzt. ☹ Trotz guten Füllständen.
FLASCHENPOKER
Zu dieser Zeit gab es auf den Weingütern praktisch noch keine homogenen Gesamtabfüllungen. Will heissen; oft wurde von Barrique zu Barrique abgefüllt.
Oder ein paar Fässer in einen Cuvier zusammengefügt und dann ergab es zwar homogene Chargen, aber doch noch Unterschiede innerhalb einer Produktion. Ich hatte ihn schon vier Mal im Glas.
Die schlechteste Variante degustierte ich bei einer Probe auf Chateau Ausone!
1945 Château Ausone, Saint-Emilion: Füllstand IN: Für einen 1945er zeigt er eine recht helle Farbe; oranger Rand, ziemlich transparent. Das Bouquet beginnt mit volatilem Schimmer. Heisst eine dezente Essignote schwingt aus dem Glas. Himbeeren Resten, Pflümlischnaps, Damassine Pflaumen, wirkt irgendwie verspielt mit hellem Schimmer von Tabak. Saftiger, leicht gehaltener Gaumen. Trinkt sich immer noch sehr gut und gibt sich generell sehr burgundisch, parfümiertes Waldbeerenfinale. 19/20 austrinken
ANDRE KUNG, GEBOREN 1964
1964 Château Figeac, Saint-Emilion: Füllstand; IN. Leider war der Wein kaputt. Auch hier – trotz sehr gutem Füllstand. Noch schlimmer, diese Flasche stammte aus derselben Kiste, wie mein Eindruck, welchen ich einen Monat zuvor beim Genuss zu Hause notierte.
André (Bild, wie gewohnt ohne Schuhe) half beim Kommentieren der Weine. Das wäre sein Geburtsjahrgang gewesen.
Deshalb – zum Trost – meine Notiz einer sehr, sehr guten Bouteille: Erstaunlich jugendliche Farbe nur minimer Reifeschimmer am Rand, sonst relativ transparent. Klassisches, recht tiefgründiges Bouquet; Pflaumen, Teer, Lakritze, Nusslikör, Moschus, feuchtes Rosenholz, süsses Moos und Baumrinde. Er zeigt die Genialität von einem reifen, grossen Figeac. Im Gaumen weist er im Extrakt eine nobelbittere Stielwürznote auf, gibt sich feinfleischig und auch hier noch recht jung. Das Finale zeigt den klitzekleinen Cabernet-Sauvignon-Anteil durch seinen kühlen Aromen Schimmer. Er hat sich nicht nur gut gehalten, man kann ihn sogar noch Dekantieren. Und er gewinnt dabei. Eine perfekte Flasche! 19/20.
MEIN ERSTER FIGEAC-BESUCH
Dieser liegt sehr, sehr lange zurück. Ich glaube es war im Jahr 1985. Wie heute noch üblich musste man sich da 55 Minuten Erklärungen beim Wandeln durch die Produktionsstätten über sich ergehen lassen. Danach folgte – als krönender Abschluss – eine fünfminütige Degustation. Diese bestand aus eine halben Flasche 1975er Figeac, welcher in einem muffigen, mit Wandteppich behangenen, kalten Raum serviert wurde. Bei meinen Verkostungsnotizen beschreibe ich diesen Wein als «pure Lotterie». Zwischen miserabel bis hin zu schon fast euphorisch anmutenden 18 Punkten ist alles möglich.
Unsere Interlaken-Variante vom 1975 Château Figeac erinnerte an meinen ersten Weingutsbesuch.
Er war leider fürchterlich kontaminiert.
KEIN L'HERMITAGE MEHR
Der Wein aus diesen drei Hektar umfassenden Lage wird leider heute nicht mehr produziert. Ein Nachkauf früherer Jahrgänge könnte sich lohnen. Die Lage zwischen Angélus und Beauséjour-Duffau-Lagarosse lieferte sagenhaft gute Weine. Der Besitzer François Gabouriaud war ein introvertierter Tüftler.
2000 Château L'Hermitage, Saint-Emilion: Magnum. Die Farbe ist innen fast Schwarz, Purpur undurchdringlich. Das Bouquet zeigt viele Röstnoten, Zimt. Reife Pflaumen, kalter Glühwein, Lakritze, Cassis, Spitzwegerich Gabletten und kalter Rauch. Vor allem ist er sehr intensiv und ist mit druckvollem Duft unterwegs. Im Gaumen stoffig und fleischig, wirkt hier nicht so intensiv wie in der Nase und gibt sich eher halbklassisch. Eine Granate und das noch aus einer Magnum. Schade, dass es diesen Cru nicht mehr gibt. Suchen und Kaufen und dann hemmungslos sauf… 19/20 trinken
1982 Château Figeac, Saint-Emilion: Die Farbe ist ziemlich aufgehellt und am Rand ebenso ziemlich transparent. Würziger Duft, Irisch Moos Bonbons, Tabakblatt, grünliche Würze, Green Tee und Kirkes Pflaumen. Er zeigt viel Facetten im Duft und mutet – für einen 1982er – ziemlich grün an. Schlanker Gaumen, tänzerisch, elegant. Ein recht grosser Figeac, aber mit den besten Weinen dieses grossen Jahrganges nicht (mehr) ganz mithaltend. Ausser, man trinkt ihn ganz allein. Also ohne Konkurrenz mit anderen Figeac-Jahrgängen. Und trotzdem liebe ich diese stresslose Faszination. 18/20 trinken
APERO AUS MAGNUMFLASCHEN
Das Problem eines Aperoweines ist, dass er nicht selten irgendwie untergeht. Man trifft sich, hat viel zu erzählen und – so ganz nebenbei – wird von der Crew irgendein Weisswein eingeschenkt.
Aber es war nicht irgendeiner, sondern der absolut genial gereifte 2011 Riesling Singerriedel von Franz Hirtzberger.
Bei unseren Weinfreunden ging der Wein aber nicht unter und stand so ziemlich im Mittelpunkt. Trotz kommenden Rotweinmengen gönnte ich mir, mit grosser Freude, ein zweites Glas …
25 JAHRGÄNGE CHEVAL BLANC
Wenn dieses Angebot kein Lockvogel ist, um Weinfreaks aus dem Haus zu locken, dann weiss ich auch nichts mehr.
Auf dem Bild oben sind 20 Flaschen zu sehen. Das waren die «Eintel-Variationen» von 1940 bis 1989. Das Foto von den fünf Magnum Flaschen, welche zum Hauptgang serviert wurden, folgt auf den folgenden Seiten.
BRÖCKELT DIE LEGENDE?
Auch die allergrössten Weine der Welt kommen ins Alter. Eine lebenslange Garantie gibt es nicht.
Das Füllniveau bei unserer Flasche in Interlaken stimmte, aber nach so vielen Jahren ist ein gewisses Risiko halt mit von der Partie. Er konnte seine Erwartungshaltung leider nicht erfüllen.
1947 Château Cheval Blanc, Saint-Emilion: Füllstand; TS. Aufhellendes Weinrot, neigt zu einer gewissen Transparenz. Das hat auch damit zu tun, dass das Bouquet auszuflocken begann. In der Nase kalter Tee, Pflaumensaft, Birnel, Marsala Nuancen und Malmsey-Madeira, und leider auch stetig zunehmende flüchtige Säure sowie Liebstöckelnoten. Also insgesamt sehr süss und in der Würze Zedern und Kräuternuancen zeigend. Samtiger Gaumen, Colheita Port, kalter Kaffee, wieder helle Edelhölzer und im gebündelten, langen Finale Caramael und helles Malz aufweisend. Keine perfekte Falsche, aber da ist noch viel Initialcharakter vorhanden. Ähnelt einem grossen Latricières-Chambertin. Also ist da noch reichlich burgundischer Charakter vorhanden. 18/20 vorbei
KINDHEITSERINNERUNGEN
Gemäss Produktebschreibung besteht Ovomaltine aus 65% Gerstenmalzextrakt, kondensierter Magermilch, fettarmen Kakaopulver, aus Mineralstoffen; (Dicalciumphosphat, Magnesiumcarbonat, Calciumcarbonat, Eisenpyrophosphat), Rapsöl, Vitamine (D, E, K, C, Thiamin, Riboflavin, Niacin, B6, Folsäure, B12, Biotin, Pantothensäure), Speisesalz und Vanillin Aroma.
Wenn man jetzt da noch etwas alten Rotwein dazu geben würde und vielleicht ein paar Milliliter Malaga, dann würde Ovomaltine wohl fast genau so schmecken, wie der 1960er Cheval Blanc an unserer Probe …
1960 Château Cheval Blanc, Saint-Emilion: Füllstand; LS. Mattes Weinrot, recht dicht in der Mitte. Wunderschönes Bouquet, Leder und Torf. Es duftet nach Ovomaltinepulver und süssen Pflaumen, sehr angenehmer Duft. Im Gaumen etwas mürbe, schön konzentriert, zeigt viele, trockene Cabernet-Fran-Nuancen. Endet über den Erwartungen. Hat mich echt überrascht. Nicht zuletzt wegen seinem schlechten Füllniveau. 17/20 austrinken
PAPPBECHER STATT GABRIEL-GLAS
Im absolut sehenswerten Film Sideways trinkt Miles den 1961er Cheval Blanc aus dem Pappbecher. Wir genossen ihn aus der mundgeblasenen Gabriel-Gold-Glas-Variante.
Normalflaschen von dieser Saint.-Emilion-Ikone könnte man noch um rund 2300 Franken finden. Magnums sind dann schon eine ganz andere Währung. Da findet man Angebote, welche über 8000 Franken liegen.
Ich weiss von einem Fundus in der Schweiz, wo es noch drei solcher Eineinhabliterflaschen gibt. Ich hoffe, dass ich da bei mindestens einer Gelegenheit mit von der Partie sein darf.
1961 Château Cheval Blanc, Saint-Emilion:
Füllstand; MS. Immer noch sehr dunkle tiefe Farbe, mit schwarzen Reflexen in der Mitte. Offenes Bouquet unglaublich viel Rollgerste, Räuchernoten, Guinness-Bier, Kaffee, Datteln, dunkles Caramel, Kandis, Trüffel, zart minzige Nuancen und auch andere, frische Noten von Kräutern. Es schwingt eine feine Malaganote mit. Die stört aber irgendwie gar nicht, sondern gibt ihm das gewisse Etwas. Feinfleischiger, dichter Gaumen, Black Currant, Lakritze, Backpflaumen, Birnel, gebündeltes Finale mit unendlichem Abgang mit einer dramatischen Süsse. Ein absolut geniales Erlebnis, nahe der Perfektion, 19/20 austrinken
OUT OF SPACE – MORE THEN SPICE
Irgendwie ist dieser 1971er Cheval ausserirdisch. Er vereint in seinem Grundgeschmack ein paar der besten Weine Frankreichs. Aber aus anderen Regionen.
So erinnert das Nasenbild mitunter an einen grossen Jahrgang von Château Rayas (ein 100%iger Grenache). Oder er zeigt sich im Gaumen wie ein La Tâche von der Domaine de la Romanée-Conti (100% Pinot Noir). Dann findet man doch wieder ähnliche Aromen Konturen wie beim Cheval 1973 und 1979.
Das Verrückte an diesem unglaublich würzigen Cheval ist, dass er nur wenig Farbtiefe aufweist, eigentlich eher leicht daher- kommt und trotzdem berauschend ist. Und das seit Jahrzehnten. Wer ihn einmal in perfekter Form im Glas hat, wird ihn so schnell nicht wieder vergessen.
Als ich mich am Donnerstag auf das grosse Weinwochenende in Interlaken vorbereitete und am Computer herumlümmelte und zufällig, aber jetzt wirklich rein nur zufällig nach «Cheval 1971» suchte, entdeckte ich bei einem Händler im Tessin sechs Magnums davon. Mit ein paar Klicks gelang es mir den geografischen «Vorhandenseinstatus» zu verändern. Eben noch im Tessin und schon bald in Eschenbach. So einfach ist das!
1971 Château Cheval Blanc, Saint-Emilion: Magnum: Bräunliche Farbe, deutlich gereift, aussen aufhellend. Unglaubliches Bouquet, weit ausladend. Minze, Kräuter, Himbeergelee, Datteln, weisser Pfeffer, Kreuzkümmel, kalter Black Chai Tee. Im Gaumen tänzerisch saftig, lang und absolut genial. Alles ist am richtigen Ort und die Textur ist seidig, die Tannine hoch elegant, die Länge dramatisch. Das war einer der allergrössten Weine dieses unglaublichen Wochenendes. Ist es ein typischer Cheval Blanc? Ja! Wegen seinen hoch aromatischen Nuancen von genialstem Weltklasse-Cabernet-Franc. Die Aromen erinnern aber auch an einen La Tâche oder an Château Rayas. Und man merkt, dass das Traubengut mehr als nur gereift war, durch seine Züge von Rosinen und Honig. Wie dem auch sei; solche Weine mit dieser Aromatik kann man an einer Hand abzählen und unter all diesen ist das einer der absolut delikatesten und tänzerischsten Varianten. 20/20 trinken, träumen, taumeln
WEISSES PFERD = CHEVAL BLANC
Und plötzlich stand diese Kutsche direkt vor dem Hotel Jungfrau Viktoria. Eingespannt; ein weisses Pferd. «Das passt genau zu unserer Verkostung», dachte ich und eilte zur Strasse. Gerade noch rechtzeitig konnte ich dieses Bild (oben) schiessen.
Denn – schon ein paar Sekunden später war das «Cheval Blanc», infolge asiatischer Touristenbuchung, bereits wieder verschwunden …
HEDONISMUS MIT LINZERTORTE
Hedonismus? Da ist wohl ein sehr schwierig zu deklarierender Brückenschlag. Fangen wir mal mit dem Hedonisten an. Partiell werde ich in mir da auch ein paar Gene mittragen. Ein Hedonist sei einer, der nach Lustgewinn und Sinnengenuss strebt, basierend auf einer intellektuellen Denkrichtung. Auch ein sogenannter Bonvivant sei damit gemeint.
Lust und Seelenruhe seien ihm auch eigen.
Es geht, bei Weinen aber auch manchmal um hedonistische Beschriebe. Diese können ausschweifend sein, tragen aber immer Emotionen mit sich und suchen nach Begriffen, welche Eigenschaften und Aromen für Drittpersonen zugänglich machen.
Irgendwann habe ich in meinen Notizen die «Linzertorte» für ein paar Pomerols und wenige Saint Emilions erfunden.
An unserem Wochenende erinnerten mich zwei Weine an diesen süssen, von den Österreicher, erfundenen Kuchen, welcher an geröstete Nüsse und kandierter Himbeerenkonfitüre mit Kernen erinnert. Die Kernen rösten sich durchs Backen. Und so beschreibe ich manchmal «geröstete Himbeerenkerne» in gewissen Weinen. Was vielleicht dann in der Folge wenige Leser wirklich nachvollziehen können. Durch das Backen konzentriert sich diese himbeerige Marmelade nochmals und erinnert an zart rosinierende Merlot-Komponente.
Das war beim 1998 Château Canon-La Gaffelière und beim Château Cheval Blanc aus dem genau gleichen Jahr der Fall. Der La Mondotte schmeckt manchmal auch so und ganz viele junge und alte Jahrgänge von Château L’Eglise Clinet. Und wer das in dieser Form nicht nachvollziehen kann, trägt halt ganz einfach keine hedonische Ader in sich …
GABRIEL DEKANTIERT MAGNUMS
Das heisst, dekantiert sind alle schon.
Jetzt tröpfelt noch das Depot durch die Glasfilter in die Flaschen zurück.
Reihenfolge:
• Entkapselt am Donnerstag
• Transportiert am Freitag.
• Entkorkt am Samstagmorgen.
• Dekantiert am Samstagnachmittag
WER HATS ERFUNDEN?
Die konisch ausgerichteten Beton-Cuviers im Keller von Cheval Blanc weisen die gleiche Form wie die Konturen vom Gabriel-Glas auf.
Das Gabriel Glas gibt es seit 2010. Die Cheval-Cuviers seit 2012. Wer hats erfunden?
2001 Château Valandraud, Saint-Emilion:
Eine Imperialflasche als Tischwein! Die Farbe ist fast schwarz, undurchdringlich in der Mitte. Rauchig-speckige Nase, Arabica Kaffee, Dörrbirnen, Cassis, Lakritze, viel dunkle Röstnoten. Megakonzentrierter Gaumen, immer noch adstringierend, auch genügend extrahiert von der Vinifikation. Ein Bomben-Saint Emilion der damals noch den fordernden Garagenweinstatus innerhatte. Irgendwie «to much» und doch geil. Er ist gross, der Spass hat sich aber noch nicht eingestellt. Kommt er noch? Potentialwertung; 18/20 trinken
Die fast leere Grossflasche nahm ich mit nach Hause. Beim Schreiben am Sonntagabend, gönnte ich mir nochmals ein Glas vom recht trüben Depot. Irgendwie war in diesem Rest mehr Tannin wie Wein vorhanden. Damit will ich sagen, dass die forsche Vinifikation den Wein auch nach mehr als 20 Jahren in der Flasche irgendwie blockiert und er kommt rüber wie ein zähes Steak. (18/20)
Auch André bekam noch einen Schluck aus der Impi und lieferte folgende Notiz per Mail: Pfefferiges, dunkles Bouquet, Cassis, Brombeeren, dunkle Edelhölzer, schwarzer Pfeffer, Schiefer. Schwarze Schokolade. Kraftvoller, dichter Gaumen mit dunkler Frucht, muskulöser, dichter Struktur, kräftiger Aromatik, feiner Adstringenz, viel gutem Tannin, langer, kräftiger Abgang. Im Gaumen schon deutlich runder als frisch geöffnet, aber immer noch leicht fordernd. Kann noch zulegen. 18/20 trinken – 2035
YQUEM - DIREKT AUS DER OHK
Vom Yquem 1999 habe ich ganz schön gebunkert. Warum? Der Wein war extrem günstig als er auf den Markt kam. Und ich finde ihn ganz toll, weil er so herrlich frisch und fein daherkommt. In der Regel schmeckt er fast mehr nach Barsac wie nach Sauternes. In der Regel. Aber, es gibt ja bekanntlich keine Regeln ohne Ausnahme.
Weinfreund Jürg Richter www.sauternes.ch entlastete mich beim letzten Wein, indem er diese einschenkte und auch gleich kommentierte.
Ich entkorkte zwei Flaschen. Beide Flaschen aus ein und derselben Kiste, welche schon seit der ersten Auslieferung im Keller schlummert. Dies ist ein Farb-Differenz-Phänomen, welches ich schon bei anderen Gelegenheiten bei Weinen aus Sauternes beobachten konnte.
Die helle Flasche entsprach dem, was ich momentan von einem 1999 Château d’Yquem erwarte. Frisch in der Nase, Mirabellen, weisser Pfirsich und mit einem frischen Schimmer von Agrumen durchzogen. Im Gaumen saftig, angenehm süss und tänzelnd. Die etwas dunklere Flasche glich dann schon eher einem etwas gereifteren Sauternes mit Dörraprikosen, Honig & Co.
Die Weinwanderer waren wieder mal in Eschenbach unterwegs. Und jeder lieferte zum Thema Pomerol eine oder zwei Flaschen bei.
Den grossen Gabriel-PDF-Bericht mit Pétrus, Le Pin, Conseillante, Certan de May, Petit Village etc. findet man auf www.bxtotal.com
Ein paar Kabinettstücklein kann man hier erscrollen ...
1975 CHATEAU PETRUS
Aus einem Gekritzel wird eine Verkostungsnotiz ...
1975 Château Pétrus: Sattes Purpur mit dezent orangem Rand. Zeigt eigentlich wenig Reifetöne für einen bald 50jährigen Wein. Das Bouquet beginnt mit getrockneten Himbeerranken, kaltem Rauch und schwarzer Schokolade. Dahinter zeigt sich ein rotbeeriger Fruchtschimmer, welcher sich mit Eisenkraut und minim minzigen Tönen vermischt. Man riecht von der ersten Sekunde an das grosse Terroir. Im Gaumen stoffig, konzentriertes Extrakt, gut stützende Säure und eine rustikale Struktur vermittelnd. Insbesondere, wenn man von einem reinrassigen Merlot ausgeht. Also ist im Wein der Jahrgang 1975 ausdrucksvoller vorhanden wie der Pétrus Grundcharakter. Immer noch sehr gut zu trinken und ein Beweis, dass grosse Pomerols hervorragend reifen können. 18/20 austrinken
Er wurde blind aus einer Karaffe serviert. Ich kam ihm auf die Fährte.
ANDRE' S JAHRGANG
1964 Château L’Evangile: Immer noch sehr dunkle Farbe. Das Nasenbild würzig, mit Trüffel, dunkle Schokolade, gehackten Backpflaumen und Assam-Tee. Nach ein paar Minuten Kräuternuancen aufweisend. Im Gaumen fleischig, trocken, feinsandiger Fluss. An der Luft machte er Performance. Der Cabernet-Francanteil ist ein Genussgarantie für weitere Jahre. Auf dem Flaschenbild: der Mitbring-Gönner André. Ebenfalls aus dem Baujahr 1964 stammend! 18/20 austrinken
KLEINE FLASCHE – GROSSER PREIS
Einer der jüngsten Pomerols (Start mit dem Jahrgang 1979) hat sich zu einem der teuersten Weine dieser Appellation entwickelt. Mit Pétrus als Konkurrent. Fans bezahlen zuweilen mehrere tausend Franken pro Flasche Le Pin!
1994 Château Le Pin:
Halbe Flasche. Erstaunlich dicht und auch erstaunlich dunkel. Ebenso erstaunlich; der Wein weist praktisch keine Reifetöne auf. Dunkles Bouquet; schwarze Schokolade, Backpflaumen, Lakritze, Spitzwegerich und – nach ein paar Minuten – minime Cassis Resten
freigebend. Irgendwie wirkt er erhaben, nobel und auch tiefgründig. Geschmeidiger, konzentrierter Gaumen, weich-füllige Textur, gebündeltes Finale. Und was für ein Finale. Er scheint endlos lang zu sein und liefert in dieser beindruckende Länge Aromen bis hin zum Schluss. Dies ist einer der Lieblingsjahrgänge von Besitzer Jacques Thienpont. Wer die Chance hat, diesen beindruckenden Sonder-Pomerol einmal im Leben zu trinken, kann das problemlos nachvollziehen. Beeindruckend und berührend zugleich. 19/20 trinken
P.S. Der Markt ist in Europa ausgetrocknet. In Portugal gibt es noch zwei Anbieter. Die Preise liegen bei ungefähr 3400 Franken!
WIE SCHMECKT EIN TORNISTER?
Beim Erschnüffeln vom Petit Village 1983 kam mir das Wort «Tornister» in den Sinn.
Die Tornister Aromen erinnerten mich an meinen Vater, der diesen jeweils für die Militärinspektion vom Dachboden holte.
Dann füllte er diesen mit den Pflichtinhalt und schnürte den «Kaputt» (Mantel) darum herum.
Im Volksmund wurde der Tornister auch als «Affe» bezeichnet. Dies wohl wegen seiner braunen Fellbespannung auf dem Rücken.
Grundsätzlich handelt es sich bei den wahrgenommenen Aromen um Leder in allen möglichen Formen. Je nach Alter und Anzahl Einsätzen vom Tornister.
Der Name Tornister stammt übrigens vom mittelgriechischen Tanistron. Damit war der «Futtersack der Reiter» gemeint.
ILLUSTRE NACHBARN
Die 5 Hektar Rebland von Certan de May liegen inmitten von Vieux Château Certan, La Fleur-Pétrus und Pétrus.
2005 Certan de May: Sattes Granat mit rubinem Schimmer. Die Nase beginnt zurückhaltend und legt dann vorsichtig nach. Klassischer Duft mit rotbeeriger Frucht, feinschichtiger Würze und tiefgründigem Terroir. Gebündelt und homogen. Im Gaumen stimmt alles. Von der äusserlichen Adstringenz über die tolle Konzentration vom Extrakt und der Balance zwischen Säure, Fleisch und Volumen. 2005 ist ein Jahr der Perfektion und so präsentiert sich dieser möglicherweise beste Certan de May in seiner Geschichte auch. Viel fehlt nicht mehr bis zum Punktemaximum und er kann dies eventuell in seiner besten Reife auch erreichen. Noch ein paar Jahre warten oder lange Dekantieren. 19/20 beginnen
«P» WIE POMEROL
Nicht nur die knapp 800 Hektar kleine Appellation beginnt mit dem Buchstaben
«P», es gibt auch Weingüter, welche bei deren Bezeichnung mit diesem Buchstaben starten.
So – der meist teuerste und auktionsträchtige Château
Pétrus. Nicht weniger teuer oder auch nicht billiger ist sein
Preiskonkurrent Le
Pin.
Petit-Village liegt genau zwischen den beiden
Preissiegern. Im Auge behalten solle man La
Pointe. Ein recht zuverlässiger
Pomerol liegt noch knapp am berühmten
Plateau;
Plince.
Wenig bekannt oder nicht mehr existent sind die Weingüter;
Pomeaux,
Plincette,
Prieurs de la Commanderie,
Pond-Cloquet, Providence. Port-Aubin, Clos de Plince,
Pierham und
Psaume. Es gibt auch zwei Zweitweine, welche mit
«P» anfangen:
Pensées de Lafleur (Lafleur) und
Petite-Eglise
(Eglise-Clinet).
Wer kennt denn schon Château Porte Chic?
Auch dieses winzige, neuere Weingut liegt in Pomerol. Die Reben stehen auf einer ehemaligen Pferderennbahn. Schon früher wurde darauf Wein angebaut. Jetzt wieder. Benôit Trocard (Clos Dubreuil, Saint Emilion) hat dort diese Weinbautradition wieder zum Leben erweckt. Auf der Suche nach einem möglichen Namen für diesen Mini-Cru stiess er auf den Namen eines der erfolgreichsten Pferde auf dem Parcours: Porte Chic!
2022 LAFAURIE MIT CREME DE TETE
Die Sensation ist perfekt: vom Lafaurie Peyraguey 2022 gibt es, erstmals in dessen Geschichte, einen «Crème de tête»!
Doch blättern wir erstmal zurück …
Im Frühling 2014 kauft Silvio Denz das Weingut von der Suez-Gruppe, welche diesen Sauternes-Premier-Grand-Cru die letzten zwanzig Jahre dirigierte. Das Weingut selbst war damals bereits rund 400 Jahre alt. Gegründet wurde Lafaurie damals von Sieur Raymond Peyraguey.
Der Besitzer wechselte, aber die Familie Laporte blieb. Bereits Vater Michel bot bereits seine Dienste an und heute ist Yannick Laporte mit im Team dabei.
Silvio Denz redimensionierte die Rebflächen auf jene 18 Hektar, welche Lafaurie-Peyraguey im Jahr 1855 den Adelstitel als Premier-Grand-Cru einbrachten. Im Zuge der Rennovation des Gebäudes entstand ein Fünfstern Hotel und ein Spitzenrestaurant, welches schnell bravouröse Auszeichnungen erhielt. Der Lohn der Investition: Praktisch immer ausgebucht mit langer Reservationsliste. Die unter dieser Ägide produzierten Jahrgänge lagen – je nach Jahrgang – immer auf bestmöglichem Niveau. Will heissen, sie mischten immer an der Spitze mit. Beim Jahrgang 2022 kann es sein, dass die zementierte Hierarchie des 168 Jahre Sauternes Klassements möglicherweise ausgehebelt wird.
Nach unserer grossen Pomerol Probe in Eschenbach zückte Silvio Denz zwei Fassmuster aus seinem Köfferchen. Ich sah die zwei mit Gold eingepackten Flaschen und stellte mich auf eine Verkostung vom Lafaurie-Peyraguey und dessen Zweitwein La Chapelle de Lafaurie-Peyraguey ein. Doch das Zweitetikett war nicht dabei. Dafür ein Lafaurie-Novum mit dem kleinen Zusatz «Crème de tête) auf dem Etikett.
Just vor der Ernte waren die Trauben fast zu hundert Prozent mit Botrytis befallen. Einen Tag, bevor die Erntehelfer ausrückten, lieferte ein warmer Wind irrsinnige Konzentration. Trockenbeerenauslesen? Made in Sauternes!
Seit dem Jahrgang 1989 verkostete ich regelmässig alle wichtigen Weingüter von Barsac- und Sauternes während des Primeurs. Also generierte ich eine nicht unbescheidene Erwartungshaltung, als ich zur Verkostung schritt. Aber alle noch so ausufernden Erwartungen wurden weit übertroffen! Der 2022 Château Lafaurie-Peyraguey ist von seltener Fruchtexotik und überschwappender Aromatik. Im Gaumen schlägt er alle Konzentration, welche ich bisher als Fassmuster je erleben durfte. War der Vorjahresjahrgang mit 160 Gramm Restzucker ausgestattet, liefert der 2022er mit 260 Gramm einen eigenen Rekord. Das Faszinierende daran; die Balance ist intakt und der Wein wirkt nicht klebrig, sondern wandert agil über die Zunge. Das Finale ist bombig und wieder überschlagen sich Maracuja, Mango und Passionsfrucht. Das wird ein Kandidat für die Maximalwertung. Wer Sauternes liebt, darf diesen sanften Giganten, von dem dereinst rund 10’0000 Flaschen abgefüllt werden, auf keinen Fall beim Primeurkauf auslassen!
Bringt der 2022 Château Lafaurie-Peyraguey Crème de Tête noch eine Steigerung? Die Antwort ist ganz klar ja! Doch der Restzuckergehalt ist mit 260 Gramm bei beiden Weinen genau gleich. Die verschwenderisch-exotische Fruchtaromatik auch. Also orientiert sich diese Sonder-Edition nach innen. Dies mit dramatischer Fülle, mit Nerv, unglaublicher Konzentration und entsprechendem Hyperextrakt. Er wirkt wie eine Essenz und gibt sich – gegenüber dem «normalen Lafaurie» – möglicherweise aktuell in seinem Ausbaustadium etwas introvertiert. Es kann auch sein, dass dieser Crème de tête länger braucht, um seine volle Aromatik freizulegen dafür aber die Ursprungs-Variante um viele Jahrzehnte überleben wird. Wie diese 5'000 Flaschen vermarktet werden, ist momentan noch nicht klar. Was mir aber klar ist, dass ich meine maximale Punkteskala möglicherweise wieder Mal überdenken muss. Zumindest bei dieser alle Erwartung übertreffenden Sauternes-Sensation.
Beyond all expectations, extremely touched!
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GAVIN® lanciert heute …
Gavin? Nach dem Motto «der Kater lässt das Mausen nicht», habe ich eine lang geplante Geschäftsidee umgesetzt. Nachdem ich es bis zur Pensionierung tunlichst unterlassen habe, Weine unter eigenem Label herauszubringen, folgt heute der Paukenschlag!
Gavin® ist die Wortverbindung von «Gabriel» und «Vin». In den nächsten Monaten und Jahren wird es davon drei verschiedene Produkte geben.
Der künftige Rotwein «Gavin-Rouge» (100% Merlot) vom Jahrgang 2021 schlummert noch in den Fässern im Tessin bei einem befreundeten Winzer. Es ist eine Selektion von sehr alten Reben.
Der trockene Weisswein «Gavin-Blanc» kommt wohl erst im Jahr 2024 erstmals auf den Markt. Neben unserem Ferienhaus in Bellerive gibt es einen kleinen Rebberg. Nachdem der alte Rebbestand wetterbedingt oft problematisch heranwuchs, wurden heuer im Frühling Sauvitage-Stöcke gepflanzt, eine pilzwiderstandsfähige Rebsorte.
ALLERERSTER CHASSELAS-EISWEIN DER SCHWEIZ!
Es handelt sich hier um ein absolut verrücktes Projekt! Im «Sibirien der Schweiz» (1987 = minus 41,8 Grad) haben wir vor fünf Jahren eine Miniparzelle mit Chasselas-Reben bestückt. Somit sind dies auf rund 1050 Meter über Meer die zweithöchsten Reben der Schweiz nach dem Heida aus Visperterminen (VS).
Der Name «La Brévine» wurde übrigens aus dem Begriff «Prés des Vignes» abgleitet. Also «in der Nähe der Reben». Es wurde dort schon früher Wein angebaut. Unsere Reben stehen in der Südostlage zwischen «Le Chuches» und «Chobert». Bis zur französischen Grenze sind es Luftlinie nicht mal zwei Kilometer. Gepflegt werden die Reben vom gleichen Vully-Winzer wie in Bellerive (Parisod).
Nachdem die Trauben durch den langen Vegetationsverlauf im Herbst immer noch nicht ganz ausgereift waren, warteten wir noch zu und zielten auf eine Auslese hin. Am 26. Oktober 2022 sank die Temperatur in der Nacht mehrere Stunden lang auf minus 14 Grad und wir entschlossen uns einen Eiswein zu versuchen. Das Unterfangen gelang. Die Erntemenge; 55 Liter.
Ein konzentrierter, fast überfruchtiger Süsswein mit 188 Gramm Restzucker und 6.2 Promille Säure. Ausgebaut im kleinen Stahltank. 100 halbe Flaschen (375 ml.) kommen heute auf den Markt. 33 Schöppli bleiben im Privatbestand und eine einzige Imperiale zu 6-Liter wird an der nächsten Weinbörse in Bad Ragaz am 13. Mai versteigert. Da bin ich persönlich am Hammer.
WELTPREMIERE-ANGEBOT: LANCIERUNG HEUTE!
2021 Chasselas-Eiswein, «Gavin-Doux», Appellation Neuchâtel AOC. 375 ml (halbe Flasche) zu CHF 39, plus 8 Franken Transport und Verpackung. Maximal eine halbe Flasche pro Besteller. Bestellungen: gavin@bluewin.ch
P.S. Das war ein viel beachteter Aprilscherz. Danke fürs Mitmachen ...
CHUE AM WALDRAND
Mani Matter hat das Bild gesunden. Von einem Maler, der eine Kuh am Waldrand malen wollte. Dummerweise fing der Maler mit den Wiesen und dem Wald an. Als er die Kuh zeichnen wollte, war diese nicht mehr da ...
So ging es mir mit dem Foto, welches ich für das 20jährige Jubiläum vom Hotel Balm mit Bordeaux 2003 im November schiessen wollte. Ich hatte alle Flaschen aufgestellt. Aber den Mouton 2003 fand ich nicht. Ich suchte in allen Ecken, in Kisten, auf Gestellen. Er war nicht da!😡
Also suchte ich im Computer nach dem günstigsten Anbieter und bestellte eine Sechserkiste. Da ich aber die Foto möglichst schnell machen wollte, rief ich ein paar Freunde an und fragte, ob sie allenfalls - nur so rein zu Fotozwecken - mir schnell vier Flaschen Mouton-Rothschild 2003 ausleihen könnten. Zonk!
Also standen jetzt diese Flaschen seit fast einer Woche im Keller bereit, nur der Superstar fehlte in der Mitte oben.
Heute suchte ich nach einem anderen Wein, oben auf einem Gestell. Diesen fand ich sehr schnell. Darunter befand sich ...
... eine Sechserkiste Mouton 2003! Also Kiste auf. Flaschen raus. Seidenpapier auswickeln. Hinstellen. Titelfoto für die noch kommende Story auf www.bxtotal.com schiessen.
Im Event-Zentrum stand eine besondere Holzkiste mit noblen Bordeaux Weinen. Keine Original-Holzkiste (OHK) von irgend einem Château, sondern eine viereckige Kiste mit der Aufschrift «Bordeaux Collection, Groupe Duclot 2004».
Darin befanden sich folgende 2004er Flaschen:
• Château La Mission Haut-Brion, P. Léognan
• Château Haut-Brion, Pessac-Léognan
• Château Margaux, Margaux
• Château Latour, Pauillac
• Château Mouton-Rothschild, Pauillac
• Château Lafite-Rothschild, Pauillac
• Château Cheval-Blanc, Saint-Emilion
• Château Pétrus, Pomerol
• Château d’Yquem, Sauternes
Und die wurden allesamt entkorkt. Mit Ausnahme vom 2004er Yquem. Der wurde vom Gastgeber Philipp Buholzer gegen den 1975er ausgewechselt. Ein Upgrade also!
SEIT DEM JAHRGANG 1990
Château Ausone war noch nie drin! Erstmals lancierte das Weinhandelshaus Duclot dieses begehrte Sammelobjekt mit dem Jahrgang 1990. Damals waren alle Premiers drin. Einziger Anbieter für eine solche Kollektion ist aktuell der Händler Visionaire in Hong Kong für flockige 23'300 Franken.
In gewissen Jahren liess man das Angebot dieser Kollektion aus. So im Jahr 1991, 1992, 1994, 1996, 1997.
Seit dem Jahrgang 1998 lanciert Duclot diese immer nobler aussehende Holzkiste jedes Jahr. Die Lancierung ist anfänglich recht teuer. Danach entwickeln sich die einzelnen Crus preislich am Markt und nach ein paar Jahren kann/könnte der Erwerb einer ganzen Sammlung recht attraktiv sein im direkten Vergleich zu den Einzelflaschen im Markt. Zudem hat man da die Gewähr, dass alle Flaschen aus derselben Lagerung stammen.
Seit dem Jahrgang 2012 hat sich das Angebot verändert. Da Château Latour nicht mehr auf den Primeur-Markt kam, wurde dieser durch den La Mission Haut-Brion ersetzt. Wer also eine jüngere Duclot-Kiste kauft, und alle Premiers auf einmal entkorken möchte, muss warten, bis der Latour im Markt erhältlich ist und diesen dann erwerben. Aktuell jüngster Latour im Markt; Jahrgang 2015!
PÉTRUS FÜR 3000 FRANKEN
Der Reiz der begehrten Duclot-Kiste liegt darin, dass sich darin eine Flasche Château Pétrus befindet. Die ist für den Raritätsbonus, aber auch für die Wertsteigerung verant-wortlich. Der Pétrus überzeugte vorbehaltslos, ausser beim Preis-Leistungsverhältnis …
2004 Château Pétrus, Pomerol: Degunotiz von André Kunz. Komplexes, frisches, samtenes Bouquet, Walderdbeeren, Himbeeren, Minzepralinen, Zitronenmelisse. Ausgewogener, dichter, fein cremiger, frischer Gaumen mit süsser Frucht, sehr feinem Tannin, dichter, cremiger Struktur, vielfältiger, kräftiger, süsser Aromatik, viel Schmelz. Sehr langer, feiner Abgang mit vielen Rückaromen. 19/20 trinken – 2050
Der Gastgeber machte beim Yquem ein Upgrade und lieferte den 1975er, statt den vorgesehenen 2004er an. Das Bild wurde 99 Mal im Facebook geliked. Noch mehr Cremeschnitte-Likes waren es bei uns …
1975 Château d'Yquem, Sauternes: Degunotiz von Anrdé Kunz. Kräftiges, frisches, komplexes, fein cremiges Bouquet, Orangeade, Honig, Dörraprikosen, Zitronenmelisse. Dichter, ausgewogener, frischer Gaumen mit fein cremiger, zart opulenter Struktur, kräftiger, feiner Süsse, sehr guter Säure, vielfältiger, frischer Aromatik, langer, voller Abgang mit vielen Rückaromen. 20/20 trinken – 2050
Wie die Kiste Duclot insgeamt schmeckte und was dazu gegessen wurde: www.bxtotal.com
Ein Schlussbouquet wird deklariert als: «fulminanter Schlusspunkt» oder auch als «grandioses Finale». So gesehen, passt der Titel perfekt zu dieser unikaten, wie auch ausufernden Story.
Die «Weinfreunde Europa» trafen sich am 17. und 18. März 2023 im fünfsternigen Burghotel Staufeneck in der Umgebung von Stuttgart. Grosszügiger Gastgeber; Gerhard Müller-Schwefe. Spezialgäste; Thommy und Martin Donatsch, Winzer aus Malans.
Plus die eingeladenen Weinfreunde. Klingt nach der Formel; «Einer zahlt und alle anderen profitieren». Das war auch so. Und steht auch genau so in den nicht vorhandenen Statuten.
Was mit diesem Wochenende den zyklischen Abschluss fand, begann eigentlich mit einer «Schnapsidee». Und liegt sieben Jahre zurück.
Ein paar Weinfreaks nahmen an meiner Weinreise durch Südafrika teil. Irgendwie kamen wir auf unsere privaten Weinkeller zu sprechen. Der Tenor ähnelte sich bei allen während der Diskussion.
Jeder fand, dass er a.) zu viele Flaschen für den Privatgebrauch im Keller hatte. Und b.), dass es generell an passenden Möglichkeiten mangelt, um die besten Trouvaillen zu entkorken. Und schliesslich c.) sich nicht immer genügend adäquate Weinkenner grad in der Nähe befänden, um an einer Weinverlusti-gung mit grossartigen Weinen zu partizipieren.
Die Lösung: «Weinfreunde Europa»! Man trifft sich so ein bis zwei Mal im Jahr, um genau diese aufgezählten Luxusprobleme gemeinsam zu lösen. Ein genussvoller Mix aus Weinverkostung, lukullischen Genüssen, etwas Kultur und Natur und vor allem; die P
Pflege der gemeinsamen Freundschaften.
So fanden denn in der Folge wunderschöne Weintage mit allen «Mitgliedern» in Bremen, auf Sylt, im Tessin, im Luzernischen, in München, in Basel und Bad Ragaz statt.
Mit dem hier beschriebenen Märzwochenende 2023 auf der Burg Staufeneck fand dieser Müller-Schwefe-Reigen einen mehr als würdigen Abschluss. Für das Gebotene ging er ganz tief in seinen reich dotierten Keller.
Gemäss meinem Portal bxtotal.com hatte ich den 1929 Château de Rayne-Vigneau Crème de Tête schon früher mal im Glas gehabt. Und immer sehr hoch bewertet. Die Farbe nicht ganz so dunkel, dafür mit brillantem Goldspiel. Die Nase süss, homogen, mit schönem Botrytis Parfüm und gelben, kandierten Früchten, ergänzt durch Orangenschalen und Nougat. Im zweiten Ansatz würziger werdend; Curcuma und ein Hauch von Safranfäden. Komplexer perfekt balancierter Gaumen, mit gebündeltem, langem Finale. 20/20 trinken
VIER MAL MONTRÂCHET DRC
Im Schnitt produziert die Domaine de la Romanée-Conti vom Montrâchet jeweils so um die 3000 Flaschen pro Jahr. Obwohl ich der Meinung bin, dass man Preisideen von Genuss fernhalten sollte, habe ich mir die Hypothese vorgestellt, wieviel man investieren müsste, um die gesamte Ernte vom 2005er (Produktion 3'415 Flaschen) zum aktuellen Marktwert aufzukaufen. Dabei habe ich die Produktionsmenge mit dem durchschnittlichen Angebotspreis vom winesearcher.com multipliziert. Und dabei habe ich die hübsche Summe von 68 Millionen Franken errechnet.
Und weil das Sprichwort «einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul» auch für nicht bezahlte Weinproben gilt, lassen wir die unnötige Rechnerei mal weg.
In der unglaublichen DRC-Montrâchet-Serie mit den Jahrgängen 1999, 2000, 2004 und 2005 habe ich mir den 2004er als Liebling herausgepickt. Der wäre im Markt noch etwas «billiger» wie der 2005er. Dies nur als Tipp für jene, welche beim Kauf von einem richtig grossartigen Montrâchet ein wenig «sparen» wollen!
2004 Montrâchet, Domaine de la Romanée-Conti: Nach fast 20 Jahren in der Flasche zeigt er immer noch ein recht helles, leuchtendes Gelb. Völlig klar ausgerichtetes Bouquet, Agrumenöl (Mandarinen), Karambole, frische reife Quittenschnitze, Lindenblüte. Dieser Nasenreigen wird nach ein paar Minuten von unten mit einem zarten Vanillin gestützt. Im Gaumen saftig mit seidigem Fluss, die Säure stützt, ist aber perfekt im eleganten Extrakt-Teppich eingebunden, gigantisches Finale. Keine Eile angesagt. 20/20 trinken
P.S. Als ich das Gabriel-Gold-Glas für die nächste Serie mit Wasser spülte trank ich es aus. Es war das beste Wasser meines Lebens!
ROMANÉE-ST-VIVANT-QUINTETT
Im Jahr 1966 wurden 5,28 Hektar Rebfläche an die Domaine de la Romanée-Conti verpachtet.
Nach dem Tod von Geneviève Marey-Monge erbte die Familie Neyrand dieses Rebland und verkaufte es im Jahr 1988 für geschätzte 60 Millionen Französische Francs an die Domaine de la Romanée-Conti. Somit besitzt die Domaine de la Romanée Conti mehr als die Hälfte dieser 9.43 Hektar Grand-Cru Lage. Weitere renommierte Besitzer sind die Domainen Leroy, Arnoux-Lachaux, de L’Arlot, S. Cathiard, J.J. Confuron, Dujac, Hudelot-Noellat und das Maison Louis Latour.
In unserem Romanée-Saint-Vivant-Flight standen die Jahrgänge 2004, 2006, 2007, 2008, 2009 an.
Eigentlich schade, dass der 2005er nicht dabei war, dachte ich. Was ich da (noch) nicht wusste; der kam postwendend am nächsten Tag in die Gläser …
2008 Romanée-St-Vivant, Domaine de la Romanée-Conti: Aussen aufhellend und einen passenden Reifeton im restlichen Rubin aufweisend. Die Fruchtphase ist abgeschlossen und so dominieren nebst Resten von Kirschen und Walderdbeeren herrliche Nuancen von Terroir. Wunderbar ergänzt mit zart stieligen Komponenten, Kaffee, hellen Edelhölzer und Zedernuancen im eleganten Ansatz. Im Gaumen gib er sich feinfleischig und vermittelt immer noch eine stützende, ausgeglichene Adstringenz aufweisend. Einerseits wirkt er tänzerisch leicht und andererseits versprüht er fast angeberisch seine noblen Pinot-Aromen. Ein royaler Burgunder der seinem Nimbus der Rarität mit seiner effektiven Leistung mehr als gerecht wird. 19/20 trinken
Gastgeber Gerhard Müller-Schwefe im Gespräch mit dem Winzer Martin Donatsch. Der war sichtlich erfreut, dass sein Privée 2013 im Rennen mit den Romanée-St.-Vivants so gut abgeschnitten hatte.
2013 «Privée» Pinot Noir Malans, Weingut Donatsch: Produktion: 300 Flaschen. Sehr dunkles Rubin mit violettem Schimmer. Das Bouquet lädt aus und ist wuchtig zugleich. Bereit von der ersten Sekunde weg zeigt er einen Reigen von ganz reifen Beeren. Diese tanzen von Himbeeren, über Erdbeeren zu Maulbeeren bis hin zu Cassis. Reife Pflaumen, Vanille, Kokos wie auch geröstete Fruchtkerne findet man im zweiten Ansatz. Jedes Mal, wenn man diesen Wein wieder zur Nase führt, sind wieder völlig neue Aromen da. Die schon erotisch anmutende Süsse ist atemberaubend, aber nicht marmeladig. Im Untergrund schwingen Nuancen von Edelhölzern,
frisch geröstetem Kaffee (Arabica) und faszinierende Kräuternoten (Zitronenthymian) mit. Der Gaumenbeginn ist üppig, cremig, harmonisch. Die Säure und die Tannine geben sich in diesem Zusammenspiel harmoniesüchtig. Die perfekte Balance ist da! Beim Schlürfen explodieren die Fruchtnoten, welche Frische und Reife gleichzeitig zeigen. Dieser «Privée» erinnert mich an meine absolut allergrössten Burgunder-Jungweinerlebnisse. Und dieser Liga gehört er fraglos an. Was Martin Donatsch aber mit diesem unglaublichen Pinot Noir gezeigt hat: wo die neue Messlatte des Pinot-Maximums in der Schweiz aufgelegt wird. Mit der Verkostung von diesem ausserirdischen Wein verbinden mich die grössten Genuss-Emotionen meines Lebens. Er ist jetzt genial und wird sich in den 20 Jahren ein helvetisches Denkmal setzen. 20/20 trinken
ÜBER 12 MILLIONEN ERGEBNISSE
Nur aus reiner Neugier tippte ich die Suche nach dem «Chardonnay Unique» in Google ein uns war bass erstaunt. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser rare Donatsch-Chardonnay auch im Netz so populär daherkommt. Mittlerweile übersteigt die Nachfrage beim weissen wie auch roten Unique das Angebot bei weitem und der neue Jahrgang ist jeweils nach wenigen Stunden der Lancierung restlos überzeichnet.
Zum Fischgang wurden verschiedene Chardonnay Varianten von Passion und Unique serviert. Der 2013 lieferte die Sensation für mich.
2013 Chardonnay Unique, Donatsch, Malans: Mittleres Gelb. Explosiv mineralisches Bouquet. Von der allerersten Sekunde an ist hier klar, dass dies ein Chardonnay sein muss. Und, dass er bei dieser Sorte qualitativ zur Weltelite gehört. Im Bouquet zeigen sich, weisser Pfeffer, Kalknuancen, Zitrusaromen, frisch geriebene Mandeln, Brioche Brot, Vanille und ein Reigen von gelben Früchten. Der Gaumen ist konzentriert, das Extrakt satt, die Säure stützt sensationell und liefert die Grundlage für die enorme Länge. Da er immer noch sanft adstringierend wirkt, ist sein Reifepotential noch lange nicht ausgeschöpft. Der Druck im Finale scheint nicht nachgeben zu wollen. Kurz nachdem ich meine Wertung in mein Büchlein geschrieben hatte, stand ich auf und bemühte mich diskret und einen ergiebigen Nachschlag. 20/20 trinken
EIN ABSOLUT MYTHISCHER JAHRGANG IN EINER GEWISSEN ZWISCHENPHASE
Was für ein Bild! Man kann dieses Foto nicht genügend gross abbilden. Da stehen doch tatsächlich augenreibende fünf Flaschen von der Domaine de la Romanée-Conti in Reih und Glied. Und der wichtigste und leider auch teuerste ist auch dabei; der Romanée-Conti himself. Und alle vom gleichen Jahrgang 2005. Unten Kennern wird dieses Millésime als bestes Jahr seit dem phänomenalen 1978er gehandelt.
Während für viele Burgunderliebhaber der Genuss eines einzigen Weines dieser angesehenen Domaine in Vosne Romanée als oberste Ziel bleibt, durften die Weinfreunde Europa mehrfach an Gläsern nippen, in denen diese einzigartigen, hochraren Pinto Noirs ihre Genussvollendung fanden.
Die Weine wurden uns blind, ohne jegliche Vorgabe eingeschenkt. Und zwar genau in der Foto-Reihenfolge.
Nun stellt sich möglicherweise die Frage, ob eine Blindverkostung diesen Weinen gerecht werden kann. Ob sich so der grösstmögliche Genuss wirklich einstellt. Oder ob die Sucherei nicht vom effektiven Genussziel ablenkt.
Ich hätte mir nachträglich sehr gewünscht, ich hätte gewusst, worum es hier im Wesentlichen ging. Denn es ging dabei um sehr, sehr
viel im Leben eines Weinkenners.
Natürlich stellt sich auch die mögliche Frage, ob Mann voreingenommen gewesen wäre. Angesichts der Tatsache, dass man sich ausrechnen kann, was allein die Flasche vom Romanée-Conti gekostet hätte. Hier wäre eine Grobschätzung spontan möglich gewesen, ohne auf dem winesearcher zu surfen.
Nochmals zurück zum sehnlichsten Wunsch, diesen Flight bewusst und nicht als Blindprobe erleben zu dürfen. Ich hätte die Seele von jedem Wein besser ergründen können. Hätte die Typizität vom La Tâche herauskitzeln können. Hätte das besonders feine vom Romanée-Conti nicht als Leichtigkeit, sondern als Finesse deklariert. Und hätte es wohl nicht gewagt dem Romanée-St-Vivant «nur» 18 Punkte zu attestieren. Wie viele schwärmte ich für das Glas Nummer Zwei welches sich dann als Richebourg entpuppte.
2005 Richebourg, Domaine de la Romanée-Conti: Leuchtendes Rubin, in der Mitte Purpur, wenig Reifeanzeige. Geballtes, verdichtetes Bouquet mit viel roter Frucht, Kirschen, Himbeeren, Waldbeeren, noble Holzschickten und pfeffriger Untergrund. Im Gaumen enorm stoffig, die Fruchtpräsentation wirkt wie ein Konzentrat auf der Zunge, die Tannine sind schon recht angenehm und es scheint, dass dies der offensivste Wein der 2005er-Serie war. 20/20 trinken
1945 Château Palmer, Margaux: Magnum. Mittleres Granat mit deutlich ziegelrotem Rand. Der Duft zeigt einen eleganten, weit ausladenden Ansatz mit Pflaumen, Zedern, hellen Cigarren, Trüffel, Resedatönen. Die Süsse erinnert an Hagebuttenkonfitüre, zeigt ein grossartiges Terroir an. Im Gaumen wirkt er nicht so massig wie andere 1945er, sondern zeigt eher eine burgundischen Typus eines besonders feinen Margaux’ an. Ein sinnliches Erlebnis, welches durch «Magnumgarantie» noch gewann. 19/20 austrinken
ALTERSUNTERSCHIED 28 JAHRE
Wie der Vater, so der Sohn. Selten hatte ich das sichere Gefühl, dass sich ein Jungwein in seiner vollen Reife seinen eigenen Vorfahren derartig anpassen wird. Der 1961er (20/20) ist die Pessac-Legende schlechthin. Von der Süsse, von den Grundaromen, vom Charakter und vom Potential her, wird der Haut-Brion 1989 (20/20) in ca. zwanzig Jahren dem phänomenalen 1961er sehr nahekommen. Das war das «Überdrüberfinale» vom gigantischen Weinwochenende in der Burg Staufeneck in Salach (D)!
CHÂTEAU PALMER MIT THOMAS DUROUX
Am Freitag, 3. März 2023 wurden zwei verschiedene Palmer-Varianten entkorkt. Einmal als Champagner und einmal als Château. Die beiden haben miteinander nichts gemeinsam. Ausser dem Namen. Während der perlige Apero eher als Gag angedacht war, standen 20 Jahrgänge von Château Palmer (1979 bis 2019) im Mittelpunkt dieses Genussabends im Hotel Balm, im luzernischen Meggen.
Der Event war schnell ausgebucht und ich legte nochmals eine Flaschenserie nach. Somit wurden pro Jahrgang entweder zwei Flaschen oder eine Magnum geöffnet. Aus Bordeaux war Palmer-General-Direktor Thomas Duroux angereist. Er beeinflusst seit 2004 diesen begehrten Margaux Cru.
MEIN ERSTER PALMERKAUF
Daran erinnere ich mich auch heute noch. Es war der erste Château Palmer für meinen Keller und ich hatte ihn im Jahr 1983 bei Reichmuth in Zürich gekauft. Kostenpunkt; stolze CHF 44.50. Zum Vergleich; für einen Chateau Margaux 1979 zahlte ich im gleichen Jahr damals CHF 59. Also war Palmer damals schon eine «recht harte Margaux-Währung!».
1979 Château Palmer, Margaux: Mittleres Rostrot mit minimen Brauntönen am Rand. Offenes Bouquet, gemüsige Töne, also keine Frucht mehr, etwas Humus und getrocknete Pilze. Nach ein paar Minuten steigt dann doch noch eine minime Süsse aus dem Glas. Und diese vermischt sich mit feuchtem Herbstlaub. Im Gaumen wirkt er etwas drahtig und zeigt ebensolche kapselige Note im Extrakt. Die Spannung ist raus. Das war sehr lange ein wunderschöner Palmer, aber die Zeit hat halt jetzt doch deren Tribut gezollt. Geniessen kann man ihn zwar schon noch, aber der Genuss war früher definitiv grösser. 16/20 vorbei
1989 Château Palmer, Margaux: Die Farbe ist zwar deutlich gereift, gleichzeitig zeigt er immer noch eine dunkle Mitte mit etwas purpurnem Schimmer. Die besten Pflaumen, welche ein grosser Médoc-Cru in seinem Reifestadium nasal abliefern kann, nussige Süsse, ein Hauch Caramel, Nougat und mit einem zärtlichen dunklen Rosinenschimmer versehen. Dann Schwarzbrotkruste und dominikanischer Tabak, verbunden mit einem Hauch von ätherischen, frisch gehobelten schwarzen Trüffeln. Jedes Mal, wenn man wieder seine nasale Nähe sucht, hat er noch ein Quäntchen an Aromen nachgelegt. Im Gaumen angenehm füllig, fast cremig mit samtenem, homogenem Fluss und gebündelten Finale. Unglaublich, was dieser absolut geniale Palmer 1989 an Aromen freisetzt, bis zum nimmermüden Finale. Eine Legende in der Serie mit den Jahrgängen 1961, 2005 und 2015. Zugegeben, er hat in den letzten Jahren etwas abgespeckt. Dies zugunsten seinen Finessen. Als ich ihn degustierte, suchte ich sofort auf dem winesearcher.com nach Ersatz. Es kam zum Direktspontankauf! 20/20 trinken, so oft wie möglich!
JETZT IN ABSOLUTER HOCHFORM
«Das ist der beste Wein dieser Serie», sagte Thomas Duroux spontan. Und auch beim Publikum kam er sehr gut an. Bei mir auch!
Dies ist nicht der einzige Cru vom linken Gironde-Ufer, welcher in der letzten Zeit performte.
Die Weine vom Médoc standen lang im Schatten von den Libournais Weinen. In Pomerol und Saint Emilion gab es so viele tolle Weine wie selten zuvor.
Ein paar Angebote für diesen fantastischen Palmer liegen noch unter 300 Franken. Das ist die gute Nachricht. Die schlechtere Information; in der Schweiz ist der Markt komplett ausgetrocknet. Also EU-Hunting …
1998 Château Palmer, Margaux: Die Farbe ist immer noch von dunklem Rot, dem Rand sieht man aber doch seine verständliche Reife an. Das Bouquet ist ein Margaux-Reifweintraum, ausladend, pflaumige Süsse, etwas Teernuancen von Terroir und nicht zu wenig Périgord-Trüffel welche die Noblesse vom Terroir anzeigen. Ich habe fast zwei Minuten lang gerochen, weil ich mich in die Zeit jener Bordeaux-Epoche liebevoll zurück erinnerte. Im Gaumen mit kühler, jahrgangstypischer Aromatik unterwegs. So mehr den Cabernet akzentuierend wie den Merlot. Und dieses «Mischverhältnis» sieht man dann auch dem eher mittelgewichtigen, jedoch bekömmlichen Gaumenfluss an. Das Finale wirkt schlank und geizt dabei trotzdem nicht mit klassischer Aromatik. Das sind Flaschen, welche man genüsslich zu zweit trinken kann. Damit meine ich nur mich und die Flasche! 19/20 trinken
PALMER GITARRE GEFÄLLIG?
Dieses Schmuckstück ist soeben fertig geworden. Gefertigt wurde dieses Unikat von Louis Christ. Kostenpunkt; 3500 Franken.
Bei Interesse:
louis.christ@bluewin.ch
LADYS CHOICE
Meine Karin degustierte mit und wählte sich jeweils einen kleinen Schluck der besten Weine der Serien aus. Hier wars der 2004er.
2004 Château Palmer, Margaux: Sattes Granat, minimer Rand aussen. Das Bouquet zeigt Power, wirkt aber noch introvertiert ja sogar etwas reduktiv, Bakelit, Backpflaumen, Teer, Karbonileum, aber auch Vanille und Pumpernickel Brot. Zeigt mineralische Ansätze und schnappt nach Luft. Im Gaumen gibt er sich so, wie man es von einem grossen 2004er erwartet. Klassisch, reserviert, fleischig und von männlicher Statur. Ein Wein, der noch gut zehn Jahre Flaschenreife braucht und dann als sehr langlebiger, charaktervoller Palmer in die die Geschichte eingeht. Irgendwie mehr Médoc wie Palmer. 19/20 beginnen
VORGLÜHEN AM MONTAG
Zum Einstimmen auf eine schöne Probe öffne ich manchmal ein paar Tage zuvor einen Jahrgang, welcher an der Probe nicht vorgesehen ist. Meine Wahl fiel auf den Palmer 2011. Jetzt gut zehn Jahre in der Flasche und so etwa zwischen «letzter Fruchtphase» und «erstem Terroirbeginn» dachte ich. Weit gefehlt. Er war noch unglaublich jung und so ist er erst am Beginn einer wohl recht langen Genussphase. Er hätte sehr gut in die servierten Serien dieses Events gepasst. Hat aber auch sehr gut zu meiner Berner Platte gepasst …
2011 Château Palmer, Margaux: Unglaublich dunkles Purpur, schier Schwarz in der Mitte. Schwarze Beeren im Ansatz, Heidelbeeren und Holunder stehen da im Vordergrund, dahinter Lakritze und rauchige Konturen, vermittelt eine – für die generellen Jahrgangserwartungen – erstaunliche Konzentration. Der zweite Ansatz zeigt die Tiefe, aber auch eine gewisse, minime «Unterkühlung» vom Cabernet und so erfrischt sich das Nasenbild mit floralen Zügen. Im Gaumen mit feinem Stoff und präsenten, aber angenehmen Tanninen unterwegs. Auch hier ist er wieder angenehm konzentriert. Das hoch aromatische, mittellange Finale schmeckt nach Black Currant Pastillen. Dürfte einer der besten Weine des Jahrganges sein und liegt somit auch über den generellen 2011er-Erwartungen. Ich würde ihn innert der nächsten zehn Jahre entkorken. Oder auch später. 19/20 beginnen
2019 Château Palmer, Margaux: Sattes Violett-Granat mit zart rubinem Rand aussen. Selten habe ich einen so jungen Palmer so spontan erlebt. Er legt gleich los und zeigt Waldbeeren, schwarze Kirschen und Cassis. Der Nasenansatz lädt weit aus und berauscht durch seine Süsse, welche auch Spuren von Vanillemark und Dörrbirnen in sich trägt. Im Gaumen passen die reifen, seidigen Tannine zum mittelgewichtigen Körper, leicht tintig im stoffigen Extrakt und die Balance ist da. Generell kann man ihm ein burgundisches Attribut attestieren. So eine Art Chambertin aus Margaux. Was auch schon bei früheren Editionen manchmal der Fall war. Er hat ein langes Leben vor sich, scheint aber in den nächsten Flaschenreife-Perioden immer wieder gefallen zu wollen. In der Dreierserie der grossen Palmer-Jahrgänge 2018/2019/2020 ist er momentan mindestens 10% günstiger im Markt als sein Vorgänger und sein Nachfolger. Also wäre ein Kauf unter 300 Franken gar keine so dumme Idee. 19/20 warten
Foto: viel Spass an der Palmer-Probe: Thomas Duroux und René Gabriel. Der grosse PDF-Bericht: www.bxtotal.com
BORDEAUXWEINE VON 1921 BIS 2000
Raritätenverkostung im Restaurant de la Paix in Luzern am 25. Februar 2023. Der älteste Wein, mit über hundert Jahren auf dem Buckel. Das war der Barsac 1921 Château Caillou.
Aus der Imperialflasche wurde der jüngste Wein des Abends als Tischwein zelebriert; 2000 Château Petit-Village aus Pomerol. Insgesamt servierten Karin und René Gabriel 22 bekannte, reife Bordeaux Weine aus grossen Jahrgängen.
Der Start erfolge mit dem weissen 1992 Château de Fieuzal. Den gab es auch schon an der Gabriel-Hochzeit im Jahr 1998 …
1992 Château de Fieuzal Blanc, Pessac-Léognan: Gereiftes, leuchtendes Gelb mit immer noch fein grünlichen Reflexen in der Mitte. Intensives, leicht seifiges Bouquet mit Minztönen, Eisenkraut, Karambole und Pfirsichresten. Man nimmt deutlich die Sauvignon-Blanc-Präsenz im Blend mit Semillon wahr. Genial gereift und immer noch sehr ansprechend. Im Gaumen saftig, elegant, wunderschön eingebundene Säure, gebündeltes langes Finale. Seit Beginn eine garantierte Bordeaux-Weissweinsensation. Im früheren Stadium glich er, vor allem wegen seinen Röstnoten, eher einem ganz grossen Burgunder. Heute ist er zu einem seltenen Juwel von einem mehr als 30jährigen, weissen Reifweinerlebnis mutiert. 19/20 trinken
RIOJA STATT BORDEAUX
Die Weine für den Raritäten-Abend hatte ich nach dem Mittag geöffnet, degustiert und dann die Flaschen vorbereitet. Heisst; kurz in eine Karaffe dekantiert. Dann die Originalflaschen ausgewaschen. Zurück dekantiert und das Depot gefiltert.
Der 1928 Château Bouscaut wies eine unglaublich dunkle, fast schwarze Farbe auf. Und das war bereits alles. Der Wein korkte fürchterlich. Mir graute. Wenn ich als ersten Wein einen korkigen Wein einschenken musste, dann war nicht gut für die Stimmung.
Also suchte ich im Inventar nach einem anderen 1928er. Die waren zwar vorhanden, aber für spätere Verkostungen vorgesehen. Aber ein Rioja war da. «Warum nicht», sagte ich zu mir, denn zwischen der Weinregion Bordeaux und Rioja gibt es Verbindungen.
Zwar legten die Römer dort die Basis zum heutigen Weinbau in Rioja. Einen Dämpfer erhielt die blühende Weinbaukultur während der Herrschaft der Mauren, die hier aber weniger lang dauerte wie im Süden. Vor allem die Klöster trieben danach den Rebbau von neuem voran. Die Lage von der Rioja am vielbegangenen Jakobsweg nach Santiago de Compostela gab den Winzern neue Impulse.
Als Ende des 19. Jahrhunderts die Reblaus die Weinberge von Bordeaux zerstörte, kamen die französischen Weinhändler nach Rioja, wo sie gleichwertigen Ersatz fanden. Der Bau der Bahnlinie von Haro nach Bordeaux förderte die Entstehung der mächtigen Rioja-Häuser, deren Ruhm bis heute anhält.
1928 Rioja Gran Reserve Federico Paternina Ollauri: Intaktes Rot mit zart ziegelfarbenem Rand. Süsses Bouquet Kakao, helle Rosinen, Hirschleder, Süss- und Zedernholz. Im Gaumen schmeckt er wie ein grosser, sehr reifer Pomerol und zeigte da eine schier likörige Tendenz. Dies, ohne wirklich süss zu werden, viel Dörrfrüchte, Dörrbananen, Schwarzwälder-Schokospäne und einen Hauch von Malmsey-Madeira im Finale. Ein wunderschöner, alter, grosser Rioja. Grand Reserve halt! Und auch ein würdiger Bordeaux-Ersatz. 😊 18/20 trinken
1945 Château Langoa-Barton, Saint-Julien: Füllniveau mittlere Schulter. Man kann dies auf dem Titelbild auf der Flasche unten links nachprüfen. Die Farbe zeigt ein Gemisch aus Restrot und Hellbraun. Klassisches, erhabenes Médoc Bouquet, Erd-Eisenton, Zedern, helles Malz, dominikanische Cigarren, Hirschleder und feinste Kräuternuancen. Sehr delikates Nasenbild. Royaler Gaumen, das Extrakt ist fein und noch recht konzentriert, der Cabernet zeigt eine Süsse und Form, welche zu diesem absolut legendären Jahr passt. Unglaubliches Finale, bei welchem sich alle wunderbaren Aromen nochmals wiederholen. Eine Art Claret-Renaissance. 19/20 trinken
HAUPTSACHE DE PEZ
Der von mir angepriesene Château de Pez 1961 korkte fürchterlich. Also suchte ich in meinem Excelinventar nach einem Ersatz. Und fand ihn, in der gleichen Appellation (Saint Estèphe), im gleichen Weiler (Pez) und gleich auch noch vom selben Jahrgang (1961).
1961 Château les Ormes-de-Pez, Saint Estèphe: Noch recht dunkles Granat mit deutlich rotem Schimmer, also wenig Reifeanzeichen. Selten hatte ich ein Bouquet, welches von der ersten Sekunde an explizit nach Marokko-Minze duftete. Und zwar wie! Im zweiten Ansatz findet man immer noch Johannisbeeren und helles Leder. Im Gaumen eigentlich recht schlank, aber mit einer angezeigten Rasse, welche von der langen Säure unterstützt wird. Für einen mehr als 60jährigen Wein kann er noch enorm Frische zeigen. Das war ein sehr würdiger Ersatz für den altersschwachen de Pez. 17/20 austrinken
MOUTON 1970: 315'000 FLASCHEN
Bis zum Jahrgang 1986 deklarierte das Weingut seine Erntequantitäten auf den Etiketten. Mit dem Tod von Baron Philippe de Rothschild hörte seine Tochter Philippine mit dieser Tradition auf. Heute liegt die Produktion in der Regel unter 200'000 Flaschen.
MEIN ERSTER PREMIER-KAUF
Genau 59 Franken bezahlte ich im Jahr 1985 beim Weinhändler Hegi in Villmergen für eine Flasche von diesem Premier-Grand-Cru. Heute liegt der Preis knapp unter 500 Franken …
1979 Château Margaux, Margaux: Innen immer noch recht sattes Purpur, aussen fein ziegelroter Rand. Gleich zu Beginn legt dieser Margaux los und zeigt seine wunderschöne Reife in den Restfruchtkomponenten, ein Hauch Preiselbeeren und Himbeeren, ergänzt durch die Süsse unterstützende, rosinierende Töne. Im zweiten Ansatz helles Malz und Küchenkräuternuancen, dann Heu und Pferdesattel. Gibt sich dabei sehr vielschichtig. Konzentrierter Gaumen und sehr fleischiges Extrakt. Er zeigt an, dass er immer noch ausbauende Gerbstoffe in sich trägt, hoch aromatisches Finale. Einer der besten Weine dieses Jahrganges. Und davon gibt es leider nicht mehr besonders viele. Im Médoc ist er für mich der beste Premier-Cru! 19/20 trinken
1983 Château Lynch-Bages, Pauillac:
Mittleres Granat, am Rand oranger Schimmer. Das Bouquet beginnt, für den heissen Jahrgang, erstaunlich frisch. Zeigt Brombeerenresten, Minztöne und dunkle Schokolade im laktischen Ansatz. Dann helle Edelhölzer und nach und nach kommen wärmere, bis heissere Nuancen mit ins Nasenspiel. Im Gaumen saftig, recht konzentriert und schöne Terroir-Akzente setzend, nachhaltiges und grossartiges Pauillac-Finish. Das macht enorm Spass auf sehr hohem Niveau. Aber, man sich dies ja von den Lynch-Bages aus dieser Dekade schon längst gewohnt. Für mich zählt er mittlerweile zu den besten 1983ern im Médoc. 19/20 trinken
MEMOIREN VON JEAN-MICHEL
Schon vor meiner Mövenpick-Zeit pflegte ich regelmässigen Kontakt mit dem Lynch-Bages-Besitzer Jean-Michel Cazes.
Ich lud ihn damals zu einer Vertikal-Probe ins Gasthaus Kreuz ein, welches ich fünf Jahre lang führte. Ein paar Jahre später nahm ich ganz viele Lynch-Jahrgänge aus meinem Keller mit nach Pauillac. Letztes Jahr wieder. Diesmal verkostete ich diese «Mitbringsel» mit seinem Sohn Jean-Charles.
Letzten Herbst ist ein Buch mit den Memoiren von Jean-Michel erschienen. Er ist ein grossartiger Pauillac Veteran, dem das Médoc ganz viel zu verdanken hat!
WELTKLASSE - VON ALLEM ETWAS
Was schmeckt wie ein imaginärer hoch reifer Blend aus La Mouline (Syrah), aus Château Rayas (Grenache) und La Tâche (Pinot Noir)? Antwort: Der atypische Cheval Blanc 1971!
1971 Château Cheval Blanc, Saint Emilion: Deutlich aufgehelltes Weinrot, rostige Reflexe am Rand. Traumhaftes Würzbouquet. Man wähnt sich in einem marokkanischen Markt mit seinen verrückten Aromen; Curcuma, Kreuzkümmel und Raz-el-Hanout. Die delikat ausladende Süsse erinnert Dörrdatteln und helle Rosinen. Im zweiten Ansatz Irisch Moos und junges Hirschleder. Das Nasenbild erinnert irgendwie auch an einen ganz grossen DRC-Burgunder. Burgundisch geht es im Gaumen gleich weiter, weiche Säure, milder Fluss, tänzerisches Finale. Eine sehr feminine, zarte und somit seltene Variante von einem ganz grossen Cheval-Blanc. Dieser verhält sich in dieser Form schon über Jahrzehnte. Ein Reifweinwunder. Zwei Weinhändler boten diese Rarität zum gleichen Preis (CHF 775) an. Eine Viertelstunde später war alles weg. Kein typischer Cheval, aber ein extrem erotischer «Saint-Emilion-Likör». 20/20 austrinken
1921 Château Caillou «Grande Reserve», Barsac: Sehr dunkles, leicht bräunliches Gold mit Bernstein Reflexen. Das Bouquet beginnt mit einem «Madeira-Akzent», kalter Kräutertee, Nougat, dunkles Caramel, Melasse, eingedickter Birnensaft und malzige Konturen. Die Süsse wirkt abgeklärt ist aber noch präsent. Im Hintergrund Ginster, Gerste und Latwerge. Im Gaumen zeigt er die dunkle, würzige Seite eines lange gereiften Barsacs, ungeschwefelte Dörraprikosen, getrocknete Feigen und Korinthen im angenehmen Finale. Wie sagte der berühmte Önologie Professor Denis Dubourdieu: «mit dem Alter essen die Süssweine deren eigene Zucker auf!». Recht hatte er. Leicht über dem Zenit. 18/20 vorbei
Der grosse Bericht von dieser Raritätenprobe: www.bxtotal.com
BURGUNDER-PARADE IM DE LA PAIX
Weisse und rote Burgunder von 1934 bis 2013 standen an dieser Raritätenprobe auf dem Programm. Alle aus dem Gabriel-Keller. Gesammelt oder angesammelt stellte sich nicht zur Frage. Da meine liebe Karin im besten Fall nur weissen Burgunder trinkt, hapert es an Entkorkungsmomenten. Die beste Möglichkeit besteht darin, dass ich eine solche Probe ausschreibe und genügend Burgunderfans an einen Tisch bringe.
Dies ist mir in den letzten Jahren und auch an diesem 24. Februar bisher immer problemlos gelungen. Zum Spass habe ich in der meistbenützten Suchmaschine die beiden Begriffe «Burgunder» und «Luzern» eingegeben. Der erste Treffer lieferte eine Telefonnummer: Margrit Burgunder bietet als psychologische Beraterin ihre Dienste an. An zweiter Stelle erscheint bereits die erste Weinhandlung (es folgen danach noch mehrere …) mit einem Burgunder Angebot; Schubi Weine. Auf den dritten Platz liefert der Gastro Ausstatter Berndorf ein Glas-Angebot. Nach dem Motto: «Ehret einheimisches Schaffen» könnte man auf Rang vier den Blauburgunder vom Schloss Heidegg kaufen. Wer gerne reife Burgunder mag, der findet ein attraktives Angebot im Old Swiss House. Das liegt nur gerade 150 Meter neben dem Austragungsort von unserem Burgunderabend. Dort hat der heutige Wirt Philipp Buholzer von seinem Vater einen stattlichen Weinkeller übernommen. Er gibt aber offen zu, dass in der aktuellen Genusszeit Bordeaux mehr gefragt sind wie die Weine aus der Côte d’Or.
PIERRE, BERNARD, ANNE BOISSON
Vinifiziert werden alle Weine auf der Domaine. Aber unter verschiedenen Vornamen. Vater Bernard hat die später erworbenen Rebberge direkt für die Kinder gekauft, um das Erbschaftsgesetz zu umgehen.
2008 Meursault Les Chevalieres, Bernard Boisson-Vadot: Für einen 15jährigen Weisswein wirkt die Farbe immer noch unglaublich jung. Senfgelber Schimmer im Innern. Geniales würziges Bouquet mit klarem Meursault-Absender im reduktiven Stil. Feine Schiefertöne, Agrumen und gelbe Fruchtresten, weisser Pfeffer und delikate Kräuternoten. Im Gaumen konzentriert, satt im Extrakt, extrem lange. Er legte an der Luft permanent zu. Ein absolut genialer Meursault! 19/20 trinken
2013 Meursault Sous la Velle Anne Boisson: Helles, intensives glockenklares Gelb. Er wirkt zu Beginn etwas zaghaft und zeigt schier grünlich-florale Aromenkonturen in der Nase. Kreidige Mineralik, helle, gelbe Früchte, Pimpernellen und einen zart pfeffrigen, vifen Schimmer im Bouquet. Im Gaumen grossartig, schlank, rassig, fein gewoben mit unerwartet langem, nobelbitterem Abgang. Da ist keine Eile mit Entkorken angesagt. 18/20 trinken
LIGNIER STATT LIGNIER
Angekündigt hatte ich den 1978 Charmes Chambertin von Georges Lignier. Doch der war leider über dem Berg. Also suchte ich in meinem Excel nach einem würdigen Ersatz. Und – ich fand den gleichen Jahrgang vom genau gleichen Produzenten. Aber eine andere Grand-Cru-Lage. Im Inventar war eine einzige Flasche aufgeführt. Als ich diese aus dem Gestell «pflückte», sah ich dass daneben noch eine gleichen Bouteille lag. Also war dies ein internes Nullsummenspiel …
1978 Clos Saint-Denis, Georges Lignier: Mitteldunkles, deutlich gereiftes Weinrot. Reifes Bouquet mit «Gôut de lièvre». Diesen «Wildhasenton» findet man oft in älteren, traditionell hergestellten Rotwein. Oft wurde die die
Malo auf der Hefe gemacht, was einen Jugendböckser ergab, welcher später positiv mutierte. Man findet noch Cassis, Caramel, Holunderblüten, Wildleder und nassen Tabak im zweiten Ansatz. Im Gaumen wunderschön, klassisch und doch einzigartig, viel Süsse im Finale, erinnert etwas an eingedickten Birnensaft und alten Port im langen Finish. Weil ich mit genau solchen Burgundern «aufgewachsen» bin, liebe ich diese innigst. Für mich eine Sensation! 19/20 trinken
CLOS DE LAMBRAYS BY LMVH
LMVH? Das sind nur vier Buchstaben. Dahinter steckt der reichste Mann der Welt. Der französische Unternehmer und LMVH-CEO und Haupteigentümer Bernard Arnault konnte im letzten Dezember den Tesla-Chef und Twitter-Eigentümer Elon Musk als reichsten Menschen der Welt ablösen. Das Vermögen von Arnault wird zum aktuellen Zeitpunkt auf 215 Milliarden US-Dollar geschätzt. Tendenz zunehmend! Er riss sich die 8,6975 Hektar Rebfläche samt edlem Gutshaus im Jahr 2014 unter den Nagel.
2005 Clos des Lambrays, Domaine des Lambrays: Mittleres Rubin mit dezent lila Reflexen, am Rand deutlich aufhellend. Das Bouquet zeigt mehr Würze wie Frucht im ersten Moment. Leicht hölzerner Beginn, dann Hirschleder, Haselblüten, Pulver Kaffee, Hagebutten, getrocknete Preiselbeeren und Nuancen von Korinthen. Im Gaumen wirkt er sehr streng, die Gerbstoffe dominieren den asketischen Körper, strahlen jedoch eine schöne Terroirsüsse aus. Irgendwie gibt er sich ziemlich bäuerlich und so fehlen ihm – zumindest im Moment noch – die Finessen für einen Grand Cru aus einem so grossen Jahrgang. Man könnte eigentlich erwarten, dass er nach so vielen Jahren Flaschenreife so langsam die erste Reife erreichen sollte. Dem ist aber definitiv nicht der Fall. Wurde dieser Clos de Lambrays zu streng erzogen? Hilft möglicherweise sehr langes Dekantieren? Potentialwertung: 18/20 warten
NAPOLEONS LIEBLINGSWEIN
Das Bild zeigt Napoleon Bonaparte bei einem Besuch der Kellerei Moet & Chandon. Der Champagner gehörte zu seinen drei Lieblingsweinen. Beim Weisswein bevorzugte der französische Feldherr einen Pouilly-Fumé. Bei den Rotweinen galt der Pinot Noir als seine Lieblingsrebensorte. Für besondere Gelegenheiten griff er – gemäss Recherchen – am liebsten nach einem Chambertin.
Mit 15,39 Hektar ist die Chambertin-Lage Clos de Bèze eine der grösseren Grand Cru Lagen im Burgund. Platzhirsch ist mit 5 Hektar Anteil die Domaine Pierre Damoy!
2009 Chambertin Clos de Bèze, Pierre Damoy:
Dunkles Rubin-Granat. Beim Dekantieren duftete es weit herum nach frischen Himbeeren. Ziemlich wuchtiges Bouquet, vielleicht gar minim alkoholisch im allerersten Ansatz, rote Pflaumen, Parisette-Brot, Milchkaffee (also dezent laktisch). Zarte Glutamat Spuren. Fülliger, geschmeidiger Gaumen, die Säure ist wunderschön eingebunden und der Wein zeigt Fülle und Erotik. Das Finale endet mit reifem Pflaumen und einem Hauch von Carmel. Ein Rubens-Chambertin. 19/20 trinken
Der grosse Burgunderbericht von René Gabriel:
www.bxtotal.com
2009ER-ÖSTERREICH-MAGNUMPARADE
Eine Magnum kommt selten allein! Oben auf dem Titelbild, steht eine ziemlich repräsentative Wahl vom Allerbesten, was Österreich vom Jahrgang 2009 bei den Rotweinen zu bieten hat. Viele Weine wurden schon in deren Jugendphase sehr hoch bewertet. Danach wird es in der Regel etwas ruhiger. Denn – die meisten von dieser Prachtsexemplare gelten als lokale Helden und werden sehr jung in der Gastronomie getrunken. Und in der Folge etwas später von den privaten Weinfreaks.
All diese sieben Weine jetzt noch im Markt aufzutreiben und an einem Abend gegenüberzustellen, dürfte extrem schwierig sein. Noch unwahrscheinlicher wäre es, wenn man dieses Unterfangen mit Magnumformaten in Angriff nehmen würde. So gesehen, war dies ein veritabler Raritätenabend. Stattgefunden hat er gegen Ende Februar 2023 in Eschenbach.
ZIEREGG: MAXIMALE GENIALITÄT
Jeder Beginn hat einen Anfang. Da macht es durchaus Sinn einem tollen Weisswein zum Apero einzuschenken.
2011 Sauvignon Blanc Zieregg, Tement, Berghausen: Magnum. Leuchtendes Lindengrün. Zeigt praktisch keine Reifetöne. Geniales Bouquet; geröstete Haselnüsse, gemahlene Krachmandeln, Brioche Toast, gelbe Nektarinen, weisser Pfirsich, ergänzt mit eine Hauch Minze und Eisenkraut. Komplex. Ausladend. Reich. Je länger man an ihm schnuppert, desto mehr setzt er kalkige Mineralität frei. Im Gaumen zeigt er vom ersten Schluck an seine Grösse. Er gibt sich immer noch knackig und quicklebendig. Das Extrakt ist fleischig, satt und von nobler Bitterkeit und Würze begleitet, endet mit gigantischem Finale. Auch nach mehr als zehn Jahren in dieser Magnumflasche zeigt er immer noch seine maximale Genialität. 20/20 trinken
IM ZWEIGELT FÜR DEN ANGELKAGTEN
Den Hans Schwarz kenne ich schon seit ganz vielen Jahren. Andere Frage; wer kennt den Hans Schwarz nicht?
Er ist ein Tausendsassa und hat Höhen und Tiefen erlebt. Die Konstanz war nie so richtig seine ganz grosse Stärke. Es scheint aber, dass die Marke «Weiss Schwarz» «Schwarz Rot» und «Schwarz Schwarz» in den letzten Jahren mit dem Zutritt seines Sohnes Michael gefestigt und verbessert wurden. Die Weine sind stilsicherer geworden. Bei den heute grossartigen Weissweinen konnte man den früheren Fruchtverlust um 180 Grad drehen.
Geschäftlich mischt er durch seine tollen Connections auch bei Grossverteilern kräftig mit. Immer getreu dem Motto: «Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Fischer».
Seine grösste Konstanz liegt beim Zweigelt. Da kann man auch ganz frühe Jahrgänge noch mit viel Genuss trinken. Damit beweist er, dass ein Zweigelt zärtlich und langlebig sein kann.
2009 Schwarz Rot, Johann Schwarz, Andau:
100% Zweigelt. Immer noch deutlich Rubinfarben, ohne jegliche Altertöne am Rand. Süsses, minim kompottig wirkendes Bouquet, rote Kirschen, Johannisbeerengelee, Cassis, Anklang von Dörraprikosen und kaltem Jasmin Tee. Saftiger Gaumen. Auch hier meldet sich die angenehme Süsse im fein gewobenen Extrakt wieder. Irgendwie zeigt er dabei auch eine gewisse burgundische Pinot-Affinität. Er ist immer noch sehr fruchtig und doch zeigt er seine generelle Genussreife an. Ein sehr erotisches Zweigelt-Vergnügen! 18/20 trinken
Weitere Weine: Solitaire, G von Gesellmann, Mystique von Pöckl. Alles auf www.bxtotal.com
WELTKLASSE OHNE KONKURRENZ
Auch wenn auch in anderen Ländern der Blaufränkisch angebaut wird, so kennt er – ausser in Österreich – praktisch keine Konkurrenz.
2009 Blaufränkisch, Ried Marienthal, E.T. Triebaumer, Rust: 100% Blaufränkisch. Die Farbe ist immer noch sehr dunkle, satt in der Mitte, zeigt mehrheitlich Granatreflexe und wirkt jünger wie sein Alter. Das Bouquet beginnt klassisch. Also genau so wie man es sich von einem grossen terroirlastigen Blaufränkisch gewohnt ist. Pflaumen, Brombeeren, kalter Rauch, Szechuan Pfeffer und viel mineralische Züge. Im kompakten Nasenbild nimmt man aber auch verspiele Kräuternuancen (Thymian, Origano) war. Das Nasenbild lädt zum Verweilen. Man findet die Einzigartigkeit dieses legendären Crus. Im Gaumen einerseits gefestigt, umfassende Adstringenz aufweisen, aber auch eine royale Art, wie sich alles elegant verteilt. Hat in mir viel Empathie ausgelöst. Finesse und Power. Genau so wie man es von einem Premier-Cru aus Bordeaux erwarten würden. Davon gibt es aber mehr als eine Handvoll. Den Marienthal gibt es nur einmal auf der Welt. Zum Glück! BF-Weltklasse ohne Auslandkonkurrenz! 19/20 trinken
SCHMIERFLECK IM QUARTETT
Es sind vier Flaschen auf dem Bild. Drei Bordeaux. Drei sehr teure Bordeaux. Drei sehr gute Bordeaux. Und doch war es dieser geniale Burgunder, welcher am meisten Emotionen ausgelöst hat. La Tâche heisst unter anderem auch Schmier- oder Schmutzfleck auf Französisch.
In meinem glücklichen Weinleben durfte ich schon ein paar den gehätschelten und heute noch unerschwinglicheren Romanée-Conti trinken. Oft war da – weil es eine Burgunder-Raritätenprobe war – auch ein La Tâche in der Nähe. Und immer war der kräftiger, tiefgründiger, charaktervoller als der DRC-Leader. Zugegeben – vielleicht nicht ganz so fein.
Vor vielen Jahren stand ich in einem Keller in Bern. Geordnet einem liebenswürdigsten Chaos. Ziemlich prominent erblickte ich eine Flasche 2000er La Tâche. Sofort gab ich meiner Liebe zu diesem Burgunder Cru Ausdruck. Da antwortete der Kellerbesitzer: «Den trinken wir irgendwann zusammen». Gestern war es so weit. Ich fuhr mit dem ÖV ins östliche Bern. Bald sassen vier gestandene Mannen, alles gute Freunde, am Tisch.
Wir griffen nach dem delikaten Fleischkäse (am Stück), dem saftigen Schinken (mit spannendem Fettrand) und dem Nostrano-Salami (feinsalzig). Letzterer hauchdünn geschnitten. Dazu wurde knackiges Girolle-Brot gereicht. Unkompliziert und äusserst schmackhaft.
Im Glas der erstmals gereifte 1995 Château Latour. Der wurde blind gereicht. Ich fand sofort die richtige Spur, lag dann aber doch daneben. Als dritten Wein knisterte Pauillac-Erotik in Form vom sandelholzsüssen 1982er Pichon-Lalande im Gabriel-Glas. Zum Käse überraschte der nicht so unnahbare 2010 Haut-Brion. Mit guten Reserven, aber doch etwas angerundeten Gerbstoffen.
Doch jetzt zum 2000 La Tâche Romanée-Conti! Von der Farbe her war es der hellste Wein des Abends. So will es halt die generelle Pinot-Noir-Logik. So in Richtung mittelrot mit fein ziegelroten Reflexen am Rand. Er kam direkt nach dem Entkorken – ohne zu Dekantieren ins Glas. Das mag ich so. Denn da geht keine Primäraromatik in der Karaffe flöten. Das Bouquet erst immer noch ziemlich fruchtig. Es duftete nach Walderdbeeren, nach Hagebuttenkonfi, nach hellem Malz, nach hellen Rosinen. Dann drehte das Nasenbild in Würze, in Bastholz, dominikanischem Tabak, getrockneten Küchenkräutern, nach Dörrdatteln, Frühstückpflaumen und nach arabischem Kümmel, sowie anderen, orientalischen Gewürzen. Im Gaumen füllig, samtig, fein griffig, immer noch gewisse, gute zart stützende Gerbstoffreserven aufzeigend. Eigentlich war die Nase spektakulärer wie der Gaumen. Trotz der gigantischen Länge des Weines. Ich konnte ihn über fast eine Stunde lang verfolgen. Und er legte nasal immer wieder etwas nach. Der Duftreigen wurde immer grösser. Ich versuchte alles zu registrieren und kapitulierte. Die Aromensumme war grösser als mein Aufnahmevermögen. Ich kam mir vor, wie ich mit einer Sofortbildkamera das Universum hätte fotografieren sollen. Dafür klingen die Erinnerungsemotionen auch noch Stunden danach nicht aus. So muss gigagrosser Burgunder! Gegenüber den anderen DRC-Crus ist hier die Produktion generell recht gross. Beim 2000er waren es 24'867 Flaschen! Und die liegen alle, sofern gut gelagert und nicht korkig auf einem Niveau von 20/20. Wahnsinn!!!
Es geht in dieser wunderbaren Geschichte um ein ziemlich legendäres Tasting von 28 Rotweinen und zwei Süssweinen vom grossen Jahrgang 1978 aus Kalifornien.
Diese Weine hatten zum Zeitpunkt unserer Verkostung vom 28. Januar in Zürich knapp 45 Jahre auf dem Flaschenbuckel.
Warum es an dieser Stelle ganz sicher nicht geht, ist ein direkter Vergleich mit den Weinen aus Bordeaux. Diesmal nicht. Wobei ich bei einer Randgeschichte doch noch über deren «divergierende Kognition» berichten werde.
Hier geht es um gereifte Weine auf dem Prüf- und Genusstand. Weine, welche alt werden durften, weil diese zu einem früheren Zeitpunkt nicht getrunken wurden. Oder aus Raritäts- oder Sammlergründen (noch) nicht den Korkenzieher zum Opfer fielen.
Irgendwie kamen wir bei einer Weinrunde auf den Kalifornien-Jahrgang 1978 zu sprechen …
Wir stellten fest, dass wir alle diese Vintage schätzen, ja gar lieben. Und – das war noch das wichtigere Element – jeder von uns noch ein paar «Bottles» im Keller liegen hatte.
Nach den einzelnen Besitzaufzählungen war uns schnell klar, dass diese Inventarbestände für eine grossartige, einzigartige Weinprobe absolut prädestiniert waren. Als wir die Einstandspreise mit den aktuellen Markwerten verglichen war uns schnell klar, dass dieser Event mit der berechnenden Ergänzung weiterer Kosten im Markt kaum Chancen hatte, ausgebucht zu werden.
Also beschlossen wir, dass die einzelnen Flaschen zu Einstandspreisen berechnet würden und dass wir uns – nach einem Bonus-Malus-System – den Verlust oder den Gewinn wohl teilen müssten.
Als das Grobe dieses Events auf dem Tisch lag, knipsten wir ein gemeinsames Foto mit imaginärem Blick auf die gemeinsame Januarveranstaltung in der Waag in Zürich. Schon die Tage zuvor stellte René Gabriel die Flaschen auf den Kellertisch. Um 13.00 Uhr traf Baschi Schwander ein und präparierte die Flaschen sorgfältig für den Event. Zwei Stunden später fuhren wir mit dem Taxi und Gläsern und Flaschen im Kofferraum nach Zürich zum Zunfthaus zu Waag.
FAST GLEICH GROSSE PRODUKTION
Äusserlich unterscheiden sich die beiden Heitz Crus nur wenig. Man muss da immer sehr gut aufpassen.
Sonst gibt es Verwechslungen. Was auch ziemlich gleich ist – zumindest beim Jahrgang 1978; von beiden Weinen war die Produktionsmenge fast identisch.
Vom Bella Oaks wie auch vom Martha’s wurden etwas mehr wie 55'000 Flaschen abgefüllt.
1978 Heitz Cellar Bella Oaks Cabernet Sauvignon, Napa Valley:
Sattes Rot mit noch recht vielen Purpur-Reflexen. Offenes, eigenwilliges Bouquet. Er zeigt vor allem die damals typische Heitz-Note und dunkles Leder und Tabak. Im zweiten Ansatz; Backpflaumen, Petroleum und Korinthen. Im Hintergrund schwingen auch welke Blätter mit und nasses Leder. Im Gaumen zeigt er Fleisch, immer noch Adstringenz und eine gewisse Restarroganz. Ein mächtiger, irgendwie zeitloser Wein. Da ist viel Charakter mit im Spiel mit einem klaren Napa-Eucalyptus-Absender. Ein bewegendes, in Granit gehauenes Weinmonument. Vier Stunden dekantieren. Mindestens! 19/20 trinken
1978 Heitz Cellar Martha's Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley: Wenig gereiftes Rot mit satter Mitte, aussen fein ziegelroter Rand. Leimiges Bouquet (Linoleum), Grafit, Zedern, Pflaumensaft, viel Rosmarin und Minze, braunes Peru Balm. Im Gaumen bedeutend feiner als der daneben- stehende Bella Oaks. Die Gerbstoffe sind gerundet und seidig. Der Fluss ist entsprechend elegant und mit einer schon fast dramatischen Länge ausgestattet. Das längste und harmonischste Finale des Abends. Beautyness with Elegance! Clive Coats würde schreiben: «Very fine indeed!». 20/20 trinken
DOPPELTES VERGNÜGEN
Natürlich erfreute sich Weinfreak Lukas primär an diesem tollen Weinabend. Für ihn war es jedoch ein doppeltes Vergnügen. Denn – er konnte gleichzeitig seinen eigenen Geburtsjahrgang feiern. Die Doppelmagnum Clos du Bois schmeckte ihm besonders gut.
Er sei nicht primär immer auf der Suche nach der effektiven Grösse eines Weines. Wichtig sei auch der Genuss, der vermittelt wird. Zum Clos du Bois meinte er, dass dies so ein richtiger «Pokalwein» sei. Dies, weil man ihn aufgrund seiner unkomplizierten Art fast hemmungslos geniessen könne.
Um diese Behauptung zu unterstreichen, holte er sich nicht einfach ein Glas und ging wieder an seinen Platz zurück. Nein – ich sah ihn eine geraume Weile neben der Grossflasche stehen, welche auf dem Flügel im Saal stand. So geht das «pokalige Nachschenken» natürlich noch viel einfacher vonstatten …
1978 Clos du Bois Proprietors Reserve, Cabernet Sauvignon, Alexander Valley: Deutlich aufgehelltes, reifes Weinrot. Geiles Cassisbouquet, wirkt nasal fast etwas likörhaft, aber ohne die dazu (nicht) passende Süsse, Holunder, Black Currant, Red Currant, feine Kräuteraromen. Irgendwie erinnert das Nasenbild auch etwas an einen berauschenden Le Pin. Also könnte man hier blind auch im Pomerol suchen. Im Gaumen weich, geschmeidig, wunderschön tänzerisch endend. Kein ganz grosser Wein, aber eine gewaltige Genussdroge. 18/20 trinken
SIMI LIEFERTE ZWEI MAL VOLL AB
Es muss nicht immer Napa sein! Das Alexander Valley liegt in der Region Sonoma. Diese breitet sich nördlich der Stadt Healdsburg aus. Heute sind dort ganz viele Wineries anzutreffen. Im Jahr 1978 war die damals schon vor mehr als hundert Jahren gegründete Winery (1876) praktisch noch Platzhirsch.
1978 Simi Cabernet Sauvignon, Alexander Valley:
Mittleres, leuchtendes Weinrot mit dem Alter entsprechendem Reifeschimmer. Ansprechendes, deutlich malziges Schokobouquet, zeigt eine Nuance von braunem Rum und irgendwie nimmt man da auch noch Kokosnuancen wahr. Man kann sich an diesem wunderbaren Bouquet fast nicht sattriechen. Im Gaumen ist er mit zärtlichen Tanninen unterwegs. Diese sind seidig und gleiten mit einer Nonchalance über die Zunge, im Finale Hustenbonbons, Ricola und Lakritze. Liefert Spass und Grösse auf ganz hohem Niveau. Wow! 18/20 trinken
Wie der Reserve schmeckte und alle anderen Weine: www.bxtotal.com
Unten: DANIEL KÄSER’S WEINMENUE
Terrine, Steinbutt, Kalbsbäggli, Käseselektion. Wunderbare Gerichte als Sparringpartner zu den kalifornischen Reifwein-Varianten.
CHAMPAGNER GEHEN DURCH DIE DECKE!
In der Schweiz wissen es viele noch nicht. Solange die Grossverteiler mit 20% Rabatt auf Champagner und Schaumweine agieren, ergibt sich kein realistisches Bild über die aktuelle Situation.
Während in Frankreich die Situation linear ist, sind die Verkäufe im Exportmark extrem gestiegen und die Lagerbestände sind gesunken. Die Preise steigen expotentional.
Am besten merkt man es an den nobelsten Exemplaren. Beispielsweie am Dom Perignon. Der kostete noch vor kurzer Zeit weniger wie 150 Franken. Nun sind wir bei CHF 200+.
Tendenz noch mehr steigend ...
Seit mittlerweile zwanzig Jahren pilgert eine kleine Gruppe mit dem Auto in die Stöckalp und besteigt dort die Gondelbahn auf die Melchsee Frutt. Auf 1920 Metern über Meer dürfen die Eingeladenen bei Ruedi und Irene im Alpenheim eine ganz besondere, übergrosszügige Gastfreundschaft erleben. In der dritten Januarwoche vom noch recht taufrischen Jahr 2023 war es wieder so weit.
Der erste Abend fand unter dem möglichen Thema «Vorglühen im Poscht Huis» statt. Als Einstimmung standen folgende 2009er Bordeaux Weine auf dem flüssigen Gabentisch: Château Lascombes, Château Canon La-Gaffelière, Château Giscours und Clos Dubreuil. Letztere zwei der Aufzählung im Magnumflaschenformat.
Schon im Vorfeld bat ich André Degunotizen zu machen. War eigentlich ein müssiger Wunsch. Denn – André schreibt immer, wenn es Wein gibt. Dies helfe ihm, sich besser zu konzentrierten und vergrössere seinen Genuss. Gut für mich, denn in grosser Höhe leide ich immer ein bisschen mit meinem Riechorgan und mit meiner Lunge. Da bin ich heilfroh, wenn ich meine Energie nicht fürs Schreiben hergeben muss und in die ebenfalls sehr wichtige Rolle eines genussfreudigen Endverbrauchers schlüpfen darf.
So im Hinterkopf habe ich mir dann schon gemerkt, dass zwar alle flüssigen Tischexemplare ganz gewaltig viel vom generellen Reichtum vom Jahrgang 2009 mitgekommen hatten. Und sich – das ist das Schönste an grossen Bordeaux’ – trotzdem ganz deutlich voneinander unterschieden. Zwei Gemeinsamkeiten gab es dann aber doch bei allen vier Crus. Erstmal der Jahrgang und dann auch bei der Bewertung. Bei mir lagen alle auf dem verdienten Niveau von 19/20. Als ich anderntags die Verkostungsnotizen von André bekam, sah ich, dass wir da wieder mal das Heu auf demselben Boden hatten.
KLEINE SCHNEEWANDERUNG INS FRUTT RESSORT
Am Samstagnachmittag wanderten wir zu einem Vor-Vor-Apero ins Frutt-Ressort.
Nach einem stotzigen Fussmarsch kehrten wir wieder zum Alpenheim zurück.
Dort erwartete uns der wunderbare Duft aus dem nigelnagelneuen Backofen von Irenes Hackbraten. Der hat Tradition und schmeckt verdammt gut. Und alle lieben ihn heiss!
ELFER-VERTIKALE LAS-CASES
Die Flaschen waren im Keller schon längst bereitgestellt, was das Titelbild dieses Artikels beweist. André nutzte die Phase des Aperitifs, um die Verkostungsnotizen in alle Ruhe auf seinen Block zu kritzeln.
Auf dem Weingut Las-Cases haben grad kürzlich personelle Rochaden stattgefunden.
Pierre Graffeuille ist von Las-Cases nach Montrose als neuer Direktor gezogen. Jean Guillaume Prâts (ehemals Cos d’Estournel) und Florent Gentil (ehemals Pichon-Lalande) schmeissen neu den Laden. Immer unter der permanent schützenden Hand des Patrons Jean-Hubert Délon.
ZWEI MAL ZWANZIG PUNKTE
Die Jahrgänge 2006 und 2009 wurden von André Kunz mit zwanzig Punkten ausgezeichnet. Da bin ich seiner Meinung.
Müsste ich entscheiden, wäre der 2006er mein Favorit. Hier vereinen sich Grösse, Spass und Klassik.
Alle Notizen wie immer auf www.bxtotal.com
BESCHISSENER CHÂTEAU EVANGILE 2005
Es gibt – auch bei sehr grossen Weinen – manchmal bittere Enttäuschungen.
Gestern passiert beim oben genannten Prestige-Pomerol.
Im Netz wird er mit mindestens 95 Punkten bewertet. Meist höher.
Bei der vorletzten Verkostung mutmasste ich, dass er gar ein Kandidat für eine Maximalbewertung werden könnte.
Im Markt bewegt er sich mittlerweile in der Nähe von 400 Franken.
Aufgrund meiner Negativ-Erfahrung von gestern würde ich diesen Preis nie und nimmer für diese enttäuschende Flasche bezahlen.
Warum dieser Gesinnungswechsel?
Kann sich ein Wein derartig schnell verändern?
Die Enttäuschung war riesengross!
Was war passiert?
Diese beschissene Flasche 2005 Château L’Evangile korkte!!!
Gut besucht. Danke Euch allen!
Letztes Jahr hatten wir auf der offiziellen Gabriel-Webseite mehr als 60'000 Besucher.
HERMITAGE UND HIRSCHPFEFFER
Terroirweine passen in der Regel hervorragend zu Wildgerichten. Aber leider haben jegliche Weine trotzdem fast keine Chance, ein multi-idealer Speisenbegleiter zu sein. Wie bitte soll denn ein Rotwein zu einem Rehrücken passen? In der Regel eigentlich schon. Besonders, wenn die Wildsauce in Spätzli baden darf. Aber alles, was sonst noch auf den Teller kommt, verliert sich schnell in den additionellen Kombinationen. Die da sind; Rosenkohl mit Speck. Rotkraut mit Marroni. Mit Preiselbeeren gefüllte Birnen. Und weiss Gott noch was. Spätestens hier macht jeder noch so passende Rotwein schlapp.
Wenn kombinieren nicht geht, dann läuft es besser mit ignorieren. Einfach immer dann Beilagen essen, wenn grad kein begleitender Schluck Wein eingeplant wird. Und dann wieder voll der Wildfleisch-Spätzli-Saucen-Kombination frönen, wenn wieder zum Glas gegriffen wird.
Heute Abend gibt es bei mir Hirschpfeffer mit Teigwaren. Fertig! Da passt ein Hermitage besonders gut dazu …
2000 Hermitage Monier de la Sizeranne, M. Chapoutier:
Die Farbe ist mitteldicht, zeigt immer noch ein recht junges Rot, nur ganz fein aufhellend am Rand. Die Nase dokumentiert das «Blut der Rhône» fleischige Ansätze, Tomatenmark, Pflaumenmus, Teer und schon zärtlich anmutende Kräuternoten. Kein nasaler Bulldozer, sondern sehr elegant. Feinfleischiger Gaumenfluss, die Gerbstoffe sind abgeklärt und stützen nur noch etwas. Im Nachklang nimmt man einen klassischen Erd-Eisenton war. Ein vollreifer allenfalls etwas feminin anmutender Hermitage, der sich immer noch perfekt geniessen lässt. Und das ohne angesagte Eile. 18/20
P.S. Passt hervorragend zu Hirschpfeffer. :)
PARKER LIEGT KOMPLETT DANEBEN
Früher wurden wir oft mit oder gegeneinander verglichen. Heute ist es «auf beiden Seiten» etwas ruhiger geworden. Als der Bordeaux 2005 im Primeur Markt präsentiert wurde, waren wir beide noch voll im «Subskriptionssaft» …
Ab uns zu holt uns die Vergangenheit ein. Heute habe ich einen 2005 Château Pape-Clément entkorkt. Übrigens mein erster Bordeaux in diesem noch jungen Jahr. Ebenso jung kommt die Farbe von diesem beliebten Pessac-Léognan daher. Das Bouquet ist glockenklar, zeigt immer noch viel primäre Aromatik (Kirschen und Brombeeren), nicht ohne einen Akzent von Mineralität, einer Prise Kaffee und erste Kräuternuancen zu verströmen. Der Aromendruck ist nasal gewaltig. Im Gaumen geht die buchstäblich Post ab.
Momentan hat er eine dramatische Erstgenussphase und man kann ihn hemmungslos in Angriff nehmen. Wohlwissend, dass dies nur der Beginn ist. Die Aromatik im Gaumen bleibt schwarzbeerig. Er zeigt Tiefe und viel weiteres Potential.
Möglicherweise werden ihn Mission und Haut-Brion irgendwann überholen. Vom Preis her haben es diese Pessac-Kontrahenten eh schon lange geschafft. Seit Beginn weg. Dieser Pape lag bei mir schon immer hoch in der Gunst. Jetzt hat er noch einen Zacken zu gelegt. Somit schliesst er zum ebenso gigantischen Pape 2015 auf. Gabriel-Taxierung: 20/20
Parker liegt mit seinen 100/100 hingegen – im Vergleich zu meiner Wertung – völlig daneben …
KORKEN-PRÄSENTATION
Wie wichtig ist ein Weinkorken? Das fragt sich der Künstler Eberhard Stimpel aus Lauterach (Voralberg).
Um diese Frage in die Runde zu werfen, hat er einen "Kork-Präsenter" entworfen. Anstatt, dass ein Korken eines edlen Weines gleich nach dem Entstoppeln weggeworfen wird oder achtlos auf dem Tisch herum lümmelt, wird dieser prominent auf dem Tisch präsentiert.
Er hat mich um meine Meinung gefragt. Ich finde die Idee schon mal generell gut. Besonders auch für Restaurants, respektive für Sommeliers.
Was meint Ihr dazu?
Mehr Infos auf der Webseite von Eberhard Stimpel: www.hand.werk-kunst.net
Grausam Schwefel?
es ist unglaublich, auf wie vielen sprachen der valbuena 2004 auf dem rücketikett deklariert, dass es in diesem wein - nebst trauben - auch schwefel drin hat. es steht nicht drin wieviel in prozenten oder promillen es effektiv sind. mich hätte der blend eher interessiert. aus zuverlässigen quellen habe ich aber erfahren, dass dieser phänomenal gereifte ribera del duero aus hundert prozent trauben hergestellt wurde …
MEINE LETZTE FLASCHE BORDEAUX!
Schon seit Tagen überlege ich mir, welche Flasche es denn sein soll. Das ist nicht einfach, wenn nicht nur viele, sondern auch ganz viel verschiedene Bouteillen im alarmgesicherten Keller herumlümmeln.
Reif sollte er sein, dies war von Anfang an klar. Dann auch nicht zu üppig. Oder auch nicht mit allzu vielen Gerbstoffen ausgestattet. Auch das war ein Credo. Letztendlich hatte ich noch ein Dutzend Varianten im Kopf und wanderte mit diesen Ideen voller Lust und doch irgendwie ratlos von einer Kellerecke zur andern.
Beim Regal «Saint-Julien» blieb ich stehen. Der Wunsch konkretisierte sich immer mehr. Ganz zu unterst zog ich an einer Kiste und wählt ganz bewusst meinen letzten Bordeaux; 2001 Château Léoville-Poyferré.
Der liefert immer noch viel Frucht und weist mit ersten Kräuternoten auf seine zweite Evolution hin. Im Gaumen mittelgewichtig und doch noch recht gut mit Reserven unterstützt. Das war eine würdige Wahl für den letzten Bordeaux in diesem Jahr.
Morgen fliegen wir nach Spanien in die Ferien. Da verzichte ich auf Cabernet & Co und erwärme mich an verschiedenen Tempranillo-Varianten.
Und Anfangs nächsten Jahres – wenn ich wieder zu Hause bin – überlege ich mir dann ganz gut, welches meine «erste Flasche Bordeaux» im 2023 sein wird …
22 GABRIEL-PDF-ARTIKEL IN 52 WOCHEN
Ende Jahr ist es auch immer wichtig, Bilanz zu ziehen. Ein Abonnement auf www.bxtotal.com kostet nicht ganz 100 Franken. Dafür kann man auf rund 60'000 Gabriel-Notizen herumsurfen. Und ebenso viele gibt es von André Kunz auf einem gespillteten Portal.
Meine Erlebnisse rund um den Wein fasse ich jeweils in illustrieren PDF-Artikel zusammen. Heuer sind es genau 52 Stories in 52 Wochen. Macht ingesamt 243 Seiten. Also ein veritables Buch ist da in 365 Tagen zusammen gekommen.
CHATEAU LATOUR IM OLD SWISS HOUSE! Wenn ein Dutzend Weinfreunde in ihren Kellern nach Latour Flaschen suchen, kommt ganz schön was zusammen. Vom 100jährigen 1922er bis zum Latour 2005 ...
DEZEMBER-BURGUNDER-SEXTETT! Puligny, Meursault, Chassagne und drei Chambertins. Eine Einladung bei uns mit drei weissen und drei roten Burgundern. Von 1934 bis 2013 ...
2004 BORDEAUX-COLLECTION DUCLOT!
Eine ganz besondere Kiste mit allen Premiers drin. Da gibt es viele Sammler. Wir gehören nicht dazu. Wir trinken ...
PREMIER-GRAND-CRU-LUNCH IN HILDISRIEDEN!
Alle teuersten und wichtigsten Bordeaux vom Jahrgang 2012. Mit ein paar würdigen Sparring-Partnern. Im Zentrum stand eine Duclot Kiste ...
DECADANCE DAY IN ENGELBERG! Lucullus und Bachus hätten grosse Freude an unserem geselligen Kalorien- und Gerbstofftreffen gehabt ...
MÄNNER-MARGAUX-MITTAG! Ein weisser Pavillon du Château Margaux, 2017 und sechs Mal Château Margaux (1983, 1986, 1993, 1996, 2000 und 2009. Und nur Männer am Tisch ...
WELTKLASSEWEINE IN DER STEIERMARK!
Ein Höhepunkt nach dem Andern. Gabriel's Jahrhundertweine und Gabriels Lieblingsweine und rei riesengrosse Flaschen ...
ZEHN GANZ GROSSE BORDEAUX 2009! Es muss nicht immer ein Premier sein. Viele grosse Bordeaux von diesem genialen Jahrgang arten beim Entkorken zu einem Volksfest aus ...
MARGAUX IN VIELEN FACETTEN!
Die 1521 Hektar grosse Appellation Margaux ist heterogen und verteilt sich über fünf Gemeinden. Von 1909 Château Margaux bis 2005 Angludet in 17 Variationen ...
BORDEAUX 1996 VOM LINKEN UFER!
Schon fast ein Volksfest mit tollen Weinen aus Graves, Margaux, Saint-Julien, Pauillac und Saint-Estèphe. Der Star: Château Mouton-Rothschild aus der Imperiale ...
BORDEAUX IN DER STEIERMARK!
Grossartige Weine aus Saint-Emilion und der Region Sauternes aus der Silvio-Denz-Schatulle. Weinwohlfühlen für 80 Personen ...
BORDEAUXWEINE IM SCHLOSS SCHLEISSEHIM BEI MÜNCHEN!
Das Beste was Bordeaux grad so zu bieten hat. Und ganz viele Grossflaschen, Das Rariräten-Diner mit Robert Langer ...
EUROPA-RARITÄTEN IM TANTRIS IN MÜNCHEN!
Wenn die Society of Bachhus America tagt, dann wird mit grosser Weinkelle angerührt. Ausnahmesweise war der Gabriel auch dabei. Als Protokollführer ...
DER JAHRGANG 1995 IN KALIFORNIEN!
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber ein paar Sensationen gibt es da schon. Der beste Wein des Abends; Briant Family ...
CASTELLO LUIGI LANCIERT BELVEDERE!
Bisher gab es den weissen und den roten Castello Luigi. Diese verkaufen sich zu rund 170 Franken. Nun gibt es eine günstigere Alternative. Aus gleichem Hause ...
1968ER WEIN FÜR EINEN 1968ER GAST! Ausser in Spanien war in diesem Jahr weinmässig nicht viel los. Dafür ging im Napa Valley die Post ab ...
1990ER RODEO IM VAL BEDRETTO!
Nicht nur Bordeaux, sondern auch 1990er aus der Champagne, dem Burgund, der Rhône und auch aus dem Tessin waren mit im Spiel ...
CHÂTEAU MUSAR KANN ALLES, ABER ANDERS!
Ein grosser Bericht für einen grossen Wein. Weltklasse - made in Libanon. Mit verkosteten Jahrgängen von 1966 bis 2014 ...
EIN HALBES DUTZEND BORDEAUX MAGNUM FLASCHEN! Schlechtwettervariante. Statt draussen auf einem Bauernhof, fand dieser Event in einer Werkstatt statt. Der Wein des Abends; 2002 Château Mouton-Rothschild ...
MAGNUM-RARITÄTEN-KABINETT!
Aus dem Keller von Jürg Richter. Mit den Höhepunkten 1929 Climens, 1955 Cheval Blanc, 1959 Ausone und vielen anderen gigantischen Weinerlebnissen in Zürich ...
GEREIFTE RIOJA VOM OCHSENFLUSS! Ein spanischer Abend mit alten Rioja von 1928 bis 1991 und einer dampfenden, frisch zubereiteten Paella ...
EIN MOUTON KOMMT SELTEN ALLEIN!
Wie aus einer geplanten Flasche Mouton-Rothschild schliesslich zwei wurden. Ein Genussabend bei Charlie Bucher in Meggen. Min Anfahrtschwierigkeiten ...
MAGNUMWANDERN BIS ZUR JAGDHÜTTE! Als Höhepunkt; der Käsegipfel mit Bernard Anthony und Rolf Beeler. Adabei; Graf Stephan von Neipperg und Silvio Denz. Im Mittelpunkt; alles Magnumflaschen ...
24 MAL BORDEAUX 1990 IN LUZERN!
Erstmals im Restaurant de la Paix, mitten in Luzern. Die Tagessieger; Montrose und Trotanoy. Fazit; entkorken und auf nichts mehr warten ...
CHATEAU FERRIERE: KLEINER GRAND CRU - GROSSE FREUDE!
Neujustierungen eines beliebten Margaux-Grand-Crus. Vom Jahrgang 1919 bis 2019. Mit vielen, günstigen Kaufemfpehlungen ...
BORDEAUX PRIMEUR VOM JAHRGANG 2021!
André Kunz war in Bordeaux und hat Fassproben vom neuesten Jahrgang beschrieben und bewertet ..
SENSATIONELLE SÜSSWEINTRÄUME! Zwei grosse Tokajer vom Jahrgang 1957. Mehr süss geht fast nicht. Noch besser aber auch fast nicht ...
BORDEAUX 1982 & CO!
Die Würze ist der Frucht gewichen. Ein "moderner Jahrgang" ist immer noch in Hochform. Warten lohnt sich fast nicht mehr. Aber der Genuss ist immer noch auf hohem Niveau ...
CHATEAU GRUAUD-LAROSE - IM DUTZEND BILLIGER!
Wenn jeder etwas beisteuert, werden Weinabend enicht nur erschwinglich sondern mitunter gratis. Ein weiniger Abend mit Gänseleber und Weinhuhn ...
EINUNDZWANZIG MAGNUMFLASCHEN IM SEMPACHERHOF! Das Schlussbouquet nach vielen Aufführungen. Höhepunkte; Zieregg 2007, Knoll 1991, Montrose 2001, Margaux 1996, Figeac 1998 und Yquem 1983 ...
KELLERGENUSS MIT DER ENDZIFFER 3!
Die Höhepunkte; 1993 Riesling Kellerberg Knoll, 1983 Lynch Bages, 2003 Montrose, 2003 Haut-Brion, 1983 Rieussec. Feines Essen und gute Weine bei Gabriels im Keller ...
FÜNFZIG MAL 1990 RUND UM BAD RAGAZ!
Ein ganzes Wochenende voller Perlen mit dem Besten vom Besten. Alle Premiers, Pétrus, Lafleur, Trotanoy, ein paar Kalfornier, Sassicaia und viele Sauternes ...
WIESENSCHWEIN UND BORDEAUXWEIN!
Eine sehr gut Kombination, um mit Freunden einen runden Geburstag zu feiern. Genauer; vierzig Freunde und zehn Doppelmagnums ...
BORDEAUX 1998 AUS DEM MEDOC!
Zwölf tolle Crus aus den Appellationen Saint-Estèphe, Pauillac, Saint-Julien und Margaux. Alle Premier Grand Crus. Der beste von allen; Château Lafite-Rothschild ...
BORDEAUX 1989 FÜR DIE SCHLUSS-GALA IM SEMPACHERHOF!
Mit vielen Grossflaschen. Höhepunkte; Château Lafite-Rothschild, Château Latour. Überraschnungen; Monbrison und Chasse-Spleen. Tischwein; eine Melchiorflasche ...
ALTE BORDEAUX-WEINE IN ESCHENBACH!
Das Risko mit alten Flaschen und das Flaschenglück, wenns funktioniert. Höhepunkte, 1929 Duhart, 1937 Clos Fourtet, 1959 Malartic-Lagraviere ...
MONTRACHET, POMMARD, CHAMBERTIN & CO!
Ein Burgunderabend mit allen Facetten im Sempacherhof. Von 1933 (Romanée-St.Vivant) bis 2013 Meursault. ZWei Weine mit 20/20-Punkten ...
CHÂTEAU MONTROSE IM SEETAL!
Auch im Luzerner Seetal gibt es gute Weine. Die Weissen sind besser als die Roten. Und die roten Weine bei weitem nicht so lagerfährig wie der Château Montrose ...
25 JAHRGÄNGE VON CHATEAU TROTANOY! Mit 1998 Comtes de Champagne von Taittinger, mit Toblers-Küche und Château Trotanoy vin 1949 bis 2010.
Einen ganzen Sonntagnachmittag lang ...
SOCIANDO-MALLET; NEU TROISIEME CRU!
Seit Jahrzehnten einer der zuverlässigsten Cru im Médoc ohne Adelstitel. Eine aktuelle Standortbestimmung mit den Jahrgängen 1995, 2005 und 2009 ...
GESTATTEN? BONER! ANJAN BONER! Ein Besuch beim wohl jüngsten Bündner Weinbaubetrieb. Seit 2007 produziert Anjan Boner in Malans eine recht breite Palette an tollen weissen und roten Weinen ...
FÜRSTLICHER PINOT NOIR AUS LIECHENTSTEIN! Besuch in der Hofkellerei im Ländle. Wir waren beeindruckt von den Chardonnays und auch von den Pinots.
Besonders vom Herawingert 2019 ...
CHÂTEAU PAPE-CLEMENT UND COMPAGNIE!
Ein wunderbarer Weinabend mit Philippe Magrez im Sempacherhof und 75 Gästen. Und dem sagenhaften 2015er mit 20-Punkten ...
VIEL RAUCH UM CHÂTEAU LAFITE-ROTHSCHILD!
Wenn jeder eine Flasche aus seinem Keller mitbringt, wird so ein Event erschwinglich. Wenn jemand eine Jéroboam mitnimmt, gibt es Lafite richtig satt ...
Dies ist eine Aufzählung aller Gabriel-Artikel vom Jahr 2022 auf www.bxtotal.com